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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Weihnachten 1944



Liselotte Fischer
24.12.2012, 16:48
24.12.2012

Hallo zusammen,

heute am Heiligabend erinnere ich mich an unser Pflichtjahrmädchen Edith, die das "Kaschubische Weihnachtlied" von Werner Bergengruen sang:

Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande,
Wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!
Sieh, du hättest nicht auf Heu gelegen,
Wärst auf Daunen weich gebettet worden.
2. Nimmer wärst du in den Stall gekommen,
Dicht am Ofen stünde warm dein Bettchen,
Der Herr Pfarrer käme selbst gelaufen,
Dich und deine Mutter zu verehren.

3. Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten!
Müsstest eine Schaffellmütze tragen,
Blauen Mantel von kaschubischem Tuche,
Pelzgefüttert und mit Bänderschleifen.

4. Hätten dir den eig'nen Gurt gegeben,
Rote Schuhchen für die kleinen Füsse,
Fest und blank mit Nägelchen beschlagen!
Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten!
5. Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten,
Früh am Morgen weisses Brot mit Honig,
Frische Butter, wunderweiches Schmorfleisch,
Mittags Gerstengrütze, gelbe Tunke,
6. Gänsefleisch und Kuttelfleck mit Ingver,
Fette Wurst und goldnen Eierkuchen,
Krug um Krug das starke Bier aus Putzig!
Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten!

7. Und wie wir das Herz dir schenken wollten!
Sieh, wir wären alle fromm geworden,
Alle Knie würden sich dir beugen,
Alle Füsse Himmelswege gehen.

8. Niemals würde eine Scheune brennen,
Sonntags nie ein trunkner Schädel bluten,
Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande,

Frohe Weihnachten wünscht
Lilofee aus dem Schwabenland

Helga +, Ehrenmitglied
01.01.2013, 10:40
Ich habe das Kaschubische Weihnachtlied zum ersten Mal in voller Länge gelesen. Wunderschön.

J.Langfuhr
01.01.2013, 17:33
Danke Lilofee!

Muß beim kaschubischen Weihnachtslied immer an meinen großherzigen Großvater denken.

LG

J.Langfuhr

ada.gleisner
05.01.2013, 17:53
Guten Abend,
das Gedicht hat der Schriftsteller Werner Bergengrün geschrieben, der aus einem der baltischen Länder stammte.. Man kann davon ausgehen, daß er Kaschubien kannte. Es ist zu schön, um vergessen zu werden und deshalb habe ich es in diesem Jahr verschiedentlich in "hessischen" Kreisen vorgelesen. Keiner kannte dieses zauberhafte Gedicht und Kaschubien war für alle ein böhmisches Dorf. So schnell geht etwas verloren, mit lieben Abendgrüßen von Ada

Grabbi
03.11.2014, 19:57
Hallo und guten Abend Euch Allen,

es ist zwar noch nicht Weihnachten, aber ich habe eine interessante Seite über die kaschubei gefunden.

Hier das "Kaschubische Weihnachtlied" gelesen von Werner Bergengrün und auch mit modernen Interpretation vertont.

Darunter steht das ursprüngliche "Kaschubische Weihnachtlied" von Ernst Seefried-Gulgowski aus seinem Buch „Von einem unbekannten Volke in Deutschland“ (veröffentlicht 1911)

http://www.glischinski.de/roots/Bergengruen.htm

Bei weiterem Stöbern findet man auf diesen Seiten der Familie Gliszczynski viel interessantes über die Kaschubei.

Kennt jemand die Originalmelodie dieses Liedes und weiß evtl. woher man sie bekommen kann?

StampCollector
03.11.2014, 20:57
Aus "Martinshagen (Landpoststelle) über Lötzen (Ostpr.)" habe ich auch noch einen Feldpostbrief: Dabei sind Briefinhalte, die nicht ganz zum Umschlag passen...
Offensichtlich ist das nur ein Teilstück der ursprünglichen Korrespondenz (ausseinandergerissen): Schade!
Jedenfalls ist da auch eine Kinderzeichnung einer Weihnachtskerze enthalten...
Die letzten Weihnachtsgrüsse vor dem Untergang...

Bei Interesse schicke ich gerne Scans!

SC

Ulrich 31
03.11.2014, 21:34
Vgl. hierzu auch den Thread "Sehnsucht nach Kaschubien", #9 > http://forum.danzig.de/showthread.php?4840-Sehnsucht-nach-Kaschubien .

Hallo Angelika,
zu Deiner abschließenden Frage hier in #5: Die Noten sind ja durchs Web bekannt. Unter YouTube kann ich nichts Hörbares dazu finden. Vielleicht kann ich in einer guten Woche mehr dazu berichten.

Viele Grüße
Ulrich

Grabbi
04.11.2014, 09:09
Hallo Ulrich,

danke für den Tip mit den Noten. Aber so gut kann ich Noten nicht lesen, sodas ich da die Meldodie erkennen könnte.

Ulrich 31
04.11.2014, 17:16
Hallo Angelika,

dies mal zwischendurch: http://www.helpster.de/noten-in-musik-umwandeln-so-klappt-s_100767 .

Gruß Ulrich

Ulrich 31
04.11.2014, 17:31
Hier habe ich noch etwas zum Umwandeln von Noten in Musik gefunden:

- http://www.visiv.co.uk/index.htm
- http://www.forte-notensatz.de/produkte/notenscan/sharpeye/ .

Vielleicht kann ein Musikkenner/eine -kennerin aus dem Forum hier weiterhelfen. - Wäre schön und würde dankbar begrüßt.

Grabbi
04.11.2014, 18:38
Hallo Ulrich,

danke für den Link. Werde mich mal in einer ruhigen Minute damit auseinandersetzen. Vielleicht findet sich vorher auch schon ein Musikkenner / eine -kennerin aus dem Forum, der / die weiterhelfen können.

Ulrich 31
04.11.2014, 18:42
Hier eine leider nur kurze Hörprobe vom Kaschubischen Weihnachtslied, vorgetragen von 'liederjan':
► http://www.musicline.de/de/player_flash/0743216332526/0/3/50/product .

Jetzt sind andere mit Suchen dran.

Grabbi
04.11.2014, 20:15
Ich habe nochmal den Text gefunden und wenn man links auf Melodie geht, kommt die Melodie dazu.

http://weselewesel.lap.pl/beatchen/svwiat_wokovlv_nas/gwara/koledy/PiesniRama.html?Sprache=poNiemiecku

und dann gibt es das Lied noch gesungen vom Berliner Mozartchor. Da ist es auf der CD: "Den die Hirten lobeten sehre"
Kann man als mp3 kaufen/downloaden

Grabbi
04.11.2014, 20:17
Bei dem Link muss man vorher erst auf:

Wähle das Lied

Gerhard Jeske
09.11.2019, 21:36
Gerhard Jeske Informiert: Das Kaschubische Weinachstslied , angeblich von Werner Bergengrün scheint eine Übersetzung oder Nachdichtung zu sein, denn schon 1911 wurde das nachfolgende Lied in Seedorf-Wdzydze, gesungen.

Von eime unbekannrtem Volk in Deutschland von Ernst Seefried-Gulgowski
Berlin Deutsche Landbuchhandlung 1911

Aus Kaschubien zum Stalle eilen hurtig wir alle

und bis zur Erde neigen die Stirne - und bis zur Erde neigen die Stirne.

Warum so arm liegst du in der Krippe und nicht im Bettchen, wie es dir zukommt.

Im Stalle geboren, in der Krippe gebettet.

Warum mit Ochsen und nicht mit Herren - warum mit Ochsen und nicht mit Herren.

|Wärst in Kaschubien du uns geboren, wärest auf Heu von uns nicht gebettet.

Hättest ein Strohsäckchen, darüber ein Bettchen,

und viele Kissen gefüllt mit Daunen - und viele Kissen gefüllt mit Daunen.

Und auch dein Kleidchen wär nicht so einfach. Aus grauem Fellchen ein reiches Mützchen.

Aus blauem Tuche ein Röckchen und ein grünes Warb-Jöppchen,

dazu ein’ Netzgurt würd’ man dir geben - dazu ein’ Netzgurt würd’ man dir geben
Wärst in Kaschubien du uns geboren, brauchtest dann niemals Hungersnot leiden.

Zu jeder Tageszeit hättest Gebratenes,

zum Butterbrödchen, wodki ein Gläschen - zum Butterbrödchen, wodki ein Gläschen.

Zu Mittag hätt’st du Buchweizengrütze, mit gelber Butter reichlich begossen.

Saftiges Gänsefleisch, mit Speck Kartoffelmus,

und Fleck mit Ingwer nicht zu vergessen - und Fleck mit Ingwer nicht zu vergessen.
der Liebling würd’ wohl geraten.

Zum Trinken gäb man dir Tuchler- oder Berent-Bier.

Könntest dann schwelgen in den Genüssen - könntest dann schwelgen in den Genüssen.
Zum Abendbrot hätt’st du schmackhafte Flinzen und zarte Würstchen mitsamt Pieroggen.

Wruken mit Hammelfleisch, Erbsen mit Speck gekocht,

und fette Vöglein knusprig gebraten - und fette Vöglein knusprig gebraten.
Bei uns gibts Wildbrett, Jesu, in Menge.

Wäre allzeit für dich wohl bereitet, ganz junge Rebhühnchen und andre Vögelchen,

auch fette Täubchen und Krammetsvögelchen - auch fette Täubchen und Krammetsvögelchen.
Dort hast du allzeit Mangel gelitten, hier hätt’st du alles im Überfluß.

Beim Trinken und Essen, Beim Spielen, Erzählen,

wäre beim Amtmann dein Platz am Tische - wäre beim Amtmann dein Platz am Tische.

|Doch dir genügt schon der gute Wille, unsere Wünsche nimmst du als Gaben.
Die Herzen zum Opfer bringen wir dem Schöpfer.
Verachte uns nicht, obwohl wir arm sind. Verachte uns nicht, obwohl wir arm sind.

Hayahebse
26.11.2019, 16:53
Hallo Gerhard,
Mir ist ein Musikarcheologe bekannt, wenn Interesse besteht kann ich mal nach seiner Mail- Adresse schauen.

Viele Grüße
Alexa

Fischersjung
10.12.2019, 19:51
Hallo,
zur Ergänzung #15
http://www.glischinski.de/roots/Bergengruen.htm

Noten: etwas runter scrollen



links und rechts:

als gesprochener Text von Werner Bergengruen:
http://www.glischinski.de/roots/Kindchen-11Khz.mp3

und als Lied in einer modernen Interpretation:
http://www.glischinski.de/roots/track12.mp3


Diese gesungene Interpretation ist wie immer Geschmackssache