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AW: KINOS in Danzig
Hallo miteinander,
nachstehend findet sich die nicht ganz gewöhnliche Entstehungsgeschichte eines Danziger Kinos.
Anhang 20192
Von der Kirche zum Lichtspieltheater
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Die St. Joseph-Kirche
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1. Die alte Karmeliter-Kirche
In der unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode neugegründeten "Jungstadt", welche 1380 ihre Handfeste erhielt, war außer der St. Bartholomäus-, Jakobs- und Aller-Engel-Kirche oder Michaels-Kirche auch eine der Jungfrau Maria geweihte Kirche, die gleich vom Anfange ihrer Erbauung den Karmelitern gehörte. Als Stifter des Karmeliter-Ordens wird der Legende nach der Prophet Elias angesehen. Die Kirche wurde wahrscheinlich von den Ordensrittern gestiftet. Das Jahr der Erbauung ist unbekannt. 1422 soll bei dieser Kirche "der Orden der Brüder Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel oder der Karmeliter-Mönche", auch der weißen Mönche - wegen ihres weißen Ordensmantels -, ein Kloster gebaut haben. Es stand auf einem Platze, wo sich die große Allee befindet. Für diese Mönche hatte sich ein Erzbischof von Köln beim Hochmeister verwendet. Zu dieser St. Marien-Kirche, welche sehr groß und prachtvoll ausgestattet gewesen sein soll, wallfahrteten Danzigs Bewohner wegen des Ablasses sehr oft.
Beim Beginne des 13jährigen Krieges gegen den Deutschen Ritterorden wurde 1454 die Jungstadt niedergerissen, der verschont gebliebene Theil wurde der Altstadt zugewiesen. Anfangs verschonte man bei dieser Zerstörung der Jungstadt diese St. Marien- oder Karmeliter-Kirche und die Wallfahrten dorthin dauerten weiter fort. Während des Krieges wurde es jedoch wegen der Überfälle durch die in der Nähe hausenden Ordenssöldlinge nothwendig, im Jahre 1463 auch diese Kirche nebst dem Kloster abbrechen zu lassen. Den Karmeliter-Mönchen wurde dafür die ehemalige Ordenskapelle von St. Georg samt mehreren zu derselben gehörigen Hospitalgebäuden überlassen. Der Comthur von Danzig bat beim Hochmeister, daß er den Karmelitern, weil sie soviel von den Feinden zu leiden hätten, eine Stätte "bonnen den Planken der alden Stat" verleihen möchte, "wen do wol sint etliche ledige stete." Die Ordenskapelle von St. Georg stand der St. Elisabeth-Kirche gegenüber.
2. Die neue Karmeliter-Kirche
Die verfallene St. Georgs-Kapelle brachen die Mönche ab und wollten an ihrer Stelle 1467 - 70 eine recht große dem Elias geweihte Kirche anlegen. Nach dem Bauplane sollte die Kirche an allen 4 Ecken und in der Mitte einen Thurm haben. Während des Baues jedoch wurde sie wegen Mangel an Mitteln bedeutend verkleinert erbaut, obgleich die eine hohe Seitenmauer schon ganz, die andere Seite zur Hälfte ausgemauert war. Nur das Chor der Kirche mit den 2 Eckthürmen und dem Mittelthurme konnte aus dem angegebenen Grunde vollendet werden. Später wurde nur noch der in den Hof vorspringende Theil angebaut. Die erwähnte fertig gewordene hohe Mauer wurde 1689 zur Hälfte abgebrochen, die Reste der Seitenmauern deuten noch jetzt die beabsichtigte Größe der Kirche an. 1668 brannte der vordere Theil der Kirche nieder, wurde aber bald wieder neu aufgebaut. Das fertige ganze Fundament zu der projectirten dreischiffigen Kirche liegt in der Erde, jetzt theilweise mit der Pfarrwohnung bebaut. Der übrige Theil bildet einen freien Platz (Vorhof) vor der Kirche, welcher durch die Umfassungsmauer mit einer Einfahrt begrenzt ist.
3. Das Karmeliter-Kloster
sollte ebenfalls ursprünglich größer gebaut werden. Erst 1690 wurde es erweitert.
Während der Belagerung Danzigs durch den Polenkönig Stephan Bathory 1577 wurde sowohl das Kloster als auch die Kirche bedeutend beschädigt, wofür die Karmeliter-Mönche nach einem langen Prozesse eine angemessene Entschädigung von Geld und Baumaterialien erhielten.
1678 wurden Kloster und Kirche bei einem Volksaufruhre, der bei Gelegenheit einer feierlichen Prozession der Karmeliter-Patres nach Oliva entstanden war, furchtbar verwüstet und geplündert. Zur Reparatur ihrer Gebäude erhielten die Mönche eine bedeutende Summe ausgezahlt.
Das Kloster wurde mit den übrigen 2 Klöstern in Danzig 1835 aufgehoben.
Die Kirche wurde 1840, sowie die 2 andern Klosterkirchen in Danzig - Dominikauer- und Birgittiner-Nonnen-Klosterkirche - eine Pfarrkirche, genannt "Pfarrkirche zu St. Joseph".
4. Die Folgenutzung
Man benutzte das Klostergebäude zur Montierungskammer und zur Aufbewahrung von Material für den Militärfiskus. Der dazugehörige freie Platz wurde als Antreteplatz von dem Bezirkskommando verwendet.
Im Jahr 1895 vermietete die Heeresverwaltung an den Hauptmann a. D. Schmidt in Danzig die Stallungen, für welche sie die alten Klostergänge eingerichtet hatte, sowie einen Teil des Karmeliterhofes zum Betrieb eines Reitinstistiutes. Hauptmann a. D. Schmidt errichtete nun im Anschluß an die alten Klostergänge ein Tattersallgebäude, welches er im Jahre 1900 an den Leutnant a. D. und Reitlehrer Herrn Alfred Leo weiter vermietete. Herr Leo betrieb den allen Danzigern wohlbekannten Tattersall in Gemeinschaft mit seiner Gattin, der berühmten Schulreiterin Amanda Wolff bis zum Jahre 1909, in welchem Jahre Herr Leo sein Unternehmen weitervermietete. Während des Krieges wurden die Baulichkeiten einschließlich des Tattersalls nur noch zu Stallungszwecken benutzt.
5. Das Lichtspieltheater
Bei dem großen Aufschwung, den am Anfang des 20. Jahrhunderts das Lichtspielwesen in Deutschland genommen hatte, faßten einige Danziger Bürger den Plan, auch in Danzig ein modernes, den Anforderungen, welche das Publikum heute an ein erstklassiges Lichtspieltheater zu stellen berechtigt ist, entsprechendes Lichtspielunternehmen in Danzig zu errichten. Zu diesem Zwecke setzten sie sich mit der Universum Film Aktien-Gesellschaft, Berlin - unter dem abgekürzten Namen Ufa bekannt - ins Benehmen.
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Die Ufa, ein mit 25 Millionen Mark Aktienkapital arbeitender Konzern, umfaßt in Fabrikation und Verleih die größten in Deutschland bestehenden Unternehmen und betreibt in Deutschland selbst etwa 70 erstklassige Lichtspieltheater. In der Produktion der Ufa erscheinen die Filme der bekanntesten Darstellerinnen und Darsteller, wie Henny Porten, Gunnar Tolnaes, Lotte Neumann, Pola Negri usw. Anderseits verfügt die Ufa über eine außerordentlich umfangreiche Auslandsorganisation. Abgesehen davon, daß die Ufa eine große Anzahl von Lichtspieltheatern und Verleihinstituten auch im neutralen Ausland betreibt, ist sie als größter deutscher Filmkonzern natürlich in der Lage, den mit ihr in Verbindung stehenden Lichtspieltheatern auch den besten Teil der Auslandsproduktion zu bringen. Die besten amerikanischen, englischen, italienischen, französischen usw. Filme werden daher in den der Ufa angegliederten Theatern vorgeführt werden.
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Die Danziger Herren gründeten in Gemeinschaft mit der Ufa die U.T.-Lichtspiele G.m.b.H., Danzig, und kauften das Tattersallgebäude von dem Besitzer Herrn Leo. Im April 1919 wurde mit dem Umbau der bestehenden Baulichkeiten zu einem Lichtspieltheater begonnen.
Das ..... Theater ist nach den Plänen und unter der Oberleitung des Baurats Max Bischoff, Berlin, des Leiters der Bauabteilung der Ufa errichtet worden. Sämtliche Arbeiten und Lieferungen wurden durch bekannte Danziger Firmen ausgeführt, so die Rohbauarbeiten durch die Firma Bruno Fess, die technischen Einrichtungen durch die Firma Albert Voigt & Co.; die Ausmalung erfolgte durch den Kunstmasler Fey, Berlin, während die Theaterbestuhlung die bekannte Firma Walter Hyan, Berlin, lieferte.
"Möge das neue Theater, die U.T.-Lichtspiele, bald der gesamten Bevölkerung Danzigs eines Stätte werden, an welcher nach des Tages Last und Arbeit jedermann für einige Stunden Unterhaltung und Zerstreuung findet. Das Bestreben der Leitung des Unternehmens wird es sein, nur das Beste, was Inland und Ausland an Filmen produzieren, in den U..T.-Lichtspielen zu zeigen."
Dieser Beitrag ist aus einem Zusammanschnitt von zwei Dokumenten entstanden:
1. Populäre Geschichte Danzigs, 1881
Zweiter Theil: Beschreibung der hervorragendsten öffentlichen Gebäude Danzigs
Erster Abschnitt: Die Kirchen
2. Die Geschichte des Karmeliterhofes zu Danzig
Festschrift zur Eröffnung der U.T.-Lichtspiele, 1919
Ich hoffe, ihr hatten Spaß beim Lesen!
Viele Grüße
Peter
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AW: KINOS in Danzig
Für interessierte Kinogänger,
hier noch eine Anzeigenseite aus der Danziger Volksstimme vom 02. Januar 1920, Seite 8:
Anhang 20193
Viel Spaß!
Peter
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AW: KINOS in Danzig
Hallo miteinander,
jetzt habe ich mir doch glatt noch mal Bambi in Blu-ray-Qualität angeschaut - immer noch zauberhaft!
Aber hier ein Fund aus den Ostdeutschen Monatsheften, heft 6 des Jahres 1925 zu den UT-Lichtspielen - eine doch sehr dezente Werbung im Vergleich zu heute .....
Anhang 20210
Viele Grüße
Peter
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AW: KINOS in Danzig
Liebe Feli,
zu Greta Garbo gibt es unendlich viele Fundstellen im Internet. Was den meisten wahrscheinlich unbekannt sein dürfte ist das weltweit einzige Greta-Garbo-Museum in Högsby im schwedischen Småland. Hier mal ein deutschsprachiger Link, da ich davon ausgehe, dass die meisten mit schwedischen Web-Seiten Probleme haben werden.
https://www.visitsmaland.se/de/gegen...arbo-in-hogsby
Sollte generell Interesse an Informationen aus diesem Museum bestehen, bringe ich solche gerne bei unserem nächsten Aufenthalt in unserem Ferienhaus mit.
Welcher Garbo-Film mich am meisten beeindruckt hat? Mata Hari! Und da konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und habe das nachstehende Bild aus dem Zigarettenbilder-Album 'Salem Gold-Film-Bilder - Album 2' gescanned.
Anhang 21587
Viele Grüße
Peter
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AW: KINOS in Danzig
Hallo Margrit!
Es gab im Hause der U.T.-Lichtspiele auch eine U-T.-Diele. Um welche Art von Etablissement es sich dabei handelte kann ich allerdings nicht sagen.
Aus reiner Neugier: wie alt ist denn die Tante einer Freundin, dass sie sich an Tanzerlebnisse von 1925 erinnert?
Speziell für Feli hier noch eine Anzeige aus dem 'Gewerbeteil' des Adressbuchs von 1926:
Anhang 25202
Liebe Lita, du kannst dann selbst dazu schreiben, was mir aufgefallen ist ...
Hier noch eine Liste der Cafés aus dem Adressbuch von 1926:
Anhang 25203
Viele Grüße
Peter
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AW: KINOS in Danzig
Hallo Margrit,
die U.T.-Diele scheint der Treffer zu sein! Danke Uwe, für den genialen Einstiegsgedanken!
Hier mein 'Beweis':
Anhang 25204
Leider wurde die originale Anzeige nur in schwarz-weiß aufgenommen. Das ist das Beste, was ich nach Retouch-Arbeiten als Qualität erreichen konnte.
Viele Grüße
Peter