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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Politechnikum und Militärlazarett 1945



Wolfgang
01.10.2012, 17:32
Schönen guten Nachmittag,

Wolfram schreibt in seiner Vorstellung Wieder ein Neuer (http://forum.danzig.de/showthread.php?9021-Wieder-ein-Neuer) u.a.:

"Mein Vater lag mit einer schweren Verwundung im März 1945 im Politechnikum (war damals Lazarett) als deutscher Soldat und viel dort den Russen in die Hände" und fragt: "Wer weiß was vom Politechnikum und Lazarett 1945?"

Es gibt mehrere Zeit- und Augenzeugenberichte. Noch nicht endgültig geklärt scheint lediglich die Frage, ob das verheerende Feuer in der als Militärlazarett dienenden Technischen Hochschule durch Beschuss deutscher Kriegsschiffe oder -was wahrscheinlicher ist- durch Brandstiftung russischer Soldaten verursacht wurde.

Wenn Dein Vater, Wolfram, die Besetzung der TH überlebte, dann hatte er ungeheures Glück. Denn die meisten der verwundeteten deutschen Soldaten, die das Feuer überlebt hatten, wurden von den Russen liquidiert. Der in der TH Dienst tuende Heeresarzt Dr. Horst Wolf schildert in seinem Augenzeugenbericht ein Kriegsverbrechen (Horst Ponczek: "Spurensuche... - Die Wahrheit über den Untergang Danzigs 1945, Seiten 107-110). Er schilderte, dass bereits gerettete verwundete deutsche Soldaten, erschossen wurden. In den Gebäuden, die nicht gebrannt hatten, wurden die Verwundeten in ihren Betten erschossen. 40 Verwundete hätten gerettet werden können.

In einem 1947 erschienenen Artikel über den Wiederaufbau der TH schrieb der polnische Professor Dr. Bronislaw Bukowski: "In dem Schutt und in der Asche wurden ca. 800 Leichen gefunden".

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Wolfram
01.10.2012, 19:22
Hallo Wolfgang,
deine Informationen haben mich erschüttert......

Es war schlimmer als ich es mir vorgestellt hatte. Mein Vater, der 1987 verstorben ist,
hat mir wenig von seinen Kriegserlebnissen erzählt. Doch an eine Episode, die er
mir berichtete kann ich mich genau erinnen.
Er erzählte mir, er lag im Lazarett und plötzlich, betraten Russen das Zimmer. Sie
schrien "Uhri, Uhri". Mein Vater hatte glücklicherweise eine Uhr, die er den
Russen geben konnte. Das hätte ihm in diesem Moment das Leben gerettet.
Andere ohne Uhr wurden erschossen. Als junger Mensch wußte ich nicht so recht, ob
sich das tragische Ereignis genauso abgespielt haben sollte. Doch deine Äußerungen
bestätigen, dass es genau so war.
Mein Vater kehrte nach ca. 4 Jahren mit bleibenden schweren seelischen Schäden
aus der Gefangenschaft zurück.

Wolfram
03.10.2012, 18:21
Ich habe mir soeben das Buch: Horst Ponczek: "Spurensuche... - Die Wahrheit über den Untergang Danzigs 1945
bestellt. Ich bin schon sehr neugierig auf das, was ich in diesem Buch lesen werde.
Aber auch im "Frank Fischer: Danzig, eine zerbrochene Stadt" habe ich einige Informationen zu den
Greueltaten in der Technischen Hochschule 1945 gefunden.

Wolfgang
03.10.2012, 18:47
Schönen guten Abend,
hallo Wolfram,

Augenzeugenberichte (bzw. deren Auswertungen) über die Schrecknisse in der Technischen Hochschule sind nicht nur auf den von mir angegebenen Seiten zu finden. Horst Ponczek, leider mittlerweile verstorben, berichtet auch auf weiteren Seiten über die Geschehnisse in der TH.

Gut, dass Du eine Möglichkeit gefunden hast, das Buch zu kaufen. Das was einst geschah, ist heute kaum mehr vorstellbar. Es bedarf der Information Jener, die dabei waren, die das alles erleben mussten.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang