Carl Gottfried He(i)nrichsdorff
Eine Episode aus der Geschichte des "Lachs"
Carl Gottfried He(i)nrichsdorff kam um 1760 als Sohn des Carl Friedrich
He(i)nrichsdorff und seiner II. Ehefrau Susanne geb. Rubau auf die Welt. Er heiratete am 28.10.1798 die am 03.03.1733 geborene Witwe Adelgunde Bestvater geb. Hekker. Aufgrund des hohen Altersunterschiedes der beiden Brautleute kann man davon ausgehen, dass nicht nur Liebe der Grund dieser Hochzeit war. Fuer Adelgunde Bestvater, deren Mann und deren Kinder zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben waren und fuer ihren Nachbarn Carl Gottfried He(i)inrichsdorff spielte mit Sicherheit eine Rolle, dass Adelgunde die letzte Erbin des "Lachses" war und man den "Lachs" nach ihrem Tode nicht der Staatskasse ueberlassen wollte.
Anlaesslich seiner Hochzeit schrieb Carl Gottfried He(i)nrichsdorff als Schluss des Stammbuches der Familie Hekker aus dem "Lachs":
"Die Frau Witwe des seel. Herrn Dirk Bestvater, juengste Tochter des seel. Herrn Dirk Hekker, verehelichte sich mit mir, Carl Gottfried Henrichsdorff, Sonntag den 28. Okt. 1798. Die Copulierung verrichtete Herr Pastor Schwarz von St. Bartholomae abends nach 5 Uhr in der Ww. ihrem Hause; bey der Copulierung war nur zugegen Hrn. Issac Kitzkatz seine Ehegattin, und mein Bruder Joh. Friedr. Henrichsdorff, Hauptmann in Preussischem Dienste. Der Pastor und mein Bruder verliessen uns schon vor 7 Uhr. Die Kitzkatz blieb zum Abendessen."
Mit "die Kitzkatz" meinte er Johanna Levina Kitzkatz geb. de Ryter.
Adelgunde He(i)nrichsdorff verw. Bestvater geb. Hekker verstarb am 25.07.1809 in Danzig. Nach dem Tode seiner Frau Adelgunde erbte Carl Gottfried He(i)nrichsdorff den "Lachs" und uebergab ihn irgendwann in den Jahren darauf seinem Neffen Johann Carl Friedrich He(i)nrichsdorff der mit Marianne Angelika v. Allmonde, welche auch die "Danziger Nachtigall" genannt wurde, verheiratet war. Danach erbte deren gemeinsame Tochter Maria Anna, welche in die Familie v.d. Marwitz einheiratete, den "Lachs".
Carl Gottfried He(i)nrichsdorff starb als "Koeniglich Preussischer Commerzien- und Admiralitaets-Rat" am 31.12.1831 in Danzig.
Quellen:
Dorothea Weichbrodt
"Patrizier, Buerger, Einwohner der Freien und Hansestadt Danzig"
Sonderschriften des Vereins fuer Familienforschung in Ost- und Westpreussen Nr. 60 "Danziger familiengeschichtliche Beitraege"
Werner H. Gapert: Unsere Originale
Vom Großvater Rene Gaperts stammt folgender Artikel aus:
Aus „Unser Danzig“, 1950, Hefte Nr. 04 vom April 1950
Unsere Originale
von Werner H. Gapert
Originale gab es und wird es immer geben. In jedem Dorf, jeder Stadt, überall dort, wo viele Menschen in organisierten Gemeinschaften zusammenleben, treten sie auf. Es sind Menschen, die durch ihre Eigenart, durch irgendwelche schrulligen Absonderlichkeiten auffallen. Sehr oft ist ihnen eine unfreiwillige Komik zu eigen, wodurch sie uns, ob wir wollen oder nicht, ein Lächeln abnötigen. Trotzdem fühlen wir uns ihnen irgendwie verbunden. Sie sind es, die uns den grauen Alltag durch ihr tragikomisches Betragen erhellen. Wer kennt sie nicht, die Tagediebe, Pennbrüder und seltsamen Straßenmusikanten mit ihren oft noch seltsameren Instrumenten? Welcher Danziger schmunzelt nicht unwillkürlich, wenn er sich des „schuckernen Brunos“ erinnert? Ihr kennt ihn doch sicher, nicht wahr?
Ich sehe ihn noch lebhaft vor mir, wie er durch die Gassen unserer lieben, alten Heimatstadt latschte. Stets ging er in Cutaway und gestreifter Hose. Den Stock trug er der Einfachheit halber über den Arm. Ja, Brunchen war ein Gentleman vom Scheitel bis zu den Plattfüßen, das musste ihm der Neid lassen. Er wusste jedenfalls, was sich gehörte. Bei Hochzeiten, Kindstaufen und Begräbnissen durfte er nicht fehlen. Bei derartigen familiären Anlässen stand er feierlich vor den Kirchentüren und öffnete dienstbeflissen den Schlag der Hochzeitskutsche, wobei er niemals vergaß, sich zu verbeugen. Er tat das immer mit einer gewissen Würde, zum größten Gaudium der Schaulustigen. Man hatte nicht immer Verständnis für seine unbeholfenen Dienstleistungen, und es kam auch schon mal vor, dass Brunchen von einer empörten Braut eine schallende Ohrfeige erhielt, da sie sich beim Aussteigen aus der Hochzeitskutsche durch sein Erscheinen geniert fühlte.
Wenn jemand das Zeitliche gesegnet und zu Grabe getragen wurde, so mischte sich Brunchen mit betrübter Miene unter die Leidtragenden. Er freute sich mit den Feiernden und trauerte mit den Betrübten. Brunchen war eben überall dabei und tat so, als wäre seine ungebetene Teilnahme die selbstverständlichste Sache von der Welt. Oft sah man ihn an der Seite des Verkehrspolizisten am Langen Markt, Ecke Melzergasse, den Verkehr regeln. Eifrig schwenkte er die Arme wie jener, und nichts konnte ihn davon abhalten, seine Pflicht im Dienste der Allgemeinheit zu erfüllen. So nahm er u. a. auch das Recht für sich in Anspruch, stets gratis und franko mit der Straßenbahn oder dem Autobus zu fahren. Die Schaffner respektierten gutmütig seine Eigenmächtigkeit und ließen ihn ruhig gewähren. Er war eben ein harmloser Kauz und tat niemandem etwas zuleide. Seine kleinen Streiche verübte er mit einer ernsthaften Miene und tat alles mit einem beflissenen Eifer. Man konnte ihm einfach nicht böse sein.
Damals, als noch die alte Krantorfähre mittels Menschenkraft über die Mottlau gezogen wurde, versah „Paulchen“ den wichtigen Dienst des Fährmanns. „Paulchen vonne Krantorfähr“, wie er allgemein genannt wurde, war ein wetterharter Mann von mittlerer Statur, versoffen zwar, aber von bescheidenem Wesen, dabei treu und mit einem sanften Gemüte begabt. Sein Kopf war leider etwas platt gedrückt, wodurch sein Gesicht unverhältnismäßig breit und rund wirkte. Unter buschigen Brauen schauten ein Paar gutmütige Augen zwinkernd in die Welt. Er hatte stets rote Bäckchen wie ein Posaunenengel, und ein mächtiger Schnauzbart hing ihm melancholisch unter seiner roten, knolligen Nase herab. Paulchen liebte nur zwei Dinge auf der Welt: seine Fähre und den Machandel. Eigentlich war er immer etwas „im Tran“, wenn er seine Menschenfracht über die Mottlau zog. Man sagte von ihm, dass er für ein „Quartierchen“ selbst seine Großmutter verkaufen würde. In einer Silvesternacht widerfuhr nun unserem prominenten Fährmanne ein arges Missgeschick. Es war bitterkalt an diesem Abend. Paulchen befand sich, wie immer, im Dienst und zog ruhig und gelassen seine Fähre über den Fluss und nahm dabei ab und zu einen kräftigen Schluck aus der Flasche, um sich damit innerlich zu erwärmen. Mittlerweile wurde es allmählich Feierabend für ihn; da es gegen 10 Uhr abends war, gesellte sich zu seiner Besäufnis eine rechtschaffene Müdigkeit, die ihn Zeit und Umwelt vergessen ließen. Als er seine Fähre an der Anlegestelle Schäferei festgemacht hatte, schlief er sogleich an Ort und Stelle aus oben genannten Gründen friedlich ein. Er lag der Länge nach auf dem Rande der Fähre, wobei sein linker Arm in das eisige Wasser der Mottlau tauchte. Ein Glück, dass Paulchens Joppenärmel viel zu lang waren, es hätte sonst recht übel für ihn ausgehen können, denn als man ihn einige Stunden später auffand, war sein Joppenärmel im Wasser regelrecht eingefroren. Diese Nacht soll er übrigens gut überstanden haben.
Ein seltsames Exemplar seiner Gattung war Hermann, der Pfeifer. Wie Brunchen trug er bei seinen Straßentourneen einen feierlichen Cut, der infolge jahrelangen Gebrauchs leider etwas ramponiert aussah. Einen Hut oder eine Mütze trug er nie, soweit ich mich entsinnen kann. Hermann war ein großer, hagerer Mann. Er ging immer etwas schleppend und vornübergebeugt. Das dichte, graue Haar pflegte er stets sauber gescheitelt zu tragen. Früher muss er ein recht stattlicher Kerl gewesen sein, aber widrige Lebensumstände mögen ihn nach dem Ende des ersten Weltkrieges aus der Bahn geworfen haben. Man sah es ihm auf hundert Schritt an, dass er dem Alkoholteufel rettungslos verfallen war. Sein Gesicht war vom ewigen Suff gedunsen. Mit seinen verquollenen Augen schaute er recht hilflos drein. Hermann war ein „Hofmusikant“. Vorzugsweise beehrte er die Hinterhöfe auf der Niederstadt mit seinen Darbietungen und gab dort fast täglich ein Ständchen mit seiner Querpfeife. Sein ganzes Repertoire bestand nur aus einem einzigen Stück, nämlich der Polka „So lang sich Katz' hat Ohren“, die er mit einer wahren Begeisterung spielte. Diese Parodie auf das Polentum pflegte er stets mit einer entsprechenden Mimik zu pfeifen, die einfach zwerchfellerschütternd wirkte. Den Refrain sang er dann mit seiner versoffenen, zitterigen Stimme. Die Kinder kreischten vor Vergnügen, wenn er das „dobsche, dobsche, dralla“ so unnachahmlich darbrachte. Die lachenden Hausfrauen warfen ihm die Dittchen in reichlichem Maße zu, wobei er ihnen eine regelrechte Liebeserklärung machte.[...]
Die Älteren unter uns werden sich wohl noch des alten Hildebrand entsinnen können, der lange vor dem ersten Weltkriege auf der Langen Brücke herumbettelte. Gab ihm jemand ein Dittchen, so stand Hildebrand vor ihm stramm und präsentierte mit seinem Stocke, wie ein Rekrut vor seinem General. Zuweilen pflegte er auf seinem Stocke herumzupfeifen, wenn es ihm in den Sinn kam.
Ein Zeitgenosse Hildebrands war der lange Mierau aus Heubude, ein Vagabund und Bettler von einem geradezu klassischen Format. Im Gegensatz zu ersterem war er ein großer, starkleibiger Kerl, der es zeit seines Lebens gar meisterhaft verstand, der Arbeit geschickt aus dem Wege zu gehen. Seine gesamte Kleidung trug er auf dem Leibe. Es machte ihm nichts aus, auch sommers drei bis vier Westen und ebenso viele Jacketts übereinander zu tragen. Oft wurde er von den Arbeitern auf dem Holzfelde zu einem Machandelchen eingeladen, was er nie ausschlug. Dabei konnte er beachtliche Mengen von Knackwurst vertilgen, die man ihm ab und zu spendierte. Dann erzählte Mierau allerlei Wippchen aus seinem Leben und unterhielt auf diese Weise die ganze lustige Gesellschaft. Die erbettelten Dittchen legte er regelmäßig in Fusel an. Nach einem langen und für die bürgerliche Gesellschaft nutzlosen Leben fand Mierau ein unerwartet tragisches Ende. In Bürgerwiesen wurde er kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges von einigen betrunkenen Fleischergesellen erschlagen.
Man kann die Originale unserer an Besonderheiten so reichen Stadt unmöglich alle aufzählen. Die Reihe ließe sich wahrlich um eine Menge fortsetzen, allein das würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Dem Chronisten bleibt es jedoch vorbehalten, die Tippelbrüder, Vagabunden und Harfenjulen mitzuerwähnen, wenn er die wechselvolle Geschiente unserer Heimatstadt beschreibt, in der auch Menschen solcher Art ihr Wesen getrieben haben. Wir wollen dabei unsere Käuze und Tagediebe nicht vergessen.
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Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang
Paulchen vonne Krantorfähr
Paulchen vonne Krantorfähr
Das schlagfertige Paulchen
Bis nach dem ersten Weltkrieg verkehrte noch keine Dampffähre zwischen dem Krantor und dem Bleihof, sondern ein hölzerner Prahm. Den zog ein als Original bekannter Mann an einem Drahtseil über die Mottlau. Er hieß überall nur "Paulchen von der Krantorfähre". Paulchen war nicht nur dem Alkohol sehr zugetan, sondern auch recht schlagfertig. Oft musste er mitten auf dem Fluss plötzlich das Fährseil von den Gleitrollen werfen und ins Wasser senken, wenn ihm ein größerer Dampfer quer in den Kurs kam. Das ging bei ihm nicht immer ohne Spritzer ab, zumal er über derartige Unterbrechungen seiner Tour meist recht ungehalten war. In einem solchen Fall schrie eine Dame entrüstet: "He, Sie haben mich ja von oben bis unten mit Wasser besprengt!" Paulchen pflanzte sich drohend vor ihr auf und fragte: "Na, soll ich Ihnen fier Ihre zwei Plauzpfennje auch noch mit Machandel bejießen?"
1928 im August
In seinem sechzigsten Lebensjahr verstarb der Krantorfährmann Paul Dodenhöft auf dem Bleihof. Er war ein Danziger Original, genannt
"Paulchen vonne Krantorfähr". Um eine Beisetzung auf dem Armenfriedhof Saspe zu vermeiden, wurde eine Geldsammlung veranstaltet, die ihm eine letzte Ruhestätte auf dem Barbarafriedhof verbürgte, wo er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung bestattet wurde. Die Grabrede hielt Pfarrer Strehlau von der Barbarakirche.
(von Ernst Frieböse)
AW: Paulchen vonne Krantorfähr
Der war gut - der Paule. ;)
Der Danziger Moshe Landau mit 99 Jahren gestorben
Gestern starb im Alter von 99 Jahren der am 29. April 1912 in Danzig geborene Moshe Landau.
Moshe Landau war der Vorsitzende Richter im Prozess gegen Adolf Eichmann.
Mit ihm ist einer der ältesten noch lebenden Danziger für immer gegangen.
Moshe Landau wird nicht vergessen werden. Ihm zu Ehren gedenken wir.
Nähere Informationen über ihn sind zu finden unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Moshe_Landau
http://www.taz.de/1/politik/nahost/a...uer-die-opfer/
http://www.israelnetz.com/themen/nac...dau-gestorben/
Danziger Persönlichkeiten
Wenig ist über ihn im Netz zu finden: Wilhelm Alexander Meyerheim, deutscher Maler, 1815 in Danzig geb., starb 1882 in Berlin. Er war tätig in Berlin und besonders bekannt für seine Genre- und Pferdemalerei.
http://www.das-antiquitätenhaus.de/g...-moralt-2.html
Li (Lisabeth) Klemm, geb. Hermann
Li (Lisabeth) Klemm, geb. Hermann (09.10.1895 Eberswalde - 15.10.1948 Kiel), verbrachte ihre Jugend in Danzig und Breslau (Studium der Chemie), später arbeitete sie an der TH Danzig.
http://www.uni-kiel.de/anorg/lagaly/...iver/klemm.pdf
Reinhold Kleinfeld (Kleinfeldius)
Reinhold Kleinfeld (Kleinfeldius; * 1575; † 1628) war Rechtsstudent in Leyden, Italien und Frankreich, ab 1602 war er Ratssekretär in Danzig. Er wandte einen Bürgerkrieg in den ersten Tagen des Jahres 1616 durch seinen Einsatz ab.
http://de.wikipedia.org/wiki/Reinhold_Kleinfeld
Bürgermeister Danzigs von 1308 bis 1945
Unabhängig von der recht holprigen Machinenübersetzung findet sich hier u.a. eine Liste der Bürgermeister Danzigs von 1308 bis 1945:
http://www.multilingualarchive.com/m...yors_of_Danzig