Liebe Forumer,
endlich ist für mich die Frage nach der Namensgebung der Stadt Danzig gelöst. Vielleicht gefällt dem einen oder anderem von euch diese Gedankengänge.
Zuerst bestand die slawische Siedlung „Gyddanizc“, die zumindest unter St. Katharinen nachgewiesen ist. Katharina war eine Schutzheilige von Danzig und lange Zeit muss St. Katharinen als die Hauptpfarrkirche gegolten haben, nachdem die Nikolaikirche an die Dominikaner abgegeben worden war.
Nach einer Biographie, verfasst vom Römer Casparius, soll Adalbert auf seiner Missionsreise (997) „zuerst die Stadt Gyddanyzc“ besucht haben. Aus diesem Namen „Gyddanyzc“ entwickelten sich später so viele andere Namen, Gdantzk, Dantzk, Gidanic, Danzig, Gedanum. Letzteres hatten wir a.a.O. diskutiert.
Der damalige pommerellische, danziger Herzog wollte die Tochter des Polenherzogs Boleslaw I. heiraten. Dazu musste er sich aber von Adalbert taufen lassen, was er auch tat. Damit war dem Chrstentum in Danzig die Türen geöffnet, natürlich auch, weil die schöne Fürstentochter in Danzig ihren christlichen Glauben lebte. Zeitweilig lag Pommerellen in der Hand eines einzigen Fürsten, manchmal auch in mehreren Händen. Auf alle Fälle bedurfte es für die Herzoge, die u.a. in Danzig residierten, einer Burg bzw. eines Schlosses. Dieses lag in der Nähe des sumpfigen Mottlauufers an der Burgstraße. 1148 wird die Burg Danzig in einer Bulle des Papstes erwähnt. Zur Burg gehörte eine Schlosskapelle, da die Christen auf alle Fälle eine Grablege brauchten, aber auch eine Hauskapelle. So lagen nun pommerellische Burg und alte slawische Stadt Gyddanyzc, auch Kdanze genannt, beieinander.
Die pommerellischen Fürsten waren bestrebt das Land durch Verknüpfung mit dem Westen, speziell durch deutsche Siedler, zur Blüte zu verhelfen. Besonders Lübecker Kaufleute und Handwerker sollen sich in der Nähe von Gyddanyzc und der pommerellischen Fürstenburg niedergelassen haben. Diese Siedlung wuchs schnell und wurde bald eine Stadt nach deutschem Recht. Wir haben also nun zwei Städte nebeneinander liegen, die Altstadt Gyddanyzc mit pommerellischer Burg und die rechte Stadt Danzig, die sich zur „Rechtsstadt“ entwickelt. Und schwupps ging die Altstadt bald in die Rechtsstadt ein.
Die Altstadt ging bis zum Altstädtischen Graben, der seinem Namen entsprechend ein echter Graben war. Denn zur damaliger sumpfiger Zeit gab es wohl mehrere Gräben. Die Rechtsstadt lag dann zwischen Altstädtischem Graben bis zum Vorstädtischem Graben.
Wir finden in Danzig das typische Assimilationsprinzip, mit dem slawische Siedlungen bei der deutschen Landgewinnung eingedeutscht wurden. Typisch ist auch, Bauten mit Herrschaftssymbolik, was die St. Katharinenkirche auf alle Fälle ist, auf slawischen Grundmauern zu errichten. Übrigens muss es laut alter Karte auch eine Marienkirche in der Altstadt gegeben haben, die zumindest eine kurze Zeit lang neben der neuen großen Backsteingotik-Marienkirche existiert haben müsste.
Was aber genau der Römer Casparius mit „Stadt“ meinte, bleibt mir noch unklar. Vielleicht meinte er auch nur „Statt“ im Sinne von „Stätte“. Sicher könnte anzunehmen sein, dass die Slawen den Deutschen zumindest anfangs nicht in die Quere kamen, weil die Slawen Fischer waren, die deutschen Erstbesiedler Mönche, also Bauern und Handwerker. Denke ich mal.
Beste Grüße vom waldkind.