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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bernstein fischen am Bernsteinstrand



Wolfgang
04.03.2013, 23:28
Schönen guten Abend,

meine Tochter Monika ist wieder hier zu Besuch. Sie hat Talent. Sie ist geborene Bernsteinfischerin. Ich kann am Bernsteinstrand schier über die größten Brocken stolpern ohne sie zu sehen, aber Monika entdeckt sie stets. Ich weiß nicht warum, aber wenn wir im Wasser waten oder im Sand knieen, findet Monika Bernstein und ich kleine Holzstückchen die ich im ersten Augenblick für Bernstein halte.

Am vergangenen Samstag waren wir am Nickelswalder Strand, liefen westwärts zur Weichselmündung. Berge von Eis bedeckten noch den Strand. Scharfe, unterhöhlte Abbruchkanten mahnten zur Vorsicht. In drei Stunden sammelten wir ein ganzes Marmeladenglas Bernsteinstücke (Monika 2/3, ich 1/3). Bezeichnend war ein Fund: Ich kniee, finde Holz, und Monika, sieht praktisch direkt vor meiner Nase einen 6 cm langen goldgelben Bernstein den ich übersehen hatte. Insgesamt sammelten wir gut 150 Gramm.

Gestern herrschte eine eiskalte kräftige Brise von Nord. Wir hatten anderes zu tun, wussten aber, dass das typisches Bernsteinwetter war. Gut, wir nahmen uns vor, heute an den Strand zu gehen.

Heute, 10:00 Uhr, Nickelswalde. Der Strand ist fast überlaufen. Kescherbewaffnete Strandläufer, wathosenversehene Bernsteinfischer im Wasser, überall Bernsteinsucher. Jung, alt, Mann, Frau: Die See scheint das Gold auszuspucken und die Schatzsucher fiebern danach, es zu finden, es der See zu entreißen.

Auch wir waren da. Monika und ich. Mit Rechen, mit Handharke, mit Kescher. Der Rechen reichte um große Ausbeute zu machen. Auch heute wieder ein großes Marmeladenglas voll Bernstein. Die See schwappte zwar in die Gummischuhe und wir bekamen kalte Füße, aber der goldgelbe Bernstein schuf leuchtende Augen und glühende Wangen.

Und heute fand sogar ich etwas ganz Besonderes: Einen 3 cm langen Bernstein, transparent, mit einer Inklusie - ein vollständig erhaltenes Insekt mit Flügeln und Beinen. Ich werde versuchen davon ein schönes Foto anzufertigen.

Ich werde noch mehr über unsere Bernsteinfischerei berichten und auch noch ein paar weitere Fotos zeigen, aber hier erst mal eine Aufnahme mit zwei schönen Stückchen Danziger Bernsteins.

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Viele Grüße von der Bernsteinküste
Wolfgang

asgaard
05.03.2013, 02:12
Na Wolfgang,

det is aber nu janz jemeene:mad: . Wir müssen hier tatenlos zusehen wie Du diese dicken Brocken einsackst.

Wieviel Minuten braucht man denn von Nickelswalde durch den Wald zum Strand? Ich muß mich schon mal für meinen nächsten Trip dorthin vorbereiten. Wenn ich eine entsprechende Unterkunft in der Herbst-Wintersturmzeit bekomme könnte es sein das..........
.
Darf man den Bernstein dort einfach so sammeln oder braucht man eine Lizenz ?
In Leba erzählte mir ein deutschsprachiger polnischer Bernsteinschmuckhändler und Schleifer er hätte eine Lizenz, wo hat er mir nicht verraten.
Man möchte ja nicht als deutscher Dieb da stehen wenn's schief läuft.

Gruß
Wolfgang

Wolfgang
06.03.2013, 13:23
Schönen guten Nachmittag,

gestern morgen waren wir wieder am Strand, bereits kurz vor sieben Uhr. Aber natürlich waren wir nicht die Ersten. Der Wind hatte sich über Nacht gelegt, zuvor aber Berge von Sprock- und Frischholz angespült. Schon beim ersten Tageslicht, manchmal sogar noch in der Nacht patroullieren die Bernsteinsammler auf Quads, Enduros und Fahrrädern um bei den ersten Sonnenstrahlen oder im Licht starker Scheinwerfer den funkelnden Bernstein aufzulesen. Morgenstund hat eben (Bernstein-) Gold im Mund :) und wer zu spät kommt muss sich mit dem Rest begnügen. :)

Über Nacht hatte es aber gefroren, sodass der nasse Sand und das Sprockholz von einer dünnen Eisschicht überzogen waren. Und wir wurden fündig. Bis Mittag hatten wir über ein halbes Kilo Bernstein gesammelt. Das meiste kleine und kleinste Stückchen, aber auch viele mit einer Größe von 1-2 cm.

Wer in Nickelswalde zu Fuß zum Strand laufen will, braucht etwa 20 Minuten durch den Dünenwald. Eine Lizenz zum Bernsteinsammeln ist nicht erforderlich. Die Zeiten in denen "Strandreiter" als eine Art Bernsteinpolizei darauf achteten, dass keine Verstöße gegen das Bernsteinregal (http://de.wikipedia.org/wiki/Bernsteinregal) begangen werden, sind glücklicherweise vorbei.

Also, kommt! Vielleicht treffen wir uns ja mal! :)

Viele Grüße von der Bernsteinküste
Wolfgang

Wolfgang
06.03.2013, 16:41
Gestern beim Bernsteinfischen mit Kescher in Wathose:

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Aber die See war zu ruhig. Zumindest mit dem Kescher war nichts zu holen... - na, dann eben beim nächsten Mal :)

Viele Grüße von der Bernsteinküste
Wolfgang

danli, + 23.01.2015
06.03.2013, 21:55
Ja Wolfgang


Du weckst Erinnerungen . die ich bei mir schon in weiter Ferne ,geglaubt habe/

Wir sind dann bei eisiger Kaelte stundenlang an der Steilkueste herumgelaufen.

Der groeste Lohn war wenn wir Einschluesse fanden.

Vielleicht findet Ihr auch ein kleines Osterei auss Bernstein.

Alles Gute und frohe Ostern


Dan


Die Stoerche sind scho auf dem Weg!!!

Wolfgang
06.03.2013, 23:07
Schönen guten Abend,
lieber Dan,

es mag sich Vieles geändert haben, und auch die See spuckt heute nicht nur Tang, Holz und Bernstein aus, sondern auch erhebliche Mengen Mülls, aber die See ist doch noch die See geblieben, und der Strand und die Dünen und die Kiefernwäldchen sind auch immer noch da und das was sie einst waren. Gut, die zunehmende Bebauung mag ihren Tribut gefordert haben, aber wenn man draußen am Strand bei jedem Wetter bernsteinsuchend unterwegs ist, dann mögen die Unterschiede zwischen damals und heute vielleicht gar nicht so groß sein.

Für mich ist das jetzt die atemberaubendste Jahreszeit. Sprichwörtlich die atemberaubendste. Der Wind kann so hart und so eiskalt sein, dass selbst dem abgehärtesten Winterfreund der Atem stockt. Wenn das Eis nicht mehr den gesamten Strand bedeckt, wenn es schwindet, wenn es erlaubt, im Wasser wieder gefahrlos zu waten, dann ist das beste Bernsteinzeit. Und diese Zeit ist wieder einmal angebrochen.

Gestern, früh morgens, war das Wasser über dem Sprockholz noch gefroren. Es spiegelte, der Bernstein funkelte noch nicht.

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Und trotzdem fühlten wir uns wie im Paradies. Monika, meine Tochter, war mir immer einen Schritt voraus. Aber so hatte ich Gelegenheit, sie gegen die aufgehende Sonne aufzunehmen.

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Und bereits ein, zwei Stunden später, nach einer schönen Käsestulle, suchten wir dann ununterbrochen und fanden und fanden und fanden...

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Herzliche Grüße von der Bernsteinküste
Wolfgang

Mandey +08.03.22
07.03.2013, 13:25
Guten Tag.
Kleine Info. Von mir, früher war es keine Seltenheit das zur Winterzeit auch Bernsteinfischer in den Wellen ertrunken sind
Freundliche Grüße v.Heinz Mandey

Belcanto
07.03.2013, 19:47
Das würde ich auch mal gerne wieder machen. Bernsteinsuchen erinnert mich an meine glückliche Kindheit,in unserer schönen Stadt.