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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Namen in der Danziger Volksstimme 1920



Karin K
01.04.2013, 16:17
Teilweise ist die Qualität der genutzen Scans leider sehr schlecht so dass Lesefehler nicht auszuschließen sind. Gerade bei den Zahlen 3 und 8 kann es zu Verwechslungen gekommen sein.

Artikel sind meist gekürzt was ich gekennzeichnet habe. Wer Interesse hat kann die Artikel im Gesamten weiterlesen. Manche Artikel zeichnen meiner Meinung nach ein interessantes Bild der damaligen Gesellschaft, diese habe ich teilweise zusammengefasst, teilweise ganz übernommen.

http://library.fes.de/inhalt/digital/danziger-volksstimme.htm

Danziger Volksstimme 001-1920 02.01.1920

Lokales

Der seltene Fall einer Drillingsgeburt ist in Danzig geschehen. Die Gattin des Schneiders Rüschke, Pfefferstadt 50, wurde von drei gesunden Kindern entbunden. Die Mutter ist wohlauf. Beide Eltern sind taubstumm.

Standesamt - Todesfälle:

S. des Schmiedes Johann Miolk 9 J. 7 M. - Rentenempfängerin Gertrud Kloß, 26 J. 4 M – Frau Amalie Strauß geb Schulz 62 J. 4 M – Techniker Julius Liedtke, 22 J 1 M – Witwe Luise Ketz geb Hering, 80 J 1 M. - Meßgehilfe, Grenadier im Reichswehr-Infanterie-Regiment 33, Friedrich Karl, Zielke, 19 J 10 M – Schneider Phillip Ludwig, 77 J 3 M – Arbeiter Franz Costofski, 16 J 3 M – unverehelichte Marie Splösteter, 77 J 9 M – Hospitalist Gustav Bahr 74 J 3 M

002-1920 03.01.1920

Gerichtsecke

Der Hoffnungsvolle und der Genarrte.

Der 19jährige Handlungsgehilfe Georg Arndt in Danzig hatte sich vor der Strafkammer wegen Utnerschlagung von 320 000 Mark zu verantworten (gekürzt)

Aus den Ostprovinzen

Dt. Eylau

Ein Harlekinspiel

Der Hauseigentümer Konstantin Lugiewitz, Bahnofstraße 74 wohnhaft, wurde vor einiger Zeit auf Befehl des Leutnants Meyer von der Sicherheitspolizei Dt. Eylau verhaftet.

Der Sachverhalt ist folgender:

Leutnant Meyer verkehrt bei der Frau Malewski und amüsiert sich dauernd damit, daß er nach einer Ziehharmonika Tänze aufführt. Der Hauswirt Lugiewitz, dessen Wohnung sich unter der der Frau Malewski befindet, war nicht in der Lage, bei dem Lärm seine geschäftlichen Angelegenheiten zu erledigen und schickte deshalb seinen sechzehnjährigen Sohn Alfons nach oben und ließ um etwas mehr Ruhe bitten. Der Herr Leutnant bot dem jungen Manne Ohrfeigen an und droht, ihn die Treppe hinunterzuwerfen. Darauf ging Herr Lugiewitz selbst nach oben, um den Herrn Leutnant persönlich zu sprechen. Herr Meyer drohte dem Hauswirt ebenfalls mit Hinauswerfen, nahm seinen Revolver und sagte, wenn er nicht sofort seine Wohnung verließe, werde er ihn über den Haufen schießen.

Der Wirt entwand dem Herrn Leutnant die Schusswaffe und nahm sie mit in seine Wohnung.

Nach etwa fünf Minuten erschienen etwa 20 Mann der Sicherheitspolizei, umgeschnallt und mit Karabinern bewaffnet, und umstellten das ganze Haus. Zwei in einem Lokal des Hauses befindliche Gäste wurden in roher Weise verprügelt, weil sie das Lokal verlassen wollten und der Leutnant befohlen hatte, aus dem Hause niemand heraus- oder hineinzulassen. Sechs Mann der Sicherheitspolizei begaben sich zum Hauswirt, Herrn Lugiewitz, und verhafteten ihn. Auf Herrn Lugiewitz Frage, wer die Verhaftung angeordnet, erklärten diese, daß der Herr Leutnant Meyer hierzu den Befehl gab.

Herr Lugiewitz wurde nun zur Polizeiwache gebracht und nach Aufnahme des Tatbestandes freigelassen, trotzdem der Herr Leutnant telephonisch angeordnet hatte, Hernn Lugiewitz in Haft zu behalten, da Fluchtverdacht vorliege. Der Polizeikommissar fand wohl ein Haar in der Suppe und kam dem Ansinnen des Herrn Leutnant deshalb nicht nach. So geschehen im Jahre des Heils 1919, ein Jahr nach der Revolution in der Stadt Dt.-Eylau!

Der schwangere Pastor

In Mengede in Westfalen wurde in einer öffentlichen Versammlung gerügt, dass ein Milchhändler Milch an den Pfarrvikar Klein abliefere. Der Milchhändler verteidigte sich, indem er ausführte, daß er die Milch an den Pfarrer zu liefern gezwungen sei, weil derselbe eine ordentliche, amtlich gestempelte Milchkarte besitze, und zwar eine Milchkarte für hoffende Frauen. - Lasset die Kindlein zu mir kommen, predigt der Gottesmann, und er trinkt ihnen die Milch fort.

Todesanzeigen

Touristenverein – Die Naturfreunde

Am 31.12.19 wurde uns nach langem, aber stets mit Geduld ertragenem Leiden unsere liebe Weggenossin Gertrud Kloss durch den Tod entrissen. Eine begeisterte Schwärmerin für die Natur und ein selten treues Mitglied unseres Vereins. Wir verlieren viel mit ihr. Ein bleibendes Gedenken in unserem Kreise bleibt unserer Freundin gesichert.
Die Ortsgruppenleitung.
i. A. Reinhold Partikel
Tag und Stunde der Beerdigung wird den Naturfreunden noch besonders bekannt gegeben.

Gestern abend 9 Uhr entschlief plötzlich meine liebe Frau und Mutter
Rosalie Bütau
im 69. Lebensjahre
Der trauernde Gatte nebst Kinder.
Die Beerdigung findet am Montag, den 5. Januar vom Trauerhause, Ulmenweg 8, aus statt.

Am 31. Dezember entschlief sanft nach schwerem Leiden
Fräulein
Gertrud Kloß
im Alter von 26 Jahren
Langfuhr, den 2. Januar 1920
Im Namen der Hinterbliebenen
Frau M. Spindler

Lokales

Regierungsrat Prochnow schwer verunglückt.

Etwa 17 Kilometer vor Graudenz geriet der Kraftwagen des Regierungsrats Prochnow, in dem außer ihm noch Stadtrat Dr. Grünspan und zwei weitere Personen saßen, infolge der Glätte der Landstraße ins Schleudern. Der Wagen schlug gegen einen Baum. Der Regierungsrat Prochnow wurde zwischen Auto und Baum derart gepreßt, daß er eine schwere Beckenquetschung und innere Verletzungen, darunter eine Blasenzerreißung, erlitt. Die übrigen Insassen des Kraftwagens kamen unverletzt davon.

Einbruch in ein Geschäft

Der Pferdehändler Paul Ott aus Danzig unternahm mit dem flüchtigen Kalkoski in der Nacht zum 2. Oktober 19 einen Einbruch in ein Geschäft und stahl hier 1 Sack Rohkaffee, 1 Ztr. Kakao und eine Kiste Sekt im Werte von mehreren Tausend Mark. Ott stand vor der Strafkammer und wurde zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt.

Polizeibericht vom 3. Januar 1920 (Auszug)

Gefunden: 1 Rolle mit aufgeklebten Hauptnahrungsmarken, gestempelt: Ofschonka, Heubude
Zugelaufen: 1 großer hellgrauer Schäferhund, abzuholen von Fräulein Margarethe Mielke, Rambau 13

Standesamt - Todesfälle

Lehrer, Leut. d. R. Im J-R. 141, Paul Voigt-Ströhl, 24 J 8 M – S. des Schlossers Joseph Löhr, 13 Tg – Arbeiter Paul Borowski, 44 J 1 M – Witwe Anna Bremer geb Formell, 81 J 3 M – Witwe Emilie Schauer geb Plehn 75 J 3 M – Kontoristin Erna Görtz 22 J 3 M – S. des Vizewachtmeisters Felix Kalis 8 J 5 M – S. des Kaufmann Wilhelm Thonert 16 J 2 M – S des Straßenbahnschaffners Wilhelm Schelper 3 M – S. des Arbeiters Paul Zajewicz 9 Wch – Witwe Henriette Berens geb Grobe 86 J 8 M – Frau Marie Wachowius geb Kratzki 74 J 9 M

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Kaufmännische Privatschule Otto Siede-Danzig
Inhaber und langj. Leiter: Alfred Siede.
Holzmarkt 25/26 Ecke Breitgasse
Ausbildung von Damen und Herren in Buchführung und Kontor-Arbeiten

Bartels
01.04.2013, 17:06
Herzlichen Dank Karin,

freue mich schon auf die nächste Fortsetzung!

Karin K
02.04.2013, 17:29
Ausgaben 3 und 4:

003-1920 05.01.1920

Lokales

Weitere Verhandlungen Danzig-Polen

Kaufmann Jewelowski und der Direktor der Waggonfabrik Danzig, Perkug, sind am 3. d. Mts. nach Warschau gereist, um an Besprechungen über Regelung der Ein- und Ausfuhr der damit zusammenhängenden wirtschaftlichen Fragen teilzunehmen.


Die sozialistische Stadtverordnetenfraktion hat sich in einer am Sonnabend abgehaltenen Sitzung konstituiert. Sie wählte zu ihren Vorsitzenden die Genossen Rahn und Grünhagen, zum Schriftführer den Genossen Kunze. - An dem Festessen, das im Anschluß an die erste Stadtverordnetensitzung am nächsten Freitag stattfinden soll, wird sich die Fraktion nicht beteiligen. - Das Bureau der Fraktion befindet sich beim Genossen Rahn, Langfuhr, Brunshöfer Weg 14.

Zum stellv. Bezirksvorsteher für den 33. Stadtbezirk ist an Stelle des Herrn Wichhold, Herr Gärtnereibesitzer Oskar Dietrich, wohnhaft Neufahrwasser, Bergstraße 18 a, bestellt worden.

Nachruf!
Am Freitag, den 2. Januar, starb infolge eines Herzschlages unsere alte und treue Mitstreiterin
Rosalie Bütau
im Alter von 69 Jahren
Durch ihre aufrichtige Mitarbeit hat sich die Entschlafene ein dauerndes Andenken gesichert
V. Bezirk Sozialistische Partei Danzig

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Zuschneide-Kursus

Am 5 Januar beginnt in der Gewerbehalle – Schüsseldamm Nr 62 – mein Winter-Zuschneidekursus für Damen- und Herrengarderoben, verbunden mit Meisterprüfungskursen.
Fritz Sieg,
Schneidermeister und Zuschneidelehrer der staatl. Meisterprüfungskurse.
Anmeldungen Delbrückallee 3, parterre.

Ich habe mich in Danzig als Rechtsanwalt niedergelassen. Mein Büro befindet sich in Danzig-Langfuhr, Hauptstraße 82.
Hirsch,
Rechtsanwalt

004-1920 06.01.1920

Gerichtsecke

Ein Halsabschneider

Vor dem Schöffengericht hatte sich der Kaufmann Eduard Müller in Danzig wegen übermäßiger Preissteigerung zu verantworten (gekürzt)

Pferdediebstahl

Der Besitzer Leo Steinke und der Besitzer Franz Kreft in Neugrabau hatten sich wegen eines Diebstahls an einem Pferde vor der Strafkammer zu verantworten (gekürzt)

Kettenhandel mit Zigaretten

Der Kaufmann Paul Busch in Danzig, ein 19jähriger Mann, wollte leicht Geld verdienen (gekürzt)

Polizeibericht vom 4. und 5. Januar 1920 (Auszüge)

Gefunden:

1 goldene Uhr mit Monogramm von Frau Geheimrat Jacob, Hauptstraße 24
1 zweirädriger Handwagen, abzuholen von Bürgerwehrmann Thun, Bischofsberg 4

Standesamt

Todesfälle

Arbeiter Franz Stamm 71 J 2 M – Frau Frieda Paninski geb Omieczynski fast 36 J – Witwe Anna Deik, geb Gehrke 88 J 9 M – T des Schmiedegesellen Hugo Schmidt 9 Stunden – S. des Arbeiters Franz Karster, totgeb – T d Schneiders August Rieschke, 6 Tage – Bureauvorsteher Albert Tiwinski 64 J 8 M – Frau Pauline Bonschkowski geb Klatt 51 J 4 M.

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Meine Verlobung mit Fräulein Martha Frohnert hebe ich meinerseits auf.
Albert Schneider, Danzig-Kralau

Nachrichten

Aus dem Freistadtbezirk

Oliva

Auf der Rodelbahn verunglückt ist am vergangenen Sonntag die Tochter des Glasermeisters Ruth von hier. Das junge Mädchen erlitt schwere Verletzungen am Kopfe (gekürzt).

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Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme, sowie für die reichen Kranz- und Blumenspenden aller Verwandten, Bekannten, Freunde und Genossen am Sarge unserer lieben Entschlafenen, insbesondere für die trostreichen Worte des Herrn Pfarrers Dannebaum am Grabe, sagen wir hiermit unseren herzlichsten Dank.

Langfuhr, den 6. Januar 1920
August Bletau nebst Kindern.

Karin K
03.04.2013, 16:02
Nr 5 und 6

005.1920 07.01.1920

Standesamt - Todesfälle

S d Besitzers Wladislaus Retzlaff, 14 J 7 M – S d Muskikers Emil Schmidt 8 M – Privatier Rudolf Eltermann, 86 J 1 M – T d Schriftsetzers Leo Jog 3 W – Witwe Malwine Maschewski geb Hein 81 J 3 M – Witwe Auguste Schramowski geb Gogge 73 J 6 M – Witwe Mathilde Raabe geb Krüger 78 J 6 M

006.1920 08.01.1920

Nachruf

Deutscher Eisenbahner-Verband
Ortsgruppe Danzig, Bezirk Udz.
Nachruf
Am Montag, den 5. Januar verstarb unser Kollege, Hilfsschaffner Paul Denz
Sein Andenken werden wir stets in Ehren halten
Der Vorstand
i. A. Glaeske
Die Beerdigung findet am Freitag, den 9. Januar, nachmittags 2 Uhr, vom Trauerhause, Oliva, Schönfelderweg 33 aus statt. Um rege Beteiligung wird gebeten.

Gestern früh entschlief nach langem, schwerem Leiden meine liebe Frau, unsere gute Mutter und Tochter
Frau Anna Heidenberger geb Schwertfeger, verw. Göhrke
im Alter von 28 Jahren.
Dieses zeigt tiefbetrübt an
Paul Heidenberger
Danzig, den 8. Januar 1920

Karin K
04.04.2013, 08:28
Nr 7 und 8

007-1920 09.01.1920

Standesamt - Todesfälle

Schiffer, Unteroffizier im Pionier-Batl. Nr. 26 Karl August Schulz, 27 J ?M – unverehelichte Anna Weitzner 38 J 8 M – Witwe Emilie Schadowski geb Lemke 85 J 6 M – Schmied Anton Rezin 61 J 7 M – T d Arbeiters Otto Wessel totgeb – Invalide Franz Pardel?? 41 J 1 M – Invalide Friedrich Peters 68 J 7 M – Arbeiter Richard Boerschke 67 J 9 M – Hilfsweichensteller Johannes Lützow 24 J 11 M – Witwe Johanna Fleischhauer geb Machholski 78 J 10 M

Gerichtsecke

Der Arbeiter Johann Liedtke in Danzig, Schriftführer der kommunistischen Partei, wurde wegen unerlaubten Waffentragens zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt (Zusammenfassung)

Polizeibericht vom 8. Januar 1920 (Auszüge)

Gefunden: 1 brauner Kinderkragen, abzuholen von Stankowski, Steinschleuse 2, 1 vierrädriger Handwangen, abzuholen von Herrn Rendant Walther, Hauptstraße 37

Fleischverkauf in Oliva durch

Fleischermeister Heinrich Frommann
Fleischermeister Rudolf Haber
Fleischermeister Kohn
Fleischermeister Dverks
Fleischermeister Geschke
Fleischermeister Felix Haber

Polizeibericht vom 9. Januar 1920 (Auszüge)

Gefunden: 2 Pakete mit Wurst, Butter und Butterschnitten, abzuholen von Herrn Kriminalwachtmeister Schalla, Sandgrube 51 b

008-1920 10.01.1920

Teilnehmer der ersten Sitzung des neuen Stadtparlaments Danzig ( die Namen in der Reihenfolge der Nennung im Bericht)

Herr Brunzen (wird zum 1 stellvertretenden Vorsitzenden gewählt)
Genossin Käthe Leu (fehlte wegen Krankheit)
Genosse Stadtverordneter Grünhagen
Genosse Stadtverordneter Nagrotzki
Zeitungskönig Stadtverordneter Fuchs
alter Vorsteher Geh. Justizrat Keruth (wird zum 1. Vorsteher gewählt)
Bürgermeister Dr. Bail
Alterspräsident Lange
Stadtverordnete Gebauer und Häbel
Oberbürgermeister Sahm (nicht anwesend, befand sich in Paris)
Genosse Kohn
Deutschdemokrat Castei (wird zum 2. stellvertretenden Vorsitzenden gewählt)
Genosse Rahn
Zentrumsmann Ewert (wird zum Ordner gewählt)
Pole Kwiatkowski (wird zum stellvertretenden Ordner gewählt)
Deutschnationaler Falkenberg (wird zum Protokollführer gewählt)
? (unleserlich) Busch wird diese Tätigkeit gegen Bezahlung ausführen
christlicher Gewerkschafter Saikowski
In den Wahlausschuss wurden gewählt: die Sozialisten Karschefski, Kunze, Plitner, Woelk, von der F. W. B. Fuchs, L. Fuhlbrügge; die Deutschdemokraten Caskei, Dr. Hermann; vom Zentrum: Dr. Thun, Saikowski, der Pole Dr. Kucharz; die Deutschnationalen Grunzen, Bumke, Frl. Meier.

Teilnehmer der ersten Sitzung des neuen Stadtparlaments Zoppot (nur die Namen in der Reihenfolge der Nennung im Bericht)

Bürgermeister Dr. Laue
ältester Stadtverordneter Schwalm
Dr. Wagner
Ergebnis der Wahlen:
1. Vorsitzender mit 17 Stimmen Stadtverordneter Förster, 12 Stimmen Dr. Reinecke
1. Stellvertreter Splett mit 17 Stimmen
2. Stellvertreter Mathieu mit 18 Stimmen
Stellvertreterin Frau Buchmüller mit 17 Stimmen, 11 Stimmen auf Kanter
Im ersten Wahlgange wurde Frl. Seiffert gewählt, die aber ablehnte
Protokollführer Bureaudirektor Raymund mit allen gegen eine Stimme wiedergewählt

Karin K
05.04.2013, 15:47
Ausgaben 9, 11 und 12

009-1920 12.01.1920

Lokales

Der älteste deutsche Richter

Das 60jährige Richterjubiläum feiert dieser Tage der Geheime Justizrat Wedekind in Danzig. Seit 30 Jahren Vorsitzender der hiesigen Kammer für Handelsfragen. Mit fast 82 Jahren ist er der ältereste preußische und wahrscheinlich auch der älteste deutsche amtierende Richter. Der Jubilar ist ein naher Verwandter des verstorbenen Dichters Frank Wedekind.

Zum Fleischverkauf ist der Fleischer Anton Potrikus, Neufahrwasser, Fischmeisterweg Nr 34 neu zugelassen. Er ist berechtigt, Kunden, die ihr Geschäft wechseln wollen, anzunehmen.
Danzig, den 10.Januar.1920
Der Magistrat

011-1920 14.01.1920

Polizeibericht vom 14. Januar 1920 (Auszüge)

Gefunden: 1 Geldschein, abzuholen von Herrn Polizeiwachtmeister Rack, Mirchauer Promenadenweg 3
1 Regenschirm mit einer braunen Krücke, abzuholen von Herrn Polizeiwachtmeister Patzke, Straußgasse 71
1 silberner Anhänger, abzuholen von Schüler Alfons Ley, Abbeggasse 1 a

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200 Mark Belohnung!

Am 25.12.19 vormittags ist von Rammbau ein älterer sehr kräft. Dobermann, tiefschwarz mit wenig braunen Abzeichen entwendet worden. Er trug ein mit Muscheln besetztes Halsband und hört auf den Namen Laten. Name des Anzeigenden wird verschwiegen. Um Nachricht bittet
Kriegsbeschädigter Neubauer,
Rammbau 13, 3 Treppen

012-1920 15.01.1920

Standesamt – Todesfälle

Kutscher, Fahrer von der Freiw. Feld-Bäck-Kol. 1 Jakob Koslowski 38 J 4 M – Rentiere Margarethe Bauer 67 J 6 M – Witwe Wilhelmine Wegner geb Bedarf 78 J 10 M – Frau Helene Dreyer geb Stöß 64 J 4 M – Witwe Adelheid Held geb Hein 70 J 8 M – T d Polizeiwachtmeisters Otto Eltermann, totgeb – Fabrikarbeiter Kanonier im Feld-Art-Regt 227, Franz Davidowski 27 J 7 M – Unverhelichte Renate Schulz, 36 J 2 M – Hausmädchen Johanna Dirks 21 J – Schiffskapitän Theodor Fernau 84 J 1 M – Lehrerin Elsbeth Erpenstein 57 J 3 M – Wirtschafterin Frieda Krebs 31 J 7 M

Karin K
06.04.2013, 09:14
Ausgaben 13 und 14

013-1920 16.01.1920

Gerichtsecke

Fahrlässige Tötung

Am 21. Juni (19) wurde auf der hiesigen Klawitterwerft der Schiffsjunge Böttcher tödlich gequetscht (gekürzt)

Polizeibericht vom 18. Januar 1920 (Auszüge)

Gefunden: 1 Korb mit Eßgeschirr, abzuholen von Herrn Dr. Dulz, Langgasse 9.1
Zugelaufen: 1 großer schwarzer Hund mit Halsband gez. Stehler, Silberhammer, abzuholen von Herrn Alexander Miotke, Brösen, Konze-Straße 11
1 grau und weiß gefleckte Ziege mit Halsriemen, abzuholen von Herrn Kaufmann Frost, Lindenstraße 5

Standesamt – Todesfälle

Rentenempfänger Julius Lietz 55 J 3 M – Rentenempfängerin Marie Kuch 66 J – S d Kutscher Erich Birzle, totgeb – Arbeiter Johann Damps 29 J 11 M – Schüler Hermann Wasserberg 8 J 1 M

Nachruf

Gestern früh entschlief sanft nach langem schwerem Leiden meine liebe Frau, Mutter und Großmutter
Friederike Orlowski geb. Schröder
im noch nicht vollendeten 55. Lebensjahre.
Dieses zeigen tiefbetrübt an
Georg Orlowski und Kinder.
Schidlitz, den 15 Januar 1920
Die Beerdigung findet Sonnabend, nachm. 3 Uhr vom Trauerhause Schidlitz, Oberstraße 81 aus, statt.

014-1920 17.01.1920

Polizeibericht vom 17.Januar 1920

Gefunden

1 Fahrrad mit Werkzeugtasche, abzuholen von Herrn Bernhard Milewski, Jopengasse 4, Hof 2
Zugelaufen: 1 Ziege, abzuholen von Herrn Kaufmann Frost, Lindenstraße 5

Standesamt – Todesfälle

S d Kesselschmieds Gustav Siebert 2 J 6 M – Kaufmann Kurt Schmidt 30 J 4 M – Hospitalistin Luise Plath 79 J 3 M – Sattler Max Jacobi 42 J 1 M – Rentenempfängerin Auguste Seidei 75 J 7 M – unehelich 1 Sohn und 1 Sohn totgeboren

Vom Werden und Vergehen

Interessante Einblicke in die Bevölkerungsbewegung Danzig gewährten die Zusammenstellungen der Standesämter. Sie sind der Maßstab, den wir anlegen müssen, wenn man uns von gewisser Seite den Krieg immer wieder als Kulturfaktor und als Stahlbad anpreist. Wer die folgenden Zahlen mit Nachdenken liest, der wird nur mitleidig den Kopf schütteln können über die Narren, die ihm etwas anderes sagen wollen, als es die Zahlen tun.

Es starben im Jahre 1913 bei den Danziger Standesämtern 3178 Personen. Im Jahre 1918 verlangte der Tod 5880 Opfer. Im Jahre 1919 ging die Zahl der Todesfälle erheblich zurück, immerhin aber betrug sie noch 3973 Personen, erreichte also noch nicht den Stand des letzten Friedensjahres.

Ein ähnliches Bild gibt die Zahl der Geburten. Sie erreichte im Jahre 1918 ihren tiefsten Stand, um im Jahre 1919 wieder außerordentlich zu steigen. Es weisen Geburten auf:

1913 1918 1919
Standesamt I 2771 1686 2209
Standesamt II 1832 1839 2168
Standesamt III 398 181 238

Ganz anders verläuft die Heiratskurve. Einer geringen Senkung in den ersten Kriegsjahren folgte 1919 eine steile Aufwärtsbewegung, die mit einem Mehr von 1078 Eheschließungen fast die doppelte Größe des letzten Friedensjahres erreicht.

Karin K
07.04.2013, 13:56
Ausgaben 15 und 16

015-1920 19.01.1920

Lokales

Raubüberfall bei Heubude. Am vergangenen Freitag, abends 9 Uhr, wurde die Arbeiterin Wittenberg auf offener Straße beraubt. Frau Wittenberg ist Witwe und in der Haupteisenbahnwerkstätte beschäftigt. In der Kaffeeküche ist ihr der Verkauf von Kaffee, Bier, Zigarren und Zigaretten übergeben. In der Küche sind öfter Einbruchdiebstähle vorgekommen, wobei die Zigarren, Zigaretten und die Kasse verschwanden. Die Frau wollte sich nun von weiteren Diebstählen sichern und nahm daher die Waren und die Kasse jeden Abend mit nach Hause. Die nicht verkauften Waren, den Kassenbestand hatte sie auch am Freitag abend in ihrer Handtasche. Auf dem Wege von der Haupteisenbahnwerkstätte nach Heubuderstraße lauerte der Räuber an einer finsteren Stelle des Weges die Frau auf, versetzte ihr einen Schlag auf den Kopf und entriß ihr die Handtasche. Der Täter entkam. Die Frau konnte nur feststellen, daß er ein großer Mann war.

Standesamt – Todesfälle

Rentenempfänger Ludwig Kirstein 61 J – T d Eisenbahnschaffners Otto Klein 3 M – Rentier Karl Sebbe 76 J 3 M – Rentier Wilhelm Zühlke 88 J 7 M – Witwe Karoline Drechsler geb Schulz 69 J 2 M – Privatier Johann Piotrowski 78 J 8 M – Frau Klara von Schach geb Wiens 47 J 8 M

016-1920 20.01.1920

Theater und Konzerte

„Unschuld“. Ein Drama von Fritz Droop.
Im Schauspielhaus zu Hannover fand am 14. Januar die Uraufführung der dreiaktigen dramatischen Dichtung „Unschuld“ von Fritz Droop (früher Redakteur an den Danziger Neueste Nachrichten) statt und hatte sehr starken Erfolg. (gekürzt)

Lokales

Der Zentralverband der Angestellten hielt am Sonnabend seine Generalversammlung ab. Kollege Kuntze gab den Geschäftsbericht. Kollege Böhnke gab dann den Bericht der Delegierten für das Gewerkschaftskartell und die Arbeitsgemeinschaft freier Angestellten-Verbände. In den Vorstand wurden gewählt: 1 Vorstand Kunze, 2. Vorstand Georg Leu, Kassierer Szarasinski, Schriftführer Ludwig und Loops, Beisitzer Kobkella, v. Schönholz, Schill und Güldner. (gekürzt)

Polizeibericht vom 20. Januar 1920 (Auszüge)

Gefunden: 1 schw Portemonnaie mit etwas Geld, abzuholen von Herbert Ketterling, Eigenhausstraße 16
1 Paar Herrenhandschuhe, abzuholen von Herrn Polizeiwachtmeister Potrykus, Brösen
1 Kinderplüschkragen, abzuholen von Frl. Ella Darga, Heubude, Dammstraße 42
1 silberne Herrenarmbanduhr, abzuholen von Herbert Ketterling, Eigenhausstraße 16
Zugelaufen: 1 weißer Foxterrier mit schwarzbr. Abzeichen, abzuholen von Frl. Mielke, Rammbau 13

Standesamt – Todesfälle

Frau Gertrud Schingowski geb Pawelski 27 J – Witwe Henriette Goetz geb Alexander 71 J 9 M – S d Schlossers Emil Kletz 13 J 5 M – S d Arbeiters Friedrich Marzahn, totgeb. - S d Käsereibesitzers Robert Esau 3 M – Frau Margarethe Steiner geb Rogoschinski 40 J 11 M – Frau Bertha Ziegert geb Schlicht 36 J 7 M – Invalide Wilhelm Thiel 77 J – S d Bäckergesellen Ernst Neumann 7 M – Vorarbeiter Julius Wilhelm 66 J 10 M – Tischlergeselle Eduard Ortmann 31 J 8 M – Invalide Ferdinand Retzlaff 70 J – unehelich 1 Tochter

Karin Langereih
07.04.2013, 15:36
Hallo Karin,
vielen Dank für Deine Mühe.
Es sind sehr interessante Namen dabei.
Viele Grüße Karin L.

Insel2008
07.04.2013, 17:33
Hallo Karin, auch ich verfolge interessiert Deine Einstellungen hier, Danke.
Letzte Nacht bin ich dann auf die HP gegangen und las 2 Stunden!!

Karin K
08.04.2013, 14:05
vielen Dank!

die Ausgaben 17, 18 und 19

017-1920 21.01.1920

Aus dem deutschen Osten

Ein schweres Eisenbahnunglück bei Schneidemühl (gekürzt)

In der Nacht von Montag zu Dienstag etwa um 2 Uhr ist in Kilometer 234 zwischen Schönlanke und Schneidemühl der in Richtung von Berlin nach Schneidemühl fahrende Post- und Eilgüterzug 6117 anscheinend infolge eines verbrecherischen Anschlages durch Lösen von Schienenlaschen entgleist. […] Von den Reisenden des D-Zuges sind 18 getötet, 20 verletzt, darunter 8 schwer. […]

Wie die „Schneidemühler Zeitung“ meldet, lauten die Namen der beim Eisenbahnunglück ums Leben Gekommenen wie folgt:

Hilfsschaffner Holz-Schneidemühl
Hilfsschaffner Franz Krüger U-Schneidemühl
Walter Gerhammer – Königsberg
Robert Albat, Kaufmann in Graudenz
Wilhelm Albat, Kaufmann in Graudenz
Robert Albat, Unteroffizier in Graudenz
ein Marinesoldat, dessen Name nicht festzustellen ist
Wilhelm Schneil, Wachtmeister bei der Sicherheitswehr in Königsberg
Sergeant Hoboist Johann Krogol aus Anklam
Heimrich Schrempffer-Mitau
ein Schaffner, dessen Name noch nicht festzustellen ist
Erich Gepfer, Unteroffizier aus Hamburg
Heinrich Daun-Ludwigshafen
Dr med. Müller-Königsberg
Emil Hetzke, Vizefeldwebel aus Bonkenwalde, Kr. Heiligenbeil
Bodo Kolbe, Gefreiter auf einer Urlaubsreise nach Berlin,
Dr Hildebrand aus Danzig
eine schwerverwundete Frau, die auf dem Transport verschied

Polizeiberich vom 21. Januar 1920 (Auszüge)

Gefunden: 1 Haarkamm, abzuholen von Herrn Bruno Fliege, Olivaerstraße 27 b

Standesamt – Todesfälle

S d Arbeiters Johann Vogel, totgeb – Witwe Wilhelmine Kirchhoff geb Goll 75 J 1 M – Arbeiterin Margarethe Arendt 22 J 11 M – Gendarmeriewachtmeister Friedrich Thierfeldt 59 J 4 M – Frau Martha Steffen geb Birschke 42 J 3 M – Feuerwahrmann Gustav Striese 55 J 1 M – Invalide Karl Klawitter 50 J 4 M – unehelich 2 Söhne, 1 Tochter

018-1920 18.01.1920

Standesamt – Todesfälle

Witwe Julianna Grenz geb Hein 71 J 10 M – Witwe Luise Krokel geb Polck 76 J 10 M – Bürgerwehrwachtmeister Julius Hoppe 58 J 9 M – T d Kaufmanns Leo Peißderski 11 Wochen – Landwirt Leo Roß Alter unleserlich – Binnenlotse Friedrich Wehdorn 55 J 9 M – Witwe Johanna Gutzelt geb Penner 70 J 4 M – S d Maurers Oskar Petschke 6 J 1 M

019-1920 23.01.1920

Lokales

Bankau. Schweinediebstähle

In der Nacht vom 17. zum 18. d Mts, sind den Arbeitern Josef Potrykus, Andreas Januschewski und Marek Worzuk sämtlich aus Bankau je 3 Schweine im Werte von 1100 Mark mittels Einbruch entwendet worden (gekürzt)

Gerichtsecke

Duldung von Glücksspielen. Der Gastwirt Joseph Höft in Danzig dultete in seinem Lokal Glücksspiele. Mehrere Gäste wurden getroffen, als sie „Coths Segen bei Cohn“ spielten. Das Schöffengericht verurteilte Höft zu einer Geldstrafe von 800 Mark. Die anderen drei Angeklagten wurden freigesprochen, da sie das Spiel nicht gewohnheitsmäßig betrieben hatten.

Leerstehende Wohnungen anmelden. Der Werftbeamte a D Georg Küstner in Danzig hatte es unterlassen, eine leerstehende Wohnung beim Wohnungsamt anzuzeigen. Es erfolgte Anzeige und das Schöffengericht verurteilte ihn wegen dieser Unterlassung zu 80 Mark Geldstrafe.

Unerlaubte Beschäftigung von Arbeitern. Dem Kaufmann Hermann Riffel in Stadtgebiet wurde vom Demobilmachungsamt aufgegeben zwei russische Arbeiter aus der Arbeit zu entlassen. Dieser Aufforderung kam er aber nicht nach. Das Schöffengericht verurteilte Riffel deshalb zu 20 Mark Geldstrafe.

Polizeiberichtbericht vom 23. Januar 1920

Zugelaufen

1 Hund mit weißer Brust und weißen Pfoten, abzuholen von Herrn Wilhelm Wölter, Gr. Gasse 7

Standesamt – Todesfälle

Büchsenmacher a D Gustav Groß 75 J 6 M – Frau Bertha Krause geb Ruth 51 J 8 M – Rau Anna Bott geb Stobsinski 38 J 7 M – Hausbesitzerin Johanna Albrecht 66 J 9 M – Betriebsmeister Otto Schwartz 88 J 8 M – Rentenempfängerin Florentine Walter 65 J ? M – Rentier Eduard Kubart 73 J – Frau Johantke Freimuth geb Zieb?? 26 J 4 M – Witwe Maria Engel geb Penkert fast 68 J – unehelich 1 Sohn

Karin K
09.04.2013, 18:21
Ausgaben 20 und 21

020-1920 24.01.1920

Lokales

Eine Achtzigjährige. Die Kochfrau Wilhelmine Bartel hier, Mutter des hier und über Danzig hinaus bekannten Genossen Adolf Bartel, vollendet bei körperlicher und geistiger Rüstigkeit, ihr 80. Lebensjahr.

Gerichtsecke

Herr Uhrmacher Max Manthey, der am 14. Juni v. Js. Wegen angeblichen Möbelwuchers zu einer höheren Geldstrafe verurteilt worden war, teilt uns mit, daß die Wiederaufnahme des Verfahrens die völlige Haltlosigkeit der Anklage, die seinerzeit von Herrn Kaufmann Emil Weiß aus Oliva angestrengt worden war, ergeben hat. Die erneute Verhandlung am 16. November v. Js führte zur Freispechung des Herrn Manthey.

Hänsel und Gretel im Stadttheater, Oper von Humperdinck – Namen in der Reihenfolge der Nennung

Kapellmeister Driesen
Max Aschner als Spielordner
Ilse Wichgraf (Gretel)
Margarethe Fräggemann (Hänsel)
Frieda Herder (Mutter)
Fritz Bergmann (Vater)
Hella Boell (Taumännchen)
Alice von der Linden (Knusperhexe)

Geschäftsecke

Eine neue Fabrik für Terrazzo und Kunststein haben die Gebr. Weiß in Altschottland 7 – 10 in den Räumlichkeiten des alten Kaffee Rößel eröffnet (gekürzt)

Volksbund zum Schutze der deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen Ortsgruppe Danzig

1. Vorsitzender, Pfarrer Meier
2. Vorsitzender, Stadtsekretär Roeber

021-1920 26.01.1920

Lokales

Die Elbinger Schichauwerke geschlossen. (W.T.B) Die Schichauwerke haben heute ihren Betrieb stillgelegt und zwar wegen der positiven Resistenz eines Teiles der Arbeiterschaft.

Vorsitzender des Zoppoter Mietervereins. Amtsanwalt Wagner

Polizeibericht vom 25 und 26. Januar 1920

Gefunden: 1 kleiner goldener Ring mit blauem Stein, abzuholen von Frau Geh. Regierungsrat Schulze, Danzig-Langfuhr, Steffensweg 19

Standesamt – Todesfälle

Rentiere Johanna Schulz 81 J 3 M – Witwe Berta Lange geb Volkmann 74 J 1 M – S d Schiffers Wilh. Knopke 10 M – Arbeiter Eduard Juraschke ?3J 1 M – T d Zimmermanns Rudolf Zielke 9 M – Witwe Jenny Selofe geb Fall 52 J 9 M – T d Tischlers August Pohl, totgeb. - S d Kaufmanns Marelan Drotzlowski 7 W – T d Arbeiter Johannes Jurczik, totgeb. - Kohlenhändler Hermann Kunz 74 J 10 M – Hausdame Emilie Hausmann 71 J 1 M

Karin K
10.04.2013, 19:31
Nr 22 und 23

022-1920 27.01.1920

Gerichtsecke

„bestrafter“ Schleichhandel. Der Restaurateur Hans Domke in Danzig ließ durch seinen Koch ½ Rind im Schleichhandel kaufen. Angeblich hat er von dem Kauf nichts gewußt. Dies entschuldigte ihn vor dem Schöffengericht aber nicht und er wurde zu 900 Mark Geldstrafe verurteilt.

Heimliche Schlachtung. Der Fleischer Friedrich J. In Langfuhr schlachtete im Auftrage des Fleischermeisters Fularczik zwei Rinder und zwar ohne Genehmigung und für den Schleichhandel. Das Schöffengericht verurteilte ihn zu 300 Mark Geldstrafe. Der eigentliche Täter – hier der Fleischermeister Fularczik – aber bleibt straffrei. O göttliche Gerechtigkeit.

Lokales

Die Stadtratskandidaten

In der heutigen Stadtverordnetenversammlung findet die Neuwahl der unbesoldeten Stadträte statt. Es sind als Kandidaten aufgestellt von
der Sozialdemokratischen Partie: Gen. Ragrotzki und Woelk
der U.S.P. Gen. Pleitner und Raube,
den Deutschnationalen die bisherigen Stadträte Karow und Knochenhauer, sowie Stadtverordneter Direktor Lenz,
der Wirtschaftlichen Vereinigung Stadtrat Ernst und Stadtverordneter Verleger Fuchs,
den Deutschdemokraten die bisherigen Stadträte Gronau und Neumann,
vom Zentrum: Stadtverordneter Weinhändler Fuchs und Gewerkschaftssekretär Krause.

Towers Ankunft. Der Ententeverwalter des Freistaates Danzig, Sir Reginald Tower, wird, entgegen der Meldung der „Danziger Neueste Nachrichten“ (aus bestunterichteter Seite!!!), wie ursprünglich vorgesehen, am 4. Februar in Danzig zur Übernahme seines Amtes mit einem Stabe von acht Offizieren und Beamten eintreffen. Für ihn ist eine größere Zimmerflucht im Hotel „Danziger Hof“ bereitgestellt, wo er etwa 14 Tage verbleiben und dann seinen Amtswohnsitz im Oberpräsidium nehmen wird.

Polizeibericht vom 27. Januar 1920

Gefunden: 1 loser Papiergeldbetrag, abzuholen von Herrn Pfarrer Behrendt, Altschottland 49
1 Paket mit Schulbüchern für Walter Chittke, abzuholen von Frau Hulda Pölling, Philippstraße 6
1 goldene Halskette mit godenem Medaillon nebst Photographien, abzuholen von Fräulein Margarethe Schulze, Bastion Wolf 8
1 kleiner schwarzer Perlenpompadour, enthaltend: Handschuhe, Taschentuch usw., abzuholen von Frau Lydia Lange, Jopengasse 54

Standesamt – Todesanzeigen

Klempnergeselle Musketier im Inf-Regt. Nr. 862 Hans Bergmann, 22 J 3 M – Arbeiter Johann Heinrichs 56 J 11 M – Frau Anna Hartwig geb Collnick 64 J 7 M – Witwe Henriette Schibowski geb Bolchert 65 J 2 M – Leutnant d. Res. Werner Dammann 26 J 9 M – T d Schmiedemeisters Robert Stanke 15 J 7 M – Frau Rosalie Kirstein geb Dombrowski 46 J 3 M – unehelich 1 Sohn

Letzte Nachrichten

Bisher 30000 Gefangene heimgekehrt.

Paris, 27. Jan. (Havas.) Die Heimschaffung der deutschen Kriegsgefangenen vollzieht sich planmäßig. In St. Nazaire sind zwei Schiffe angekommen, um die Kriegsgefangenen aufzunehmen. In St. Mulo soll am 30. Januar ein Dampfer zur Aufnahme von 600 Gefangenen ankommen. 30000 in den befreiten Gebieten internierte Gefangene sind bereits abtransportiert worden. Am 25.Januar haben ungefähr 300 Offiziere den Bahnhof von St. Just mit der Bestimmung nach Worms verlassen.

023-1920 28-01-1920

Lokales

Die Hände an die Hosennaht!

Von einem unmöglichen Vorfall erhalten wir Kenntnis:
Am 27. Januar, 4,30 Uhr morgens, kam der Hauptmann Braun und der Leutnant Plüskow in Begleitung mehrerer Personen, in stark angetrunkenem Zustand singend und lärmend die Große Gerbergasse hinunter. Mehrmalige Aufforderung eines Bürgerwehrmannes, ruhig zu sein, leisteten sie nicht Folge. Fünf weitere Bürgerwehrleute, die auf das Notsignal herbeigeeilt waren, wurden durch die beiden Krakeeler, trotz nochmaliger Aufforderung, ruhig zu sein, auf gröblichste beschimpft.
„Ihr Spartakisten und sozialdemokratischen Schweinehunde – bedreckt die Bürgerwehr – jetzt könnt ihr den Englischen und Polackentanz machen“ u.ä waren die Ausdrücke, mit denen sie ihre Bildung – bedeutenderweise in ihrer Stellung in Erbpacht – dokumentieren. Auch versuchten sie die Bürgerwehrmitglieder mit Spazierstöcken zu mißhandeln und ihnen die Schilder abzureißen.
Herr Braun äußerte sich:
„Ihr kriegt eins in die Fresse, ich reiße euch die Schilder ab!“
Herr Hauptmann Braun drohte eine Kompanie Soldaten alarmieren zu lassen. Während der Feststellung der Personalien erging er sich fortgesetzt in beleidigenden Worten wie
„Ihr Pollacken, Schweine, strammstehen mußtet ihr nie!“
und noch andere Worte. Nach der Feststellung der Personalien wurden die beiden würdigen Vertreter des Offizierstandes entlassen.
Beim Verlassen der Wachtstube versuchte Herr Braun in die gegenüberliegende Polizeiwache einzutreten. Dort wurde er hinausgewiesen. Er kam zu Fall. Braun verließ nicht sogleich das Präsidium, sondern schimpfte und zeterte im Flur weiter. Schließlich führten zwei Mitglieder den betrunkenen Hauptmann Braun hierauf zur Krim-Abteilung; hier beleidigte er den diensthabenden Beamten.
Inzwischen rückte Lt. Plüskow mit einer Abteilung Soldaten vom Hagelsberg in Stärke von 80 – 100 Mann in voller Ausrüstung (Stahlhelm, Gewehr, Seitengewehr, Patronentaschen) ins Polizei-Präsidium.
Herr Lt. Plüskow war in Zivilkleidern, zog sich aber inzwischen einen Militärmantel über und schnallte das Seitengewehr über. - Er drohte sämtliche Mitglieder der Bürgerwehr verhaften zu wollen, wenn nicht gleich die Leute ausgeliefert würden, die den Hauptmann Braun festgenommen haben. Lt. Plüskow tat dabei die zweifellos vornehme Äußerung, er würde alles zu Klopsfleisch zerhacken. Sein ganzes Benehmen war überhaupt sehr laut und renitent. Ein großer Teil der Soldaten suchte nun in der Wachtstube nach den Mitgliedern der Bürgerwehr und bedrängten sie stark.
Sie wurden von den Soldaten schwer mißhandelt.
Ein Sergeant äußerte, die Bürgerwehr stände im Dienste der Kaufmannschaft, und hätten keine Berechtigung, Ordnung zu schaffen usw. - Auch erklärten und drohten die Soldaten, am folgenden Abend wieder herkommen zu wollen. Erst als Herr Polizei-Inspektor Wieland auf der Wachtstube erschien, gelang es, den Lt. Plüskow zu beruhigen. - Gegen die beiden Heimathelden ist Strafantrag gestellt worden.
So geschehen im Jahre des Heils 1920 zu Danzig an dem Tage, an dem man vor der Novemberwäsche eines gewissen Mannes Geburtstag in ähnlichen „Vergnügungen“ zu feiern pflegte. - Am selben Tage aber fühlte sich im Stadtparlament der Deutschnationale Philipsen berufen, einen Lobgesang auf das „heldenhafte Offizierskorps“ zu singen...

Polizeibericht von 27./28. Januar 1920

Gefunden 1 Bernsteinkette, abzuholen von Ernst Rokoschinski, Tobiasgasse 16
1 goldenes Kettenarmband abzuholen von H. Gutwill, Posadowskaweg 1 L
Zugelaufen: 1 gelb-brauner Hund mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Bruno Schlacht, Plappergasse 1

Standesamt – Todesfälle

Invalide Heinrich Hellwig 72 J 4 M – T d Reichswehrmannes Karl Leidecker 12 W – T d Maschinenschlosser Bruno Strauch 16 J 6 M – Witwe Marie Kind geb Schönfeldt 62 J 7 M – T d Sattlers und Tapezierers Ernst Raabe 12 W – S d Schneiders August Rieschke 4 W – Lackierer Friedrich Nickel 47 J 10 M – Witwe Ernestine Wetzling geb Kunarski 67 J – Schneidermeister Peter Jakrzewski 87 J 2 M

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35 neue emaillierte Waschschüsseln verschenke ich an bedürftige Kriegerwitwen. G. Plotzki, Klempnermeister, Schüsseldamm 11

Uwe
10.04.2013, 22:50
Hallo Karin K,
ich lese jeden Tag interessiert "Deine" Ausgaben der Danziger Volksstimme, danke dafür! Ist sehr interessant zu lesen. :D


Herzliche Grüße

Uwe

Heinzhst
10.04.2013, 23:50
Hallo Karin, ich möchte mich Uwe anschließen und mich für die Berichte bedanken.

Liebe Grüße, Heinz (HST)

ada.gleisner
11.04.2013, 11:59
Liebe Karin,
ich finde diese Zeitungsberichte aus einer vergangenen Zeit sehr interessant, sie bringen einem die Vergangenheit sehr nahe. Ich lese sie sehr gern, Gruß von Ada

Karin K
11.04.2013, 14:29
Danke schön für die Rückmeldung. Ich freue mich jeden Tag auf die "Geschichten aus der Vergangenheit" und stelle sie gerne hier ein.

Die Ausgaben 24 und 25:

024-1920 29.01.1920

Der Sturm auf das Polizeipräsidium

Man stelle sich einmal vor, im Deutschland Wilhelms II hätten eines Morgens zwei Arbeiter im betrunkenen Zustande auf der Straße randaliert und, als sie von der Schutzmannschaft zur Ruhe gewiesen werden, diese mit Ausdrücken wie „Ihr kaiserlichen Schweinehunde“, „Ihr kriegt eins in die Fresse“, „Wir schmeißen euch die Helme vom Kopf“ beschimpft. Die Folge wäre gewesen, daß man die beiden Skandalmacher zur Wache geschleppt und dort nicht nur ihre Personalien festgestellt, sonder sie gleich in Haft genommen hätte. Vielleicht wären sie auch noch dort durchgebläut worden. Nun denke man aber ferner, was für ein Geschrei das ordnungsliebende Bürgertum erhoben hätte, wenn dann eine Abteilung Arbeiter mit Knüppeln und Revolvern bewaffnet vor das Polizeipräsidium gezogen wäre, um ihre beiden Kameraden zu befreien. Auch wenn letzteres sich heute ereignete, würde wahrscheinlich sofort die ganze bewaffnete Macht in Tätigkeit treten gegen die ungebührlichen Eindringlinge.
Vorgestern haben sich, wie wir gestern berichteten, im Polizeipräsidium ähnliche Dinge abgespielt. Nur waren es hier keine Arbeiter, die auf der Straße skandaliert hatten, es waren auch keine Arbeiter, die mit Knüppel, Messer und Revolver bewaffnet ins Polizeirevier eindrangen. Es waren vielmehr zwei Offiziere der Reichswehr, die in früher Morgenstunde (wahrscheinlich zur Feier des Geburtstages ihres Wilhelm von Amerongen) auf der Straße skandalierten, und die die Bürgerwehrmänner mit Ausdrücken wie „Ihr Spartakisten“, „Pollacken“ und „sozialdemokratische Schweinehunde“ beschimpften. Das Unglaubliche bei dem Vorfall ist aber, daß ein Leutnant es wagen konnte, an der Spitze einer Soldatenabteilung einzudringen. Darin offenbarte sich wieder die ganze Frechheit und Brutalität des deutschen Militarismus. Er ist auch jetzt noch nicht tot. Wenn er durch den Ausgang des Krieges und durch die Revolution vernichtende Schläge erhalten hatte, so ist er durch den unseligen Bruderkampf in den Reihen des Proletariats, den die Unabhängigen als frisch-fröhlichen Kampf zum Weitertreiben der Revolution für notwendig ansehen, wieder mehr und mehr erstarkt.
Als in der vorigen Woche der Presse Mitteilung von der Abschiedsparade der Truppen gemacht wurde, hatte einer unserer Mitarbeiter daran glossierende Mitteilungen geknüpft. Darüber war die hiesige konservative Zeitung fast aus dem Häuschen geraten. Auch mancher von uns glaubte in der Abschiedsstunde etwas versöhnlicher gegen den abziehenden Militarismus sein zu können. Aber schnell sind diese Genossen eines anderen gelehrt worden. Wir haben ja erlebt, daß die Abschiedskundgebung zu einer monarchistischen Demonstration benutzt wurde, indem man unter den Klängen von „Heil dir im Siegerkranz“ durch die Straßen marschierte. Der deutsche Militarismus kann eben sein Wesen nicht ändern, bevor nicht aus allen Führerstellen die Leute des monarchistischen Deutschlands verschwunden sind. Wie man selbst hier in dem kleinen Freistaat Danzig etwas Militarismus aufleben lassen möchte, zeigte sich bei den Beratungen über die Errichtung der Sicherheitswehr, wo von Seiten der Offiziere gemeint wurde, daß insbesondere der Bischofsberg und der Hagelsberg von der Sicherheitswehr besetzt werden müßten.
Nach all diesen Erfahrungen kann es uns Sozialdemokraten niemand verdenken, wenn wir ohne Wehmut den deutschen Militarismus scheiden sehen. Auch uns schmerzt die Losreißung Danzigs vom deutschen Vaterland, und wir sehen durchaus nicht erfreut in die Zukunft, weil wir wissen, daß den deutschen Militarismus ein fremdländischer ablösen wird. Aber wenn sich der deutsche Militarismus in den Tagen des Abschieds von Danzig noch solche frechen Übergriffe zuschulden kommen läßt, dann werden wird wirklich befreit aufatmen, von ihm in Zukunft verschont zu sein.
In der nächsten Zeit wird sich der Aufbau des Freistaates Danzig vollziehen. Wir haben hier kürzlich ausgeführt, daß er einzigartigen Umständen seine Entstehung verdankt. Aber wenn wir auch einen englischen Oberkommissar und eine Ententebesatzung bekommen, so haben wir doch die Hoffnung, daß wir die Verfassung des neuen Freistaates nach unseren eigenen Wünschen werden formen können. Sorgen wir dann dafür, daß für den Geist des Militarismus im neuen Staat kein Raum mehr ist. Das wird um so mehr geschenen, je mehr sich die Danziger Arbeiterschaft von den Putsch- und Verschwörerphantasien der Unabhängigen lossagt. Nur dann wird es uns gelingen, Reaktion und Militarismus aus dem neuen Danzig fernzuhalten und dieses zu einem wirklichen „Freistaat“ zu machen.

Lokales

Ein englisches Kommando. Gestern morgen ist der englische Oberst Hobbs mit fünf Offizieren und etwa zehn Mann, Schneidern und Burschen, hier eingetroffen. Die Mannschaften sind in der Wiebenkaserne untergebracht, die Offiziere dagegen in Bürgerquartieren. Heute wird ein Vorkommando in Danzig eintreffen, bestehend aus zehn Offizieren und etwa hundert Mann. Die Mannschaften werden in der Kaserne der Bastion Roggen einquartiert werden. Wie die „D. Z.“ meldet, soll Danzig nur mit einem englischen und einem französishen Bataillon belegt werden, und zwar soll das englische Bataillon in Danzig und das französische in Neufahrwasser stationiert werden.

Polizeibericht vom 29. Januar 1920

Gefunden: 1 schwarze Ledertasche mit 2 Stüllen Brot, abzuholen von Herrn Alois Keister, Birkenallee 13 a

Aus dem Freistadtbezirk

Zoppot. Die Stadtverordnetensitzung am 27. Januar leitete Stadtverordnetenvorsteher Förster. Gewählt als unbesoldete Magistratsmitglieder wurden Mansky, Mathieu (Sozd), Dziek, Dt. Donnerberg, Dr Leski und Dr. Wagner (Zusammenfassung)

025-1920 30.01.1920

Volksversammlung der heimattreuen Oberschlesier

Vorsitzender, Seminarleiter Gebauer
Neu wurden Gütervorsteher Schwarzer, Kaufmann Berliner, Rendant Cießlinski und Architekt Ahrend in den Vorstand gewählt.
Die Laute spielte die einheimische Elsa Krischen
Frl. Ahlsdorf als Vortragende
Frau Kapellmeister Driesen, bisher am Stadttheater in Breslau tätig
Frau Frankenstein
Landsmann, Opernsänger und Spielleiter Max Aschner vom Stadttheater

Polizeibericht vom 30. Januar 1920

Gefunden: 1 goldenes Pincenez an einer schwarzen Schnur, abzuholen von Herrn Karl Salomon, Michaelsweg 51 a
Zugelaufen: 1 Hund mit Marke 176/19, abzuholen von Frl. Gertrud Fischer, Ferberweg 7 b

Standesamt – Todesfälle

S d Eisenbahn-Arbeiters Friedrich Pieger 21/2 Std – Uhrmachermeister Willy Junker 57 J 4 M – Kontoristin Selma Frankenstein 18 J 6 M – T d Sergeanten Georg Behrendt, totgeb – Kupferschmied Adolf Thiel 35 J 9 M – Maurer Joseph Urowski 58 J 4 M – Witwe Rosalie Hiller geb Hiller 76 J – S d Schuhmachers Gustav Haase 5 M – Rentenempfängerin Marie Pusch, fast 88 J – Rentier Franz Suckau 67 J 5 M – Witwe Marie Schulz geb Barschke 78 J 6 M – S d Arbeiters Willy Wicht 9 W – Rentenempfänger Emil Grentz 68 J 4 M – unehelich 1 T

Aus dem Freistadtbezirk

Ohra. In der gestrigen Sitzung der Gemeindevertretung, unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Lind, wurden zunächst 5 Gemeindeschöffen gewählt und zwar die Gemeindeverordneten Rewold vom Bürgeverein, Turski vom Zentrum, Brill, Löschkowski und Temp von der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft. (gekürzt)

Oliva

Gemeindevertreter-Versammlung. Zu Armenvorstehern wurden gewählt

Bezirk1 Herr Ficht, Bezirk 2 Herr Senkpiel, Bezirk 3 Fräulein v. Zelewski, Bezirk 4 Herr Raddatz, Bezirk 5 Herr Berschhintzki, Bezirk 6 Genosse Rottka,, Bezirk 7 Genosse Max Ostrowski, Bezirk 8 Frau Gensch, Bezirk 9 Herr Tietze, Bezirk 10 Genosse Ewert, Bezirkt 11 Herr Hilger, Bezirk 12 Herr Kaminski. Die Schöffenwahl ergab folgendes Resultat: Vom Zentrum Rentier Max Erdmann, Baugewerksmeister Edmund Klawikowski; von den Deutschnationalen Rentier Adolf Pfau und Dr. Herbert Kreuzburg, von den Demokraten Rentier Max Stumm und von den Sozialdemokraten Bureauangestellter Kuhn (gekürzt)

Karin K
12.04.2013, 17:04
Die Ausgaben Nr 26 und 27

026-1920 31-01-1920

Der Sturm auf die „Volksstimme“

Der so erfolgreiche Angriff der Hagelsbergtruppen auf das hiesige Polizeipräsidium hat zu weiteren Heldentaten angespornt. Da bei dem Kampf im Polizeipräsidium 3 Bürgerwehrleute verwundet worden waren, so suchten sich die Marsjünger neue Gegner aus. Und diese glaubte man in den Redakteuren der „Volksstimme“ gefunden zu haben, weil diese über die skandalösen Vorgänge auf dem Polizeipräsidium der Wahrheit gemäß berichtet hatten. So erschienen gestern in unserer Redaktion vier Mann der Reichswehr und verlangten den Genossen Loops zu sprechen. Auf dessen Frage nach ihrem Begehren erklärten sie die beiden Artikel der „Volkstimme“ für „Schwindel“. Das Unteroffizierkorps wäre durch dieselben aufs schwerste beleidigt worden. Sie verlangten aufgezeigt, daß die Redaktion den Berichterstatter über den Vorfall nennen möge, damit man denselben „zur Rechenschaft ziehen könne“. Selbstverständlich wurde von unseren Genossen dieses, gelinde gesagt, dreiste Verlangen zurückgewiesen. Auf die erstaunte Frage unserer Genossen, wo denn in den beiden Artikeln das Unteroffizierkorps beleidigt worden sei, spielten sich die 4 Mann als Verteidiger der Offiziere auf. „Unsere Führer sind beleidigt worden und damit auch wir selbst. Solche Beleidigungen der Offiziere aber können wir nicht ruhig hinnehmen“. Schließlich zogen die 4 „Beleidigten“ ab, nachdem sie sich noch in herabsetzender Weise über die Bürgerwehr geäußert hatten.
Auch dem unabhängigen Stadtverordneten Rahn wurde von einigen bewaffneten Soldaten ein Besuch abgestattet, die gestern morgen 7 Uhr mit Kolbenstößen an seiner Tür pochten und Einlaß begehrten. Rahn holte gegen die Soldaten polizeilichen Schutz herbei, fand aber bei der Rückkehr die Soldaten nicht mehr vor. Die „Danziger Allgemeine Zeitung“ spricht von einer „Deputation, die die Truppenteile an Herrn Rahn gesandt hätten“. Eigenartige Deputation, die in voller Ausrüstung am frühen Morgen mit Kolbenschlägen Einlaß begehren.
Das genannte hiesige Junkerblatt nennt unseren Bericht über die Vorgänge am Mittwoch „tendenziös entstellt“ und „sozialistische Übertreibung“. Daß er nur der Wahrheit entspricht, müssen selbst ungewollt die Schwurzeugen der „Allgemeinen“ zugeben. Unser Redaktionsbesuch erklärte, daß „nur“ 40 Mann ins Polizeipräsidium eingedrungen seien. Über die Zahl wollen wir auch gar nicht streiten; daß die beiden Offiziere betrunken waren und auf der Straße lärmten, gibt selbst das Brunzenblatt zu. Allerdings schreibt es rücksichtsvoll, daß die beiden Lärmmacher sich nur in „gehobener Stimmung“ befanden.
Im Interesse des Ansehens der deutschen Republik hätten wir gewünscht, daß sich der Abschied der deutschen Wehrmacht von Danzig in würdigerer Form vollzogen hätte.

Die Mitgliederversammlung des Sozialdemokratischen Vereins

Genosse Maslow (Kassenwart)
Wahl des 1 Vorsitzenden, die durch den Fortgang des bisherigen Vorsitzenden von Danzig-Stadt, Genosse Krüger, notwendig wurde. Der durch den Vorstand vorgeschlagene Genosse Fooken (Anton Fooken, Geschäftsführer, Schüsseldamm 53/55, aus Adressbuch Danzig 1920) wurde einstimmig gewählt.
Bei dem 3. Punkte, Neuwahl des Jugendausschusses, gab Genosse Weber einen kurzen Bericht über die Zusammensetzung und Tätigkeit der früheren Ausschüsse und schlug die Wahl eines neuen vor. Es wurden folgende Genossen gewählt: Weber, Biester, Hackbardt, Prohl, Schneider und die Genossin Springel.
Hierauf gab Genosse Gehl eine Übersicht über unsere Parteipresse […]
In die Pressekommission wurden die Genossen Nagrotzki, Müller, Woelk, Kauffmann und Klotzowski gewählt.[...]
Genosse Behrendt.

Standesamt – Todesfälle

Straßenbahnschaffner Franz Cyperski 26 J 3 M – Witwe Martha Schulz geb Grau 54 J 1 M – S d Elektrikers Siegfried Scharschmidt 2 J 5 M – S d Arbeiters Adolf Rydzewski 1 J 7 M – S d Hilfsweichenstellers Heinrich Wassberg 3 M – Unverehelichte Charlotte Gottschau 77 J 4 M – Rentiere Berta von Schulzendorff 90 J 4 M – Sprachlehrerin Ella Perschat 29 J 5 M – Frau Adele Pischowski geb Droß 73 J 9 M – Prokurist Henry Schweitzer 75 J 6 M – S d Laboranten Oskar Malcherczyk 8 Tg – Zugführer Hermann Wrage 54 J 8 M – Unverelichte Alice Adam 19 J – unehelich 1 Sohn, 1 Tochter

Anzeigen

Sozialdem. Verein Danzig Stadt
Am Mittwoch, den 28 Januar verschied nach kurzer, schwerer Krankheit unser Genosse, der Kupferschmied
Adolf Thiel
Ehre seinem Andenken
Die Beerdigung findet am Montag, den 2. Februar von der Leichenhalle des St. Barbara-Friedhofs statt.
Der Vorstand

Verband der Kupferschmiede
Filiale Danzig
Am 28.1.20 verstarb nach kurzer aber schwerer Krankheit unser treues Vorstandsmitglied und treuer Kollege
Adolf Thiel
Mit ihm ist einer der Besten von uns genommen.
i. A. Der Vorstand

Am 28.1.20 starb nach kurzem schweren Leiden unser werter Kollege
Adolf Thiel
Tief erschüttert stehen wir an der Bahre dieses Kollegen. Sein Andenken wird von uns nie vergessen werden.
Die Kollege der Kupferschmiedewerkstatt der Danziger Werft
Die Beerdigung findet am Montag, den 2.2.20 um 3 Uhr nachm von der Leichenhalle des St. Barbara-Friedhofs aus statt

027-1920 02.02.1920

Die Auszuliefernden

Nach einer im „Echo de Paris“ veröffentlichten Liste wird von Frankreich die Auslieferung folgender Personen gefordert:
Kronprinz Rupprecht von Bayern wegen Departationen in Nordfrankreich, Herzog Albrecht von Württemberg wegen Massakers in Namur, Generaloberst von Kluck wegen Ermordung von Geiseln in Simbis und von Zivilpersonen in Aerschoet, Generalfeldmarschall v. Mackensen wegen Diebstahls, Brandlegungen und Hinrichtungen in Armenien, V. Lancken wegen Ermordung der Miß Cavell und des Kapitäns Fryatt, Admiral v. Capelle wegen Verbrechens durch den U-Bootkrieg, General Liman v. Sanders wegen Massakers in Armenien und Syrien, General Stenger wegen Befehls, keine Gefangenen zu machen, General von Stransky wegen Plünderung bei Ermordung von 105 Zivilpersonen, General v. Terann wegen Hinrichtung von 102 Einwohnern von Arlon, Gebrüder Niemyer im Gefangenlager von Holzminden wegen Grausamkeiten gegen englische Gefangene, Major v. Götz wegen Grausamkeiten im Lager von Magdeburg, Leutnant Rudocker wegen Grausamkeiten Im Lager Ruhleben, General v. Kessel wegen Grausamkeiten im Lager Döberitz, Major v. Bülow wegen Zerstörung von Aerschoet und wegen Erschießung von 150 Zivilpersonen, General von Manteuffel wegen Brandlegung in Loewen.

Lokales

Genosse Adolf Bartel
ist von der Pressekommission und dem Landesvorstand zum Hauptschriftleiter der „Volksstimme“ gewählt worden. Gen. Bartel ist durch seine frühere langjährige Tätigkeit der Danziger Arbeitschaft wohl bekannt. Er war zuletzt leitender Redakteur der „Königsberger Volkszeitung“. (gekürzt)

Der „Danziger Hof“ verkauft. Das Hotel „Danziger Hof“ ist am Sonnabend von dem bisherigen Besitzer Dr. K. Herbst an Direktor Alex Braune, G m b H. Berlin, für den Preis von 8 Millionen Mark verkauft worden. Dr. Herbst erwarb das Hotel im vorigen Frühjahr von dem Begründer und langjährigen Leiter für 2 ¼ Millionen. Der neue Besitzer ist in Danzig durch die von ihm ins Leben gerufenen und geleiteten Künstlerspiele im Festsaal des „Danziger Hofs“ und die Künstler-Diele in den Nebenräumen bekannt.

Eine Riesenunterschlagung auf der Reichswerft.
Auf der Danziger Reichswerft ist der Werftverwaltungssekretarialassistent Oskar Reichel mit 365000 Mark Lohngeldern verschwunden. (gekürzt)

Generalversammlung des deutschen Bauarbeiterverbandes (Auszüge)
Den Kassenbericht gab an Stelle des in der Heilanstalt weilenden Kollegen Haß, der Kollege Adam.
An der Aussprache des Geschäfts- und Kassenberichts beteiligten sich die Kollegen Hartmann, Voß, Koch, Schönholz, Ostrowski, Radetzki, Kohnsch, Hintz und Jasinkski.
Nunmehr erfolgte die Wahl des Vorstandes. Dieses Mal standen zur Wahl der 1. Vorsitzende, 2. Kassierer und der Schriftführer. Einstimmig wurden die Kollegen Brill als 1. Vorsitzender, Ringe als 2. Kassierer und Bernecker als Schriftführer wiedergewählt. Als Revisoren wurden die Kollegen Kobusch, Dieball und Boll gewählt.
[…] An der folgenden lebhaften Aussprache beteiligten sich die Kollegen Koch, Jasinski, Szelonzeck, Voß, Radetzki, Beuster, Hartmann, Kömmling, Zoch, Gutmeyer, Beyer, Ringe, Orlowski und Kobusch.

Raubmord!

Am 26. Januar d. Js wurde die 74 Jahre alte Witwe Adele Pilchowski, geb Droß, verwitwete Petrick in ihrer Hundegasse 76, 1. Treppe, belegenen Wohnung mit dem Kopf in einem Schal am Bettfuß hängend tot aufgefunden. (gekürzt)

Standesamt – Todesfälle

Handlungsgehilfe, Musketier im Inf-Regt- Nr 129, Kurt Friedrich Rosien 21 J 6 M – Selterfüller, Unteroffizier im Inf-Regt. 129, Paul Bruno Dirkowski 23 J 11 M – Kriegsinvalide Karl Licy 73 J 5 M – Witwe Anna Rautenberg geb Neumann 75 J 5 M – S d gefallenen Wehrmannes Felix Omnitz 7 J – Witwe Klara Golibersuch, geb Kutzner 78 J 1 M – Invalide Michael Deimre 77 J 1 M – Hospitalistin Maria Schadau 60 J 8 M – Unverehelichte Leonhardia Kraskowski 54 J – Witwe Anna Dulski geb Bonk fast 78 J – Pianistin Elfriede Budzinski 18 J 6 M – Frau Bertha Brothe geb Hildebrandt, 64 J 7 M – S d Schlossers Albert Wichmann 8 M – S d Arbeiters Benno Groth 10 M – S d ??aushelfers Heinrich Rose 6 J 8 M – T d Bäckermeisters Albert Klingenberg 7 Wch – S d Arbeiters Felix Eppe 6 M

Aus dem Freistadtbezirk

Ohra. Sämtliche Kleidung und Wäsche wurde der Familie des Tapezierers Doworetzki aus der verschlossenen Wohnung gestohlen. Die Tat geschah in den Abendstunden, als die Bestohlenen an einer Geburtstagsfeier in der Nachbarstraße teilnahmen.

Karin K
13.04.2013, 15:47
Die Ausgaben 28 und 29

028-1920 03-02-1920

Lokales

Schließung der hiesigen Schichauwerft!
Am gestrigen Montag, 1 Uhr mittags, ist die Werft von Schichau durch die Direktion geschlossen worden. Seit dem 8 Dezember gab es Lohnverhandlungen die aber gescheitert waren (Zusammenfassung)

Polizeibericht vom 3. Februar 1920

Gefunden: 18 russische Wechsel, abzuholen von Herrn Franz Hapka, Birkenallee 7/8
1 Kissenbezug, abzuholen von Frl Engel, Breitgasse 71 b

Aus dem Freistadtbezirk

Zoppot

Die berechtigtes Aufsehen erregenden Unterschlagungen bei der Zoppoter Gasanstalt, die zur Verhaftung des Assesors Günther führten, beschäftigen jetzt das Zoppoter Amtsgericht. Gegen G. Ist das Verfahren wegen Veruntreuungen eröffnet worden.

Praust

Bei der Gemeindeschöffenwahl wurden gewählt: Oberschirrmeister a D Kurt Julius Zube (Mehrheitssoz.), Postschaffner Albert Datschewski (Mehrheitssoz), Baugewerbeassistent (Johannes Schulz (Chritl. Bp.), Werkmeister Karl Schöffenburg (Fr. Wirtsch. Vereinig.).

029-1920 04-02-1920

Eugen Sellin +

Genosse Eugen Sellin ist gestern abend auf der Fahrt nach Berlin im D-Zug plötzlich verschieden.
Die Danziger und westpreußische Sozialdemokratie hat mit Eugen Sellin einen ihrer bewährtesten Vorkämpfer verloren. An drei Jahrzehnte ist er in Danzig und Westpreußen ein Vorkämpfer für den Sozialismus gewesen
[…] Der Verstorbene hat ein Alter von 56 Jahren erreicht. Er hatte das Zimmererhandwerk gelernt und war später lange als Zimmererpolier tätig. Seit 1914 war er Geschäftsführer der „Allgemeinen Ortskrankenkasse Danziger Niederung“. Von seinen beiden Söhnen schmachtet der eine seit Jahren in russischer Gefangenschaft in Sibirien.
Genosse Sellin ist wahrscheinlich einem Herzschlag erlegen.(gekürzt)

65000 Gefangene aus Frankreich heimgekehrt.
Berlin, 3. Feb. (W.T.B) Die Reichszentrale für Kriegs- und Zivilgefangene teilt mit, daß bis zum 31 Januar rund 65000 Gefangene, darunter über 1000 Offiziere aus französischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt sind.

Danziger Stadtverordneten-Versammlung
Carlson am Pranger
Die Sitzung wird vom Vorsteher Keruth eröffnet. Anwesend sind 54 Stadtverordnete. Käthe Leu ist zum ersten Mal erschienen und wird von dem Bürgermeister Dr. Bail in der herkömmlichen Weise durch Handschlag verpflichtet.
Vor Eintritt der Tagesordnung stellt Genosse Archynski eine dringliche Anfrage betreffs der Schichau-Angelegenheit.
Die Anfrage hat folgenden Wortlaut:
1. Ist dem Magistrat bekannt, daß die Firma F. Schichau am 2. Februar durch Schließung ihrer Werke 2800 Arbeiter fristlos entlassen hat?
2. Was gedenkt der Magistrat zu tun, um die durch die Massenkündigung entstandene Not zu lindern?
3. Ist der Magistrat gewillt und bereit, neben der geltenden Arbeitslosenunterstützung Geld und Naturalien an die Arbeitslosen zu überweisen?
Die beiden sozialistischen Fraktionen unterstützen den Antrag. Widerspruch wird von keiner Seite erhoben. Bürgermeister Dr. Bail erklärt sich bereit, in Vertretung des Oberbürgermeister Sahm, der durch Teilnahme an einer Sitzung augenblicklich verhindert ist, die Anfrage zu beantworten. Bindende Erklärungen kann er jedoch nicht abgeben, da der Magistrat erst am nächsten Tage mit der Sache beschäftigen werde. Nachdem ein Antrag auf Besprechung der Anfrage angenommen worden ist, weist
Genosse Arczynski
als Redner unserer Fraktion auf die Bekanntmachung der Schichauwerft an den Anschlagsäulen der Stadt hin, nach der der Betrieb geschlossen und die Arbeiterschaft entlassen ist. Es werde versucht, das Inkrafttreten des Friedensvertrages reaktionären Zwecken dienstbar zu machen. Das Arbeitslosenelend solle noch vergrößert werden. Zu den 6000 Danziger Arbeitslosen kommen noch 2800 hinzu. Weitere 2800 Arbeiter, zum großen Teil mit Weib und Kindern, sollen dem Hunger preisgegeben werden. Als Grund der Entlassung werde Verstoß gegen die Arbeitsordnung angegeben. Seit wann sei das denn ein Grund zur Kündigung der ganzen Belegeschaft. Dadurch werde der Arbeitslosenetat gewaltig belastet. Die Firma Schichau sei in der Lage, die geforderten Löhne zu zahlen, die niedriger sind als die in den anderen Danziger Großbetrieben. Die Arbeiterschaft habe sowohl in den Lohnforderungen als in der Frage der Akkordarbeit weitgehendes Entgegenkommen bewiesen. Die Ansammlungen auf der Werft haben keinen gewalttätigen Charakter gehabt. Es habe kein Grund zur Schließung des Betriebes vorgelegen. Die Opfer dieses frivolen Tuns müssen geschützt werden. Es sei selbstverständlich, daß die Entlassenen die Erwerbslosenunterstützung erhielten, doch noch darüber hinaus müsse für die Gemaßregelten gesorgt werden, da niemand mit den Sätzen der Arbeitslosenunterstützung auskommen könne. Der Oberbürgermeister müsse her eingreifen (Dieser betritt inzwischen den Saal.)
Gaikowski (Zentr.) bestätigt die Ausführungen des Vorredners. Die Bekanntmachung der Firma Schichau ergebe ein falsches Bild. Es handelt sich nicht um einen Streik, sondern um eine Aussperrung.
Stadtverordneter Keruth unterbricht den Redner und ersucht ihn, nicht auf die Ursachen der Bewegung einzugehen.
Die Sozialisten erheben dagegen Widerspruch.
Gaikowski beantragt, den Entlassenen die Erwerbslosenunterstützung zuzubilligen.
Mau erklärt, daß die Schließung des Betriebes eine Provokation der Arbeiterschaft sei, die auf ordnungsmäßige, Wege für ihre Forderungen gekämpft habe. Das Verhalten Carlsons schädige die Allgemeinheit. (Zwischenruf: Raus mit ihm nach Schweden.)
Die Erklärung des Oberbürgermeisters, daß er dem Beschluß der letzten Stadtverordnetenversammlung über die Erhöhung der Erwerbslosenunterstützung nicht beitreten könne, sei eine Herausforderung der Arbeiterschaft.
Stadtv. Ritz (Dem.) verurteilt gleichfalls das Verhalten Carlsons. Die Arbeiter haben Entgegenkommen gezeigt, um das Wirtschaftsleben nicht auf das Spiel zu setzen. Die Firma gehe dagegen rücksichtslos und brutal vor.
Oberbürgermeister Sahm: Die Stadtverordnetenversammlung ist kein Schlichtungsausschuß und kann auf die Gründe für oder gegen nicht eingehen. (Sehr richtig! Bei den Deutschnat.) Er gedenke beiden Parteien seine guten Dienste anzubieten zur Beilegung des Konflikts. Es muß geprüft werden, ob nicht auf Grund der Gewerbeordnung noch Lohn zu beanspruchen ist. Sein ablehnender Standpunkt gegenüber dem Beschluß der letzten Sitzung über die Erhöhung der Erwerbslosenunterstützung sei keine Provokation der Arbeiterschaft.
Genosse Grünhagen: Die Angelegenheit ist von außerordentlicher Tragweite. Die Firma hat sich stets über das Allgemeinwohl hinweggesetzt. Auch der Magistrat hat das bei der Ueberlandzentrale erfahren müssen.
Dr. med. Thun (Zentr.) bemerkt, daß er die Schichauarbeiter seit 30 Jahren behandelte und sie deshalb besser kenne, wie mancher sogenannter Arbeitervertreter. (Er schaut dabei nach den Unabhängigen, die lebhaft gegen die Behauptung protestieren.) Redner teilte unter allgemeiner Aufregung mit, daß schon vor dem Kriege Arbeiter der Firma Schichau, die fest in Arbeit standen, der Armenpflege zur Last fielen, wenn sie mehr als fünf Kinder hatten.
Der Pole Jedwabski wünscht, daß die Entlassenen vor Not geschützt werden.
Als Mau noch einmal das Wort ergreift und in bezug auf Carlson von einem Kerl spricht, machen Vorsteher Keruth und Oberbürgermeister Sahm darauf aufmerksam, daß es nicht zulässig ist, sich über Abwesende so zu äußern.
Dr. Herrmann (Dem.) unterhält sich zunächst mit dem Genossen Grünhagen und Käthe Leu über die Frage, ob der gesamte deutsche Kapitalismus oder einzelner seiner Vertreter zu verurteilen sind. Von der Vermittlung des Oberbürgermeisters verspricht Redner sich wenig nach den Erfahrungen, die Oberbürgermeister Scholz vor sieben Jahren mit der Schichauwerft gemacht habe. Scholz sei brüsk abgewiesen worden.
Genosse Arezynski weist darauf hin, daß es sich weder um einen Streik noch um eine Aussperrung handelt, sondern um die Schließung des Betriebes. Eine Vermittlung nehmen wir an. Die Sicherheitswehr hat in diesem wirtschaftlichen Kampf nichts zu suchen.
Fühlbrügge (F.W.D.) vertritt den Standpunkt, daß nur die unschuldig Entlassenen Erwerbslosenunterstützung erhalten sollen.
Schmidt (U.S.) stellt fest, daß es ein Lehrer und Mitglied der F.W.D ist, der gegen die Arbeiter auftritt.
Brunzen I stellt sich auf den Standpunkt des Magistrats.
Dr. Neumann (F.W.D.) ist der Ansicht, daß die Reden der Arbeitervertreter nur Propagandareden sind. Man müsse beide Teile hören, wenn man ein ganzes Bild erhalten will.
Rahn richtet an den Oberbürgermeister den Wunsch, für Arbeitsgelegenheit zu sorgen. Er erinnert ferner daran, daß noch eine Kriegsverordnung besteht, nach der die Öffnung des Betriebes erzwungen werden kann.
Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird gegen die Stimmen der Sozialisten, Polen und eines Teils der Demokraten angenommen. (gekürzt)

Aus dem Freistadtbezirk

Groß-Zünder

In der Gemeindevertretersitzung zum 1. d. Mts fand die Wahl des Gemeindevorstandes statt. Es wurden der Wiegemeister und frühere Amts- und Gemeindebetreiber Paul Hellwig zum Gemeindevorsteher, Friseur Robert Michalski zum 1. Schöffen, Hofbesitzer Hugo Behrendt zum 2. Schöffen und Lehrer Georg Konitzer zum stellvertr. Schöffen gewählt.

Standesamt – Todesfälle

T d Maschinenschlossers Kurt Caspers, totgeb. - Schneiderin Therese Krohn 65 J 6 M – T d Maschinenschlossers Kurt Golz 8 M – S d Photographen Ernst Marquardt 1 J 2 M – Frau Marie Gohl geb Kaminski 54 J 3 M – Witwe Marie Groß geb Codak 72 J ? M – Frau Justiana Kastella geb Boehmke 68 J 6 M – Witwe Auguste Freudenreich geb Hellwig 72 J 10 M – Rentenempfängerin Marie Nipkow 88 J 8 M – Witwe Pauline Groth geb Schulz 78 J 10 M – Hospitalist Theodor Boeck 76 J 8 M – Bildhauer Hermann Hagedorn 71 J – Frau Marie Steichert geb Bornewski 51 J – Witwe Wilhelmine Sodat geb Reschke 75 J 10 M – Kanzlist Karl Klitzki 51 J 3 M – Frau Hedwig Lietzke geb Schulz 33 J – unehelich 1 Sohn, 2 Töchter

Anzeigen

Danksagung
Für die vielen Beweise aufrichtiger Anteilnahme, sowie für die vielen Kranz- und Blumenspenden bei dem Heimgange meines lieben Mannes sage ich allen Freunden und Bekannten, insbesondere den Herren Kollegen, meinen herzlichen Dank.
Danzig, den 4. Februar 1920
Emma Thiel

Karin K
14.04.2013, 16:18
Die Ausgaben 30 und 31

030-1920 05.02.1920

Die Auslieferungsnote überreicht

Dienstag wurde vom französischen Ministerpräsidenten Millerand dem Vorsitzenden der deutschen Friedensdelegation, Freiherrn von Lersner die Note überreicht, in der die Entente die Auslieferung von 900 Deutschen fordert.
Obwohl Herr v. Lersner bereits am letzten Sonnabend die ausdrückliche Weisung erhalten hatte, eine derartige Note ohne weiteres an das Auswärtige Amt weiterzuleiten, hat er die Note an Herrn Millerand zurückgesandt mit der Erklärung, daß er es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren könne, bei der Auslieferung Deutscher mitzuwirken. Herr v. Lersner hat telegraphisch seine Entlassung aus dem Reichsdienst nachgesucht und sofort erhalten.
Der offizielle Inhalt der Note ist der Berliner Regierung noch nicht bekannt geworden. In den Berliner Blättern wird aber folgender Auszug aus der Liste veröffentlicht:
Herzog Albrecht von Württemberg, Sixt v. Armin, Prinz Rupprecht von Bayern, vier Herren von Below, darunter Otto v. Below, Graf v. Bernstorff, v. Beseler, v. Bethmann Hollweg, Otto v. Bülow, G. v. Capelle, Graf Carmer, v. Deimling, Deimler, Dschemal Pascha, Enver Pascha, Prinz Ernst von Sachsen, Freiherr v. Fakenhausen, v. Falkenhayn, v. Gallwitz, v. Gebsattel, v. Gemmingen, Alfred von Glasenapp, Graf v. Häseler, v. Hausen, v. Haniel, Großherzog v. Hessen, Generalfeldmarschall v. Hindenburg, Prinz August von Hohenzollern, Prinz Ettel Friedrich von Hohenzollern, Prinz Friedrich von Preußen, v. Ingenohl, v. Kluck, Linsingen, General Ludendorff, Generalfeldmarschall von Mackensen, Herzog von Mecklenburg, v. Moltke, Oberbürgermeister Sahm, Reinhold Scheer, Talaat Pascha, v. Tirpitz, v. Trotha, Tualff v. Tschepe, Graf Waldersee, Zimmermann.

Standesamt – Todesfälle

S d Schlossergesellen Bernhard Kramer 1 J 3 M – Pivatiere Merle Rednitz 75 J 9 M – Witwe Marie Riegel geb Makowski 68 J 8 M – Arbeiter Alfres Weigle 26 J 1 M – Bankdirektor Leo Schulz 35 J – Invalide Albert Stach fast 71 J

Aus dem Freistadtbezirk

Stutthoff. Am 1. d. Mts fand auch hier die Gemeindevorsteher- und Schöffenwahl statt. Der bisherige Gemeindevorsteher Carl wurde wiedergewählt. Schöffen wurden die Gemeindevertreter Preuß, Schöler, Beker und der bisherige Schöffe Willms.

Nachruf

Am Mittwoch, nachts, verstarb unerwartet im Eisenbahnzug auf der Fahrt nach Berlin, mein lieber Mann, unser guter Vater, Schwiegervater, Bruder und Onkel, das Mitglied der Preußischen Landesversammlung
Kassenrendant
Eugen Sellin
an seinem 55. Geburtstage.
Danzig, den 4. Februar 1920
Die trauernden Hinterbliebenen
Tag der Bestattung wird noch bekannt gegeben

Sozialdemokratischer Verein Danzig-Stadt
Plötzlich und unerwartet verstarb am Dienstag abend der Mitbegründer und langjähriger Vorsitzende des Vereins
der Landtagsabgeordnete
Eugen Sellin.
Ein unermüdlicher Vorkämpfer und tatkräftiger Mitarbeiter unserer Sache ging mit ihm dahin. Seit 1886 Mitglied der Partei, verkörpern sich in dem Verstorbenen einige Jahrzehnte der Entwickelungsgeschichte der Danziger Arbeiterbewegung. Mit zäher Ausdauer bearbeitet er nicht nur den Boden seiner Vaterstadt, auch in der Provinz hat er in unablässiger Pionierarbeit die ersten Keime der Parteibewegung setzen und pflegen helfen.
Erst spät hat er die Erfolge seiner jahrzehntelangen Arbeit heranreifen sehen. Als ihm im Januar 1919 das Vertrauen der westpreußischen Wähler das Mandat zur verfassungsgebenden preußischen Landesversammlung übertrug, war er in seiner parlamentarischen Arbeit unermüdlich, um die Interessen seiner Wähler zu vertreten. Auf der Fahrt zur Tagung des Parlaments schloß sein arbeitsreiches Leben.
Ehre seinem Andenken!
In seiner Unermüdlichkeit für unsere Sache wird er uns stets ein leuchtendes Vorbild bleiben
Der Vorstand
Zeit und Stunde der Beerdigung wird noch bekannt gegeben.

Plötzlich und unerwartet riß der Tod unseren Kameraden
Eugen Sellin
aus unseren Reihen. In 33jähriger ununterbrochener Mitgliedschaft stand er in vorderster Reihe als leuchtendes Beispiel der jüngeren Kameraden
Wir verlieren in dem Verstorbenen einen der Besten unter uns.
Zentralverband der Zimmerer
Zahlstelle Danzig

031-1920 06.02.1920

Gerichtsecke

Preßbeleidigung

Am 27. August wurde im Reinkestal im Pelonker Walde beim Holzfällen die Frau Jahr aus Langfuhr durch einen polnischen Hilfsgendarm mit einem Karabiner erschossen. „Das freie Volk“ brachte diese Mitteilung. Der Einsender hatte die beiden feldgrauen Hilfsgendarme, von denen die Tat ausging, für Soldaten der Reichswehr angesehen und bezeichnet. Als Überschrift wurde das Stichwort „Mordtat der Noskegarde“ gewählt. Der verantwortliche Redakteur des Blattes, Genosse Bruno Gebauer, wurde vom Schöffengericht wegen Beleidigung der Reichswehr, zu 30 Mark Geldstrafe verurteilt. Gegen dieses Urteil legte die Staatsanwaltschaft Berufung ein, und die Sache kam vor dem Berufungsgericht zur nochmaligen Verhandlung. Genosse Gebauer stellte den Beweis, daß er an diesem Tage von 10 – 2 Uhr im Versorgungsausschuß anwesend war, um seine Rentenansprüche zu regeln. Er habe von der Notiz erst aus der Zeitung Kenntnis erhalten. Die Notiz sei von einem bürgerlichen Sekretär verfaßt und eingereicht worden, der den Täter als Soldaten ansprach und sich insofern irrte. Es sei nicht des Angeklagten Absicht, durch Beleidigungen politisch wirken zu wollen. Der Staatsanwalt beantragte 500 Mark Geldstrafe. Das Urteil lautete wegen fahrlässiger Beleidigung der Reichswehr auf 100 Mark Geldstrafe. Veröffentlichung des Urteils in der „Danziger Zeitung“ und Einziehung der betreffenden Nummer der Zeitung „Das freie Volk“.

Gefaßter Mehlschieber. Der frühere Mühlenbesitzer, jetzige Gastwirt Gustav Sprengler in Danzig ließ sich mit einem Fuhrwerk 7 Zentner Mehl zubringen. Das Fuhrwerk war mit Holz beladen und hatte darunter das Mehl versteckt. Im Stadtgebiet wurde das Fuhrwerk als verdächtig angehalten, und das Mehl wurde beschlagnahmt. Da der Empfänger Spengler keine Ausfuhrerlaubnis hatte, erfolgte Anklage. Das Schöffengericht verurteilte den Angeklagten wegen unerlaubten Ausführens von Mehl aus dem Kommunalverbande zu 150 Mark Geldstrafe und Einziehung des Erlöses.

Einseitige Justiz?

Für die am Montag, den 23. Februar, beginnende Schwurgerichtszeit sind folgende Geschworene durch den Landgerichtspräsidenten ausgelost worden: Kaufmann Max Bogdanski in Zoppot, Kaufmann John Axt in Oliva, Diplom-Ingenieur Dr. Fischer in Oliva, Banksyndikus Beck in Zoppot, Architekt Adolf Bielefeldt in Zoppot, Garnison-Oberinspektor Brütz in Oliva, Dachdeckermeister Odor in Ohra, Kaufmann Julius Woelke in Ohra, Kaufmann Karl Fierke in Oliva, Diplom-Ingenieur Werner Krecz in Danzig, Rentier Lindenberg in Zoppot, Kaufmann Leo Neumann in Danzig, Rentier Neheyser in Langfuhr, Eisenbahnsekretär Albert Moritz in Langfuhr, Kunstmaler Wahl in Oliva, Rentier Behrendt in Oliva, Kaufmann Konrad Lück in Danzig, Kaufmann Monfehr in Langfuhr, Rechnungsrat Meisner in Neufahrwasser, Rentier Magnet in Renkau, Fabrikbesitzer Diohl in Ohra, Kaufmann Marneck in Langfuhr, Apotheker Hein in Zoppot, Mittelschullehrer a D. Otto Moritz in Langfuhr, Oberpostassistent Neuber in Danzig, Betriebsmeister Federau in Oliva, Architekt, Maurer- und Zimmermeister Paul in Langfuhr, Fabrikbesitzer Kirschberger in Ohra, Hammerwerksbesitzer Walter Fast in Oliva, Kaufmann Ernst Fast in Oliva. (gekürzt)

Standesamt – Todesfälle

Student, Ltn. d. R im Garde-Landw.Fußartill-Batl. Norbert Josef Führer 26 J 8 M – Pensionierte Pfarrer Daniel Uebe 76 J 3 M – Frau Kätze Caspitz geb Schwerpinski 24 J 5 M – T d Arbeiters Paul Piotsowski 2 J 8 M – Witwe Dorothea Ewersbach geb Dirschauer 76 J 8 M – Witwe Wilhelmine Stengel geb Wohlert, fast 85 J – Rentenempfänger Robert Komm, 74 J – T d Schmieds Joseph Kondel 7 J 5 M – T d Schlossers Johann Czestricki 11 M – Arbeiter Friedrich Grabowski fast 54 J – unehelich 1 Sohn, 1 Tochter

Nachruf

Arbeitergesangverein „Sängergruß“
Danzig
Am Dienstag, den 3. d. Mts, verschied plötzlich infolge Herzschlages unser langjähriger Sangesbruder und Ehrenmitglied
Eugen Sellin.
In dem Verstorbenen verlieren wir einen Mitbegründer unseres Vereins und unermüdlichen Förderer des Arbeitergesanges.
Sein Andenken werden wir stets in Ehren halten
Der Vorstand

Sozialdemokrat. Verein Danzig-Stadt
Die Beerdigung unseres Genossen, des Landtagsabgeordneten
Eugen Sellin
findet am Sonntag, nachmittags 8 Uhr, vom Trauerhause Schichaug. 12 aus statt.
Die Beisetzung erfolgt auf dem Friedhof der Freireligiösen Gemeinde.
Die Parteimitglieder treffen sich ½ 3 Uhr am Hansaplatz. Zahlreiche Beteiligung der Bezirke erwartet.
Der Vorstand.

Karin K
15.04.2013, 14:03
Die Ausgabe 32 und 33:

032-1920 07.02.1920

Lokales

Eine Studienreise nach Warschau haben heute unsere Genossen Arezynski, Bohn, Nagrotzki, Bölkner und Woelk angetreten. Die Einladung dazu ist an die genannten Genossen vom polnischen Komitee für Danzig in Warschau ergangen. Sie bezweckt insbesondere das Studien der Arbeiterverhältnisse in Polen, daneben sollen sich unsere Genosse aber gleichzeitig über die Wirtschafts- und Ernährungslage in Polen unterrichten. Die Reise wird voraussichtlich 6 – 8 Tage dauern. Außer unseren Genossen nehmen von Seiten der U.S.P die Genossen Tietkau, Kunze, Plettner, Raube und Schulz ebenfalls teil

Der Prozeß gegen den Gattenmörder Bruno Thimm aus Ohra, der bekanntlich seine Frau tötete und unter einen Schweinehock vergrub, wird in der ersten Schwurgerichtsperiode beginnen, und zwar ist nicht Anklage auf Mord, sondern nur auf vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge gestellt.

Gerichtsecke

Wasser statt Petroleum. Wegen Betruges hatte sich der Arbeiter Bernhard Czefzinski in Danzig vor dem Schöffengericht zu verantworten. Der Angeklagte mit einem nicht auffindbaren Arbeiter Klein traf in November den Gastwirt Grzenkowitz aus Schlawkau auf dem Hauptbahnhof Danzig und bot letzterem Petroleum zum Kauf an. Da auch dieser Artikel sehr gesucht ist, ging der Gastwirt darauf ein. Am 29.11.1919 wurde er telegraphisch nach Danzig beordert, und in einem Lokal am brausenden Wasser, wurde das Geschäft abgeschlossen. Der Angeklagte verkaufte drei Fässer mit 700 Liter Petroleum für 2800 Mark. Der Angeklagte versicherte noch, daß das Petroleum gut sei und daß er es in seiner Lampe ausprobiert habe. Die Fässer wurden auf das Fuhrwerk geladen und das Geld ausgezahlt, das die beiden Schwindler sich sofort teilten. Zu Hause probierte der Gastwirt das Petroleum und fand, daß es nur den Geruch mit diesem Leuchtstoff gemein hatte und im übrigen lediglich Wasser war. Es brannte auch nicht im geringsten in der Lampe. Der Betrogene fuhr sofort nach Danzig zurück und stellte den Angeklagten zur Rede, doch dieser erwiderte kurz mit der Antwort Götz von Berlichingens. Auch vor Gericht suchte der Angeklagte die Schuld auf Klein zu schieben. Das Gericht ging aber auf diese Dreherei nicht ein, sondern erkannte auf eine Gefängnisstrafe von einem Jahr und eine Geldstrafe von 1000 Mark wegen Betruges.

Polizeibericht vom 7. Februar 1920

Gefunden: 1 grauer Trikothandschuh, abzuholen von Herrn Eduard Rochler, Eigenhausstraße 29
1 Kindergummischuh, abzuholen von Herrn Martin Manthei, Birkenallee 4, 2 Tr.

Standesamt – Todesfälle

Schuhmacher, Kan im Feldart-Regt 403, Eduard Wilhelm Peters, 34 J 2 M – Kaufmann Paulus Frekmann, 46 J 3 M – T d Schuhmachermeisters Stephanus Haftmann 1 J 10 M – Frau Marie Kozubek geb Rimot 29 J 4 M – Frau Margarethe Heinkele geb Lange 34 J 3 M – T d Arbeiters Leo Schwinke 1 Tg – Schmiedegeselle August Jäkel 28 J 9 M

Aus dem Freistadtbezirk

Zoppot

Zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen Polen und den deutschen Stadtverordneten kam es bei der gestrigen Stadtverordnetensitzung, als folgendes Schreiben des Zoppoter Magistrats an den Magistrat Danzig zur Verlesung kam:
„Das schmachvolle Auslieferungsverlangen unserer Feinde hat auch in Zoppot berechtigte Empörung und Entrüstung ausgelöst. Soweit sich das Verlagen gegen die Person Ihres geehrten Herrn Oberbürgermeisters richtet, bitten wir, diesen Empfindungen noch besonderen Ausdruck geben zu dürfen.
Herr Oberbürgermeister Sahm hat in seiner kurzen, aber durch Ueberwindung ungewöhnlicher Schwierigkeiten ausgezeichneten Amtszeit sich auch in weitesten Kreisen der Zoppoter Bevölkerung bereits ein außergewöhnliches Maß von Wertschätzung und Vertrauen erworben. Im voraus von der Grundlosigkeit jeder Verdächtigung überzeugt, beglückwünschen wir die Stadt Sanzig zu ihrem Stadtoberhaupt und geben uns der Hoffnung hin, daß Herr Oberbürgermeister Sahm recht lange der Freien Stadt Danzig und damit auch der Stadt Zoppot erhalten bleiben und sie einer glücklichen Zukunft entgegenführen möge.“
Da die Polen Protest einlegten gegen die Absendung des Schreibens, sie aber in der Minderheit machtlos dagegen waren, legte der Pole Kuhnert seinen Posten als erster Schriftführer des Stadtverordnetenbureaus nieder. An seine Stelle wurde Stadtverordneter Karpinski vom Zentrum gewählt. (gekürzt)

Elbing

Bezüglich der stillgelegten Schichauwerke in Elbing hat Oberpräsident Winnig auf Veranlassung des Arbeitsministers vermittelnde Verhandlungen eingeleitet. Nachdem in den letzten Tagen bereits in Elbing die ersten Schritte hierzu getan waren, verhandelte Oberpräsident Winnig in Königsberg am Freitagmorgen mehrere Stunden lang mit den Arbeitgebervertretern, um deren Ansichten über die seitens der Schichauwerke erfolgte Stillegung der Betriebe festzustellen und die Möglichkeit einer direkten Verhandlung zwischen Arbeiterschaft und Arbeitgeber zur Beilegung des Konfliktes zu suchen. Über die Erörterungen wird dem Arbeitsminister berichtet werden. Es steht zu erwarten, daß nunmehr direkte Verhandlungen zwischen der Leitung der Schichauwerke und den Vertretern der Gewerkschaften eingeleitet werden können, in denen über die Möglichkeit einer baldigen Wiederaufnahme der Arbeit bestimmte Abmachungen angestrebt werden sollen.

Nachruf

Am Dienstag verstarb plötzlich im Eisenbahnzug auf der Fahrt nach Berlin unser langjähriger Freund und Gewerkschaftsfunktionär
Eugen Sellin.
Die Gewerkschaftsbewegung unserer engen Heimat erleidet hierdurch einen schmerzlichen Verlust. Mehr als 30 jährige Tätigkeit in der Gewerkschaftsbewegung haben diesen Namen bekannt gemacht. In Sellin verkörpert sich ein großes Stück der hiesigen Gewerkschaftsgeschichte.
Ein Mensch von seltener Reinheit, Überzeugung und Arbeitslust, dem die Sache alles und die eigene Person nichts galt, ist in dem Toten dahin gegangen.
Er war langjähriger Vorsitzender seiner Berufsorganisation, des Zimmererverbandes am Orte, Mitglied des Gesellenausschusses der Bauinnung, Gesellenvertreter bei der Handwerkskammer, Berufsberater für unsere Kriegsverletzten, Beisitzer im Reichsversicherungsamt und Abgeordneter der Landesversammlung für Preußen.
Das Kartell der zentralorganisierten Gewerkschaften verliert in Sellin einen alten, bewährten Mitarbeiter, auf dessen Rat stets Gewicht gelegt wurde.
Wir werden sein Andenken in Ehren halten!
Die Beisetzung erfolgt auf dem Friedhof der frei-religiösen Gemeinde. Die Beerdigung findet am Sonntag nachmittag 3 Uhr vom Trauerhause, Schichaugasse 12, aus satt. Die Gewerkschaftsmitglieder treffen sich um 2 ½ Uhr auf dem Hansaplatz.
Das Kartell der zentralorg. Gewerkschaften Danzigs.
i. A.: der Kartellausschuß.

033-1920 09.02.1920

Lokales

Die Reichswehr verabschiedet sich

Zu den Skandalaffären, die die deutschen Kommißknechte in der letzten Zeit in Danzig heraufbeschworen haben, hat sich ein neuer Fall gesellt. Im Wartesaal 4. Klasse des Hauptbahnhofes entspann sich Sonnabend abend gegen 8 Uhr zwischen etwa 10 Soldaten der Reichswehr (I-R 128) und etwa 100 Zivilpersonen ein Streit, der schließlich zu einer wüsten Schlägerei ausartete. Die Soldaten zogen das Seitengewehr und hieben auf die Zivilisten ein. Hinzueilende Bürgerwehrleute, die einen besonders hart bedrängten Zivilisten nach der Bahnhofswache in Sicherheit bringen wollten, waren gegenüber den nachdringenden Soldaten machtlos. Beim Eintritt in das Wachtzimmer erhielt der Arbeiter Arthur Bekoch einen Stich in die Herzgegend, der den baldigen Tod des Getroffenen zur Folge hatte. Ein Soldat wurde durch Messerstiche erheblich verletzt, so daß er nach dem Garnisonslazarett überführt werden mußte. Durch weitere hinzueilende Soldaten nahm die Schlägerei immer größeren Umfang an. Die Soldaten mußten schließlich das Feld räumen und die Flucht ergreifen. Es wurden ihnen noch einige Schüsse nachgesandt, die jedoch fehlgingen, so daß kein weiteres Opfer gefordert wurde.

Tödliches Fliegerunglück.

Am Sonnabend Mittag gegen 12 Uhr verunglückte auf dem Langfuhrer Flugplatz der Chefpilot Willi Wendt, der im Dienste der Danziger Luftreederei stand. Der 23jährige Flieger, der in Langfuhr wohnte und verlobt war, acht im Gegenwart von Bekannten Probeflüge. Zum Schlusse stieg er noch einmal in geringe Höhe von etwa 100 Meter auf. Der Motor war nicht ganz in Ordnung und er kam mit Gas herunter. Er wollte dicht vor der Flugzeughalle landen. Als er auf dem Boden aufstieß, entstand eine Explosion, und im Augenblick entzündete sich das Gas, und das Flugzeug stand in Flammen. In kurzer Zeit war es mit dem Flieger verbrannt. Man fand die Leiche schwarz gebrannt, nackend und in gekrümmter Lage. Ein anwesender Freund des Verunglückten, Dr. med Hartmann, konnte nur noch den Tod feststellen.

Gerichtsecke

Eine Strafe? Der Gutsbesitzer Paul Brieskorn in Semlitz fütterte seine Pferde mit Roggen, statt mit Hafer, was zur Anzeige gebracht wurde. Das Schöffengericht verurteilte ihn jetzt wegen Verfütterns von Brotgetreide zu 200 Mark Geldstrafe.
Solche Strafen stehen in keinem Verhältnis zu dem Verbrechen, daß hier gegen ein ganzes Volk begangen worden ist. Wir leiden Hunger an Brot und Kartoffeln. Kein Korngetreide sollte verfüttert werden. Aus schnöder Gewinnsucht ist hier gegen diese Verordnung verstoßen worden. Der teure Hafer wurde verkauft und dafür das billigere Brotgetreide verfüttert. Der Erfolg solchen Vergehens ist der, daß wir jetzt weniger Brot erhalten.

Standesamt – Todesfälle

Frau Johanna Schönke geb Bartnick 76 J – Frau Katharina Strauß geb Penner 68 J 9 M – Verkäuferin Franziska Siegelt 32 J 6 M – Verkäuferin Marie Chmielewski, 39 J 9 M – Kaufmann Paul Rudolph 67 J 8 M – Witwe Mathilde Draws geb Ziemann 74 J 4 M – Schuhmacher Josef Walder 47 J 5 M – Erich Baumgardt 15 J 7 M – T d Reichswehrmannes Karl Zeidecker 8 M – Witwer Rosalie Dodenhoeft geb Foth 69 J 8 M – Lehrer a D Bernhard Ritschmann 67 J 7 M – Ordensschwester Philomenia Protula Smentowski 26 J 9 M – Frau Marie Hinz geb Marquardt 28 J 11 M – Witwe Elise Neubücker geb Ahrens 75 J 8 M – T d Stellmachers Leo Przchlewski 1 J

Aus dem deutschen Osten

Schneidemühl. Das Schwurgericht verurteilte am Sonnabend den Eisenbahnattentäter Otto Perleberg, der als Hauptschuldiger mit den Russen Woyczyk und Jaczynski am 20. Januar vorsätzlich das furchtbare Eisenbahnunglück herbeiführte, zum Tode. (gekürzt)

Nachruf

Am Freitag den 6. des Monats, verschied plötzlich und unerwartet bei der Entbindung meine liebe Frau, meiner Kinder treusorgende Mutter und Tochter
Marie Auguste Kozubeck
geb Nimoth
im Alter von 29 Jahren, 4 Monaten.
Dies zeigen im tiefsten Schmerze an
Die trauernden Hinterbliebenen
Joseph Kozubeck
nebst Kinder und Eltern
Die Beerdigung findet am Mittwoch den 11. Februar, nachmittags 3 Uhr, von der Leichenhalle des St. Kath-Kirchenhofes, Halbe Allee, aus statt.

Sozialdemokr. Verein Danzig-Stadt
Am Freitag verstarb plötzlich unsere Genossin
Frau Marie Kozubeck
Ehre ihrem Andenken!
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 11. Febr. Nachmittags 3 Uhr, von der Leichenhalle des St-Katharinen-Kirchhofes statt.
Zahlreiche Beteiligung erwartet
Der Vorstand

Amtliche Bekanntmachungen

Fortdauernde Verstöße gegen die Arbeitsordnung, Eigentumsvergehen in wachsendem Umfange und die allgemeine Disziplinlosigkeit haben zu einer solchen Gefährdung des Betriebes der Danziger Werft (früheren Reichswerft) geführt., daß der Erfolg der in Angriff genommenen Umstellung des Werftbetriebes auf wirtschaftliche Grundlage und produktive Arbeit in frage gestellt ist. Die Vorgänge, die sich am 27. Januar auf der Werft abgespielt und bedauerlicherweise zu Beleidigungen und tätlichen Angriffen auf den Werftleiter Herrn Prof. Noé, geführt haben, haben bewiesen, daß die gegenwärtigen Verhältnisse im Betriebe unhaltbar geworden sind. Unsere Bemühungen, Herrn Prof. Noé, die im Interesse der Aufrechterhaltung der Disziplin erforderliche Genugtuung durch Erklärungen seitens der Arbeiterschaft zu verschaffen, haben leider zu keinem Ziele geführt. Wir sind daher genötigt gewesen, die Werft zu schließen.
Für die Dauer der Kündigungsfrist wird der Lohn weiter gezahlt. Die Art und Weise, in welcher die Auszahlung erfolgt, wird noch bekanntgemacht werden.
Bei einer Wiedereröffnung des Betriebes, über die Bekanntmachungen noch ergehen werden, kommen nur solche Arbeiter für die Einstellung in Frage, die sich auf den Boden der Entschließung stellen, welche der Betriebsarbeiterrat der Betriebsversammlung der Arbeiterschaft am 2. Februar des Jahres zur Annahme vorgelegt hat. Die Meldung zur Arbeit auf der Werft wird daher die Erklärung in sich schließen, daß der Arbeitsuchende die einzelnen Vorgänge am 27. Januar, insbesondere die gegen Herrn Prof. Noé gerichteten Beleidigungen und Angriffe auf das Schärfste verurteilt und bedauert.
Bei der Wiedereröffnung des Werftbetriebes wird unter den sich zur Arbeit meldenden Personen eine besondere Auswahl vorbehalten.
Arbeiter, die sich innerhalb 3 Tage trotz ergangener Aufforderung zur Aufnahme der Arbeit nicht auf der Werft einfinden, werden nicht wieder eingestellt und verlieren den Anspruch auf Lohnzahlung.
Danzig, den 7. Februar 1920
Der Magistrat

Arbeiter der Danziger Werft (Reichswerft), die unter Anerkennung der für die Wiedereinstellung bekanntgemachten Bedingungen (Bekanntmachung des Magistrats vom 7. Februar) bereit sind, die Arbeit wieder aufzunehmen, werden ersucht, sich schriftlich unter Angabe der Adresse, des Handwerks und der Markennummer unverzüglich bei der Direktion der Danziger Werft zu melden.
Einberufung der Wiederaufnahme der Arbeit erfolgt durch schriftlichen Bescheid der Werftleitung
Danzig, den 9. Februar 1920
Der Magistrat.

Karin K
16.04.2013, 10:35
Die Ausgaben 34 und 35:

034-1920 10.02.1920

Gerichtsecke

Mehl und Kleie verschoben. Auf dem Güterbahnhof in Ohra wurden im Juli etwa 100 Zentner Roggenmehl und 9 Zentner Kleie verschoben. Im Einverständnis mit den Beamten und Arbeitern der Eisenbahn wurde dieses Mehl für 125 Mark den Zentner gekauft und für 1,35 Mark das Pfund im einzelnen weiterverkauft. Der Werfthelfer Paul Wichmann in Ohra führte das Geschäft aus und er hatte sich vor dem Schöffengericht zu verantworten. Das Gericht erkannte dahin, daß der Angeklagte sich einer Höchstpreisüberschreitung schuldig gemacht hat und daß er ferner beschlagnahmtes Mehl ohne Erlaubnis aus dem Kommunalverbande ausgeführt habe. Das Urteil lautete auf 1000 Mark Geldstrafe.

Polizeibericht vom 10. Januar 1920

Gefunden: 1 Quittungskarte für Frau Anna Zielke
1 Päckchen mit Briefpapier; 1 grauer Stoffhandschuh; 1 Buch für Felix Dombrowski, Schwarzes Meer 7
1 Fahrrad ohne Gummibereifung, abzuholen von Herrn Otto Kettler, Neufahrwasser, Hafenstraße 9

Standesamt – Todesfälle

Frau Margarete Lagadoni geb Schmidt 38 J 4 M – T d Schmiedegesellen Karl Schwarz, totgeb. - Witwe Juliane Hildebrandt geb Schmidt 30 J 1 M – Unverehlichte Bertha Mau, 84 J 10 M – Kaufmann Oskar Steppke 41 J 4 M – T d Friseur Leo Kaemmerer 3 W – Blumenbinderin Emma Ander 34 J 3 M – Tischler Johannes Meyer 69 J 9 M – Arbeiter Eduard Jedwinski 61 J 4 M – T d Korbmachers Ernst Lange 6 J 10 M – Schlosser Friedrich Rickel 46 J 10 M – Hafenarbeiter August Stomke 36 J 4 M – Nähterin Frieda Kahl 82 J 3 M – Frau Agathe Preuß geb Preuß 41 J 8 M – unehelich 1 Sohn

Nachruf

Am Dienstag, den 3. Februar 1920, verschied plötzlich unser Geschäftsleiter
Herr Eugen Sellin
Mitglied der Preuss. Landesversammlung
Derselbe hat seit Gründung der Krankenkasse mit Umsicht und großer Sachkenntnis die Leitung in Händen gehabt und wir werden ihm stets ein treues Andenken bewahren
Der Vorstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse des Kreises Danziger Niederung.

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Guttempler-Logenhaus
An der großen Mühle Nr 14
Donnerstag den 12. Februar, abends 6 ½ Uhr
Unterhaltungsabend
veranstaltet von der Vereinigung alkoholgegnerischer Frauen Danzigs
Geige: Herr Hugo Raschewski
Deklamation: Frl. Charlotte Rose
Gesang: Frl. Martha Lenz
Tanzvorführungen: Frl. Redlin
Vortrag: Frau Paula Junker über
„Die Erziehung eines starken Geschlechts im Freistaat Danzig, die Aufgabe der Frauen“
Der Reinertrag wird dem Danziger Jugendfürsorge-Verband zugeführt.

035-1920 11.02.1920

Lokales

Herrenlose Diebesbeute. Die Arbeiter Willy Feierabend, Kirchenweg 1, und Paul Forstenbacher, Böttchergasse 8, wurden gestern beide mit Paketen angetroffen, in denen sich Wäsche befand. Feierabend wollte die Wäsche am Bahnhof von einem Unbekannten und Forstenbacher von dem Arbeiter Friedrich Partikel, Breitgasse 18, gekauft haben. Wie festgestellt, rührte diese Wäsche aus zwei größeren Einbrüchen Pfefferstadt 43 und 76 her. Die Hehler wurden dem Gericht zugeführt. - Einige Wäschestücke gez. B. M. und M. K., 4 Drillichjacken und 1 goldene Damenkapseluhr sind bisher noch nicht rekognosziert. Etwaige Eigentümer werden ersucht sich bei der Kriminalpolizei zu melden.

Reginald Towers Ankunft

Der vorläufige Oberkommissar für den Freistaat Danzig, Reginald Tower, ist heute in Danzig eingetroffen. Er wurde heute vormittag um 10 Uhr am Hauptbahnhof von den Spitzen der hiesigen Behörden und dem englischen General Haiking empfangen. Danach begab er sich nach seinen Wohnräumen im ehemaligen Oberpräsidium.
Der Empfang Towers bot erneut Gelegenheit, den englischen Militarismus aus der Nähe kennen zu lernen, da zur Begrüßung auch die hiesige englische Besatzung kommandiert worden war. Die Engländer vollführten dasselbe militärische Schauspiel, das wir vom einstigen deutschen Militarismus her kennen: Regimentsmusik und wehende Fahnen, Paradeschritt und Gewehrpräsentierung, schneidige Kommandorufe und Absperrung des Publikums. Alles Dinge von denen der Sieg der Entente über den „deutschen Militarismus“ die Welt erlösen sollte. Ein Danziger Arbeiter hatte sicherlich recht, als er beim Anblick des militärischen Schauspiels erklärte: De send genau so wie unsre, nur dat wie nich verstoahne, wat sie schabbre.

Polizeibericht vom 11. Februar 1920

Gefunden: 1 brauner Pelzkragen, abzuholen von Frl. Anna-Marie Hoffmann, Eichenallee 2
1 Laterne, abzuholen von Frau Zegke, Kollowgasse 9/10
Zugelaufen: 1 Kaninchen, abzuholen von Herrn Bürgerwehrmann Zielke vom 3. Polizeirevier, Büttelgasse

Standesamt – Todesfälle

T d Kriegsinvaliden Karl Klinger 1 J 9 M – Nähterin Bertha Wachholz 62 J 8 M – Frau Johanna Rehse geb Reeschke 28 J 8 M – S d Arbeiters Franz Selinski, totgeb. - Witwe Marie Lietzkau geb Schwerdtfeger 80 J 5 M – T d Seemanns Albert Saworski 7 Std – Witwe Adelheid Banselow geb Berg 90 J 8 M – Witwe Mathilde Blanowski geb Kresin 77 J 3 M – Schiffszimmermann Emil Tetzner 30 J 4 M – S d Anstreichers Johann Grabowski 18 J 11 M – Dienstmädchen Margarete Sabjetzki 49 J 8 M – Schornsteinfeger Edwin Wormuth 32 J 2 M – unehelich 1 Sohn

Karin K
17.04.2013, 11:29
Die Ausgaben 37, 38 und 39:

037-1920 13.02.1920

Standesamt – Todesfälle

Schlosser, Schütze im Res-Inf-Regt 238, Bruno Albert Rosemann 20 J 2 M – S d Bäckermeisters Johannes Birk 14 J 6 M – Frau Auguste Hipp geb Manzey 77 J 6 M – Schiffbauer Anton Schwenzflier 56 J 1 M – Lehrer Bruno Wreike 88 J 4 M – Schuhmachermeister Johann Eggert 68 J 7 M – Unverehelichte Anna Waldow 78 J 5 M – Kaufmann Walter Ketzler 18 J 9 M – S d Kaufmanns Oskar Peters 4 M – Rentenempfänger Hermann Pawlowski 75 J 4 M – Seemann Hermann Beckmann 23 J 1 M – Schmied Emil Grulke 24 J – Invalide Valentin Wiliweck fast 76 J – Frau Therese Uhrheimer geb Salewski 41 J – Frau Margarethe Braun geb Drosdalski 47 J 6 M

038-1920 14.02.1920

Polizeibericht vom 14. Februar 1920

Zugelaufen: 1 großer tigerfarbener Hofhund mit Halsband, abzuholen von Herrn Paul Gumbiewski, Saspe-Schwarzhof

Standesamt – Todesfälle

S d Maschinenbauers Erich Steveke 9 M – Kindergärtnerin Betty Stange 22 J 9 M – Rentenempfänger Wilhelm Schulz 79 J 1 M – Witwe Maria Rehaag geb Kloschewski 66 J 6 M – Kontorist Walter Lepke 23 J 8 M – Invalide Jakob Liedtke 82 J 8 M – Frau Johanna Rohde geb Schulz 51 J 5 M – Frau Elisabeth Drzibowski geb Dukel fast 77 J – Schneiderin Helene Seeberger 39 J 5 M – Witwe Maria Kantowski geb Schittkowski 79 J 4 M

039-1920 16.02.1920

Lokales

Wie man schiebt.

Eine Schiebergesellschaft von 12 Personen hatte sich dieser Tage vor der Strafkammer wegen Urkundenfälschung, Diebstahls und Hehlerei zu verantworten. Es handelte sich um den Diebstahl von 2 Waggons schottischer Heringe im Werte von etwa 100000 Mark. Angeklagt waren der Eisenbahnarbeiter Josef Kuckelkorn, der Eisenbahngehilfe Ludwig Kewitz, der Schlosser Eugen Deutschland, der Gastwirt Ernst Großkreuz, der Monteur Thomas Bernoteck, der Kaufmann Wilhelm Sochs, der Kaufmann Paul Röhr, der Kaufmann Georg Röhr, der Kaufmann Theophil Majewski, der Händler Franz Pallsch, der Handlungsgehilfe Wilhelm Wendel und der Fuhrhalter Franz Drosdowski. Die Straftaten wurden Ende Oktober in Neufahrwasser und Danzig begangen (gekürzt)

Karin K
18.04.2013, 08:29
Die Ausgaben 40 und 41:

040-1920 17.02.1920

Lokales

Festgenommener Heiratsschwindler. Der Maler Alfred Sakowski, der eine Wohnung in Marschau, eine in Zoppot und eine in Danzig inne hatte, hat seine Ehefrau im November verlassen und sich mit einer Dame aus gutem Hause verheiratet. Nach kaum ¼ jähriger Ehe lernte eine Dame aus Marschau kennen, der er sofort Heiratsanträge machte. Zum Einkauf von Sachen erschwindelte er von dieser Dame 1600 Mark, goldene Ringe und anderes mehr. Durch Zufall kamen die beiden betrogenen Frauen zusammen. Die zweite Ehefrau erstattete bei der Kriminalpolizei Anzeige und gelang es am Sonntag, den Sakowski festzunehmen. Nach Briefen, die man bei ihm fand, hat er Heiratsanträge auch sonst häufig gemacht und anscheinend auch viele Personen durch Schwindeleien betrogen. Etwaige Personen können sich bei der Kriminalpolizei melden.

Polizeibericht vom 17. Februar 1920

Gefunden: 1 brauner Kinderpelzkragen, abzuholen von Stankowski, Steinschleuse 2 a, 1 Tr.

Standesamt – Todesfälle

Witwe Elise Meyer geb Siekmann 74 J – Frau Marie Reschke geb Schewe 53 J 4 M – Frau Auguste Kaschmer geb Krause 45 J 8 M – Invalide Johannes Krüger 65 J 8 M – Witwe Albertine Gallenszewski geb Lange 70 J 7 M – Oberfeuerwerker Robert Mehl 35 J – Student, Vizefeldwebel im Infanterie-Regiment Nr 29 Wilhelm Burbach 21 J 10 M – Hausdiener, Musketier im Infanterie-Regiment Nr. 129, Artur Alexander Hinz 21 J 8 M – Kinderpflegerin Frieda Kleis 23 J 10 M – Frau Id aStellmach geb Tiede 33 J 10 M – Frau Irma Koppelwieser geb Otto 21 J 6 M – Berufsloser Hans Demski 24 J 10 M – Schiffzimmermann Johann Schwilski 71 J 10 M – Handlungsgehilfe Paul Kowalski 29 J 1 M – Witwe Helene Manthei geb Petzel 69 J 10 M – Frau Lina Ebert geb Adameit 40 J 6 M – T d Arbeiters Augustin Maschereck 11 M – T d Briefträgers Konstantin Rogalski 16 J 8 M – Arbeiter Friedrich Reschke 16 J 11 M – Invalide August Rick 70 J 4 M – Schlosser Oskar Lehnau 50 J 9 M – Maschinist Heinrich Zahlmann 76 J 4 M – Frau Wilhelmine Lenser geb Kasischke 55 J 10 M – Arbeiterin Franziska Krause 64 J 7 M – Frau Elma von Graeve geb von Halle, genannt von Lipiatz 62 J 8 M – Emilie Richert 68 J 5 M – Witwe Emma Bordel geb Hildebrandt 44 J 6 M – Witwe Martha Martadam geb Krause 59 J – unehelich 2 Söhne

041-1920 18.02.1920

Lokales

Aus den Gerichtsälen

Schwurgericht. Die am 23. Februar 20 beginnende Schwurgerichtszeit dürfte etwa 2 Wochen in Anspruch nehmen. Es kommen voraussichtlich etwa 20 Fälle zur Erledigung. Bis jetzt sind zur Verhandlung folgende Strafsachen angesetzt: am 23. Februar gegen den Kaufmann Bogislaw von Bakowski in Danzig wegen Amtsunterschlagung usw. Am 24 Februar gegen den Schreibergehilfen Bruno Wachowiak, den Glaser Otto Weller, den Arbeiter Albert Hartmann und den Arbeiter Friedrich Umlandt, alle in Haft wegen Meuterei. Dann noch in einer Sache Günther. Am 25. Februar gegen den Fleischer Johannes Karlowska in Danzig wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Am 26. Februar gegen den Arbeiter Albert Waff, in Danzig, den Arbeiter Albert Behling in Neufahrwasser, den Arbeiter Albert Krüger in Neufahrwasser und den Arbeiter August Schmidt in Neufahrwasser wegen Landfriedensbruchs.

Zum Bezirksvorsteher für den 2 Stadtbezirk ist an Stelle des Herrn Dannenberg, Herr Klempnermeister Emil Krause, wohnhaft Poggenpfuhl 11, bestellt worden.

Polizeibericht vom 18. Februar 1920

Gefunden: Brief- und Lebensmittelmarken, abzuholen von Herrn Johann Bielski, Schüsseldamm 2
eine 4 Meter lange Feldbahnschiene, abzuholen von Herrn Otto Miotke, Weichselmünde, Segelstraße 3

Standesamt – Todesfälle

S d Werkmeisters Hans Wolf, 9 J 6 M – S d Oberfeuerwehrmanns Bruno Helanstädt 3 J 5 M – Verkäuferin Margarete Kahl 19 J 10 M – S d Hilfsweichenstellers Heinrich Erdmann 4 W – Schneidermeister Karl Olivier 67 J 6 M – T d Arbeiters Albert Dombrowski 1 J 1 M – S d Kutschers Bernhard Zajewicz 7 M – Unverehelichte Olga Kolczkowski 55 J 3 M – Töpfer August Berger 64 J – Marine-Chefingenieur Felix Kaminski 55 J 5 M – S d Arbeiters Johann Kowalewski 10 J 5 M – Restaurateur Hugo Dombrowski 46 J 1 M

Bartels
18.04.2013, 17:06
Danke Karin,

tolle Arbeit!!!

Wer verliert eine "4 Meter lange Feldbahnschiene"? - Anscheinend wurde schon damals alles geklaut, was fort zu bewegen war - bis zum Hering, dieser gleich waggonweise!

Karin K
19.04.2013, 13:06
Ja, die Danziger waren nicht alle nur Engel. Mein Favorit ist bislang der "schwangere Pastor".

042-1920 19.02.1920

Polizeibericht vom 19. Januar 1920

Gefunden: 1 rote Brieftasche mit Lebensmittelkarten für Hermann Giesebrecht und Luise Sterl
1 Aluminiumschlüssel, abzuholen von Herrn Friedrich Bauer, Tobiasgasse 11

Standesamt – Todesfälle

Frau Agnes Pawella geb Rebmann 84 J 5 M – Frau Martha Groebke geb Penker 44 J 4 M – T d Vortischlers Albert Gerlach 24 Stunden – Frau Klara Schlawinski geb Fausche, 55 J 11 M – Arbeiter Gustav Geffle 61 J 6 M – T d verstorbenen Nieters Petrus Weick 12 J 10 M – Witwe Luise Frankenstein geb Meck 29 J 9 M – Kaufmann Johannes Gehrmann 51 J 2 M – Frau Hulda Schmerling geb Thun ?? J 1 M – Besitzer Hermann Kotzke 25 J 10 M – S d Buchdruckers Franz Poeltt 5 M – Frau Martha Schlick geb Stelwog 30 J 5 M – Unterwachtmeister Franz Hermanowski 27 J 7 M – Nieter Karl Kebning 57 J 8 M – unehelich 1 Tochter

043-1920 20.02.1920

Lokales

Ein tödlicher Unglücksfall hat sich am Mittwoch beim Holzfällen zugetragen. Der Arbeiter Wladislaus Flosecki, der im Brentauer Walde arbeitete, wurde von einem Baum so schwer verletzt, daß er nach Einlieferung in das Krankenhaus den Verwundungen erlag.

Danziger Nachrichten

Schichausperre und Danzigs Ausverkauf
beherrschten in der Hauptsache die Verhandlungen der gestrigen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, die von 4 bis 9 ¾ Uhr abends dauerten, um von der geheimen Sitzung abgelöst zu werden. Die Aussperrung der Schichauarbeiter brachte ein Antrag der Zentrumsfraktion Gaikowski und Genossen zur Erörterung, der von der Stadt für die Ausgesperrten die Zahlung der Erwerbslosenunterstützung forderte. Stadtrat Dr. Mayer, dessen soziale Einsicht durch die Revolution nicht merklich geändert wurde, lehnte die Pflicht zur Gewährung der Unterstützung ab. Dafür sei auch nicht der Magistrat, sondern ein besonderer Ausschuß zuständig, der die Unterstützungspflicht bereits verneint habe, weil es sich bei dieser Arbeitslosigkeit nicht um eine Folge des Krieges, sondern um Maßnahmen eines wirtschaftlichen Kampfes handele. Diese Verweigerung des Ausschusses sei bei Stimmengleichheit der Gruppen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch die Stimme des Vorsitzenden – eben des Stadtrats Dr. Mayer beschlossen worden.a Die Arbeiter könnten den Beschluß noch durch eine Beschwerde bei der Aufsichtsbehörde angreifen. Für die Sozialdemokratische Fraktion sprach Genosse Arczynski wiederholt sehr wirksam für den Antrag. Es scheine, als habe der Fürsorgeausschuß samt dem Magistrat einen Bund mit der kapitalistischen Reaktion Carlson-Schichau geschlossen. Es liege zweifellos unverschuldete Arbeitslosigkeit und nicht solche als Folge einer Lohnbewegung vor. Die Firma Schichau habe den Schiedsspruch abgelehnt und habe dann die Arbeiter, weil sie nicht gestreikt hätten, ausgesperrt. Die Beschwerde sei völlig zwecklos, weil sie an den früheren Regierungspräsidenten Förster gerichtet werden müsse, dessen reaktionäre Unbelehrbarkeit gerade genügend bekannt sei. Bekannt sei, daß das Vorgehen Schichaus tiefere Ursachen habe. Die Danziger Arbeitgeber strebten eben die Abschaffung des Achtstundentages an. Stadtverordneter Gaikowski teilte mit, daß der Inhaber der Schichau-Betriebe, Carlson, die industriellen durch ein Rundschreiben zur gemeinsamen Schließung ihrer Betriebe aufgefordert hat! Der Schichau-Ingenieur Schiemann (F.W.B.) behauptete, daß bewaffnete Arbeiterbanden in den Betrieb eindrangen und die Sabotage durch radikale Elemente überhandnahm. Auch bewiesen die aufgestellten Streikposten, daß es sich mindestens jetzt nicht mehr um eine Aussperrung handele. Für die demokratische Fraktion erklärte Stadtv. Siebenfreund, daß sie dem Antrage zwar sympathisch gegenüber stehe, ihm jedoch aus gesetzlichen Gründen nicht zustimmen könne. Schließlich nahm die Versammlung in namentlicher Abstimmung den Antrag mit 33 gegen 26 Stimmen an.
Doch wird, wie die „D.Z.“ bereits heute früh mitteilt, die Arbeitslosenunterstützung trotz dieses Beschlusses nicht gezahlt werden, weil die maßgebenden Stellen bei der Ansicht verharren, daß er jeder gesetzlichen Berechtigung entbehrt.
Es war während der Verhandlungen über den Schichau-Terror rührend zu sehen, wie sich Herr Rechtsanwalt Neumann von der „F.W.B.“ angestrengt bemühte, unsere Genossen erzieherisch zu beeinflussen. Die „unpolitische“ Höhe seiner geläuterten Einsicht macht ihn leider viel selbstbewußter, als er verantworten kann. Vielleicht berücksichtigt er das in Zukunft doch ein wenig.
Der Ausverkauf Danzigs durch die Besatzungstruppen haben wir mehrfach gerügt. Die Fraktionen des Zentrums und der Demokraten und der Wirtschaftlichen Vereinigung hatten gemeinsam beantragt, daß städtische Schutzmaßnahmn gegen diese Ausraubung ergriffen werden sollen. Die „Danziger Neueste Nachrichten“ hatten sich darauf die niedliche Fälschung geleistet, das Verdienst dieses Antrages einzig ihrer „Wirtschaftlichen Vereinigung“ zuzuschreiben. Stadtv. Siebenfreund (Demok.) schilderte als Kaufmann selber eindringlich, in welche Notlage die Kaufleute durch diese Käufe gebracht würden. Er wünschte enges Zusammenarbeiten der Stadt mit Deutschland, das allein durch seine ausgedehnte Industrie der Stadt die mangelnden Waren zu angemessenen Preisen liefern könne. Der Unabhängige Rahn bewies sein berühmtes kaufmännisches Verständnis wieder glänzend durch die Forderung einer eigenen Danziger Währung. Oberbürgermeister Sahm erklärte, das wichtigste Mittel sei die Lieferung von Waren aus Deutschland. Doch könne es leider auch nur das Notwendigste liefern. Es seien bereits Verhandlungen mit Berlin abgeschlossen, die nur noch der Genehmigung des Oberkommissars bedrüften. Es müsse dafür gesorgt werden, daß keine Lebensmittel aus Danzig verschwinden. Er wolle bei Reginald Tower anregen, daß er ein Ausfuhrverbot erläßt, dann aber auch den Sold der fremden Truppen so herabsetzt, wie es der Kaufkraft des Inlandes entspricht. Es empfehle sich eine Kommission, die noch am Sonnabend zur Beratung schleuniger Maßnahmen zusammentreten solle. In diesem Sinne wurde der Antrag dem Magistrat zur Berücksichtigung überwiesen.
Der polnische Stadtverordnete Rechtsanwalt Brejsch macht einen neuen Vorstoß, um Danzig als polnische Stadt erscheinen zu lassen. Nach seinen Behauptungen hätte sich die städtischen Beamten bei Aufstellung der Wählerlisten als Wahlschieber betätigt, so dafür gesorgt, daß mehr als 3000 polnische Wähler nicht anerkannt worden wären. Der Angriff fiel aber glatt ab. Für den Magistrat konnte, neben Bürgermeister Dr. Bail, besonders Assessor Dr Mayer-Borkhausen mit gutem Material nachweisen, daß die Behauptungen des polnischen Sprechers völlig unbegründet waren. Es gab bei der Debatte noch einen Zusammenstoß, weil der Deutschnationale Dr. Bumcke dem Stadtv. Brejsch recht unliebenswürdig sagte, er sei nicht wert, dem Oberbürgermeister die Schnürsenkel zu binden.
Ein Antrag, der „Freien Turnerschaft“ eine Behilfe von 1500 Mark zu bewilligen, wurde angenommen und dem Magistrat zur Berücksichtigung überwiesen.

Aus den Gerichtssälen

Schwurgericht. Für die am Montag beginnende Schwurgerichtszeit sind folgende weitere Strafsachen zur Verhandlung anberaumt worden: Am 27. Februar gegen den Hilfsschaffner Bruno Thimm in Ohra wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Am 28. Februar gegen den Mechaniker Kurt Thiele, ohne festen Wohnsitz, wegen Meuterei. Gegen die frühere Postaushelferin Frau Erika Conrad in Danzig wegen schwerer Urkundenfälschung und Unterschlagung. Ein Teil der Schwurgerichtssachen wird voraussichtlich an das polnische Gericht abgegeben werden.

Aus dem Gefängnis ausgebrochen.
Der Arbeiter Friedrich Groth in Langfuhr, der Arbeiter Friedrich Retzke in Danzig und ein flüchtiger Roggenbuck waren im Danziger Zentralgefängnis in Strafhaft. Am 22. Juni entwichen die 3 aus dem Arbeitsblock und es gelang ihnen zum Tore hinaus auf die Straße zu kommen und zu entfliehen. Die beiden ersten Angeklagten hat man wieder ergriffen, und sie standen nun vor der Strafkammer. Im Gefängniswesen haben sie sich Erfahrungen erworben, denn Groth ist 26 mal, Retzke 37 mal vorbestraft. Wegen Meuterei wurden die beiden nunmehr zu je 9 Monaten Gefängnis verurteilt.

Höhere Geldstrafe wegen Geldentwertung. Vor dem Schöffengericht hatte sich der Kaufmann Paul Gröhn in Langfuhr wegen Höchstpreisüberschreitung zu verantworten. Er verkaufte im Oktober Zucker das Pfund für 90 Pf, statt 58 Pf Höchstpreis. Das Gericht erkannte auf 3000 Mark Geldstrafe. Es wurde in der Begründung aufgeführt, daß wegen der Vergehen gegen die Preistreibereiverordnungen empfindliche Strafen verhängt werden müssen, und daß ferner auf die Geldentwertung Rücksicht zu nehmen sei. Das Geld sei entwertet, mithin müßte auch die Strafe entsprechend erhöht werden.

Polizeibericht vom 20. Februar 1920

Gefunden: 1 Regenschirm mit Krücke, abzuholen von Herrn Polizeiwachtmeister Pathke, Straußgasse 7 a
1 photographisches Stativ, abzuholen von Frl Frieda Weiß, Ohra, Bahnplatz 5

Standesamt – Todesfälle

Stellmacher, Musketier im Inf-Regt 175, Adolf Schröter, 19 J 7 M – Eisenbahnarbeiter, Musketier im Inf-Regt Nr 129, Otto Max Komeczykowski, Alter unbekannt – Frau Grete Czaplinski geb Konkel 83 J – Frau Marie Kiesel geb Kowski 47 J 5 M – T d Arbeiters Julius Grüneberg 3 M – T d Arbeiters August Schulz 14 J 2 M – Student Isaak Monk 18 J 11 M – Bureauhilfsarbeiter Waldemar Siemens 85 J 8 M – S d Arbeiters Karl Hoffmann, 7 W – Sprachlehrerin Albertine Fechoz 67 J 5 M – Frau ?? Kijewski geb Replinski, fast 50 J – Heizer Richard ?? 54 J 10 M – Arbeiter August Sawaski 15 J 6 M – unehelich 1 Tochter

jokoda
19.04.2013, 17:43
Hallo Karin.
Möchte mich auch bei Dir bedanken. Bin mit Namen Koppelwiser,Rick und Dombrowski fündig geworden.
Lassen diese Personen sich einordnen?Mal sehen!
MfG jokoda

Ute Marianne
19.04.2013, 18:05
Hallo Jokoda,

Du kannst ja versuchen an HAnd der Daten im Standesamt die Urkunden suchen zu lassen .
Ich habe damit Erfolg gehabt.

Liebe Grüße Ute

PS.

Ich suche ein Sterbefall Wilhelmine Birkel geb Groß 1918-1920.

Karin K
19.04.2013, 18:18
Das freut mich aber, wenn ich jemandem helfen kann.

Liebe Ute, ich werde darauf achten; bei Birkel muss ich an Nudeln denken, daher wird mir der Name nicht entgehen.

jokoda
19.04.2013, 19:35
Hallo Ute,
Bin im Mai in Danzig. Die Liste für das Archiv und Standesamt ist lang.
Danke für Deine Reaktion

MfG jokoda

Ute Marianne
19.04.2013, 20:25
Hallo Jokoda,

Ja meine Liste fürs Archiv wird auch nicht kürzer.
Habe ja nun neue Infos bekommen und nun geht die Suche in Kirchenbücher kath und auch evangelisch weiter.
Was suchst du im Archiv ? Meldekarten ?


Liebe Grüße Ute

Karin K
20.04.2013, 08:07
Die Ausgaben 45 und 46:

045-1920 23.02.1920

Lokales

Zum stellvertretenden Vorsteher und stellvertretenden Waffenrat, der 16. Armen- und Waisenkommission ist an Stelle des Herrn Cornelsen Herr Drogeriebesitzer Albert Jahnke, wohnhaft Weidengasse 54, bestellt worden.

Aus den Gerichtssälen

Die beleidigte Lehrerin. Die Witwe Malwine Jungus in Heubude ärgerte sich darüber, daß ihr 10jähriger Sohn in der Schule bestraft worden war. Sie ging zu der Lehrerin in Krakau und macht ihr vor der Klasse heftige Vorwürfe. Sie beleidigte die Lehrerin und schlug sogar mit der Faust und dem Pantoffel auf sie los. Von der Lehrerin wurde sie dann hinausgewiesen. Das Schöffengericht verurteilte die J wegen Beleidigung und Körperverletzung zu 80 Mark Geldstrafe.

Gestohlene Felle. Der Zimmermann Anton Manz in Danzig brach im November bei einem Kaufmann ein und stahl hier 5 Rinderfelle, 5 Schaffelle und 30 Kaninchenfelle im Werte von 750 Mark. Die Ware wollte er an einen Kaufmann weiterverkaufen. Doch dieser erkannte, daß ihm eine Hehlerei zugemutet wurde, und er machte Anzeige. Die Strafkammer verurteilte M zu 1 Jahr Gefängnis wegen Diebstahls. Seiner Angabe, daß er die Felle von einem Unbekannten erhalten habe, wurde nicht geglaubt.

Standesamt – Todesfälle

Witwe Hulda Schmidt geb Kruschel 84 J 6 M – T d Arbeiters August Zelinski 1 J 8 M – Witwe Amalie Lerkau geb Thrun 67 J 8 M – S d Bäckers Wilhelm Butschkau 1 J 8 M – Schiffbauer Emil Micks 61 J 9 M - Werkführer Johann Nerenberg 79 J 5 M – Witwe Maria Nachtwey geb Brauer 81 J 5 M – Frau Gertrud Strause geb Nickel 38 J 8 M – S d Kasernenwärters Ferdinand Gegenick 6 M – Frau Johann Ja??tomski geb Szezigtewski 51 J 8 M – Kaufmann Otto Schöpfer 55 J 7 M – T d Zimmermanns Joseph Golombiewski 11 J 4 M – Frau Maria Paragening geb Witznick 32 J 2 M – Schneider Paul Hooge 25 J 6 M

Aus dem Freistadtbezirk

Praust. Bei der heute vorgenommenen Gemeindevorsteherwahl wurde der bisherige Amts- und Gemeindevorsteher Wilhelm Hoffmann, dessen zwölfjährige Amtszeit demnächst abläuft, wiedergewählt.

046-1920 24.02.1920

Aus dem Freistadtbezirk

Stadtverordnetenversammlung in Zoppot

Zu Eingang der letzten Stadtverordnetenversammlung wurde ein Schreiben des Magistrats der Stadt Danzig verlesen, in welchem der Freude über den Zoppoter Protest gegen die Auslieferung des Oberbürgermeisters Sahm Ausdruck gegeben wird.
Als Stadtverordneter eingeführt und verpflichtet wurde durch den Bürgermeister der Zimmerer Oskar Ehlert.
Nach einer Ansprache des Herrn Bürgermeisters Dr. Laue erfolgte die Einführung folgender unbesoldeter Stadträte: Bureauhilfsarbeiter Matthieu (Sozialdemokrat.), Oberlehrer Dr. Dannenberg, Rentier Dzaak, Dr. Ing Lübke, Rentier Manski und Sanitätsrat Dr. Wagner. Stadtverordneter Förster begrüßte die Neueingeführten und gab der Hoffnung Ausdruck, daß in Zukunft das Zusammenarbeiten von Magistrat und Stadtverordneten ein harmonisches sein möge. Den Dank an Bürgermeister und Stadtverordnetenkollegium sprach Stadtrat Dzaak aus. - Stadtrat Dr. Wagner legte sein Amt als Stadtverordneter nieder.
Die folgenden Punkte der Tagesordnung fanden leichte Erledigung.
Den Jahresrechnungen des städtischen Gutes für 1915, 16, 17 wurde Entlastung erteilt.
Stadtverordneter Kaescher beantragte die Erteilung der Entlastung für die Jahresabrechnung der Gasanstalt für 1915 zu vertagen: dem wurde entsprochen. Es soll zunächst das Ergebnis des Gerichtsverfahrens gegen den Gasanstaltsdirektor Günther abgewartet werden.

Vorwürfe gegen Stadtrat Dr. Grünspan
lagen einer Behandlung wegen Beleidigung zu Grunde, die sich gegen die Frauen B. Krüger und M. Delke richtete, und das Schöffengericht am Sonnabend zwei Stunden lang beschäftigte. Der Anklage lagen Behauptungen zugrunde, die in einer Versammlung des Wirtschaftsbundes Danziger Hausfrauen im November aufgestellt worden sind und darin gipfelten, daß der Leiter des Danziger Ernährungsamtes nicht immer ganz uneigennützig gehandelt haben solle. So wurde davon geredet, daß er auch Butter erhalten haben soll. Solche Redensarten sind in der Zeit der Lebensmittelknappheit gar nichts seltenes. Die Schinkenvorräte bestimmter Herrschaften haben in Deutschland denn auch häufig schon ein starkes Märchenleben geführt. Man mußte deshalb unter allen Umständen erwarten, daß solche Behauptungen niemals ohne triftige Grüne und nur nach eigener Kenntnis der behaupteten Tatsachen aufgestellt werden. In diesem Falle war die Anklage ursprünglich auch auf die inzwischen entlassene Hausmannsfrau ausgedehnt. Der Magistrat zog gegen sie den Strafantrag jedoch zurück. So kam sie als Zeugin vor das Gericht. Si eund ein anderer ebenfalls entlassener Angestellter bekundeten, daß nach Eintritt der Rationierung im Jahre 1917 im Bureau Butter in offenen Paketchen für Dr. Günspan abgegeben worden sei. Es wurde aber leider nicht näher nachgeprüft, ob dies nicht etwa beschlagnahmte Butter war, die dem Leiter des Amtes zur amtlichen Aufbewahrung gebracht war. Die notwendige Aufklärung litt darunter, daß Dr. Grünspan wegen einer dringenden Dienstreise nicht anwesend sein konnte. Der Vertreter des Magistrats, Rechtsanwalt Dr. Rosenbaum, erklärte, daß die Zeugen sich vor allem in der Zeit irrten. Dr. G habe nicht 1917, sondern bereits 1916, also noch vor der Rationierung Butter bezogen. Käse habe er für seine Familie mitgenommen, weil dies ungehindert erlaubt war. Noch jetzt im Ernährungsamt und seit längerer Zeit dort tätige Angestellte stellten die Behauptungen der vorgenannten Zeugen in Abrede. Amtsanwalt Böhm beantragte die Freisprechung der Frau Krüger, weil sie nur den Eingang von Butterpaketen für Dr. G, aber sonst nichts Strafbares behauptet habe. Dr. G habe tatsächlich seine Befugnisse überschritten, als er der Hausmannsfrau für ihr krankes Kind wiederholt ½ Pfund abließ, obwohl die Rationierung bereits bestand. (Die Hausmannsfrau hatte sich als Zeugin darauf berufen, daß sie gerade diesen Umstand so genau behaupten könne, weil sie die Butter für ihr krankes Kind erhielt, das im Jahre 1917 gestorben sei). Gegen Frau Delke forderte der Amtsanwalt 20 Mark Geldstrafe oder 2 Tage Haft.
Das Gericht sprach beide Beschuldigte schon nach ganz kurzer Beratung frei.
Die Verhandlung machte, die völlige Objektivität des Gerichtes selbstverständlich vorausgesetzt, mitunter einen eigenen Eindruck. In einer Pause machte Amtsanwalt Böhm deutlich im Zuhörerraum hörbare Bemerkungen, die nach Unvoreingenommenheit gegen Dr. G gerade nicht klagen: Völlig unverständlich ist nur, wie das Gericht zu der Meinung kommen konnte, Dr. G habe sich offene Butterpakete schicken lassen. Zu dieser Annahme gehört ein Glauben, den man so leicht nicht wieder finden wird.
Gegen die Freisprechung ist vom Magistrat sofort Berufung eingelegt worden.

Polizeibericht vom 24. Februar 1920

Gefunden: 1 Perlenhandtasche, enthaltend 1 Portemonnaie mit etwas Geld, Briefmarken und Notizen von Frau Emilie Doletzki, Hundegasse 75
1 Brillantohrring, abzuholen von Herrn Emil Abromeit, 2. Damm 7
Eingefunden: 1 Huhn, abzuholen von Herrn Hermann Schulz, Karthäuser Straße 63

Standesamt – Todesfälle

Schreiber Otto Selinski 24 J – Frau Martha Macholl geb Wollschon 50 J 2 M – S d Bäckermeisters August Guztuski, 2 Tg – Lehrer a D Johann Buffandewski 84 J 10 M – Frau Emma Kallonweck geb Fröhling 71 J 9 M – S d Maurers Max Hoffmann 14 J 10 M – Frau Emma Twardokus geb Kapahnke 29 J 1 M – S d Arbeiters Franz Heimowski 5 M – Schlosser Hermann Bluhm 25 J – Bauarbeiter Robert Thober 40 J 6 M – Fleischergeselle Fritz Geisler 26 J 7 M – Witwe Emilie Petermann geb Burmeister 78 J – Kaufmann Reinhold Schmeichel 58 J 11 M – Dienstmädchen Marie Krause 24 J – Händler Casimier Sierocki 55 J 5 M – Pfarrer Adolf Fabricius 78 J 8 M – Frau Antonie Holinski geb Palutzki 28 J 7 M – Elektromonteur Waldemar Piekonowski 19 J 9 M – T d Werfthelfers Eduard Selz 3 J 10 M – S d Werkführers Gerhard Werner 4 W – Aufseher Rudolf Muhlberger 60 J 10 M – Frau Anna Buddatsch geb Palachowski 38 J 9 M – Witwe Margarete Würfel geb Schculz 46 J 7 M – T d Schneiders Gustav Wahrenberg 10 M – Tischler Gottfried Hohnfeld 87 J 2 M – Hospitalistin Auguste Schultz 85 J 4 M – Frau Anna Schirrmacher geb Rumpczykowski 53 J 2 M – Hospitalistin Marie Reineß 80 J – Frau Anna Rogalski geb Lubowski 42 J 11 M – T d Schuhmachermeisters Paul Meyer 11 M – T d Arbeiters Robert Klein 9 M – Frau Luise Habel geb John 26 J – S d Arbeiters Joseph Krajewski 18 J 8 M – T d Elektromonteurs August Schröter 8 M – S d Schneiders Fritz Schilling 8 W – Witwe Anna Rundt geb Mestna 81 J – Witwe Maira Zeitz geb Rotzoll 79 J 9 M – T d Kaufmanns Paul Johannes Formella 10 Std – S d Arbeiters Franz Deya 2 J 4 M – S d Maurers Robert Hintz 8 M – Frau Auguste Weiß geb Rhaese 46 J 5 M – Buchhalterin Gertrud Schieck 31 J 5 M – Obersignalgast a D Max Klein 20 J 9 M – Arbeiter Fritz Kindel 17 J 1 M – Maler Max Engelhardt 48 J 7 M – Arbeiter Gustav Sachmilewski 28 J – Schneider Wilhelm Roßland 31 J 8 M – unehelich 4 Söhne (Grippeepidemie in Danzig)

Ohraer Standesamtliche Nachrichten
Für die Woche vom 13. bis 20. Februar
Geburten: 3 Knaben, 5 Mädchen
Sterbefälle. Witwe Dorothea Melchior geb Markscheffel 88 J – Ehefrau Maria Brunort geb Marquard 38 J – Witwe Anna Radtke geb Langenauer 36 J – Kind Paul Zendrowski 2 J 7 M – Kind Willy Kauschinski 9 M

Rüdiger S.
20.04.2013, 10:32
Hallo Karin,

vielen Dank für Deine Mühe. Hochinteressant, diese alten Berichte.

Frage in die Runde:
wozu brauchte die 16. Armen- und Waisenkommission einen stellvertretenden Waffenrat?

Viele Grüße
Rüdiger

Karin K
20.04.2013, 14:51
ich denke, wenn man aus dem Waffen- einen Waisenrat macht, könnte das einen Sinn ergeben...

Alle Angaben sind ohne Gewähr :D

Karin K
21.04.2013, 07:32
Die Ausgaben 47 und 48:

047-1920 25.02.1920

Danziger Nachrichten

Ein tödlicher Unfall.
Der Arbeiter Johann Roeske aus Neufahrwasser, Albrechtsstraße Nr 10, begab sich auf den an der Bahnhofsfähre in Neufahrwasser liegenden Dampfer „Shortville“ und fiel in den Schiffsraum. Als ein Mann der Besatzungsmannschaft zufällig in den Schiffsraum kam, fand er den dort liegenden Roeske, der noch schwache Lebenszeichen von sich gab. Die Leiche wurde nach dem städtischen Leichenhaus geschafft. Roeske hatte nichts auf dem Dampfer zu tun, sondern war nur aus Neugier an Bord gegangen.

Vergiftung durch Leuchtgas. Der Zuschneider Hermann Lewandowski, Breitgasse 33, und seine Ehefrau wurden gestern früh von Hausbewohnern in ihrer Wohnung bewußtlos aufgefunden. L hatte vergessen, vorgestern abend bei Eintritt der Gassperre den Gashahn abzustellen. Die vorgenommenen Wiederbelebungsversuche hatten erfreulicherweise Erfolg, so daß es dem Ehepaar jetzt wieder gut geht.

Neue Schulvorstände. Für die neu zu bildenden Schulvorstände der Schulen Lauental, Schellmühl, Brösen, Fischmeisterweg, Weichselmünde, Heubude, Kakau und Westl.-Neufähr werden der Stadtverordnetenversammlung vom Magistrat folgende Personen vorgeschlagen:
1 Lauental: Rektor Michna, Schularzt Dr. Wobbe, Neufahrwasser, Fuhrhalter Adolf Kleist, Möwenweg 7, Schmied Bernhard Nowak, Redeskaweg 1, Bauunternehmer Robert Bluhm, Redeskaweg 19
2 Schellmühl: Der 1. Lehrer Hora, Schularzt Dr. Wegeli, Langfuhr, Fabrikbesitzer Backhaus, Marxstraße 1, Werkmeister Müller, Broschkischerweg 32, Werkmeister Bendig, Broschkischerweg 18
3 Brösen: Rektor Palm, Schularzt Dr. Wobbe, Neufahrwasser, Hilfswärter Franz Dasche, Pistoriusstraße 6, Vorarbeiter und Hausbesitzer Joseph Kurowski, Weißhoferstraße 3, Werftarbeiter Gustav Zuchaschewski, Conzestraße 6
4 Fischmeisterweg: Rektor Dombrowski, Schularzt Dr. Dütschke, Neufahrwasser, Professor Sonntag, Fischmeisterweg 1, Kaufmann Robert Müller, Fischmeisterweg 1 a, Eigentümer August Szezebny, Fischmeisterweg 16
5 Heubude: Rektor Lewiowski, Schularzt Dr. Backe, Heubude, Dammstraße 4, Hofbesitzer Johann Meybaum, Heidestraße 21, Bäckermeister Wilhelm Renk, Dammstraße 84, Kaufmann Otto Blank, Heidseestraße 32
6 Krakau: Lehrer Schubert, Schularzt Dr. Backe, Heubude, Magistratsgutspächter Oskar Gehrke, Stromufer 8, Werkmeister und Eigentümer Karl Schiemann, Dünenweg 2/7, Werftarbeiter und Eigentümer Ernst Grawe Dünenweg 5
7 Neufähr: Hauptlehrer Welz, Schularzt Dr. Backe, Heubude, Werkmaschinist Ernst Schneider, Quellbergweg 28, Eigentümer Karl Führer, Besitzer Emil Elsner, Sandkrugweg 3/5
8 Weichselmünde: Hauptlehrer Schöwe, Schularzt Dr. Düschke, Neufahrwasser, Eigentümer Johann Morawski, Weichselmünde, Norderstraße 9, Bootbauer Max Kosch, Festungsstraße 37, Landwirt Fritz Mierau, Pulversraße 7
Zum Mitglied des Schulvorstandes für die Schule am Schwarzen Meer wird an Stelle des verstorbenen Rentiers Dehn Frau Ingenieur Schulze, Schwarzes Meer 1, vorgeschlagen.

Aus den Gerichtssälen

Nächtlicher Raub. Gestern wurde vor dem Schwurgericht gegen den Schlosser Johann Günther aus Konarschin verhandelt, der wegen Raubes angeklagt war. Die Tat wurde in der Nacht zum 6. August, abends 11 Uhr, bei dem Altsitzer Jeschke in Groß-Klinsch ausgeführt. Der Angeklagte leugnet die Tat, sein Mittäter ist noch nicht festgestellt. Das bestohlene Ehepaar will den Angeklagten jedoch ganz bestimmt wieder erkennen. Er arbeitete in Groß-Klinsch bei seiner Nichte. Im gleichen Hause, einem Abbau, wohnte der beraubte Altsitzer, der den Angeklagten genau kannte. Der Angeklagte hatte sich bei der Tat vermummt. Die Tat wurde jedoch nach der Aussage der Beraubten in der Weise begangen, daß der Täter nachts mit Gewalt in die Wohnung eindrang und sofort mit einem Armeerevolver schoß. Der Eindringling verlangte dann Geld und verletzte den Altsitzer durch einen Streifschuß am Kopfe. Ein Geldbetrag wurde dann in Höhe von 3500 Mark herausgegeben. Eine zweite Person stand draußen, ohne zunächst einzugreifen. Während der Tat erleuchtete der Täter das Zimmer mit einer elektrischen Taschenlampe. Nachdem der Altsitzer aus der Wohnung geflohen war und die Frau in der Tür festgeklemmt wurde stieg der zweite unbekannte Täter durch das eingeschlagene Fenster ins Zimmer und nahm das Geld aus der Kommode, um dann zu verschwinden. Auch der erste Räuber ging dann davon. Für die Täterschaft des Angeklagten ergeben sich eine Anzahl Beweise. Er hat zu seiner Nichte gesagt, daß er sich gern Geld besorgen würde. Einem anderen Zeugen schlug er diesen Raub geradezu vor. Nach der Tat verließ er Groß Klinsch, ging nach Konarschin und dann nach Danzig. Er machte nach dem Raube größere Ausgaben, obwohl er vorher über Mangel an Geld klagte. Am 7. August fuhr er nach Danzig zum Domizil und machte auch hier Ausgaben. Auch ein Fahrrad kaufte er in Dirschau. Der Angeklagte hat den Krieg mitgemacht. Für den Staatsanwalt bestand kein Zweifel, daß der Angeklagte der Täter war. Die Verdachtsumstände gibt er auch zu, nur nicht die Tat. Die Geschworenen bejahten die Schuldfragen. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 8 Jahren Zuchthaus und 8 Jahren Ehrverlust.

Schieberfrechheit. Vor der Strafkammer wurde über eine größere Schiebersache verhandelt, an der 8 Personen beteiligt sind. Wegen Diebstahls und Hehlerei wurden angeklagt der Schiffsbauer Max Weber, der Tischler Erich Schrader in Danzig, der Monteur Wilhelm Eicke in Danzig, der Kaufmann Ignaz Woyezechowski in Zoppot, der Seemann Emil Sepp in Danzig, der Offizierstellvertreter Kurt Klaas in Zoppot, der Bankbeamte Albert Fluthwedel in Danzig und eine Bureaugehilfenwitwe. Sepp ist flüchtig. Fluthwedel und Klaas waren nicht erschienen, gegen die Witwe soll getrennt verhandelt werden. Es kam nur gegen die vier ersten Angeklagten zu einem Urteil. (gekürzt)

Ein ungetreuer Posthelfer. In der in dieser Woche begonnenen Schwurgerichtszeit hatte sich zunächst der Kaufmann Bogislaw von Bokowski in Danzig zu verantworten. Die Anklage lautete auf Unterschlagung amtlicher Gelder und Unterdrückung von Urkunden. Der Angeklagte ist unverheiratet und kam als Schwerverletzter aus dem Felde. Er hat ein Bein verloren und bezog eine Rente von monatlich 105 Mark, die im Juli 1919 auf 194 Mark erhöht wurde. Er war eine Zeit lang stellenlos und will 4000 Mark Schulden gehabt haben. B wurde bei der Hauptpost in Danzig als Aushelfer beim Schalterdienst angestellt und erhielt täglich 12 Mark. In dieser Eigenschaft behielt er eingezahlte Geldbeträge zurück, verwendete sie für sich und schickte das Geld erst später ab, als er auf dem gleichen Wege weitere Summen unterschlagen hatte. So hatte er etwa 3000 Mark unterschlagen. Dann griff er zu einem anderen Verfahren. Er unterschlug einfach das Geld, die Summe wurde gar nicht in das Annahmebuch eingetragen, sondern im eigenen Interesse verwandt. Die Zahlkarten behielt er zurück und trug sie in seinem Notizbuch bei sich. In 7 Beträgen nahm er auf diese Weise zusammen etwa 24000 Mark an sich. Die Unterschlagungen wurden in der Zeit vom Juli bis September begangen. Das Geld hat B restlos durchgebracht. Er verlor sein Notizbuch und dadurch kam die Sache heraus. Der Angeklagte ist geständig. Die Schuldfragen wurden von den Geschworenen unter Zubilligung mildernder Umstände bejaht. Das Gericht erkannte auf eine Gefängnisstrafe von 1 Jahr.

Aus dem Freistadtbezirk

Feuer in Brentau. Von einem schweren Unglück wurde am Sonntag der Besitzer Mishkowski in Brentau betroffen. Als er vom Kirchgang zurückkehrte, fand er nur noch die rauchenden Trümmer seiner Besitzung vor. Während seiner Abwesenheit war aus bisher noch ungeklärter Ursache Feuer auf dem Gehöft entstanden, das mit großer Schnelligkeit die Besitzung vernichtete. Verbrannt sind außer dem Mob: 2 Pferde und 2 Ziegen, sowie eine große Anzahl an Hühnern.

Großfeuer bei Steegen. Ein vermutlich infolge Brandstiftung entstandenes Feuer vernichtete am Sonntag abend zwei große Scheunen und den Stall des Amtsvorstehers Richard Sellke-Ziesewald. Der Inhalt der Scheunen, mehrere landwirtschaftliche Maschinen und Wirtschaftsgeräte sind den Flammen zum Opfer gefallen. Das Vieh konnte noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Das Wohnhaus und der Speicher sind dank der günstigen Windrichtung unversehrt geblieben.

In der Weichsel ertrunken
Am Sonnabend abend ist der etwa 50 jährige Arbeiter Levien aus Neufahrwasser ertrunken. Er befand sich an diesem Tage auf einem Vergnügen in dem früheren Seffertschen Lokal und verließ gegen 9 Uhr das Lokal mit dem Bemerken, er hätte sich genug amüsiert und werde nach Hause gehen. Der Inhaber des Lokals mußte ihm noch einen Hut borgen, da die Garderobe verschlossen war. Als er bis Sonntag morgen nicht nach Hause gekommen war, ließ seine Frau die Weichsel vor dem Lokal durch Peilen absuchen. Gegen 1 Uhr mittags wurde die Leiche gefunden und nach der städtischen Leichenhalle geschafft. L ist wahrscheinlich in der Dunkelheit direkt in die Weichsel gegangen.

Von der Straßenbahn überfahren.
Die leidige Unsitte des Anhängens an die elektrische Straßenbahn hat gestern wiederum einen betrüblichen Unfall gezeitigt. Der 8jährige Sohn des Arbeiters Krause aus Neufahrwasser, Kirchenstraße 8, vergnügte sich am Exerzierplatz Neufahrwasser mit dem Anhalten an die Plattformen der Straßenbahn, wobei er zu Fall kam und unter den Wagen geriet. Hierbei wurden ihm die Füße überfahren. Nach Anlegung eines Notverbandes durch einen Arzt wurde der Bedauernswerte mit dem Sanitätswagen nach dem Krankenhause gebracht.

Polizeibericht vom 25 Februar

Zugelaufen: 1 Huhn, abzuholen von Herrn Hermann Schulz, Karthäuserstraße 63

048-1920 26.02.1920

Lokales

Verhaftete Schreibmaschinendiebe. In der Nacht zum 22. Februar ist aus dem Bureau des Holzarbeiterverbandes eine Schreibmaschine und eine Aktentasche gestohlen worden. Als Täter sind die Brüder Paul und Wladislaus Szymanski, der Arbeiter Rudolf Schilling und der Kaufmannsgehilfe Johannes Kasper von hier ermittelt worden. Die Schreibmaschine haben sie verkauft und das Geld verbraucht.

Beim Schlittschuhlaufen ertrunken. Die beiden Söhne Reinhold und Fritz des Arbeiters Millack aus Rückwerder bei Tiegenort liefen auf der Weichsel Schlittschuh. An einer dünnen Stelle brach der eine von ihnen plötzlich ein. Der jüngere Bruder Fritz wollte ihn durch Reichen einer Eispicke retten. Dabei traf ihn das gleiche Geschick. Sofort herbeigerufene Hilfe vermochte nur noch die Leichen zu bergen.

Aus den Gerichtssälen

Die Tötung des Gastwirts Wilke
Vor dem Schwurgericht wurde gestern vormittag gegen den Fleischer Johannes Karkoska aus Danzig verhandelt, der der Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt war. Karkoska hatte am 11. August v. J nach einem ausgedehnten Zechgelage den Gastwirt Wilke in Ohra-Niederfeld erschossen. Vor der Strafkammer, die gegen K wegen fahrlässiger Tötung verhandeln sollte, hatte der Angeklagte die Erklärung abgegeben, daß er in Notwehr gehandelt habe. Da in diesem Falle die Strafkammer unzuständig war, wurde die Angelegenheit dem Schwurgericht überwiesen.
Die gestrige Verhandlung ergab folgendes Bild: Karkoska kehrte nach einem abgeschlossenen Pferdehandel mit seinen Freunden Schmidt und Köhler in leicht angetrunkenem Zustande bei Wilke ein. Beim Zechen kam es zum Streit. Karkoska feuerte aus einem Revolver zwei Schüsse ab, die in die decke einschlugen. Wilke wies seine Gäste daraufhin aus dem Lokal. Karkoska blieb vor der Haustüre stehen. Der Gastwirt versah sich jetzt gleichfalls mit einem Revolver und trat vor die Türe. Er gab, nachdem er den Platz erleuchtet hatte, drei Schüsse ab, von denen einer Schmidt am Bein verletzte. Der Getroffene rief Wilke zu, weshalb er auf ihn schieße. Er erhielt die Antwort, daß nicht ihm, sondern „dem anderen Lumpen“ der Schuß gegolten habe. Karkoska nahm an, daß er gemeint war und gab deshalb einen Schuß ab, der den Gastwirt tödlich verletzte. Die Geschworenen nahmen an, daß Karkoska in Notwehr gehandelt habe und verneinten die Schuldfrage. Das Gericht sprach daraufhin den Angeklagten frei.

Einbruchdiebstahl. Vor der Strafkammer hatten sich der Arbeiter Alois Sarrach und der Schlosser Max Pompecki in Danzig wegen eines Einbruchdiebstahls zu verantworten. Die Sache kam bereits im Wucherausschuß zur Sprache. Ein Justizwachtmeister verließ nachmittags sein Haus und als er wiederkehrte fand er es teilweise ausgeräumt. Die Einbrecher hatten Sachen und Kriegsanleihepapiere im Werte von etwa 8000 Mark gestohlen. Mit einem Dietrich hatten sie die Stubentür geöffnet. Der Bestohlene bemerkte bei der Rückkehr den Diebstahl und ging nach dem Hauptbahnhof, da er wußte, daß sich hier im Wartesaal 4. Klasse das Diebesgesindel aufhält. Er bemerkte hier den S, der früher bei ihm tätig war und den er auch vorher in der Nähe seines Hauses gesehen hatte. S wurde unruhig, als er den Justizwachtmeister sah und so konnte letzterer dem Angeklagten auf die Stirn zu sagen, daß er ihn bestohlen habe und er zur Polizei mitkommen möge. Ein Teil der Gegenstände war bereits an einen Kassuben weiterverkauft. Die Zahlscheine fanden sich noch vor. Das Gericht verurteilte S zu 3 Jahren Zuchthaus, Pompecki zu 2 Jahren Gefängnis.

Polizeibericht vom 26. Februar

Gefunden: 1 Darlehnskassenschein, abzuholen von Herrn Kaufmann Kalinski, Engl. Damm 16

Standesamt – Todesfälle

Rentier Eduard Knuth 86 J 10 M – Bahnwärter a D Bernhard Kaschubar fast 88 J – Nähterin Klara Kocsin 76 J 2 M – T d Zimmermanns Johann Arendt 2 J 1 M – T d Borschlossers Franz Fromming 1 J – Frau Elisabeth Sperling geb Kobzinksi 67 J 8 M – S d Tischlermeisters Anton Krieger 1 J 10 M- Witwe Friederike Pätschke geb Sagert 67 J 7 M – Nähterin Elisabeth Stein 57 J 8 M – Arbeiterin Erna Fredrichs 15 J 4 M - Arbeiter Anton Biellak 29 J 10 M – Frau Rosa Muschewski geb Hermann 85 J 7 M – Schiffseigner Gustav Marten 60 J 5 M – Schneiderin Charlotte Borchert 17 J 10 M – S d Straßenbahnschaffners August Derra 3 W – T d Arbeiters Waldemar Krueger 9 M

Nachruf

Sozialdemokratischer Verein Ohra
Am Montag, den 23.Februar 1920 verchied unsere langjährige Genossin
Frau Berta Schilke geb Grumkow
im Alter von 60 Jahren.
Wir werden der Genossin ein gutes Andenken bewahren.
Der Vorstand.
Die Beerdigung findet Sonnabend, den 28. nachmittags 4 Uhr, vom Trauerhause Ostbahn 9, statt. Rege Beteiligung erbeten.

Ute Marianne
21.04.2013, 10:11
HAllo und einen schönen Sonntag,

Ist ja sehr vergnüglich was alles so gefunden wurde .Ob heute so etwas auch passiert.


Liebe Grüße Ute

jokoda
21.04.2013, 17:32
Hallo Ute,
Suche gezielt Heirats-,Geburts-u.Taufurkunden mit Schwerpunkt der FN Koppelwiser,Rick u.Sengstock.
Hoffe damit mehr und bessere urkundlichere Zuordnungen zu erhalten.
MfG jokoda

Insel2008
22.04.2013, 00:58
Hallo jokoda,
dieser thread wird liebenswürdigerweise von UteK mit Informationen aus der Zeitung "Danziger Volksstimme" gefüllt. Darin suchen muß jeder selber.
Für Deine Namenssuche ist die folgende Forumsadresse besser geeignet:
http://forum.danzig.de/forumdisplay.php?59-Personen-Namenssuche

Insel2008
22.04.2013, 01:00
Verbesserung: wird natürlich von Karin K gefüllt.

Karin K
22.04.2013, 07:42
Die Ausgaben 49 und 50:

049-1920 27.02.1920

Danziger Nachrichten

Bestätigung der sozialdemokratischen Stadträte
Die im Dezember von der neuen demokratisch zusammengesetzten Stadtverordnetenversammlung gewählten 14 Stadträte haben sämtlich die Bestätigung des Staatskommissars Foerster erhalten. Damit sind auch unsere Genossen Nagrotzki und Wölk als die ersten sozialdemokratischen Stadträte Danzig bestätigt worden. (gekürzt)

Gefaßte Einbrecher

Bei einem versuchten Einbruchdiebstahl auf dem dritten Damm wurden am 26 Januar, 12 ½ Uhr nachts, die langgesuchten Ein- und Ausbrecher Hermann Duidzinski und Willi Böhnke von hier überrascht. In ihrer Begleitung fand sich noch der Arbeiter Albert Schröter, Unterstraße 14 wohnhaft. Bei Duidzinski wurde ein scharfgeladener Revolver, eine Menge Dietriche und bei Böhnke eine scharfgeladene Armeepistole vorgefunden. Zu dem Polizeiwachtmeister Drews, von dem sie überrascht und festgenommen wurden sagte Duidzinski, daß er ihn unbedingt erschossen hätte, falls er ihn früher erkannt hätte. Duidzinkski hat eine mehrjährige Zuchthaus- und Böhnke eine mehrjährige Gefängnisstrafe zu verbüßen.

Aus den Gerichtssälen

Landfriedensbruch vor dem Schwurgericht
Wegen Landfriedensbruchs hatten sich heute der Arbeiter Albert Wolf in Danzig, der Arbeiter Albert Krüger in Neufahrwasser, der Arbeiter August Schmidt in Neufahrwasser und der Arbeiter Albert Behling in Neufahrwasser zu verantworten. Behling war nicht erschienen. Der Landfriedensbruch wurde am 26 Juli, nachmittags 8 Uhr, in Neufahrwasser im Hafen begangen. Von einem Schiffe wurde Wein und Rum in einen Speicher der Firma Wolff ausgeladen. Diese Getränke reizten die Arbeiter und es wurden Getränke ausgeteilt. Bald tummelte sich eine Menge von etwa 70 Personen vor dem Speicher an, und man versuchte den Speicher zu stürmen. Im Speicher waren bereits einige Personen, darunter auch Behling, die die Fässer anbohrten und Getränke für die Menge abfüllten. (gekürzt)

Danziger Nachrichten

Beerdigung einer Parteigenossin
Die Ohraer Parteigenossen werden gebeten, sich bei der Beerdigung der Genossin Schilke am Sonnabend, den 28. zahlreich zu beteiligen. Die Verstorbene war jahrelang Mitglied des sozialdemokratischen Vereins. Ihr großer Wunsch, den in französischer Gefangenschaft schmachtenden Sohn noch einmal zu sehen, ging nicht mehr in Erfüllung. Ein schwerer Grippeanfall verlief tödlich. Die Beerdigung findet nachmittags um 4 Uhr vom Trauerhause, Ostbahn Nr. 9 statt.

Polizeibericht vom 27. Februar 1920

Gefunden: 1 Etui mit Brotmarken, abzuholen von Frl. Elisabeth Kamin, Mirchauer Weg 4

Standesamt – Todesfälle

S d Bureaugehilfen Ernst Kämpfe 9 J 7 M – S d Terrazofabrikanten Valentino Tromentin 8 J – Frau Rosalie Aalbude geb Nickel 47 J 3 M – Steuer Johann Roesle 45 J 6 M – Frau Valerie Olszewski geb Peplinski 66 J 3 M – Generalagent Robert Zamkowski 49 J 7 M – Frau Louise Sch?? geb Milke 59 J 8 M – Eigentümer unleserlich 59 J 10 M – Witwe Julianne Potratz geb Becker 70 J 2 M – T d Hilfsschaffners Max Nelke totgeb (ab hier weitgehend unleserlich )

050-1920 28.02.1920

Danziger Nachrichten

Raubüberfall auf dem Bahnhof. Der Heizer Artur Grabowski aus Emaus und der Schiffszimmermann Oskar Schiller, Karthäuserstraße, lösten sich am Mittwoch Bahnsteigkarten und begaben sich auf den Bahnsteig, wo der Berliner Zug abfahrbereit stand. Auf dem Bahnhof entrissen sie einer Dame eine Handtasche mit 3000 Mark und einer zweiten Dame einen Karton, in dem sich Ausweispapiere auf den Namen Frau Auguste Artschwager geb Gapzart, 80 Mark Geld und zwei Fahrkarten nach Berlin befanden, und ergriffen mit ihrer Beute die Flucht. Sie wurden aber auf das Geschrei der Bestohlenen von hinzueilenden Bahnbeamten ergriffen. Die Tasche mit dem Gelde wurde gefunden und der Bestohlenen zugestellt. Der Karton blieb verschwunden.

Einbruchdiebstahl nach Wäsche. Wegen einer Reihe von Einbruchdiebstählen hatten sich vor der Strafkammer der Bäckerlehrling Albert Görtz in Danzig, der Hausdiener Paul Albert Merholz in Danzig, der Arbeiter Gustav Kreft in Brentau, der Arbeiter Albert Koschinski in Danzig, der Arbeiter Peter Nurech in Ohra und die Arbeiterfrau Franziska Zilenke in Danzig zu verantworten. Die ersten fünf Personen brachen in verschiedene Wohnungen Danzigs ein und stahlen hier Wäsche. An die Frau Zilenke wurde Wäsche im Wert von 2000 Mark für 130 Mark verkauft. Das Gericht verurteilte Görtz zu einem Jahre Gefängnis, Merholz zu 3 Jahren Gefängnis, Kreft zu 2 Wochen Gefängnis, Koschinski und Nurech zu 2 Monaten Gefängnis wegen Diebstahls, die Zilenke zu 4 Monaten Gefängnis wegen Hehlerei.

Polizeibericht vom 28. Februar 1920

Gefunden: 1 Portemonnaie mit Geld, einer russischen Münze und Taschenkalender, abzuholen von Frau Krause, Altstädtischen Graben 48, 2 Tr.
Verloren: 1 dunkelgrüne Brieftasche mit zirka 300 Mark und Papieren für August Irmer aus Thorn.

Standesamt – Todesfälle

S d Sicherheitsbeamten Friedrich Garde 4 M – Aushilfbote Musketier im Reserve-Inf-Regt 40, Kurt Ernst Ulpke 20 J 11 M – Frau Minna Schwartz geb Goebel 79 J 11 M – Frau Wanda Bonkowski geb Zimay 37 J 5 J – Frau Martha Butzian geb Sonneberg 35 J 4 M – S d Schneiders Paul Trepczyk 19 Tg – unverehelichte Ottilie Caspari 64 J 11 m – Frau Frieda Grabowski geb Gronau 34 J 8 M – Verkäuferin Margarete Krüger 22 J 8 M – S d Arbeiters Ludwig Fröhlich 10 M – Frau Pauline Czoske geb Olschewski 37 J 3 M – S d Schneider Paul August Bahr 1 J 2 M

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Heute Nacht um 1 Uhr starb nach kurzem schwerem Leiden unsere innig geliebte Tochter und Schwester Hilda nach soeben vollendetem 13. Lebensjahr.
Dies bringen allen Bekannten hiermit zur Kenntnis
Die tiefbetrübten Eltern und Geschwister
August Sickfeld und Frau Margarethe geb Aufrecht nebst Kinder
Zoppot den 26. Februar 1920
Die Beerdigung findet am Sonntag, den 29 Februar 1920, nachm. 2 ½ Uhr, vom Trauerhause Heinrichsallee Nr 15 aus statt.

Karin K
23.04.2013, 08:06
Die Ausgaben 51 und 52:

051-1920 01.03.1920

250000 Kriegsgefangene zurückgekehrt
Wie die Reichsstelle für Kriegs- und Zivilgefangene mitteilt, sind bis zum heutigen Tage 250000 Kriegsgefangene aus Frankreich und Belgien in die Heimat zurückgekehrt. Die Transporte laufen fortgesetzt weiter und vollziehen sich ohne irgendwelche Stockungen. Wenn dasselbe Tempo beibehalten wird, so dürften mit Ablauf der nächsten sechs Wochen sämtliche Gefangene der Heimat wieder zurückgegeben sein.

Polizeibericht vom 29. Februar und 1. März 1920

Gefunden: 1 Brennstoffkarte für Eisenbahnschaffner Marquard
1 Darlehnskassenschein, abzuholen von Herrn Polizeiwachtmeister Rack, Mirchauerpromenadenweg 3
1 Kindergummischuh, abzuholen von Herrn Martin Manthei, Birkenallee 4
Verloren: 1 schw. Geldscheintasche mit zirka 20 Mark, 6 Seifenkarten und 1 Karte von der Volkshochschule für Erna Kohnke
1 braune Brieftasche enthaltend zirka 20 Mark, 1 goldene Uhr mit silberner Kette, 2 silberne Etuis, Briefe und Ausweis pp für Erika Krüger

Standesamt – Todesfälle

Frau Meta Wandel geb Gohlke 35 J 4 M – Schiffskapitän Jakob Dramborg 68 J 8 M – Frau Paula Kowallowsky geb Przybyszewski 29 J 1 M – Witwe Louise Heinrich geb Ahnert 64 J 10 M – T d Arbeiters Karl Trud 8 M – T d Schneiders Franz Wittkowsky 1 J 1 M – Kaufmann Wilhelm Krämer 57 J 2 M – Arbeiter Julius Lewanski 59 J 8 M – Frau Emma Schimakowski geb Hein 46 J 1 M – Rentenempfängerin Johanna Berg 77 J 5 M – Witwe Ottilie Caspari geb Hirschfeld 55 J 11 M – Kaufmann Robert Centnerowski 55 J 8 M – Rentier Dr. Georg Daffé 75 J 3 M – Witwe Elisabeth Schneider geb Borowski 80 J 9 M – Schuhmachermeister Mathias Wiemer 74 J 5 M

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Deutscher Transportarbeiter-Verband
Ortsverwaltung Danzig
Den Verbandsmitgliedern die traurige Nachricht, daß in der letzten Woche nachstehende Kollegen verstorben sind:
1 Der Hafenarbeiter Karl Wallrath
40 Jahre alt, von einem Bürgerwehrmann erschossen
2 Der Hafenarbeiter Anton Raulien
52 Jahre alt, durch Unglücksfall
3 der Hafenarbeiter Johann Röske
46 Jahre alt, durch Unglücksfall
4 der Geschäftskutscher Franz Mucharowski
31 Jahre alt, an der Grippe
Ehre ihrem Andenken
Die Bestattung der Kollegen hat bereits stattgefunden
Die Ortsverwaltung, i A E. Werner

052-1920 02.03.1920

Polizeibericht vom 2. März 1920

Gefunden: 1 schwarzer Kinderkragen, abzuholen von Frl Frieda Mordzeck, Jäschkenstraße 42
1 Bernsteinbrosche mit Silbereinfassung, abzuholen von Frau Martha Johl, Kallgasse 8 c III

Standesamt – Todesfälle

Witwe Pauline Kunkel, geb Kassen 76 J 2 M – Arbeiter Erich Grabewski 21 J 6 M – Frau Franziska Neumann geb Trosiener 23 J 8 M – Arbeiter Johann Kapteina 47 J 6 M – Barmherzige Schwester Wilhelmine (genannt Avcadia avateini) 35 J 2 M – Bäcker Karl Schatzlowski (genannt Hausdorf) 75 J 3 M – Witwe Julianna Staeder geb Gurski 87 J 5 M – Witwe Justine Böttcher geb Koschke 83 J 9 M – Büchsenmacher a D Ernst Wagner 78 J 7 M – Putzmacherin Elsa Hein 21 J 9 M – Seminarist Unteroffizier im Inf-Regt Nr 151 Walter Bruno Isedor Gottfried 20 J 1 M – Fabrikarbeiter Musketier im Inf-Regt Nr 34 Arthur Julius Karp 23 J 6 M – Musketier im Inf-Regt Nr 67 Paul Barganowski 20 J 7 M – T d Straßenbahnschaffners Franz Woßmann 12 J 2 M – Frau Louise Hermann geb Zinnert 50 J 3 M – Kaufmann Johannes Joseph Meloch 37 J 2 M – Schiffszimmermann Johann Peters 65 J 10 M - Frau Anna Schiek geb Calmsee 57 J 2 M – T d Arbeiters Paul Pischel 1 J 5 W – Postanzhelfer Robert Emil Schnaak 31 J 4 M – unehelich 1 Sohn, 1 Tochter

Aus dem Freistadtbezirk

Tödlicher Eisenbahnunfall

Am Sonnabend verunglückte der Bankdirektor Dr. Jasinski auf dem Bahnhof Oliva tödlich. Er war auf der Heimfahrt nach Zoppot mit dem letzten Zuge versehentlich in Oliva ausgestiegen. Als er seinen Irrtum bemerkte wollte er im letzten Augenblick, als sich der Zug bereits wieder in Bewegung befand, wieder einsteigen. In der Dunkelheit verfehlte er das Trittbrett und geriet unter die Räder. Obgleich die Notbremse sofort gezogen wurde, konnte der Verunglückte nur noch als Leiche geborgen werden.

Tiegenhof. Nächtlicher Raubüberfall.
Eine maskierte Bande von 5 bis 7 Mann erbrach in der Nacht von Mittwoch zu Donnerstag die Haustüre des Besitzers Schwarzrock-Schönsee und drang in das Haus ein. Dem sich in seinem Bett aufrichtenden 78jährigen S wurde von den Einbrechern Blendlaterne und Revolver vor die Brust gehalten: „Geld oder das Leben“. Aus Angst gab der alte Mann den Räubern 700 Mark aus dem Schrank, wobei er bemerkte, daß er kein bares Geld mehr im Hause habe. Als die Diebe beim Durchsuchen des Bettes eine Geldtasche mit 7000 Mark fanden, schrie einer derselben: „Schießt den Hund über den Haufen, er hat gelogen.“ Hierauf erbrachen sie sämtliche Räume und Schränke und stahlen Wäsche, Fleisch und Räucherwaren. Außer S befand sich noch seine Nichte im Hause, die ebenfalls bedroht wurde und ihr Zimmer nicht verlassen durfte. Während des Einbruchs hatte ein Teil der Bande das Haus umstellt.

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Am 23 v Mts ist der frühere Stadtrat
Herr Stadtältester Dr. Dasse
im Alter von 75 Jahren einem langen Leiden erlegen.
Wir betrauern den Heimgang dieses aufrechten Mannes, der mehr als 30 Jahre lang Mitglied der städtischen Körperschaften, davor 15 Jahre unbesoldeter Stadtrat gewesen ist, und auch allezeit um das Wohl unserer Stadt, namentlich ihrer Jugend bemüht hat. Als er im Jahre 1911 aus gesundheitlichen Grünen sein Amt niederlegte, haben wir ihn in dankbarer Anerkennung seines Wirkens zum Stadtältesten gemacht!
Wir werden ihm auch fernerhin ein dankbares Andenken bewahren.
Der Magistrat
i A Bail
Bürgermeister
Die Stadtverordneten-Versammlung
Keruth,
Geheimer Justizrat

Karin K
24.04.2013, 10:52
Die Ausgaben Nr 53 und 54:

053-1920 03.03.1920

Aus dem Roten Hause Danzigs

Einführung der ersten sozialdemokratischen Stadträte

Die gestrige Sitzung der Erwählten des Roten Hauses zeichnete sich wieder durch eine Länglichkeit aus, die weder der Presse zusagen kann noch die Güte der Beratungen fördert. Von 4 bis nach 10 Uhr abends mußten die Vertreter der Presse, nach schwerer Tagesarbeit, noch ihren Dienst verrichten. Die einleitende Parade hat die Einführung der neuen Stadträte. Unter ihnen befanden sich auch als die ersten beiden Sozialdemokraten die Genossen Nagrotzki und Woelk. Damit ist der kapitalistische Ring, den das alte Dreiklassenjoch um das Danziger Rathaus fester als sonst in Deutschland geschmiedet hatte, erst endgültig gesprengt. Und es war ein gutes Zeichen, daß den neuen sozialdemokratischen Stadträten ein Reaktionär so historischer Bedeutung wie der einstige Baugewerksmeister Herzog weichen mußte. Dafür blieb dem Magistrat der Bäckerobermeister Karow erhalten, der sich als einstiger Strekrebell neben der roten Nachbarschaft gewiß äußerst wohl fühlen wird. Die Einführung der neuen Männer erfolgte durch Bürgermeister Dr. Bail, weil Oberbürgermeister Sahm aus einem für ihn sehr schmerzlichen Grunde nicht anwesend war. In der Korona des Magistrats vermißte der Kenner aber vor allem den Kämmerer Dr. Goert, den einst rühmlichst bekannten Leiter des Danziger Armenwesens. Er war an dem festlichen Ereignis so dringend verhindert, daß man ihn noch um 5 Uhr in der Langgasse wandeln sehen konnte. Für ihn war es doch wohl zu anstrengend, sich selbst davon zu überzeugen, daß Regierung und Sozialdemokratie heute doch nicht mehridiotisch entgegengesetzte Begriffe sind. Inzwischen hat er zwar, als er in Altona Senator werden wollte, vor allem Volke versichert, daß er sozialdemokratischen Bestrebungen zwar sympathsich gegenüber stehe. Aber die Altonaer sind nicht so leichtgläubige Leute und da scheint die einseitige Liebe wohl auch nicht zu lange gedauert zu haben...
Breiteren Raum nahmen in den Verhandlungen die Erörterungen über den letzten Streik in den lebenswichtigen städtischen Betrieben ein. Unsere Genossen Arczynski und Grünhagen ließen gar keinen Zweifel darüber, daß es in so lebenswichtigen Betrieben, wegen der schweren Bedrohung der Allgemeinheit, zu keinem Streik kommen dürfe. A berief sich sehr richtig auf die Stellungsnahme des Danziger Arbeiter- und Soldatenrates, der die Pflicht zur Arbeit in solchen Betreiben auch während eines Generalstreiks vorschrieb. Doch betonten unsere Redner mit dem gleichen Nachdruck, daß für den Magistrat aus dem gleichen Grunde in erster Linie soziale, nicht formal-buraeukratische Gesichtspunkte maßgebend sein müßten. Besonderen Dank habe die Technische Nothilfe nicht verdient.
Die vom Magistrat beantragten Teuerungszulagen benutzte der Unabhängige Gebauer zu einem speziellen Heldenstück. Er forderte, genau entgegengesetzt seinem früheren Standpunkt, den Genosse Grünhagen gestern in der „Volksstimme“ darlegte, höhere Zulagen für die geringer Besoldeten. Genosse Grünhagen rechnete darauf mit dem demagogischen Doppeltalent deutlich ab. Zur revolutionären Abwechselung lobte die Unabhängige Käthe Leu die Wirkung der privaten sozialen Fürsorge. Arge Mißstände auf dem städtischen Rieselgut rügte Genosse Reek. Der Pächter Hallmann zahlt jährlich nur 28000 Mark Pacht und bezieht aus der Verpachtung des halben Landes an kleine Leute schon 100000 Mark. Dabei befindet sich das Gut in jammervoller Verfassung. Der Kriegsbeschädigten, die erst während des Krieges nach Danzig gekommen sind, nahm sich Genosse Behrend an. Diese Bedauernswerten erhalten hier keine Arbeit nachgewiesen und auch keine Erwerblosenunterstützung. Assessor Berent verteidigte diese Benachteiligung. Doch konnte er wenigsten mitteilen, daß neuerdings auch diese Kriegsbeschädigten, die entdgültig von der früheren Reichswerft und Schichau entlassen worden sind, die Arbeitslosenunterstützung erhalten. Warum dann dieses Verfahren nicht auch allen Leuten in gleicher Lage zugute kommt, können wir nicht verstehen. Jedenfalls war es sehr richtig, was der Zentrums-Stadtv. Dr. Thun gegen die Juristen- und Assessoren-Wirtschaft im Danziger Rathaus sagte. Genosse Arczynski konnte ergänzend darauf hinweisen, daß sogar im städtischen Arbeitsamt, wo dies zuerst unbedingt notwendig ist, nicht ein einziger Mann der Praxis sitzt.
Eine neue Polendebatte veranlaßte eine persönliche Beschwerde über angebliche Benachteiligung polnischer Kinder beim Sprachunterricht. Vom Stadtschulrat konnten die Bemängelungen als mindesten übertrieben zurückgewiesen werden, wie der polnische Stadtv. Dr. Kubacz selbst zugab. Bemerkenswert ist, daß ein wesentlicher Teil der nur 700 Anmeldungen zum polnischen Sprachunterricht von deutschen Eltern eingegangen ist, die ihre Kinder in der polnischen Sprache ausbilden lassen wollten, während der Unterricht nur polnischen Kindern gewährt werden soll. Doch sind in acht Fällen die Anträge auch direkt gefälscht gewesen; in nicht zu wenigen Fällen sind sie ferner nicht von den zuständigen Erziehungsberechtigten gestellt worden.

Polizeibericht vom 3. März 1920

Gefunden: 1 schwarzer Damenhut mit schwarzem Federstutz, abzuholen von Herrn Hochschulassistenten Schmidt, Goßlerallee 1
1 Täfelchen mit Geld und einem Bleistift, abzuholen von Herrn H Fiedelmann, Langfuhr, Pfefferstraße 14, Ecke Hauptstraße

Standesamt – Todesfälle

Witwe Auguste Nagrotzki geb Petrowski 77 J 9 M – Frau Pauline Landes geb Fritz 56 J 2 M – Schiffsbauingenieur Friedrich von Kloth 31 J 11 M – Heizer Johannes Gelwitzki 23 J 7 M – Witwe Laura Hilla geb Bold 78 J 2 M – Arbeiterin Gertrud Hildebrandt 21 J 7 M – Frau Renate Balsenowski geb Peti fast 73 J – S d Arbeiters Otto Heldt 2 Wch – Frau Amalie Ziehm geb Ohlendorf 36 J 1 M – Witwe Auguste Schwarz geb Zeppke 65 J 1 M – Kontoristin Elsbeth Dolecke 28 J 7 M – T d Schlossers Albert Neumann 10 J 9 M – Witwe Marie Steinhauer geb Froese 70 J 11 M – Witwe Johanna Ruprecht geb Koschinski 62 J 6 M – T d Schmieds Anton Thal 6 M – T d Steuermanns Joseph Hohmann 1 J 1 M – Schiffseigner Gottlieb Becker 77 J 2 M – Frau Emma Bestmann geb Tietze 44 J 5 M – Bautechniker Wilhelm Wald 62 J 8 M

Aus den Gerichtssälen

Tötung des eigenen Kindes

Vor dem Schwurgericht hatte sich gestern das Dienstmädchen Auguste Brasgalla, ohne festen Wohnsitz, wegen Kindstötung zu verantworten. Die 21jährige Angeklagte stammt aus Soldau. Das Haus der Eltern ist wegen des Krieges zerstört worden und die Eltern sind gestorben. Sie diente in Danzig, hatte ein Liebesverhältnis und am 4. Februar 1919 wurde sie in der Hebammen-Lehranstalt von einem gesunden Mädchen entbunden. Am 13. Februar wurde sie mit ihrem Kinde aus der Anstalt entlassen. Sie war ohne Mittel und wußte nun nicht, wo sie das Kind unterbringen sollte. Ihren alten Dienst hatte sie wieder antreten können. Das Kind durfte sie aber nicht mitbringen. Im Vorgarten des Herrschaftshauses kam ihr der Gedanke, das Kind zu erwürgen. Sie führte diesen Entschluß auch sofort aus und legte das Kind in den Garten. Dann meldete sie sich bei ihrer Dienstherrin und erklärte auf Befragen, daß sie das Kind bei einer Frau untergebracht habe. Abends holte sie ihr Kind aus dem Garten und verwahrte es in ihrem Schließjkorbe. Es blieb dort bis zum 19. November liegen. Inzwischen wechselte sie ihren Dienst und fuhr schließlich nach Soldau. Die Sache kam dadurch heraus, daß die Angeklagte ihrer Schwester den Schließkorb überließ und schrieb, sie solle nicht erschrecken, wenn sie den Schließkorb öffne. Diese ließ darauf den Schließkorb durch die Polizei öffnen, die dann das Kind vorfand. Die Angeklagte ist reumütig geständig. Sie glaubte, daß das Kind in der Anstalt bleiben konnte. Die Anstaltsleitung wieder glaubte, daß das Kind bei einer Frau untergebracht würde, wie das Mädchen auf Befragen in Aussicht stellt, und dies nahm auch die Fürsorgeverwaltung an. Sie alle aber irrten. Die Geschworenen bejahten die Schuldfrage nach Totschlag, unter Zubilligung mildernder Umstände. Das Gericht erkannte auf 2 Jahre, 3 Monate Gefängnis.

054-1920 04.03.1920

Nächtlicher Raubüberfall

In der Nacht zum 2. März drangen mehrere maskierte Männer in die Wohnung des Kirchhofwächters Witkowski, Bebsenerweg 90, ein und nötigten die Eheleute unter Vorhaltung von Revolvern zur Herausgabe ihrer Barschaft. Während einer der Täter die Eheleute unter Vorhaltung eines Revolvers bedrohte, haben die anderen beiden sämtliche Behälter erbrochen. Es filene ihnen in die Hände: 1 Handharmonika, 1 goldene Herrenuhr nebst goldener Kette, 1 Trauring mit 2 Silberstreifen gezeichnet T. W., eine Brieftasche mit 50 Mark, eine Damenhandtasche mit Silberverschluss und sämtliche Hausschlüssel. Als Täter wurden ermittel: Schlosser Gustav König, Arbeitsbursche Paul Lippke, St. Michalelsweg 14, Arbeiter Otto Jerdanski, Labesweg 15, Arbeiter Ernst Jerdanski, Labesweg 15, Elektromonteur Siegfried Schaarschmidt, Mirchauerweg 58 c, Kellner Kurt Schaarschmidt, Hochstrieß 80, Müller Otto Lehmann, Marienstraße 79. In der Wohnung des Schaarschmidt sind 4 fast neue Messingleuchter, anscheinend aus einem Kichendiebstahl herrührend, 1 Reisepelz, grau bezogen mit Waschbärkragen, und ein Teil von Waren vorgefunden, welche aus dem Einbruchdiebstahl des Eisenhändlers Paul Krüber, Hauptstraße 88, stammen. Eigentümer des Pelzes sowie der Leuchter können sich bei der Kriminalpolizeit melden.

Polizeibericht vom 4. März 1920

Gefunden: 1 goldener Ring mit blauem Stein, abzuholen von Frau Geheimrat Schulze, Steffensweg 19

Standesamt – Todesfälle

Frau Renate Balsenowski geb Pett fast 78 J – Frau Laura Ewert geb Förster 78 J 9 M – Witwe Justine Sitterin geb Lohrenz 78 J 5 M – Witwe Maria Kreft geb Wichmann 70 J – Witwe Marie Hoffmann geb Cornell 55 J – Witwe Josephine Preskowski geb Matzer 78 J 4 M – Maschinenbauer Max Koppenwieser 59 J 6 M – Witwe Rosalie Heinrich geb Offenbach 73 J 8 M – unverehelichte Marie ??der 78 J – Frau Johanna Schulz geb Marzan 38 J 3 M – Schreiberin Isolde Bredow 26 J 5 M – Landwirt Franz ?? 64 J 5 M – S d Arbeiter Heinrich Jahn ??J 4 M – Amtsvorsteher Julius von Schulz ?? J 6 M – unehelich 1 Sohn

Karin K
25.04.2013, 08:48
Die Ausgaben 55, 56 und 57:

055-1920 05.04.1920

Heimkehr Danziger Kriegsgefangener. Von den in französischer Hand befindlichen Kriegsgefangene sind bis heute zirka 450 aus dem Stadtkreise Danzig zurückgekehrt, so daß in den nächsten Tagen noch zirka 300 Heimkehrer aus dem Stadtkreise zurückzuerwarten sind. Die Mehrzahl der Kriegsgefangenen, die für den Stadtkreis Danzig in Frage kommen, treffen regelmäßig mittags mit dem Zuge von Königsberg-Marienburg kommend, zirka 12,20 Uhr hier ein. Auch sind bereits von dem ersten Transport aus Japan und zwar Angehörige unserer ehemaliger Kämpfer aus Tsingtau hier eingetroffen.(gekürzt)

Von der Sicherheitswehr erschossen. Die Arbeiter Otto Becker und Anton Ellerwald aus Weichselmünde wurden am 4. März um 3 ½ Uhr nachmittags von einem Wachtmeister der Sicherheitswehr dabei betroffen, wie sie mit einem Motorboot von einem Stettiner Dampfer, welcher am Weichseluverbahnhof gegenüber Weichselmünde lag, von dort gestohlene Steinkohlen und Heringe fortzuschaffen. Der Wachtmeister rief den Bootsinsassen wiederholt zu, sofort an Land anzulegen. Als diese nicht darauf reagierten, gab der Wachtmeister aus seiner Pistole einen Warnschuß ab.. Die Bootsinsassen riefen dem Wachtmeister darauf Schimpfworte zu und versuchten mit dem Boot zu entkommen. Daraufhin nahm der Wachtmeister den Karabiner und feuerte einen Schuss auf die Bootsinsassen ab. Von diesem Schuß wurde der Arbeiter Otto Becker getroffen und tödlich verletzt. Das Boot legte darauf in Weichselmünde an, und der Verletzte wurde nach seiner Wohnung gebracht, woselbst er infolge der Verletzung starb.

Ein Spielklub aufgehoben. Der Bürgerwehr ist es gelungen, einen Spielklub in der Hundegasse 119 beim Schneidermeister Dick aufzuheben. Der Wache wurde nachts Mitteilung gemacht, daß hier ein Spielklub sein Domizil aufgeschlagen habe. Mehrere Bürgerwehrleute begaben sich darauf in das Hotel und stellten hier eine Anzahl Personen als Spieler fest. Eine Menge Spielgeld wurde beschlagnahmt.

Standesamt – Todesfälle

S d Arbeiters Heinrich Jahr, 6 J 4 M – S d Hilfsmonteur Wilhelm Finselberger 3 J 4 M – S d Eisenbahnarbeiters Alexander Marlowski 11 Wch – Provinzial-Wegemeister a D August Dost 69 J 3 M – Frau Karola Witzke geb Echt 86 J 9 M – Arbeiter, ehemaliger Füsilier, Franz Grubba 26 J 6 M – T d Schmiedegesellen Paul Hallmann, totgeb – Kaufmann Julius Leon 76 J 6 M – Rentier Wilhelm Otto 54 J 2 M – Frau Hermine Peters geb Witzke fast 58 J – Witwe Helene Weisondt geb Herber 85 J 8 M – Besitzer Hermann Max, 54 J 5 M – Matrose Heinrich Bahrs 26 J 8 M – Lehrmädchen Frieda Czoske 16 J 1 M

056-1920 06.03.1920

Aus dem Freistadtbezirk

Diebstahl als Erziehungsmittel. Der Heizer R. Zimmermann in Klein Plehendorf stahl mit einem unbekannt gebliebenen Mann im August nachts vom einem Eisenbahnwagen am Kaiserhafen 20 Zentner Kohlen. Von dem Wachtmann wurde er dabei erkannt und hatte sich vor dem Schöffengericht zu verantworten. Der Angeklagte meinte, er habe nicht stehlen wollen, er wollte vielmehr die Eisenbahnverwaltung nur darauf hinweisen, wie leicht bei ihr gestohlen werden könne. Das gut gemeinte Erziehungsmittel für die Eisenbahnverwaltung stand beim Schöffengericht nur geringes Verständnis, denn es erkannte auf 2 Wochen Gefängnis wegen Diebstahls.

Polizeibericht vom 6. März 1920

Gefunden: 1 Portemonnaie mit Geld, Briefmarken und Ausweis für Frau Emilie Bieder, Eschenweg 15
1 Paar Schäfte zu Kinderschuhen, abzuholen von Herrn Werftmeister Stoerk, Gasanstalt II
1 Kindergummischuh, abzuholen von Herrn Martin Manthey, Birkenalle 4
1 eiserne Hantel, gez. F H, abzuholen von Herrn Willy Hoffmann, Olivaerstraße 8

Standesamt – Todesfälle

T d Steinmetzes Karl Czaia 11 M – Witwe Leokadia Müller geb v Biskupsky 77J 10 M – Köchin Henriette Kamin 70 J 4 M – Witwe Marie Baltruschel geb Jatza 78 J 5 M – S d Kaufmanns Kurt Zimmermann, totgeb – Oberpostschaffner Augustin Penk 48 J 3 M – S d Arbeiters Franz Drezechowski 6 Wch – unehelich 1 S

057-1920 08.03.1920

Aus den Gerichtssälen

Diebstahl in der Artilleriewerkstatt. Wegen Diebstahls und Hehlerein hatten sich vor der Strafkammer der Arbeiter Rathke, der Schneider Modest, der Fräser Schröder und der Kaufmann Gitschin in Danzig zu verantworten. Aus der Artilleriewerkstatt wurden 4 Ballen Leder und 2 Ballen Flachsleinwand im Werte von 12000 Mark gestohlen. Die 3 ersten Angeklagten waren die Täter, während Gitschin die Ware für 4800 Mark kaufte und für 6300 Mark verkaufte und sich dadurch der Hehlerei schuldig machte. Das Gericht verurteilte Rathke zu einem Jahr Gefängnis, da er als Wächter gestellt war, den Modest zu 6 Monaten und Schröder zu 9 Monaten Gefängnis wegen Diebstahls und Gitschin wegen Hehlerei zu 9 Monaten Gefängnis.

Polizeibericht vom 7 und 8 März 1920

Gefunden: 1 Damenregenschirm, abzuholen von Schlossermeister Herrn Bohl, Friedenssteg 9 1 Tr
1 Haarkamm, abzuholen von Herrn Bureaubeamten Bruno Fliege, Olivaer Straße 27 b
1 goldene Halskette mit goldenem Medaillon nebst 2 Photographien, abzuholen von Frl Margarete Schulze, Bastion Wolf 3

Karin K
26.04.2013, 07:39
Die Ausgaben 58, 59 und 60

58-1920 09.03.1920

Polizeibericht vom 9. März 1920

Gefunden: 1 brauner Rosenkranz im Etui, abzuholen von Frau Emma Schulze, Am Holzraum 7, II Hinterhaus

Standesamt – Todesfälle

Witwe Johanna Schulz geb Falk 75 J 2 M – Friseur Gregor Haffke 81 J 10 M – Arbeiter Alfred Beer 46 J 2 M – Kaufmann Theodor Kryschewski 37 J 11 M – Dienstmädchen Margarete Fregin 17 J 5 M – Frau Eva Corinth geb Leskowski 33 J 4 M – Witwe Wilhelmine Dippke geb Witzke 68 J 8 M – Glasmacher Max Michaelis 38 J – Witwe Friederike Müller geb Ricke 58 J – Rentiere Johanna Lindemann 67 J 8 M – Ors?? August Grabinski 54 J 4 M – S d Arbeiters Oskar Carnowski 3 J 5 M – S d Arbeiters Eduard Wiecki 9 M – Witwe Henriette Hübner geb Westphal 78 J 5 M – Geschäftsinhaberin Helene Zeh 42 J 5 M – Witwe Edelgunde Wronna geb Gollowski 72 J 1 M – Schneiderin Helene von Wreuck 88 J 9 M – Kaufmann Robert Zeruski 49 J 4 M – Rentenempfänger Otto Muche 81 J 4 M – Schmiedemeister Stanislaus Mielcorek 48 J 6 M – Invalide August Lurkowski 65 J 6 M – Frau Minna Schwarzrock geb Arendt 63 J – Bautechniker Joseph Grabowski, fast 78 J – Witwe Marie Schwarz geb Retz 77 J 9 M – Frau Rosalie Blittschau geb Gurski 27 J 9 M – Witwe Berta Feierabend geb Ballack 76 J 3 M – Frau Martha Liedtke geb Felix 58 J – Kaufmann August König 56 J 3 M – Witwe Laura Leerwe geb Bartel 71 J 8 M – Ältester Joseph Kupper 58 J – S d Landwirts Albert Wittrin 1 J 8 M – Witwe Minna Schmidt geb Klaaßen 80 J – Witwe Rosalie Güttner geb Ludwig fast 80 J – Frau Lina Kucks geb Lorenz 26 J 8 M – Schiffbauer Adolf Sonntag 44 J 3 M – Tischler Gustav Stramka 48 J 5 M – Schriftsetzer, Gefreiter im 7. Garde-Inf-Regt Johannes Roether 22 J 7 M – Kaufmann, Leutnant der ?? 38, Fritz Winter 25 J 1 M – Diplom-Ingenieur, Regierungs-Bauführer, Leutnant d Res Colamar Hans Otto Heinrich Wollenhaupt 30 J 3 M – Witwe Laura Reinke geb Staruppe 71 J 1 M – T d Schlossers Max Jadaszewitz 1 J 1 M – Besitzer Hermann Pokriefke 52 J 6 M – Dienstmädchen Arietta Wanat 28 J 2 M – Ingenieur Rudolf Zimmermann 30 J 7 M – Fleischermeister Eduard Schlottke 40 J 3 M – Schneider Artur Mynski 26 J 8 M – unehelich 1 Sohn, 1 Tochter

059-1920 10.03.1920

Standesamt – Todesfälle

S d verstorbenen Böttchers Paul Krumm 10 J 3 M – Arbeiter Bernhard Weinberger 34 J 4 M – Frau Eva Schulz geb Treichel 40 J – Schneider Artur Mipass 26 J 8 M – Invalide Johann Schmidt 85 J 8 M – Arbeiter Franz Zander 47 J 8 M – Wirtin Bertha Retzlaff 30 J 10 M – Arbeiter Morrell Ronte 46 J 1 M – Arbeiterin Anna Westa 35 J 11 M – Arbeiter August Patel 71 J 5 M – Frau Johanna Schielke geb Jankowski 46 J 8 M – Kaufmann Walter Döring 51 J – Schiffer Johann Reddig68 J 5 M – Frau Helene Klein geb ?? 56 J 11 M – Schiffskapitän Wilhelm Fretwurst 71 J 8 M – Frau Justina ??nack geb Lawrenz 59 J 7 M

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Sozialdemokratischer Verein Danzig-Stadt
Nach längerem Leiden, verursacht durch die Strapazen des Kriegsdienstes und der Gefangenschaft, starb unser Genosse, der frühere Bezirksleiter und jetzige 2 Vorsitzende des Bezirk Neufahrwasser
Paul Littschwager
Ehre seinem Andenken
Die Beerdigung findet am Donnerstag nachmittags 3 Uhr vom Trauerhause, Albrechtstraße 31 aus statt.
Der Vorstand

Sozialdemokratischer Verein Danzig-Stadt
Am Montag früh verstarb nach längerem Leiden unser Mitglied
Max Michaelis
Ehre seinem Andenken!
Die Beerdigung erfolgt am Freitag nachmittags ? Uhr vor der Leichenhalle des alten Heiligen??friedhofes statt
Der Vorstand

060-1920 11. März 1920

Polizeibericht vom 11. März 1920

Gefunden: 1 schwarzer Pompardur mit Paß und Messekarte für Frau Osiech aus Warschau
1 Perlbeutel mit Inhalt, abzuholen von Frl Else Sattler, Jakobswall Nr 22
1 goldener Bleistift, abzuholen von Bernhard Hinz, Jakobsgasse 4

Standesamt – Todesfälle

S d Schlosser Ernst Rathke ½ Stunde – Schneidermeister August Braun 58 J 1 M – Arbeiter Johann Albert Scharping 63 J – S d Metalldrehers Brutus Sepp 9 J 8 M – Fleischermeister Ernst Rehfuß 42 J 6 M – Frau Olga Schwarz geb Grunwald 46 J 3 M – Schlosserlehrling John Olszynski 17 J 4 M – Frau Marie Schimann geb Wesselowski 86 J 2 M – S d verstorbenen Fleischers Wilhelm Tobias 1 J 4 M

Karin Langereih
26.04.2013, 09:52
Danke Karin,
es waren wieder interessante Namen dabei, ob sie nun zu meiner Familie gehören, das wird sich irgendwann einmal zeigen.
Liebe Grüße Karin L.

Ute Marianne
26.04.2013, 15:50
Hallo KArin,

Ich habe meine Ururgroßmutter gefunden sie ist am 10.12.1919 gestorben.
Stand in der Danziger Volkswacht und eine Schwägerin noch dazu.Die Damen sind alt geworden.Hut ab zu der Zeit.


Liebe Grüße Ute

Karin K
27.04.2013, 07:33
Ute, das freut mich für dich; dann bist du ja wieder einen Schritt weiter.

Die Ausgaben Nr 61, 62 und 63

061-1920 12.03.1920

Polizeibericht vom 12. März 1920

Zugelaufen: 1 braungetigerter Hofhund mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Herrn Willy Schröder, Rambau 1

Standesamt – Todesfälle

Arbeiter, Unteroffizier im Inf-Regt Nr 141 Ernst Roggenbuck 30 J 11 M – Arbeiter, Schütze im Infanterie-Regiment Nr 873 Ernst Eugen Leffke 19 J 4 M – Witwe laura Selhorn geb Herhadt 76 J 10 M – Frau Elisabeth Schillkowski geb Kling 69 J 4 M – Frau Anna Tulpen geb Reimann 22 J 9 M – Schmiedegeselle Fritz Gast 39 J 7 M - ?? Eugen Auer 69 J 9 M – Schiffsarbeiter August Richert 48 M 1 M – Frau Elisabeth Fedder geb Hallowski 69 J 1 M – unehelich 1 Kind totgeb.

062-1920 13.03.1920

Standesamt – Todesfälle

Schneidermeister Albert Droese 63 J 4 M – Frau Gertrud Geniffke geb Luddenhausen 43 J 6 M – S d Schlossers Friedrich Gründenau 1 J – Frau Hedwig Andersen geb Jaroczynska 70 J 10 M – Hospitalistin Martha Bebel 61 J 4 M – unehelich 1 S 1 T

063-1920 15.03.1920

Polizeibericht vom 14. und 15. März 1920

Gefunden: 13 russische Wechsel, abzuholen von Herrn Franz Hapka, Birkenallee 7/8

Standesamt – Todesfälle

Witwe Amalie Jochem geb Labbe, 74 J 11 M – Schlosser Hermann Reitzel 31 J 8 M – Hausmädchen Viktoria Kaczmarek 22 J 9 M – Rentier Leopold Perscheu 69 J 3 M – S d Arbeiters Johann Koska 16 Tg – Tischlermeister Karl Auer 85 J 4 M - Fischer Heinrich Grynke 63 J 10 M – Schneidermeister Ludwig Brühning 35 J 10 M – Meistergehilfe Theodor Schulz 66 J 4 M – S d Steinmetzes Gerhard Christoph 4 M – Witwe Marie Richter geb Thiermann 71 J 8 M – Arbeiter Karl Matschkowski 86 J 7 M – Kaufmann Richard Gottschalk 26 J 7 M – Hausmädchen Martha Roth 20 J 6 M – Rentenempfängerin Johanna Wendisch 74 J 11 M – Frau Marie Bormann geb Weiß 40 J 8 M

Ute Marianne
27.04.2013, 10:04
HAllo KArin ,

JA ich habe die 2.Heirat per Urkunde belegt FAmiliysearch hat mir die 2.Heirat offenbart dazu 5 Kinder 2 unehelich 3 Ehelich aus 2 Ehen und gestern die Sterbedaten.

Jetzt suche ich ihren Bruder Wilhelm Franz geb 1836 gest ab 1878????.Die Ehefrau war gestern auch dabei.

Ob Interesse an den Sterbefällen 1918-1919 besteht?

Meldet euch dann würde ich auch da einen Tread aufmachen.


Liebe Grüße Ute

Karin K
27.04.2013, 10:32
Ich hätte auf jeden Fall Interesse!

Stejuhn
27.04.2013, 13:37
Hallo Ute,
auch ich hätte Interesse. Von meinem Uropa Gottlieb weiß ich nämlich nur, dass er und seine Frau Wilhelmine, geborene Korthals, sich mit Geburtsauszügen aus dem Jahr 1892 ausgewiesen haben. Es fehlen mir also Geburtsort, -datum und auch Sterbedatum. Somit ist es mir unmöglich vom Archiv Danzig Urkunden zu bekommen. Sollten aber unter den Sterbefällen von 1918 - 1919 ihre Namen auftauchen, hätte ich einen ungefähren Anhaltspunkt, der eine weitere Suche erleichtern würde.
Liebe Grüße
Sigrid

Jeeno
27.04.2013, 15:28
Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank an Karin. Auch wenn ich mich bis heute dazu noch nicht gemeldet habe, ich lese die Berichte jeden Tag mit Aufmerksamkeit, Spannung und Freude. Bisher war aber leider noch kein Treffer dabei.

@ Ute: Und da ich ja eh einen Zeitraum 1918-1922 vermute, bei 2 Todesfällen, würde ich an Deinem Angebot auch sehr grosses Interesse haben und mich darüber freuen.

Vielen Dank für Eure Mühen.

Viele Grüße aus dem regnerischen Karlsruhe,
Jens

Karin K
28.04.2013, 08:21
Die Ausgaben 64, 65, 66, 67:

064-1920 16.03.1920

Polizeibericht vom 16. März 1920

Gefunden: 1 Paket mit Schulbüchern auf den Namen Walter Chiska lautend, abzuholen von Frau Hulda Bölling, Neufahrwasser, Phillipstraße 5

Standesamt – Todesfälle

Frau Christina Koschnick geb Falk 47 J 8 M - Invalidin Julia Porwitzki 83 J 7 M – T d Fleischermeisters Gustav Becker 3 J 11 M – S d Heizers Jakob Lindenau 1 J – Kupferschmied Erich Alisch 19 J 2 M – Bäckermeister Otto Pitsch 45 J 2 M – Frau Marie Grau geb Gahlau 71 J 7 M – Stauer Julius Podzynski 69 J 10 M – T d verstorbenen Maschinisten Johann Walter 11 J 10 M – Witwe Bertha Beonnelain geb Kapitzki 72 J 10 M – Witwe Adelheid Lempert geb Meyer 74 J 5 M – Frau Mathilde Siebert geb Klein 78 J 7 M – Fleischermeister Heinrich Papke 70 J 8 M – unehelich 1 S 1 T

065-1920 17.03.1920

Danziger Nachrichten

Großer Wäschediebstahl. Für 35000 Mark Sachen erbeuteten Einbrecher, die am Freitag abend in die Wohnung des Herrn Geyer, Jopengasse 30, einbrachen und eine Menge Sachen, unter anderem Pelze, Wäsche und Silbergerät mitnehmen konnten. Der Bestohlene hat eine hohe Belohnung auf die Wiederbeschaffung der Gegenstände ausgesetzt.

Wieder ein Opfer der Straßenbahn. Von der elektrischen Straßenbahn überfahren wurde gestern vormittag das sechsjährige Kind Waltraud Marquard, Johannistal Nr 9, auf dem Wege zur Schule an der Haltstelle des Brunshöfer Weges. Die Kleine erlitt so schwere Verletzungen, daß ihre Aufnahme in das städtische Krankenhaus erforderlich wurde.

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Sozialdemokratischer Verein Danzig-Stadt
Am Sonntag verstarb plötzlich im 48. Lebensjahre unser Genosse
Julius Stahl
Ehre seinem Andenken!
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 18. März nachm. 1 Uhr vom Trauerhause Danzig-Krakau, Alter Postweg 16 aus statt.
Der Vorstand

Blumen- und Kränze Versandhaus
Marie Lenz
vorm. A Lenz
Heilige Geistgasse Nr 135
Künstlerische Blumenzusammenstellungen
Trauerspenden
Grabkränze

066-1920 18.03.1920

Standesamt – Todesfälle

Frederik Andersen 70 J 10 M – Witwe Anna Rosenowski geb Böttcher 78 J 9 M – Früherer Mühlenbesitzer Reinhold Weigle 88 J 8 M – Witwe Wilhelmine Reichel geb Rudolf 73 J 10 M – T d Maschinisten Bruno Jerschinski 1 J 8 M – T d Fleischers Max Barthewitz 6 M – Frau Anna Jorck geb Baumann 80 J – T d Rentiers Johannes Marquardt 7 J 8 M – Dienstmädchen Klara Kranz 38 J – Zimmermann Karl Kruguth 74 J 6 M – Musketier im Inf-Regt 128 Richard Paul Gottschalk 26 J 7 M – Landwirt Landsturmmann im Inf-Regt 130 Reinhold Wohlfahrt 39 J 4 M – Kaufmann Gustav Scholz 78 J 1 M – unverehelichte Ottilie Weber 76 J 10 M – Frau Minna Hannwich geb Pillat 63 J 1 M

067-1920 19.03.1920

Polizeibericht vom 19. März 1920

Gefunden: 1 Darlehnskassenschein, abzuholen von Frl Auguste Pallkowski bei Frl Batzel, Ahornweg 5
1 Faß mit Kaffee, abzuholen von Herrn Zollaufseher Meinhardt, Albrechtstraße 21

Nachruf

Am 16. März 1920 verschied nach kurzer Krankheit der Bernsteindrechsler
Joseph Traxler
Sein unermüdlicher Eifer für die Organisation, sein Eintreten für die Berufskollegen wird uns stets ein leuchtendes Vorbild sein
Die Kollegen und Kolleginnen des Betriebes Witzke

Karin Langereih
28.04.2013, 08:38
Guten Morgen Karin,
schicke mir mal bitte per PN Deine email-Adresse.
Ich habe einiges über FN Kuschel gefunden.
LG Karin L.

Karin K
28.04.2013, 16:20
weil Sonntag ist gibt es ein paar extra

Die Ausgaben 68, 69, 70 und 71:

068-1920 20.03.1920

Danziger Nachrichten

Wieder ein Opfer der Straßenbahn

Beim Aufspringen auf einen in Fahrt befindlichen elektrischen Straßenbahnwagen an der Uferbahn in Neufahrwasser geriet gestern vormittag der Arbeiter Wilhelm Ziebelewski, Fahrenheitstraße 2, unter die Räder, wobei ihm der linke Unterschenkel abgequetscht wurde. Der Bedauernswerte wurde ins städtische Krankenhaus überführt (gekürzt)

Aus den Gerichtssälen

Milchfälschungen. Vor dem Schöffengericht hatten sich heute der frühere Molkereibesitzer Kaufmann Richard Fieding und sein früherer Obermeier Wilhelm Adam in Danzig wegen Nahrungsmittelfälschung zu verantworten (gekürzt)

Einen Ballen Stoff gestohlen. Der Hilfsweichensteller Otto Rehbein in Danzig hatte sich vor der Strafkammer wegen Diebstahls zu verantworten. Er wurde auf dem Wege von Neufahrwasser nach Langfuhr mit einem Ballen Stoff getroffen, der der polnischen Kommission vom Babudei gestohlen war. Als er unterwegs angehalten wurde, legte er sich einen falschen Namen bei. Der Angeklagte gab an den Ballen von einem Unbekannten erhalten zu haben. Das Gericht war aber überzeugt, daß er selber der Dieb sei und verurteilte ihn wegen Diebstahls zu einem Jahr Gefängnis und wegen Beilegung eines falschen Namens zu einer Woche Haft.

Unterschlagung und Diebstahl. Während eines Brandes in Zoppot brachten drei Familen einen Teil ihrer Sachen in die Wohnung der Bürgermeisterwitwe Marie Utke. Bei der Rückgabe der Sachen stellte sich heraus, daß Seidenstoffe und Silbersachen fehlten. Es kam zur Haussuchung bei der Frau Utke, und dabei stellte sich heraus daß sie tatsächlich diese Sachen zurückbehalten hatte, und weiter fand man bei ihr Wäschestücke, die einem Hotel bereits früher fortgenommen waren. Das Schöffengericht in Zoppot hatte die Frau nur wegen Unterschlagung zu einer Geldstrafe verurteilt. Der Amtsanwalt legte Berufung ein, und die Berufungsstrafkammer erachtete nicht nur die Unterschlagung, sondern auch den Diebstahl für erwiesen und erkannte auf eine Gefängnisstrafe von 3 Monaten und 2 Wochen.

069-1920 22.03.1920

Aus dem Freistadtbezirk

Einführung des Bürgermeisters Laue
Zoppot. Freitag wurde der kommissarische Bürgermeister Stadtrat Dr. Laue im Auftrage des Regierungspräsidenten Foerster durch den früheren Landrat des Kreises Neustadt, den Grafen Baudissin, in sein Amt als Bürgermeister der Stadt Zoppot eingeführt. (gekürzt)

Genosse, Stadtrat Mathieu, der bisher beim hiesigen Magistrat als Bureauangestellter beschäftigt war, ist zum Sekretär auf Lebenszeit ernannt und als solcher beschäftigt worden.

Standesamt – Todesfälle weitgehend unleserlich

Aus dem Freistadtbezirk

Ein Schweinekauf mit Betrug. Der Fleischergeselle Johannes Czech in Abbau Kladau, der Fleischergeselle Albert Richert in Danzig und der Händler Oskar Zielke in Lamenstein hatten sich vor dem Schöffengericht wegen Betruges usw zu verantworten. Da Zielke nicht erschienen war, wurde gegen ihn nicht verhandelt. Im November kamen Czech und Richert zu einem Besitzer in Wiesenthal, um ein schweres Schwein zu kaufen. Man wurde über den Kaufpreis von 2600 Mark einig und beschloß, sofort das Schwein zu schlachten. Die Angeklagten waren auf einem Schlitten des Händlers Zielke angekommen, und auf diesen Schlitten wurde das geschlachtete Schwein gelegt. Dann sollte die Bezahlung erfolgen, und nun bemerkte Czech, daß er sein Geld angeblich vergessen hätte. Er machte Ausreden und gab eine Anzahlung von 500 Mark. Dann begab er sich zum Schlitten, und dann ging das Pferd angeblich durch. Jedenfalls verschwanden die Angeklagten schleunigst mit ihrem Schlitten. Es erfolgte sofortige Verfolgung, und dem Gendarm gelang es, die Angeklagten zu ergreifen. Czech gab sich den falschen Namen Wendt. Das Gericht gewann die Überzeugung, daß die Angeklagten sich verabredet und einen Betrug beabsichtigt hatten. Czech wurde wegen verbotenen Ankaufs und Schlachtens eines Schweins, Beilegung eines falschen Namens und Betruges zu 150 Mark Geldstrafe, 5 Tagen Haft und 8 Monaten Gefängnis, Richert wegen Beihilfe zu 50 Mark, Geldstrafe und 6 Wochen Gefängnis verurteilt.

Standesamt – Todesfälle

Frau Wilhelmine Wrobbel geb Busch 60 J 2 M – Tapezierer, Unteroffizier im Inf-Regt 18 Alfred Erich Svenst 26 J 10 M – Pens. Schutzmann Eduard Hinz, 58 J 6 M – Invalide Julius Patzer 79 J 7 M – Witwe Pauline Wolff geb Groth, fast 90 J – Maschinist Peter August Preisfern 64 J 11 M – Schneider Hermann Guit 60 J 9 M – Bäckermeister Richard Hensel 43 J 11 M – Kontoristin Hildegard Packlin 20 J 7 M – Tochter des Arbeiters Johann Miotke 7 J 7 M – S d Zugführers Martin Sawert 1 J 5 M – S d Arbeiters Karl Alvutz totgeb. - T d Zimmermanns Herbert Liedke 2 J 4 M – Schuhmacher Joseph Wentewitsch 50 J – S d Arbeiters Eduard Chlechowitz 6 J – Frau Johanna Klatt geb Zielke 26 J 8 M – Arbeiter Joseph Trepezik 55 J 2 M – T d Maurergesellen Paul Hinz 1 J 7 M

070-1920 23.03.1920

Danziger Nachrichten

Schließung eines Geschäftes. Am Sonnabend vormittag wurde von Beamten der Überwachungsabteilung des Wirtschaftsamtes bei dem Bäcker Packheiser, Jopengasse 28, eine Revision vorgenommen. Es wurden Semmeln von Weizenmehl vorgefunden, beschlagnahmt und dem Städtischen Altersheim übergeben. Es ist verfügt worden, daß dem Bäcker Packheiser die Mehllieferung gesperrt wird.

Bedauerlicher Unglücksfall. Beim Spiel mit anderen Knaben auf dem Bischofsberg am Sonnabend geriet der 12jährige Sohn des Nieters Fleischhauer, Fleischergasse 31, in die dunkle Nische einer Kasematte, in der sich früher eine Pumpe befunden hat. Diebische Hände müssen von dem Brunnenschacht dem Belag gestohlen haben. Infolgedessen stürzte der unglückliche Knabe den offenen etwa 25 Meter tiefen Schacht hinunter, auf dessen Grund er mit zerschmettertem Schädel und gebrochenen Beinen liegen blieb. Einem beherzten Mann der darauf alarmierten Feuerwehr gelang es, bei Fackellicht mit Stricken den toten Knaben heraufzuschaffen. Möge dieser tiefbedauerliche Vorfall eine ernste Warnung für Eltern und Kinder sein.

Einen Arbeitskollegen bestohlen. Der Heizer W Nickel in Bürgerwiesen arbeitete im Juli in Ohra mit anderen Arbeitern zusammen an einem Bau. Im Ankleideraum entwendete er einem Arbeitskollegen eine Brieftasche mit 450 Mark Inhalt. Das Schöffengericht verurteilte Nickel wegen Diebstahls zu 1 Jahr Gefängnis.

Aus den Gerichtssälen

Wegen Kettenhandels mit Käse war der Käser Johann Käser vom Elbinger Schöffengericht zu 900 Mark Geldstrafe oder 90 Tagen Gefängnis verurteilt worden. Käser, der früher in bescheidenen Verhältnissen lebte, richtete durch unverhältnismäßig großen Aufwand die Aufmerksamkeit auf sich. Außer dem unstatthaften Käsehandel mit auswärtigen Händlern wurden ihm auch Geschäfte mit dem Elbinger Kaufmann Siegmund Zwillenberg zum Vorwurf gemacht. In der Berufungsverhandlung beantragte der Staatsanwalt Verwerfung der Berufung und teilte gleichzeitig mit, daß dem Käser vor kurzer Zeit wiederum eine große Menge Käse in Markushof beschlagnahmt worden ist. Da der Hauptbelastungszeuge Rentier Adolf Knoblauch in der Strafkammerverhandlung seinem Gedächtnis nicht mehr in vollem Umfange aufrechterhalten zu können glaubte, reichten die Beweismittel zu einer Verurteilung nicht aus, und so erfolgte Freisprechung.

Polizeibericht vom 23. März 1920

Gefunden: 1 Schächtelchen mit 1 goldenen Trauring, gez M. W und Jahreszahl, abzuholen von Fräulein Elke Wieczorrek, Grüner Weg 8
Zugelaufen: 1 brauner Hund mit Halsband und Marke, abzuholen von Frau Agnes Nelka, Grüner Weg 18

071-1920 24.03.1920

Aus dem roten Hause Danzigs

Stadtverordnetenversammlung am 23. März

Die bei Beginn des Krieges aus militärischen Gründen abgebrochenen See-Badeanstalten in Brösen und Heubude sollen wieder aufgebaut werden. Der Magistrat beantragte die erforderlichen Geldmittel, und zwar 429000 Mark für die Brösener Badeanstalt und 220000 Mark für die Heubuder Einrichtung. Außerdem beantragte der Magistrat, daß dem Landwirt Claaßen, Troyl, die Berechtigung zur Erbauung einer Strandhalle in Heubude auf 6 Jahre erteilt wird.
Stadtv. Weiß (Zentrum) war der Ansicht, daß durch die hohen Fahrpreise der Besuch Zoppots zurückgehen werde und so Brösen und Heubude einen größeren Zustrom haben werden. Mit der Errichtung eines Familienbades könne er sich jedoch nicht befreunden. Insbesondere müsse die Schuljugend im Interesse der Sittlichkeit und der Erziehung von dem Familienbade ferngehalten werden. Stadtv. Rahn (U.S.) stellte fest, daß Heubude stark benachteiligt ist. In Brösen wolle man eine schöne Anlage schaffen, während Heubude nur eine ärmliche Einrichtung erhalten solle. Die geplante Strandhalle des Privatunternehmers entspreche nicht den Bedürfnissen. Die Bedenken seines Vorredner wegen des Familienbades teilte Rahn nicht. Stadtv. Jansson (Dtnat.) stimmte der Vorlage des Magistrats zu. Eine größere Anlage in Heubude würde doch nicht genügend benutzt werden. Der Weg zum Strande sei verbesserungsbedürftig. Stadtrat Fehlhaber teilte mit, daß in Brösen das Fundament der alten Badeanstalt benutzt wird und daraufhin auch der Bauplan zugeschnitten ist. Die Ausstattung der Zellen werde überall gleichmäßig sein. Magistrats-Assessor Meier-Brockhausen erklärte, daß der Bau einer städtischen Strandhalle in Heubude wegen der hohen Baukosten und der dadurch bedingten höheren Pachtkosten nicht zu empfehlen ist. Stadtv. Winter wies, wie es schon Genosse Stadtrat Woelk am 17 März nachdrücklich getan hat, auf den traurigen Zustand der Heubuder Straßen hin. Allseitig werde eine bessere Verbindung mit Danzig gewünscht. Man möge einen Kraftwagenverkehr einrichten. Im Interesse der Schulkinder und der werktätigen Bevölkerung sei die Freigabe der Eisenbahnbrücke für den Fußgängerverkehr zu fordern.
Genosse Grünhagen war ebenfalls der Ansicht, daß Heubude stiefmütterlich behandelt wird, früher vom Kreis und jetzt von der Stadt. Dem Projekt für Brösen stimmte er zu, verlangte für Heubude ein gleiches Unternehmen und lehnte den Pachtvertrag wegen der privaten Strandhalle ab. Die Verhältnisse am Heubuder Strande seien zu primitiv, darum fühle man sich dort auch nicht wohl. Der Weg nach dem Strande müsse ausgebaut werden. Jetzt eine kleine Anstalt zu bauen, um sie später zu erweitern, sei nicht der richtige Weg. Die Stadt müsse zwar mit ihrem Geld haushalten, notwendige Ausgaben müßten aber gemacht werden. Den Bau der Straßenbahn solle man nicht länger aufschieben. G erklärte, daß seine Fraktion gegen das Heubuder Projekt stimmen werde.
Stadtv. Habel (Dtnat.) war gleichfalls für den Bau der Straßenbahn, dadurch würde der Verkehr nach Heubude bedeutend besser werden. Stadtv. Brunzen I (Dtnat.) schloß sich der Forderung des Gen. Grünhagen auf schleunigsten Bau der Straßenbahn an. Die Heubuder mögen aber mit der bescheidenen Anstalt vorläufig zufrieden sein. Der Heubuder Wald und die Landseen seien doch vor allem die Ziele der meisten Besucher.
Oberbürgermeister Sahm erklärte, daß fast in jeder Sitzung über Millionenprojekte beschlossen worden sei, daß aber die finanzielle Kraft der Stadt auch ein Ende habe. Die am 1. April 1914 behegten Pläne konnte man wegen des Krieges nicht ausführen. Ein Kraftwagenverkehr nach Heubude lasse sich wegen der hohen Fahrpreise nicht einrichten.
Stadtv. Mau (U.S) glaubte auf den Widerspruch aufmerksam machen zu müssen, daß man zum Bau der Badeanstalten Holz habe, zum Wohnungsbau jedoch nicht. Der Stadt prophezeite M – sogar ohne Diktatur – eine fabelhafte Entwicklung.
Oberbürgermeister Sahm erwiderte, daß es angenehmer sei, schöne Bauten auszuführen, aber man dürfe unseren Nachkommen keine erdrückende Schuldenlast hinterlassen. Es sei ein Irrtum, wenn man glaube, der Freistaat habe Holz im Überfluß. Der Bericht des Forstmeisters sei geradezu erschütternd gewesen. In Zukunft werde das Schwergewicht des Badeverkehrs nach Heubude verlegt werden.
Stadtv. Dr. Dütschke (Dtnatl.) trat für die Vorlage ein und verwies auf den traurigen Verfall von Weichselmünde. Das Bollwerk an der Fähre müsse unbedingt instand gesetzt werden. An Stelle des jetzigen Fährbetriebes sei ein Motorboot oder Dampferverkehr dringend erforderlich.
Die Forderung für Brösen wurde einstimmig bewilligt, die für Heubude gegen die Stimmen unserer Genossen und der Unabhängigen, weil diese nochmals Kommissionsberatung verlangten.
Bei der wahl von Mitgliedern in den Ausschuß für die Erwerbslosenfürsorge kam es zu einer lebhaften Aussprache. Rahn verlangte nur Stadtverordnete in diesem Ausschuß und bezweifelte die Gesetzlichkeit des Wahlverfahrens. Stadtv. Dr. Herrmann und Stadtv. Fuchs teilten darauf mit, daß in dem Wahlausschuß auch der Vertreter der Unabhängigen, Herr Pleitner, dem vorliegenden Vorschlage zugestimmt habe. Diktator Rahn war aber empört, daß die U.S.P. In diese Kommission keine Vertretung haben sollte und machte deshalb seinem Freunde Pleitner den konterrevolutionären Vorwurf, daß er sich habe einwickeln lassen. Herr Pleitner erwiderte dem Zürnenden bescheiden, daß er sich nicht habe einwickeln lassen. Die Wahl wurde vertagt.
In die Kommission zur Nachprüfung der Entlassungsgründe bei den städtischen Arbeitern wurden gewählt die Stadtverordneten Ritz, Jedwabski, Schimanski, Jansson, Klein, Richter, Mau.
Bei der Bewilligung von 3000 Mark zu einer anderweitigen Aufstellung der Kunstschätze in der Marienkirche machte Dr. Thun (Zentrum) den Vorschlag, in einer Kapelle der Kirche ein Museum einzurichten. Die öffentliche Ausstellung der Schätze könne zum Diebstahl verleiten und den Verlust unschätzbarer Werte verursachen. Stadtrat Schwarz stimmte dieser Anregung zu und betonte, daß die Kunstschätze unter Verschluß bleiben.
Genosse Grünhagen erklärt sich im Auftrage unserer Fraktion gegen die Bewilligung der Summe. Die Kunstgegenstände seien Eigentum der Kirche, diese könne sehr wohl die hierfür nötige Summe aufbringen. Er wünschte die Übernahme der Schätze in den Besitz der Stadt.
Stadtrat Schwarz erwiderte, daß die Kirchengemeinde den gleichen Betrag beitrage, auch sei deren Vermögenslage nicht glänzend. Oberbürgermeister Sahm betonte die Notwendigkeit der Denkmalspflege und Pflicht zur Erhaltung des Kleinods. Die Forderung wurde bewilligt.
(gekürzt)

Danziger Nachrichten

Durch einen Revolverschuß verletzt. Die leidige Spielerei mit dem Revolver verursachte am Montag nachmittag wiederum einen blutigen Unfall. Die in einem hiesigen Fuhrgeschäft beschäftigte 20 Jahre alte Buchhalterin Margarete Abraham erhielt von einem 17 jährigen Lehrling, der mit einem geladenen Revolver spielte, einen Schuß in die linke Brustseite, so daß sie nach dem städtischen Krankenhaus gebracht werden mußte. Glücklicherweise ist ihr Zustand nicht besorgniserregend. Der leichtsinnige Schütze dürfte entsprechende Bestrafung zu gewärtigen haben.

Mit einem Zünder verunglückt. Der 8jährige Knabe Chlockywitz in Viereck wurde am Sonnabend durch einen Granatenzünder schwer verletzt. Aus der früheren Munitionsfabrik in Kokoschken wurden von der Bevölkerung Geschoßzünder nach Hause gebracht. Solch ein „Spielzeug“ nahmen mehrere Kinder in Gluckau aufs Feld und schlugen mit einem Stein auf dasselbe. Plötzlich ertönte ein starker Knall und großes Kindergeschrei. Der Knabe lag anscheinen leblos am Boden. Ein Stück vom Kinn war ihm fortgerissen, und an der Hand hatte er eine Verletzung. Der Knabe wurde dann mit einem Fuhrwerk nach Danzig ins Krankenhaus gebracht.

Polizeibericht vom 24. März 1920

Gefunden: 1 Paar braune Herrenhandschuhe mit Schnallen, abzuholen von Frl. Anna Zocholl, Weinbergstraße 11 b

Standesamt – Todesfälle

Schneiderlehrling Frieda Martin 17 J 7 M – Frau Marie Gendig geb Goth 64 J 10 M – S d Sergeanten Emil Gast, totgeb – Frau Marianna Gapski alias Kliewer geb Rumanowski 58 J 2 M – T d Arbeiters Leo Kamin 6 M – Witwe Henriette Dahms geb Lange 83 J 6 M – Polizeibote Emil Zabel 59 J – T d Schlossergesellen Wilhelm Grunwald 9 M – S d Buchdruckers August Klebba 11 Wch – Postaushelfer Albert Sigert 25 J – Besitzer Hermann Wittrich 36 J 4 M – Privatier August Rathke 82 J

Geigersohn
28.04.2013, 17:31
Hallo Karin,
wenn Du Dich manchmal wunders wieviele Leser Deine Nachrichten und
Berichte lesen, dann laß Dir sagen: Ich bin auch einer von dieser neugieren
Bande .
Schöne Grüße von Geigersohn

Karin K
28.04.2013, 17:33
Ich freue mich über jeden Leser und auch über jede Berichtigung (Waffenräte und so...).

Insel2008
29.04.2013, 03:43
Guten Morgen Karin,
folgendes gefällt mir besonders gut:
"Wegen Kettenhandels mit Käse war der Käser Johann Käser".....

Karin K
29.04.2013, 10:55
Ja, der hat mir auch gefallen. Zum Glück hatten seine Eltern ein Einsehen und nannten ihn nicht Kasimir :)

Die Ausgaben 73, 74, 75, 76 und 77

073-1920 26.03.1920

Danziger Nachrichten

Gestohlene Wäsche. Als gestohlen angehalten sind eine Menge Wäschestücke, die aus der Rolle von Frau Pioch, Langfuhr, Baumbachallee 10, von deren Plätterin und dem Dienstmädchen nach und nach entwendet worden sind. Personen, denen Wäschestücke beim Frau Pioch in der Rolle bezw. Wäsche abhanden gekommen sind, wollen sich im 7. Polizeirevier, Bahnhofstraße 3 (Kriminalbureau) während der Dienstzeiten von 8 bis 3 Uhr melden.

Polizeibericht vom 26. März 1920

Zugelaufen: 1 kleiner schwarzbrauner Hund mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Frl Käthe Dan, Mirchauerweg Nr 51 b

Standesamt – Todesfälle

Besitzer Martin Pollakowsky 66 J 11 M – Frau Auguste Bendig geb Reikowski 68 J 9 M – S d Arbeiters Theodor Fleischhauer 12 J 8 M – T d Maurers Adolf Cartmann 13 J 5 M – S d Arbeiters Oskar Perschke 5 J 4 M – Kaufmann Ernst Martins 47J 7 M

074-1920 27.03.1920

Standesamt – Todesfälle

Arbeiter, Schütze im Inf-Regt 137 Wilhelm Eduard Czlinski 21 J 7 M – T d Schneiders August Turzynski, totgeb – Schuhmachermeister Wilhelm Megall 78 J 9 M – T d Buchdruckers Willy Klapp 5 M – S d Bahnarbeiters August Schimikowski 11 M – S d Formers Willy Friese 17 Tg – T d Schlossers Willy Böß 3 M – Frau Helene Oltersky geb Stahn 46 J 2 M – S d Schiffszimmermanns Otto Siebert 14 J 2 M – unverehlichte Margarete Fauth 37 J 4 M – Dienstmädchen Marie Kelpowitz 28 J 4 M – Dienstmädchen Helene Tilly 22 J 6 M – unehelich 1 S und 1 S totgeb

075-1920 28.03.1920

Danziger Nachrichten

Von einem amerikanischen Automobil getötet. Von einem Auto der amerikanischen Mission überfahren wurde am Sonnabend vormittag der achtjährige Schüler Ernst Nagel aus Neuschottland auf dem Wege zur Schule. Der bedauernswerte Knabe erlitt einen Schädelbruch. Er wurde von dem Automobilführer in das städtische Krankenhaus gebracht, wo jedoch nur der inzwischen erfolgte Tod festgestellt werden konnte. Nach Angabe des Fahrers soll der Knabe in den Wagen hineingelaufen sein.

Volkshochschule Danzig. Zum Leiter der Chorschule des Volkschors wurde Seminar-Musiklehrer Alfred Gebauer berufen, der sein Amt am 1. April antritt. (gekürzt)

076-190 30.03.1920

Danziger Nachrichten

Versuchte Schreibmaschinen-Diebstähle. Bei einem versuchten Einbruchdiebstahl Weißmönchenkirchengasse wurde der Arbeiter Franz Migowski aus Stadtgebiet festgenommen. In seiner Begleitung befand sich noch ein Arbeiter, dem es aber gelang zu entfliehen. Sie hatten die Absicht, vor allen Dingen Schreibmaschinen zu stehlen.
Desgleichen gelang es, den Arbeiter Albert Behrendt, Jungferngasse 10, und den Kellner Theodor Jäckel, ohne Wohnung, festzunehmen, als sie im Begriffe waren, in das Geschäft von Hahn und Löchel, Langgasse 72, einzubrechen, um Schreibmaschinen zu stehlen. Hierzu hatten sie einen bei Hahn und Löchel befindlichen Lehrling zur Mithilfe gedungen, dem sie bereits 600 Mark für seine Mithilfe geboten hatten. Es gelang aber, die Täter vor Ausübung der Tat festzunehmen.

Polizeibericht vom 30. März 1920

Gefunden: 1 schwarzes Portemonnaie mit Geld, Zuckerkarten und 1 Zettel auf den Namen M. Kork lautend, abzuholen von Frau Martha Jordan, Kalkgasse 8 c
1 weiße Elfenbeinbrosche, abzuholen von Frl. Ruth Claaßen, Schießstange 8
1 goldenes Kettenarmband, abzuholen von Frau Antonie Dirks, Ohra, Boltengang 6

Standesamt – Todesfälle

S. d Schlossers Johannes Hinz 3 Wch – Invalide Johann Woikasiewitscch 69 J 1 M – Privatier Friedrich Perlitz 74 J 3 W – Kaufmann Georg Fischer 46 J 1 M – S d Kaufmannes Johannes Suchowiat 3 Wch – Arbeiter Julius Poetsch 61 J 5 M – Wirtschafterin Luise Warda 44 J 4 M – Kandidat der Philosophie Bernhard Lehmann 27 J 2 M – T d Beamtenstellvertreters Otto Griebsch 1 Tg – Grenadier im Reserve-Infanterie-Regiment 201 Paul Gengerski 28 J 4 M – Arbeiter Reinhold Langneu 65 J 5 M – Superintendent a D Paul Schultze 71 J – unehelich 1 S und 1 S totgeb.

077-1920 31.03.1920

Danziger Nachrichten

Selbstmordversuch oder Unglücksfall? Vorgestern morgen machte sich im Hause Langfuhr, Hauptstraße 77, starker Gasgeruch bemerkbar. Nähere Nachforschung ergab, daß er der Wohnung des alleinstehenen Uhrmachers Teske entströmte. Als man die Wohnung öffnete, fand man den Teske, der nur noch schwache Lebenszeichen von sich gab. Er wurde ins städtische Krankenhaus überführt. Bis zum Abend hatte er das Bewußtsein nicht wiedererlangt. Ob Selbstmordversuch oder eine Unachtsamkeit vorliegt, konnte noch nicht festgestellt werden.

Grabgitter gestohlen. Am 31. März, 1920, 6 Uhr morgens, wurden die Maschinenschlosser Franz Troschke und Johann Riegel, Stolzenberg 655, wohnhaft, angetroffen, wie sie Gußeisen, daß von einem Grabgitter herstammt, auf einem Handwagen fortschaffen wollten. Auf Befragen gaben sie an, dasselbe an einem Kirchhofszaun gefunden zu haben. Da sie verdächtig erschienen wurden sie festgenommen und in das Polize-Gefängnis eingeliefert. Jedenfalls rührt das Gitter von einem Einbruchdiebstahl her. Eigentümer können sich bei der Kriminalpolizei melden.

Gefaßte Schreibmaschinendiebe. Bei der Firma Ostermeier Lyon & Co, Pfefferstadt 52, sind in der Nacht zum 27. d Mts aus den Kontorräumen drei Schreibmaschinen gestohlen worden. Als Täter sind die Nieter Walter und Robert Schimankowski, Fritz Lehmann und noch zwei andere Personen, nach denen noch gefahndet wird, ermittelt worden. Die Schreibmaschinen konnten ermittelt und dem Eigentümer zugestellt werden.

Polizeibericht vom 31. März 1920

Gefunden: 1 Brillantohrring, abzuholen von Herrn Emil Abromeit, 2. Damm 7
Zugelaufen: 1 schwarzer Hund, abzuholen von Herrn Ernst Steinke, Karthäuser Straße 70
1 Henne, abzuholen von Totzki, An der Schönfelder Brücke Nr. 3

Bartels
29.04.2013, 18:47
Hallo Karin,

man kann Dir immer wieder nur danken für die Arbeit,
die Du dir hier machst, aber ich hätte auch noch zwei Vorschläge:

1. Könntest Du für jeden Sterbefall eine neue Zeile anfangen, dass würde die Übersicht sehr verbessern und auch ein Korrekturlesen erleichtern.
(Zwei Namen habe ich mir gemerkt, die ich aus anderem Zusammenhang in anderer Schreibweise in Erinnerung habe, konnte aber noch nichts überprüfen).

z.B. aus Nr. 64:

...
– Witwe Bertha Beonnelain geb Kapitzki 72 J 10 M
– Witwe Adelheid Lempert geb Meyer 74 J 5 M
– Frau Mathilde Siebert geb Klein 78 J 7 M
– Fleischermeister Heinrich Papke 70 J 8 M
– unehelich 1 S 1 T

2. Grössere, historisch wertvolle Berichte (jenseits von Nachruf, Sterbefall, Gerichts- und Polizeibericht), könnten einen Thread "Berichte der Volksstimme 1920" in der Rubrik "Danzig bis 1945" bekommen - sie werden dort leichter von Gelegenheits-Lesern gefunden, die nicht an Familienforschung interessiert sind.

Karin K
30.04.2013, 07:32
Hallo Rudolf, das kann ich gerne so machen.

weiter geht es im April, Nr 78 und 79. Qualität ist mehr als bescheiden, Lesefehler werden garantiert.

078-1920 01.04.1920

Der Fall Dr. Gräbner.
Genosse Dr. Gräbner reiste am Mittwoch voriger Woche nach Marienburg. Nach dem neueren Abkommen zwischen Danzig und Polen ist für Reisen durch den polnischen Korridor nicht mehr ein polnischer Paß notwendig, sondern es genügt eine von der Freistadtbehörde ausgestellte Reisebescheinigung. Genosse Gräbner hatte seinen Polizeipaß, der vom Oberkommissar Tower offiert worden war, und er hatte damit, wie öfter schon im Monat, auf der Hinreise ungehindert Dirschau passieren können. Auf der Rückreise wurde von polnischen Soldaten in Dirschau ein polnisches Paßvisum verlangt. Genosse Gräbner erklärte, daß er nur eine vom Oberkommissar Tower unterzeichnete Reiseerlaubnis habe, die vollkommen genüge. Daraufhin erklärte der polnische Revisor: „Wer ist Tower, Sch... ist Tower“. Genosse Gräbner wurde in flegelhafter Weise aufgefordert, den Zug zu verlassen, und, da er deswegen protestierte, von fünf Mann mit Gewalt hinausbefördert. Auf dem Bahnsteig wurde er dann in widerlicher Weise beschimpft durch Ausdrücke wie: „Du deutsches Schwein, bist du noch auf deutschem Boden?“ Man führte ihn dann zur Bahnhofswache, und hier wurde er schwer mißhandelt. Einer Aufforderung in polnischer Sprache, Waffen abzugeben und die Hände hoch zu heben, konnte er natürlich nicht entsprechen, da er der polnischen Sprache nicht mächtig ist. Gleich beim Eintritt in die Wachstube schlug ihn ein polnischer Soldat ins Gesicht und stieß ihn zu Boden. Schließlich führte man ihn in stockdunkler Nacht unter fortgesetzten Mißhandlungen durch Bajonett-Kolbenstöße nach der Stadthalle, wo die Wache lag. Hier wurde er als Spion behandelt. Erst am übernächsten Tage konnte er erwirken, daß er freigelassen wurde.
Der Fall Gräbner erscheint uns als eine der gewalttätigsten Überschreitungen des Friedensvertrages durch die Polen. Es ist auf die Dauer ein unhaltbarer Zustand, daß Danziger Staatsbürger, die sich nichts haben zuschulden kommen lassen, in dieser rauen Art und Weise von der polnischen Soldateska behandelt werden. Ein Verhandeln mit den Polen scheint gänzlich unfruchtbar. Oberkommissar Tower, der selbst von diesen polnischen Soldknechten in so gemeiner Art und Weise beschimpft wurde, wird Polen gegenüber ein Machtwort sprechen müssen. Der Freistaat ist von der Entente gegründet worden, und sie hat auch die Pflicht, für den Schutz der Danziger Staatsbürger einzutreten. Die Einzelheiten des Falles Gräbner sind bereits dem Oberkommissar mitgeteilt, und wir erwarten bestimmt, daß er sich hier mit aller ihm zur Verfügung stehenden Macht als wirklicher Schutzherr der Freien Stadt Danzig einsetzen wird.

Aus den Gerichtssälen

Die Miete doppelt eingezogen. Der Kaufmann und Eigentümer Oskar Schützmann in Danzig war vor dem Schöffengericht angeklagt, die Miete von 64 Mark für den Monat Oktober doppelt erhoben zu haben. Der Mieter stand mit einem anderen Mieter im Tausch. Der Hauswirt zog nun die Miete von dem alten Mieter ein, ohne eine Quittung zu leisten, und später zog er sie von dem neuen Mieter nochmals ein. Er behauptete, die erste Mietzahlung nicht erhoben zu haben. Nach den Zeugenaussagen ist ihm die erste Zahlung aber persönlich ausgehändigt worden und er versprach später, wenn das Quittungsbuch vorliege, Quittung zu leisten. Das Gericht gewann die Überzeugung, daß hier Betrug vorliegt, und verurteilte den Angeklagten zu 100 Mark Geldstrafe.

Schleichhandel mit Mehl. Der Händler Johann Pettke in Ohra kaufte im Oktober in Quaschim gewerbsmäßig im Wege des Schleichhandels 21 Zentner Mehl und 162 Pfund Kleie und brachte die Ware nach Oliva, wo sie beschlagnahmt wurde. Das Schöffengericht verurteilte Pettke wegen Schleichhandels zu 3 Wochen Gefängnis und 500 Mark Geldstrafe und wegen unbefugter Ausfuhr von Mehl und Kleie aus dem Kommunalverbande zu 100 Mark Geldstrafe. Die beschlagnahmte Ware wurde eingezogen.

Danziger Nachrichten

Das neue Danziger Obergericht wird Mitte April seine Tätigkeit beginnen. Ein aus dem Landgerichtspräsidenten Ceh, Oberjustizrat Kirchner, Geh. Justizrat Rechtsanwalt und Notar Keruth bestehender Ausschuß hat folgende Herren zu Richtern des vorläufigen Obergerichts bestimmt:

Rechtsanwalt Justizrat Bielewicz, Amtsgerichtsrat Bürgerle, Landrichter Kettlitz, Langerichtsrat Neuber, Landgerichtsrat Ceh, Justizrat Peiser, Rechtsanwalt Dr. Rosenbaum, Landgerichtsdirektor Getz, Justizrat Rosenthal, Rechtsanwalt Justizrat Rothenberg, Rechtsanwalt Justizrat Ruhm, Rechtsanwalt Wächter, Amtsrichter Zint.
Als unregelmäßige Vertreter der Richter sind bestellt: Amtsgerichtsrat Redantz, Amtsgerichtsrat Stambrou.
Den Vorsitz führt Geh. Justizrat Landgerichtsdirektor Rosenthal.

50 Jahre Buchdrucker-Sänger
Der Buchdruckerinvalide Ganß feiert heute das Fest seines vor 50 Jahren erfolgten Eintrittes in einen Buchdruckergesangsverein. Über 25 Jahre ist er treues Mitglied des auch künstlerisch angesehenen Danziger Buchdruckergesangsvereins. Die Sangesbrüder ehrten den alten Herrn, der sich trotz seines hohen Alters großer Frische erfreut, heute früh durch ein Ständchen, daß sie ihm in seiner in der Kirschgasse gelegenen Wohnung brachten. Unter Leitung ihres verdienten Dirigenten, des Herrn Lehrers Pier, waren 50 Kollegen angetreten, um dem Veteranen des Gesanges für seine Treue zur Kunst durch Lied und Sang zu danken. „O Jugendglück“, „Wer auf Gott vertraut“, und das heitere Lieblingslied des Jubilars „Die Rose“, waren die Spenden der Sänger, die ebenso gern wie dankbar angenommen, wie gegeben wurden. Der Vorsitzende des Vereins, Kollege Sperling, überreichte dem Jubilar eine künstlerisch ausgeführte Ehrenurkunde.

In den Laden eingebrochen. Der Kellner P. Granz und der Fürsorgebezögling F. Granz in Danzig, beide mehrfach vorbestraft, unternahmen einen nächtlichen Einbruchdiebstahl in einen Laden und stahlen hier Rauchwaren, um sie weiter zu verkaufen. Bei dem Einbruch nahmen sie eine Scheibe heraus und sägten das Schloß aus der Tür. Die Strafkammer verurteilte P. Granz zu 1 Jahr und F. Granz zu 6 Monaten Gefängnis.

Veranstaltungen

Jugendfeier. Am Sonntag, den 4. April (Ostersonntag), vormittags 10 Uhr, veranstaltet der Verein Arbeiterjugend anläßlich der Schulentlassung, im Saale des Guttempler-Logenhauses, An der großen Mühle, eine künstlerische Jugendfeier. Das Programm besteht aus Konzert, Festansprache, Rezitationen und Gesang.
Die Herren Fritz Robert (Violine), Karl Heide (Cello), Kuno Oßberger (Harfe), Kapellmeister Kurt Ritter, Opernsänger Fritz Becker und der Schauspieler Hans Hansen, sämtlich von Wilhelmtheater, haben sich dem Verein zur Verfügung gestellt, um der arbeitenden Jugend eine würdige Feier zu ermöglichen. Die Festrede hält Genosse Redakteur Loops.
Die schulentlassene Jugend ist herzlich dazu eingeladen. Zahlreiche Beteiligung der Eltern sowie der Freunde unseres Vereins wird erwartet. Zur Deckung der Unkosten wird ein Eintrittspreis von 50 Pfg erhoben. Jugendliche, die jetzt aus der Schule entlassen sind, haben freien Eintritt. Die auswärtigen Ortsvereine, Oliva, Ohra, Neufahrwasser und Heubude werden auf die Veranstaltung aufmerksam gemacht und zur regen Beteiligung aufgefordert.

Karfreitagsvortrag. Dora Ottenburg, unsere erste Heldin, veranstaltet morgen abend im Bildungsvereinshaus einen Vortragsabend, bei dem die Künstlerin insbesondere biblische Dichtungen vorlesen wird. Unsere heimische Altistin Alice von der Linden wird das Programm durch einige Lieder von Brahms, Wolff und Mozart bereichern. Beide Künstlerinnen gelten als geschätzte Kräfte unseres Stadttheaters und läßt deshalb der Vortragsabend besondere künstlerische Genüsse erwarten.

Standesamt – Todesfälle

- S d Briefträgers Johann Alex 6 M
– Arbeiter Gustav Drame, 61 J 1 M
– S d Schlossers Leonhard Oleurek 10 J 9 M
– S d Arbeiters Oskar Reinhardt 9 Tg
– S d Arbeiters Gustav Pauls totgeb
– Pens. Schutzmann Gustav Franz Kaminsky 59 J 2 M
– Oberpostschaffner a D Franz Teclaw 59 J 3 M
– S d Kaufmanns Daniel Davidsohn 17 J 5 M
– Kaufmann Theodor Braxator 39 J 4 M
– Invalide Albert Retelhut 71 J 6 M
– Bahnwärter a D Ernst Witzke 77 J 7 M
– S d Kaufmanns Friedrich Schlicht 4 T
– S d Ermittelungsbeamten Johann Dresp 8 J 4 M
– Eisenbahnkanzlist a d Szelinski 49 J
– Privatiere Ida Lindmuller 83 J 8 M
– Schiffszimmermann Heinrich Leopold 65 J 1 M
– unehelich 2 S

079-1920 03.04.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Uhrmacher Johannes Teske 48 J 8 M
– Rentier Adolf Scheffler 67 J 2 M
– Rentenempfänger, ehemaliger Kanonier Anastasius Oslowski 39 J
– Witwe Franziska Roeske geb Maswekewiez 75 J 11 M
– Friseur Johann Kinastowski 29 J 4 M
– Witwe Marie Scharding geb Musag 68 J 6 M
– Oberpostsekretär Max Polke 51 J 7 M
– Invalide Ernst Erich 67 J 8 M
– Polizeibureau-Diätar 1. Klasse Arthur Kantenberg 26 J 7 M

Aus dem Freistadtbezirk

Zwei Zoppoter Fischer ertrunken. Am Donnerstag morgen gegen 9 Uhr sind in der Nähe des Zoppoter Seesteges der Fischer Karl Schamp und dessen 22jähriger Sohn ertrunken. Die beiden Fischer kehrten vom Fischfang zurück. In der Nähe der Küste schlug das Boot infolge der starken Brandung um. Ein am Strande weilender Fischer, der seinen bedrängten Kameraden zu Hilfe eilen wollte, mußte infolge der aufgeregten See das Rettungswerk aufgeben. Die Leichen der Fischer konnten noch nicht geborgen werden.

Karin K
01.05.2013, 08:36
Die Ausgaben 80,81,82,83,84 und 86:

080-1920 06.04.1920

Gefunden: 1 loser Darlehnskassenschein, abzuholen von Herrn Kaufmann Kalinski, Englischer Damm 16
1 loser Darlehnskassenschein, abzuholen von Frau Kirschporsti, Strandgasse 13, Türe 19

Standesamt – Todesfälle

Witwe Elvira Pirtz geb Engelmann 75 J 7 M
– Schiffbauer Theophil Kochanowski 40 J 4 M
– Arbeiter Karl Schramowski 26 J 6 M
– Frau Luise Fischer geb Hoffmann 62 J 2 M
– S d Bureauhilfsdieners Gottfried Kuhr 9 J 5 M
– Witwe Minna Schmidt geb Barlasch 71 J 7 M
– T d Maschinenschlossers Erich Drews 2 M – Frau Anna Jepp geb Basener 47 J 11 M
– T d Kaufmannes Paul Jeschke 3 J 4 M
– Witwe Maria Gehrmann geb Henning 54 J 9 M
– Frau Anna Beuster geb Ragge 39 J 5 M
– Arbeitsbursche Paul Merloch 16 J 7 M
– Frau Mathilde Schmidt geb Müller 64 J 6 M
– Deputant Johann Perschowski 45 J 8 M

081-1920 07.04.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Gendarmerie-Wachtmeister Otto Voß 46 J 5 M
– Witwe Marie Krüger geb Radtke 88 J 11 M
– Frau Minna Aschendorff geb Schröder 19 J
– Witwe Johanna Demmler geb Richard 84 J 7 M

082-1920 08.04.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

T s Schlossers Wilhelm Behrendt 1 J 5 M
– S d Schlossers Paul Bendig 8 J 6 M
– T d Arbeiters Johann Peschnitzki 2 Wch
– Arbeiter Carl Behrendt 39 J 7 M
-T d Postaushelfers Alexander Strebewski 8 M
– unehelich 1 S

083-1920 09.04.1920

Polizeibericht vom 9. April 1920

Gefunden: 1 Straßenbahnfahrkarte für Karl Becker, Hansaplatz 11
1 Anhänger, abzuholen von Frau Herpen, Jäschkentalerweg 37
1 Bernsteinbrosche in Silberfassung, abzuholen von Frau Martha Johl, Kalkgasse 8 c, 8 Treppe

084-1920 10.04.1920

Standesamt – Todesfälle

Frau Amalie Wiechmann geb Busanke 61 J 2 M
– Arbeiter Joseph Rumscheck 26 J 7 M
– Frau Johanna Abrahamsohn geb Auendt 57 J 2 M
– Rentenempfänger Adolf Münz 68 J 2 M
– Arbeiter Friedrich Waschowski 49 J 5 M
– Arbeiter Artur Behrendt 70 J 10 M
– Kriegsinvalide Otto Moldenhauer 35 J 4 M
– Hofmeister August Buße 57 J 7 M
– S d verstorbenen Bahnarbeiters Leo Grabowski 8 J 11 M
– Dienstmädchen Gertrud Selzig 21 J 10 M
– Arbeiter Franz Klinski 51 J 4 M
– unehelich 1 S, 1 T

086-1920 13.04.1920

Aus den Gerichtssälen

Ein Mordvorhaben nicht angezeigt. Die Witwe Ottilie Kunkel in Langfuhr hatte sich vor der Strafkammer zu verantworten, weil sie davon Kenntnis gehabt haben soll, daß ihr Mann ermordet werden sollte und es unterlassen habe, von diesem Vorhaben der Behörde Anzeige zu machen, damit diese die Ausführung des Mordes verhüten konnte. Wie seinerzeit berichtet worden ist, wurde am 27. November 1919 der Ehemann der Angeklagten, der in Hochstrieß, Brentauerweg 8 wohnhafte Fuhrhalter Kunkel erschossen. Der Verdacht der Täterschaft lenkte sich zunächst auf einen Fahnenschmied Senkbeil, dann auf die Ehefrau Kunkel und schließlich lenkte sie selber den Verdacht auf den Besitzersohn Johann Marschall in Quaschin, der auch der wirkliche Mörder gewesen ist. (gekürzt)

Danziger Nachrichten

Aufklärung des Doppelmordes. Die blutige Untat, die in diesen Tagen Danzigs Interesse, trotz vieler anderer Sorgen, beherrschte, hat bereits ihre Aufklärung gefunden: Die Täter, eine ganze Familie Pusdrowski, die Große Schwalbengasse 20 wohnte, konnten bereits verhaftet werden. Es handelt sich augenscheinlich, wie man von vornherein vermuten mußte, um eine recht dunkle Schieberkatastrophe. Der Mord wurde in der Wohnung der P.s begangen. Die Ermordeten sind als der frühere polnische Bankangestellte Theodor Kobiella aus Alt-Grabau bei Berent und dessen Braut, ein Fräulein Arczyk, Holzmarkt Nr 27/28 festgestellt. Die nachmittag im Armenhause bei Oliva vorgenommene Leichenschau ergab, daß Kobiella durch einen Schuß in den Kopf und seine Braut durch zwei Schüsse in Kopf und Brust getötet worden sind. Als Täter wurden verhaftet der Arbeiter Viktor Pusdrowski und dessen erwachsene Kinder, der Monteur Otto Pusdrowski sowie die Tochter Frieda.
Über die Tat ist bis jetzt folgendes bekannt geworden: in dem Hause Große Schwalbengasse Nr 20 bewohnten der Arbeiter Pusdrowski mit seinen Kindern ein nach dem Hofe hinaus gelegenes Zimmer und darüber im obersten Stockwerke des kleinen Gebäudes ein Schlafzimmer. Die Familie Pusdrowski erfreute sich bei den Hausbewohnern keines besonderen Rufes. Sie stand im Verdacht, von Diebstählen und Schiebergeschäften zu leben. In der Nacht zum Sonnabend zwischen 11 und 12 Uhr vernahm ein in dem Hause wohnende Familie drei dumpfe Schläge. Es fiel ihr, wie auch anderen Hausbewohnern auf, daß in den von den Pusdrowskis bewohnten Räumen die ganze Nacht über viel hin- und hergelaufen wurde. Die Pusdroswkis besaßen einen vierrädrigen Wagen, derselbe in dem die Leichen nach Hochstrieß geschafft wurden. Dieser Wagen wurde morgens zwischen 4 und 5 Uhr von dem Hofe aus, wo er gewöhnlich stand, auf die Straße geschoben. Hierauf hörte man, daß aus der Wohnung der Pusdrowskis mehrere schwere Gegenstände die Treppen hinunter geschleift wurden. Dann luden Otto P und seine Schwester zwei anscheinen Stroh enthaltende Säcke auf den Wagen und fuhren davon. Auf Grund der Mitteilungen der Hausbewohner wurden die drei Pusdrowskis am Montag vormittag verhaftet. Der ermordete Kobiella hatte seit vorigem Herbste bei seiner Schwägerin im Hause Schillgasse Nr 9 gewohnt. Seine Stellung bei der polnischen Bank gab er vor Ostern auf und machte selbstständig Geschäfte mit An- und Verkäufen von Geld. Hierbei scheint er die Bekanntschaft des jungen Pusdrowski und dessen Schwester gemacht zu haben. Man spricht davon, daß er Banknoten im Betrage von weit über 50000 Mark bei sich führte. Dieser Umstand scheint dem Pusdrowski bekannt gewesen zu sein und wurde dem K zum Verhängnis. Kobiella war schon seit mehr als acht Tagen nicht mehr in seiner bisherigen Wohnung erschienen. Wo er sich inzwischen aufgehalten hat, konnte bisher noch nicht festgestellt werden. Wahrscheinlich jedoch machte er während dieser Zeit die nähere Bekanntschaft der Pusdrowskis. Am Freitag abend, etwa um 8 Uhr, soll er sich in einem bekannten Cafe am Langen Markt aufgehalten haben, in dem solche Geldgeschäfte, wie er sie betrieb, an der Tagesordnung sind.
Die blutige Tat ist so recht ein Spiegelbild der Zustände, die durch ein gewisses Schieber- und Spekulationsgelichter nach der Abreißung von Deutschland in Danzig geschaffen worden sind.
Gegen den jungen Pusdrowski schwebt noch immer der Verdacht, daß er die Dame getötet hat, die im letzten Winter am Fenster ihrer an der Ecke Weiden- und Strandgasse gelegenen Wohnung erschossen worden ist. Dieser Verdacht soll sich inzwischen bis zum Nachweise der hohen Wahrscheinlichkeit verdichtet haben.
Bei der Vernehmung der Verhafteten legte die Nähterin Hedwig Pusdrowski schließlich ein Geständnis ab. Der Ermordete hatte sich mit ihrem Bruder bei Bieberstein getroffen, und da er nicht genügend Geld bei sich hatte, sich erboten, in die Wohnung des P zu kommen. Sie gab ferner an, daß der Mord in ihrer Abwesenheit von ihrem Bruder ausgeführt worden sei. Sie sei nur bei der Wegschaffung der Leichen behilflich gewesen.
Der Bruder, der trotz Vorhalt des Geständnisses seiner Schwester zunächst noch hartnäckig leugnete, wurde dieser gegenübergestellt und bekam, als sie bei dem Geständnis blieb, einen
Ohnmachtsanfall. Nachdem er sich erholt hatte, bequemte auch er sich zum Geständnis, beschuldigte aber seine schwester als Anstifterin, die bei der Tat zugegen war. Nach Entnahme der Brieftasche des Kobiella hätte beide gemeinsam mit dem Verpacken der Leichen begonnen. Nach dem Geständnis liegt ein wohlüberlegter Raubmord vor .
Der Vater der beiden war wegen Verdachts der Mitwisserschaft in Haft genommen, ist aber wegen Mangels an Beweisen entlassen.
Zur Tat ist eine Armeepistole verwandt. Weder diese noch Geld sind trotz mehrmaliger Durchsuchungen gefunden.

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

T d Schriftsetzers Hermann Tuphorn 1 J 8 M
– S d Bureauangestellten Albert Knoblauch 10 Min – Klempner Max Otto Krüger 30 J 6 M
– Korbmacher Friedrich Droheim 70 J 1 M
– Witwe Amelie Kohrt geb Krüger 67 J

Bartels
01.05.2013, 16:12
Hallo Karin,

Dir auch vielen Dank für die Mühe und
ein Fleißkärtchen für die Gerichtsberichte aus Danzig!

Herzliche Grüsse
Rudolf H. Böttcher

Stejuhn
01.05.2013, 18:40
Hallo Karin,

vielen Dank für die große Mühe die Du Dir jeden Tag machst.
Ich bin jeden Tag neugierig und lese alles genauestens durch. So hoffe ich auch etwas unter Standesamt/Todesfälle über meine Familie zu erfahren.

Viele Grüße Sigrid

Karin K
02.05.2013, 12:28
Die Ausgaben 87 und 88:

087-1920 14.04.1920

Polizeibericht vom 14. April 1920

Gefunden: 1 Perlenpompadour mit Portemonnaie und Taschentuch, abzuholen von Herrn Max Wientz, Piwkostraße 20
1 Halskette mit dunkelroten Glasperlen, abzuholen von Herrn Stadtsekretär Arndt, Jäschkentalerweg 4
1 goldenes Medaillon mit Monogramm, abzuholen von Herrn Otis Felix, Faulgraben 8
1 Faß mit gemahlenem Kaffee, abzuholen von Herrn Zollaufseher Reinhardt, Albrechtstraße 21

088-1920 15.04.1920

Danziger Nachrichten

Tödlicher Unglücksfall. Auf dem englischen Dampfer Pasatia wurde der bei der Entlöschung tätige Arbeiter Theophil Schultenberg, Oliva, Zoppoter Straße 71, von einer Schlinge mit in die Höhe gerissen und gegen die Luke geschleudert. Dabei zog er sich schwere Verletzungen zu. Der herbeigerufene Arzt konnte nur den bereits eingetretenen Tod feststellen.

Eine Einbrecherjagd über Dächer gab es am Montag mittag am Katharinen-Kirchensteig. Sie führte zur Festnahme des Diebes. Gegen 11 Uhr vormittags war bei dem Kaufmann Fricke, Pfefferstadt 52, eingebrochen worden, wobei der Verbrecher, der Maschinist und ehemalige Angehörige des Arbeiterrats des Instandsetzungsamtes Ferdinand Trybull aus Schidlitz, als er seine Beute zusammenpacken wollte, von Frau Fricke gehört wurde. Er entfloh und wurde von dem Polizeiwachtmeister Fritz bis zum Katharinen-Kirchensteig verfolgt, wo er im Hause 13/14 hochlief, um über die Dächer zu entkommen. Mit Hilfe des Polizeiwachtmeisters Popp II gelang es jedoch, auf dem nächsten Hause seiner habhaft zu werden. Als man sich ihm näherte, faßte er in die Tasche, so daß man annehmen mußte, daß er sich mit dem Revolver verteidigen würde. Bei seiner Festnahme trug der Arbeiter eine Säbelverletzung an der linken Hand davon. Trybull, der vorbestraft ist, ist bereits dem Gerichtsgefängnis zugeführt worden. Er behauptet, daß bei dem Einbruch noch zwei andere, ihm angeblich unbekannte Männer beteiligt gewesen seien.

Polizeibericht vom 15. April 1920

Gefunden: 1 Haarpfeil, abzuholen von Herrn Amtsgerichtssekretär Richter, Werftgasse 1 c I

Standesamt – Todesfälle

S d verstorbenen Kriegsinvaliden Friedrich Koßlowski 6 M
– Schuhmacher Karl Lehrke 77 J
– Witwe Augusta Wagner geb Drews 84 J 1 M
– Frau Bertha Sialaff geb Krause 25 J 1 M
– Witwe Franziska Skowronski geb Mdzikowski 77 J 6 M
– Witwe Wilhelmine Parsentz geb Zimmermann 86 J 5 M
– Witwe Mathilde Neumann geb Näck 70 J 6 M
– Witwe Elisabeth Peters geb Schidlewski 88 J 6 M
– Besitzer Gustav Klatt 56 J 3 M
– Besitzer Theophil Kreft 69 J 6 M
– Kutscher Johann Senger 68 J 10 M
– unverhelichte Auguste Meyer 70 J 7 M
– T d Arbeiters Alfred Sonnemann totgeb
– Witwe Helene Neumann geb Kühl 64 J 9 M
– unehelich 1 S

Karin K
03.05.2013, 15:38
Die Ausgaben 89 und 90

089-1920 16.04.1920

Danziger Nachrichten

Schwere Angriffe auf Beamte
Die Kriminalbeamten Czerwinski und Schick passierten am Mittwoch abend gegen 9 ½ Uhr bei ihrem Rundgang das Schwarzsche Restaurant in der Olivaer Straße Nr 63. Als sie hineingingen befanden sich darin nur zwei Seeleute. Die Beamten setzten sich und tranken ein Glas Bier. Inzwischen kam der Arbeiter Zocha aus Brösen und setzte sich zwischen die Beamten, die sich aber ganz ruhig verhielten. Zocha stand auf und trat dem einem Beamten auf den Fuß, was sich die beiden verbaten. Darauf stürzten etwa fünf Arbeiter in das Lokal, ergriffen die Stühle und schlugen auf die Beamten ein. Da sie sich der Menge nicht erwehren konnten, machten sie von ihrer Waffe Gebrauch. Zocha erlitt einen Lungenschuß und der Arbeiter Zirotzki vom Fischmeisterweg einen Bauch- und einen Kopfstreifschuß. Die beiden Verletzten wurden mittels Sanitätswagen nach dem städtischen Krankenhause geschafft. Auch die Beamten haben mehrere Verletzungen aufzuweisen. Allem Anscheine nach sind die Beamten von den Angreifern verfolgt worden.

Versuchte Beraubung eines Fuhrwerks auf der Speicherinsel.
Wegen versuchten Diebstahls, Hausfriedensbruches und Körperverletzung hatte sich der Arbeiter Felix Semrau in Danzig vor der Strafkammer zu verantworten. Am 23. September 1919 hielten sich auf der Speicherinsel im „Halben Mond“ eine Anzahl arbeitsloser Leute auf, darunter auch der Angeklagte. Als ein mit gefüllten Säcken beladenes Fuhrwerk vorbeifuhr, kamen die Leute heraus und versuchten den Wagen zu berauben. Der Angeklagte machte mit den anderen, unbekannten Personen den Versuch einen Sack herunterzuziehen und er versuchte schließlich den Führer des Wagens an den Füßen herunterzuziehen. Der Führer trat dann dem Angeklagten mit seinem Revolver, den er zu solchen Schutze bei sich führte, entgegen und drohte ihn niederzuschießen. Der Angeklagte gab dann dem Führer, der auf die Straße getreten war, einen Stoß, so daß er zur Erde fiel. Der Führer überlegte nun ob er den Angreifer niederschießen solle, aber er tat es nicht. Ihm wurde dann ein Spatenstiel gereicht, mit dem er auf den Angeklagten einschlug. Dieser machte weiter den Versuch in den Speicher wiederrechtlich einzudringen. Der Angeklagte suchte sich vor Gericht mit Trunkenheit zu entschuldigen. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 2 Jahren Gefängnis. In der Urteilsbegründung wurde ausgeführt daß die Beraubung von Fuhrwerken auf der Speicherinsel eine häufige Erscheinung sei. Hier ist zwar ein Bandendiebstahl nicht erwiesen, aber man sei doch gemeinsam vorgegangen. Nur die Jugend des Angeklagten habe ihn vor einer noch härteren Strafe bewahrt.

Die Beute der Schiebermörder.
Es ist jetzt mit ziemlicher Sicherheit festgestellt, daß der in der Großen Schwalbengasse ermordete Kobiella einen Betrag von 30000 Mark in Banknoten, und seine Braut einen Betrag von 10000 Mark bei sich führten. Eine Haussuchung bei den Tätern hat bisher noch nicht zur Auffindung des Geldes geführt. Die Verhafteten behaupten, daß die ganze Beute nur 1000 Mark betragen habe, die für Anschaffungen besonders für die Schwester verwendet worden seien. Es ist anzunehmen, daß das Mörderpaar noch im Laufe des Freitags das Geld irgendwo verborgen haben. Die Hedwig Pusdrowski versucht jetzt alles was sie bisher gestanden hat, zu widerrufen und bezichtigt den Bruder alleine der Tat. Sie selbst will sich vorher aus dem Zimmer begeben haben. Als sie wieder hereingekommen sei, hätten die Leichen im Zimmer gelegen.

Polizeibericht vom 16. April 1920

Gefunden: 1 goldener Ring mit rotem Stein, abzuholen von Fräulein Auguste Herrmann, Ahornweg 16
1 Pack Streichhölzer, abzuholen von Herrn Reg-Sekr. Bartels, Am Johannisberg Nr 4
Zugelaufen: 1 schwarz-graue Henne, abzuholen von Frau Margarete Heyn, Brösen, Danzigerstraße 4

090-1920 17.04.1920

Schwerer Unfall eines Kindes. Ein bedauernswerter Unglücksfall ereignete sich Donnerstag nachmittag auf dem Hofe Schneidemühle 1 a. Beim Spielen mehrerer Kinder an einem der dort stehenden Rollwagen erhielt der achtjährige Knabe Otto Lalaika mit der Deichsel eines in Bewegung geratenen Rollwagens einen Schlag gegen den Kopf. Er erlitt einen Schädelbruch und mußte deshalb in das Städtische Krankenhaus gebracht werden.

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Wirtschafterin Wilhelmine Emilowski 24 J 2 M
– T d Nieters Anton Pflicht 4 Wch
– Seemann Viktor Serotzki 22 J 1 M
– Zimmergeselle Albert Richert 49 J 5 M
– Kaufmann Karl Wilutzki 52 J 3 M
– Frau Friederike Roggatz geb ?? 32 J
– S d Arbeiters August Kempa 11 J 4 M
– S d Arbeiters Christian Laleike 7 J 6 M
– Arbeiter Adolf Bon 46 J 3 M
- ??wärter Franz Rogalski 22 J 2 M
– unehelich 1 S 1 T

Anzeige

Allen Verwandten, Bekannten und Freunden die traurige Mitteilung, das unser innigst geliebter jüngster Sohn, Bruder, Schwager und Enkel, der Seemann
Viktor Serotzki
den schweren Verletzungen erlegen ist, die ihm durch einen Beamten der Sicherheitswehr während einer Auseinandersetzung zugefügt worden sind.
Danzig-Neufahrwasser, den 17. April 1920
Die trauernden Eltern und Geschwister
Weitere Mitteilungen über die Beerdigung werden noch bekannt gegeben.

Karin K
04.05.2013, 11:29
Die Ausgaben 91 und 92:

091-1920 19.04.1920

Standesamt – Todesfälle

Frau Ida Duckstein geb Kastaun 51 J 9 M – S d Bildhauers Hermann Haak totgeb – T d Schlossers Rudolf Barbutzki 7 T – Arbeiter Alexander Roß 68 J 4 M – Rentenempfänger Heinrich Bartton 60 J 2 M – S d Heizers Richard Schmeling 11 M – unverehlichte Klara Wisotzki 91 J 7 M – Arbeiter Helene Detlaf 18 J 9 M – Nähterin Emma Stobbe 44 J 9 M – Kriegsinvalide Otto Czaya 41 J 7 M – S d Malers Johann Neubauer 6 M

092-1920 20.04.1920

Danziger Nachrichten

Schießerei in der Wallgasse
In der Nacht von Sonnabend zu Sonntag fand an der Ecke Hohe Seigen Wallgasse eine Schießerei statt, wobei der Waffenmeisteranwärter Bruno Dzuck, wohnhaft Kastanienweg 19, einen Bauchschuss und sein Bruder Willy Dzuck, wohnhaft Altstädtischer Graben 81, einen linken Oberschenkelschuß erhielt. Die beiden besuchten am Sonnabend abends ein Tanzvergnügen der Waffenmeisteranwärter im Werftspeisehaus, wobei sie mit einem Paar, das den Anstand verletzte, in Streit gerieten. Nach Schluß des Vergnügens wurden die Brüder D von dem gemaßregelten Tänzer und zwei anderen Burschen aufgelauert und zur Rede gestellt, wobei es dann zu der Schießerei kam. Die Täter konnten bisher noch nicht festgestellt werden. Bruno D ist auf dem Transport nach dem Krankenhause seinen Verletzungen erlegen. Willy D wurde nach Anlegen eines Verbandes aus dem Krankenhaus entlassen.
Durch die eifrig fortgesetzten Ermittelungen der Kriminalpolizei hat die Schießerei bereits ihre Aufklärung gefunden und zur Festnahme des Täters geführt. Es ist der Kaufmannsgehilfe Franz Keßler, geboren am 25. August 1897 in Danzig, Schichaugasse 12 bei seinem Schwager Schöneck wohnhaft. K stellte die ihm zur Last gelegte Tat in Abrede. Trotzdem er von Zeugen als Täter erkannt wurde, gab er die Tat nicht zu. Erst nach dem ihm eine gleiche Schießerei an demselben Abend um 11 Uhr nachts in der Breitgasse nachgewiesen wurde, wobei er auf den Klempner Friedrich Gawrotzki einen Pistolenschuß abgegeben hatte, hat er auf das gegen ihn erdrückend gesammelte Material ein offenes Geständnis abgelegt. K will in Notwehr gehandelt haben. Die von ihm benutzte Browningpistole will er in der Wallgasse fortgeworfen haben. Er wurde dem Gericht zugeführt.

Aus den Gerichtssälen

Ein frecher Diebstahl. Am 31. Januar kam ein Lehrer in ein hiesiges Hotel und hing hier seinen Pelz auf, um ans Büfett zu treten. Im Lokal saßen längere Zeit 2 Männer, die augenscheinlich auf die Gelegenheit warteten einen Gast zu bestehlen. Kaum war der Lehrer am Büfett so griffen die beiden Männer nach dem Pelz und liefen hinaus. Der Lehrer verfolgte sie und konnte nur noch den Schlosser Friedrich Steckel in Danzig ergreifen. Die andere Person mit dem Pelz entkam und ist bis heute noch nicht entdeckt. Steckel hatte sich vor dem Schöffengericht zu verantworten. Er will natürlich die reine Unschuld sein. Er folgte zufällig dem anderen Pelzdieb und verwies den Lehrer an die Diebesbörse auf dem Hauptbahnhof. Der Pelz hat einen Wert von 1500 Mark. In ihm steckte eine Pistole im Wert von 700 bis 800 Mark und ein Paar Pelzhandschuhe im Wert von 250 Mark. Die Sachen sind verloren. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen Diebstahls zu 6 Monaten Gefängnis.

Polizeibericht vom 20. April 1920

Gefunden: 1 Portemonnaie mit Geld, abzuholen von Frau Emma Scharping, Jopengasse 6
1 Handwagen, abzuholen von Walter Hermann, Heilige Geistgasse 23

Danksagung

Für die zahlreichen Beileidskundgebungen zum Tode unseres Sohnes und Bruders, des Seemanns
Viktor Serotzki
sprechen wir hiermit unseren innigsten Dank aus. Reicher Trost war es uns, daß sich an dem Leichenbegängnis so viele Parteigenossen und Einwohner von Neufahrwasser und Umgebung beteiligten. Zu besonderem Dank haben uns alle erschienenen Mitglieder des Handwerker-Gesangvereines durch ihre gesanglichen Darbietungen verpflichtet. Ferner danken wir dem Redner, der in seiner Gedenkrede am Grabe uns Worte des Trostes spendete.
Danzig-Neufahrwasser den 19. April 1920
Die untröstlichen Eltern und Geschwister

Karin K
04.05.2013, 11:30
Die Ausgaben 91 und 92:

091-1920 19.04.1920

Standesamt – Todesfälle

Frau Ida Duckstein geb Kastaun 51 J 9 M
– S d Bildhauers Hermann Haak totgeb
– T d Schlossers Rudolf Barbutzki 7 T
– Arbeiter Alexander Roß 68 J 4 M
– Rentenempfänger Heinrich Bartton 60 J 2 M
– S d Heizers Richard Schmeling 11 M
– unverehlichte Klara Wisotzki 91 J 7 M
– Arbeiter Helene Detlaf 18 J 9 M
– Nähterin Emma Stobbe 44 J 9 M
– Kriegsinvalide Otto Czaya 41 J 7 M
– S d Malers Johann Neubauer 6 M

092-1920 20.04.1920

Danziger Nachrichten

Schießerei in der Wallgasse
In der Nacht von Sonnabend zu Sonntag fand an der Ecke Hohe Seigen Wallgasse eine Schießerei statt, wobei der Waffenmeisteranwärter Bruno Dzuck, wohnhaft Kastanienweg 19, einen Bauchschuss und sein Bruder Willy Dzuck, wohnhaft Altstädtischer Graben 81, einen linken Oberschenkelschuß erhielt. Die beiden besuchten am Sonnabend abends ein Tanzvergnügen der Waffenmeisteranwärter im Werftspeisehaus, wobei sie mit einem Paar, das den Anstand verletzte, in Streit gerieten. Nach Schluß des Vergnügens wurden die Brüder D von dem gemaßregelten Tänzer und zwei anderen Burschen aufgelauert und zur Rede gestellt, wobei es dann zu der Schießerei kam. Die Täter konnten bisher noch nicht festgestellt werden. Bruno D ist auf dem Transport nach dem Krankenhause seinen Verletzungen erlegen. Willy D wurde nach Anlegen eines Verbandes aus dem Krankenhaus entlassen.
Durch die eifrig fortgesetzten Ermittelungen der Kriminalpolizei hat die Schießerei bereits ihre Aufklärung gefunden und zur Festnahme des Täters geführt. Es ist der Kaufmannsgehilfe Franz Keßler, geboren am 25. August 1897 in Danzig, Schichaugasse 12 bei seinem Schwager Schöneck wohnhaft. K stellte die ihm zur Last gelegte Tat in Abrede. Trotzdem er von Zeugen als Täter erkannt wurde, gab er die Tat nicht zu. Erst nach dem ihm eine gleiche Schießerei an demselben Abend um 11 Uhr nachts in der Breitgasse nachgewiesen wurde, wobei er auf den Klempner Friedrich Gawrotzki einen Pistolenschuß abgegeben hatte, hat er auf das gegen ihn erdrückend gesammelte Material ein offenes Geständnis abgelegt. K will in Notwehr gehandelt haben. Die von ihm benutzte Browningpistole will er in der Wallgasse fortgeworfen haben. Er wurde dem Gericht zugeführt.

Aus den Gerichtssälen

Ein frecher Diebstahl. Am 31. Januar kam ein Lehrer in ein hiesiges Hotel und hing hier seinen Pelz auf, um ans Büfett zu treten. Im Lokal saßen längere Zeit 2 Männer, die augenscheinlich auf die Gelegenheit warteten einen Gast zu bestehlen. Kaum war der Lehrer am Büfett so griffen die beiden Männer nach dem Pelz und liefen hinaus. Der Lehrer verfolgte sie und konnte nur noch den Schlosser Friedrich Steckel in Danzig ergreifen. Die andere Person mit dem Pelz entkam und ist bis heute noch nicht entdeckt. Steckel hatte sich vor dem Schöffengericht zu verantworten. Er will natürlich die reine Unschuld sein. Er folgte zufällig dem anderen Pelzdieb und verwies den Lehrer an die Diebesbörse auf dem Hauptbahnhof. Der Pelz hat einen Wert von 1500 Mark. In ihm steckte eine Pistole im Wert von 700 bis 800 Mark und ein Paar Pelzhandschuhe im Wert von 250 Mark. Die Sachen sind verloren. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen Diebstahls zu 6 Monaten Gefängnis.

Polizeibericht vom 20. April 1920

Gefunden: 1 Portemonnaie mit Geld, abzuholen von Frau Emma Scharping, Jopengasse 6
1 Handwagen, abzuholen von Walter Hermann, Heilige Geistgasse 23

Danksagung

Für die zahlreichen Beileidskundgebungen zum Tode unseres Sohnes und Bruders, des Seemanns
Viktor Serotzki
sprechen wir hiermit unseren innigsten Dank aus. Reicher Trost war es uns, daß sich an dem Leichenbegängnis so viele Parteigenossen und Einwohner von Neufahrwasser und Umgebung beteiligten. Zu besonderem Dank haben uns alle erschienenen Mitglieder des Handwerker-Gesangvereines durch ihre gesanglichen Darbietungen verpflichtet. Ferner danken wir dem Redner, der in seiner Gedenkrede am Grabe uns Worte des Trostes spendete.
Danzig-Neufahrwasser den 19. April 1920
Die untröstlichen Eltern und Geschwister

Karin K
05.05.2013, 15:43
Die Ausgaben 93 und 94:

093-1920 21.04.1920

Aus den Gerichtssälen

Schleichhandel mit Mehl. In der Berufungsstrafkammer wurde über einen Schleichhandel mit Mehl und Fleisch verhandelt. Angeklagt waren die Kommissionärin Fräulein Helene Berta Meyer, der Mühlenbesitzer Anton Rosinke, der Kaufmann Paul Röhr, der Kaufmann Hans Wieschinske , der Kaufmann Johann Zatur, der Kaufmann Felix Knorr und der Fuhrhalter Albert Keller. Rosinke wohnt in Putzig, die anderen in Danzig. (gekürzt)

Hehlerei mit Metall. Der Händler Isidor Dehn und dessen Ehefrau Johanna Dehn hatten sich vor der Strafkammer wegen gewerbsmäßiger Hehlerei zu verantworten. Lehrlinge von der Danziger Werft brachten von der Werft Eisen, Bronze und Messing hin und verkauften das Metall in dem Geschäft des Angeklagten. Dies geschah in 25 Fällen. Die Angeklagten nahmen das Metall an, ohne nach der Herkunft zu fragen. Sie mußten sich sagen, daß die Lehrlinge die Sachen nicht rechtsmäßig erworben hatten. Die Sachen wurden von der Frau angenommen. Die Strafkammer verurteilte die Frau wegen gewerbsmäßiger Hehlerei zu der Mindeststrafe von einem Jahr Zuchthaus. Der Ehemann wurde freigesprochen, da seine Mittäterschaft nicht erwiesen ist.

Ein ungenehmer Liebhaber. Der Kellner Rudolf Bladowski war mit einer Verkäuferin verlobt und wohnte mit ihr zusammen. Er gebrauchte Geld und stahl seiner Braut einfach 900 Mark. Als sie eines Tages in der Kirche war, benutzte er die Gelegenheit, seiner Braut 1600 Mark zu nehmen. Wenigsten war dies Geld nach ihrer Heimkehr verschwunden. Die Verlobung ging dann auseinander und als Bladowski sie verließ, nahm er von ihr noch 1000 Mark mit. Er hatte sich nun vor dem Schöffengericht zu verantworten. Das Gericht verurteilte ihn wegen des Diebstahls an den 900 Mark und den 1000 Mark zu 6 Monaten Gefängnis. Der Diebstahl an den 1600 Mark blieb ungeklärt. Während sich die Richter zurückzogen benahm sich der Angeklagte sehr frisch in der Anklagebank und ließ sich auch von dem Amtsanwalt nicht zurechtweisen. Der Angeklagte meinte: Sie haben mir gar nichts zu sagen. Wir sind im Freistaat. Wegen dieser Ungebühr vor Gericht bestrafte ihn das Gericht mit 80 Mark Geldstrafe.

Danziger Nachrichten

Verhafteter Ausbrecher. Der von Polizei und Staatsanwaltschaft langgesuchte Verbrecher Paul Plentkowski, der im Oktober aus dem hiesigen Gerichtsgefängnis entwichen ist, konnte von der Kriminalpolizei ermittelt und festgenommen werden.

Ermittelter Betrüger. Es gelang der Danziger Polizei, den Arbeiter Julius Pasewark festzunehmen. Dieser hat durch Betrügereien eine Unmenge Personen geschädigt. Im Kreise Danziger Niederung, namentlich Schönbaum, Heubude, Neufähr und Umgebung hat er Bestellungen auf Saatkartoffeln entgegengenommen und sich eine Anzahlung geben lassen. Die Besteller warten aber vergebens auf die Saatkartoffeln.

Beraubung einer Wohnung. Der Arbeiter Karl Stein, Niedere Seigen 14 wohnhaft, hat am Montag am hellen Tage bei einer Trinitiatiskirchengasse 5 wohnhaften Familie eingebrochen und eine Menge Gold- und Silbersachen sowie andere Gegenstände gestohlen. Von der hinzukommenden Bewohnerin wurde er beider Tat ertappt. Er floh, doch gelang es, ihn durch hinzukommende Passanten in der Katergasse festzunehmen.

Polizeibericht vom 21. April 1920

Gefunden: 1 braune Brieftasche mit polnischem Gelde und Paß für Frau Lida Glazer, geb Blawat
1 Paar Schäfte zu Kinderschuhen, abzuholen von Herrn Ferdinand Stoerk, Gasanstalt 2

Standesamt – Todesfälle

S d Bankangestellten Theodor Kraza 1 M
– Frau Bertha Fintei geb Thießen 74 J
– T d Heizers Felix Heldt 12 W
– Straßenbahnschaffner August Moeller 86 J 5 M
– Kutscher Anton Grubba 57 J 8 M
– S d Sattlers Joseph Winschofski 2 W
– Witwe Rosalie Krause geb Bass 60 J 2 M
– Witwe Wilhelmine Hopp geb Schönnagel 64 J 8 M
– Fischer Wilhelm Mühlberg 63 J 8 M
– Arbeiter Franz Reitzel 15 J 6 M
– Arbeiter Alexander Eberhardt 20 J 8 M
– Frau Klara Horn geb Wahls 58 J 5 M
– unehelich 1 S 1 T

094-1920 22.04.1920

Danziger Nachrichten

Die Erweiterung des Danziger Stadtrates
ist am Montag von Oberkommissar Reginald Tower bestätigt worden. Als neu hinzugezogene Mitglieder der politischen Parteien bzw deren Stellvertreter sind ernannt worden: Oberrregierungsrat a D Karl Kette – Zoppot (Stellv. Werftbesitzer Willi Klawitter) von den Deutschnationalen; Amtsrichter Dr. Löning (Stellv. Bankier Dr. Damme) von den Deutschdemokraten; Dekan Sawatzki (Stellv. Gewerksschaftssekretär Gaikowski) von der Christlichen Volkspartei; der frühere Reichskommissar Julius Gehl (Stellv. Gewerkschaftssekretär Brill) von der Sozialdemokratie; Kaufmann Raube (Stellv. Kaufmann Radni) von den Unabhängigen; Arzt Dr. Kubacz (Stellv. Rechtsanwalt Langowski) von den Polen. Die erste Sitzung des erweiterten Staatsrats soll heute abgehalten werden.

Ein Opfer der Arbeit
Einen bedauerlichen Unfall erlitt Dienstag nachmittag der Arbeitsbursche Georg Schiedemann, Feldstraße 11. Beim Bedienen der Hobelmaschine auf seiner Arbeitsstelle, Bärenweg 3, geriet er mit der rechten Hand in die Messer der Maschine, wobei ihm die Hand vollständig abgeschnitten wurde. Der Verunglückte wurde in das städtische Krankenhaus eingeliefert.

Von einem Automobil getötet.
Über einen tragischen Unfall, dem ein junges blühendes Menschenleben vorgestern nachmittag zum Opfer fiel, wird gemeldet: Von einem Automobil überfahren wurde Dienstag nachmitags die 17 Jahre alte Elfriede Kups, Michaelsweg 3, an der Haltestelle der Elektrischen an der Feldbahnstraße. Angeblich soll das junge Mädchen mit noch anderen von einem jungen Menschen belästigt worden und auf der Flucht vor diesem quer über die Straße gelaufen sein, wobei sie von einem vorbeifahrenden Auto überrascht und überfahren wurde. Die Unglückliche wurde sogleich ins städtische Krankenhaus gebracht, wo jedoch nur noch der inzwischen eingetretene Tod festgestellt wurde. Der Autofahrer fuhr davon, ohne sich um sein Opfer zu kümmern. Leider war es bis jetzt nicht möglich, den Kraftwagen und seinen Führer festzustellen.

Polizeibericht vom 22 April 1920

Gefunden: 1 schwarzes Portemonnaie mit Geld und Briefmarken, abzuholen von Herrn Friedrich Preuß, Schwarzer Weg 2
1 neuer Herrenstrohhut, abzuholen von Herrn Gustav Wienk, Konsulweg 1, 2 Tr

Karin K
06.05.2013, 12:02
Die Ausgaben 95 und 96:

095-1920 23.04.1920

Schiffszusammenstoß.
Am 4. Juni vormittags erfolgte im Kaiserhafen ein Zusammenstoß des Passagierdampfers Juno mit der Dampfbarkasse Sperber, wobei der Sperber und auch Juno beschädigt wurden. Vor dem Schöffengericht hatten sich der Heizer Franz Eichstädt und der Hilfsschiffführer Franz Karschnik in Neufahrwasser wegen Verschulden dieses Zusammenstoßes zu verantworten. Die Angeklagten führten den Sperber. Juno fuhr von Danzig nach Westerplatte und traf im Kaiserhafen den Sperber, der von Neufahrwasser kam. Juno hatte hier angelegt und der Zusammenstoß erfolgte, nachdem Juno wieder losgefahren war. Sperber konnte nicht schnell genug ausweichen und Juno nicht mehr ausreichend stoppen. Karschnik hatte kurz zuvor den Befehl an Eichstädt übergeben. Eichstädt wieder erklärte, daß er von der Schiffsführung nichts verstehe. Der Führer des Juno hatte vor der Abfahrt kein Signal gegeben. Lotsenkommandeur Wunderlich bekundete als Sachverständiger, daß der Führer des Juno verpflichtet war, vor der Abfahrt ein Signal zu geben; dann wäre der Führer des Sperber gewarnt gewesen. Ferner hätte der Führer des Juno noch einige Sekunden warten können. Dann würde er den Kurs des Sperber erkannt haben, der Zusammenstoß wäre dann nicht erfolgt. Das Gericht sprach nun die beiden Angeklagten frei.

Einbruch in eine Wohnung.
In eine Langfuhrer Wohnung wurde zweimal zur Nachtzeit eingebrochen, während der Inhaber der Wohnung verreist war. Die Spinde und Kommoden wurden ausgeräumt und die gestohlenen Sachen in einer Droschke fortgefahren. Angeklagt waren der Arbeiter Josef Lippke, die Arbeiterin Marta Meyer in Danzig, der Dreher Willy Mey in Elbing, und der Arbeiter Abraham Schwarz in Danzig. Lippke soll die Diebstähle ausgeführt und die Meyer soll ihn dabei begünstigt haben, indem sie in der Droschke mitfuhr. Mey und Schwarz sollen sich der Hehlerei schuldig gemacht haben. Die beiden Hehler waren nicht erschienen und es wurde gegen sie ein Haftbefehl erlassen. Die Meyer wurde freigesprochen, da sie in gutem Glauben gehandelt haben kann. Lippke, der vorbestraft ist, und eine Strafe verbüßt, erhielt eine Zusatzstrafe von 2 Jahren und 3 Monaten Zuchthaus.

Standesamt – Todesfälle

Frau Berta Roesler geb Woelm 54 J 6 M
– T d Besitzers Otto Jahr 10 M
– Photograph Johannes Rosalowski 88 J 10 M
– Frau Martha Elisabeth Quidzinski geb König 25 J 11 M
– Arbeiter Johann Freymann 70 J 2 M
– Arbeiter Ferdinand Stahlke 68 J 11 M

096-1920 24.04.1920

Polizeibericht vom 24. April 1920

Zugelaufen: 1 gelb und weiß-gefleckter Windhund, abzuholen von Herrn Franz Lange, Am brausenden Wasser 3
1 junger schwarz und weiß-gefleckter Terrier, abzuholen von Herrn Paul Czarnecki, Hundegasse 100

Standesamt – Todesfälle

Fürsorgezögling Kurt Starke 9 J 7 M
– Waffenmeister-Anwärter Bruno Dzuck 30 J 6 M
– Schneider Johann Schypski 59 J 10 M
– Arbeiter Joseph Ohler 30 J 6 M
– T d Kutschers Franz Kolinski totgeb.

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Holdinghausen & Co
Kommanditgesellschaft
Gartenbaubetrieb, Groß- und Kleinhandel
Einem geschätzten Publikum von Danzig und Umgegend zeigen wir hiermit an, daß wir den Gartenbaubetrieb des Herrn Georg Schnibbe, Schellmühl, Schellmühler Weg 3, im vollen Umfange übernommen haben. Es wird stets unser Bestreben sein, unsere werte Kundschaft nach besten Kräften zufrieden zu stellen. Wir bitten unser Unternehmen gütigst unterstützen zu wollen.
Hochachtungsvoll
Holdinghausen & Co

Karin K
07.05.2013, 09:15
Die Ausgaben 97, 98, 99 und 100:

097-1920 26.04.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Kohlenarbeiter, Musketier der 11 Komp. Inf-Regt 144 Willy Heinrich Spade 19 J 10 M
– T d Monteurs Paul Herrmann 18 J 7 M
– Arbeiter Ernst Schulz 18 J 4 M
– Instrumentenmacher Johann Haißner 38 J 11 M
– Metalldreher Gustav Wichmann 32 J 8 M
– T d Drehers Ernst Spezkina 8 J6 M
– Schuhmacher Karl K??lowski 82 J
– Frau Auguste Koskiewski geb Brigandt 70 J 8 M
– Frau Elisabeth Neumann geb Schwarzkopf 64 J 2 M
– unehelich 1 S

098-1920 27.04.1920

Danziger Nachrichten

Rätselhafter Sprung aus dem Fenster. Einen Selbstmordversuch machte Sonntag früh der Kaufmann Alexander Piklinski, wohnhaft Große Mühlengasse 3 – 4. Er sprang aus dem Fenster des zweiten Stockes eines fremden Hauses am Holzmarkt auf die Straße. Mit schweren Verletzungen wurde er in das städtische Krankenhaus eingebracht.

099-1920 28.04.1920

Standesamt – Todesfälle

Generalmajor a D Rudolf Demuth 70 J 9 M
– Maurer Werner Zickelkau 71 J 8 M
– T d Arbeiters Adolf Klaffke 8 M
– Konditor, Unteroffizier des Inf-Regt 176 Oskar Guske 25 J 9 M
- S d Lehrers Bruno Borchert 2 Std
– Kriegsinvalide Paul Radde 84 J 5 M
– Bureaugehilfe Friedrich Rahde 28 J 4 M
– Lokomotivheizer Johann Tuszynski 32 J 6 M
– Arbeiter Johann Raetzke 77 J 2 M
– Arbeiter Johann Kutella 39 J 10 M
– Pförtner Otto Raddatz 65 J 10 M
– S d Kaufmannes Jakob Cohn 5 M
– Rentiere Anna Reinhardt 76 J 5 M
– Rentiere Auguste Willms 79 J 3 M

100-1920 29.04.1920

Danziger Nachrichten

Verhaftete Einbrecher. In der Nacht vom 26. zum 27. d Mts ist bei dem Kaufmann Albert Kreft, Heubuderstraße 2 eingebrochen und ein 2 Zentner schweres Schwein im Werte von 1000 Mark und 10 Hühner im Werte von 500 Mark gestohlen worden. Als Täter sind der Seemann August Heike, Kneipab 38 und Arbeiter Fritz Strauß, Sandweg 44 wohnhaft, ermittelt worden. Die Täter hatten den Stall aufgebrochen, das Schwein geschlachtet und dasselbe nebst den 10 Hühnern mit einem Boot fortgeschafft. Das noch vorgefundene Fleisch wurde beschlagnahmt und dem Bestohlenen zurückgegeben.

Polizeibericht vom 29. April 1920

Gefunden: 1 silberne Damenarmbanduhr, abzuholen von Herrn Rentier Schülke, Schwarzerweg 2
1 Schächtelchen mit Monogramm versehenen Trauringen, abzuholen von Fräulein Else Wieczoreck, Grüner Weg Nr 8

Karin K
08.05.2013, 09:03
Die Ausgaben 101 und 102:

101-1920 30.04.1920

Volkshochschule. Die Aufführung von Beethovens grandioser „Neunten Symphonie“ am Montag, den 3. Mai, in der Sporthalle verspricht nach bereits abgehaltenen Proben ganz besonders zu glücken. Es wirken außer dem wesentlich verstärkten Stadttheaterorchester und dem Boikschor sehr viele musikalische Damen und Herren aus der Gesellschaft Danzigs mit. Dazu kommen im Männerchor noch der geschlossene Lehrergesangsverein – Leitung Emil Schwarz – und Seminarchor – Leitung Alfred Gebauer -, so daß dem Kapellmeister Viktor Wolfgang Schwarz als Gesamtleiter über 450 Mitwirkende zur Verfügung stehen – ein mächtiger Tonkörper. Der „Neunten“ voran geht noch Beethovens herrliche Ouvertüre zu „Egmont“ und „Adelaide“, gesunden von Konzertsänger Bauer, der schon zweimal im philharmonischen Chor zu Berlin unter Professor Siegfried Ochs die Tenorpartie in der „Neunten“ nach den Kriterien glänzend gesungen hat. (gekürzt)

Polizeibericht vom 30. April 1920

Gefunden: 1 Ledertasche mit Geld und Papieren für Gertrud Celmer, abzuholen von Herrn Direktor Olschewski, Altstädtischer Graben 111

Standesamt – Todesfälle

Seemann, Matrose vom Vorpostenboot „Norburg“ Otto Kurt Hassenstein 31 J 4 M
– Kaufmann Paul Nedtwig 37 J 2 M
– S d Telegraphenanwärters Franz Meierski 3 J 1 M
– unverehelichte Luise von Busekist 57 J 4 M
– Fischer Adolf Fischmann 24 J 3 M
– Frau Martha Blosta geb Philipp 32 J 3 M
– Invalide Johann Wittkowski 58 J 4 M
– Kaufmann Richard Momber 65 J 5 M
– unehelich 1 T

102-1920 03.05.1920

Danziger Nachrichten

Eifersuchtsdrama oder Revolverunfall?
Wieder hat der Revolver ein blühendes junges Menschenleben zum Opfer gefordert. Die 20 Jahre alte Hedwig Bathner hatte am Donnerstag abend mit ihrem Bräutigam, dem Maschinenbauer Richard Boguslawska, ein Vergnügen im Bildungsvereinshause besucht, von dem der B sie heimbegleitete. Im Flur ihrer Wohnung Mattenbuden 27 verabschiedeten sich die Liebenden, wobei B an seinem Revolver herumhantierte. Plötzlich löste sich ein Schuß, und das Mädchen brach, durchs Herz getroffen tot zusammen. Man brachte die Unglückliche noch nach dem Krankenhause, wo sie jedoch bald ihren Verletzungen erlag. B hat sich sogleich der Polizei gestellt. Da man hier allein auf die Angaben des Mannes, der geschossen hat, angewiesen bleibt, muß man in der Beurteilung nach jeder Hinsicht vorsichtig sein. Es kann sowohl eines der, bekanntlich an Tanzstätten ja nicht seltenen, Eifersuchtsdramen, wie auch nur – allerdings ganz unverantwortliche Fahrlässigkeit vorliegen. Auf jeden Fall sollte dieser erschütternd traurige Abschluß des Daseins eines eben noch lebensfroh sich freuenden jungen Menschenkindes die Scheu vor der Schußwaffe, die heute leider als harte Folge des Krieges nur zu häufig fehlt, wieder verstärken.

Wieder ein Opfer der Straßenbahn. Ein überaus schwerer Unfall ereignete sich Donnerstag vormittag gegen 11 Uhr in der Nähe des Hauptbahnhofes. Das fünf Jahre alte Kind Hedwig Plagemann, Karpfenseigen 12, wurde, als es über die Straße laufen wollte, von einem Wagen der elektrischen Straßenbahn erfaßt und überfahren. Das Kind erlitt schwere Verletzungen am linken Ober- und Unterschenkel und mußte ins städtische Krankenhaus eingeliefert werden.
Wen die Schuld an diesem schweren Unfall trifft, steht noch nicht fest. Doch hofft man, das verstümmelte Kind wenigstens am Leben zu erhalten.

Schwere Unfälle bei Schichau
Die schweren Unfälle mehren sich auf der Schichauwerft in letzter Zeit in einer Häufigkeit, die bei genügenden Schutzvorrichtungen undenkbar sein müßte. Mehrere Arbeiter sind in den letzten 14 Tagen durch Sturz oder Befallen mit schweren Gegenständen schwer verletzt worden. Der Betrieb der Schichauwerft stand schon stets in dem Ruf besonderer Unfallgefahren. Sie scheint jetzt noch erhöht zu sein. Am Donnerstag stürzte sogar der Meister der Kupferschmiede L. Tharandt von einer Leiter rücklings so schwer in den Schiffsraum, daß er einen Schädelbruch erlitt und auf der Stelle tot blieb. Erst mit Hilfe eines Krahnes konnte der Verunglückte aus der Tiefe, die ihm den schrecklichen Tod gebracht hatte, nach oben befördert werden. T war bereits über 25 Jahre auf der Werft tätig. Wenn er sich auch bei der Arbeiterschaft nicht beliebt gemacht hat, so wird sein unter solchen Umständen erfolgter Tod doch niemand gleichgültig lassen. Er stürzte deshalb ab, weil eine Sproße der Leiter gebrochen war. Ein Arbeiter hatte dies schon früher bemerkt und eine Tafel „Vorsicht“ an der gefährdeten Stelle befestigt. Trotzdem bestieg T., wohl weil er die Warnung übersehen hatte, die Leiter und ging so direkt in seinen Tod.

Nicht identisch. Der Schlosser Paul Jankowski, Große Gasse 17 wohnhaft, bittet uns mitzuteilen, daß er mit dem in der vorigen Woche wegen Diebstahls verurteilten Schlosser gleichen Namens nicht identisch ist.

Polizeibericht vom 2. und 3. Mai 1920

Gefunden: 1 goldene Halskette mit goldenem Medaillon, mit 4 roten Steinen, abzuholen von Bureauhilfsarbeiter Wisotzki, Delbrückallee 7a
1 goldener Trauring, abzuholen von Fräulein Hildegard Selon, Hauptstraße 113, bei Stumpf

Standesamt – Todesfälle

Fuhrhalter Albert Kuhl 87 J 10 M
– Rentiere Agnes Hundt 86 J 5 M
– Schneiderin Olga Weber 58 J 8 M
– Werkmeister Ferdinand Brüggemann 66 J 8 M
– Witwe Julianne Wilhelm geb Gera 58 J 4 M
– Lehrerin Charlotte Kulling 21 J 4 M
– Arbeiter Paul Böhnke 37 J 5 M
– Franz Preuß 49 J 9 M
– Maurer August Leschinski 68 J 8 M
– Frau Meta Boldowski 86 J 6 M
– Lehrer Maximilian Kaemmerer 68 J 1 M
– Bureaubeamter Paul Schulz 48 J 1 M
– Kupferschmiedemeister Leonhard Tharandt 60 J 4 M
– Uhrmacher, Musketier im Inf-Regt Nr 563 Aloysius Pauls 22 J 3 M

Karin K
09.05.2013, 13:45
Die Ausgaben 103 und 104:

103-1920 04.05.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Kellner Max Beckmann 41 J 4 M
– Stadt. Aufs a D Gustav Rehfuß 67 J 7 M
– T d Kaufmanns Johann Bigott 8 M
– Invalide Julius Standfuß ??J 2 M
– S d Arbeiters Gustav Ebel 5 Wch

104-1920 05.05.1920

Danziger Nachrichten

Vom Risiko der Arbeit
Beim Betreten des Maschinenraumes auf dem Dampfer Lanor geriet am Sonnabend der 15jährige Schiffsjunge Bruno Pawlowski, Heubuder Straße 28 a, in das Kurbellager der Maschine. Dem Unglücklichen wurde der linke Unterschenkel derart verletzt, daß er ins städtische Krankenhaus eingeliefert werden mußte.
Diese sogar für doch stets volksfreundliche Wahlzeiten überaus dürftige Notiz der „Danziger Neuesten Nachrichten“ sagt gar nichts über die Ursachen des verhängnisvollen Betriebsunfalles. Schließlich ist es doch aber am wichtigsten auch erfahren zu können, wie sich der Unfall überhaupt ereignen konnte.

Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich Montag vormittag in der ehemaligen 2. Leibhusarenkaserne in Hochstrieß. Beim Nachladen einer Pistole durch den Wachtmeister Lungwitz von der 3. Hundertschaft der Danziger Sicherheitspolizei entlud sich die Waffe und das Geschoß drang dem Beamten in die Brust. Schwer verletzt wurde er in das städtische Krankenhaus eingeliefert.

Aus den Gerichtssälen

Auf der Autofahrt bestohlen. Ein Müller aus der Gegend von Tuchel kam nach Danzig und hatte viel Geld bei sich. Dies bedrückte ihn offenbar. Er begab sich in ein Kaffeehaus und fand hier bald ein Liebchen und den Boten Theodor Laska in Danzig. Man vergnügte sich und fuhr dann abends gemeinsam nach Zoppot und zwar in einem Auto. Gegen Morgen kehrte man zurück. Der Müller schlief auf der Rückfahrt ein und nun fiel ihm sein Papiergeld aus der Tasche. Laska konnte nun der Versuchung nicht widerstehen und nahm 5000 Mark an sich. In Danzig stieg Laska aus und nachher bemerkte der Müller, daß ihm doch mehr Geld fehlte, als ihm lieb war und er freiwillig ausgegeben hatte. Er machte Anzeige und der Dieb wurde entdeckt. Er stand nun vor dem Schöffengericht und erhielt wegen Diebstahls eine Strafe von 6 Monaten Gefängnis.

Eine Kuh gestohlen. Der Arbeiter Bruno Kranich in Lauenstein wollte sich eine Kuh zum Schlachten besorgen. Als Opfer suchte er sich einen kleinen Eigentümer in Grenzdorf aus. Er holte sich zu der Tat seinen Freund, den Landwirt Paul Grönke in Grenzdorf und führte mit diesem gemeinsam den Diebstahl aus, indem Grönke Schmiere stehen sollte. Kranich holte die Kuh aus dem Stalle und brachte sie in der gleichen Nacht nach Lauenstein zum Fleischer Willy Karloska, um sie ihm zum Schlachten anzubieten. Von diesem Angebot machte der Fleischer aber keinen Gebrauch. Die drei Genannten waren vor dem Schöffengericht als Angeklagte. Grönke hatte sich wegen Krankheit entschuldigen lassen und die Verhandlung gegen ihn wurde vertagt. Karloska wurde wegen Hehlerei freigesprochen, Kranich wurde wegen Diebstahls zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt.

Polizeibericht vom 5. Mai 1920

Gefunden: 1 Perlenportemonnaie mit etwas Geld, abzuholen von Herrn Kapellmeister Fuchs, Langgarten 27 a

Karin K
10.05.2013, 08:34
Die Ausgaben 105 und 106:

105-1920 06.05.1920

Danziger Nachrichten

Geständnis der Schiebermörder
Vor dem Untersuchungsrichter haben das frühere Dienstmädchen Hedwig Pusdrowski und ihr Bruder das Geständnis abgelegt, daß sie bereits seit einiger Zeit Banknotenhändler in ihre Wohnung gelockt haben, um sie dort zu ermorden und zu berauben. Die Pusdrowski kannte die ermordete Arczyk und deren Bräutigam, den früheren Bankangestellten Kobiella, aus einer früheren Stellung her. Frl. Arczyk hatte auf dem Holzmarkt in einer Pension gewohnt, in der die Pusdrowski als Dienstmädchen beschäftigt war. Dabei hatte die P. Erfahren, daß die Arczyk und ihr Bräutigam mit Bandknoten handelten.
An dem Tage des Mordes hatte sie sie unter dem Vorwand eines Platingeschäftes nach der Wohnung in der Schwalbengasse gelockt und hier war dann die Tat begangen worden. Bei den früheren Personen, die von dem Mörderpaar in die Wohnung gelockt worden waren, scheiterte die Ausführung ihrer Pläne größtenteils daran, daß stets mehrere männliche Personen mitgekommen waren. Aus diesem Grunde hatte es dem Mörderpaar an dem nötigen Mut gemangelt. In dem Falle Kobiella sollte eigentlich auch nur Kobiella in die Wohnung kommen, er erschien jedoch mit seiner Braut, die er so ungewollt in den Tod führte. Bekanntlich bestritt die Hewig P bisher, selber an der Tötung beteiligt gewesen zu sein.

Polizeibericht vom 6. Mai 1920

Gefunden: 1 goldenes Kettenarmband mit Sicherheitskette, abzuholen von Frau Antonie Dirks, Ohra, Boltengang 8

Standesamt – Todesfälle

Mechaniker Paul Wachholz 31 J 10 M
– S d Korbmachers Viktor Bonk 11 Wch
– S d Arbeiters Heinrich Kraemer 8 M
– Arbeiterin Hedwig Rathner 19 J 11 M
– S d Holzarbeiters Christian Pikorrek 7 J 7 M
– Verkäufer, Sergt im Inf-Regt 450 Paul Anton Malz 27 J 7 M
– T d Justizwachtmeisters Joseph Treppner 7 M
– Weichensteller Paul Willmann 32 J 8 M
– Frau Helene Kuschel geb Pieper 62 J 3 M
– Witwe Auguste Schawelcke geb Sakolowski 86 J 6 M
– Expert Emil Sielsch, fast 80 J
– unehelich 2 T

106-1920 07.05.1920

Aus den Gerichtssälen

Eine Getreideschiebungssache vor dem Obergericht
Der Waffenmeister Theophil Perschke in Danzig war im Freihafen in Neufahrwasser beschäftigt, aus dem Schiff für die amerikanische Mission Mehl in Güterwagen zu verladen. Er beschloß, gemeinsam mit dem Rangiermeister Franz Schielke in Neufahrwasser einen Güterwagen mit 326 Ztr Mehl für sich zu verschieben. Perschke hatte eine Schiffsluke zu beaufsichtigen und so hatte man den Bock zum Gärtner gemacht. Am 11. September mittags sollte die Verschiebung vor sich gehen. Der Rangiermeister schob einen Güterwagen in den Freihafen, der hier beladen und plombiert wurde. Unbeaufsichtigt ließ er den Waggon herausschieben. Um nun den Waggon Mehl zu Geld zu machen, bediente man sich eines Vermittlers, des Schlossers Lenz, der das Mehl dem Spediteur Gollunski für 1,20 Mark das Pfund anbot. Gollunski stellte einen Frachtbrief von Neufahrwasser nach Danzig Olvaertor aus und unterschrieb ihn mit dem Namen Goldbluhm. Adressiert war das Mehl an Gollunski selbst. Gollunski hatte einen Kompagnon, dem er von diesem unerlaubten Geschäft nichts mitteilte. Der Inhalt des Waggons wurde auch nicht als Mehl, sondern als Gerbstoff bezeichnet. Am 16 September traf der Waggon auf dem Güterbahnhof Olvaertor ein. Das Mehl versuchte man nun ganz dreist dem Wirtschaftsausschuß der Eisenbahnbeamten auf der Direktion anzubieten und zwar für 2 Mark das Pfund. Dieser Kauf kam aber nicht zu Stande und inzwischen kam der Diebstahl heraus. Die Strafkammer hatte Perschke und Schielke zu je 1 ½ Jahren Gefängnis wegen Diebstahls und Lenz sowie Gollunski zu 6 und 9 Monaten wegen Hehlerei verurteilt. Die Verurteilten legten Berufung ein. Es wurde geltend gemacht, daß hier nicht Diebstahl sondern Betrug vorliege. Bezüglich des Ankaufs wurde darauf hingewiesen, daß das Mehl ordnungsgemäß gehandelt wurde und auch der Wirtschaftsausschuß angenommen hatte, daß es sich hier um einwandfrei erworbenes Mehl handelte. Es wurde beantragt, die Sache zur nochmaligen Verhandlung an die Strafkammer zurückzuverweisen. Das Obergericht verwarf jedoch die Revision.

Nachklänge zum Kellnerstreit

Am 19. April 1919 wurden in Langfuhr gelegentlich des Kellnerstreits Ausschreitungen begangen, die jetzt vor dem Schöffengericht zur Verhandlung kamen. Angeklagt waren die Kellner Zialkowski und Braeck, sowie der Büffettier Ackermann in Danzig. Die Angeklagten zogen mit etwa 40 Mann nach Langfuhr und repidierten die Lokale nach Streikbrechern. Etwa 20 bis 25 Personen gingen in die Lokale Zinglershöhe, Kaffee Hochschule und Sporthalle. Von den Wirten wurden sie aus dem Lokal gewiesen, doch dieser Aufforderung leisteten sie nicht Folge. Im Kaffee Hochschule trat der Wirt den Eindringlingen mit dem Revolver entgegen. Zur Schießerei kam es jedoch nicht. Der Wirt holte polizeiliche Hilfe herbei, die auch eingriff. Der Polizeiwachtmeister war von einem Bürgerwehrmann begleitet. Ziolkowski griff den Bürgerwehrmann an und entriß ihm das Gewehr und legte auf den Bürgerwehrmann an. Die Sache sah recht bedrohlich und auch für die Gäste gefährlich aus. Der Bürgerwehrmann wurde außerdem von Ackermann beleidigt. Das Gericht billigte den Angeklagten mildernde Umstände zu. Ziolkowski wurde wegen Hausfriedensbruches und Widerstandes gegen die Staatsgewalt zu 500 Mark Geldstrafe, Ackermann wegen Hausfriedensbruches und Beleidigung zu 300 Mark Geldstrafe verurteilt. Braeck wurde freigesprochen.
Das Gericht hat sich auf einen vernünftigen Standpunkt gestellt, und die Angeklagten nur zu Geldstrafen verurteilt. Um so unbegreiflicher ist das Verhalten des Gerichtes, das wegen desselben Deliktes kürzlich einige Angestellte zu Gefängnisstrafen verurteilte.

Standesamt – Todesfälle

S d Arbeiters Albert Weigle 4 M
– Invalide Jakob Julius Single fast 82 J
– Schmied Bruno Malikowski 81 J 1 M
– Witwe Marie Heß geb Specht 76 J 2 M
– Witwe Anna Radrowski geb Scherres 74 J 4 M
– Schwester des Diakonikenmutterhauses Ida Schulz 29 J 8 M
– Frau Bertha Stolz geb Widder 46 J 9 M
- T d Händlers Paul Hasuka 1 J 6 M
– S d Bäckers Nikolaus Becker 3 J 2 M

Karin K
11.05.2013, 08:10
Die Ausgaben 107 und 108:

107-1920 08.05.1920

Aus den Gerichtssälen

Angriff auf einen Kriminalbeamten
Ein Kriminalbeamter in Zivil und ein Polizeiwachtmeister trafen im Februar nachts den Kutscher Albert Lange in Langfuhr auf der Hauptstraße und sein Verhalten erschien den Beamten verdächtig. Sie fragten deshalb Lange nach seinem Vorhaben. Plötzlich tauchte von der anderen Straßenseite her ein Bekannter des Lange auf und nun lief Lange fort. Der Kriminalbeamte lief hinterher. Lange wandte sich dann um und gab aus einer mitgeführten Mauserpistole einen Schuß auf den Beamten ab. Dieser schlug dann mit einem Stock auf Lange ein, der dann noch einen zweiten Schuß abgab. Zum Glück trafen die Schüsse nicht, da der Beamte das Ziel durch Seitwärtshalten einer leuchtenden Taschenlampe verschob. Lange wurde dann mit dem Stock niedergeschlagen und unschädlich gemacht. Er hatte sich nun vor dem Schöffengericht zu verantworten. Er will betrunken gewesen sein, indem er für 42 Mark eine Flasche Schnaps kaufte und im Jäschkentaler Walde austrank. Das Gericht verurteilte ihn zu 2 Monaten Gefängnis und 80 Mark Geldstrafe wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt, unbefugten Schießens und Nichtablieferung der Schußwaffe.

Einen Bullen gestohlen
Der Fischer Robert Bahr in Bodenwinkel stahl mit einer anderen Person dem Gemeindevorsteher in Grenzdorf auf der Weide in der Nacht einen Bullen im Gewicht von 13 Zentnern und schlachtete ihn an Ort und Stelle ab. Das Fleisch wurde auf einem Kahn nach Elbing gebracht und hier im Schleichhandel verkauft. Der Bestohlene war an diesem Tage in Elbing und sah hier den Kahn mit dem Fleisch, ohne jedoch zu merken, daß es das Fleisch seines Bullen war. Erst zu Hause kam ihm der Gedanke, daß er wahrscheinlich das Fleisch gesehen hat, daß von dem gestohlenen Bullen stammte. Bahr bestreitet die Tat. Das Schöffengericht aber gewann die Überzeugung, daß Bahr der Dieb war und auch die Berufsstrafkammer trat dieser Verurteilung zu 9 Monaten Gefängnis wegen Diebstahls bei.

Polizeibericht vom 8. Mai 1920

Gefunden: 1 Portemonnaie mit zirka 70 Mark, Gepäckschein und Ausweis für Erika Bahnke, abzuholen vom Schuhmacher Herrn Peter Czucha, Sandgrube 44
1 goldener Trauring gezeichnet E. K und Datum, abzuholen von Frl. Hildegard Salau, Hauptstraße 118 bei Stumpf

Standesamt – Todesfälle

T d Kutschers Heinrich Dzewenkowski 9 J 8 M
– Privatier Ferdinand Zilski 88 J 3 M
– Unverhelichte Sara Banner 74 J 2 M
– T d Maschinisten Ernst Kothmann 7 M

108-1920 10.05.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Witwe Marie Formella geb Formella 90 J 1 M
– Schneider Ernst Kräter 75 J 7 M
– T d Werkhelfers Friedrich Harder 1 J 4 M
– Witwe Anna Schirrmacher geb Dreyer 62 J 4 M
– Rentnerin Marie Schneidlich geb Hauke 69 J 8 M
– Witwe Anna Schwittkowski geb Konlorski fast 43 J
– Laboratoriumsgehilfin Gertrud Neumann 17 J 9 M
– Kaumann Paul Braun 24 J 9 M
- unehelich 1 T

Karin K
12.05.2013, 07:45
Die Ausgaben 110 und 111:

110-1920 12.05.1920

Standesamt – Todesfälle

Konditor Hieronymus Mroczek 30 J 7 M
– S d Kutschers Oskar Schlee 9 M
– S d Arbeiters Alex Dombrowski 2 W
– Frau Theodora Rollpost geb Sarnowski 35 J 11 M
– Witwe Johanna Golz geb Sellfe 63 J 10 M
– Frau Maria Schulz geb Zegte 58 J 9 M
– Arbeiterin Gertrud Schwenke 20 J 11 M
– Arbeitsbursche Hermann Kiesel 16 J 8 M
– Frau Marie Linde geb Rinz 73 J 4 M
– Frau Adeline Wille geb Rumecke 51 J 11 M
– Kontoristin Martha Tschaetsch 17 J 11 M
– unehelich 1 S 1 T

111-1920 14.05.1920

Danziger Nachrichten

Ausraubung eines Gutshofes

In der Nacht vom 10 zum 11 Mai ist auf dem Stellmachschen Grundstück in Gr-Saalau-Abbau, Kreis Danziger Höhe, ein Einbruchdiebstahl verübt worden. Dem Besitzer Johann Malkowski sind dabei zwei Kühe, ein Kalb, zwei Schweine und sechs Hühner gestohlen worden. Die Diebe sind durch Einschlagen der hinteren Wand in den Stall eingedrungen. Um den Einbruch unbemerkt ausführen zu können, haben sie den Hofhund betäubt. Im Verdacht der Täterschaft stehen fünf Männer, die am Abend vorher mit einem Handwagen durch das Dorf gezogen und seitdem nicht mehr gesehen sind.

Standesamt – Todesfälle

Witwe Anna Woitkatis geb Kolzera 71 J 4 M
– Postsekretär a D Eduard Gregorowski 78 J 9 M
– Dreher Franz Bock 61 J 5 M
– Arbeiter Karl Rawski 51 J 7 M
– Frau Klara Bastian geb Wenzel 31 J 1 M
– Rentier August Jaschinowski 67 J 5 M
– T d Heizers Johannes Kwiatkowski 1 J 4 M
– Schuhmachermeister Louis neumann 58 J 6 M
– Frau Gertrud Hockendorff geb Prinz 24 J 4 M
-T d Maschinenbauers Artur Fierkau 1 J 3 M
– S d Maurers Paul Deimer 1 J 8 M
– S d Arbeiters Eduard Boß 12 W
– Kontoristin Charlotte Panschke 22 J 4 M
– unehelich 1 T

Anzeige

Am 12 Mai wurde der Hilfs-Kriminalbeamte, Mitglied der Bürgerwehr
Paul Mertschuweit
in Ausübung seines Dienstes in treuer Pflichterfüllung erschossen.
Wir verlieren in ihm einen unserer tatkräftigsten Beamten, dessen Andenken wir stets in Ehren halten werden.
Danzig, den 14. Mai 1920
Bürgerwehr Danzig

Allen Freunden und Bekannten, sowie den bisherigen Gästen zur gefl. Kenntnis, daß ich die Bewirtschaftung des Restaurants und Cafes
Im Goldenen Pflug
Danzig-Stadtgebiet, Am Markt, Ecke Boltengasse übernommen habe.
Es wird stets mein Bestreben sein, den Wünschen des geehrten Publikums in jeder Hinsicht gerecht zu werden, und bitte ich um gütigen Zuspruch.
Hochachtungsvoll
Erich Neumann

Karin K
13.05.2013, 13:14
Die Ausgaben 112 und 113:

112-1920 15.05.1920

Polizeibericht vom 15. Mai 1920

Gefunden: 1 seidene Kinderjacke, abzuholen von Frau Rosalie Proch, Baumbachallee Nr 16
1 rote Korallenhalskette, abzuholen von Frau Anna Hinz, Schwarzes Meer Nr 25
1 silberne Rocknadel, abzuholen von Fräulein Martha Baumgarth, Kleine Mühlengasse 5

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Schmiedegeselle, Gefreiter der 5. Kompagnie des Inf-Regts. Nr 344 Albrecht Samson 32 J
– Hilfskriminalbeamter Paul Mertschuweit 34 J 5 M
– S d Malers Gottfried Hartung 7 J 8 M
– S d Klempners Fritz Dobe 1 J 6 M
– Witwe Karoline Putzki geb Bolesta 80 J 8 M
– T d Käsers Fritz Probst 5 W
– Binnenlotse a D August Vorski 70 J 5 M
– Hilfsschaffner Karl Hoffmann 26 J 8 M
– Waffenmeister Arthur Schaffenberg 54 J 2 M
– Frau Laura Lewandowski geb Cohn 44 J 10 M
- Witwe Wilhelmine Kuckbusch geb Klamm 86 J 8 M
– unehelich 1 T

113-1920 17.05.1920

Die Abgeordneten des Volkstages (am Sonntag, 16. Mai war die erste Volkstagswahl der Freien Stadt Danzig)

Die 19 Abgeordneten der Sozialdemokratie

Dr Zint, Hans, Amtsrichter, Langfuhr
Gehl, Julius, Abgeordneter, Danzig
Grünhagen, Friedrich, Geschäftsführer, Langfuhr
Brill, Arthur, Abgeordneter, Ohra
Rehberg, Karl, Zimmerer, Weßlinken
Meerwald, Bruno, Lehrer, Rosenort
Karschefski, Johann, Maschinenbauer, Danzig
Reek, Walter, Abgeordneter, Danzig
Wohlgemuth, Toni, Abgeordnete, Danzig
Bohn, Paul, Schlosser, Danzig
Arczynski, Franz, Gewerkschaftssekretär, Danzig
Müller, Hans, Landgerichtsrat, Danzig
Spill, Fritz, Gewerkschaftsangestellter, Schidlitz
Dr. Bing, Hans, Arzt, Danzig
Kloßowski, Paul, Gewerkschaftssekretär, Danzig
Nagrotzki, Friedrich, Buchdrucker, Danzig
Woelk, Otto, Stadtrat, Danzig
Leu, Georg, Kaufmann, Danzig
Plagemann, Karoline, Frau, Langfuhr

Deutschnationale

D. Reinhard, Generalsuperintendent,
König, Obermeister
Kochanski, Besitzer
Kalähne, Anni, Frau
Sommerfeld, Kaufmann
Matschkewitz, Rektor
Pertus, Fabrikdirektor
Dr. Maithael, Hochschulprofessor
Senftleben, Handlungsgehilfe
Grube, Werftdirektor
Philipsen, Postsekretär
Ziehm, Gutsbesitzer
Böcker, Kaufmann
Schwegmann, Rechtsanwalt
Freudenthal, Alice, Frau
Schede, Bankdirektor
Karow, Stadtrat, Obermeister
Bennecke, Staatsanwalt a D
Dr. Ziehmn, Verwaltungsgerichtsdirektor
Dyk, Hofbesitzer
Dr. Treichel, Studienrat
Dr. Bumke, Landgerichtsrat
Truhn, Innungsobermeister
Possert, Margarete, Schulleiterfrau
Burandt, Landwirt
Christiani, Pfarrer
Dabeler, Bankbeamter
Stobbe, Brauereibesitzer
Dr. Frank, Landesrat
Brodowski, Metalldreher
Witt, Gutsbesitzer
Haak, Fabrikbesitzer

Unabhängige

Mau, Parteisekretär
Rahn, Kaufmann
Hohmann, Heizer
Raube, Kaufmann
Schmidt, Hobler
Leschkowski, Maschinenbauer
Fischer, Graveur
Gebauer, Redakteur
Leschewski, Maurer
Czarnecki, Maler
Pleitner, Stadtrat
Hartmann, Maurer
Döll, Emma, Frau
Roggenbuck, Gewerkschaftsangestellter
Üebersohn, Maurer
Beyer, Former
Kaschubowski, Maurer
Andres, Arbeiter
Söwe, Arbeiter
Rapper, Kupferschmied
Wehnke, Nagelschmied

Zentrum

Fuchs, Weingroßhändler
Schümmer, Generalsekretär
Landmann, Schuldirektorin
Sawatzki, Dekan
Gaikowski, Gewerkschaftssekretär
Splett, Rektor
Stawich, Gewerkschaftsbund
Schulz, Baugewerksmeister
Weiß, Lehrer
Spohn, Pfarrer
Janzen, Sodafabrikbesitzer
Kurowski, Rechtsanwalt
Forgen, Verlagsdirektor
Briskorn, Gutsbesitzer
Dargel, Oberzollsekretär
Neubauer, Oberingenieur

Freie Wirtschaftliche Vereinigung

Keruth, Rechtsanwalt
Hallmann, Fleischermeister
Witler, Kommerzienrat
Dr. phil Stremme
Antonie von Schroeter
Dr. Eschert, Fabrikbesitzer
Dr. Neumann, Rechtsanwalt
Haselau, Hauptlehrer
Wessel, Handelsangestellte
Brödersdorff, Redakteur
Grundmann, Kaufmann
Anmund, Professor

Demokraten

Schmihan, Stadtverordneter
Leidig, Kaufmann
v Morstein, Ella, Oberlehrerin
Förster, Postsekretär
Noé Hochschulprofessor
Arndt, Schlosser
Jewelowski, Fabrikbesitzer
Soy, Hofbesitzer
Dr. Loening, Amtsrichter
Kuhn, Handlungsgehilfe
Henke, Amtssekretär

Polen

Dr Kubacz, prakt. Arzt
Jedwadski, Gewerkschaftssekretär
Langowski, Rechtsanwalt
Dr. Panecki, prakt Arzt
Kuhnert, Kaufmann
Grobelski Ingenieur
von Budzynski, Kaufmann

Aus den Gerichtssälen

Beruhigung und Bestrafung der Pferde
Der Arbeiter Karl Hundt in Damerau stand unter der Anklage, seinem Dienstherrn zwei Pferde gestohlen zu haben, vor der Strafkammer. Zu seiner Verteidigung hatte er sich eine fast spaßige Geschichte ausgedacht. Er diente bei seinem Besitzer in Damerau und hatte hier zwei Pferde zu versehen. Diese Pferde sollen sich in der Nacht des Diebstahls nicht haben vertragen können. Sie zankten und schlugen sich nach der Aussage des Angeklagten und so beschloß er, die Pferde dadurch zu bestrafen, daß er sie aus dem Stalle führte und sie spazieren ritt. In dem Dorf Lichtenau war die Einwohnerwehr auf Wache gezogen und man hörte hier das Pferdegetrappel. Der Angeklagte mit den beiden Pferden wollte hier durch und wurde angehalten. Er erklärte auf Befragen, daß die Pferde Kolik hätten und er sie deshalb nur bewegen wollte. Er wurde jedoch festgenommen, da ein so weiter „Bewegungsritt“ verdächtig erschien. Eine sofortige Nachfrage bei dem Besitzer ergab auch, daß die Pferde durchaus gesund waren. Das Gericht glaubte der Geschichte des Angeklagten nicht, es war vielmehr der Überzeugung, daß er einfach einen Pferdediebstahl ausgeführt hatte und bei der Fortführung abgefaßt wurde. Das Urteil lautete auf ein Jahr Gefängnis.

Bandendiebstähle. In einer größeren Bandendiebstahlssache standen die Arbeiter Walter Schröder, Paul Schröder, der Tischler Parzch, die Arbeiter Hannmann, Ostrowski und die Arbeiterin Paula Paalmann aus Danzig vor der Strafkammer. Angeklagt sind außerdem in dieser Sache noch der kaufmännische Gehilfe Sulewski, der Seefahrer Sedowski und mehrere andere Personen (gekürzt)

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Witwe Wilhelmine Kückbusch geb Klower 86 J 8 M
– Rentiere Auguste Schnaase 84 J 7 M
– Frau Adelheid Haßmann geb Kunz 49 J 1 M
– S d Schlossers Paul Krause ½ Stunde
– S d Landwirts Karl Pfau totgeb
– Witwe Marie ??schewski geb Augustin 83 J 6 M
– unverehlichte Minna Loewy 82 J 8 M
– Witwe Helene Schmidt geb Bun?? 81 J 7 M
– Arbeiter Willy Schröder 35 J 4 M
– Kaufmann Julius Steyrowski 79 J 10 M
– Einrichter Bruno Zichner 79 J 8 M
– Witwe Paula Osterburger geb ?? 61 J 1 M
– Privatiere Anna Kernacke 68 J
– Kaufmann Johann Krieschewski fast 34 J

Karin K
14.05.2013, 12:51
Die Ausgaben 114, 115 und 116:

Danziger Nachrichten

Genosse Krahns Abschied von Danzig

Genosse Johann Krahn verläßt Danzig,um die Leitung einer größeren Genossenschaftsorganisation im westlichen Deutschland zu übernehmen. Mit ihm scheidet eine tüchtige Kraft der proletarischen Bewegung, insbesondere der Gewerkschaftsbewegung. Genosse Krahn kam 1915 als Zwangsarbeiter auf die frühere kaiserliche Werft, wo er bis zum Ausbruch der Revolution als Maschinenbauer tätig war. (gekürzt)

Polizeibericht vom 18. Mai 1920

Gefunden: 1 Portemonnaie mit Geld und 6 Brotmarken, abzuholen von Herrn Adolf Fischer, Tobiasgasse 4
1 lederne Geldtasche mit Geld, abzuholen von Leopold Sadretzki, Neuschottland 22 a
1 braunes Portemonnaie mit Geld, abzuholen von Hermine Weiß, Weinbergstraße 26
Zugelaufen: 1 deutscher Schäferhund mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Frl. Ella Kock, Grenadiergasse 26
1 desgl., abzuholen von Herrn Otto Schulz, Oberstraße 51
1 desgl., abzuholen von Herrn Otto Jargow, Grenadiergasse 11
1 desgl mit Marke 486/19, abzuholen von A Luppke, Am Berge Nr 2 II

115-1920 19.05.1920

Polizeibericht vom 19. Mai 1920

Gefunden: 1 goldenes Medaillon gez K M, abzuholen von Herrn Otto Felix, Faulgraben 8
1 Alpacahandtasche, abzuholen von Herrn Kriminalwachtmeister Thomen, Hohe Seigen 2 III

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Dr Med Adalbert Meyer 51 J 1 M
– Schachtmeister Walter Kober 52 J 9 M
- Redakteur Johannes Gruhl, 31 J 2 M
– Witwe Ida Schmidt geb Wandtke 42 J 4 M
– Witwe Berta Haak geb Forstreuter 80 J 6 M
– Anna Ehlert 67 J
– Frau Martha Buschau geb Muesebeck 38 J 9 M
– Witwe Friederike Groß geb Klein 62 J 2 M
– Frau ?? Spregel geb Mohn 89 J 6 M
– Rentier Michel Bred 77 J 4 M
– Knabe Friedrich Sliba 14 J 8 M
– S d Drehers Franz Lange 3 M
– Witwe Auguste Wallberg geb Lipke 54 J 6 M
– unehelich 1 S 1 T

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Deutscher Transportarbeiterverband
Ortsverwaltung Danzig
Am 16. Mai verstarb unser treuer Kollege, der ??
Otto Peters
an Magenkrebs
(Rest weitgehend unleserlich)

116-1920 20.05.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Schmiedegeselle, Gefreiter d 8. Komp. Inf-Regts 344, ?? Samson 30 J
– Ingenieur Albert Tost 44 J 6 M
- Privatier August Hohensee 66 J 2 M
– Frau Lina Rogatzki geb Bast, 48 J 11 M
– Arbeiter Reinhold Kaminski 44 J 5 M
– unehelich 1 T

Karin Langereih
14.05.2013, 13:01
Hallo Karin,
vielen lieben Dank wieder für die Namen.
Alpaca-Handtasche, was es damals alles schon gab.....:confused:
Liebe Grüße Karin L.

Bartels
14.05.2013, 13:26
Hallo Karin L.,

ich denke der Kriminalwachtmeister meinte damit Verzierungen aus Neusilber
und nicht Lama ...

Karin K
15.05.2013, 14:53
117-1920 21.05.1920

Danziger Nachrichten

Wieder ein polnisches Todesopfer?
In der Nacht zu Donnerstag hat sich an der Freistadtgrenze bei Hoch-Kelpin eine Bluttat abgespielt, durch die eine Danziger Witwe, die Händlerin Ida Büttler aus Danzig, ums Leben gekommen ist und zwei unmündige Kinder zu Waisen geworden sind.
Die 41 Jahre alte Ida Büttler bewohnte mit ihrer 17jährigen, jetzt erwerblosen Tochter Emmy und ihrem 15 Jahre alten Sohn Paul ein Stübchen im Hause Breitgasse 84 und ernährte sich durch kleine Handelsgeschäfte. Am Dienstag machte sie sich mit ihrem Sohn und einem Handwagen auf den Weg nach der Leesener Gegend, die schon auf polnischem Gebiet liegt. Wie ihr Junge aussagt, hatte sie vor längerer Zeit dort eine Nähmaschine und anderes hingebracht, wofür sie noch etwas zu bekommen hatte. Die Nacht zu Mittwoch verbrachte sie mit ihrem Sohne im Hause eines dortigen Besitzers und erhielt, wie der Junge berichtet, als Zahlung mehrere Pfund Butter und Eier. Paul Büttler erklärt, daß seine Mutter und er in der Nacht zu Donnerstag mit ihrem Wagen und den Lebensmitteln bereits auf Freistadtgebiet bei Kelpin gewesen seinen als aus der Dunkelheit plötzlich „Halt!“ zugerufen wurde. Es erschienen mehrere uniformierte Bewaffnete, von denen einer ein Gewehr mit aufgepflanztem Seitengewehr trug. Der Junge glaubte, daß es sich um eine polnische Grenz-Patrouille handelte.
Die Männer nahmen der Frau die Butter und die Eier fort und gingen davon. Frau Büttler ging ihnen noch eine lange Strecke nach. Als sie dabei eine Böschung hochstieg, fielen plötzlich etwa sechs Schüsse, die Frau wankte, lief eine kurze Strecke und brach dann, tödlich durch den Leib getroffen, in einem Roggenfeld zusammen. Der Junge lief hilferufend zu der stöhnenden Mutter und lief schließlich fort, um Hilfe zu suchen. Nach einiger Zeit kam er mit einigen Leuten zurück, fand seine Mutter aber bereits im Sterben. Die verletzte Frau wurde nach Danzig befördert, wo die Leiche, nachdem die Polizei unterrichtet worden war, nach der Städtischen Leichenhalle auf dem Bleihofe gebracht wurde. Da die Erschossene in sehr ärmlichen Verhältnissen lebte, ist die Lage der beiden zurückgelassenen Waisen äußerst traurig.
Wieviel Blut unschuldiger Danziger muß wohl erst noch fließen, ehe der Völkerbund und sein Oberkommissar, Sir Reginald Tower, unser Danzig von dem alles Menschliche empörenden polnischen Blutbann befreien?! So geht es einfach nicht mehr weiter, daß die Bürger des „Freistaates“ selbst innerhalb seiner Grenzen nicht mehr ihres Lebens vor polnischen Mordwaffen sicher sind!

Ein Opfer englischer Soldaten
Den Folgen schwerer Mißhandlungen erlegen ist vor einigen Tagen die 18jährige Kontoristin eines Brauereibureaus, Martha Tschätsch, Tochter des Mühlenwerkführers T., Weichmannsgasse 2. Das junge Mädchen, dem ein durchaus gutes Leumundszeugnis ausgestellt wird, erhielt am 8. Mai von ihren Eltern auf ihren Wunsch die Erlaubnis, abends gegen 8 Uhr ein Stündchen ins Freie zu gehen. Sie machte in Begleitung eines anderen jungen Mädchens und eines jungen Mannes einen Spaziergang nach einer Laubenkolonie in Gr-Walddorf, um Bekannte aufzusuchen. Von diesem Spaziergang kehrte sie nicht heim. Den besorgten Eltern wurde nachts die Mitteilung gemacht, ihre Tochter sei mit schweren Mißhandlungen in das Krankenhaus eingeliefert worden. Sie hatte Quetschwunden an der Brust, einen Bruch des linken Oberschenkels und innere Verletzungen, denen sie nach fünf Tagen erlegen ist. Aus ihren Aussagen, die durch die Bekundungen der Zeugen unterstützt werden, ergab sich, daß das Mädchen von zwei englischen Soldaten mißhandelt worden ist. Die obengenannte Gruppe traf die Soldaten am Wallgelände in der Nähe der Straußgasse. Einer der beiden Engländer hat nach den Angaben der Zeugen ohne Ursache das Mädchen mit einem Stock und der Faust geschlagen. Sie ist dann entweder in der Angst vor Mißhandlungen oder infolge eines Stoßes – die Zeugenaussagen haben hierüber kein klares Bild ergeben – die Böschung des Walles in eine Kaule hinabgestürzt und hat dabei die erwähnten schweren Verletzungen erlitten, an denen sie gestorben ist. Die beiden Soldaten entfernten sich, die Zeugen des Vorfalls waren nicht in der Lage, sie aufzuhalten.
Die hiesige Kriminalpolizei hat das Ergebnis ihrer Ermittelungen dem englischen Militär-Kommando mitgeteilt und dieses hat alle Versuche unternommen, die beiden Soldaten ausfindig zu machen. Gegenüberstellungen sind erfolgt, jedoch ergebnislos geblieben. Die beiden Täter haben sich nicht ermitteln lassen.
Uns ist es unglaublich, daß die Rohlinge, die das deutsche Mädchen so unerhört brutal geopfert haben, nicht ermittelt werden können. Bei der völligen Übereinstimmung der Aussagen der Getöteten und der übrigen Zeugen ist an der Richtigkeit ihrer Darstellung des empörenden Falles nicht zu zweifeln. Es wäre deshalb mehr als skandalös, wenn die notwendige Sühne ausbleiben sollte.
Dieser entsetzlich traurige Fall mahnt unsere Frauen und Mädchen wieder zu einem Verhalten gegen die ausländischen Soldaten, das ihre weibliche Würde und ihren Nationalstolz nicht verletzt. Not und Mangel entschuldigen gewiß manches. Das billige Geld der Engländer lockt in dieser Zeit wirtschaftlichen Elends. Deshalb sollte aber auch kein Mädchen, und lebte es in noch so großer Not, vergessen, daß es eine Deutsche ist und die Engländer als unsere Herren hier sind. Wer aber gewisse Promenaden, wir wollen heute absichtlich nicht deutlicher werden, in der Nähe der Kasernen der Engländer sieht, dem pocht mitunter der Ingrimm.

Standesamt – Todesfälle

Witwe Emilie Schmidt geb Kamin 78 J 4 M
– S d Reservelokomotivführers Walter Burrmeister 4 J
– Dienstmädchen Margarethe Zawolanski 86 J 5 M
– Klempnergeselle Alexander Reswerowski 31 J 1 M
– Koch Robert Wieser 36 J 6 M
– unverehelichte Franziska Detslaff 76 J 6 M
– Arbeiter Karl Hoffmann 60 J 10 M

118-1920 22.05.1920

Aus den Gerichtssälen

Drei Monate Gefängnis für Pressebeleidigung
Vor dem Schöffengericht hatte sich der Redakteur Roman Piezorkiewicz in Danzig wegen Preßbeleidigung zu verantworten. (gekürzt, der ganze Artikel steht im Aeltermann-Thread)

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Geschäftseröffnung
Eröffne mit dem heutigen Tage
Melzergasse Nr 1
ein Kolonialwaren- und Delikatessengeschäft
Es wird mein Bestreben sein, durch streng reelle Bedienung das Vertrauen der Kundschaft zu erwerben.
Kunden auf Lebensmittel werden angenommen und bitte mein neues Unternehmen gütigst unterstützen zu wollen
Danzig, den 21. Mai 1920
M. Kornath, Melzergasse 1

Karin K
16.05.2013, 15:28
Die Ausgaben 119 und 120:

119-1920 25.05.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

S d verstorbenen Melkers Gefr. Ewald Horn 6 J 9 M
– Witwe Anna Neikowski geb Karpschinski 46 J 2 M
– Zimmermann Albert Münch 59 J 7 M
– Witwe Marianne Förstner geb Dischereit 73 J 8 M
– Lazarett-Oberinspektor Richard Jochim 79 J 3 M
– Kontorist Hugo Schulz 44 J 3 M
– Arbeiter Cornelius Wendt 79 J
- T d Wiegers Franz Bach 5 J 5 M
– Kaufmann Johannes Senczek 32 J 11 M
– Schiffszimmermann Johann Rutakowski 66 J 3 M
– Frau Luise Zelgert geb Kling 68 J 7 M
– T d Schaffners Max Moldenhauer 26 Tage
– S d Arbeiters Fritz Karpinski totgeb.
- T d Kaufmannes Artur Henning 6 M
– Witwe Mathilde Kohnwald geb Heß 72 J 5 M
– Frau Margarete Geidus geb Schwarz 40 J 1 M
– Schiffseigner Franz Schröder 46 J 7 M

120-1920 26.05.1920

Polizeibericht vom 26 Mai 1920

Gefunden: 1 Brieftasche für Frau Lida Glazer geb Blawat
1 goldene Herrenuhr, abzuholen von Herrn Wilhelm Metze, Hoschschulweg 17
1 goldener Freundschaftsring, abzuholen von Fräulein Auguste Korrmann, Ahornweg 10
Zugelaufen: 1 kleiner weißer Pudel, abzuholen von Frl. Agnes Schneider, Hintergasse 34 I

Standesamt – Todesfälle

Rentiere Luowika Schueßler 84 J 10 M
– Witwe Maria Schmode, geb Palm 64 J 9 M
– S d Postschaffners Karl Jeschke 8 J 6 M
– Hospitalistin Selma Neumann 66 J 5 M
– Frau Wilhelmine Polley geb Klingenberg 66 J 10 M
– T d Arbeiters Adolf Baumgart 3 Tage
– Arbeiter Otto Koenig 26 J 3 M
– Ehem. Landsturmmann Albert Lehmann 48 J 6 M
– unehelich 1 S

Bartels
16.05.2013, 23:11
Einen schönen guten Abend,

wenn es allein bei den Fundsachen heisst: "Frau Lida Glazer geb Blawat" könnten das Informationen sein nach denen Familienforscher schon sehr lange gesucht haben.

Vielen Dank fürs Posten!

Karin K
17.05.2013, 11:04
Ich persönlich finde die Fundsachen sehr bereichernd weil sie Verwandtschaftsverhältnisse aufzeigen. Hier werden Personen mit Adresse genannt die nicht im Adressbuch auftauchen, die ganzen Ehefrauen, Töchter und Söhne, die jungen Frauen die als Dienstmädchen bei Familien leben. Interessant ist es obendrein, was so alles verloren gehen kann.

Die Ausgaben 122 und 123:

122-1920 28.05.1920

Polizeibericht vom 28. Mai 1920

Gefunden: 1 Federkoffer mit Schreibutensilien, gez Willy Lewandowsky, abzuholen von Frl. Staage, Grenadiergasse 10
1 graue Brieftasche mit großem Geldbetrage, abzuholen von Elisabeth Peckrun, Neufahrwasser, Wilhelmstraße 17
1 goldener Trauring, abzuholen von Herrn R. Podgerski, Altst. Graben 65 I
Zugelaufen: 1 junger Schäferhund mit Lederriemen, abzuholen von Herrn Jakob Schimikowski, Brösen, Danzigerstraße 5 a

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Witwe Antonie Jäckel geb Krüger 56 J 10 M
– Witwe Angelika Schmidt geb Sawrich 62 J 5 M
– Frau Auguste Sonnemann geb Jahnke 56 J 2 M
– T d Kaufmannes Georg Kuhn 5 W
– Arbeiter Hermann Schlonski 57 J 8 M
– T d Maschinisten Bruno Jaschinski totgeb.
- unverhelichte Anna Fischer 29 J 7 M
– Polizeiwachtmeister Theodor Radtke 54 J 8 M
– Witwe Mathilde Kröcker geb von Lühren 81 J 6 M
– Frau Johanna Libratzki geb Patzer 38 J 9 M
– Witwe Henriette Kebieter geb Nehrmann 79 J 8 M

123-1920 29.05.1920

Danziger Nachrichten

Aus den Gerichtssälen

Für den Bruder ins Gefängnis
Es gibt doch noch eine brüderliche Liebe. Der Arbeiter Gustav Polzin in Ohra hatte sich vor dem Schöffengericht wegen intellektueller Urkundenfälschung zu verantworten. Sein Bruder Eduard war vom Schöffengericht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Der Bruder Gustav Polzin hatte aber gerade Zeit und wollte nun die Strafe für seinen Bruder verbüßen. Am 27. Dezember ging er ins Gefängnis und meldete sich hier als Eduard Polzin an, der eine Strafe zu verbüßen habe. Unter diesem Namen wurde er auch ins Gefängnisregister eingetragen und trat die Strafe an. Das wäre auch ganz gut gegangen, wenn nicht die Mutter dazwischengekommen wäre. Sie hatte Mitleid mit ihrem Sohne, der jetzt tatsächlich unschuldig, wenn auch freiwillig, die Strafe verbüßte. Sie schrieb deshalb an das Gefängnis und teilte mit, daß Gustav Polzin zu Unrecht im Gefängnis säße und man solle ihn doch freilassen. Es ergab sich, daß diese Mitteilung richtig war und der Wunsch der Mutter wurde erfüllt. Er hatte aber keine Ahnung, daß er sich durch diese Liebestat strafbar gemacht hatte. Er hat einen falschen Namen angegeben, der ins Register eingetragen wurde. Der Amtsanwalt wies auf diesen gutmütigen Beweggrund hin und beantragte deshalb nur 2 Wochen Gefängnis. Das Schöffengericht aber erhöhte die Strafe auf 4 Wochen.

Polizeibericht vom 29. Mai 1920

Gefunden: 4 Schlüssel am Ringe, abzuholen von Gerhard Schött, Langgarter Wall 9
1 Damenarmbanduhr, abzuholen von Frau Meta Popp, Posadowskyweg 83

Standesamt – Todesfälle

Schneidermeister August Teffner 75 J 9 M
– Kaufmann Oskar Richard Ehrlichmann 50 J 3 M
– Leutnant im Grenadier-Regiment Nr 5, Hans Sigismund von Knobelsdorff 18 J 9 M

Bartels
17.05.2013, 14:21
Danke Karin,

auch positiv bei den Todesanzeigen der Geburtsname, und ob die Frau als Witwe stirbt oder einen Ehemann hinterlässt.

*** "intellektuelle Urkundenfälschung" !!!

Karin K
18.05.2013, 08:04
Die Ausgaben 125, 126 und 128:

125-1920 01.06.1920

Die 30 Geschworenen der Schwurgerichtsperiode ab 14. Juni 1920

Professor Ernst Petersen in Langfuhr
Rittergutsbesitzer Fojnowski (?schlecht leserlich) in Klein-Kleschau
Oberlehrer Dr. Notdurft in Langfuhr
Oberpostsekretär Nickel in Langfuhr
Regierungsbauführer Neumann in Langfuhr
Oberdeckoffizier Neander in Neufahrwasser
Bautechniker Dieck in Oliva
Kaufmann Fritz Rasneck in Langfuhr
Professor Dr. Fischer in Oliva
Malermeister Miedlitz in Danzig
Dr. Ing. Nagelschmidt in Danzig
Dr Ernst Ehlers in Danzig
Rentier Esau in Oliva
Kaufmann Eckstädt in Danzig
Rittergutsbesitzer Moser in Unter-Buschkau
Oberlehrer Baercke in Zoppot
Kaufman Dr. Muskate in Langfuhr
Rentier Boldi in Oliva
Bankdirektor Marx in Danzig
Kaufmann Milenz in Danzig
Kaufmann Retzling in Danzig
Rentier Bochert in Oliva
Syndikus Creutzburg in Oliva
Geheimrat Professor Dr. Lorenz in Langfuhr
Oberleutnant a D Kaufmann von Dabbert in Langfuhr
Handels?? Lenz in Langfuhr
Kaufmann Lindenblatt in Danzig
Diplomingenieur Reinhardt in Danzig
Rechnungsrat Marquart in Danzig
Th Losen in Danzig

126-1920 02.06.1920

Polizeibericht vom 2. Juni 1920

Gefunden: 1 silberne Damenuhr mit Monogramm und Kette, abzuholen von Frl Elfriede Hahn, Hochschulweg 2
Zugelaufen: 1 großer weiß- und gelb-gefleckter Hund mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Herrn Friedrich Küster, Wallgasse 25

Standesamt – Todesfälle

S d Monteurs Franz Hugowski 1 J 4 M
– Witwe Emilie Rillb geb Zwar 82 J 11 M
– Frau Maria Kusch geb Pomdlitz 71 J 8 M
– Berufsloser Erich Wiebe 20 J 8 M
– Invalide Karl Gottlieb Ziemen 70 J 3 M
– Kellner Benedikt Balitzki 41 J 2 M
– unehelich 1 T

128-1920 04.06.1920

Polizeibericht vom 4. Juni 1920

Gefunden: 1 silberne Lorgnette, abzuholen von Fräulein Elisabeth Swantes, Karrenwall 6
1 silberner Uhranhänger am schwarzen Bande, abzuholen von Herrn Polizeisekretär Kühl, Bahnhofstraße 11 b
1 goldene Halskette nebst goldenem Medaillon mit 4 roten Steinen, abzuholen von Herrn Bureauhilfsarbeiter H Wisotzki, Delbrück-Allee 7 a

Standesamt – Todesfälle

Schmied, Sergeant im Ulanen-Regiment Nr 4 Leo Albert Redmann 28 J 9 M
– T d Mechanikermeisters Otto Litzberski 4 M
– Witwe Auguste Lilling geb Waesserling 75 J 10 M
– Witwe Maria Niebolski geb Zipper vorher verw. Oberstein 71 J 7 M
– S d Arbeiter Hermann Kaeß 3 M
– S d Seemanns Richard Buchau 6 Stunden
– Witwe ?? Rodenacker geb Tennstaedt 81 J 8 M
– Frau ?? Horn geb Hintz fast 44 J
– Maler Johannes Annoji 24 J 11 M
– Frau Bertha Röhr 66 J 3 M
– unehelich 1 T

Karin K
19.05.2013, 08:00
Die Ausgaben 129 und 131:

129-1920 05.06.1920

Danziger Nachrichten

Von einem Automobil überfahren wurde am Mittwoch nachmittag in der Nähe der Schichauwerft und Alten Schichaukolonie der Invalide Joh. Zimmer, Alte Schichaukolonie 13 wohnhaft. Z ist schwerhörig und hatte das Signal des Autos nicht gehört. Er erlitt mehrere Rippenbrüche. Der Autoführer brachte den Verletzten zunächst in dessen Wohnung und dann in ärztliche Behandlung.

Der falsche Kartoffelverkäufer. Vor dem Schöffengericht hatte sich der Arbeiter Heinrich Pasewark in Danzig wegen Betruges zu verantworten (gekürzt)

Standesamt – Todesfälle

Kupferschmied, Kanonier der 3 Batterie des Res.-Fußartillerie-Regiments Nr 17, Paul Georg Riefenberg 23 J 4 M
– T d Friseurs Hugo Ott 5 M
– S d Arbeiters Rudolf Heinrichs 8 M
– Arbeiter August Pieper 51 J 4 M

131-1920 08.06.1920

Standesamt – Todesfälle

Witwe Emilie Schneider geb Lange, fast 87 J
– Seminaristin Martha Kützner 17 J 5 M
– Lagerverwalter Artur Dreyer 42 J 8 T
– Frau Therese Blum geb Deuble 56 J 2 M
– S d Eisenbahnarbeiters Felix Jeschke 4 Wch
– T d Malers Paul Knuth 5 M
– Invalide Johann Dombrowski 87 J 2 M
– T d Vorschmiedes Wladislaus Czacharowski 6 J 8 M
– Kaufmann Willi Kamnitzer 55 J 9 M
– Zimmermann Albert Kalitzki 50 J 9 M

Karin K
20.05.2013, 11:20
Die Ausgaben 132 und 133:

132-1920 09.06.1920

Schwurgerichtssachen. Für die am 14. Juni beginnende Schwurgerichtszeit sind bis jetzt folgende Sachen zur Verhandlung angesetzt worden: am 14. Juni gegen den Arbeiter Paul Säger aus Groß-Lichtenau, gegen den Arbeiter Franz Schaplewski aus Klein-Lichtenau, gegen den Arbeiter Wilhelm Arnold aus Klein-Lichtenau wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes. Am 15. Juni gegen den Schneider Franz Hinz, zuletzt in Graudenz, wegen schwerer Urkundenfälschung in Verbindung mit Betrug. Am 16. Juni gegen den Arbeiter Albert Behling aus Neufahrwasser wegen schwren Landfriedensbruches. Am 17.Juni gegen die Krankenpflegerin Marie Dahlke aus Danzig wegen versuchter Abtreibung. Am 18 Juni gegen den Arbeiter Otto Grabewski aus Hochzeit wegen Totschlags. Am 19. Juni gegen den Schneidergesellen Adolf Adam Müller aus Danzig wegen Totschlags.

133-1920 10.06.1920

Kreistagswahl - wählt sozialdemokratisch (mit Lücken da schlechte Qualität)

Kreis Danziger Höhe
Im 1. Wahlbezirk
Hauptlehrer Franz Urbat Brentau
Stellmacher Alexander Steffan Wonneberg
??arbeiter Max Lankowski Schönfeld
Im 2. Wahlbezirk
Maurer Johann Olschewski Guteherberge
Lehrer Oskar ?? Groß-Bölkau
Arbeiter August Kohnke Gischkau
Im 3. Wahlbezirk
??aufseher Ernst Jeschke Oberkahlbude
Rentner Paul Dibowak Ziegelei Babenthal
Molkereifachmann Hermann Keck Ober-Buschkau
Im 4. Wahlbezirk
Arbeiter Otto Lutz Kohling
Arbeiter Friedrich Marczinke ??
Maurer Paul Kapelowski Schönwarling
Im 5. Wahlbezirk
Gemeindevorsteher Stefan Wessalowski Groß-Kleschkau
Waldarbeiter August Krause Wartsch
Arbeiter Wilhelm Steinmann Groß-??
Im 6. Wahlbezirk
Lehrer Friedrich Engler Fünfgrenzen
Besitzer Gotthold Zeller Wiesenthal
Stellmacher Karl Sabrowski Mariensee

Kreis Danziger Niederung

Im 1. Wahlbezirk
Landarbeiter Friedrich Stein Steegner Werder
Maurer Albert Schöler Stutthof
Zimmerer Friedrich Mankau Groschkenkampe
Landarbeiter Johann Lanpenau Fischerbahke
Landarbeiter Hermann Schönhoff Glabitsch
Im 2. Wahlbezirk
Schmidt Johann Eigentümer Nickelswalde
Hannemann Johann Eigentümer Letzkauerweide
Milz Heinrich Maurer Pasewark
Bausemer Emil Kaufmann Freienhuben
Hildebrandt August Eigentümer Schönbaum
Bruhn Albert Zimmerer Junkeracker
Im 3. Wahlbezirk
Schmacks Walter Bäckermeister Bohnsack
Claas Max Steuermann Schiewenhorst
Dittemann I. Eduard Fischer Östl-Neufähr
Pleger Richard Landarbeiter Schnackenburg
Wenzel Heinrich Zimmerer Einlage
Im 4. Wahlbezirk
Klingenberg Gustav Lehrer Groß-Plehnendorf
Ziemann Franz Holzarbeiter Klein-Plehnendorf
Rehberg Karl Zimmerer Weßlinken
Im 5. Wahlbezirk
Knott Gustav Bahnvorarbeiter Gottswalde
Schanz Johann Landarbeiter Nassenhuben
Penner Johann Chausseearbeiter Klein-Herzberg
Luschkowski Franz Landarbeiter Schönau
Möbus Josef Landarbeiter Müggendahl
Im 6. Wahlbezirk
Hellwig Paul Gemeindevorsteher Groß-Zünder
Penner Karl Maurer Schmerblock
Dulz Emil Tischler Käsemark
Treptau Wilhelm Arbeiter Klein-Zünder
Klaffke Adolf Arbeiter Trutenau
Im 7. Wahlbezirk
Cartmann Gustav Lehrer Stüblau
Gessner Adolf Arbeiter Rostau
Tidszum Otto Arbeiter Zugdam
Haase Friedrich Arbeiter Langfelde
Allaut August Arbeiter Kriefkohl

Für den Kreis Großer Werder sind folgende Männer aufgestellt

Haak, Paul Eigentümer und Zimmergeselle Ladekopp
Wottrich Max Gemeindevorsteher und Werkmeister Liessau
Meerwald Bruno Lehrer Rosenort
Wierschowski Wladislaus Verbandsangestellter Groß-Lichtenau
Grodnick Emil Gemeindevorsteher und Gärtner Schöneberg a W
Radtke Herta Postagentin Fürstenau
Harwarth Johann Chausseearbeiter Marienau
Zobbot Heinrich Landarbeiter Petershagen
Schneider Martin Landarbeiter Kalteherberge
Lux Friedrich Landarbeiter Rosenort
Stukowski Johann Landarbeiter Eichwalde
Schwarz Friedrich Landarbeiter Fürstenau
Verlei Johann Schuhmacher Groß-Lichtenau
Reinhold Adolf Maurergeselle Schönsee
Schulz Friedrich Landarbeiter Orlofferfelde
Schulz Karl Schuhmacher Lakendorf
Weichsel Johann Eisenbahnarbeiter Liessau
Etienne Anton Landarbeiter Wernersdorf
Laschewski Paul Landarbeiter Mierau
Xavier Johann Landarbeiter Altmünsterberg
Hoeldeke Gottlieb Landarbeiter Neuteichsdorf
Maravordt Gustav Landwirt Rückenau
Grabowski Anna Landarbeiterfrau Barendt
Janzen Johann Landarbeiter Tiege
Schulz Karl Landarbeiter Bröske

Karin K
21.05.2013, 11:04
Die Ausgaben 134, 135 und 136:

134-1920 11.06.1920

Polizeibericht vom 11. Juni 1920

Gefunden: 1 silberne Damenschlüsseluhr, abzuholen von Frl Elisabeth Weser Sandgrube 20

135-1920 12.06.1920

Polizeibericht vom 12. Juni 1920

Gefunden: 1 goldener Ohrring, defekt, abzuholen von Frau Martha Hasemann, Schwarzes Meer 23
Zugelaufen: 1 Schäferhund, abzuholen von Herrn Erich Wruck, Englischer Damm 16, 2 Tr

Standesamt – Todesfälle

Musketier der 5. Kompanie des Inf-Regt. Nr 104 Karl Krupp fast 27 J
– S d Drehers Franz Augustin 4 M
– Wachtmeister der Sicherheitswehr August Lungwitz 37 J 1 M
– Frau Emilie Ebel geb Bast fast 53 J
– Schriftsetzer Heinrich Jackstädt 67 J 2 M
– Stadtsekretär Karl Groth 51 J 10 M
– unehelich 1 T

136-1920 14.06.1920

Danziger Nachrichten

Sauerstoff-Explosion bei Schichau. Am Sonnabend vormittag ereignete sich im Betriebe der Schichauwerft ein schwerer Unfall. Eine Sauerstoffanlage explodierte. Der sie bediendende Maschinenbauer Emil Jurde, Luisenstraße 5, wurde fortgeschleudert und am Kopfe schwer verletzt. Besinnungslos wurde er in das städtische Krankenhaus gebracht. Dort ist er kurz nach seiner Einlieferung gestorben. Er hatte einen schweren Schädelbruch davongetragen.

Diebstahl zu Lande und zu Wasser. Die Diebstähle ganzer Waggons Waren aus dem Freihafen sind jetzt erschwert worden, und nun werden sie zu Wasser aufgenommen. Der Dampfer „Weichsel“ wurde von seinem Kapitän Hermann Schmidt dazu benutzt, morgens 7 Uhr eine größere Menge Waren aus dem Freihafen zu entführen. Die Waren waren auf dem Dampfer verteilt, und die Hafenwache hat die gestohlenen Sachen nicht bemerkt. Auf dem Dampfer befanden sich unrechtmäßig 22 Rohrstühle, 2 Fournierhölzer, 800 Meter Stoffe, 5 Zentner Reis, mehrere Zentner Bohnen, ein Sack Tabak, Schuhe, Leder, Wolle usw. Der Kapitän will die Sachen von einem Unbekannten im Freihafen gekauft haben. Er wurde festgenommen.

Polizeibericht vom 13. und 14. Juni 1920

Gefunden: 1 Zeugbrieftasche mit deutschem und polnischem Gelde, abzuholen von Schüler Kurt Duschinski, Schwarzes Meer Nr 7 II
1 goldener Trauring gezeichnet E K und Datum, abzuholen von Fräulein Hildegard Segau, Hauptstraße 118 bei Stumpf

Standesamt – Todesfälle

Rentenempfängerin Antonie Klein 79 J 8 M
– T d Bäckergesellen Valentin Weyczyk totgeb.
- Rentier August Bauer 75 J 10 M
– S d Arbeiters Johann Borowski totg.
- Tischler Karl Seidel 54 J 3 M
– Maschinenbauer Emil Jurde 39 J 1 M
– Schlosser Julius Streblowski 30 M 1 M
– Nähterin Marta Müller 65 J 8 M
– Arbeiter Paul Brinz 38 J 4 M
– unehelich 3 T 1 S

Bartels
21.05.2013, 11:27
Hallo Karin,

was alles so im Schwarzen Meer gefunden wird: siehe Nr. 112, 135, 136 (seit Nr. 95). -
Ich hätte gerne den "schwarz und weiß-gefleckten Terrier, aus der Hundegasse hundert...

... und wie die Danziger wieder klauen - Not macht erfinderisch.

Karin K
22.05.2013, 11:43
Die Ausgaben 137 und 138:

137-1920 15.06.1920

Nachruf
Am 13. Juni d Js verstarb in seinem 76. Lebensjahre der frühere Stadtverordnete Herr August Bauer (gekürzt)

138-1920 16.06.1920

Danziger Nachrichten

Einbruch in die „Ostbahn“ in Ohra. In der vergangenen Nacht suchten Diebe das bekannte Lokal „Zur Ostbahn“, Inhaber Mathelius, in Ohra heim. Sie raubten Eßwaren und Spirituosen. Der schwerste Verlust für den Wirt ist jedoch, daß die Spitzbuben sämtliche Gardinen von den hohen Saalfenstern gestohlen haben. Gleichwertiger Ersatz ist heute dafür überhaupt nicht zu beschaffen.

Polizeibericht vom 16.06.1920

Gefunden: 1 dunkles Damenportemonnaie mit Geld, abzuholen von Schüler Hans Dekepper, Neufahrwasser, Berstraße 12
1 Paar Kinderschnürschuhe und Strümpfe, abzuholen von Herrn Gefangenen-Aufseher Brehmer, Karrenwall 6, Polizei-Gefängnis.

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Frau Klara Speer geb Gerlach 31 J 6 M
– Schuhmacher August Schirmer 80 J 5 M
– T d Werfthelfers Joseph Kiwall 5 M
– T d Arbeiters Julius Kunkel 2 Tage
– Eigentümer Otto Krause 44 J 2 M
– Oberschirrmeister Gustav Wallheim 62 J
– Frau Katharina Schallier geb Kraemer verw. Baleski 72 J 2 M
– Frau Emma Marquardt geb Jorg 89 J 8 M
– Invalide Ferdinand Stibbe 77 J 2 M
– Kontoristin Emilie Schneider 17 J 5 M
- unehelich 1 S 1 T

Nachruf

Unser Mitarbeiter, der Geschäftsführer
Gustav von Malachinski
ist am 15. d Js verstorben.
Wir verlieren in ihm einen treuen Mitarbeiter und trauern an seiner Bahre
Die Angestellten des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes
Verwaltungsstelle für die Freie Stadt Danzig

Karin K
23.05.2013, 16:30
Die Ausgaben 140 und 141:

140-1920 18.06.1920

Polizeibericht vom 18. Juni 1920

Gefunden: 1 schwarzer Spazierstock mit gebogener silberner Krücke, abzuholen von Herrn Eugen Dietrich, Schüsseldamm 7
1 mattgoldene Halskette mit mattgoldenem Medaillon, abzuholen von Frau Auguste Schlicht, Weichselstraße 10

Standesamt – Todesfälle

Frau Pauline Salewski geb Lunatis 41 J
– Frau Auguste Mielke geb Ruchse? 78 J 10 M
– S d Maschinenschlossers Robert Niemann 3 Tage
– Rentier Georg Bieler 70 J 9 M
– S d Expedienten Julius Cohn 6 W
– Arbeiter Friedrich Kowalski fast 48 J
– Frau Martha Rosemann geb Rabow 34 J 5 M

141-1920 19.06.1920

Danziger Nachrichten

Weitere Schwurgerichtstage. Die ganze Schwurgerichtszeit nimmt diesmal über 14 Tage in Anspruch. Am 22 Juni wird verhandelt gegen den Fleischer Gustav Baumann aus Fünfgrenzen wegen Brandstiftung. Am 24. Juni gegen den Arbeiter Alfons Nock aus Weichselmünde, den Arbeiter Max Brieschke aus Neufahrwasser und das Dienstmädchen Erna Hoffmann aus Danzig wegen Straßenraubes, am 26. Juni gegen den Elektriker Siegfried Schaarschmidt aus Danzig, den Eisendreher Willy May aus Elbing, den Arbeiter Bruno Szadd aus Danzig und den Arbeiter Hans Grubba aus Danzig wegen schweren gemeinschaftlichen Raubes und versuchten Totschlages. Am 26. Juni gegen den Arbeiter Fritz Zimmermann aus Tannsee, den Arbeiter Johann Rasuch aus Eichwalde, den Melker Anton Kornowski aus Eichwalde, den Melker Leo Tuschinski aus Eichwalde und den Arbeiter Gustav Schabowski aus Tannsee wegen schweren Landfriedensbruches. Am 28. Juni gegen den Seefahrer Rudolf Liß aus Zoppot wegen schweren Landfriedensbruches. Mit diesem Tage nehmen die Verhandlungen ihr Ende.

Karin K
24.05.2013, 16:51
Die Ausgaben 142 und 143:

142-1920 21.06.1920

Danziger Nachrichten

Auf der Straße vom Tode ereilt. Der Apotheker Paul Schmieder, wohnhaft Langfuhr, Johannisberg Nr 6, der Sonnabend am Hafenkanal in Neufahrwasser spazieren ging, wurde dort plötzlich vom Tode ereilt. An der Schleusenstraße erlitt er einen Herzschlag. Ein sofort hinzugezogener Arzt konnte nur noch den Tod feststellen.

Polizeibericht vom 20. und 21. Juni 1920

Gefunden: 1 goldene Damenuhr mit Monogramm im silbernen Armband, abzuholen von Frau Geiger, Goldschmiedegasse 32

Standesamt – Todesfälle

S d Bildhauers Rudolf Wegner 11 J 4 M
– Heizer Friedrich Wohlert, 32 J 6 M
– Arbeiter Aloys Katschke 20 J 6 M – Elisabeth Hermann 14 J 7 M
– Witwe Renate Buddel geb Krause 71 J 5 M
– Schneiderin Margarete Aeltermann 42 J 8 M
– Witwe Anastasia Marschall geb Bendig 53 J 1 M
– Witwe Auguste Bölcker geb Hungelmann 81 J 2 M
– S d Maschinisten Karl Somm 1 Tag
– S d Grenzwachtmeisters Johannes Bieschke 4 W
– S d Schlossers Robert Riemann 6 T
– Landwirt Franz Girsch 27 J 8 M
– unehelich 1 S

143-1920 22.06.1920

Standesamt – Todesfälle

Schlosser Arno Marzinzig 22 J 10 M
– Frau Klara Klinger geb Sperling 42 J 7 M
– Witwe Helene Arendt geb Müller vorher verw. Brach 71 J
– T d Arbeiters Paul Kucklack 3 M
– Arbeiter Rudolf Sawitzki 48 J 6 M
– Witwe Auguste Heyn geb Lebel 81 J 2 M
– Frau Martha Ruschkowski geb Borski 54 J 6 M
– S d Motorschlossers Wilhelm Rennebom 2 M
– Witwe Florentine Mielke geb Trojan 76 J 10 M
– Frau Anna Woszniak geb Gajewski 27 J 8 M
– Frau Marie Plaschetzki geb Konietzki 72 J 5 M
– T d Bildhauers Friedrich Fuchs 10 J 3 M
– Dienstmädchen Anna Moews 28 J 1 M
– Kaufmann Adolf Bukoszer 65 J 8 M

Karin K
25.05.2013, 11:42
Die Ausgaben 144 und 147:

144-1920 23.06.1920

Aus dem Freistadtbezirk

Amtliches Ergebnis der Kreistagswahlen des Kreises Danziger Höhe

Landgemeindebezirk Ohra
1 Bürgermeister Oskar Lind
2 Dachdecker-Obermeister Johannes Odor
3 Landesversicherungsreferendar Paul Rewaldt
4 Geschäftsführer Artur Brill, Soz
5 Schlosser Konrad Fregien
6 Zimmerer Friedrich Sommer
Landgemeindebezirk Oliva
7 Apotheker Hermann Geißler
8 Syndikus Dr. Herbert Creutzberg
9 Rentier Artur Zimmermann
10 Bürgermeister Fritz Twistel
11 Zimmermeister Edmund Klawikowski
12 Rentier Max Erdmann
Landgemeindebezirk Praust
13 Amts- und Gemeindevorsteher Wilhelm Hoffmann
Landgemeindebezirk Emaus
14 Amts- und Gemeindevorsteher Max Kamminger Soz
1. Wahlbezirk
15 Amts- und Gemeindevorsteher Albert Macholl
16 Gutsbesitzer Otto Groddeck Wonneberg
17 Schmied Wilhelm Kaiser Brentau
2. Wahlbezirk
18 Gemeindevorsteher Wilhelm Kloevekorn Scharfenort
19 Landschaftsdirektor Paul Meyer Rottmanssdorf
20 Schlosser Otto Ratzke Guteherberge
3. Wahlbezirk
21 Hofbesitzer Reinhold Bartsch Nieder-Sommerkau
22 Rittergutsbesitzer Kurt Moser Unter-Buschkau
23 Besitzer Franz Ohl Ostroschken
4. Wahlbezirk
24 Hofbesitzer Johannes Wilm Schönwarling
25 Arbeiter Karl Lenser Langenau
26 Amtsrat Hans Heydemann Senslau
5. Wahlbezirk
27 Landwirt Erich Burandt Groß-Trampken
28 Hofbesitzer Wilhelm Gast Golmkau
29 Eigentümer Werner Mazurowski Lauenstein
6. Wahlbezirk
30 Besitzer Friedrich Richert Wiesental
31 Besitzer Rudolf Jahnke Meisterswalde
32 Amtsvorsteher Karl Schwarz Strippau

147-1920 26.06.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

S d ?? Richard Labe 4 M
– Rentier Karl Düsterwald 74 J
– T d Zimmergesellen Friedrich Weigt 9 M
– Schmiedemeister ?? Kölmer 54 J 5 M
– S d Malers Jakob Albrecht 3 J ?M
– Arbeiter Karl Rauth 57 J 1 M
– T d Oberdeckoffiziers a D Georg Blumholt 6 M
– Restaurateur Johann Milinski 58 J 9 M
– T d Drehers Joseph Manski 3 M
– unehelich 1 T

tina58
26.05.2013, 01:29
Hallo Karin K

der Oberdeckoffizier ALBERT Neander in Neufahrwasser ist/war ein Onkel meines Vaters. Das er Deckoffizier war hatte ich schon erforscht, aber das er auch Geschworener war. Da wird sich mein Vater über die Neuigkeit freuen.

Weiß zufällig jemand etwas über die Neandersche Armenstiftung – Kleine Mühlengasse 7-9 -?? Mein Ur Großvater - Töpfermeister, John Neander, Paradiesgasse12 - war Stellvertreter der Armen und Waisenkommission im 17.Stadtbezirk und hat diese Stiftung mit ins Leben gerufen.

Oder hat jemand schon einmal etwas über die Gebrüder Neander Schiffsmakler - Ankerschmiedegasse 20 - gehört??

Meine Großeltern haben nie über diese und viele andere noch ungeklärte Sachen mit meinem Vater gesprochen. Es wurde tot geschwiegen. Warum auch immer.

Lieben Gruß
Tina58

Suche Info über Neander, Gauer, Folten, Schoeps/Schöps, Kneller, Kremonke

Karin K
26.05.2013, 07:13
Hallo Tina, schön wenn sich wieder ein Puzzleteil einfindet.

Leider kann ich dir zu deinen anderen Fragen nichts sagen.

Die Ausgaben 148 und 150:

148-1920 28.06.1920

Anzeigen

Geschäfts-Auflösung!
Wegen des Verkaufs des Hauses Heil-Geistgasse 135 und weil ich ein anderes mir zusagendes Lokal z Zt nicht finden kann, schließe ich am 28. Juni d Js bis auf weiteres mein
Blumen- und Pflanzengeschäft.
Ich nehme hierbei Veranlassung, meiner werten zahlreichen Kundschaft meinen Dank für das mir durch 30 Jahre bewiesene Vertrauen auszusprechen. Das hat mich in meinen Leistungen gefördert und es mir ermöglicht, mein Geschäft auf die jetzige Höhe zu bringen. Bei einer evtl Wiedereröffnung desselben bitte ich, mir dieses Vertrauen von neuem zuwenden zu wollen.
Ausstehende Forderungen nehme ich noch bis zum 30. Juni in meinem Geschäftslokal, Heilige Geistgasse 135, entgegen
Hochachtungsvoll
Marie Lenz

150-1920 30.06.1920

Standesamt – Todesfälle

Arbeiter, Musketier der 3 Komp. Inf-Regt 343 August Krause 20 J 9 M
– Fahnenfunker Unteroffizier der 3 Komp. Inf-Regt 30 Edwin Dommasch 18 J 4 M
– T d Lokomotivführers Johann Wichmann 2 M – Invalide Klemens Sierotzki 24 J 6 M
– Invalide Artur Eycke 22 J 9 M
– T d Landwirts Joseph Zalewski totgeb.
- Witwe Wilhemine Soth geb Elsner 80 J 7 M – T d Schlossers Gottfried Blietschau totgeb.
- Eisenbahnlichtwärter Hermann Zoels 60 J 7 M
– Arbeiter Otto Fink 62 J 6 M

tina58
26.05.2013, 19:29
Hallo Karin,

schon ein kleines Puzzleteil kann einem bei der Suche ein Wow über die Lippen bringen.
Eine tolle Recherche von Dir. Meine Hochachtung.

Liebe Grüße
Tina58 :)

Suche Info über Neander, Gauer, Folten, Schoeps/Schöps, Kneller, Kremonke

Karin K
27.05.2013, 07:40
Die Ausgaben 166 und 167 (die Ausgabe 1. bis 18. Juli sind leider nicht eingescannt)

166-1920 19.07.1920

Danziger Nachrichten

Noch ein Pusdrowski-Mord?
Die Ermordung der polnischen Notenschieber Buchhalter Kobiella und der Näherin Arczyk durch die Geschwister Hedwig und Bernhard Pusdrowski leuchtet in geradezu entsetzliche Tiefen sozialer und menschlicher Verkommenheit. Die Verhandlung vor dem Schwurgericht konnte den Sachverhalt auch nicht ganz aufklären. Der Besitzer des dem ermordeten Kobiella abgenommenen Geldes von mehr als 45000 Mark, und des Mordrevolvers konnte nicht einmal ermittelt werden. Die zum Tode verurteilten Geschwister Pusdrowski schwiegen hierüber. Der Bruder behauptete, daß die Schwester ihn seit Monaten zur Ermordung reicher Notenschieber gedrängt habe. Aber nur in dem einen Falle will er die Bluttat begangen haben. Es scheint jedoch, als ob diese Angabe nicht der Wahrheit entspricht. Wie wir berichteten, hat man im Kaiserhafen in der vergangenen Woche die Leiche des bereits seit dem 1. März verschwundenen russischen Studenten Masel gefunden. Der Tote weist schwere Kopfverletzungen auf. Nach verschiedenen Anzeichen ist auch Masel von den Geschwitern Pusdrowski ermordet und der 70000 Mark beraubt worden, die er bei sich getragen hat. Der Ermordete verkehrte häufig in einer Bier- und Weinstube in der Hundegasse, meist in Begleitung eines Mädchens, das er als seine Braut ausgab. Das Paar fiel durch besonders hohe Zechen auf. Nach seinem Verschwinden wurde das Mädchen nur noch wenige Male gesehen, und zwar in Trauer. Zur Aufklärung dieses Falles wäre es erwünscht, wenn es sich bei den hiesigen Polizeibehörden melden würde.
Masel war auch ständiger Besucher der berüchtigten Schieberbörser auf dem Langenmarkt. Von dort holten sich die Pusdrowskis ja auch ihre Opfer Kobiella und Arczyk.

In die Kreissäge geraten. Der bei der hiesigen Firma Bruno Frey beschäftigte Arbeiter Paul Engler, Ohra, Neue Welt 4, geriet Donnerstag nachmittag beim Lattenschneiden mit der rechten Hand in die Kreissäge. Dem Unglücklichen wurden zwei Finger abgerissen. Er mußte ins städtische Krankenhaus eingeliefert werden.

Polizeibericht vom 18. und 19. Juli 1920

Gefunden: 1 Spazierstock, abzuholen von Herrn Paul Engler, Grenadiergasse 21
1 goldene Sicherheitsnadel, abzuholen von Herrn Hermann Kölle, Langgarter Wall 2

Standesamt – Todesfälle

Arbeiter Hermann Ziemann 20 J 7 M
– Rentnerin Emma Waldau 69 J 8 M
– S d Bäckers Rudolf Jud 5 Tage
– S d Schlossers Joseph von Glinetzki 2 J 7 M
– Schuhmachermeister Franz Aeltermann 72 J 5 M
– S d Händlers Ernst Herrmann 1 J 4 M
– Frau Martha Kunze geb Treptow 50 J 1 M
– Witwe Martha Korbel geb Juralski 57 J 1 M
– Bäcker Albert Kopinke 52 J 6 M
– unehelich 1 T

167-1920 20.07.1920

Danziger Nachrichten

Schießender Hausagrarier.
Herr Sielaff ist Besitzer des Hauses Große Schwalbengasse 2 und lebt mit seinen Mietern, die nicht freiwillig jede Mietpreiserhöhung in Kauf nehmen, schon lange auf gespanntem Fuß. Das Haus Große Schwalbengasse 2 gehört zu den schlimmsten Brutstätten der Proletarierkrankheiten. Licht und sonne kommen in diese ungastlichen Räume selten hinein. Eine Wasserleitung existiert in dem Hause nicht, es gibt nur eine einzige Zapfstelle, von der die Einwohner sämtlich das Wasser holen müssen. Herr S wacht mit Argusaugen darüber, daß seine Einwohner nicht zuviel Wasser in ihrer Behausung verbrauchen und kam dieserhalb wiederholt mit den Mietern in Streit. Am 10. April glaubte dieser Menschenfreund seinem Ärger dadurch Luft zu machen, daß er mit einem gezogenen Revolver auf seine Einwohner losging und auf sie Schüsse abfeuerte. Hierbei wurde die Tochter des Arbeiter Ptach von der Kugel des Revolverhelden im Gesicht schwer verletzt. Als nun der Vater die Anzeige gegen den schießenden Hausbesitzer erstattete, hoffte er, daß der Staatsanwalt gegen Sielaff vorgehen würde. Aber weit gefehlt. Der Staatsanwalt schrieb am 2 Juni 1920 dem Vater der durch den Schuß verletzten Tochter folgendes:
Das Verfahren ist eingestellt. Es kann dahingestellt werden ob Ihre Tochter von der aus dem Revolver des Beschuldigten abgefeuerten Kugel und nicht – wie der Beschuldigte annimmt – von einem der gegen ihn selbst geworfenen Steine getroffen worden ist. Auf jeden Fall fehlt es an jedem Anhalt dafür, daß die Körperverletzung von dem Beschuldigten vorsätzlich herbeigeführt worden ist. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen muß sogar mit der Möglichkeit gerechnet wwrden, daß Ihre Tochter wenn überhaupt – lediglich infolge eines unglücklichen Zufalles - von der Kugel getroffen worden ist. Aber auch wenn eine Fahrlässigkeit bestehen sollte, würde ich mangels eines öffentlichen Interesses an der Weiterverfolgung es ablehnen müssen gegen den Beschuldigten der nur in wirklicher oder vermeintlicher Notwehr von der Waffe Gebrauch gemacht hat, einzuschreiten.
Der Standpunkt des Staatsanwalts ist höchst eigenartig. Selbst wenn es zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen dem Wirt und den Mietern gekommen sein sollte, so läßt sich der Gebrauch des Revolvers doch auf keinen Fall rechtfertigen. Ob das Urteil des Staatsanwalts auch so ausgefallen wäre, wenn die Mieter gegen den Hauswirt mit dem Revolver vorgegangen wären?

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Student Ewel Masel fast 24 J
– Witwe Emilie Drey geb Neumann 80 J
– Frau Johanna Starck geb Krüger 69 J 1 M
– Obermatrose der 1 Matr.-Div, Bureaugehilfe Franz Wegner 23 J 1 M
– Witwe Anna Krüger geb Stürmer 61 J 9 M
– Malergehilfe Musketier der 22 Komp. Res-Inf-Regt 67 Artur Hannemann 20 J 8 M

Karin K
28.05.2013, 10:42
Die Ausgaben 168, 169 und 170:

168-1920 21.07.1920

Danziger Nachrichten

Beim Baden ertrunken. Am Sonntag ertrank beim Baden im Mariensee der 15jährige Sohn des Einwohners Martschinke aus Ostroschken. Sofort angestellte Wiederbelebungsversuche brachten den Verunglückten für Augenblicke zur Besinnung, doch machte ein Herzschlag seinem Leben ein Ende.

Polizeibericht vom 21. Juli 1920

Zugelaufen: 1 weiß- und schwarzgefleckter Foxterrier mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Frl. Melitta Lambrecht, Heilige Geistgasse 49

169-1920 22.07.1920

Danziger Nachrichten

Von der Straßenbahn überfahren. Der 3 Jahre alte Knabe R Herbst, wohnhaft Johannisgasse 31, geriet gestern abend in der Breitgasse unter die elektrische Straßenbahn. Dem Unglücklichen wurden beide Beine abgefahren. Er wurde mit dem Sanitätswagen ins Krankenhaus geschafft.

Standesamt – Todesfälle

Frau Dorothea Loyal geb Frengel 65 J 6 M
– Frau Anna Dreier geb Weiß 45 J
– Witwe Johanna Pekoch geb Kannowski 63 J 4 M
– T d Kaufmannes Max Schier 4 M
– S d Buchhalters Richard Gelnitz 5 Tage
– Hilfsheizer Johann Borkowski 40 J 10 M
– S d Arbeiters Heinrich Czeczinski 2 M
– S d Arbeiters Otto Herbst
– Schiffszimmermann Heinrich Horn 74 J 5 M

Polizeibericht vom 22 Juli 1920

1 silbernes Zigarettenetui mit Zigaretten und Inschrift, abzuholen von Frau Margarate Seichnitz, Tagnetergasse 8 III
1 silberne Armbanduhr, abzuholen von Frau Johanna Harder, Langenmarkt 10
ein hoher Geldbetrag, abzuholen von Herrn Franz Engler, Unterstraße 84

170-1920 23.07.1920

Danziger Nachrichten

Übermäßiger Gewinn beim Viehhandel. Der Eigentümer Friedrich Jankowski in Langfuhr kaufte bei der Auflösung der Munitionsfabrik in Kokoschken dort eine Kuh für 1600 Mark und verkaufte sie weiter für 3000 Mark. Wegen übermäßiger Preissteigerung, hatte er sich vor dem Schöffengericht zu verantworten. Das Gericht erkannte dahin, daß 25 Prozent Gewinn ausreichend gewesen wären. Das Urteil lautete auf 500 Mark Geldstrafe und Einziehung des übermäßigen Gewinns von 1000 Mark.

Polizeibericht vom 23 Juli 1920

Gefunden: 1 goldene Halskette mit Anhänger, abzuholen von Frl Emma Tolke, Burggrafenstraße 9 II

Karin K
29.05.2013, 13:14
Die Ausgaben 171 und 173:

171-1920 24.07.1920

Standesamt – Todesfälle

Heizer Hermann Bobowski 26 J 5 M
– Bäckermeister Eduard Weller 68 J
– Witwe Adelheid Wandolleck geb Kolb 81 J 4 M
– Schlosser Max Dusch 19 J 7 M
– Frau Therese Hahn geb Gehse 58 J 8 M
– Pensionär Josef Krakirch 88 J 1 M
– Schriftsetzer, Grenadier der 6. Komp Regt 443 Hermann Witschonski 23 J 5 M
– S d Arbeiters Hermann Meller 4 M
– Frau Auguste Brämer geb Lindenau 69 J 5 M
– Arbeiter August Renakowski fast 41 J
– unehelich 1 S

173-1920 27.07.1920

Polizeibericht vom 27. Juli 1920

Gefunden: 1 silberne Armbanduhr, abzuholen vom Weichensteller Herrn Fularczik, Abbeggasse 19 b
1 goldenes Medaillon mit 2 Photographien und 3 blauen Steinen, abzuholen von Frau Helene Tetzlaff, Brunshöfer Weg 40, 3 Tr
Zugelaufen: 1 langhaarige Hündin, abzuholen von Herrn Anton Czeslicki, Heubude, Dammstraße 33
1 junger Hund, Dobermann, abzuholen von Herrn Artur Böttcher, Mirchauer Weg 12

Standesamt – Todesfälle

Frau Martha Weiß geb Fehlau 30 J 4 M
– Kriegsinvalide Eduard Sarnowski 35 J 6 M
– Arbeiter August Pusch 39 J 8 M
– Witwe Auguste Türkenstein geb Schwark 64 J 4 M
– Arbeiterin Olga Lau 51 J 6 M
– Frau Auguste Pflüger geb Gräning 39 J 11 M
– T d Arbeiters Albert Bogdanski totgeb.
- T d Schmieds Adolf Schmidt totgeb.
- Frau Auguste Schliffka geb Beyer 53 J 3 M
– S d Arbeiters Viktor Pischke 5 M
– Hospitalistin Maria Knebel 69 J 4 M
– S d Zollassistenten Otto Patz 1 Tag
– Hilfsmonteur Erich Neubert 20 J 9 M
– S d Fensterputzers Paul Urban 5 T
– S d Hofbesitzers Aron Wiebe 5 T
– Arbeiter Otto Sielaff 18 J 5 M
– Schlosser Karl Weiß 20 J 7 M
– Gutsbesitzer, Ökonomierat Paul Frost 61 J 1 M – Invalide Joseph Basener 73 J 10 M
– unehelich 1 S

Karin K
30.05.2013, 11:40
Die Ausgaben 174, 176 und 177:

174-1920 28.07.1920

Polizeibericht vom 28. Juli 1920

Gefunden: 1 Paar braune getragene Segeltuchschuhe, abzuholen von Herrn Franz Tude, Bischofsberg 16
1 mattgoldene Halskette mit Medaillon abzuholen von Frau Auguste Schlicht, Neufahrwasser, Weichselstraße 19
Zugelaufen: 1 weißes Ziegenlamm, abzuholen von Frau Pelagia Brunke, Kastanienweg 59

176-1920 30.07.1920

Polizeibericht vom 30. Juli 1920

Gefunden: 1 20-Markstück in Gold, abzuholen von Herrn Kurt Brehm, Kneipab 81
1 Kneifer mit goldener Fassung im Etui, abzuholen von Herrn Karl Labinski, Labesweg 2 a, 1 Tr
Zugelaufen: 1 schwarzer Dobermann mit braunen Abzeichen, abzuholen von Frau Marie Müller, Röpergasse 17
1 weißes Huhn, abzuholen von Frau Therese Toke, Bischofsberg 19

Standesamt – Todesfälle

Arbeiter Albert Pawlowski 54 J 7 M
– T d Eisenbahn-Hilfsschaffners Johannes Wisotzki 6 W
– Schiffskoch Iwan Condis 65 J
– Frau Frieda Lowitzki geb Krüger 27 J 4 M
– Rentier August Hutt 45 J 6 M
– T d Fischers Richard Heike 1 M
– T d Schlossers Paul Radeke 4 Std
– Frau Marie Kohrt geb Gast 42 J 9 M
- Oberbriefträger Johann Thylarczyk 57 J 7 M
– Arbeiterin Auguste Sallei 79 J 1 M
– Schriftsteller Oswald Bien 40 J 9 M
– Witwe Marie Naumann geb Kujawski 77 J
– S d Werftarbeiters Franz Prange 7 Std
– Witwe Berta Kotarski geb Tukarski
– unehelich 1 S 1 T

177-1920 31.07.1920

Polizeibericht vom 31. Juli 1920

Gefunden: 1 stählerne Herrenuhr, abzuholen von Ernst Rath, Petershagen h d Kirche 15

Karin K
31.05.2013, 11:23
Die Ausgaben 178, 179 und 180:

178-1920 02.08.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

S d Fleischers Johannes Fahl 4 J 5 M
– Arbeiter Julius Selinski 34 J
– Kutscher Hermann Dollas 47 J
– T d Hilfsweichenstellers Otto Kroll ½ Std
– Arbeiterin Anna Krause 17 J 6 M
– Fräser Johann Gresenz 68 J
– T d Arbeiters Albert Torkowski 10 M
– S d Restaurateurs Ernst Großkreuz 9 J
– Witwe Hulda Schutzmann geb Grashof 78 J

179-1920 03.08.1920

Polizeibericht vom 3. August 1920

Gefunden: 1weißer Perlenpompadour, enthält 1 Portemonnaie mit Geld und Briefmarken, abzuholen von Frau Anna Janzen, Rittergasse 27, 3 Tr

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Prediger a D Lyzeumsdirektor Dr phil Oskar Weinlig 76 J 4 M
– S d Arbeiters Gottfried Jahnke 8 M
– T d Schlossers Bruno Schwarz 10 W
– Witwe Johanna Weiß geb Lemke 35 J 1 M
– Gastwirt Lachmann Abraham 78 J 6 M
– Landwirt Michael Wollamrzi 72 J 10 M
– Arbeiter Karl Thoms 29 J 9 M
– Buchhalterin Gertrud Rutkowski 25 J 4 M
– unehelich 1 S

180-1920 04.08.1920

Nachruf

Deutscher Transportarbeiter-Verband
Ortsverwaltung Danzig
Am Donnerstag, den 29. Juli 1920 gelegentlich der Steuerdemonstration der Danziger Arbeiterschaft fiel unser Kollege
der Hafenarbeiter
Karl Thoms
einer verirrten Kugel zum Opfer
Ehre seinem Andenken!
Die Beerdigung findet am Mittwoch den 4. August 1920, nachmittags 5 Uhr vom Trauerhause Sasperstraße 25 aus statt.
Wir ersuchen unsere Verbandsmitglieder vollzählig sich an der Beerdigung dieses auf so tragische Weise ums Leben gekommenen Kollegen zu beteiligen.
Die Ortsverwaltung
i A E. Werner

Karin K
01.06.2013, 08:52
Die Ausgaben 181, 182 und 183:

181-1920 05.08.1920

Polizeibericht vom 5. August 1920

Gefunden: 1 Aichschein für Schiffer Paul Witte
1 Papiergeldbetrag in Papier eingewickelt, abzuholen von Herrn Wieszniewski, Weinbergstraße 4 Hof 1
zweirädriger Handwagen, abzuholen von Frau Gertrud Pantel, Abbeggasse 8 b

182-1920 06.08.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Schiffsingenieur Johann Garanev 28 J 2 M
– T d Bureaudiener-Anwärters Paul Kurz 1 M
– S d Kupferschmiedes Hermann Wiewandt 2 J 9 M
– Arbeiter Paul Lewandowski 16 J 6 M
– Witwe Dorothea Ruschkowski geb Ludwig 71 J 1 M
– Eisenbahn-Assisten a D Paul Haesner 76 J 5 M
– Frau Antonie Preuß geb Wannenberg 71 J 5 M
– Botenmeister Anton Kriche 68 J 3 M
– T d Bankbeamten Gustav Bergen 6 W
– Frau Justine Koschki geb Brandt 45 J 8 M
– S d Elektrotechnikers Wilhelm Reinhardt 4 M
– unehelich 1 S 3 T

183-1920 07.08.1920

Danziger Nachrichten

Ermittelte Einbrecher. Bei dem Kaufmann Lau, Ketterhagergasse, sind in letzter Zeit mehrere Diebstähle verübt worden, bei denen Waren im Werte von über 20000 Mark gestohlen worden sind. Als Täter sind ermittelt die Brüder Josef und Franz Vober, beide in Ohra wohnhaft. Es sind auch die Hehler ermittelt und konnte die gestohlenen Waren (Bestecks) für zirka 18000 Mark dem Eigentümer zurückerstattet werden. Die Diebe sowie die Hehler sind dem Gericht zugeführt worden.

Polizeibericht vom 7. August 1920

Gefunden: 1 Paar braune Wildlederhandschuhe, abzuholen vom Kaufmannslehrling Erich Woywod, Langgarterwall 10

Standesamt – Todesfälle

Laufbursche Friedrich Wolff, 15 J 5 M
– Invalide Friedrich Rodzinski 76 J 4 M
– Frau Emilie Peter geb Gehrmann 68 J 6 M
– Frau Valerie Liedberg geb Cyperski 22 J 9 M
– S d Eisenbahn-Hilfsschaffners Clemens Bieschke 2 Std

Karin K
02.06.2013, 09:13
Die Ausgaben 184, 186 und 187:

184-1920 09.08.1920

Danziger Nachrichten

Mord und Selbstmord. Der Werkführer Bolz tötete sich und seine Frau Frieda im Hause Kohlengasse 2 (Zusammenfassung)

Polizeibericht vom 8. und 9 August 1920

Gefunden: 1 Brieftasche mit Papieren für Dr. Rudolf Langeod, abzuholen von Frl. Wilhelmine Hartwich, Schmiedegasse 4
1 silberne Damenuhr mit Goldband, abzuholen von Frl Selma Becker, Heiligegeistgasse 76 bei Werner

Standesamt – Todesfälle

Unteroffizier im Grenadier-Regt. Nr 3 Georg Köderich 22 J 8 M
– Gastwirt Gustav Küchler 56 J 2 M
– T d Betriebsarbeiters Joseph Kuckelkorn fast 11 J
– S d Musikers Otto Alder 6 M
– Frau Luise Grafe geb Nagel 75 J 6 M
– Kaufmann Hans Formell 20 J 1 M
– Frau Helene Rosener geb Wetzling 37 J 6 M
– Arbeiterin Gertrud Koschnick 25 J 9 M
– Arbeiter P Guske 21 J 6 M
– Schneidermeister August Kassler 58 J
– S d Ingenieurs Karl Rödlitz 12 Tg
– Frau Martha Marschall geb Heinke 44 J 3 M
– unehelich 2 S 3 T

186-1920 11.08.1920

Standesamt-Todesfälle

T d Schuhmachers Johann Kowalewski 5 M
– Eigentümer Viktor Wendt 51 J 5 M
– S d Schlossers Eduard Korige 6 M
– Frau Frieda Bolz geb Blaß 33 J 4 M
– Schiffsführer Paul Bolz 36 J 6 M
– Invalide Franz Ptoch 66 J 6 M
– Frau Therese Hebel geb Woitak 27 J 7 M

187-190 12.08.1920

Polizeibericht vom 12. August 1920

Gefunden: 1 Zeugbrieftasche mit deutschem und polnischem Geld, abzuholen vom Schüler Kurt Duschinski, Schwarzes Meer

Standesamt – Todesfälle

Kaufmann Theodor Dau 55 J 1 M
– T d Schlossers Georg Hoffmann 5 J 1 M
– S d Arbeiters Anton Dertz 9 Wch
– Witwe Auguste Last geb Larws 48 J
– Invalide Emil Schiemann 46 J 5 M
– Kutscher, Reservist im Gren-Rgt 5 Hermann Emil Felix Böttcher 24 J 5 M
– Werftarbeiter, Sergeant bei der Gendarmerie-Abtlg Ober-Ost Leo Kulling 29 J 2 M
– Werftarbeiter, Musketier im Inf-Regt 402 Paul Hermann Disskau 23 J 10 M
– Invalide Karl Füllbrandt 85 J 6 M
– Frau Rosalie Emilie Splett geb v Blerique 78 J 9 M
– Fleischer Chaim Feldpiser 62 J
– T d Arbeiter Robert Schamberg 11 M
- Invalide Hermann Gewinoniek 71 J 8 M

Karin K
03.06.2013, 09:28
Die Ausgaben 189, 190 und 191:

189-1920 14.08.1920

Polizeibericht vom 14. August 1920

Gefunden: 1 Marabukragen, abzuholen vom Lokomotivführer Herrn Wichmann, Wallgasse 5
Zugelaufen: 9 junge Enten, abzuholen von Herrn Bernhard Meyer, Petershagen 14

Standesamt – Todesfälle

Kaufmann Walter Janke 39 J 11 M
– S d Arbeiters Joseph Maksrat 4 M
– Witwe Anna Scharfetter geb Strecker 81 J 5 M
– Invalide Friedrich Straßl 56 J 8 M
– Krankenwärter Johannes Abraham 21 J 9 M
– Seemann, Unterseeboot-Matrose vom U B 52 Paul Erich Chill 28 J 4 M
– Rentenempfängerin Julianna Kajewski 77 J 7 M
– Klavierlehrerin Therese Litz 63 J 9 M
– unhelich 2 S

190-1920 16.08.1920

Polizeibericht vom 16. August 1920

Zugelaufen: 1 dunkelbrauner Schäferhund ohne Marke, abzuholen von Frl Lina Mix, Lindenstraße 17

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

S d Arbeiters Friedrich Naetzke 11 W
– T d Kutschers Hermann Hatz 11 W
– Arbeitsbursche Joseph Wojetski 14 J 7 M
– T d Geschäftsreisenden Eduard Nickel 1 J 10 M
– S d Bürstenmachers Franz Ewentowski 6 M
– T d Eisenbahn-?? Karl Kanopecki 9 T
– unehelich 2 S

191-1920 17.08.1920

Polizeibericht vom 17. August 1920

Gefunden: 1 silberne Herrenuhr mit Kette, abzuholen vom Kaufmann Herrn Groß, Ulmenweg 14 III
1 goldener Trauring mit Inschrift, abzuholen von Frau Alma Quaß, Holzraum 4 b
Zugelaufen: 1 schwarzgelber Schäferhund mit Halsband, abzuholen von Herrn Artur Thiel, Hühnerberg 15/16
1 schwarz, gelb und weiß gezeichnete Dobermannhündin, abzuholen von Frau Geheimrat Sachse, Taubenweg 7

Standesamt – Todesfälle

T d Arbeiter Johannes killatzik, totgeboren
– T d Eisenbahnschaffners Otto Klein 15 Tg
– Arbeiter Waldemar Schadowski 54 J 8 M
– S d Lokomotivheizers Joseph Fett 3 M
– Rentenempfängerin Marianna Dzienk 70 J 3 M
– T d Arbeiters Johann Peterschowski 2 Tg
– Betriebsarbeiter Wilhelm Hubert 45 J 9 M
– Rechnungsrat Christoph Hinz 63 1 M
– S d verstorbenen Tapezierers, Reservisten Siegmund Neumann 1 J 5 M
– Witwe Luise Kliß geb Rasch 79 J
– unehelich 1 T

Anzeigen

Geschäftsverlegung nach Hundegasse Nr 86 (Ecke Matzkausche Gasse)
PP Der Entwicklung meiner seit 41 Jahren bestehenden Firma Rechnung tragend, habe ich meinen Geschäftsbetrieb von Matzkausche Gasse 10 in die wesentlich größeren, neu erbauten Räume meines Hauses
Hundegasse 98, Eckhaus Matzkausche Gasse
verlegt. Die Eröffnung findet morgen, Mittwoch, den 18. August, statt. Durch diese Verlegung bin ich einem längst empfundenen Bedürfnisse nach Erweiterung meiner Spezial-Abteilungen für Eisen- und Kurzwaren, Haus- und Küchengeräte, Waffen und Munition
nachgekommen und in den Stand gesetzt, den gesteigerten Ansprüchen der geehrten Kundschaft mehr denn je gerecht zu werden. Indem ich für das mir bisher erwiesene Wohlwollen verbindlichst danke, sichere ich auch ferner hin reelle Bedienung zu.
Hochachtungsvoll
Franz Kuhnert
Inhaber Paul Kuhnert
Gegründet 1879

Karin K
04.06.2013, 12:21
Die Ausgaben 192 und 193:

192-1920 18.08.1920

Autounglück mit tödlichem Ausgange. Ein tragisches Ende fand am Sonntag eine von dem Danziger Kaufmann und polnischen Konsul Stephan Ressel mit seiner Familie unternommen Autofahrt. Auf dem Rückwege von Karthaus schlug das Augo um und stürzte die Böschung hinab. Ressel kam unter dem Wagen zu liegen und war auf der Stelle tot. Die beiden Kinder erlitten schwere Verletzungen und mußten ins Krankenhaus überführt werden. Die Frau hatte nur leichte Abschürfungen zu verzeichnen. Der Chauffeur blieb unverletzt. Der Unglücksfall ist auf die durch den Regen in schlechte Beschaffenheit gekommene Chaussee zurückzuführen.

Aus den Gerichtssälen

Getränke der Eisenbahn gestohlen. Vor der Strafkammer hatte sich der Eisenbahngehilfe Walter Hundertmark, der Zugabfertiger Egdmann, die Wirtsfrau Marta Beinling und der Bäcker Emil Beinling in Neufahrwasser wegen schweren Diebstahls und Hehlerei zu verantworten (gekürzt)

Peluschken und die Ladenkasse gestohlen. Der Arbeiter Wilhelm Rogatzki in Schidlitz verübte bei einer Kaufmannsfrau einen nächtlichen Einbruch und stahl zwei Sack Peluschken und die Ladenkasse. Er stand nun vor der Strafkammer und wurde wegen Einbruchsdiebstahls zu einem Jahr Gefängnis verurteilt und sofort in Haft behalten.

Aus dem Freistadtbezirk

Ohra. Milchpantscherei. Weil die Ohraer Bevölkerung mit nicht genügend Milch versorgt wurde und die gelieferte Milch sehr minderwertig war, mußte die Gemeinde zur Selbsthilfe greifen und einen Milchrevisor anstellen, der dem Unwesen entgegentreten sollte. Dieser hat nun auch durchgegriffen und mehrere Händler und Lieferanten zur Anzeige gebracht. In der letzten Zeit nahm er Milchproben von der Milchhändlerin Fräulein Horn, Boltengang 4. Die Untersuchung ergab, daß die Milch 36 Prozent Wasser enthielt. Die gerissene Milchhändlerin gestand bei ihrer Vernehmung, daß sie die Kanne mit 20 Litern Milch mit 6 Litern Wasser verdünnt habe. Sie wollte sich damit wegen der ihr beschlagnahmten 15 Pfund Butter schadlos halten.

Nötigung zur Arbeitseinstellung.

Vor dem Schöffengericht in Danzig hatte sich der Landarbeiter Albert Lawrenz und der Melker Heinrich Krause, beide aus Letzlau, wegen Nötigung zu verantworten. Bei der Tat war auch noch der Landarbeiter Johann Lawrenz beteiligt, der jedoch nicht erschienen war (gekürzt)

Anzeige

Am 14. ds Mts verstarb infolge eines Unfalles unser Arbeiter Waldemar Schadowski.
Wir verlieren in dem Verstorbenen einen braven und ehrlichen Menschen, der sich durch seine anständige Gesinnung und durch sein ausgeprägtes Pflichtbewußtsein nicht nur unsere, sondern auch die volle Achtung aller derjenigen erworben hatte, die mit ihm zu tun hatten.
Ein gutes Andenken wird ihm bewahrt werden.
Danzig, den 17. August 1920
„Die Danzig“
Versicherungs-Aktiengesellschaft (bisher Westpr. Feuersozietät)
Der Vorstand
Dr Punck

193-1920 19.08.1920

Standesamt – Todesfälle

S d Arbeiters Bruno Suhr 7 M
– S d Arbeiters August Samp 1 J 2 M
– Landwirt Joseph Richert 24 J 10 M
– Frau Louise Wackerfuß geb Brehmer 59 J
– Kaufmann Paul Hermann Roß 63 J 2 M
– S d Besitzers Albert Czerwinski 10 J 3 M
– Invalide Hermann Bohnke 59 J 8 M
– T d Arbeiters August Kleine 8 M
– Witwe Johanna Woldt geb Burmeister 73 J 6 M
– unehelich 1 T

Karin K
05.06.2013, 07:42
Die Ausgaben 195 und 196:

195-1920 21.08.1920

Polizeibericht vom 21. August 1920

Gefunden: 1 Brieftasche mit etwas Geld und Papieren für Josef Saß, abzuholen von Herrn Karl Voß, Brettgasse 125
1 schwarze Brieftasche mit Geld und eine Quittung vom Kaufhaus Stobbies, abzuholen vom Rektor Herrm Bidder, Schleusengasse 3

Standesamt – Todesfälle

Leutnant im Gren-Regt Nr 5 Johann Gustav Günther 26 J 8 M
– Witwe Wilhelmine Lenkeit geb Pinski 82 J
– Frau Margarethe Freikowski geb Alsguth 28 J 4 M
– T d Hilfsheizers Johann Formella 1 J
– Arbeiter Albert Tetzmer 45 J 4 M
– S d Schlossers Wilhelm Wieder 5 J 1 M
– Witwe Henriette Pilowski geb Meredig 86 J 5 M
– T d Maschinisten Ernst Rothmann totgeb
– Bürstenmacher Adolf Schmidt 58 J 8 M
– Frau Klara Thiel geb Stolz 42 J 4 M

196-1920 23.08.1920

Danziger Nachrichten

Verschwundener Eisenbahnanwärter. Verschwunden ist seit dem 12. August der Eisenbahnanwärter Paul Walles, geboren am 21. Juli 1901 in Langfuhr. Er ist ca 1,75 Meter groß, schlank, braune Gesichtsfarbe, ohne Bart, dunkles Haar, trug einen braunen Anzug und Eisenbahndienstmütze.

Verschlepptes junges Mädchen?. Seit dem 16. August ist die 15jährige Frieda Rohde, Langfuhr, Anton-Möllerweg 5 wohnhaft, verschwunden. Sie ist 1,60 Meter groß, korpulent, hat blondes Haar und blaugraue Augen. Sie trägt ein graues Kleid mit weißen Pünktchen und großem schwarzen Kragen, hohe Schnürschuhe und schwarze Strümpfe. Es wird vermutet, daß ihr ein Unglück zugestoßen ist.

Polizeibericht vom 22 und 23. August

Gefunden: 1 braune Brieftasche mit Papieren für Henry Plath und Maria Roch
1 Portemonnaie mit Geld, abzuholen von Frl. Marta Boehm, Röpergasse 13
1 schwarzseidenes Tuch, abzuholen von Herrn Küster Rautenberg, Schüsseldamm 57

Standesamt – Todesfälle

S d Unternehmers Ernst Klimnick 8 W
– Dienstmädchen Lucie Pasanski fast 32 J
– T d Arbeiters August Czoska 3 J 8 M
– S d Malers Hieronymus Preuschoff 9 M
– S d Kassierers Hermann Lang 15 J 10 M
– Lehrer a d Paul Groth 68 J 11 M
– Invalide August Dück 81 J 8 M
– T d Melkers Nikolaus Sarakan 6 J 10 M
– Frau Klara Palubitzki geb Neumann 49 J 5 M
– S d Arbeiters Hermann Schulz 8 J 7 M
– Rentenempfängerin Friederike Theiß 58 J 6 M
– T d Monteurs Wladislaw Post 2 Tg
– Stadtsekretär a D Albert Kautz 67 J 8 M
– T d Rohrlegers Alfred Neumann 4 M
– S d Kaufmannes Harry Brown 9 J 1 M
– Kaufmann Max Löwenstein 86 J 1 M

Karin K
06.06.2013, 09:29
Die Ausgaben 197 und 198:

197-1920 24.08.1920

Danziger Nachrichten

Hehlerei mit Taschentüchern.
Der frühere Oberleutnant jetzige Havariekommissar Brinkmann in Danzig stand vor dem Schöffengericht unter der Anklage der Hehlerei. Er hatte von dem Stauer Golinski in Brösen 38 Dtz. Taschentücher gekauft, die dem amerikanischen Roten Kreuz aus dem Freihafen gestohlen waren. Der Angeklagte zahlte für das Taschentuch 2 Mark und verkaufte sie weiter. Er und Golinski erhielten Strafbefehle. Letzterer beruhigte sich dabei, der Angeklagte Brinkmann erhob Einspruch und entschuldigte sich damit, daß er nicht gewußt habe, daß die Taschentücher gestohlen waren. Das Gericht ließ diese Entschuldigung aber nicht gelten, da er als Havariekommissar wissen mußte, daß ein Stauer nicht in den rechtmäßigen Besitz von 38 Dutzend Taschentüchern für den Verkauf kommen kann. Der Strafbefehl lautete auf 14 Tage. Das Gericht erhöhte die Strafe auf 6 Wochen Gefängnis.

Ehedrama in der Alten Schloßbrauerei.
Eine furchtbare Bluttat hat sich gestern nachmittag bald nach 1 Uhr in der Alten Schloßbrauerei in der Rittergasse abgespielt. Hausbewohner hörten um die angegebene Zeit dumpfe Geräusche, die aus dem Restaurationslokal kamen. Da in den Räumen selbst eine auffallende Stille Herrschte, ging man dem Schall nach und betrat die Küche. Dort lag der Pächter des Restaurants, der 36 alte Ökonomiepächter Otto Lepke, mit einer Schußwunde am Kopf bewußtlos am Boden, einige Schritte davon in einer großen Blutlache seine junge Frau, die tot war und eine Schußwunde in der Brust hatte. Offenbar hatte sich hier ohne jegliche Zeugen ein Ehedrama abgespielt, das in erster Linie durch die an Geisteskrankheit grenzende übergroße Nervosität des Mannes herbeigeführt zu sein scheint. Leppke war ursprünglich Schiffszimmermann, hatte einige Zeit am Kriege teilgenommen und war dann später vertretungsweise mit der Ökonomie der Lokalitäten der Schloßbrauerei betraut worden. Eine bei ihm zunehmende Nervosität artete zeitweise in Verfolgungswahn aus. Der Unglückliche war aus diesem Grunde auch bereits auf seinen Geisteszustand hin untersucht, jedoch, nachdem er einige Zeit im städtischen Krankenhause zur Beobachtung gewesen, von dort als ungefährlich wieder entlassen worden. L wurde bewußtlos nach dem Krankenhause überführt, wo er in den Abendstunden gestorben ist. Die zwei kleinen Kinder des Ehepaares wurden einstweilen bei Hausbewohnern untergebracht.

Leichtsinnige Tötung eines Arbeiters.
Man schreibt uns: der Gastwirt Balinger aus Mönchengrebin vergnügte sich am Sonnabend vormittag mit Angeln. Da er seine Angel nach vergeblichen Versuchen nicht heraus bekam, vermutete er einen fetten Aal. Da er diesen nicht fahren lassen wollte, lief B nach seinem Gehöft, holte sich einen Schweinetrog, ließ in diesen seinen Arbeiter Ernst Eckhardt, geboren am 31. August 1900 in Danzig, heineinsteigen und gab dann dem Trog einen Stoß, daß er bis zur Mitte der Mottlau fuhr. Hier kenterte das für den Transport eines Menschen völlig unbrauchbare Fahrzeug, der junge Mensch stürzte ins Wasser und ertrank. Nach 20 Minuten glückten die Bergungsversuche, jedoch das Leben Eckhardts war entflohen. So mußte der junge Mann, der die ganze Hoffnung und Stütze seiner alten Großeltern war, durch das unentschuldbare Verhalten eines leichtsinnigen Arbeitgebers sein Leben lassen.

Verschwundenes Kind.
Verschwunden ist seit dem 16. August das 5jährige Söhnchen Heinz des Schlossers Wilhelm Wieder, Engl. Damm Nr 20 wohnhaft. (gekürzt)

Aus dem Freistadtbezirk

Bandendiebstähle auf dem Lande.
Vor der Strafkammer hatten sich die Landarbeiter Heinrich Rediger, Hermann Gant, Julius Gant, Albert Hartwig, dessen Söhne Albert und Paul H, Hermann Herbst, Reinhold Korschin, sämtlich aus Marienau, wegen gemeinsamer Diebstähle zu verantworten. Da die einzige Zeugin, Frau Rediger, vor Gericht von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch nahm, wurden alle Angeklagten freigesprochen (Zusammenfassung)

Polizeibericht vom 24. August 1920

Gefunden: 1 Quittungskarte für Franziska Rexin
1 Portemonnaie mit Geld und Fahrkarte 2. Klasse nach Zoppot, abzuholen von Herrn Robert Ruth, Allmodengasse 2
1 silberne Halskette mit Anhänger, abzuholen von Frau Gertrud Riemer, Harptstraße 8
1 Hundemaulkorb mit Marke 1710, abzuholen von Frau Klara Kiesewetter, Heubude, Wasserstraße 7
Zugelaufen: 1 kleine schwarz-weiße Hündin mit Lederriemen, abzuholen von Herrn Karl Großmann, Langgarten 101

Standesamt – Todesfälle

S d Arbeiters Wilhelm Kroll 3 M
– T d Holzarbeiters Otto Bartsch 7 W
– Sara ?bach 7 J
– Seemann James Grainger 5 J (wohl eher nicht)
– T d Arbeiters Franz Richert 1 J
– unverehelichte Leisa Gutstadt 18 J
– Rentier Martin Andres 74 J 8 M
– Maschinenschlosser August Kelditsch 24 J 7 M
– Landessekretär Johannes Mast 55 J 4 M
– Restaurateur Otto Leppke 36 J 7 M
– unehelich 1 S

198-1920 25.08.1920

Polizeibericht vom 25. August 1920

Gefunden: 1 schwarzseidener Damenregenschirm, abzuholen von Frau Therese Blodzikowski, Fischmarkt 30
Zugelaufen: 1 grauer Schäferhund mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Frau Emma Borm, Hakelwerk 3 / 4

Karin K
07.06.2013, 07:12
Die Ausgaben 199 und 200:

199-1920 26.08.1920

Polizeibericht vom 26. August 1920

Gefunden: 1 goldener Kneifer mit Etui, abzuholen von Frau Alma Hoffmann, Hochstrieß 18
1 goldene Sicherheitsnadel, abzuholen von Herrn Hermann Kölle, Langgarter Wall ?
Zugelaufen: 1 dunkelbraune Jagdhündin mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Herrn Franz Schulz, Fleischergasse 82

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Invalide Albert Potulski 78 J 8 M
– T d Eisenbahn-Werkhelfers Otto Schewe 7 Std
– S d ?-Betriebssekretärs Otto Hellwig 6 J 2 M
– T d Elektrotechnikers Johannes Gadowski 7 M
– Schuhmacher Erdmann Bansemer 78 J 8 M
– T d Eisenbahnschaffners Otto Gehrmann 8 M
– Ingenieur Karl Beck 48 J 9 M
– Witwe Karoline B??galla geb Lüdeke 88 J 10 M
– Bureauvorsteher August Knebel 50 J 9 M
– Frau Mathilde Leppke geb Hüneke 33 J 11 M
– Witwe Marie Jeschonek geb Hannemann 58 J 8 M
– Arbeiter Bruno Pul? 20 J 10 M
– Knabe Nathan Fel ? J
– unehelich 1 T

200-1920 27.08.1920

Vor den Augen seiner Braut erschoß sich gestern nachmittag in Oliva der 19jährige Eisenbahner Tarnowski. Der junge Mann kam aus dem Hause der Kletschkauer Meierei trat einige Schritte auf die Straße und schoß sich, während seine Braut am Fenster stand, eine Kugel in den Kopf. Der Tod trat nach kurzer Zeit ein. Die näheren Beweggründe sind nicht bekannt, jedoch kann man wohl zweifellos Liebeszerwürfnisse voraussetzen.

Polizeibericht vom 27. August 1920

Gefunden: 1 lange silberne Damenuhrkette, abzuholen von Frl. Erna Liebracht
1 silberner Manschettenknopf, abzuholen von Frau Luise Krupp, Langgarten 51, Hof
Zugelaufen: 1 Ziege, abzuholen von Frau Krause, Sandweg, Kreis Danziger Niederung

Karin K
08.06.2013, 14:40
Die Ausgaben 201, 202 und 203:

201-1920 28.08.1920

Polizeibericht vom 28. August 1920

Gefunden: 1 loser Papiergeldbetrag, abzuholen von Herrn Franz Engler, Unterstraße 34
1 Päckchen mit Servietten, abzuholen von Herrn Elias, Tobiasgasse 14, 2 Tr
1 goldene Halskette mit Anhänger, abzuholen von Frl. Emma Tolke, Burggrafenstraße 2, 2 Tr

Standesamt – Todesfälle

Invalide Ludwig Hebel 37 J
– Witwe Klara Groß geb Kraft 69 J 4 M
– S d Landwirts Markus Feld 7 J
- unverheiratete Elwina ?büttel 82 J 8 M
– Frau Ernestine Werstemann geb David 38 J 6 M
– Metallarbeiter Hirschel Grünberg 63 J
– Frau Siewa Zaff geb Baß 68 J
– Frau Johanna Stuwe geb Schwenzfeier 24 J 6 M
– Bürgerwehrmann Emil Hermann Frankowski 32 J 8 M
– unehelich 3 S

Anzeige

Eva Lehmann
Artur Staeck
Verlobte.
Ich habe mich mit der jüngsten Tochter Eva des Buchhändlers Herrn Dr. Bernhard Lehmann und seiner Frau Gemahlin Annemarie geb von Haumann verlobt
Danzig, im August 1920
Artur Staeck,
Führer der Danziger Bürgerwehr.

202-1920 30.08.1920

Standesamt – Todesfälle

Frau Henriette Biestend geb Schulz 40 J 8 M
– Witwe Laura Schwertfeger geb Sieg 37 J 1 M
– Frau Emilie Topp geb Mathis 61 J 9 M
– S d Händlers Paul Kuhn 9 Std
– Invalide Leopold Waltereit 94 J 4 M
– Witwe Maria Lau geb Witkowski 66 J 7 M
– S d Holzhändlers Samuel Kirdicznik 9 J
– T d Arbeiters Kurt Grandel totgeb.
- unehelich 2 T

203-1920 31.08.1920

Danziger Nachrichten

Bei einem Autounfall bei Oliva kamen ein Oberkellner Max Bienert und eine Frau Dorothea Tigall ums Leben, ebenso eine noch nicht identifizierte männliche Person (Zusammenfassung)

Standesamt – Todesfälle

Rentier Otto Grunau, fast 87 J
– T d Tischlers Otto Prange 3 W
– Oberfeuerwehrmann Rudolf Schirrmacher fast 64 J
– Witwe Chafe Wermann 60 J
– Frau Auguste Bladorpski geb Schröder fast 46 J
- unehelich 1 T

Karin K
09.06.2013, 15:45
Die Ausgaben 204 und 206:

204-1920 01.09.1920

Aus den Gerichtssälen

Mehldiebstahl. Der Arbeiter Gustav August Holz in Danzig war im Freihafen tätig und entwendete hier der interalliierten Mission beim Verladen 12 Pfund Mehl, die ihm am Freihafentor von der Wache abgenommen wurden. Da er wegen Diebstahls vorbestraft ist und sich im Rückfall befindet, wurde er von der Strafkammer wegen Diebstahls zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt.

Standesamt – Todesfälle

Arbeiter, Musketier im Inf-Regt Nr 343 Rudolf Albert Richert 22 J 1 M
– S d Tischlergesellen Albert Trappner 11 Tg
– Frau Anna Hennecke geb Schulz 38 J 6 M
– Frau Pauline Ganswindt geb Voßberg 37 J
– Müller Arnold Jannek 25 J 2 M

206-1920 03.09.1920

Standesamt – Todesfälle

S d Schuhmachers Konstantin Zielinski 4 Tg
– S d Buchhandlungsgehilfen Hubert Reczik 5 M
– Schiffskoch Johannes Kruis 40 J
– T d Rentiers August Wisnewski 5 M
– S d Eisenbahn-Zeichners Theophil Filarski 6 W
– Frau Johanna Prieß geb Krüger 45 J 9 M
– Frau Emma Ladewig geb Lehmann 58 J 8 M
– Eisenbahnsekretär Friedrich Wilhelm Jaeschke 32 J 1 M
– Arbeiter George Maß 69 J 1 M
– Frau Cäcilie Formella geb Figall 36 J
– Witwe Dorothea Figall geb Swiezlowski 68 J 7 M
– Abteilungsvorsteher a D Wendelin Steinberg 48 J 10 M
– S d Sattlers Werner Czoski 8 M
– unehelich 1 S 2 T

Karin K
10.06.2013, 12:26
Die Ausgaben 207 und 208:

207-1920 04.09.1920

Aus den Gerichtssälen

Mit einem Ballen Leinwand abgefaßt. Der Arbeiter Julius Bähr in Danzig wurde mit einem Ballen Leinwand, der vorher von der interalliierten Mission gestohlen wurde, aufgefaßt. Wegen Begünstigung wurde er zu 1 Monat Gefängnis verurteilt (Zusammengefasst)

Hehlerei und Scheckfälschung. Der Kaufmann Walter Bohl, der Kaufmann Richard Kuckmann und der Drogist Siegmund Samulski, sämtlich in Danzig, standen vor der Strafkammer unter der Anklage der Hehlerei, der Urkundenfälschung und des Betruges (gekürzt)

Polizeibericht vom 4. September 1920

Zugelaufen: 1 junge weiße Ziege, abzuholen von Willy Elendt, St-Michaelsweg 74

Standesamt – Todesfälle

Frau Rosa Wisniewski geb Freymann 59 J 6 M
– Sattler Johann Zywick fast 66 J
– Frau Ida Frost geb Roß 41 J 4 M
– Witwe Karoline Hudetz geb Hroch 65 J 4 M
– Kontoristin Gertrud Gehrmann 20 J 5 M
– Arbeiter Leo Ptoch 20 J 10 M
– Tapezierer Adolf Kamischke 48 J 6 M
– Diakonisse Elise Schneidewind 51 J 8 M
– unehelich 1 S

208-1920 06.09.1920

Standesamt – Todesfälle

Schmied Theodor Stark 58 J 6 M
– Kellner Marian Bienert 41 J 8 M
– Witwe Anna Winkler geb Stromski 39 J 8 M
– Frau Anna Laß geb Thurk 56 J 11 M
– Frau Carola Fajngold geb Fels 24 J 2 M
– Frau Mathilde Dargatz geb Pettke 62 J
– Oberbaurat Ernst Friese 51 J 10 M
– Frau Marie Schulz geb Strezelow 69 J 9 M
– Invalide Karl Grahn 80 J 9 M
– T d Justizwachtmeisters Joseph Poetsch 5 M
– unehelich 1 T

Karin K
11.06.2013, 13:24
Die Ausgaben 209, 210 und 211:

209-1920 07.09.1920

Danziger Nachrichten

Ermittelte Schaukästendiebe. Die entwichenen Fürsorgezöglinge Albert Rathske, Alfred Swinke und Otto Mielke sind heute in aller Frühe durch die Kriminalpolizei festgenommen worden. Sie stehen unter Verdacht, eine Menge Schaukästen erbrochen und Paßdiebstähle ausgeführt zu haben. In ihrem Besitz ist ein Anzahl Lederportemonnaies gefunden, deren Eigentümer noch nicht ermittelt werden konnten. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammen sie auch einem Schaukasten.
Die Bestohlenen werden ersucht, sich bei der Kriminalpolizei zu melden.

Polizeibericht vom 7. September 1920

Aus den Gerichtssälen

Reisegeldschwindel. Der Apotheker Josef Komischke in Danzig, jetzt in Haft, hatte sich vor dem Schöffengericht wegen Betruges zu verantworten. Er kam in Juli 1920 zu dem Schatzmeister des Vereins heimattreuer Schlesier und erzählte diesem, er wolle für einen Freund aus Schlesien 300 Mark Reise- und Verpflegungsgeld. Dieser Freund stehe mittellos da. Der Angeklagte berief sich auf einen hiesigen Zahnarzt. Der Kassierer hielt aber zuvor Nachfrage und erfuhr, daß alles Schwindel sei. Weder der Freund war zu finden, noch kannte der Zahnarzt den Angeklagten. Dieser Betrug blieb also im Versuch stecken. Nach zwei Tagen tauchte der Angeklagte in Zoppot im Restaurant Rheingold auf und machte hier eine Zeche von 334 Mark. Als er bezahlen sollte, stellte sich heraus, daß er kein Geld bei sich hatte. Er machte einige schwindelerregende Ausflüchte. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen versuchten und vollendeten Betruges zu 3 Monaten Gefängnis.

Gefunden: 1 goldenes Medaillon mit 2 Photographien, abzuholen von Frau Helene Tetzlaff, Brunshöferweg 40 III
1 goldener Ring mit rotem Stein, abzuholen von Frl. Charlotte Müller, Hundegasse 101
Eingefunden: 2 weiße Enten, abzuholen von Frau Maria Wick, St Albrecht, Praustergang 22

Standesamt – Todesfälle

S d Kellners Bruno Friese 5 Min
– Köchin Elsa Elisabeth Stein 24 J
– Schuhmacher Reinhold Hildebrandt 38 J 8 M
– Schlachter, Obermatrose vom Kriegsschiff „Kolberg“ Alfred Walter Westerwick 23 J 5 M
– Arbeiter, Musketier im Inf-Regt 343 Rudolf Albert Richert 22 J 1 M
- Schneider, Musketier im Inf-Regt 128, Richard Gutzner 22 J 6 M
– S d Beamten Kasimir Pawlowski 1 J 3 M
– S d Sattlers Julius Koch 18 J 7 M

210-1920 08.09.1920

Danziger Nachrichten

Wegen Höchstpreisüberschreitung bestraft. Dem Fleischermeister Fillbrandt, Breigasse, ist aufgrund der Feststellung, daß er gekochten Schinken zu 30 Mark für das Pfund verkauft hat, der Handel mit Lebensmitteln auf die Dauer von 3 Monaten untersagt.

Polizeibericht vom 8. September 1920

Gefunden: 1 goldene Damenarmbanduhr, vor einem Jahre gefunden, abzuholen von Herrn Wilhelm Gruhn, Wallgasse 17 a
2 weiße Enten, abzuholen von Frau Marie Mick, Praustergang 22
1 Ziege, abzuholen von Frau Krause, Sandweg, Kreis Danziger Niederung

211-1920 09.09.1920

Danziger Nachrichten

Fettkäse umsonst gab es am Dienstag auf dem Fischmarkt. Die Inhaberin der Meierei Steckel warf mit beiden Händen sog. Limburger in das Publikum. Die Ursache war nicht Reue über die bedeutende Höchstpreisüberschreitung, sondern die Frau leistete den Polizeibeamten, die den Käse beschlagnahmt hatten, Widerstand. Wie uns von Augenzeugen berichtet wird, gelang es der Frau den Käse auf die Erde und dann auf die Straße zu werfen. Der Limburger war mit 10 Mark, statt mit 5,40 verkauft worden.

Polizeibericht vom 9. September 1920

Gefunden: 1 Portemonnaie mit größerem Geldbetrag und Briefmarken, abzuholen von Frau Anna Janzen, Rittergasse 27 III

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Pfarrer Karl Georg Franz,61 J
– Friseurlehrling Bruno Walter 17 J
– T d Arbeiters Karl Marquardt 6 M
– Geh Postrat a D Kurt Treichel 69 J 1 M
– Witwe Martha Müller geb Bahr 50 J 10 M
– S d Schriftsetzers Emil Ezertier 2 Tg
– S d Stellmachers Stephan Zimny 5 W
– S d Mechanikers Bruno Dargel totgeb
– unehelich 4 S

Aus den Gerichtssälen

Großer Stoffdiebstahl und Hehlerei. 10 Personen standen vor der Strafkammer in der Anklageband unter der Beschuldigung des Diebstahls und der Hehlerei. Es waren dies der Bergmann Hermann Blum, der Sattler Franz Roggenbuck, der Kaufmann Willy Delke, der Schneider Bernhard Prohma, der Arbeiter, Ringkämpfer Hugo Kluth, der Konditor Erich Delke, der Bäckermeister Wilhelm Zinser, der Schneider Walter Riedel, der Schneidermeister Johann Miotke, der Schneider Alfons Timmelmeyer, sämtlich in Danzig, Erich Delke in Neufahrwasser. (gekürzt)

Ein Autoführer überfallen. Wegen schwerer Körperverletzung hatten sich der Melker Hans Labudda und der Schlosser Paul Rusch aus Danzig vor der Strafkammer zu verantworten. Die Angeklagten waren bei einer Festlichkeit im Gewerkschaftshaus in der Hintergasse. Als nachts ein bestelltes Auto vorfuhr, verlangten die beiden Angeklagten von dem Autoführer, daß er sie nach Hause fahre. Als der Autoführer dies verweigerte, griff Labudda zum Messer und stach dem Autofahrer nach dem Bauch, traf aber nur die Hand des Angegriffenen, da dieser den Stich abwehrte. Ferner erhielt der Autoführer einen Schlag ins Auge. Diesen Schlag soll Rusch ausgeführt haben, doch konnte dies nicht erwiesen werden. Die Strafkammer sprach deshalb Rusch frei. Labudda wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.

Ein Messerstecher angeschossen. Im April 1919 war in Praust ein Kommando Soldaten. Der Unteroffizier Specka stand mit einem Mädchen nachts auf der Straße als der Zimmermann Otto Kretschmer vorüber ging. Kretschmer beschimpfte nun den Unteroffizier und ging schließlich mit einem Messer auf ihn los und brachte ihm eine Verletzung bei. Der Unteroffizier nahm dann seinen Revolver und schoß dem Kretschmer in den Oberschenkel. Als der Angeschossene auf dem Boden lag, kam seine Mutter hinzu und diese beschimpfte nun den Unteroffizier und sein Mädchen. Die Frau hatte sich vor dem Schöffengericht wegen Beleidigung zu verantworten und wurde zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt. Gegen Kretschmer sollte auf seinen Wunsch ohne seine Anwesenheit verhandelt werden, da er sich außerhalb des Freistaates befindet. Er sollte sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Die Verhandlung gegen ihn mußte jedoch vertagt werden, da sich seine Anwesenheit als notwendig erwies.

Karin K
12.06.2013, 09:48
Die Ausgaben 212 und 213:

212-1920 10.09.1920

Danziger Nachrichten

Eine neue, blutige Ehetragödie.
Im Hause Lastadie 32 hat sich gestern vormittag eine neue Ehetragödie abgespielt. Die Frau des Kellners Ernst Taube hatte sich nach dreijähriger unglücklicher Ehe vor etwa 14 Tagen von ihrem Manne getrennt. Die Frau hielt sich nun bei Bekannten auf. Gestern vormittag erschien T, angeblich um seine Frau zur Rückkehr zu bewegen. Als er keinen Erfolg hatte, zog er einen Revolver und legte auf die Frau an. Frau Taube flüchtete, verfolgt von dem Wütenden durch die drei Wohnungn des Hauses. Dabei gab Taube zwei Schüsse auf sie ab, von denen einer den Daumen an der linken Hand der Frau zerschmetterte. Frau Taube stürzte dann ohnmächtig auf der Schwelle der Wohnung zusammen. Der Kellner glaubte nun, seine Frau getötet zu haben und richtete den Revolver gegen sich selbst. ER schoß sich eine Kugel in den Mund, die ihm die Wirbelsäule durchschlug und sich noch ein Stück in die Wand bohrte. T brach blutüberströmt tot zusammen und wurde durch die herbegeeilte Polizei mittelst Tragwagen nach dem Leichenschauhause gebracht. Die Verletzung der Frau ist unerheblicher Natur.
Zu den Ursachen dieser Tragödie wird noch mitgeteilt, daß sich der Mann keines guten Leumundes zu erfreuen hatte. Taube soll seine Frau wiederholt mißhandelt haben, wenn sie ihn um 'Geld zu den notwendigsten wirtschaftlichen Dingen anging. Schon vor einiger Zeit hatte sie ihn deshalb verlassen, kehrte dann aber auf sein Bitten zurück. Nach ihrem letzten Fortgehen hatte sie gegen ihren Ehemann die Scheidungsklage eingereicht. Der Sühnetermin sollte in den nächsten Tagen stattfinden.

Unglücksfall?
Der Ehemann Kasper, Lauentalerweg 11, wird mit seinem Sohn Helmut seit gestern abend vermißt. Beide waren mit dem Übersetzen von Passagieren zwischen der Handelskompagnie und dem Kaiserhafen beschäftigt. Es besteht die Möglichkeit, daß die Genannten ihren Tod durch Ertrinken gefunden haben. Die Ehefrau bittet jeden, der über den Verbleib ihres Gatten und Sohnes etwas weiß, ihr Nachricht zukommen zu lassen.

Den Arbeitegeber unter falschem Namen bestohlen.
Der Arbeiter Otto Liedtke, in Klein Plehnendorf geboren, hatte sich bei den Besitzer Behrent in Trutenau als Woychichowski vermietet. Er war auch im Besitz von Papieren auf diesen Namen. Diese hatte ihm sein Freund Richard Behnke, mit welchem er aus der Strafanstalt Stuhm entwichen ist, verschafft. Mit diesem stahl er in der Nacht zum 7. d Mts seinem Brotherrn ein Pferd, Wagen und neun Pferdegeschirre. Behnke hatte außerdem von sämtlichen Satteln die Schweißblätter abgeschnitten. Pferd und Wagen wurden auf dem Felde in der Nähe von Düvelkau vorgefunden. Durch die sofort angestellten Nachforschungen der Kriminalpolizei gelang es, den angeblichen Woychikowski in der Person des Liedtke festzunehmen: die Pferdegeschirre wurden in einem Hehlernest vorgefunden und konnte soweit alles dem Besitzer zugestellt werden. Die Schweißblätter sowie sich selbst hat Behnke in Sicherheit gebracht.

Beim Kohlenstehlen verhaftet wurden die Arbeiter Bruno Hermann und Ferdinand Huß. Als sie von Aufsichtsbeamten der Eisenbahn beim Stehlen am Leegetor betroffen wurden, gaben sie Schüsse ab. Sie wurden dingfest gemacht und dem Gericht zugeführt.

Sich selbst der Kriminalpolizei gestellt hat sich der Arbeiter Willy Demolski, aus Ohra, Neue Welt 20, welcher seinen Vater in der Nacht vom 6 zum 7 d Mts mit einer Selbstladepistole in den Hinterkopf geschossen hat.

Polizeibericht vom 10. September 1920

1 Gummi-Tabaksbeutel, abzuholen von Frl Margarete Tiedemann, Gustav-Raddeweg 8

Standesamt – Todesfälle

Kaufmann Richard Marzahn 48 J 8 M
– S d Arbeiters Friedrich Krainich 11 M
– Witwe Henriette Serguß geb Füllbrandt 75 J 8 M
– Arbeiter Emil Marczinski 37 J
– unehelich 1 S 1 T

Aus den Gerichtssälen

Ein unverbesserlicher Fürsorgezögling. Der Fürsorgezögling Rechmann aus Heubude kniff aus seiner Anstalt aus und verübte Diebstähle. Dafür wurde er zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt, die er jetzt verbüßt. Weiter vollführte er einen Einbruchsdiebstahl bei einer Dame in Danzig und stahl hier Kleidungsstücke im Werte von etwa 10000 Mark. Wegen dieses Diebstahls hatte er sich jetzt vor der Strafkammer zu verantworten, die ihn zu einer Gesamtstrafe von 1 ½ Jahren Gefängnis verurteilte.

Bodendiebstähle. Die Arbeiter Richard Redzewski und Albert Mankowski in Ohra unternahmen dort mehrere Bodendiebstähle und stahlen dabei Wäsche und Kleidungsstücke. Die gestohlenen Sachen verkauften sie an den Arbeiter Franz Zimmermann in Ohra. Die drei Personen hatten sich nun vor der Strafkammer zu verantworten. Das Gericht verurteilte Redzewski und Mankowski wegen Diebstahls zu je 1 Jahr Gefängnis. Sie wurden sofort in Haft genommen. Zimmermann wurde wegen Hehlerei zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt.

213-1920 11.09.1920

Danziger Nachrichten

Überrumpelter gewalttätiger Pferdedieb.
Der von der Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft lange gesuchte Verbrecher Paul Zesian, welchem eine ganze Menge Verbrechen, in der Hauptsache Pferde- und Viehdiebstähle zur Last gelegt werden, wurde heute durch die Kriminalpolizei im Schlaf überrumpelt und festgenommen. Er war im Besitzer einer scharf geladenen Armeepistole und einer Menge Munition sowie einiger Schlachtmesser. Zesian hatte sich vorgenommen, die ihn festnehmenden Beamten zu erschießen. Daß er die Tat ausführen wollte, hat er sogar bei seiner Festnahme zugegeben.

Diebstahl durch eine Schwindlerin. Eine Schwindlerin erster Güte Karoline Wollenweber ist durch die Kriminalpolizei festgenommen worden. Sie hat sich als Rückwanderin aus Rußland ausgegeben und hierdurch das Mitleid ihrer Mitmenschen erweckt. Sie nutzte die Gelegenheit aus und stahl einem Gastwirt in Groß-Plehnendorf Gold- und Silbersachen im Werte von 10000 Mark. Ihre Beute hatte sie bei verschiedenen Geschäftsleuten unter Vorlegung richtiger Ausweise untergebracht. Die gestohlenen Sachen konnten zum größten Teil dem Eigentümer zugestellt werden.

Polizeibericht vom 11. September 1920

Gefunden: 1 Paß für Frau Marta Podgurski, geb Koslowski
1 schwarze Handtasche enth. Portemonnaie und größeren Geldbetrag, Taschentuch, Kamm, Gebiß pp abzuholen von Frau Martha Just, Wallgasse 24 a
1 zweirädriger Handwagen, abzuholen von Frau Gertrud Pautel, Abbeggasse 8 b

Standesamt – Todesfälle

Kaufmann Karl Spitzer 55 J 1 M
– Rentenempfängerin Emilie Kluck 44 J 8 M
– S d Kellners Scholaum Braun 10 J 1 M
– S d Arbeiters Eduard Kunath 10 W
– S d Arbeiters Emil Gutowski 8 J 2 M
– Kellner Ernst Taube 20 J 9 M
– S d Arbeiters Georg Butzlaff 11 W
– S d Bahnwärters Bernhard Lenz 2 M
– Arbeiter Paul Czarwecki 47 J 2 M
– Dewana Sendrowitsch 16 J
– Frau Agnes Girth geb Parchem 29 J 10 M
– S d Schiffszimmermanns Emil Teßmer 10 W

Karin K
13.06.2013, 14:09
Die Ausgaben 214 und 215:

214-1920 13.09.1920

Aus den Gerichtssälen

Erschwindelungsversuch von Erwerbslosenunterstützung. Der Arbeitsbursche Kurt Stoll, Petershagen, Reinkesgasse 5, hatte am 29.1.20 versucht, die Vormerkkarte seines Bekannten Witthold beim hiesigen Arbeitsamt zur Abstempelung zu bringen, indem er sich für diesen ausgab. Er wollte W hierdurch in den Genuß der Erwerbslosenunterstützung für diesen Tag setzen. Der Betrugsversuch wurde entdeckt und neben Witthold auch Stoll dieser Tage vom Schöffengericht mit 5 Tagen Gefängnis rechtskräftig verurteilt. Zugleich wurde St, der auch Erwerbslosenunterstützung bezog, dauernd von der Erwerbslosenfürsorge ausgeschlossen.

Beim Einbruchdiebstahl abgefaßtt. Der Arbeiter Alfons Krüger und der Monteur Max Saditzki in Danzig brachen gemeinsam ins Josefshaus ein und wurden dabei abgefaßt. Die Strafkammer verurteilte Krüger wegen versuchten Einbruchdiebstahls zu 1 ½ Jahren Gefängnis. Saditzki ist vielfach vorbestraft und wurde aus dem Zuchthause vorgeführt. Er erhielt eine Zuchthausstrafe von 1 Jahr und 9 Monaten.

Treue Schwesternliebe. Die 17jährige Arbeiterin Luise Fröse in Ohra wohnt bei ihren Eltern und mit dem Bruder zusammen. Sie wußte, daß der Bruder 1000 Mark besaß. Er wußte, daß er seiner Schwester nicht trauen konnte und verschloß deshalb sein Geld. Doch die Schwester wußte auch in das verschlossene Spind einzudringen und die 1000 Mark zu stehlen. Der Bruder war über diese Tat sehr empört und stellte deshalb Strafantrag. Das Mädchen wurde zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt.

Hehlerei mit Schreibmaschinen. Einem Kaufmann in der Delbrückallee wurden 4 Schreibmaschinen im Werte von etwa 40000 Mark gestohlen. Die Diebe sind unbekannt, aber vier Hehler hatten sich vor der Strafkammer zu verantworten. Es waren dies der Kaufmann Bernhard Stempaß, der Schiffszimmerer Otto Schulz, der Arbeiter Max Jaschinski und der Photograph Walter Anders, sämtlich in Danzig. (gekürztI

Standesamt – Todesfälle

Bahnarbeiter, Musketier der 10. Kompanie des Inf-Regts Nr 402 Ernst August Neumann 24 J 10 M
– S d Fischhändlers Emil Bock 3 M
– Schneider Franz Splitt 24 J
– T d Klempners Johann Gröber 8 M
– Kaufmann Julius Braunsdorf 71 J 7 M
– Witwe Therese Hinz geb Katschmorkowski 52 J 2 M
– Kaufmann Ludwig Mühle 34 J 7 M
– unehelich 1 T

215-1920 14.09.1920

Danziger Nachrichten

Vom Herzschlag überrascht wurde heute vormittag der Baugewerksmeister Willers, Hopfengasse 15, auf dem Mieteinigungsamt. Bei den dort von ihm angestrengten Verhandlungen um Erhöhung des Mietpreises überfiel ihn wahrscheinlich infolge der Aufregung ein Unwohlsein, wobei der Tod durch Herzschlag eintrat.

Polizeibericht vom 14. September 1920

Gefunden: 1 braunes Portemonnaie mit Pfandschein für Erna Becker
1 braune Handtasche mit Briefen für Frieda Lehrke
1 goldene längliche Brosche mit blauem Stein, abzuholen von Frau Marie Graß, Lange Brücke 8

Aus den Gerichtssälen

Eine „billige“ Einkaufsfahrt.
Die drei Arbeiterinnen Marie, Gertrud und Helene Borkowski, sowie die Ehefrau Marie Senger, sämtlich in Langfuhr, fuhren nach Zoppot, um hier einen Käuferdiebstahl auszuführen (gekürzt)

Ein unredlicher Postaushelfer:
Der frühere Postaushelfer Felix Steichert in Danzig war auf der Post als Paketausträger beschäftigt. Er nahm nun von einem Kollegen ein Paket, das dieser auszutragen hatte, an sich und legte es in sein eigenes Fach, um es dann wahrscheinlich für sich zu verwenden. Dies wurde aber von einem andern Kollegen bemerkt und es erfolgte Anzeige. St hatte sich nun vor dem Schöffengericht zu verantworten. Der Angeklagte will sich mit dem Paket nur geirrt haben. Das Gericht glaubte an diesen Irrtum nicht und verurteilte den Angeklagten wegen Beiseiteschaffung von Gegenständen, die ihm in amtlicher Eigenschaft zugänglich waren, zu 3 Monaten Gefängnis.

Karin K
14.06.2013, 18:25
Die Ausgaben 216 und 217:

216-1920 15.09.1920

Aus den Gerichtssälen

Ein teures Schäferstündchen.
Die berufslose Helene Glowiente in Danzig nahm den liebesdurstigen Müller Krönke an einem schönen Juniabend zu sich auf. Da er eine gefüllte Brieftasche bei sich hatte, nahm sie ihm aus dieser einen polnischen Tausendmarkschein, einen deutschen Hundertmarkschein und einen Fünfzigmarkschein. Diese Geliebte stand nun vor dem Schöffengericht, das sie wegen Diebstahls zu 3 Monaten Gefängnis verurteilte.

Einen Motor gestohlen. Der Arbeiter Paul Sikorra in Danzig entwendete aus einem Betriebe einen Motor im Werte von 3200 Mark und versuchte ihn durch einen Schiffbaumeister und einen Schlosser zu verkaufen. Er wurde abgefaßt und hatte sich nun vor der Strafkammer zu verantworten, die ihn wegen schweren Diebstahls zu 6 Monaten Gefängnis verurteilte.

Die Freizügigkeit der Musiker. Der Restaurateur Hermann Konietzko in Danzig beschäftigte eine Kapelle von vier Musikern von auswärts, die vor dem Kriege nicht in Danzig wohnten. Er wurde angeklagt, sich gegen die Verordnung des Demobilmachungsausschusses vergangen zu haben, nach der derartige Personen nicht beschäftigt werden dürfen. Das Schöffengericht sprach ihn aber frei, da Orchestermitglieder nicht zu diesen Personen gehören sollen, auf die sich die Verordnung bezieht.

Danziger Nachrichten

Unglücksfall oder Verbrechen? Verschwunden ist seit dem 7 d Mts die vierzehnjährige Tlchter Lene des Malers Rogowski, Steindamm 3, 2 Tr. Die Eltern befürchten, daß dem Kinde ein Unglück zugestoßen oder ein Verbrechen an ihm verübt worden ist. Etwaige Nachrichten werden an die Eltern oder an die Kriminalpolizei erbeten.

Polizeibericht vom 15. September 1920

Gefunden: 1 schwarzseidene Kinderjacke mit weißem Kragen, abzuholen von Frau Rosalie Pioch, Baumbachallee 10
Zugelaufen: 1 deutscher Schäferhund ohne Halsband, abzuholen von Herrn Wilhelm Ferchenbauer, Michaelisweg 3 / 4

Standesamt – Todesfälle

T d Kriegsinvaliden Karl Brauer 2 J 8 M
– T d Schiffszimmermanns Eugen Lange 8 M
– Witwe Margarete Adam geb Witzky 35 J 5 M
– S d Landwirts Sischa Imleer 13 J 7 M
– Invalide Johann Roetzel 86 J 4 M
– T d Beton-Meisters Wladislaus Lewandowski 9 M
– General-Agent Franz Kühn 55 J 8 M
– Frau Luise Hinz geb Bergmann 24 J 7 M
– T d Gärtners Johannes Herling, totgeb.
- Rentenempfängerin Luise Rietrewski 64 J 7 M
– Rentier Felix Willers 64 J
– unehelich 1 S 3 T

217-1920 16.09. 1920

Danziger Nachrichten

Römer mit seiner Braut in Hamburg verhaftet.
Der Kaufmann Römer, früherer Leiter der Danziger Obst- und Gemüsestelle, war bekanntlich wegen großer Veruntreuungen geflüchtet. Er ist jetzt mit seiner Braut, einer Kontoristin Hinz, in Hamburg verhaftet worden. R gab an, daß er die veruntreuten Gelder in Höhe von einer halben Million Mark in Zoppot verspielt hätte. Bei den Verhafteten wurden nur noch 3 Mark vorgefunden. Es wird nun auch festgestellt werden können, wo und auf welche Weise Römer diese große Veruntreuung begangen hat. Denn bisher wurden die eigentlich nur in Frage kommenden Unterschleife bei der Obst- und Gemüsestelle stets mit der Begründung bestritten, daß eine Benachteiligung dieser städtischen Einrichtung nicht festzustellen gewesen wäre.

Zur Neuwahl der Schulvorstände hat der Magistrat der Stadtverordnetenversammlung die folgenden Personen zu Schulvorständen vorgeschlagen:
Lauental:
Fuhrhalter Adolf Kleist, Möwenweg 7
Schmied Bernhard Nowak, Radefke-Weg 1
Frau Marie Bluhm, Radefke-Weg 19
Schellmühl:
Glasmacher Siutz, Broschkischer Weg 15
Werkmeister Bendig, Broschkischer Weg 15
Frau des Vorarbeiters Zirkel, Broschkischer Weg 20
Brösen:
Hafenarbeiter Franz Daschke (kath), Pistorius-Straße 6
Arbeiter August Krause, Conze-Straße 10
Frau Bäckermeister Helene Haffelberg (ev), Nordstraße 1
Saspe-Fischmeisterweg:
Professor Sonntag, Fischmeisterweg 1
Eigentümer August Szczesny, Fischmeisterweg 16
Frau Elisabeth Kutzel, Tischlersfrau, Fischmeisterweg 28
Weichselmünde: Eigentümer Johann Morawski, Norderstraße 9
Bootsbauer Max Kosch, Festungsstraße 37
Witwe Meta Fischhorn, Retzstraße 2
Heubude:
Arbeiter Parl Aßmus Waldstraße 3
Fleischermeister Karl Meyer, Seebadstraße 6
Frau Bäckermeister Renk, Dammstraße
Krakau:
Eigentümer Ernst Grawe, Dünenweg 5
Schlosser und Maschinenbauer Emil Sturmat, Dünenweg 27
Frau Auguste Schneider, Dünenweg 7
Westl-Neufähr:
Maschinist Ernst Schneider, Quellbergweg 28
Zimmermann Johann Garthke, Alter Postweg 3
Frau Ottilie Willer, Quellbergweg 11
Für den Schulvorstand der Knabenschule Neufahrwasser beantragt der Magistrat an Stelle des verstorbenen Schneidermeisters Worske Frau Berta Büttner geb Unruh, Olivaer Straße 8, sowie den Schulvorstand der Bezirk-Schule Althof an Stelle des verzogenen Kaufmanns August Blohm den Hallenmeister Walter Ziemann, Engl. Damm 20, zu wählen.

Polizeibericht vom 16. September 1920

Gefunden: 1 zweirädrger Handwagen mit 2 eisernen Stützen, abzuholen von Herrn Friedrich Engler, Nonnenacker 12
Zugelaufen: 1 junge Dobermannhündin mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Frl. Edith Sabrowski, Kl Gasse 14
1 junger brauner Jagdhund, abzuholen von Otto Lorenz, Weißmönchenhintergasse 21

Standesamt – Todesfälle

Arbeiter Walter Elßner 48 J 9 M
– Frau Emma Taube geb Stoppanski 80 J 1 M
– Uhrmacher Johann Korzeniewski 86 J 4 M
– Witwe Julianna Giese geb Schwarz 80 J 8 M
– Frau Klara Templin geb Linde 54 J 4 M
– unehelich 1 S

Christkind
14.06.2013, 23:38
Hallo Karin!
Ich bin überwältigt.Es kostet sicher viel Zeit, alles abzutippen.Und deshalb möchte ich mich bedanken und dir schreiben, dass ich mit großem Interesse die Nachrichten verfolge, die schlimmen und die lustigen Ereignisse lese. Das ist das pralle Danziger Leben! Gangster, Mörder, nette Leute, ehrliche Finder... alles da!
Und wie erstaunlich ist es für uns heute, dass jeder Betrüger mit vollem Namen genannt wird. Welcher Berichterstatter würde sich das heute trauen?
Nun hoffe ich , dass meine Familie keine Schandtat begangen hat; man kann ja nie wissen...;)
Schöne Grüße, Christa

Karin K
15.06.2013, 12:18
Hallo Christa, danke schön! Ja, ich finde es auch verblüffend wenn mit Namen und Adresse jeder weiß was ein anderer getan hat (oder getan haben soll). Vielleicht sollte es die Leute auch davon abhalten böse Dinge zu tun, wenn auch mit mangelhaftem Erfolg. Auf jeden Fall hatten die Leute Ideen und wussten sich zu helfen. Interessant finde ich ja das Wuchergesetz, heute leben ganze Berufszweige davon dass sie Dinge kaufen und mit viel Gewinn wieder verkaufen, damals war es strafbar. So ändern sich die Zeiten und die Moral.

Die Ausgaben 218 und 219:

218-1920 17.09.1920

Aus den Gerichtssälen

Verhängnisvolle Aufregung. Der Arbeiter Michael Schlicht aus Rosenberg hat im Kriege einen Kopfschuß erhalten und ist seitdem leicht aufgeregt und nervös. Am 2. März war er mit einem anderen Arbeiter zusammen in der Wohnung, und beim Verlassen derselben schlug Schlicht den anderen Mann, hinter dem er ging, ohne jeden Anlaß ins Genick und gab ihm dann einen Messerstich ins Gesicht. Schlicht hatte sich nun vor dem Schöffengericht zu verantworten. Er gab an, daß der andere Arbeiter so viel „gequasselt“ habe, was ihn aufregte. In der Aufregung habe er ihm den Schlag versetzt. Das Gericht verurteilte Schlicht wegen gefährlicher Körperverletzung zu 1 Monat Gefängnis.

Danziger Nachrichten

Vermuteter Unglücksfall. Seit dem 8. d Mts wird das 21jährige Hausmädchen Franziska Petowski, das bei ihrer Dienstherrschaft am Olivaer Tor wohnte, vermißt. Da keine Beweggründe für das längere Fernbleiben in ihrer Brotstelle bekannt sind, wird vermutet, daß ihr ein Unglück zugestoßen ist. Die Kleidung der Petowski bestand in einem roten Wollkleid, einer Jacke aus dem gleichen Stoff, weißen Strümpfen und hohen schwarzen Schnürschuhen. Über ihren Verbleib konnte bisher nichts zur Aufklärung ermittelt werden. Nachrichten dieserhalb sind an die Kriminalpolizei zu richten.

219-1920 18.09.1920

Polizeibericht vom 18. September 1920

Gefunden: 1 Portemonnaie mit Geldschein, abzuholen von Frl Hedwig Grünewald, Ferberweg 18 1 Tr
1 kurzer mausgrauer Pelzkragen, abzuholen von Frau Elsa Brüggemann, Sandgrube 36

Standesamt – Todesfälle

Emigrant Moses Szames 85 J
– Frau Auguste Hohmann geb Gartmann 58 J 10 M
– Witwe Auguste Teschmer geb Fromm 77 J 8 M
– Brauer Albert Nowalkowiez 54 J 4 M
– Witwe Luise Kreutzer geb Schalweck 59 J 9 M
– Frau Laura Witzke geb Heidemann 35 J 8 M
– Witwe Emilie Pohl geb Schüle 71 J 7 M
– Witwe Laura Strumkowski geb Thonert 79 J 9 M
– T d Zimmermanns Willy Wessel 10 M
– Eisenbahn-Obersekretär, Rechnungsrat August Therton 79 J 8 M
– Bäckermeister Karl Kurvert 52 J 6 M
– Frau Pauline Kückel geb Zacharias 31 J
– Tischler Ferdinand Kapitzke 51 J 5 M
– unehelich 1 T

Karin K
16.06.2013, 09:42
Die Ausgaben 220, 221 und 222:

220-1920 20.09.1920

Polizeibericht vom 19. und 20. September

Gefunden: 1 Portemonnaie mit Geld und Fahrkarte Neumünsterberg-Danzig, abzuholen von Herrn Kirchendiener Tillner, Professorgasse 1
1 Handtasche mit Inhalt und Ausweis für Olga Wallhausen, abzuholen von Frau Margarete Schuwkowski, Melzergasse 11/13
1 Paar Kinderschnürschuhe und Strümpfe, abzuholen von Herrn Gefangenenaufseher Brehmer, Karrenwall 6, Polizei-Gefängnis
1 silberne Herren-Ankeruhr, abzuholen von Herrn Krüger, Schichaugasse 21 b

Anzeige

Nach langjähriger Tätigkeit in Posen als
Arzt für innere und Kinderkrankheiten
habe ich mich in Ohra, Schulstraße 6 niedergelassen
Dr. med H Burow
Wohnung: Hauptstraße Nr 30

221-1920 21.09.1920

Polizeibericht vom 21. September 1920

Gefunden: 1 längliche goldene Brosche mit blauem Stein, abzuholen von Frau Marie Groß, Kl Hosennähergasse 9
1 goldenes Kettenarmband, abzuholen von Frau Auguste Hoppe, Tobiasgasse, Heiligegeisthospital 8
1 Milchkanne, abzuholen von Frau Margarete Jaranowski, Schüsseldamm 69 I
Zugelaufen: 1 Foxterrierhündin, abzuholen von Herrn Polizei-Oberwachtmeister Czach St Albrecht

222-1920 22.09.1920

Danziger Nachrichten

Verschwundenes Kind. Am Donnerstag, den 16. September nachmittag 4 Uhr, ist von der Wäschetrockenstelle Tobiasgasse 10 die dreijährige Tochter des Kaufmannes Emil Haase, Altstädtischer Graben 60, fortgekommen. Das Kind war bekleidet mit dunkelblauem Kleidchen, braunen Strümpfen, schwarzen Lederschuhen, einer hellgrauen Schürze mit eingestickten Vögeln und hat hellblondes gekräuseltes Haar. Das Kind trägt, da es sich in ärztlicher Behandlung befindet um Leib und rechte Hüfte einen Gipsverband. Es liegt die Vermutung nahe, daß das Kind, das nur einige Minuten ohne Aufsicht war, auf die Straße gelaufen ist und dann weiter in den Straßen umherirrte und jetzt von Leuten absichtlich zurückgehalten wird oder gar aus Danzig fortgeschleppt ist.
Möglich ist aber, daß es in die an der Wäschetrockenstelle vorüberfließende Radaune gefallen und am brausenden Wasser in die Mottlau getrieben ist. Die Eltern des Kindes sichern demjenigen der das Kind wiederbringt, oder die Leiche findet eine Belohnung zu.

Polizeibericht vom 22. September 1920

Gefunden: 1 blauseidener Damenschirm, abzuholen von Frl. Elli Kaiser, Husarengasse 6 II

Standesamt – Todesfälle

Witwe Elisabeth Dorloff geb Kohn 85 J 9 M
– Witwe Benedicta Mann geb Buhr 74 J 8 M
– Witwe Emilie Leinwand geb Krüger 83 J 10 M
– S d Straßenbahnschaffners Hermann Ritsch 4 J 11 M
– Frau Luise Lange geb Senger 32 J 4 M
– Witwe Justine Link geb Rathke 63 J 6 M
– Invalide Karl Holstein 75 J 7 M
– unverehelichte Emma Bahr 18 J 8 M
– unehelich 1 S

Karin K
17.06.2013, 14:21
Die Ausgaben 223 und 224:

223-1920 23.09.1920

Danziger Nachrichten

Neue Bilder. Zwei Judentypen aus dem Auswandererlager hat der Danziger Maler Paul B Dannowski mit der Kreide festgehalten. Der junge Maler, der sich darin fern von modernen Schulen und Richtungen hält, legt das Hauptgewicht auf zeichnerische Lebendigmachung des Objekts, und wer den Feldzug durch Polen und Rußland mitgemacht hat, wird den Brustbildern Dannowskis erneut zustimmen; sie sind von großer Echtheit und werden besonders den Beifall jener finden, die sich in den gegenwärtigen Strömungen der Malerei nicht zurecht finden können. Denn D gibt ihnen keine Rätsel auf. Mit sicherer Hand gibt er die Köpfe eines jungen und eines alten Juden. Bei jenem ist die Schwermut und leise Trauer nur ins Auge verlegt, dem Alten aber, obwohl die zeichnerisch schwächere Arbeit, ist der ganze Jammer seines gehetzten Volkes ins Gesicht geschrieben.
Es ist den Bildern, zumal ihr Erlös den Mittellosen der auswandernden jüdischen Bevölkerung zufließt, weiteste Verbreitung zu wünschen.

Durch die Straßenbahn überfahren wurde am Montag nachmittag der Oberwachtmeister G. Kuhlmann von der Sicherheitspolizei. Am Weichselbahnhof versuchte er auf einen in Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen aufzuspringen. Hierbei geriet der Säbel zwischen seine Beine und brachte ihn zu Fall. Er wurde überfahren, wobei der linke Unterschenkel zermalmt wurde. Der Verunglückte wurde ins Städtische Krankenhaus geschafft, wo der Unterschenkel sofort amputiert werden mußte.

Gefunden: 1 Marabukragen, abzuholen von Herrn Johann Wichmann, Wallgasse 5
1 braune Zigarrentasche mit Lotterielos, abzuholen von Herrn Lehrer Voeske, Bahnhofstraße 8

224-1920 24.09.1920

Standesamt – Todesfälle

Marine-Obermeister Claus Westing 68 J 8 M
– Witwe Emilie Preuß geb Korsiv 78 J
– Frau Konstantia Dechsel geb Hasemann 76 J
– Frau Marie Schwertfeger geb Neudam 68 J 6 M
– T d Maschinisten Heinrich Brandt 5 Std
– Witwe Florentine Brost geb Ratzki 75 J
– T d Arbeiters Johannes Böhnke 1 J 4 M
– Arbeiter Johann Ruch 70 J 6 M
– Hospitalist Albert Julius Wick fast 80 J
– Witwe Auguste Dirks geb Sommer 70 J 1 M
– Fleischermeister Albert Stryewski 85 J 6 M
– Arbeiter, Pionier von der Minenwerfer-Komp 187, Felix Emil Engel 22 J 1 M

Karin K
18.06.2013, 17:01
Die Ausgaben 225 und 226:

225-1920 25.09.1920

Danziger Nachrichten

Preistreiberei mit Briketts. Die Händlerin Marie Kroll in Danzig kaufte einen Waggon Briketts zum Preise von 4,80 Mark den Zentner. Vom Brennstoffamt war der Verkaufspreis mit 7,80 Mark festgesetzt. Die Händlerin nahm aber 11,50 Mark für den Zentner. Das Schöffengericht verurteilte sie wegen Preistreiberei zu 500 Mark Geldstrafe und Einziehung des übermäßigen Gewinns mit 16,80 Mark. Die Angeklagte legte Berufung ein, aber die Berufungsstrafkammer bestätigte das Urteil des Schöffengerichts.

Namensänderung. Dem Maschinisten Bernhard Milkowski in Danzig ist die Ermächtigung erteilt worden, seinen Familiennamen in Rex zu ändern.

Polizeibericht vom 25. September 1920

Gefunden: 1 goldener Freundschaftsring, abzuholen von Frau Antonie Rautenberg, Am Holzraum 21

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Arbeiter, Musketier im Inf-Regt 402 Ernst August Neumann 24 J 10 M
– Arbeiter, Musketier im Inf-Regt 343 Rudolf Albert Richert 22 J 1 M
– Witwe Auguste Hollan geb Schmidt fast 85 J
– T d Kohlenhändlers Theodor Neumann 3 M
– Frau Ernestine Kahane geb Jampoller 72 J
– S d Schmiedegesellen Stanislaus Flandrejewski 5 M
– T d Gewerkschaftsangestellten Walter Joseph 7 M
– Kellner Franz Schober 49 J 1 M

226-1920 27.09.1920

Danziger Nachrichten

Auf tragische Weise ums Leben gekommen ist am Sonnabend nachmittag das 4jährige Töchterchen des Tischlermeisters Grenkowski, Poggenpfuhl 86. Das Kind stürzte in einem unbewachten Augenblick aus dem zweiten Stock durchs Fenster. (gekürzt)

Aus dem Fenster gesprungen. Am Sonnabend um 4 Uhr morgens stürzte sich der Tischlermeister Klaus, wohnhaft Am Spendhaus 1, vom ersten Stock des Hauses durch das Fenster. Er erlitt einen Beinbruch und Kopfverletzungen und mußte deshalb dem Krankenhause zugeführt werden. K leidet seit längerer Zeit an Geistesstörungen. Es ist somit anzunehmen, daß er sein Vorhaben unter dem Eindruck geistiger Umnachtung ausgeführt hat.

Aus den Gerichtssälen

Auch ein Zug nach der Stadt. Der Arbeiter Gustav Schramm Neuendorf hatte sich wegen einer Reihe von Einbruchdiebstählen vor der Strafkammer zu verantworten. Die ländlichen Diebstähle an Nahrungsmitteln genügten ihm nicht mehr. Er strebte nach Uhren, Schmucksachen, Geld usw. Dabei handelte er, obwohl eine jugendliche Person, allein. In Danzig, Oliva und Zoppot führte er neun schwere Diebstähle aus und in zwei weiteren Fällen versuchte er solche Diebstähle. Das Gericht verurteilte ihn zu 4 Jahren Gefängnis.

Zuchthäusler und Dieb. Der Handlungsgehilfe Max Sabitzki in Danzig ist achtmal vorbestraft und saß im Zuchthause in Sonnenburg. Hier gelang es ihm auszubrechen und nach Danzig zu entkommen. Er stand nun wieder vor der Strafkammer, denn in Danzig ist er bei einem Kaufmann in dessen Wohnung eingedrungen und hat ihm Sachen im Werte von etwa 1000 Mark gestohlen. Das Gericht verurteilte ihn zu 3 Jahren Zuchthaus.

Einbruchdiebstahl beim Vater. Vor der Strafkammer stand der Seefahrer Heinrich Kluth in Danzig unter der Anklage des Einbruchdiebstahls bei seinem Vater. Er wollte für seinen Lebensunterhalt dadurch sorgen, daß er bei seinem Vater Einbrüche verübte. Der Vater mochte aber gegen seinen Sohn keine Strafanzeige erstatten. Als K nun einen nächtlichen Einbruchdiebstahl wiederholte, wurde er von seinem Vater abgefaßt und nun zur Anzeige gebracht. Das Gericht verurteilte den Sohn wegen Diebstahls zu 6 Monaten Gefängnis.

Karin K
19.06.2013, 11:21
Die Ausgaben 227 und 229:

227-1920 28.09.1920

Danziger Nachrichten

Selbsttötung eines Malers. Gestern nachmittag 4 Uhr wurde in der Nähe des Friedensschlusses am Olivaer Walde die Leiche des Kunstmalers Scheer aufgefunden. Es liegt Selbstmord vor.

Polizeibericht vom 28. September 1920

Standesamt – Todesfälle

Arbeiter Reinhold Krause 53 J 4 M
– Witwe Anna Schimanski geb Lohroff 78 J 3 M
– Kaufmann Moritz Rosenberg 60 J 6 M
– Witwe Laura Geisler geb Herholz 53 J 8 M
– T d Arbeiters eduard Draheim 11 M
– Witwe Alma Martin geb König 88 J 4 M
– T d Kaufmanns Emil Saafe 3 J
– T d Tischlermeisters Leo Gronkowski 2 J 5 M
– Hospitalist Gustav Frankenfeld 64 J 10 M
– Witwe Marie Philipp geb Sawatzki 75 J 8 M
– unehelich 1 S 1 T

229-1920 30.09.1920

Danziger Nachrichten

Tierdiebstahl auf dem Lande. Der Tischler Emil Radtke in Bodenwinkel brach bei einem Käsereibesitzer in Kobbelbude ein und stahl hier einen Zuchteber im Werte von etwa 1800 Mark. Ferner brach er bei einem Lehrer in Küchenwerder ein, wo Gänse und Hühner gestohlen wurden. Die Tiere wurden geschlachtet. Der Dieb stand nun vor der Strafkammer, die ihn wegen Einbruchdiebstahls zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis verurteilte.

Standesamt – Todesfälle

Frau Maria Levinetz 27 J
– Kaufmann Albert Schaldach 25 J 8 M
– S d Arbeiter Hans Klink 7 M
– Frau Veronika Jaworski geb Smetck 82 J
– Witwe Therese Brendise geb Wölke 62 J
– T d Arbeiters Paul Klein 1 J 8 M
– S d Arbeiters Leo Rapel 8 Std
– Witwe Helene Wendler geb Blum 47 J 4 M
– unehelich 1 S 1 T

ada.gleisner
19.06.2013, 19:53
Hallo Karin,
überwältigt von den Anfechtungen und Verführungen der Danziger in den 20er Jahren muß ich aber doch fragen : was sind Peluschken ? Grüße von Ada

Rahmenbauer14, + 1.11.2021
19.06.2013, 20:12
Hallo Ada,
ich darf doch mit einem Link (Duden)antworten:

http://www.duden.de/rechtschreibung/Peluschke

Schöne Grüße
Rainer

Karin K
20.06.2013, 10:27
So lernt man immer dazu :D

Die Ausgaben 230 - 233:

230-1920 01.10.1920

Standesamt – Todesfälle

T d Bootsführers Gottfried Lusak 4 W
– Witwe Christine Kneiphoff geb Ring 4 J 10 M (wohl eher nicht)
– Zollassistent a D Friedrich Willmann 78 J
– Werftinvalide Julius Dietrich 79 J 2 M
– Feuerwehrmann, Musketier im Inf-Regt Nr 99 Johann Martin Töpper 20 J 8 M
– Hafenarbeiter, Grenadier im 4 Garde-Regt zu Fuß, Kurt Otto Alfred Parport 23 J 1 M
– Arbeiter Paul Hoffmann 63 J 10 M
– unehelich 1 S

231-1920 02.10.1920

Standesamt – Todesfälle

Invalide Heinrich Münz 80 J 8 M
– T d Arbeiters Johannes Wessel 4 M
– Arbeiter Wilhelm Spillee 3 M (wohl eher nicht)
– Schriftsetzer Johann Richert 38 J 10 M
– Geschäftsführer Johannes Zimmer 35 J 9 M

Anzeige

Beyer & Hude GmbH Kakao-, Schokoladen- und Zuckerfabrik
Danzig, Telephon 217
Wir eröffneten am 1. Oktober 1920 ein Detail-Geschäft in den früheren Verkaufsräumen der Firma J. Loewenstein
Heil-Geistgasse 130 Ecke Kohlengasse

232-1920 04.10.1920

Standesamt – Todesfälle

Frau Rebekka Friedmann geb Scholz fast 60 J
– Postdirektor Walter Töpfer 50 J 8 M
– Invalide August Korsch 78 J 6 M
– Frau Johanna Wisniewski geb Bartsch 22 J 9 M
– Tischlergeselle Joseph Függe 43 J
– Frau Auguste Forsterbacher geb Tohtke 26 J 1 M

233-1920 05.10.1920

Aus den Gerichtssälen

Vor der Strafkammer hatten sich 13 Personen wegen Bandendiebstahls und Hehlerei zu verantworten. Es waren dies die Arbeiter Oskar Hoffmann, Bruno Klidzinski, Franz Klawikowski, Erich Strehlau, Bruno Herrmann, Albert Behrendt, Hans Urbanski, Kurt Trybull, Paul Seidler, Adolf Bilczewski, Willy Herrmann, die Händlerfrau Martha Treder und ihr Mann, der Arbeiter August Treder, sämtlich in Danzig. An den Diebereien waren noch mehr Personen beteiligt. Die Arbeiter Artur Kowalski und Otto Jurtschick waren nicht erschienen, gegen letzteren wurde ein Haftbefehl erlassen. Weiter waren sechs jugendliche Personen beteiligt. (gekürzt)

Polizeibericht vom 5. Oktober 1920

Gefunden: 1 silberne Damenhandtasche, enthaltend 2 Portemonnaies mit Geld und verschiedenem Inhalt, abzuholen von Frl. Hedwig Stubert, Grüner Weg 4 3 Tr
1 goldener Trauring, abzuholen von Frau Louise Dombrowski, Heubuder Straße 18

Standesamt – Todesfälle

Drogist, Grenadier der 8. Kompanie des Res-Inf-Regts Nr 262, Bruno Wilhelm Ebert 23 J 8 M
– Feuerwehrmann, Musketier der 1. Kompanie des Inf-Regts Nr 99, Johann Martin Töpper 20 J 8 M
– S d Holzarbeiters Robert Hallmann 12 W
– T d Arbeiters Artus Stellmacher 2 W

Karin K
21.06.2013, 11:56
Die Ausgaben 235 bis 237:

235-1920 07.10.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Witwe Johanna John geb Albrecht 77 J 8 M
– Schmiedegeselle Eduard Schaefer 50 J 10 M
– Händler Karl Zugehör 34 J 2 M
– Schiffbauer Bruno Armdorst 81 J 1 M
– S d Postschaffners Richard Raschke totgeb.
- Witwe Auguste Lemke geb Borschke 77 J 6 M
– Hausinspektor Gottfried Blohmke 64 J
– S d Vorschlossers Otto Diedrichkeit 7 J 1 M
– unehelich 1 T totgeb.

236-1920 08.10.1920

Danziger Nachrichten

Zweifelhafte Brandstiftung vor dem Schwurgericht.
Eine Anklage wegen vorsätzlicher Brandstiftung führte gestern den Fleischer Gustav Baumann aus Fünfgrenzen im Kreise Schöneck auf die Anklagebank des Schwurgerichtssaales. (gekürzt)

237-1920 09.10.1920

Standesamt – Todesfälle

Invalide Franz Bromund 57 J 1 M
– Polierer Friedrich Wilhelm Hein fast 58 J
– Frau Luise Timm geb Leck 40 J 11 M
– S d Schlossers Emil Baecker totgeb.
- Witwe Anna Korau geb Nelke 63 J 2 M
– Frau Antonie Engel geb Krause 44 J
– S d Arbeiters Friedrich Block 10 W
– T d Schauspielers Eduard Pließ 11 Tg
– Marine-Werkführer Heinrich Jansen 57 J 2 M
– Werkmeister Gustav Krisch 64 J 10 M
– Gerichtskanzlist Vizefeldwebel im Inf-Regt Nr 175 Friedrich Wilhelm Schulz 85 J 9 M
– Frau Wilhelmine Klein geb Sallich 75 J 8 M
– Wirtschafterin Berta Langowski 47 J 4 M
– unehelich 1 T

Bartels
21.06.2013, 13:22
Na, wenigstens die unehelichen Kinder und Mütter hatten Datenschutz in der Danziger Volksstimme!

Ute Marianne
21.06.2013, 14:42
Hallo Rudolf,

Ich denke mal das nicht alle Sterbefälle in der Zeitung stehen.
Meine Vorfahren sind zum Beispiel nicht dabei .Kann sein dass man es angeben konnte ob ja oder nein.

Liebe Grüße Ute

Bartels
21.06.2013, 14:56
Hallo Ute,

im Prinzip sind das amtliche Meldungen des Standesamts - da sollten alle Sterbefälle dabei sein - wie auch damals an anderen Orten üblich.

Liebe Grüsse
Rudolf

JuHo54
21.06.2013, 15:23
Hallo Rudolf,
das glaube ich nicht, denn sie war ja quasi die Zeitung der Sozialdemokraten und ich denke, dort stehen nur die Meldungen des Standesamtes, die die Mitglieder betrifft. Es gab sicher ein paar mehr Tote in Danzig.
Liebe Grüße
Jutta

Karin K
21.06.2013, 16:39
Auch in den anderen Zeitungen wurde es so gehandhabt; uneheliche Kinder wurden namentlich nicht genannt, manchmal wurde aber das erreichte Alter genannt. Wenn nicht anders erwähnt betreffen die Daten das Standesamt I in Danzig. In den anderen Zeitungen wurden ab und zu auch Tote aus den anderen Standesämtern genannt, aber nicht regelmäßig. Diese sind dann auch entsprechend gekennzeichnet.

Karin K
22.06.2013, 18:25
Die Ausgaben 238 und 239:

238-1920 11.10.1920

Danziger Nachrichten

Den Vater bestohlen. Ein ungeratener Sohn ist der Schuhmacher Wilhelm Klatt aus Christinenhof. Er stahl seinem Vater, dem Arbeiter Ferdinand Klatt, sein ganzes Barvermögen in Gestalt von drei Sparkassenbüchern. Auf dem einen Sparkassenbuch waren 1000 Mark eingetragen. Diese hat er voll und ganz abgehoben, sich Schuhe und Wäsche gekauft und das übrige Geld in leichtsinniger Weise verausgabt. Die anderen beiden Sparkassenbücher will er im Stalle versteckt haben. Der Vater hat sie aber bisher noch nicht gefunden.

Brandstifter am eigenen Hause. Der Maurer Albert Kielas Gr. Kleschkau wohnhaft hat gestern weil er mit seiner Frau im Streit lebt das Wohnhaus angezündet. Nachdem das Dach in Brand geraten war, hat er sich nach Danzig begeben und sich der hiesigen Kriminalpolizei gestellt.

Auf der Straße vom Tode überrascht wurde gestern mittag der sechzigjährige Arbeiter Friedrich Lammert. Er hatte sich im Sonnenschein in einer Schaufensternische auf dem Holzmarkt niedergelassen. Als Passanten ihn nach stundenlangem Sitzen näher betrachteten, mußten sie feststellen, daß L wahrscheinlich durch Herzschlag sanft in den Tod hinübergeschlummert war. Seien Leiche wurde in die Leichenhalle auf dem Bleihof gebracht.

Standesamt – Todesfälle

S d Kaufmanns Albert Margenfeld 19 Std
– Frau Frieda Warnke geb Paiwitz 31 J 8 M
– T d Eisenbahngehilfen Paul Draske 19 Tg
– S d verstorbenen Schlossers Paul Slotcke 7 W
– Kirchendiener Karl Pohl 82 J 7 M
– Witwe Karoline Neumann geb Frank 62 J 4 M
– S d Biegemeisters Otto Kieselbach 8 M
– Witwe Eleonore Komm geb Glocken 66 J 1 M
– unehelich 1 T

239-1920 12.10.1920

Aus den Gerichtssälen

Zugeworfenes Diebesgut. Der Arbeiter Georg Zibell in Danzig ist 19 mal vorbestraft und stand wiederum vor der Strafkammer. Er hielt sich vor einer Kaserne auf und sprach mit einem Soldaten, der am Fenster stand. Plötzlich sah man, wie eine Matratze und ein Kopfkissen aus dem Fenster auf die Straße geworfen wurden. Der Angeklagte wollte diese Sachen, die für ihn bestimmt waren, an sich nehmen, wobei er jedoch abgefaßt wurde. Das Gericht verurteilte ihn wegen Diebstahls zu 1 Jahr Gefängnis. Der Bestrafte wurde sofort in Haft genommen.

Eine Diebeskumpanei. Das Dienstmädchen Marie Schwarz, ohne festen Wohnsitz, hatte sich vor der Strafkammer wegen Beihilfe zum schweren Einbruchsdiebstahl zu verantworten. Die Angeklagte diente bei dem Vizepräsidenten der polnischen Eisenbahndirektion in Danzig, und mißbrauchte das Vertrauen gröblich. Als sie allein zu Hause war, machte sie mit einem Manne, der ihr angeblich unbekannt war, gemeinsame Sache. Sie ließ diesen fremden Mann zum Zwecke des Einbruchdiebstahls in die Wohnung. Die schränke wurden erbrochen, und es wurden 1600 deutsche Mark, 3400 polnische Mark und Wäsche sowie Kleidungsstücke im Wert von etwa 60000 Mark gestohlen und zum Bahnhof geschafft. Die Angeklagte ging mit dem Manne zum Bahnhof mit und erhielt hier 400 Mark als Belohnung. Dann entfernte sich der Mann, der angeblich etwas aus der Post holen wollte und verschwand. Die Angeklagte stand nun allein vor Gericht, das sie zu 3 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilte.

Standesamt – Todesfälle

Feuerwehrmann a D Friedrich Goldmann 66 J 4 M
– Wäscherin Gottliebe Lewandowski 86 J 5 M
– T d Arbeiters Artur Didzus 3 M
– Rentenempfänger Wilhelm Lehre 67 J 8 M
– S d Monteurs Anton Schumm 1 M
– Arbeiter Walter Paul Tude 19 J 5 M
– Witwe Laura Alter geb Brose 77 J 5 M
– Witwe Justine Prantzki geb Putzke 81 J 2 M
– Witwe Maria Ludwig geb Kuß 76 J 1 M

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Nachruf
Am Sonnabend, den 9. Oktober verstarb bei Ausübung seines Berufes unser Kollege, der Maschinenbauer
Hans Wiegbold.
Wir betrauern in ihm einen tüchtigen und bei allen beliebten Kollegen.
Ehre seinem Andenken!
Die Kollegen der Maschinenbau-Werkstätte und des Waggonbaues Holm, Danziger Werft (früher Reichswerft)

Meine Verlobung mit Johanna Schlicht, Danzig, Schüsseldamm 32, hebe ich mit dem heutigen Tage auf, da mir ihr Lebenswandel nicht gefällt.
Kobusinski-Danzig

Karin K
23.06.2013, 18:08
Die Ausgaben 240 bis 243:

240-19620 13.10.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Buchhalter Hans Hoeler 38 J
– Verkäuferin Auguste Klatt 36 J 1 M
– Arbeiter Karl Kunikowski 79 J 10 M
– S d Arbeiters Friedrich Bornowski 7 W
– S d Kutschers Eduard Ruß 3 ½ Std
– Arbeiter Gustav Jungas 27 J 10 M
– Witwe Henriette Kewitsch geb Kischke 78 J 9 M

241-1920 14.10.1920

Polizeibericht vom 14. Oktober 1920

Gefunden: 1 loser Geldbetrag im Geschäft von Wegener, Gr. Wollwebergasse gefunden, abzuholen von Frl. Erna Jackstedt, Grabengasse 8
1 Paar graue Damenhandtschuhe, abzuholen von Herrn Max Sickau, Vorst. Graben 19
1 goldener Ring mit grünem Stein, abzuholen von Frau Emma Bogdahn, Barbaragasse 18
1 Spazierstock mit gebogener Hornbrücke, abzuholen von Herrn Kaufmann Bury, Friedenssteg 8

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

S d Arbeiters Albert Engler 8 W
– Invalide Ferdinand Alex 69 J 8 M
– Witwe Johanna Hallmann geb Engel 64 J 10 M

242-1920 15.10.1920

Danziger Nachrichten

Der Abschluß der Schwurgerichtsperiode
Ein Überfall auf die Ladenkasse.
Am Donnerstag, dem letzten Tage der dritten diesjährigen Schwurgerichtsperiode, standen zunächst der Schlosser Bruno Lulkowski, der Arbeiter Otto Westphal, der Bäcker Johann Puchmann und der Arbeiter Leo Bartel aus Schidlitz auf der Anklagebank. Es handelte sich dabei um den Überfall auf die Ladenkasse des Bäckermeisters Walinski in der Sandgrube, zu dem die Angeklagten sich zusammengetan hatten. (gekürzt)

Standesamt – Todesfälle

Arbeiter Friedrich Lammert 59 J 10 M
– Seemann Charles Barlon, Alter unbekannt
– Frau Auguste Lieder geb Both 68 J 8 M
– Invalide Karl Merkulat 74 J 6 M
– unverehelichte Margarethe Menske fast 25 J
– Ober-Steuersekretär August Wellhausen 55 J 2 M
– Witwe Mathilde Pahnke geb Mielke 84 J
– Klempnermeister Eugen Plotzki 43 J
– Frau Marie Leschinski geb Bialke 49 J 11 M
– Rechtsanwalt a D Alfred Prezell 59 J 2 M
– Frau Luise Jahnke geb Badtke 32 J 1 M

243-1920 16.10.1920

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Deutscher Transportarb-Verband
Ortsverwaltung Danzig
Den Mitgliedern zur Nachricht, daß im Laufe des III Quartals die folgenden Kollegen verstorben sind:
Karl Thoms, Hafenarbeiter
Albert Pawlowski, Hafenarbeiter
Hermann Frankowski, Speicherarbeiter
Georg Maas, Hafenarbeiter
Emil Maschinski, W.-Ü.-Arbeiter
Adolf Kamischke, Hilfsabeiter
Paul Czarnetzki, Hafenarbeiter
Albert Nowakewitz, Lagerarbeiter
Johann Czoska, Hafenarbeiter
Walter Eisner, Seemann
Ehre ihrem Andenken!
Die Ortsverwaltung

Standesamt – Todesfälle

Straßenbahn-Wagenführer Friedrich Probst 56 J ? M
– Witwe Marta genannt Martha Fürstenberg geb Loewensohn 37 J 9 M
– Bürgerwehrmann Joseph Jopke 32 J 3 M – unverehelichte Martha Müller 45 J 3 M
– T d Arbeiters Albert Ziegenhagen 10 J 8 M
– S d ?? Johannes Klingenberg 6 W

Karin K
24.06.2013, 13:31
Die Ausgaben 244 bis 246:

244-1920 18.10.1920

Polizeibericht vom 17. und 18 Oktober 1920

Gefunden: 1 Pelzkragen, abzuholen von Frau Elsbeth Müller, Rückfort 1

Standesamt – Todesfälle

Rentenempfängerin Amalie Potratz 78 J 6 M
– S d Kaufmanns Ferdinand Piczola 4 W
– Lehrerin a D Laura Mrotzel 82 J 5 M
– Arbeiter Joseph Kelle 42 J 7 M
– Witwe Katharina Hannemann geb Ciska 78 J 7 M
– Rentier Friedrich Abramowski 84 J
– unverehelichte Meta Laff 61 J 11 M
– Privatiere Johanna Engel 61 J 8 M
– Maschinenschlosser August Thiedemann 43 J 11 M
– Witwe Charlotte Peters geb Schulz 44 J
– Rentier Friedrich Bauer 71 J 9 M
– Arbeiterin Charlotte Stibbe 22 J 1 M
– S d Schuhmachers Franz Krause 3 J

245-1920 19.10.1920

Polizeibericht vom 19. Oktober 1920

Zugelaufen: 3 Keuchel, abzuholen von Frau Bertha Eichmann, Unterstraße 30
1 kleiner schwarzer Hund ohne Halsband, abzuholen von Frau Hedwig Kalwa, Pfarrhof 5/6

246-1920 20.10.1920

Danziger Nachrichten

Ein hoffnungsvoller Sprößling. Bei einem versuchten Einbruchdiebstahl wurde der 1904 geborene Arbeiter Ernst Berkowski, welcher schon dreimal wegen Diebstahls vorbestraft ist, in der Hopfengasse durch Polizeibeamte festgenommen. Berkowski trug ein Stemmeisen bei sich. Er hatte die Absicht auf den Hof der Firma Hülfen zu gelangen um dort zu stehlen.

Aus den Gerichtssälen

Fahrlässige Tötung. Der Besitzerssohn Johann Anton Alez aus Rosenberg hatte sich vor der Strafkammer wegen fahrlässiger Tötung zu verantworten. In seiner Familie wurde Polterabend gefeiert. Die Dorfjugend betrieb dabei die Sitte des Scherbenwerfens. Mit Steinen, Flaschen, Kannen usw wurde gegen die Tür und sogar in die Küche geworfen. Dies geschah so unmäßig, daß am nächsten Tage zwei Fuhren Scherben fortgefahren werden mußten. In der Küche wurde dabei sogar Geschirr zertrümmert. Alez ging nun hinaus und suchte die Menschen durch Verteilung von Zigaretten zu beruhigen, aber das half nicht. Dann warnte der Lehrer vor Übertreibung, aber auch er mußte sich zurückziehen, um nicht beworfen zu werden. Der Bruder des Angeklagten gab dann im Garten zwei Schreckschüsse mit einer Schrotflinte ab, aber auch das blieb wirkungslos. Dann nahm der Angeklagte eine Browningpistole und gab zum Giebelfenster des Hauses aus Schüsse ab. Leider schoß er nicht in die Höhe, sondern hielt auf einen Stall. Eine Kugel traf die 13jährige Elisabeth Pastell, die tödlich getroffen niedersank. Wie Kreisarzt Dr. Birnbacher bekundete, ging die Kugel in den Schädel und blieb an der anderen Innenseite im Schädel stecken. Der Angeklagte war im Kriege Wachtmeister und bedauert diesen Unfall sehr, aber die Unvorsichtigkeit war begangen. Er entschuldigte sich mit einer gewissen Notwehr. Die Strafkammer erkannte wegen fahrlässiger Tötung auf 1 Monat Gefängnis.

Der Schrecken der Ordnung. Vor der Strafkammer hatte sich der Arbeiter Paul Zesian aus Neufahrwasser wegen weiterer vier Strafsachen zu verantworten. (gekürzt)

Hehlerei mit Stoff. Der Höker Felix Romza und dessen berufsloser Sohn Josef Romza in Danzig hatten sich vor dem Schöffengericht in Danzig wegen Hehlerei zu verantworten (gekürzt)

An die falsche Adresse geraten. Vor der Strafkammer hatte sich ein Diebespaar zu verantworten, das sich selbst die Grube gegraben hat. Angeklagt war der Kontorist Max Engler in Danzig und der Kupferschmied Paul Gestalter in Danzig. (gekürzt)

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Kutscher, Ersatzreservist der 10. Komp. Res-Inf-Regts 91, Friedrich Gollinat, fast 28 J
– Kontorist Robert Lanpichler 33 J 8 M
– Post-Betriebsassistent Franz Gdanietz 54 J 5 M
– Witwe Wilhelmine Kaschmer geb Brezinski 56 J 8 M
– S d Maurers Joseph Delks totgeb.
- Schiffskapitän Johann Sandhos 69 J 1 M
– Witwe Martha Költsch geb Danielowski 60 J 3 M
– S d Schlossers Wladislaus Dolocki 8 M
– Nähterin Marie Rautenberg 72J
- unehelich 1 T

Karin K
25.06.2013, 14:18
Die Ausgaben 247, 249 und 250:

247-1920 21-10-1920

Danziger Nachrichten

Eine löbliche Tat.
Der bisherige Bürgermeister von Ohra, Lind, hat gestern einen Antrag auf Versetzung in den Ruhestand als Gemeindevorsteher an den Kreisausschuß eingereicht. Wir sind für gewöhnlich nicht für die Belastung des Allgemeinsäckels mit Ruhestandsgehältern, in diesem Falle dürfte aber Herr Lind der Allgemeinheit einen Gefallen getan haben.

Aus den Gerichtssälen

Veruntreuungen am Stadttheater. Vor der Strafkammer kamen gestern die Veruntreuungen zur Verhandlung, die für einiger Zeit an der Kasse des hiesigen Stadttheaters begangen wurden. Angeklagt waren der Theatersekretär Adolf Güttner und der Theatermeister Josef Malnoth in Danzig. Die Straftaten wurden i der Zeit von 1918 bis 1920 durch Fälschungen der Lohnlisten begangen. Die beiden Angeklagten gemeinsam führten einen Arbeiter, der längst entlassen war und bezogen für ihn den Lohn gegen gefälschte Quittung im Gesamtbetrage von 5664 Mark. Das Geld wurde zwischen beiden verteilt, Güttner allein fälschte dann weitere Lohnlisten und erhob den höheren Betrag gegen von ihm gefälschte Quittungen. Im ganzen bezog er für seine Person auf diese Weise 9104 Mark. Beide Angeklagte sind geständig und geben als Grund ihre Nt an. Güttner ist 29 Jahre und Malnoth 34 Jahre im Dienste dieses Theaters und genossen allseitiges Vertrauen. Güttner bezog ein Einkommen von monatlich nur 386 Mark, welches erst später auf 548 Mark gesteigert wurde. Malnoth bezog 210 Mark, dann 370 Mark, und jetzt 700 Mark. Güttner hat sich bemüht, das unterschlagene Geld zurückzuzahlen und hat bereits Rückzahlungen in Höhe von 6000 Mark gemacht. Er will auch den Rest abtragen und sein Vergehen dadurch gut machen. Der Staatsanwalt ließ die geringe Bezahlung als Milderungsgrund gelten. Das Gericht betonte in seiner Urteilsbegründung, daß die Gehälter allerdings jammervoll gewesen seien und die Angeklagten damit beim besten Willen nicht auskommen konnten. Diese wirtschaftliche Not entschuldigt die Angeklagten nicht, aber erklärt die Tat. Das Urteil müsse entsprechend milde ausfallen Wegen schwerer Urkundenfälschung und Betruges zu 6 Monaten, Malnoth zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Verurteilten sollen der bedingten Begnadigung empfohlen werden.

Standesamt – Todesfälle

Prediger Ludwig Deusing 53 J 3 M
– Invalide Gottfried Schulz 78 J 8 M
– Frau Emma Roesling geb Block 42 J 6 M
– Bote bei der Landesversicherungsanstalt Hermann Held 78 J

249-1920 23.10.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

S d Konditors Walter Damaschke 1 J 1 M
– Frau Lisbeth Stein geb Rosenthal 51 J 7 M
– T d Kriegsinvaliden Heinrich Hinz 4 M
– unehelich 1 T

250-1920 25.10.1920

Polizeibericht vom 25. Oktober 1920

Gefunden: 1 Bernsteinbrosche, abzuholen von Ursula Jeschke, Friedensstag 9 a
1 braune Henne, abzuholen von Herrn Postschaffner Tzoske, Kaninchenberg 12 b

Standesamt – Todesfälle

T d Arbeiters Joseph Czewinski 4 J
– Lehrer a D Eduard Marczinski 54 J
– Eisenbahn-Obersekretär, Rechnungsrat Adolf Lueschke 62 J 9 M
– Privatiere Luise Keysell 82 J 1 M
– S d Telegraphenboten Albert Mojezeszewicz 4 M
– Frau Emma von Lübtow geb Boehm 75 J 9 M
– Gerichtsdiener a D Wilhelm Hein 79 J 3 M
– unverehelichte Gertrud Blumenthal 25 J 10 M
– T d Schmiedegesellen Ernst Patzer 6 W
– S d verstorbenen Kriegsinvaliden Eduard Sarnowski 4 M

Karin K
26.06.2013, 11:07
Die Ausgaben 251 bis 253:

251-1920 26.10.1920

Standesamt – Todesfälle

S d Arbeiters Johann Schenk 1 J 1 M
– T d Arbeiters Karl Deutschmann 3 M
– Privatier Hermann Zaeske 79 J 1 M
– Töpfer Franz Hoffmann 59 J 7 M
– Frau Anna Fest geb Hirschfeld 76 J 4 M
– Invalide Jakob Schulz 66 J 3 M
– Invalide Anton Kiepke 83 J 10 M
– Fischer Rudolf Hallmann 22 J 6 M
– Witwe Wilhelmine Ewert geb Wiedenberg 80 J 1 M
– T d Tischlergesellen Hermann Lux 1 Tag
– Witwe Agnes Lemke geb Krajewski 4 J 9 M
– Witwe Alwine Rähmel geb Rehfuß 66 J 9 M
– unehelich 1 S

252-1920 27.10.1920

Standesamt – Todesfälle

Rentier Jakob Hesse 78 J 9 M
– S d Hofbesitzers Max Bönchendorf 5 J 8 M
– Rentiere Hedwig Kolle 54 J 7 M
– Nähterin Hedwig Pusdrowski 22 J 5 M
– Seefahrer Bernhard Pusdrowski 20 J 3 M

253-1920 28.10.1920

Polizeibericht vom 28. Oktober 1920

Gefunden: 1 Portemonnaie mit polnischem Geld und einem Geldschein von Mewe, abzuholen von Frau Eva Darms Langgarter Hintergasse 1 a
1 blauweiß-gestreifte Schürze, abzuholen von Hedwig Krause, Ahorn-Weg 5
1 braune hornlose Ziege, abzuholen von Herrn G Zobel, Zobelweg 5
1 weiß- und schwarz-gefleckter junger Terrier mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Fr. Hulda Schlicht, Alte Schichau-Kolonie Nr 8, 2 Tr
1 graue Bulldogge mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Herrn Kurt Gelsz, Radauneufer 18

Beate
26.06.2013, 13:29
Hallo Karin,

herzlichen Dank für Deine unermüdlichen Bemühungen, uns das Danziger Leben und Geschehen der damaligen Zeit näher zu bringen! Das lässt ja manches Mal tief blicken, was sich da so tat!

Eine Fleißarbeit von Dir! Erstaunlich, was da gefunden wurde, zulief u.ä. .

Und, bitte, was sind „Keuchel“? Weiß das jemand? Können das Hühner gewesen sein? :confused:

Schöne Grüße Beate

Rahmenbauer14, + 1.11.2021
26.06.2013, 17:55
Hallo Beate,

wenn meine Erinnerung nicht trügt, sind das die Kinder der Hühner (Kücken).

Gruß
Rainer

Beate
26.06.2013, 22:55
Ah, herzlichen Dank, Rainer. Ich hatte sowas in vager Erinnerung- Federvieh?- , ich wusste es aber nicht genau..Aber was rennt denn da alles durch Danzig an Viecherei...:D
Sagenhaft!

Fröhliche Grüße Beate

Karin K
28.06.2013, 09:11
Ich hätte auch auf Hühnerküken getippt. Ich freue mich noch im nachhinein darüber dass es scheinbar viele Menschen gab die solche Fundtiere abgaben und nicht selbst behielten.

Mein Vater erzählte dazu mal einen "Geschichte" die in seiner Jugend erzählt wurde.
Ein Polizeihauptmann und seine Familie hatten einen schönen Gänsebraten in der Bratröhre. Ein Landstreicher wurde von dem Duft angezogen und nutzte die offenstehende Tür um in die Küche zu gelangen. Eigentlich wollte er sich etwas von dem Braten abschneiden, aber dann hörte er den Familienvater zurückkehren und packte sich schnell die heiße Gans unter den Mantel, schlüpfte aus der Küchentür in den Garten und stieß dort auf den Famileinvater der nicht gesehen hatte wo der Mann herkommt und dachte es wäre jemand der ein Almosen erbitten wollte. Also fragte er den Mann nach seinem Namen und Herkunft. Der Mann antwortete mit zitternder Stimme: "Mein Name ist Hans Gänserich, Brenntsich bei Leibsich, kotzjämmerlich." Und der Polizist gab dem armen, scheinbar frierenden Mann auch noch etwas Geld damit er sich etwas Warmes kaufen konnte :D

254-1920 29.10.1920

Danziger Nachrichten

Vermißte Schülerin. Seit dem 25. Oktober 1920 hat sich die Pflegetochter Adele Poborowski aus dem Hause des polnischen Konsuls Oswald Kermense, Hansagasse Nr 2, entfernt. Poborowski ist Schülerin und 12 Jahre alt. Bekleidet war sie mit einem grauen Mantel, langen weißen Strümpfen, schwarzen Schnürschuhen, dunkelblauer Matrosenmütze. Sie hat halbkurz geschnittenes rotblondes Haar. Die Vermißte führt einen auf ihre Person lautenden Paß und eine Bescheinigung über die hier erfolgte Anmeldung auf ihren, sowie den Namen des Konsuls und dessen Frau bei sich.

Standesamt – Todesfälle

Witwe Amanda Schulz geb Schulz 71 J 8 M
– Witwe Elvira Wilkens geb Woyna 68 J 4 M
– T d Pianofortebauers Otto Bergmann 20 T
– Fleischermeister Johann Balschuweit 53 J 6 M
– Frau Julianna Bober geb Reinke 76 J 6 M
– T d Maschinisten Karl Arnhold 3 M
– T d Vorarbeiters August Rowezykowski 1 J 4 M
– Rentier Alfred Winter 65 J 4 M
– unverehelichte Anna Beuster 41 J 9 M
– Arbeiter Karl Jankowski 30 J 3 M
– T d Drehers Paul Jaeckel 11 W
– unehelich 1 T

255-1920 30.10.1920

Danziger Nachrichten

Bei den Erdarbeiten am Zigankenberg verunglückte gestern vormittag der 20jährige Arbeiter Ernst Wisotzki, Baumgartsche Gasse. Beim Absturz von Erdmassen konnte er sich nicht mehr in Sicherheit bringen. Er konnte noch lebend, jedoch mit schweren Quetschungen der Brust und der Wirbelsäule, von seinen Arbeitskollegen hervorgezogen werden.

Standesamt – Todesfälle

Arbeiter Gustav Röske 48 J
– S d Buchhalters Gustav Pauls 3 M
– Kontoristin Meta Willer 29 J 10 M
– T d Mechanikers Franz Albertzki 9 M
– Witwe Maria Braun geb Kröcker 84 J 1 M
– S d Arbeiters Julius Mischkowski 5 M

Karin K
29.06.2013, 07:55
Die Ausgaben 256 und 257:

256-1920 01.11.1920

Danziger Nachrichten

Verschwundene Frau. Die Ehefrau Christine Annuscheit geb Maaser ist seit dem 9. Oktober 1920 spurlos verschwunden. Da sie im hohen Alter steht und kränklich ist, wird befürchtet, daß ihr ein Unfall zugestoßen ist. Die Frau ist 69 Jahre alt, 1,68 Meter groß, im Ganzen noch rüstig und von ländlichem Aussehen. Bekleidet war sie mit einem langen Sommermantel, ähnlich einem Herrenmantel mit 2 Reihen Knöpfen, schwarzem Strohhut, schwarzen halbhohen Schnürschuhen und schwarzen Strümpfen.

Eine Eifersuchtstragödie. Ein blutiges Drama ereignete sich am Sonnabend gegen 7 ¼ Uhr abends auf der Straße Faulgraben. Dortselbst gab die Fuhrhalterin Bötzmaier in Gegenwart ihres Ehemannes auf die ihn begleitende unverehelichte, etwa 40 Jahre alte, Gertrud Stoltenburg, Jakobstor 5/6 wohnhaft, aus einer Pistole einen Schuß ab, durch den die Stoltenburg in der Brust getroffen auf der Stelle zusammenbrach. Sie wurde zunächst nach der Bahnhofswache geschafft; dortselbst stand ein englisches Sanitätsauto, das sich sofort bereit erklärte, die Stoltenburg nach dem Lazarett zu fahren. Im Lazarett konnte nur noch der inzwischen eingetretene Tod festgestellt werden. Das Ehepaar Bötzmaier wurde in Haft genommen und dem Richter zugeführt. Der Grund der Tat ist Eifersucht, da sich der Ehemann bereits seit längerer Zeit mit der Stoltenburg in ein Verhältnis eingelassen haben soll. Bötzmaier, der früher mit seiner Frau in guten Verhältnissen gelebt hat, hielt sich bereits einige Zeit auf der Besitzung der erschossenen Stoltenburg auf, die diese von ihrem früheren verstorbenen Brotherrn Fabian, bei dem sie in Danzig als Wirtschafterin tätig war, vermacht bekommen hatte.

Polizeibericht vom 31. Oktober und 1. November 1920

Gefunden: 1 Zigarrentasche, abzuholen von Frau Martha Stobbe, Ahornweg 7

Standesamt – Todesfälle

Tischler, Jäger im Inf-Regt Nr 61 Fritz Wilhelm Fröschke 28 J 3 M
– Güterbodenarbeiter Musketier der 2 Komp. Res-Inf-Regt 225 August Wittka 21 J 9 M
– T d Kaufmanns Ernst Hauschultz 9 J
– Frau Elisabeth Schönenberger geb Haak 85 J
– Witwe Selma Kränzmer geb Schlediniger 70 J 1 M
– Frau Amalie Schulz geb Waak 54 J 8 M

257-1920 02.11.1920

Aus den Gerichtssälen

Von der Schieberbörse. Wegen Unterschlagung hatte sich der Bonbonkocher Felix Wianowicz in Danzig vor dem Schöffengericht zu verantworten. (gekürzt)

Betrügereien beim Schadenersatz. Der Kaufmann Paul Schmidt in Danzig bezog von außerhalb einen Posten Zigaretten, der mit der Bahn geliefert wurde. (gekürzt)

Gewerbsmäßiger Schleichhandel. Vor dem Schöffengericht hatten sich der Kaufman Leo Karwat in Langfuhr und dessen Ehefrau Marie wegen Schleichhandels und Höchstpreisüberschreitung zu verantworten. (gekürzt)

Kleiderdiebstahl und Hehlerei. Vor der Strafkammer hatten sich der Schuhmacher August Klebba in Danzig, der Schmiedegeselle Wladislaus Kamrowski in Danzig, der Bauunternehmer Friedrich Flockenhagen und seine Frau Therese in Ohra wegen Diebstahls und Hehlerei zu verantworten (gekürzt)

Schwindeleien durch Warenangebote. Der Kutscher Bernhard Wronski in Danzig hatte sich von dem Schöffengericht wegen verschiedener Schwindeleien zu verantworten. (gekürzt)

Polizeibericht vom 2 November 1920

Gefunden: 1 Portemonnaie mit Inhalt, abzuholen von Frau Elisabeth Damus, Johannisberg 23
1 blauseidener Damenschirm, abzuholen von Frl. Elli Kaiser, Husarengasse 6 II

Karin K
30.06.2013, 09:47
Die Ausgaben 258 bis 260:

258-1920 03.11.1920

Danziger Nachrichten

Ein Verein für Ostfreunde hat sich am Sonnabend in einer Zusammenkunft von Personen in Langfuhr gebildet. Die Gründer des Vereins haben auf Grund ihres Aufenthaltes in Rußland und ihrer Kenntnisse der Verhältnisse, die Absicht, gute Beziehungen zum Osten zu fördern und zu pflegen. Zur Linderung der durch den Krieg entstandenen Not plant man, Verbindungen zur Besserung der Lage durch gegenseitige Unterstützung aufzunehmen. In den Vorstand wurden gewählt: Stadtsekretär Fritz Bluhm als Vorsitzenden, Kaufmann Dubke jun als Kassenwart, Administrator Schliedermann als Schriftführer.

Eine wüste Messerstecherei hat sich gestern in dem Hause Drehergasse 21 abgespielt. Der Arbeiter Wilhelm Volkmann hat aus noch nicht aufgeklärten Ursachen einem Freunde von ihm, den gleichfalls in Zuhälterkreisen bekannten Oskar Vierkant, Rittergasse 16, wohnhaft, mit einem Dolchmesser derartige Stiche beigebracht, daß das Dolchmesser bis zur Hälfte abgebrochen ist. Das Blut hat dermaßen in Strömen geflossen, daß Volkmann, weil er sich in Strümpfen befand, bis an die Knöchel im Blut watete. Volkmann, über und über mit Blut bespritzt, wurde in seiner Wohnung angetroffen und festgenommen. Vierkant konnte, nachdem er sich hatte verbinden lassen nach seiner Wohnung begeben.

Die Spielhölle im Kleinen. Vor dem Schöffengericht hatten sich die Witwe Anna Beckmann in Danzig und der Gelegenheitsarbeiter Walter Rautenberg in Ohra zu verantworten. Die Beckmann unterhielt in Danzig in ihrem Hause eine Spielhölle, die aufzudecken der Polizei Schwierigkeiten machte. Es wurden abends und nachts Glücksspiele für einfache Leute veranstaltet und gleichzeitig wurde auch ein Ausschank betrieben, obwohl die Beckmann keine Schankerlaubnis hatte. Um den Männern noch andere Vergnügungen zugänglich zu machen, soll sie auch für weibliche Gesellschaft gesorgt haben, doch wurde sie wegen Kuppelei freigesprochen. Rautenberg leistete ihr bei diesem Geschäft Hilfe. Das Gericht verurteilte die Beckmann wegen Veranstaltung und Duldung von Glücksspielen und unerlaubten Ausschanks zu 2 Wochen Gefängnis und 800 Mark Geldstrafe, sowie Einziehung der Karten. Rautenberg wurde wegen Beihilfe zu 1 Woche Gefängnis und 150 Mark Geldstrafe verurteilt.

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Arbeiter, Schütze der 1 Komp Jäger-Batl 2 Gustav Otto Dranschkofski 20 J 10 M
– Witwe Katharina Bluhm geb Platzki 67 J 6 M
– Besitzer Gustav Domröse 58 J 9 M
– Schlosser, Musketier der ehem. Inf-Regt-Nr 128 Paul Possel 20 J 9 M
– Heizer Jacob Thur 38 J 8 M – Arbeiter Paul Wolters 20 J 10 M
– Ermittelungsbeamter August Mohlich 54 J 5 M
– Arbeiter Gustav Gutzeit 17 J 3 M
– Seemann Joseph Brill 45 J 5 M

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In der Nacht von Sonntag zu Montag verunglückte bei Arbeiten mit dem Schwimmkran der
Seemann Josef Brill.
Derselbe war 18 Jahre auf der Werft tätig. Wir verlieren in ihm einen Arbeiter, der sich durch seine Tüchtigkeit, seine Kameradschaftlichkeit und mustergültiges Verhalten bei seinen Vorgesetzten und bei seinen Kameraden die größte Achtung erworben hatte.
Danziger Werft.

259-1920 04.11.1920

Standesamt – Todesfälle

Postassistent, Musketier der 1 Komp Inf-Regt 175 Walter Gillmeister 27 J 3 M
– Frau Julianna Rieck geb He ke 36 J 6 M
– Kontorist Waldemar Zahl 43 J 1 M
– T d Schiffszimmermanns Otto Bosten totgeb
– Photograph Johannes Röper 62 J 7 M

260-1920 05.11.1920

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Witwe Auguste Laaser geb Gerodowski 79 J
– Frau Johanna Kämpfert geb Rettig 53 J 2 M
– Bureauvorsteher Joseph Kubiella 69 J 4 M
– Frau Franziska von Parpart geb von Tiedemann-Brandis 55 J 10 M
– Frau Emma Riemierski geb Fritz 69 J 1 M
– Student Paul Andörsch 25 J 6 M
– Rentiere Marie Hoffmann 79 J 10 M
– Frau Anna Philipp geb Parte 49 J 5 M
– Pensionsinhaberin Gertrud Stoltenburg 47 J 7 M
– unehelich 1 S

Karin K
01.07.2013, 08:20
Die Ausgaben 261 und 262:

261-1920 06.11.1920

Danziger Nachrichten

Zum Bezirksvorsteher für den 34. Stadtbezirk ist an Stelle des Herrn Max Klaußner Herr Lehrer Ludwig Mahlau, wohnhaft Langfuhr, Hochstrieß 53, bestellt worden.

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Am 3. November verschied unser langjähriges Mitglied
Joseph Kobiella
Rechtsanwalt-Büro-Vorsteher
Wir werden sein Andenken in Ehren halten.
Zentralverband der Angestellten
Ortsgruppe Danzig
Der Vorstand M Herdegen

Polizeibericht vom 6. November 1920

Gefunden: 1 braunen Damenpelzkragen mit 4 Schwänzen, abzuholen von Frl. Elisabeth Grusdat, Pfefferstadt 46 b II
1 goldener Trauring mit 2 Silberreifen, gezeichnet V G und Datum, abzuholen von Frau Franziska Grafky, Schloßgasse 7
1 goldener Trauring mit dem Stempel „Fugenlos“ versehen, abzuholen von Herrn Paul Ziehm, Petershagen 28
1 zirka 15 Meter langer Baumstamm, abzuholen von Herrn Robert Pienschke, Brösen, Pistoriusstraße 1
1 Deutscher Schäferhund mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Arnold Hase, Pferdetränke 12

262-1920 08.11.1920

Aus den Gerichtssälen

Großer Löffeldiebstahl. Vor der Strafkammer hatten sich der Arbeitsbursche Josef Bober in Ohra, der Handlungsgehilfe Bruno Knuth in Danzig und der Kaufmann Julius Lippmann in Danzig zu verantworten (gekürzt)

Ein gefährlicher Wirtshausgast. Vor dem Schöffengericht hatte sich der Schlosser Golchert in Danzig zu verantworten. (gekürzt)

Anfall auf einen französischen Offizier. Der Arbeiter Jaskulski in Langfuhr war in Brösen in angetrunkenem Zustande bei einer Schlägerei mit französischen Soldaten (gekürzt)

Danziger Nachrichten

Eine grausame Schicksalstragödie
hat sich in der Nacht zum Sonnabend in Neufahrwasser ereignet. Im Hause Fischmeisterweg Nr 12 b wohnte neben seinem Vater der jetzige Transportarbeiter Alex Starosta mit seiner jungen Frau, die aus Pietzkendorf stammt. Vor acht Tagen war den beiden ein Sohn geboren. Am Sonnabend früh fand man das junge Ehepaar tot in den Betten. Ihr Tod ist durch giftige Gase herbeigeführt, die sich in dem schadhaften oder nicht richtig verschlossenen Ofen entwickelt hatten. Das kleine Kind und ein junger Arbeiter, der in der Küche logierte, wurden lebend geborgen und ins Krankenhaus überführt. Die Familie lebte in ärmlichen Verhältnissen, so daß zur Aufbringung der Mittel zur Beerdigung eine öffentliche Sammlung eingeleitet ist.

Polizeibericht vom 7. und 8. November 1920

Gefunden: 1 Portemonnaie mit Geld und Briefmarken, abzuholen von Frl Emma Frühof, Hertastraße Nr 8

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

S d Arbeiters Georg Wedhorn 15 J 4 M
– Arbeiter Franz Haack 48 J 10 M
– S d Zimmergesellen Heinrich Witzki 1 J 1 M
– Magistrats-Bureauassistent Walter Krause 41 J 3 M
– Witwe Elise Kaehler geb ?? 75 J 10 M
– Waffenmeister a D Theodor Mahnenführer 78 J 8 M
– S d Artisten Ernst Kußler 5 M
– Witwe Emilie Zimmermann geb Horpfner 84 J 11 M
– Frau Margarete Sornek geb Forstner 26 J 3 M
– Konditor Konrad von Sychowski 52 J 3 M
– Werkhelfer Friedrich Meutschkowski 33 J 2 M
– Witwe Martha Bliesnack geb Rudiger fast 61 J
– Hobler Paul Kurzewski 43 J 8 M
– Tischlermeister Ferdinand Rogowski 75 J 6 M
– unehelich 1 S

Karin K
02.07.2013, 16:54
Die Ausgaben 263 und 265:

263-1920 09.11.1920

Polizeibericht vom 9 November 1920

Gefunden: 1 blauer Damengürtel mit weißem Besatz, abzuholen von Herrn Gustav Klingenberg, Spendhausneugasse 6
1 Schäferhund, abzuholen von Herrn Polizeiwachtmeister Behrendt, Labesweg 18 II
1 Schäferhund mit Halsband und Marke 389, abzuholen von Herrn Erich Polenz, Brunshöferweg 6
1 gelber deutscher Schäferhund, mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Herrn Bernhard Alex, Plankengasse 14
8 junge Enten, abzuholen von Frl. Erna Loth, Heidseestraße 37 I

Standesamt – Todesfälle

T d Eisenbahnführers J?? Kornath ¼ Stunde
– Frau Ida Schütz geb Roediger 42 J 6 M
– Ober-Postschaffner a D Otto Koppenhagen 79 J 10 M
– Rentiere Adelheit Bote 86 J 9 M
– Frau Elsa Morgenfeld geb Suckrau 27 J 8 M
– Frau Gertrud Lippke geb Thiel 45 J 7 M
– Dachdecker Andreas Bleschkowski 61 J 8 M
– Witwe Adelheid Myszewski geb Reiske 74 J 9 M
– S d Arbeiters Alfred Kirschen, totgeb

265-1920 11.11.1920

Polizeibericht vom 11. November 1920

Gefunden: 1 schwarzes Portemonnaie mit Geld, abzuholen von Frl Margarete Woelke, Hauptstraße 25 bei Jaworsky
1 Handtasche mit Inhalt, abzuholen von Frau Pieper, Ferberweg 1
1 schwarzer Damenpelzkragen, abzuholen von Frau Eva Kellner, Marienstraße 19
1 dunkelbraune Henne, abzuholen von Frau Selma Nehring, Kaninchenberg 11

Standesamt – Todesfälle

Student Johannes Mielinski 23 J 3 M
– S d Maschinisten Ernst Wolter 18 Tg
– Ober-Telegraphensekretär a D Franz Saltzmann 86 J 10 M
– Frau Mathilde Geisler geb Sulkowski 63 J 6 M
– Frau Julianna Gillmann geb Mlnoski 56 J 6 M
– Witwe Marie Potrykus geb Müller 88 J 2 M
– Kontoristin Asta Jürgens 21 J 1 M
– Lehrer Felix Lerch fast 39 J
– Kaufmann Erich Hein 34 J 2 M
– Arbeiter Franz Blockus 45 J 2 M
– Stellwerksmeister Theophil Krefft 61 J
– Bauunternehmer Albert Tucholski 39 J 7 M
– T d Kaufmanns Walter Kamke 9 W

Insel2008
03.07.2013, 02:51
Hallo Karin,
zwischenzeitlich hatte ich auch einen Fund in Deinem Thread:-))) Danke!
Wenn ich lese, wieviele Tiere dort schön frei rumliefen...damit hätte ich ja eine Tierstation aufmachen können. Allerdings mit verschiedenen Gehegen, Enten und Hunde zusammen wäre wohl schwierig.....

Karin K
03.07.2013, 15:59
genug Baumaterial für Gehege wäre ja auch da gewesen - Baumstämme und Bahnschienen und Wägelchen zum Anfahren des Materials :D

Die Ausgaben 266 und 267:

266-192012.11.1920

Aus den Gerichtssälen

Großer Einbruchdiebstahl im Einwanderungslager.
Wegen Einbruchdiebstahls und Hehlerei hatten sich vor der Strafkammer der Maler Eugen Brzosowski in Danzig, der Arbeiter Otto Niemand und Frau Wendt in Weichselmünde, sowie zwei weitere Frauen und ein Elektromonteur zu verantworten. Brzosowski, Niemand und die Wendt besprachen die Ausführung eines Diebstahls in den Schuppen des Auswandererlagers. Die ersten beiden Angeklagten führten den Diebstahl aus, brachen im August abends ein und brachten acht große Koffer mit Kleidungsstücken, Wäsche, Hausrat und Wertsachen heraus. Es waren die Ersparnisse der Rückwanderer, die sie in den Überseekoffern in die alte Heimat bringen wollten. Der Wert betrug etwa 150000 Mark. Diese Koffer wurden dann fortgeschafft, erbrochen, ausgeräumt und dann zerschlagen. Dieser Raub wurde bei der Wendt verteilt, die zwei Koffer erhielt. Als die Wendt merkte, daß die Kriminalpolizei dahinter war, gab sie die Sachen an ihre Tochter und diese gab die Sachen wieder weiter. Das Gericht zog die Niedrigkeit dieses Diebstahls in Betracht, daß Rückwanderern ihr Gut gestohlen wurde. Die beiden Diebe Brzosowski und Niemand wurden zu je 3 Jahren Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Die Frau Wendt erhielt 9 Monate Gefängnis wegen Beihilfe zum Diebstahl. Die übrigen Angeklagten wurden wegen Hehlerei freigesprochen.

Schwerer Einbruchdiebstahl bei Tage.
Der Gärtner Willy Kidrowski stand vor der Strafkammer unter der Anklage des schweren Einbruchdiebstahls. (gekürzt)

Einbruch in ein Schuhwarengeschäft.
Der Fürsorgezögling Hans Herbst und der Arbeiter Otto Lietzau in Danzig hatten sich vor der Strafkammer wegen Einbruchdiebstahls zu verantworten. (gekürzt)

Polizeibericht vom 12. November 1920

Gefunden: 1 Perlenpompadour mit Inhalt, abzuholen von Frl. Johanna Hanke, Sandgrube 1 / 2
1 goldener Trauring, gezeichnet A M und Datum, abzuholen von Frau Luise Dombrowski, Heubuder Straße 18

267-1920 13.11.1920

Danziger Nachrichten

Nach Unterschlagung von zirka 2500 Mark ist der bei einer hiesigen größeren Baufirma beschäftigt gewesene Bauschreiber Alfred Groth, geboren am 27. April 1897 zu Thorn-Mocker, flüchtig geworden. Angaben über seinen Aufenthalt werden von der Kriminalpolizei entgegengenommen.

Ein falscher Arzt konnte in der Person des russischen Staatsangehörigen Gedolia Lewitau festgenommen werden. Derselbe hatte sich hier Seifengasse 8 II niedergelassen und Behandlungen von Frauen und anderen Kranken gegen hohe Bezahlungen vorgenommen. In seiner Wohnung wurden ärztliche Instrumente und ein großer Teil Medikamente vorgefunden und beschlagnahmt. L ist dem Gericht zugeführt.

Festgenommener Ausbrecher. Der mit schweren Zuchthausstrafen vorbestrafte Arbeiter Hermann Selinski ist vor längerer Zeit aus der Gefängnisanstalt Cottbus entlaufen, woselbst er noch eine 8jährige Gefängnisstrafe zu verbüßen hatte. Er wurde hier festgenommen und dem Gericht zugeführt.

Polizeibericht vom 13. November 1920

Gefunden: 1 schwarz und weiß gefleckter Hund, abzuholen von Frl Ella Lorenz, Labesweg 2 b

Standesamt – Todesfälle

Witwe Henriette Speiser geb Mrotz 87 J
– Witwe Marie Lindt geb Barck 69 J 4 M
– Witwe Therese Wienskowski geb Gaffke 60 J 5 M
– Rentenempfängerin Marie Specht 65 J 2 M
– Witwe Margarethe Bockel geb Tischler 56 J 9 M
– Witwe Bertha Domanski geb Schaefer 80 J 6 M
– T d Gutsbesitzers Fritz Bomus 4 J 10 M
– Witwe Berta Sommer geb Trossin 78 J 7 M
– T d Lehrers Paul Konneffke 3 W
– S d Arbeiters Bruno Walter 3 M
– unehelich 1 S totgeb

Karin K
05.07.2013, 15:30
Die Ausgaben 268 und 269:

268-1920 15.11.1920

Polizeibericht vom 14. und 15. November 1920

Gefunden: 1 schwarzer Pompadour, enthaltend 1 Portemonnaie mit Geld, abzuholen von Herrn Kaufmann Ebner, Kohlenmarkt 32 II
1 Sack mit Briketts, abzuholen von Frl. Margarete Birth, Allmodengasse 1 a
1 Wolfsspitz, abzuholen von Herrn Johann Lettau, Reitergasse 6

Standesamt – Todesfälle

Unverehelichte Margarethe Timm 52 J 4 M
- ?? Berta Pucktick geb Behrendt 46 J 2 M
– S d Schlossers Paul Romahn 2 ½ Std
– Eisenbahn-Werkmeister Richard Schwartz 45 J 2 M
– S d Kaufmanns Hermann Lachmann 4 M
– S d Orgelbauers Walter Schulz 4 M
– Witwe Laura Müller geb Rehemann 79 J 10 M
– Kriegsinvalide Otto Thoms 42 J 8 M
– T d Arbeiters Alfred Stiller 3 W
– T d Maschinisten Eduard Koschnwitzki 2 J 3 M

Aus den Gerichtssälen

Kartoffelpreiswucher. Der Kaufmann Gustav Fröhlich in Danzig stand vor dem Schöffengericht unter der Anklage der Höchstpreisüberschreitung. (gekürzt)

Untreue eines Dienstmädchens. Vor dem Schöffengericht hatte sich das Dienstmädchen Hildegard Tiedens, ohne festen Wohnsitz und in Haft, wegen Unterschlagung und Diebstahls zu verantworten. (gekürzt)

Einbrecher-Freude wegen Verurteilung. Der Tischler Max Granz Danzig hatte sich vor der Strafkammer wegen Diebstahls zu verantworten (gekürzt)

269-1920 16.11.1920

Polizeibericht vom 16. November 1920

Gefunden: 1 weißes Taschentuch, abzuholen von Frau Meta Grühn, Wallgasse 17 a
1 goldene Damenuhr im Armband, abzuholen von Herrn Rekter Chrzan, Friedenssteg 10
1 goldener Manschettenknopf, gezeichnet H W und grünem Stein, abzuholen von Herrn Regierungsobersekretär Thimm, Heilsberger Weg 5 I
1 Hahn, abzuholen von Herrn Robert Hodamm, Hauptstraße 147

Standesamt – Todesfälle

Arbeiter Max Kickebusch 48 J 1 M
– Witwe Johanna Krefft geb Liedtke 76 J 9 M
– Frau Martha Arbeit geb Schlesinski 44 J 6 M
– unverehelichte Erna von Lettow-Vorbeck 83 J 9 M
– Waisenpflegerin Frieda Bruhns 39 J 3 M
– T d Anstaltsaufsehers Johann Wichert 12 J 2 M
– Arbeiter August Kaschner 58 J 1 M
– Rentiere Berta Perl 73 J 7 M
– unehelich 1 S

Karin K
06.07.2013, 17:49
Die Ausgaben 270 und 271:

270-1920 17.11.1920

Aus den Gerichtssälen

Bestrafter Butter-Schleichhändler. Der Bote Albert Kanapee in Danzig hatte sich vor dem Schöffengericht wegen Höchstpreisüberschreitung zu verantworten (gekürzt)

Verschiebung von Getreide. Der Landwirt Johann Dyck in Freienhuben hatte im Mai sein Getreide noch nicht abgeliefert. (gekürzt)

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

S d Arbeiters Artur Friese totgeb
– Postschaffner a D Friedrich Klein 57 J 11 M
– Frau Jananna Fritzke geb Baldau 45 J 8 M
– S d Arbeiters Czarnetzki 2 T
– Auswanderin, Witwe Sara Berenblum 58 J
– Rentier Reinhold Grunau 61 J 11 M
– Besitzer Emil Schwertfeger 44 J 9 M
– Restaurateur Ferdinand Grünwald 49 J 9 M
– Arbeiter Otto Labuhn 51 J 11 M
– Witwe Wilhelmine Hintz geb Boldt 90 J 5 M
– Invalide Heinrich Adolf Wielke 58 J 1 M
– Witwe Franziska Golle geb Wejtowicz 75 J 6 M
– T d Schlossers Kurt Matschkowski 6 M
– T d Schlossers Willy Budahl 1 J 7 M

271-1920 19.11.1920

Polizeibericht vom 17 und 18 November 1920

Gefunden: 1 Darlehnskassenschein, abzuholen von Frl. Anna Heppke, Langgarten 6/7 I bei Deckner
1 schwarzer Kinderstrumpf, abzuholen von Frl. Gertrud Wiemer, Schießstange 16
1 schwarzer Muff, abzuholen von Frl Anna Sobolewski, Baumgartschegasse 26
1 weißer Kinderkragen, abzuholen von Frau Emma Woick, Holzraum 21, Hinterhaus
1 zweirädriger Handwagen, abzuholen von Frau Frieda Marquardt, Petershagen hinter der Kirche 20/22
1 Hahn, abzuholen von Herrn Robert Hodam, Hauptstraße 147
1 junger weißer Hund, abzuholen von Frau Auguste Kunz, Poggenpfuhl 63

Polizeibericht vom 19 November 1920

Gefunden: 1 Portemonnaie mit etwas Geld, Briefmarken, Spiritusmarke pp, abzuholen von Frl. Erna Nickel, Hauptstraße 52
1 Herrenhemd und Tischtuch, abzuholen von Frau Hippler, Rennerstiftsgasse 11
1 silberne Halskette mit Medaillen, abzuholen von Herrn Kaufmann Kunigk, Lauentalerweg

Standesamt – Todesfälle (nur die leserlichen)

Lehrling Gertrud Karsch 19 J 10 M
– unverehelichte Therese Schultz 67 J 8 M
– Schneiderin Marie Angelowski 31 J 8 M
– Lehrer Johann Zelchner 48 J 7 M
– S d Arbeiters Albert Lange 1 Tg
– Maschinenschlosser Paul Neumann, 48 J 9 M
– T d Arbeiters August Fredrich 11 M

Karin K
08.07.2013, 17:49
Die Ausgaben 274 und 275:

273-1920 22.11.1920

Aus den Gerichtssälen

Wilder Diebstahl auf dem Lande. Der Arbeiter Friedrich Liedtke und der Schlosser Richard Böhnke in Danzig hatten sich vor der Strafkammer wegen Diebstahls zu verantworten. Die Angeklagten sind aus dem Gefängnis ausgerückt und fanden sich wieder zu Missetaten zusammen. Liedtke nahm bei einem Besitzer in Trutenau Stellung und holte Böhnke zu einem Diebstahl nach Trutenau ab. Bei dem Besitzer nahm man gemeinsam neue Pferdegeschirre und schnitt das Leder von den Sätteln ab. Diese Sachen wurden dann auf ein Fuhrwerk des Besitzers geladen, und die Angeklagten fuhren damit nach Danzig. Geschirr und Leder wurden hier verkauft, während man das Fuhrwerk einfach stehen ließ. Es konnte später dem Besitzer wieder zugestellt werden, während die übrigen Sachen verloren gingen. Das Gericht sah die ganze Art der Ausführung des Diebstahls als strafschärfend an und verurteilte Liedtke zu 2 Jahren Zuchthaus und den mehr vorbestraften Böhnke zu 3 Jahren Zuchthaus.

Fahrlässige Kindstötung. Die Schlosserwitwe Henke in Hoch-Kelpin wurde wiederum Mutter. Die Freude über dies Witwenkind schien bei ihr aber nicht sonderlich groß zu sein. Sie hatte für die Geburt keine Vorbereitungen getroffen und auch keine Hebamme oder sonstige Hilfe bestellt. Das lebende Kind wurde einfach eingewickelt und unters Bett gelegt, wo es natürlich ersticken mußte. Sie stand vor der Strafkammer unter der Anklage der fahrlässigen Tötung. Kreisarzt Dr. Birnbacher bekundete, daß das Kind gelebt hatte und erstickt ist. Das Gericht erkannte auf 6 Monate Gefängnis wegen fahrlässiger Tötung. Es wurde aber hervorgehoben, daß die Tat hart an Kindesmord grenze.

Standesamt – Todesfälle

Eigentümer Joseph Brodowski 65 J 6 M
– Schuhmacher Eduard Tolke 65 J 9 M
– Schuhmacher Rudolf Radtke 65 J
– Invalide Johann Jakob Bonikowski 83 J 3 M
– Kapellmeister Arthur Osterland 38 J 4 M
– Gutsverwalter Richard von Heyne 58 J 1 M
– T d Schneidermeisters Wladislaus Buczkowski 1 J 7 M
– S d Magistratsangestellten ?? Petrowski 4 Std
– unehelich 1 S

274-1920 23.11.1920

Aus den Gerichtssälen

Der „wohltätige“ Schwindler. Wegen Betruges hatte sich der Handlungsgehilfe Max Löwenthal aus Schönfeld vor dem Schöffengericht zu verantworten. Er beobachtete, wie ein Sportwagen aus der Reparatur der Besitzerin zurückgebracht wurde. Kurz darauf ging er zur Besitzerin und sagte, er sei geschickt worden, den Sportwagen noch einmal zurückzuholen, da er noch nicht ganz fertig sei. Der Wagen wurde auch herausgegeben. Der Angeklagte war aber tatsächlich ein Schwindler und hatte solch einen Auftrag nicht gehabt. Er brachte nun den Wagen zu einer anderen Frau und bot ihn ihr für 50 Mark an. Er wolle ihr den Wagen deshalb billig lassen, damit er nicht in die Hand reicher Leute falle. Die Frau glaubte daran und kaufte den Wagen. Der Angeklagte wurde wegen Betruges zu einer Zusatzstrafe von 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte bedankte sich und bat, daß das Gericht dafür sorgen möge, daß von der Sache nichts in die Zeitung kommt, damit seine Frau nichts davon erfährt. Sie weiß bisher nichts von dieser ganzen Fahrt und würde ihm ordentlich aufs Dach steigen.

Polizeibericht vom 23. November 1920

Gefunden: 1 silberne Damenuhr mit Monogramm, abzuholen von Frau Elsa Brügemann, Sandgrube 36
1 Bürstentasche, abzuholen von Frau Erna Lux, Fleischergasse 43
2 Feldfernsprecher, abzuholen von Herrn Polizei-Wachtmeister Behring, Albrechtstraße 11 II
2 schwarze Pudel ohne Halsband, abzuholen von Frau Ida Schlichting, Große Bäckergasse 10
1 großer schwarzer Hund ohne Halsband, abzuholen von Herrn August Herber, Unterstraße 8
1 junge schwarze Ziege, abzuholen von Frl. Maria Richert, Ohra Radaunenstraße 7

Standesamt – Todesfälle

Bureauvorsteher Reinhard Senger 41 J 1 M
– Glasmacher Arthur Manz 19 J 5 M
– Arbeiter Fedor Neumann, fast 50 J
– Leiterin Klara Fibelkorn 32 J 4 M
– S d Händlers Georg Schwarz 1 J 9 M
– Witwe Emma Reinicke geb Gramokau fast 59 J
– S d Mechanikers Bruno Krause 10 W
– Frau Auguste Rothauge geb Grischawest 71 J 10 M

Danziger Nachrichten

Zum stellvertretenden Vorsteher für die 27. Armen- und Waisenkommission ist an Stelle des Herrn Friedrich Düring Herr Eigentümer Albert Schindele, wohnhaft Unterstraße 32, bestellt worden.

Insel2008
09.07.2013, 01:20
Hallo Karin, "sah" gerade einen Hahn! Die Hühner laufen ja bereits in der Tierstation herum.....

Karin K
09.07.2013, 17:22
Die Ausgaben 276, 277 und 278:

276-1920 25.11.1920

Aus den Gerichtssälen

Betrügerischer Kauf von Heeresgut. Der Besitzer Karl Kuschel in Zipplau hatte sich wegen Betruges zu verantworten. Das Schöffengericht hatte ihn freigesprochen, und die Sache wurde dann vor dem Berufungsgericht verhandelt. Der Angeklagte ging zum Baurat Schirrmacher in Langfuhr und verhandelte mit ihm wegen des Ankaufs von 1700 Meter hohem eisernem Zaun vom Bischofsberg. Er gab an, den Zaun für sein eigenes ländliches Grundstück zu gebrauchen und wollte ihn deshalb billiger erhalten. Er hatte unter dieser Voraussetzung auch den Erfolg, daß er den Zaun für 14000 Mark erhielt. In Wirklichkeit hatte er aber ganz andere Absichten. Er konnte soviel Zaun auf seinem Grundstück überhaupt nicht verwenden. Er ging vielmehr zum Kaufmann Riffel und erbat von ihm einen Vorschuß zu diesem Kauf. Dafür sollte Riffel das Vorkaufsrecht an dem Zaun erhalten. Riffel ging darauf ein und erhielt auch einen Teil des Zaunes für den Preis von 66000 Mark. Der Rest wurde von dem Angeklagten anderweitig verkauft. Der Verteidiger des Angeklagten behauptete, daß der Baurat und Leutnant Berg mit dem Angeklagten zusammen in der Kneipe gewesen wären. Der Baurat bestritt dies, bei Leutnant Berg aber traf dies zu. Die Berufungsstrafkammer gewann die Überzeugung, daß der Angeklagte sich des Betruges schuldig gemacht habe und erkannte auf 3 Monate Gefängnis und 3000 Mark Geldstrafe.

Standesamt – Todesfälle

Schmiedegeselle Paul Marx 24 J 9 M
– S d Metallschleifers Fritz Flöth, totgeb
– Frau Anna Fröhlich geb Kebelns 67 J 5 M
– T d Arbeiters Adolf Liedig 4 W
– Frau Martha Lau geb Dudde, fast 44 J

277-1920 26.11.1920

Polizeibericht vom 26. November 1920

Gefunden: 1 schwarzer Damenpelzkragen, abzuholen von Frau Alexandra Lucas, Hauptstraße 39
1 1 Herrenuhr mit kleiner Kette, abzuholen von Frau Margarete Knobloch, Engl. Damm 20
Entlaufen: 1 schwarzer deutscher Schäferhund mit weißer Brust und Halsband mit 8 Marken, abzugeben bei Frau Käthe Dinzelberg Hauptstraße 85 b

Standesamt – Todesfälle

Rechnungsrat Konrad Zynda 68 J 9 M
– Arbeiter Franz Kausch 59 J
– Witwe Laura Stanslowski geb Teichert 84 J 11 M
– Bonbonkocher Adolf Stöck 31 J 9 M
– T d Kaufmanns Wilhelm Brandt 6 M
– Amtsgerichtssekretär a D Alfred Haack 48 J 9 M
– S d Kaufmannes Johannes Toor, totgeb

278-1920 27.11.1920

Danziger Nachrichten

Blutige Mordtat im Freistaat.
Der 19 Jahre alte Besitzersohn Konrad Born aus dem zum Rittergut Kriefstohl gehörenden Abbau Rothof drang nachts in die Wohnung des gleichfalls dort wohnenden Obermelkers Tetzlaff ein und schoß ihn nieder. Die Frau des Tetzlaff verwundete Born lebensgefährlich durch zwei Schüsse. Als Born bemerkte, daß T noch lebte, erschlug er ihn mit einer Axt, die dieser zu seiner Verteidigung ergriffen hatte. Born hat die Tat verübt, um Tetzlaff vor dessen Aussage über Pferdediebstähle unschädlich zu machen, an denen beide beteiligt waren. Die Vernehmung Tetzlaffs sollte am nächsten Tage stattfinden.

Standesamt – Todesfälle

Maschinenbauer, Unterseebots-Oberheizer Ernst Julius Dapke 23 J 8 M
– Kaufmann Karl Wünsche 32 J
– Frau Emma Blech geb Ulm fast 48 J
– Witwe Adelheid Auguste Urban geb Preßler 78 J 4 M
– Schuhmacher Johann Gutzmann 67 J 1 M
– Schuhmacher Rudolf Radtke 65 J

Karin K
10.07.2013, 16:13
Die Ausgaben 279, 281 und 282:

279-1920 29.11.1920

Standesamt – Todesfälle

Rentenempfängerin Marie Getzlaff 47 J 7 M
– Magazinverwalter Eduard Stubert 71 J 6 M
– Werkführer Emil Dyck 46 J 8 M
– S d Schlossergesellen Paul Lampe 8 J 10 M
– Witwe Dorothea Böhnke geb ??affon 88 J 9 M
– Rentiere Elvira Thomas 80 J 4 M
– Unterwachmeister Richard Kaß 22 J 10 M
– Bäcker Friedrich Praust 80 J 9 M
– Arbeiter Andreas Radolski 48 J
– Frau Auguste Zech 49 J 10 M
– Arbeiter Johann Kwiatkowski 69 J 9 M
– Schriftsetzer Rudolf Pulter fast 86 J
– unehelich 1 S

281-1920 01.12.1920

Danziger Nachrichten

Polnische Mordwillkür an der Freistaatgrenze.
Von einem polnischen Grenzposten auf Danziger Staatsgebiet erschossen wurde Sonnabend vormittag ein 15jähriges Mädchen namens Labudda aus Kölln. Sie befand sich in Begleitung ihrer Geschwister und mehrerer anderer junger Leute, die einige Pfund Butter usw bei sich führten, auf dem Wege nach Oliva. Die jungen Leute hatten die polnisch-Danziger Grenze auf dem Lehmweg zwischen Schwabental und Schäferei bereits glücklich überschritten, als sie etwa 80 bis 100 Meter von der polnischen Grenze entfernt, also auf Danziger Gebiet, von polnischen Soldaten angerufen wurden. Da sie nicht sofort standen, wozu sie ja auch auf Freistaat-Gebiet nicht verpflichtet waren, schoß ein Posten auf etwa 8 Schritte Entfernung auf das junge Mädchen, das durch den Kopf getroffen sofort tot zu Boden stürzte. Ein junger Mann wurde durch einen Schuß durch den Arm schwer verletzt. Die übrigen Schüsse gingen fehl. Einige der jungen Leute wurden auf Freistaat-Gebiet von den polnischen Soldaten verhaftet, gewaltsam nach der Grenze zurückgeschleift und auf polnisches Gebiet gebracht. Mehrere junge Mädchen und Bruschen entflohen nach Oliva zu, wobei ihnen die polnischen Soldaten noch eine ganze Anzahl Schüsse nachsandten, die glücklicherweise niemand mehr trafen. In Oliva wurde von den jungen Leuten Anzeige auf der Oberförsterei und der Polizei erstattet. Die Leiche des erschossenen jungen Mädchens ließen die polnischen Soldaten liegen und kümmerten sich nicht mehr darum. Erst später nach erfolgter Anzeige begab sich eine freistaatliche Forstschutzpatrouille nach der Mordstelle und bewachte die Leiche bis zum Eintreffen der Staatsanwaltschaft aus Danzig, die den Tatbestand feststellte. Vor etwa 14 Tagen wurde, wie die „Olivaer Zeitung“ mitteilt, ungefähr an derselben Stelle ein Bäcker aus Kölln von polnischen Sodaten erschossen, weil er einige Pfund Mehl über die Grenze nach Oliva bringen wollte.
Der Staatsrat wird Veranlassung nehmen müssen, nicht nur bei der polnischen Regierung gegen diese brutalen Willkürakte Beschwerde zu führen, sondern auch bei dem stellvertretenden Oberkommissar Protest dagegen zu erheben.

Schwurgerichtssachen. Für die am 6. Dezember beginnende Schwurgerichtszeit sind bisher folgende Sachen zur Verhandlung angesetzt worden. Am 6. Dezember gegen den Arbeiter August Grabowski aus Danzig wegen Totschlag. Am 7. Dezember gegen den Arbeiter Konrad Weigle aus Bösendorf wegen Straßenraubes und gegen den Arbeiter Helmuth Matern aus Schidlitz sowie den Hafenarbeiter Hermann Denf aus Danzig wegen Straßenraubes. Am 8. Dezember gegen den Maurer Albert Kielas aus Groß Kleschkau wegen Brandstiftung.

Standesamt – Todesfälle

Witwe Henriette Rohrbeck geb Schulz 31 J
– Rentenempfänger Louis Unkel 79 J 7 M
– Arbeiter Otto Georg Moß 21 J 6 M
– Witwe Anna Eggert geb Leschner 82 J 9 M
– Frau Justine Hildebrandt geb Buntrock 66 J 7 M
– Witwe Emilie Siede geb Remuß 73 J 3 M
– Frau Laura Morrenzin geb Gast 62 J 9 M
– Rentenempfängerin Johanna Ziewieck genannt Richert 65 J 9 M
– S d Architekten Wladislaus Groos 2 Tg
– Arbeiter Friedrich Ziesmer 45 J 3 M
– T d Handlungsgehilfen Otto Wienhold 6 J 10 M
– unehelich 1 S

282-1920 02.12.1920

Polizeibericht vom 2. Dezember 1920

Gefunden: 1 goldene Damenuhr mit Monogramm ohne Ring, abzuholen von Frl Henriette Ortmann, Adebargasse 2
1 junger braungefleckter Hund, abzuholen von Herrn Otto Guttschnick, Reinkesgasse 8

Karin K
11.07.2013, 18:00
Die Ausgaben 283 und 284:

283-1920 03.12.1920

Polizeibericht vom 3. Dezember 1920

Gefunden: 1 Lacklederhandtasche mit größerem Geldbetrage, Schlüssel, Spiegel, Taschentuch pp, abzuholen von Frau Hedwig Schimanski, Hochschule 11
1 große braune Hündin mit Halsband ohne Marke, abzuholen von Frau Agnes Feldt, Münchengasse 14/15

Standesamt – Todesfälle

Invalide Johannes Kaiser 44 J 5 M
– Witwe Elisabeth Schwensfeier geb Robitzki 58 J 1 M
– Invalide Martin Hübner 74 J 10 M
– Witwe Albertine Böhm geb Mirau 78 J 7 M
– T d Maurers Albert Beuster 3 M
– Arbeiter Johann Möller 56 J 5 M
– Arbeiter Franz Schröder 23 J 10 M
– T d Schmieds Peter Wiechowski totgeb
– Matrose vom Dampfer „Atilla“ Johannes Loose 26 J 10 M

284-1920 04.12.1920

Danzigs zukünftige Regierung
Der Bürgerblock-Senat
Die bürgerlichen Parteien haben sich einer Veröffentlichung der „Danziger Zeitung“ zufolge, auf folgende Vorschläge zur Wahl des Senats geeinigt:
Für die Regierung:
Senatspräsident: Oberbürgermeister Sahm
Kultus: Stadtschulrat Strunk
Kommunale Angelegenheiten: Stadtrat Schwarz
Inneres: Schümmer
Öffentliche Arbeiten: Leske
Staatsbetriebe: Professor Noé
Soziales: Landesrat Dr. Frank
Finanzen: Unbestimmt
Als parlamentarische Senatoren:
Oberregierungsrat Kett, zugleich Vizepräsident des Senates
Staatsanwalt a D Bennecke (Deutschn)
Gutsbesitzer Ziehm-Liessau (Deutschn)
Handlungsgehilfe Senftleben (Deutschn)
Metalldreher Brodowski (Deutschn)
Obermeister König (Deutschn)
Weingroßhändler Fuchs (Ztr)
Gewerkschaftssekretär Krause (Ztr)
Dekan Sawatzki (Ztr)
Zeitungsverleger Fuchs (FWV)
Kommerzienrat Wieler (FWV)
Fabrikbesitzer Jewelowski (Dem)
Postdirektor Förster (Dem)
(gekürzt)

Standesamt – Todesfälle

Witwe Ida Bouchtè geb Werner 86 J 8 M
– Wagenputzer Eugen Werner 35 J 6 M
– Frau ?? Siebrandt geb Ruttkowski 56 J 4 M
– S d Musikers Bruno Klaus 12 W
– Frau Elisabeth Stier geb Kahrt 70 J 3 M
– Materialverwalter Friedrich Steinke 59 J 9 M
– Frau Marie Schwandt geb Tronbe 55 J 6 M
– Invalide Heinrich Koch 68 J 4 M

Karin K
13.07.2013, 19:42
Die Ausgaben 285 bis 288:

285-1920 06.12.1920

Danziger Nachrichten

Verschwunden ist seit dem 29. November der Zimmerlehrling Erich Johannes Mannleitner, bisher Trojangasse 18, 2 Tr, bei den Eltern wohnhaft. Der 20jährige Mannleitner, der 1,70 Meter groß ist hat dunkelblondes Haar, braune Augen und schmales Gesicht. Er hatte folgende Kleidung an: dunkelmelierte Hosen, dunkelmeliertes Jackett zweireihig, feldgraue Husarenmütze, Militärschnürschuhe und graue Strümpfe.
Ferner ist seit dem 27. November 1920 der Tischler Johann Wladasch, Johannisgasse 28, 3 Tr wohnhaft, verschwunden. (Rest unleserlich)

Polizeibericht vom 5 und 6 Dezember 1920

Gefunden: 1 Pompadour enthaltend etwas Geld und 2 Hauptmarkenbogen für Hand und Marie Lange
1 braune Herrensporttasche, abzuholen von Frl. Charlotte Schubert, Große Krämergasse 8/9
1 Hellgrauer Schäferhund, abzuholen von Herrn Felix Littwin, Weidengasse 34
1 Puthenne, abzuholen von Georg Lepenois, Schultensteg 8

Standesamt – Todesfälle

Witwe Johanna Mühle geb Fuhrmann 57 J 8 M
– Eigentümer Gustav Flies 86 J 8 M
– Arbeiter Franz Soremba 55 J 6 M
– Verkäuferin Frieda Jeschonek 82 J 6 M
– Arbeiter Paul Rappel 48 J
– Witwe Martha Meischkowski geb Israel 43 J 1 M
- Schuhmachermeister Emil Wedde 50 J 9 M
– S d Inspektors Joseph Kroll 2/8 Stunde
– S desselben 2 Tg
– Dachdecker Oskar Siegler 86 J 7 M
– Witwe Maria Vogel geb Müller 82 J 3 M
– Witwe Selma Lischick geb Krohn 69 J 5 M

286-1920 07.12.1920

Standesamt – Todesfälle

Erzieherin Johanna Laskowski 6? J ?M
– Frau Anna Kauffner geb van Riesen 60 J 8 M
– Frau Josepha Oschinski geb Pelasko 44 J
– Arbeiter Hedwig Schulz 35 J 5 M
– Fleischergeselle Maximilian Kuszemski 32 J
– Karoline Rakonecznaj 10 J
– Polizei-Bureau-Wachtmeister August Wolitzki 40 J 5 M
– Mechanikerlehrling Erwin Teppe 15 J 11 M
– Kriegsinvalide Kurt Jahnke 18 J 5 M
– Frau Marie Scheffler geb Muschikowski 63 J 8 M
– Lehrer Leo Kikut 39 J 9 M
– Geschäftsinhaberin Alice von Braezynski 45 J 6 M
– Witwe Berta Plondzew geb Brusberg 72 J 5 M
– unehelich 1 S 1 T

287-1920 08.12.1920

Danziger Nachrichten

Vermißt wird seit Dienstag den 30. November der 21jährige Händler Felix Otto Kupfer in Danzig, Rittergasse 16. Kupfer litt an Krämpfen und hat früher eine Gehirnerschütterung erlitten. Es ist daher anzunehmen, daß er planlos umherirrt oder daß ihm ein Unfall zugestoßen ist. Er ist 1,68 bis 1,70 Meter groß, hat blonde Haare, blaue Augen und trug einen braunen Anzug, graue Mütze und schwarze hohe Schnürstiefel.

Standesamt – Todesfälle

Kaufmann Hermann Wendt 39 J 7 M
– Kaufmann Alexander Schmich 46 J 8 M
– Frau Anna Stein geb Braun 31 J 8 M
– Witwe Emilie Rogorsch geb Schulz 75 J 7 M
– Witwe Florentine Schroeder geb Werner 87 J 2 M
– T d Straßenbahn-Wagenführers Leo Hirsch 4 J
– T d Schmiedemeisters Max Loellwitz 3 M
– unehelich 1 S

Anzeige

50jährige Geschäftsjubiläum
Carl Conrad vorm. Reinhold Klau
Gegründet im Jahr 1870
Altst. Graben 106, Ecke Große Mühlengasse
Tabak- und Zigarrenhandlung

288-1920 09.12.1920

Danziger Nachrichten

Ermittelter Pelzdieb
Einem hiesigen Herrn wurde in einer Konditorei ein Pelz im Werte von 10000 Mark gestohlen. Als Täter konnte der ehemalige Seminarist Hans Stenzel zur Zeit wohnungslos ermittelt und festgenommen werden. Zu seiner Gesellschaft gehören noch andere Personen, welche anscheinend dieses Geschäft systematisch betreiben und sich meistens in Kaffeehäusern aufhalten. Der Pelz sollte durch die Helfershelfer nach Polen verschoben und verkauft werden. Kurz vor dieser Ausführung gelang es aber noch den Pelz aufzufinden und dem Bestohlenen zurückzugeben.

Standesamt – Todesfälle

T d Zimmermannes Torlowski 1 J 1 M
– T d Schuhmachers Franz Strehlau 4 M
– Rentier Konstantin von Ganski 74 J 9 M
– T d Postassistenten Georg Stenzel 12 J 3 M
– Witwe Henriette Posch geb Gehrmann 66 J 3 M
– Invalide Eduard Erdmann 71 J 8 M
– Invalide Friedrich Kanikowski 50 J
– Frau Wanda Apitz geb Moersch 37 J 9 M
– Witwe Maria Kapinski geb van Weck 84 J 1 M
– unehelich 1 T

Polizeibericht vom 8. Dezember 1920

Gefunden: 1 schwarzes Portemonnaie mit polnischem Geld und einem Geldschein von Mewe, abzuholen von Frau Erna Dorms, Langgarterhintergasse 1 a
1 goldener Trauring, gezeichnet J S nebst Datum und 2 Silberreifen, abzuholen von Herrn Arnold Kreß, Sandgrube 9/15
1 schwarze Stute mit Geschirr, abzuholen von Herrn Kurt Preuß, Langgarten 69, Hof 1. Tür
Entlaufen: 1 kleiner 3 Monate alter Schäferhund, abzugeben an Frl. Hedwig Ibold, Brösen, Kurstraße 2

Edelweiß
23.12.2023, 11:30
Hallo liebe Karin,

hast du in den Jahren seitdem einmal darüber nachgedacht, das "Namens-Projekt" im Forum weiter zu führen?

Oder weitere Mitglieder des Bestands zum Mitwirken anzuregen?

Es ist hochinteressant.