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Wolfgang
18.04.2008, 14:28
Morgendlicher Einkaufsbummel auf dem Markt


Freitag, 20. Juli 2007, früh morgens

Gerade komme ich vom Einkaufen zurück. Trotz neuer Einkaufszentren und Supermärkte sind in vielen Stadtteilen noch Märkte vorhanden, auf denen frisches Obst, Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren, Fisch, aber auch Schuhe, Kleidung, Kochgeschirr und aller möglicher Trödel erhältlich ist.

Ein sehr schöner Markt befindet sich in Przymorze, zu Oliva gehörend, und vor allem dort ist morgens frischer Fisch zu finden. Aber ich bin nicht nur des frischen Fisches wegen auf dem Markt. Heute Mittag möchte ich gut essen und Fisch alleine schmeckt zwar auch recht gut, aber mal sehen, was es sonst noch gibt. Es ist kurz vor acht Uhr und viele Markthändler sind noch dabei, ihre Produkte auf den Tischen auszubreiten. Die ersten Äpfel gibt es, noch recht teuer, und überall werden Kirschen angeboten, Süß- und Sauerkirschen. Aber am meisten beeindruckt mich immer das Salat- und Gemüseangebot. Frisch, knackig und preiswert wenn es aus einheimischer Produktion kommt. Bündel mit Küchenkräutern, Dill, Senf, , Lauchzwiebeln und Petersilie liegen in den Auslagen. Jetzt sind sie noch frisch, aber wie werden sie in wenigen Stunden bei dieser Hitze aussehen? Einige Marktfrauen bieten an kleinen Ständen, gerade mal ein Campingtischchen und ein Hocker, in der Frühe gesammelte Waldpilze an. Leuchtend dottergelbe Pfifferlinge und verschiedene Röhrlinge wie Maronen, Butter-, Birken- und Steinpilze. Ich kann nicht widerstehen, kaufe eine Schale Maronenröhrlinge, vielleicht 300 Gramm, für gerade mal 4 Zloty, also rund einem Euro. Soll ich auch noch ein Glas Blaubeeren mitnehmen? Ob sie ebenfalls aus dem Wald stammen oder von einer Blaubeerplantage?

Aber eigentlich wollte ich heute Fisch machen, und so gehe ich zur Fischmarkthalle, die gerade mal vor zwei, drei Jahren neu erbaut wurde. Früher wurde hier der Fisch unter freiem Himmel angeboten und da fing er -meist ungekühlt- bereits in den späteren Morgenstunden gehörig zu muffeln an. Aber die Zeiten sind vorbei und die meisten Fischverkäufer achten darauf, dass sie ihre Waren durchgängig gekühlt anbieten. Schöner Seefisch, große Flunderchens, das Kilo für 4,00 Zloty, aber auch herrliche Flunderfilets, Heringe, ebenfalls für 4,00 Zloty das Kilo, Lachs, Dorsch, viele von ihnen ganz sicher untermaßig, daneben Süßwasserfische wie Zander, Karpfen und die billigen Plötze, außerdem einige Räucherwaren wie Lachs, Aal und Forellen.

Wer die Wahl hat, hat die Qual! Was soll ich nehmen? Ich tendiere zu den Flunderfilets. Grätenfrei, traumhaft schmeckend, einfach ein Gedicht! 16 Zloty, also gerade mal ein bisschen mehr als 4,00 Euro das Kilogramm sollen sie kosten. Ein unglaublicher Preis! Ich laufe von Stand zu Stand, überlege, kehre um, lasse mich erneut von den Auslagen beeindrucken. Aber heute will ich nicht ewig an der Pfanne stehen und die handtellergroßen Flunderfilets braten, sondern es soll ein wenig schneller gehen. Also entscheide ich mich letztendlich für zwei schöne große Stücke Lachsfilet, leider kein wilder Ostseelachs, sondern ein norwegischer Zuchtlachs. Der Wildlachs müsste schon direkt bei den Fischern bestellt werden, in Zoppot oder draußen in Adlershorst, und bekommen kann man ihn aber auch nur dann, wenn er ins Netz gegangen ist. Mehr Glück hätte ich in Schiewenhorst, denn dort wird der Lachs, der auch in der Weichsel in Stell- und Treibnetzen gefangen wird, stets frisch angeboten. Aber soll ich deswegen heute noch nach Schiewenhorst fahren? Also kaufe ich hier am Stand den Zuchtlachs, dann bei einem Gemüsehändler noch einen Bund Dill. An der Ecke stehen Eierverkäufer, die alle Grössen anbieten. Bei 20 Groschen geht es los und die ganz großen kosten 40 Groschen. Man muss den Eierhändler schon kennen, denn auch unter ihnen gibt es Schlitzohren, die einem Gammeleier andrehen. Letztes Mal kaufte ich von einem alten Muttchen "frische" Butter, die so ranzig war, dass man sie schon schier für Käse halten konnte.

An einem weiteren Stand werden eingelegte Gurken verkauft. Endlich sind sie im Preis runter gegangen. Noch vor ein paar Wochen kosteten sie mehr als 10,00 Zloty das Kilo, heute ist es die Hälfte. Aber wenn ich mal anfange, frisch im Knoblauchsud eingelegte Gurken zu essen, kann ich nicht mehr aufhören. Ich gehe bei dem mich fragend anschauenden Händler vorbei -er kennt mich und meinen Gurkenhunger-, und weiß, meine Frau wird's mir danken, dass ich einmal ohne Knoblauchgurken nach Hause komme. Ahhh, Knoblauch, ein Stichwort. Hier gibt's herrlichen Knoblauch. Einzeln und in Zöpfen geflochten, in intensiv weißen und violetten Farbtönen, je Zwiebel ein Zloty. Ich kann gar nicht soviel Knoblauch essen wie ich gerne kaufen möchte. Also lass ich auch das diesmal bleiben.

Jetzt habe ich alles, gehe zurück zum Wagen. Er steht noch dort wo ich ihn abgestellt habe. Nachdem mir hier zwei Autos abhanden kamen, parke ich in der Regel nur noch auf bewachten Parkplätzen und wenn dies nicht möglich ist, bin ich immer ein wenig unruhig. Kurz vor Verlassen des Marktplatzes sehe ich an einem Stand Einkilobeutel mit Bob, im Süden Deutschlands umgangssprachlich als "Saubohnen" bezeichnet, die aber mit etwas Salz und Gewürzen gekocht herrlich schmecken. Also kommt auch noch ein Kilo "Bob" mit.

So, jetzt geht's heim. Und heute Mittag kann richtig geschlemmt werden!