Martin Damß: Sein Werk und sein Leben
Übernommen aus Danzig-L
Beitrag von Wolfgang am 18.11.2002
Guten Abend,
ich habe ein kleines Gedicht, ein Seemannslied, fuer alle, die der See verbunden
sind. Es stammt von dem Danziger Dichter Martin Damss:
Seemannslied
Der blaue Peter weht im Wind,
Rauch macht den Himmel trübe.
Ade, Du heißgeliebtes Kind,
Und wein Dir nicht die Äuglein blind,
Mein Schiff heißt "Alte Liebe".
Und alte Liebe rostet nicht,
Wenn auch auf fremden Meeren
Der Mastbaum und das Ruder bricht.
Wisch Dir die Tränen vom Gesicht,
Die Lieb wird wiederkehren.
Und bin ich auch nicht mehr an Bord,
Wenn unsre Fahrt zu Ende,
Dann denke nicht, ich bliebe fort,
Ein Seemann hält sein Seemannswort
Trotz Sturm und Schicksalswende.
Fegt mich der Wind auch über Lee,
Ich kehre einmal wieder
Auf einem Schoner, weiß wie Schnee,
Und werfe draußen auf der See
Den schwarzen Anker nieder.
Dann nimm Dir Deines Bruders Boot
Und fahre mir entgegen,
Eh noch drei Funken Morgenrot
Auf Großbaum, Segeltuch und Schot
Den Tagesschimmer legen.
Wenn wir an Bord uns wiedersehn,
Dann sollst Du nicht erschrecken
Siehst Du den blauen Peter wehn.
Ich will als großer Kapitän
Mit Dir die Welt entdecken.
Ade, mein Kind, die Fahrt muss sein,
Hoch ist des Himmels Bläue.
Grüß mir mein altes Mütterlein,
Und pflück Dir ein Vergißnichtmein
Zum Zeichen meiner Treue
Friedrich Karl Martin Damß
Hallo,
am Vormittag hatte ich mich bemüht, eine Stellungnahme zu
den hier gemachten Äusserungen über Blut- und Boden-Dichter
zu schreiben. - Leider ist mir der mühsam erarbeitete Text verloren gegangen.-
Mir liegt hier ein Lebenslauf seiner Schulkameraden der RMS vor.
Es wurde gefragt ob er nach 1945 noch publiziert hat, ja hat er.
Er sei ein Aushängeschild der Nazis gewesen.
Das es so kommen mußte, weil Damß verführerische Gedichte
schrieb, mit denen Deutsche Soldaten in den Krieg zogen.
Die schärfste Waffe sei das Wort, nicht nur das Maschinengewehr.
Und seine Nähe zu Goebbels, dann aber doch ein Mensch mit
miserablen Lebenswandel, der nur 52 Jahre alt wurde und am
19.Oktober 1962 , unmittelbar nach einer Magenoperation in
Bonn verstarb.
Und dann noch die Krone des Ganzen:
"Wir sind in unserer Ahnungslosigkeit Opfer der Erlebnisgeneration !"
Schon wieder so eine pauschale Definition gegen die Älteren.
Ein Zug der heutigen Zeit !
Vieles haben wir erlebt und aufgeschrieben, was ihr "Opfer" sonst
nicht erfahren hättet.
Es grüßt Erwin Völz
AW: Martin Damß: Sein Werk und sein Leben
Schönen guten Nachmittag,
anlässlich des 100. Geburtstagtages des am 25.06.1910 geborenen Jürgen Damß widmete die Monatszeitung "Der Westpreuße / Unser Danzig" in ihrer August-Ausgabe eine kritische Würdigung des umstrittenen Dichters.
Der Autor Dieter Leitner schreibt einleitend, die Danziger liebten ihn und seine Gedichte bis heute, obwohl nur Wenige wüssten, dass er eine zerrissene und in frühen Jahren irregeleitete Persönlichkeit gewesen sei. Etwas erstaunt die Feststellung "Er war ein Opfer seiner Zeit".
Der Autor geht dann aber ausführlich und sachlich auf die Persönlichkeit des Dichters und seine Werke ein. Dabei werden nicht nur die teils wirklich großen Gedichte erwähnt sondern auch sein Schwadronieren über das Soldatentum, die Verherrlichung des Krieges und die Glorifizierung Hitlers.
Interessant in dem Artikel ist auch, dass eine der Informationsquellen des Autors unser Forum ist, aus dem er zitiert.
Abschließend schreibt Dieter Leitner: "Auch Damß Vergangenheit gehört zu seinem Leben und sollte bei diesem sonst so genialen Menschen in einer Würdigung nicht verschwiegen werden".
Der Artikel ist auch insofern bemerkenswert als mit ihm erstmals aus den Reihen der Danziger heraus eine kritische Auseinandersetzung mit seinen Schattenseiten erfolgt. Die Würdigung basiert trotzdem nur auf einer Momentaufnahme, auf dem heute uns bekannten Wissen über den Dichter. Vieles liegt jedoch noch im Dunkeln, so z.B. sein Wirken als Leiter der Landeskulturkammer in Danzig. Es kann durchaus sein, dass man sich in späteren Würdigungen noch wesentlich kritischer mit ihm auseinandersetzen muss.
AW: Martin Damß: Sein Werk und sein Leben
Kritisch unter die Lupe nehmen kann man jede Persönlichkeit aus der damaligen Zeit, Wolfgang.
Aber warum dem einen mehr nachsehen und dem anderen weniger?
Ich denke da an Hitler / Wagner.
Damß' Gedichte gehen mir nicht so nahe wie vielleicht die von Federau, aber wer es mag, der wird es so machen wie Aschenputtel: die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.
:D:D
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Mit Grüßen von Christa
AW: Martin Damß: Sein Werk und sein Leben
Schönen guten Abend,
hallo Christa,
sind die Werke Wagners und Damß' vergleichbar?
Wenn wir heute Werke Wagners hören: Lässt sich da eine direkte Verbindung zu Hitler und dem Nationalsozialismus hineininterpretieren? Unstrittig ist Wagners (und dessen Clans) Nähe zu den Nationalsozialisten, aber war er zu irgend einem Zeitpunkt als NS-Agitator unterwegs?
Bei Damß lagen die Dinge etwas anders: Er war ein Verfechter, ein Wegbereiter des Nationalsozialismus. Er war eine der ideologischen Speerspitzen der Partei und trug mit Worten -wie andere Agitatoren- dazu bei, dass die Menschen verblendet wurden. Seine Verstrickungen sind bis heute nicht vollkommen aufgeklärt: Welche Rolle spielte er z.B. als Leiter der Landeskulturkammer bei der Verfolgung Andersdenkender? Welche Rolle spielte er im Landessender Danzig bei der "Ausschaltung" von Nicht-Nationalsozialisten?
Martin Damß, der seine Fähigkeiten in den Dienst finsterer Mächte stellte, fiel -möglicherweise aufgrund seines unsteten Lebenswandels- zwar nicht in Ungnade, aber er wurde bereits 1940 eingezogen. Damit vollzog sich dann auch ein Bruch: Weitere verherrlichende Blut- und Bodengedichte sind nicht mehr bekannt.
War Damß ein "Opfer" wie es heute noch manchmal zu hören ist? Oder war er nicht als einer der Wegbereiter des Nationalsozialismus in Danzig ein Täter? Wo fängt geistige Brandstiftung an, wo hört sie auf? Damß könnte man sehen als ein Opfer seiner selbst, seines Lebenswandels, seiner Werke, seiner Taten. Und damit ganz sicher nicht als ein Opfer des verbrecherischen nationalsozialistischen Regimes.
AW: Martin Damß: Sein Werk und sein Leben
Ach, Wolfgang, wenn Damß' Rolle in Bezug auf seine Tätigkeit in der Landeskulturkammer noch nicht erforscht ist, dann kann man doch auch nicht schon derart massiv vermuten, dass er ein übler Verfechter des nationalsozialistischen Gedankengutes war.
Wenn du so willst, dann sind die Wege zum Nationalsozialismus schon lange davor bereitet worden.Auch Rückert ,der geniale deutsche Dichter, hat politisch-patriotische Gedichte geschrieben. Das war doch Tradition, für das Vaterland sich zu begeistern.Wenn auch nicht Wagner als Agitator tätig war, so aber hatte gerade sein Werk Hitler inspiriert.Und weil eben auch einige Familienangehörige Hitlerbewunderer waren.
Damß war in meinen Augen auch nicht mehr und nicht weniger.Sicher nicht so genial, und deswegen auch nicht so mächtig in seinem Wirkungskreis.
Aber vor allem eine gespaltene Persönlichkeit, mit Licht- und Schattenseiten.
Vielleicht hast du ja auch ein Gedicht oder Text parat,um zu zeigen, wie er Hitlers Agitator war.
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Mit Grüßen von Christa
AW: Martin Damß: Sein Werk und sein Leben
http://books.google.de/books?id=CfGD...%C3%9F&f=false
Falls der Link nicht klappt: Es geht um das Buch von Jens Stüben, Ostpreußen - Westpreußen- Danzig. Eine historische Literaturlandschaft.
Google-Bücher bringt Auszüge auch Damß betreffend.
Und schon oben in diesem thread:
http://forum.danzig.de/showthread.ph...ull=1#post4207
AW: Martin Damß: Sein Werk und sein Leben
Hallo Marc,
Danke für den Link werde mir jetzt zuerst mal die einsehbaren Auszüge anschauen und das Buch dann eventuell über Ebay kaufen.
Beste Grüße Helene