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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Reisebericht von Heike



Helga +, Ehrenmitglied
14.04.2008, 23:15
Übernommen aus Danzig-L
Beitrag von Heike am 4.11.2007

Hallo Helga,
mir geht es ebenso, dass ich froh bin, meine Mutter nach Danzig
begleitet zu haben, nach dem sie schon befürchtet hatte, nicht mehr
dorthin zu kommen.

Ich sagte mir, fährst einfach mal mit, die paar Tage werden so schlimm
nicht sein, und so sehe ich wenigstens mal, wo meine Mutter herstammt,
und sie braucht nicht allein zu fahren. Immerhin ist sie schon über 70
und kann nicht mehr gut laufen.

Das war 2003 im Herbst, wunderschönes Wetter, ich war total angetan von
dieser Stadt. Schon die Silhouette, als wir abends ankamen und bergab in die Stadt
reinfuhren, alles überragend die Marienkirche, das Rathaus, das Krantor
endlich. Im Jahr darauf fuhren wir wieder hin, und im Jahr darauf wieder, und ein Jahr später wieder …
Wir sind bis jetzt immer mit einem Reisebus gefahren, in Lübeck
eingestiegen, und gegen 19/20.00 Uhr in Danzig gewesen.
So gehen ja immer 2 Tage für die Fahrt drauf, aber der Vorteil ist, dass
man sich nicht um Hotel usw. kümmern muß.

Zweimal haben wir im Hotel Krolewski gewohnt, gegenüber dem Krantor, ich
mag dieses Hotel, es ist klein und fein, hat sehr nettes Personal und
gutes Essen.
Man kann vom Krantor aus mit dem Boot rüberfahren, alle 15 min., in der
Saison bis 18.00 Uhr, danach allerdings nur bis 16.00 Uhr.

Wir machen immer das gleiche, als erstes Stadtrundfahrt bis Sopot zum
Seesteg, dann nach Oliva zur Kathedrale;Orgelspiel, zurück zur Stadt, da
setzen wir uns immer ab, und bummeln alleine weiter, trinken irgendwo
Kaffee, freuen uns, wenn wir das Glockenspiel vom Rathausturm hören,
spucken in die Mottlau. Einmal hab ich’s auch den Kirchturm der
Marienkirche hochgeschafft, der Ausblick lohnt die Anstrengung.

Dann fahren wir einen Tag mit der Taxe nach Ohra/ Orunia. Ich muß dem
Fahrer irgendwie verständlich machen, wo wir hinwollen: uliza
Sandomerska, früher Boltengasse Dort hat die Familie meiner Mutter
zuletzt gewohnt, das Haus steht noch da, direkt am Bahnübergang, mein
Großvater hat im Stellwerk gearbeitet.
Die Gegend ist nicht gerade schön, aber wir sind immer angetan. Meine
Mutter und ihre Schwester (meine Tante) erzählen sich immer, wer wo
gewohnt hat und wann,
das Haus gegenüber steht auch noch, nebenan war die Daimon-Fabrik, da
ist jetzt ein freier Platz, auf der anderen Seite war eine Werkstatt, da
ist jetzt auch wieder eine.
Dann gehen wir zurück über die Schönfelder Brücke zur Schönfelder
Strasse, in Nr. 18 hat früher mal meine Großmutter gewohnt, weiter hoch
war die Schule.

An der Radaune gehen wir zur Stadt zurück, ein schöner Weg, und auch
schön lang, ich staune insgeheim, dass die beiden „Alten“ das so
durchhalten. Meine Mutter hat so einen „Gehwagen“, mit dem sie das alles
bewältigt.
In Langfuhr im Eschenweg wohnt noch eine Cousine meiner Mutter, dort
statten wir natürlich auch immer einen Besuch ab, die Freude ist jedes
Mal groß.

Wenn es nach hause geht, heißt es immer, wir waren gar nicht im
Heeresanger (heute Allee Legionow, da wohnten sie auch, vor dem Krieg),
oder, wir wollten doch noch in die Brigittenkirche, wo der
Bernsteinaltar aufgebaut wird, oder, wir müssen mal fahren, wenn Dominik
ist, das machen wir aber bestimmt im nächsten Jahr.

Haben wir in diesem Jahr schon alles nachgeholt, und ich habe sogar
endlich eins der Orgelkonzerte in der Marienkirche erlebt, die ja im
Sommer wöchentlich stattfinden.

Ich wollte eigentlich ganz was anderes schreiben, aber wie schon Beate
Stein schrieb, es ist schier unmöglich, sich bei seinen
Reiseerinnerungen kurz zu fassen,
daher breche ich hier ab.

Viele Grüße aus Mecklenburg
Heike Oldenburg