PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Poguttke: Eintopfgereicht - ein Wrukenattentat mit Auto



Helga +, Ehrenmitglied
09.03.2008, 13:32
Übernommen aus Danzig-L
Beitrag von Wolfgang am 16. März 2006




EINTOPFGERICHT - Ein Wrukenattentat mit Auto

(veröffentlicht am 04.11.1933 in den Danziger Neuesten Nachrichten)

also, meine Härren, Se kännen mir: ich bin en friedlicher Zeitjenosse.
Immer derjenichte wälcher, tjawoll! Wänn es heißen tut:
Winterhilfswärk, sag ich "Ehrensache!". Und wenn nur wieder jesaacht
wird: "Morjen Eintoppjericht!", sag ich: "Zu Befehl! Machen wir!" -
Oberchen ein kleines Hälles, bitte!

Wie jesaacht, alles scheen und gut, väliert ma als Danzjer gar kein
Wort nich drieber, aber bloß bei eins werd ich fuchtich. Das is, wänn
nu meine Ollsche ausjerächent zu's Eintoppjericht fier morjen Wruken
muss machen! Da sag ich "Tärror!" Tjawollja. - Se kenn' meintswejen
auch Tärrohr sagen. Ich västeh nich franzeesch. - Aber das is es! Das
välangt nich mal Senater Batzer. Mein Freind Adolf Schaweiter meint
auch, das mit den Wrukenfimmel weer bei meine Ollsche dräktemang
Sadismus. Tjawollja. Prost!

Sehn Se, nu kennt se doch machen als Eintoppjericht Ärbsen, Kumst,
Linsen, saure und sieße Bohnchens, meints wejen Kartolffelsupp, blauen
Heinrich, Kelberzeehne und weiß was noch. Aber nei!

Ich steh heit jejen mittach ahnungslos inne Frauengass und kieck
raufer nache Marienkirch, wo der Sturm jen Jerist runterjepuhst hat.
sowas inträssiert ei'm doch als oller Polier. Is ja Gottseidank noch
gut abjegangen.

Wer steht aber auf einmal vor mich und drickt mich das Marchtnätz voll
Wruken inne Hand? Meine Ollsche! "Is gut, dass ich Dir träffen tu,
Franzchen!, meint se, "ich muß noch bei de Schneiderin raufer und bei
Frau Schaweiter, da kannst mich das Nätz abnehmen und nach Haus' tragen!"

Ich sag: "Was, Wruken?"

"Jewiß", meint se, "morjen is doch Eintoppjericht!"

Das saacht se Ihn' so harmlos hin, als wänn einer so sagen tut:
"Scheener Abend heite morjen!" und schon haut se ab, und ich steh da
mit mein Marchtnätz voll kaschub'sche Ananas, fiehl, wie mich der
Roogen hochjeht, und mein Hund, das Kreet, kickt mir noch so
schiefnasich vonne Seit an, als väkneift er sich das Lachen - ich hätt
ihm bald eins ieberjezogen, aber indem kemmt en Auto anjetefft,
brämst, hält - wer is es? Mein Freind Adolf Schaweiter!"

"Mänsch, Franz", lacht er sich, "was is mich das mit dich, mein Kind?
Du stehst ja hier so aufen Schlips jetreten da..."

Äzeehl ich ihm nu wietend, was los is, und sag: "Von mir aus hättst
mich die kreetsche Wruken ruh'ch mit dein Auto konnt ieberfahren hahm!
Dänn wer ich se los jewesen!"

"M.W.", saacht er, "machen wir, Franz! Das is de einfachste Leesung!
Paß mal auf: Du ställst mir da drieben anne Äck, ställst da Marchtnätz
mit die Wruken so vore Quint da deicht am Trittoar hin oder an jen
Beischlach und stichst dich jemietlich dein Feifchen an, derweil fahr
ich fix noch mal rum zum Heiljegeistgass raufer und komme hier noch
mal forsch retour jepeest, schon fahr ich dich jen Marchtnätz ieber
und mach dich Wrukenmarmelad', dänn dirfst deine Ollsche nuscht nicht
vorliejen, dänn kannst sagen, de Wruken sind dich ieberjefahren!" Prost!

Was soll ich Ihn' sagen? Jen Leidack tefft ab. Ich Dussel in meine Wut
werd ja warraftich da rieberjehn und machen, wie er saacht: Nätz da
hinjeställt, mein Feifchen vorjesucht, Tobbaksbeitel her, jestoppt,
Streichhelzer aus de Fupp vorjeholt, und wo ich grad mich wers
anstächen, dreh so dem Ricken nach die Seit, von wo er kemmt, und kick
wieder nache Marienkirch, da is Ihn' alles eins achtzehn, ich wißd
erst garnich, wie, wo, was. Ich väbränn mich rächt noch de Finger ans
Streichholz, wie ich rumkick, weil's hinter mich knallt und klirrt
und, was weiß ich, und Jesuch und Jebelk und Halloh!

Is Ihn' doch jen Labs so fiffich ieber mein Marchtnätz rieberjefahren
- Se wissen ja, bei sowas is er "Kinstler", västehn Se-, daß er nu
doch woll mit's Autorad aufe unterste Wruk muß so rauferjekommen sein,
muß nu doch woll der Autoreifen abjeglibbert sein oder was weiß ich -
is ja jätz immer so glibbrich - und meine Wruken fliejen Ihn aus jen
Marchtnätz raus wie de Kanonenkugeln und eine diräktemang drieben
durchen Partärrfänster mang de Kakteen, und miteins sind auch all Leit
da. Äbarm Se sich!

Einer fuchtelt vor Adolf sei Auto mit son Stick Woisepeesrich rum,
soone aasje Bollefleit, und will ihm Vähuwen, und eine sone junge
Hibsche mit'n nasses Rehleder inne Hand schreit: Se hätt es ganz
deitlich beis Fänsterputzen jesehn, der Zrohr im Auto hätt das mit
Fleiß jemacht, aus puren Schabernack, daß er dem alten Mann - damit
meinst se mir - de scheenen Wruken man bloß wollt kaputtfahren!

(der Schriftverkehr in desem Forum entspricht dem Artikel eines längst
verstorbenen Menschens /Nutztiers.

Und vleicht gleich ein Auflauf und Marreiß, da war das Änd von wäch!
Von ieberall kamen se ann mit Schrubber, Besen, einer sogar mit en
Hand Gasrohr, de reine Abristungskonferänz, und alle nu auf mein
Freind Schaweiter los, wo da ganz bedammelt hinter seien Glasscheib
huckt und all das Portmonneeh vorhätt, von wejen jene zäkeilte Scheib
und die torpedierten Kakteentepp.

Und dänn war da vleicht eine soje Ippije, Große, de reine Järmanja,
die putzt ja Adolf aus so wien nassen Sack, sag ich Ihn'! Schreit
nache Schupo! Ich will ihr nu beruhjen und sag: weer ja nich so
schlimm, weer ja doch all alles in Ordnung, se sollten dem Härrn doch
all ruh'ch fahren lassen.!, da meint sie: "Nei, Sie sind viel zu
bescheiden, kommen Se man, Härr Poguttkechen," damit packt se mir anne
Hand wie son kleiner Jong, reißt de Autotier bei Adolf hinten auf,
zieht mir forsch rein uns kommandiert mein Freind Schaweiter wie son'n
Feldwebel: "So nun fahren Se augenblicklich mit uns nachen
Dominikanerplatz nachen Marcht, da werden Se hier unserm armen Härr
Poguttke wieder frische Wrukenkaufen, jenau wo scheene wie die erst!
Wo er sich all so darauf jefreit hätt!"

Was meinen Se? Ob er da macht'? Klar! Sage und schreibe: wir drei sind
nachen Marcht, Adolf hat mich wie Wruken jekauft, tjawollja. Und wie
jene Marchtfrau von meine Järmania wird heeren, wie wo was, da hat se
mich doch ne scheene Wruck zujeschonken. Nu reden Sie!

Und dänn mißd mir Adolf mit seine Wrukenladung noch nach Haus' fahren.
Und jene Große kam noch mit all nach oben, ställen Se sich vor, und
äzeehlt meine Ollsche lange Änder... Und wie se mitten drin is in ihre
Häldentatenäzeehlerei, Klingert's: schicken mich da wälche em
Riesenpaket Wruken, tjawollja, Se hätten grad jeheert von mein Unglick
mit jen schuchernen Autofahre