PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eine Fahrt nach Schiewenhorst im Herbst 1996



Wolfgang
13.04.2008, 00:46
Eine Fahrt nach Schiewenhorst im Herbst 1996

Fähranlegestelle Schiewenhorst (Swibno) - Treffpunkt für alle, die über die Weichsel nach Nickelswalde (Mikoszewo) wollen. Warten ist angesagt. Auf dem Strom ein kleiner Schlepper, der laut stampfend die Fähre am stählernen Führungsseil zum anderen Ufer schiebt. Genügend Zeit bis die Fähre zurückkommt, genügend Zeit um ein paar Schritte zu gehen, die Augen schweifen zu lassen.

Direkt unten am Weichselufer - der Blick flußabwärts macht neugierig, lädt zu einem kleinen Spaziergang ein. Hinter hohem Buschwerk, ganz versteckt, zwei ausgemusterte Eisenbahnwaggons.Sie sind bewohnt. Davor eine grüne Holzbank. Unter der abblätternden Farbe tritt das blanke Holz hervor. Auf der Bank ein alter Mann, der bedächtig sein Pfeifchen raucht, vor sich hinschweigt.

Tuckernd kämpft ein mit drei Mann besetztes Fischerboot gegen die starke Weichselströmung an. Es fährt zur Strommitte, Bojen aussetzend, an denen feinmaschiges Netz zur See treibt. Der Blick geht zum Weichselufer, über Weidenrutenbündel, die zusammengeflochten im Wasser liegen. Werden damit heute noch Ufer befestigt? Oder wässern hier Korbmacher ihr Material?

Eine frische Brise und die herbstliche Nachmittagssonne haben gegen die leisen Nebelschwaden gewonnen, die Strom und Deiche gefangen hielten. Der nahe Nehrungswald leuchtet in unwirklich kräftigen Farben. Das Wasser spiegelt warm die sonnenüberflutete Landschaft jenseits der Weichsel.

An der schlichten, aber idyllisch gelegenen Wohnstätte des alten Mannes vorbei führt der Weg zum Hafen. Links und rechts, teils von welkendem Gras überwachsen, vergehen Netze und Reusen. Ein gesunkener Kutter, dessen zerfallende Aufbauten halb aus dem Wasser ragen, erinnert an vergangene Zeiten. Über das Hafenbecken hinweg, von der nördlichen Seite her, hallen Maschinen der Fischfabrik. Gegenüber wartet eine Schulklasse lärmend auf ihren Bus.

Ein roter Backsteinbau steht verlassen zwischen dichten Sträuchern und unbelaubten Bäumen. Der schiefe Schornstein ragt einsam in den herbstlichen Himmel. Auf der Suche nach Beute ziehen Möwen mit raschem Flügelschlag unregelmäßige Kreise. Hin und wieder stürzt sich eine von ihnen ins stille Wasser um gleich darauf mit zappelndem Fang im Schnabel den Flug fortzusetzen.

Die drei Fischer sind weit draußen auf der Weichsel, ihr Boot folgt den Bojen. Holen sie das Netz schon wieder ein? Oder lassen sie noch mehr Garn nach? Ich wäre gerne dabei.

In der Ferne Hundegebell, lauter werdend, plötzlich verstummend. Ein Vogelzug wirft Schatten, fliegt mit davonjagenden Wolken um die Wette, streift den silbernen Horizont über dem Meer, entschwindet. Ruhe breitet sich aus, nimmt Besitz. Zwei Angler in olivgrünen Wathosen streifen durch das Dickicht, unterhalten sich leise. Ein Kescher verfängt sich im Gestrüpp, wird vorsichtig freigemacht. Stille umfängt mich wieder, verleitet zum Träumen. Gedankenverloren, trotzdem mit offenen Sinnen, nehme ich Natur auf. Höre, sehe, rieche, fühle, atme tief durch, hebe ab. Bin für wenige Augenblicke weit weg, bei den Vögeln, über dem Meer.

Ali kommt, entreißt mich meinen Träumen, bringt mich zurück in die nüchterne Wirklichkeit. "Die Leute sind arm hier, Wolfgang. Es ist eine herrliche Landschaft, aber es gibt keine Arbeit. Komm, die Fähre ist da, wir wollen weiter."

Der Rückweg führt wieder am alten Mann vorbei. Er zieht noch immer an seinem Pfeifchen, nickt uns zu. Vom Fischerboot und den Bojen ist nichts mehr zu sehen.

Rychu
05.11.2020, 22:45
Nicht mehr, nicht weniger ;)

Ein Großteil Ihrer Beschreibung ist bis heute erhalten geblieben.

Rychu
05.11.2020, 22:47
... und 24 Jahre sind vergangen ...

Rychu
05.11.2020, 23:05
In Kürze wird mit dem Bau eines Radweges entlang des Hochwasserdamms nach Błotnik begonnen, und auf dem Platz wird mit der Fähre ein Erholungsgebiet errichtet.

Diesen Sommer bin ich die Weichsel hinunter nach Błotnik gesegelt und habe die Fährabutments der alten Fähre zwischen Błotnik und Drewnica von der Wasserseite aus gesehen. Die Zufahrtsstraßen zu ihnen sind sogar in gutem Zustand.

Vor zwei Jahren habe ich die Website der ehemaligen Fähre auf Google Maps unter wikimapia.org markiert.

https://wikimapia.org/#lang=pl&lat=54.286373&lon=18.938166&z=17&m=w

Rychu
05.11.2020, 23:27
Und zu diesem Zeitpunkt markierte ich 1895 den Beginn der Weichsel Przekop. Ich bin vor zwei Jahren mit dem Boot dorthin gekommen. Dieser Ort wurde 1895 als Erholungsort gedacht. Ab diesem Zeitpunkt sind die Ufer der Weichsel in Richtung Schiewenhorst mit Stein gesäumt. Ab diesem Punkt hat die Weichsel natürliche Ufer und Ausläufer.

https://wikimapia.org/#lang=pl&lat=54.281544&lon=18.937487&z=19&m=b

Bewegen Sie die Computermaus über den Bildschirm, bis das gelbe Feld angezeigt wird, damit das Objekt angezeigt wird. Dann können Sie zu Google Maps gehen. Wie ? Klicken Sie oben rechts auf die Registerkarte. Wenn Sie auf das gelbe Feld klicken, wird eine Beschreibung mit den Autoren dieses Beitrags angezeigt.

Es lohnt sich, andere Objekte kennenzulernen, die ich in und um Schiewenhorst auf der obigen Karte angewendet habe. Die meisten von ihnen erschienen auf Google Maps.

Jeder kann interessante Orte hinzufügen und über wikimapia.org beschreiben.

Rychu
05.11.2020, 23:32
Dies ist die Beschreibung des Ortes, an dem der Weichselschnitt beginnt.

Jeder kann seine Beschreibung in seiner Muttersprache hinzufügen. Nützlicher Spaß. Es wird für die jüngeren Generationen bleiben.


Zu diesem Zeitpunkt begann die Pflasterung des linken Ufers der Weichsel Przekop, deren Bau 1891 begann und 1895 abgeschlossen wurde. Hier wurde eine Art gepflasterter Mini-Boulevard zum Gedenken an den Beginn der Weichsel Przekop angelegt.