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waldkind
18.12.2012, 13:26
Fröhliches Hallo an alle,

zufällig aus dem Wald gepurzelt, interessiert mich die Frage nach den danziger Kräuter-Vorlieben. Gibt es besondere Kräuter, die um oder sogar in Danzig wuchsen, bzw. Gewürze oder Kräuter, die mit Vorliebe verwendet wurden. Und eventuell Rezepte zu diesen. Auch gerne "Kriegsgerichte".

Liebe Grüßevom waldkind im Kräuterkleidchen :-)

jonny810
18.12.2012, 14:01
Da erinnere ich mich an Kümmel.

Mein Vater trank den sogar:)

waldkind
18.12.2012, 14:54
Hallo Erhart,
ich erinnere mich, dass ich meinen Kindern Kümmeltee kochte als sie Babys waren. Das meinst du wohl nicht? Dann gibt es noch den 35%igen für Jungs, die schon aus den Windeln raus sind. Habe ich ein bisschen gegooglet. Kümmel soll eines der ältesten Gewürze sein. Schmeckt vorzüglich auf Backkartoffeln. Danke, hat Spaß gemacht mit Kümmel.

Vielleicht kennt noch jemand Kümmelrezepte?
Herzliche Grüße vom waldkind.

Bartels
18.12.2012, 16:40
Hallo Waldkind,

mein Danziger Vater liebte Kümmel, besonders im Zusammenhang mit einem Topf bestehend aus Rindfleisch und viel Zwiebeln. Meine Mutter kochte oft "westpreussisch", wie sie es von ihrer Mutter übernommen hatte.

Ausnahme waren die pfälzischen Weihnachtsplätzchen.

Bartels
18.12.2012, 16:45
Hallo waldkind,

das Wichtigste war natürlich der Machandel - der Wachholder, aus dem Stobbe & Co. ihre Wässerchen herstellten.

NB: Der Topf war ein Enitopf, auch mit Kartoffeln und viel Brühe.

Herzliche Grüße nach Avalon

Rudolf

Ulrich 31
18.12.2012, 19:06
Hallo waldkind,

hier ein "Kriegsgericht" ohne Kräuter: Stampfkartoffeln mit Buttermilch. Wir Kinder bauten auf dem tiefen Teller aus dem Kartoffelbrei einen kleinen runden Burgwall wie in groß aus Sand am Strand und gossen in ihn hinein die Buttermilch. Das machte Spaß. Zur "Kräftigung" gab es dazu etwas ausgelassenen Speck. - Es hat uns sogar prima geschmeckt.

Viele Grüße
Ulrich

Belcanto
18.12.2012, 19:24
Leider kann ich meine Mutter nicht mehr fragen!

tannseer, +2014
18.12.2012, 20:31
hi waldkind,
die in unserer küche an meistgebrauchten kräuter waren petersilie, dill und schnittlauch. kümmel ist ja ein gewürz, und wurde zu allen weißkohlgerichten verwendet. aber auch im "werderkäse" der molkerei albrecht war auch kümmel drin.
lg.

asgaard
18.12.2012, 20:47
Hallo Bartels,

war bei dem Gericht aus Rindfleisch, Kümmel mit viel Zwiebeln sonst noch was dabei, etwa eine Kohlsorte oder Ähnliches ?
Das würde mich interessieren.

Gruß
Wolfgang

Heinzhst
18.12.2012, 23:20
Hallo Waldkind, im Krieg kochte Muttchen sehr oft Wruken.
Da gehörte dann auch Majoran rein.
Ich kann mir Wrucken ohne Majoran garnicht vorstellen.

Schöne Grüße Heinz (HST)

Ulrich 31
19.12.2012, 11:29
Und Wruken schmecken mir auch heute noch prima - nun am liebsten mit Gänsefleisch.

Guten Appetit und Freude daran wünscht allen bei den jetzt verschiedensten Weihnachtsgerichten

Ulrich

Belcanto
19.12.2012, 12:37
An die Steckrübenzeit kann ich mich auch noch gut erinnern.

asgaard
19.12.2012, 13:38
Steckrüben mit Muskat, Kräutersalz, etwas Kartoffeln und Kassler, oder auch mit Gänsefleisch wie Ulrich es vor mir schrieb, aber dann ohne Muskat, ist für mich eine Delikatesse.
In den 50ger Jahren war es ein häufiges Gericht gerade bei den ehemaligen Flüchtlingen in Schleswig-Holstein.

Wir kleine Jungchens gingen damals über die Knicks (Umwallung der Felder ) und zogen den Bauern in geduckter Haltung so manche Steckrübe vom Feld:p, säuberten sie im nächsten Bach und schälten sie stolz mit dem eigenen Fahrtenmesser um sie gleich hungrig zu verzehren, natürlich durften die Eltern davon nichts erfahren sonst gabs Senge.;)

Wolfgang

waldkind
19.12.2012, 14:19
Einen schönen guten Tag Euch allen.
Ich freue mich sehr über die vielen Beiträge hier.

Auch wir hatten als Kinder in den Berg Kartoffelbrei eine Mulde gedrückt, in die eine braune Soße kam. Aber Buttermilich habe ich wohl nur einmal getrunken. Als ich ganz klein war, gab es Speckschwarte zum Abknabbern.

Wruken kenne ich nicht. Was ist eine Steckrübe? Ich glaube, die bekamen wir nicht zu essen. Eher Kohlrabi. Kann man Steckrüben heute noch kaufen? Wo ich herkomme, gab es Futterrüben für das Vieh und jede Menge Zuckerrüben. Das Resultat davon befindet sich rund um die Hüfte.

Kümmel ist zwar ein Gewürz. Aber dieses Gewürz ist der Same einer einfachen Wiesenpflanze, also ein Kräutlein. Vom Kümmelfieber angestochen, hatte ich mir zum Frühstück Weißkohl gemacht, mit äähm Zwiebel, Kümmel, Muskatblüte, Ingwer, Schabzigerklee, rotem Pfeffer, Salz, Petersilie, Apfel und einem Stückchen Daumen. Also ich weiß jetzt nicht, ich mach das ja so pi mal daumen. Aber da war wohl ein bisschen viel pi reingeraten. Ein Gourmetessen ist das nicht, aber ich kann euch sagen, es ist gesund wie Donnerblitz. Der Kümmel schmeckte auch nicht nach Kümmel, vielleicht war es Kreuzkümmel oder einfach nur zu alt. Ich kann ja noch üben, nur wird es dann pi mal dreiviertel-daumen werden. Ich versuche es mal mit dem Kümmelkäse.

Wacholder ist wohl eines der besten Gewürze für die Weihnachtszeit. Der mordet jedes Ungeziefer, was sich im Leib befindet. Leider trink ich ja nicht so scharfes Zeug. Aber soll man einfach eine Wacholderbeere kauen. Die schmecken echt gut. Kleiner Tipp an Leute, die Weihnachten keinen Rotkohl oder Sauerkraut essen.
Petersilie, Dill und Schnittlauch kennen wir bestimmt alle, vorzüglich als Butter und in Quark oder auf Kartoffeln. Kräuterquark auf Pellkartoffel schmeckt immer gut.

Wenn ich mit meinem Weißkohltopf zu Rande gekommen bin, dann versuche ich es mal mit Kümmel auf Backkartoffel.

Das mit den Wruken mit Majoran möchte ich gerne mal probieren. Was muss da jetzt tun???

@Rudolf: Danke für deine Grüße. Bin auf Avalon angekommen. Aber so richtig los geht es erst am Ersten Ersten, dann beginnt das Wildapfeljahr.

Schöne Kräutergrüße an alle vom waldkind im Kräutermantel.

Bartels
19.12.2012, 14:38
Hallo,

wenn sich meine Eltern zu 110 % über etwas einig waren, dann über dies:
NIE WIEDER STECKRÜBEN AUF DEM TISCH!

@Wolfgang: In unserem Eintopf war kein Kohl, Weisskohl hätte bestimmt hineingepasst. -
Im eigenen Garten hatten wir nur Rotkohl, Grünkohl, Blumenkohl und Rosenkohl,

Ute Marianne
19.12.2012, 14:44
Hallo Waldkind,

Wruken kenn ich auch als Nachkriegsgeborene.
Gibts bei mir immer als Abschluß mit den resten vom Gänsebraten schön mit Bratensoße Beifuß und Majoran.
Dazu kleingeschittene Kartoffeln und fertig .

Da läuft mir das Wasser im Mund zusammen beim schreiben.

Oma mochte es nicht so,da sie an ihre Kinderzeit im 1. Weltkrieg erinnert wurde, aber so lecker mit Gans aß sie es doch.

Paps hats ja nach altem Rezept seiner Danziger Oma gekocht und ich machs auch.

Laß es dir schmecken.



Liebe grüße vom Rhein Ute MArianne

waldkind
19.12.2012, 18:17
Ich möchte sagen, dass ich als Nachkriegsgeborene nicht gerade köstlich gedeckt bekam. Es gab zur Hauptsache Haferbrei, später wechselte der mit Vanillepudding und Schokopudding und Griesbrei ab. Das habe ich jahrzehntelang nicht mehr angerührt. Später freute ich mich, wenn es mal Linsen- oder Erbseneintopf gab, hin und wieder Graupensuppe. Kartoffeln mit Erbsen und Möhren oder Rotkohl, das war dann wirklich ein Festessen. Damit konnte man uns an Feiertagen begeistern. Und es gab im Sommer natürlich Obst und frischen Salat aus dem Garten. Aber Steckrüben gab es nie. Obwohl ich früher schon viel von den älteren Leuten davon gehört hatte. Ein älterer Herr sagte mal: "Es gab jeden Tag in Wasser gekochte Rübchen. Ich frage mich heute noch wie unsere Mutter uns damit durchbrachte."
Nun habe ich mal gegooglet. Da kommen mir glatt die Tränen. Wruken sind das allround-Nährmittel, Kottelett wie Kaffe alles aus Wruken. Trotz und alledem gehört dem Rübchen große Ehre. Wie viele hätten ohne es gar nicht überlebt? Für mich wiederum ein Grund dankbar zu sein in einer Zeit, in der man ziemlich alles kaufen kann.

http://de.wikipedia.org/wiki/Steckr%C3%BCbe

Mein Kohl schmeckt schon ein bisschen nach Kümmel. Kann sein, dass es ein wilder Öko-Kümmel ist, der erst mal paar Stunden über sein Dasein meditieren muss, bevor er aufblüht. Herzliche Grüße und danke fürs Mitmachen. Hat mich berührt. w.k.

vklatt
19.12.2012, 20:11
Liebes Waldkind,

wir essen auch heute noch gern Steckrüben und natürlich
mit Majoran, muß einfach sein! Nach Kriegsende, als wir kein Brot
hatten, bekamen wir Kinder eine dicke Scheibe Steckrübe
mit zur Schule. Das war besser als hungern.

Und Kümmel kommt bei mir an Weiß-Rot- und Sauerkraut. Und
an eingelegte Rote Bete. War früher auch in den gekauften Gläsern.
Jetzt leider nicht mehr.

Liebe Grüße Vera

Stejuhn
20.12.2012, 00:06
Guten Abend liebe Forumteilnehmer,

meine Oma kochte Wrucken immer für sich und mich, wenn meine Mutter arbeiten war. Meine Mutter mochte dieses Essen nicht so gerne, da es sie an die Kriegszeit erinnerte und von ihrer Mutter wohl nicht besonders gut zubereitet wurde.
Die Wrucken von meiner Oma (väterlicherseits) schmeckten mir aber wunderbar.:p
Gelegentlich koche ich sie auch noch so, wie es mir in Erinnerung geblieben ist.
Au Mann, jetzt bekomme ich richtig Hunger drauf!!!
Einen schönen Abend wünscht
Sigrid

susannefreter
20.12.2012, 01:09
Hallo waldkind,

Steckrüben schmecken...Bäh!, ich musste diese als Kind auch immer essen....als Eintopf.

Graupensuppe liebe ich, das ist so lecker.......

waldkind
20.12.2012, 10:38
Guten Tag an alle,

Graupensuppe liebe ich sehr. Graupen ist was für den Sommer, da sie sehr auskühlen, mich jedenfalls. Da kann man ja alles grüne Gekraute reinhäkeln, von Petersilie, Estragon, über Dill, Majoran, einfach alles und das dreiviertel Lorbeerblatt.

Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass jemand keine Steckrüben mag. Ich weiß es noch sehr gut wie mir immer schlecht wurde, wenn meine Töchter Puddings gekocht haben wollten. Es mag vielleicht einer glauben, Pudding sei doch toll. Aber wenn man es jeden Tag essen muss? Nach altem Brauch gekocht mit fetter Kuhmilch, Maismehl und Vanilleschote. Näh ... Und immer betteln um eine Scheibe Brot, die man nicht bekommt, weil die Scheiben abgezählt sind.

Ich habe den Weißkohl noch mal aufgekocht. Der sieht wegen des vielen Kümmels jetzt nach Braunkohl aus. Mit etwas Demut vor der Schöpfung kann man ihn sogar essen. Ein ideales Gericht für Gäste, die man nicht mag. Muss ich mir merken :-D Am Kümmel liegt es nicht, auch nicht am Kohl. Vielleicht an dem alten Sekt, den ich da reingeschüttet habe?

Einen schönen Tag für euch wünscht das waldkind.