Die Orgel(n) der Kathedrale von Oliva
Es gibt im Forum schon das Thema "Die Kathedrale von Oliva", das von Rudi Bellon im März 2008 mit der sehr schönen Beschreibung von Robert Seitz gestartet wurde, doch darin wird nur knapp auf die dortige Orgel eingegangen (siehe hier: > http://forum.danzig.de/showthread.ph...rale-von-Oliva ).
Deshalb nun dieser ausführliche, mit einem Video versehene Artikel von kultura.trojmiasto.pl vom 30.07.2019 zu dieser berühmten Orgel mit dem leicht modifizierten deutschen Google-Titel "Sie erheben sich zum Himmel: die Orgeln in der Kathedrale von Oliva":
> https://kultura.trojmiasto.pl/Unosza...j-n135803.html (polnisch - Video läuft nur hier, leider ohne ungestörten Klang der Orgel),
> https://translate.google.com/transla...j-n135803.html (deutsch),
> https://translate.google.com/transla...j-n135803.html (englisch).
Ulrich
AW: Die Orgel(n) der Kathedrale von Oliva
Dank Ulrich,
Grüße
Christian
AW: Die Orgel(n) der Kathedrale von Oliva
Mozart bezeichnete die Orgel, als die "Königin der Instrumente". Er spielte gerne auf den Stumm-Orgeln, zum Beipiel in Kirchheim-Bolanden.
AW: Die Orgel(n) der Kathedrale von Oliva
Nach Russeneinmarsch im März 1945 wurde alte Orgel der Kathedrale teilweise von Soldaten schon abgebaut. Diese Orgel soll nach damaligen Leningrad, heute St. Petersburg, geliefert werden. Nur heftige Proteste schon neu eingesiedelten Polen dieser Kriegsraub verhindert.
AW: Die Orgel(n) der Kathedrale von Oliva
Danke dir Ulrich für diese Erklärung und Oliwiak für den interessanten Nachsatz.
Liebe Grüße
Jutta
AW: Die Orgel(n) der Kathedrale von Oliva
Zur interessanten Ergänzung dieses Themas kann ich heute den Freunden der Kathedrale von Oliva und ihrer Orgel den Link zu einem trojmiasto.pl-Artikel vom 31.07.2012 posten, der die deutsch übersetzte Titelangabe "Orgel im Dom zu Oliva: Geheimnisse der Pfeifen" hat und wie folgt, deutsch übersetzt, eingeleitet wird:
"Nur wenige wissen, dass die Orgel in Oliva, die um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert von Jan Wilhelm Wulff aus Orneta erbaut wurde, damals die größte Orgel der Welt war. Nur wenige Menschen wissen, dass ein Knopfdruck ausreicht, um fast allen Figuren, die das Instrument schmücken, Leben einzuhauchen. Nur wenige Menschen wissen, dass die meisten Pfeifen, die wir hören, in einem Schrank versteckt sind."
Hier der Link zum betr. deutsch übersetzten Artikel, in dem das gezeigte Video funktioniert:
► https://www-trojmiasto-pl.translate...._x_tr_pto=wapp. Die Reporterin im Video rattert ihren Text äußerst schnell runter. Sie wird außerdem in einem der Kommentare wegen ihrer "Musikalität" gerügt.
Dieser Artikel zeigt nach seinem Ende ein sehr schönes Nachtfoto der Kathedrale, das vergrößert werden kann.
Außerdem empfehle ich, die danach folgenden Kommentare (alle in Deutsch) zu lesen.
Ich hoffe, dass dieser Artikel viel Interesse findet. Schade finde ich, dass bei seinem damaligen Erscheinen (Ende Juli 2012) niemand aus dem Forum hier auf ihn hingewiesen hat. Ich war damals noch nicht dazu in der Lage.
Ulrich
AW: Die Orgel(n) der Kathedrale von Oliva
Danke, Ulrich, für deinen Beitrag #6
Die Dame spricht auch für mich teilweise viel zu schnell und der Beitrag ist der TV Clip is vom journalistischem Niveau her eher schlicht.
Mit der Geschichte der Orgeln von Oliva habe ich mich vor 20 Jahren beschäftigt und den damaligen Stand des Wissens dokumentiert.
Kurze zusammengefasst:
1433: erste Aufzeichnung einer Orgel in der Klosterkirche
1580: Eine kleine Orgel mit zwei Manualen wurde für die Klosterkirche gebaut
1603-1604: Neubau der Hauptorgel durch Christian Neumann. Die Abnahme führte der Danziger Marienorganist Cajus Schmiedtlein.
1680: Johann Georg Wulff baut eine neuer Chororgel im Südflügel des Querschiffs
1758: Johann Wilhelm Wulff, Enkel von Johann Georg Wulff, erweitert die Chororgel von 14 auf 18 Register. Die Äbte sind mit Wulff's Arbeit zufrienden und schliessen ein Abkommen mit ihm: Auf Kosten des Klosters soll Wulff in Europa reisen und sein Wissen und Kenntnisse im Orgelbau erweitern. Im Gegenzug soll er nach seiner Rückkehr nach Oliwa eine neue Hauptorgel füt das Kloster bauen. Es ist nicht bekannt welche Orte genau Wulff zwischen 1760 und 1762 bereiste, aber es ist anzunehmen, dass er verschiedener Zisterzienser Abteien in den Niederlanden, West- und Süddeutschland besuchte.
1763-1788: Nach seiner Rückkehr tritt Wulff am 21.01.1763 als Bruder Michael dem Zisterzienserkonvent in Oliwa bei und beginnt den Bau einer neuen grossen Hauptorgel, wofür ihm 20 bis 25 Ordensbrüder mit unterschiedlichen handwerklichen Fähigkeiten assistieren. Neben den Bau der grossen Orgel nimmt auch eine Theologiestudium die Zeit Johann Wulffs in Anspruch. Im Jahre 1776 erhält Bruder Michael die Priesterweihe und wird zum Pater Michael erhoben. 1788 brechen alle Arbeiten an der Orgel schlagartig ab. Es wird vermutet, dass Pater Michael möglicherweise eine Schlaganfall erlitt als der neue Kloster Abt von ihm verlangte den fast fertigen, in der Mitte der Orgelempore freistehenden Spieltisch als einen Spielschrank auf der Westseite des Orgelprospekts um zu bauen.
1790-1793: Der Danziger Orgelbauer Friedrich Rudolf Dalitz wird beauftrag den Orgelbau von Pater Michael zu vollenden. Bei Fertigstellug 1793 besitzt die Orgel 83 Register und 5100 Pfeifen, womit sie zu dieser Zeit vermutlich die größte Orgel der Welt ist.
1831: Die Prußische Regierung führt den 1820 erlassenen Auflösungsbeschluss aus. Das Zisterzienserkloster in Oliva wird aufgelösst un der Katholischen Pfarrgmeinde in Oliva übergeben.
1835: Im Auftrag der Katholischen Gemeinde Oliva führt der Klavierbauer Jakob Bernhard Wiszniewski Reperaturen an der Orgel aus.
1863-1865: Im Auftrag des Staates führt der Stettiner Orgelbauer Friedrich W. Kaltschmidt weitreichende Arbeiten an der Orgel durch. Mängel in der Windversorgung werden behoben; 45 der Register von Wulff werden beibehalten, der Rest wird um- oder neugebaut. Das Schwellwerk wird in einen Schwellkasten plaziert, was die Stummlegenung des Prospektpfeifen des Kornwerks erfordert.
1874: Carl Schuricht restauriert die Chororgel im Querschiff.
1902: Gebrüder Oswald und Paul Dinse aus Berlin erneuern die einige Zugenregister der Hauptorgel. Umbau der Chororgel auf zwei Manuale mit 14 Registern und pneumatischer Traktur.
1914-1917: Bei Ausbruch des ersten Weltkriegs versucht die Preußische Regierung die Zinn Pfeifen der großen Orgel für die Rüstungsindustrie auszubauen. Widerstand der Pfarrgemeinde von Oliva verhindert dies. Nur drei Jahre später, 1917, werden dann die Zinn Pfeifen der Chororgel vom Militär konfisziert.
1934-1935: Die Danziger Orgelbauwerkstatt von Josef Goebel führt eine großen Umbau der Orgel durch. Die hälfte der Orgelreigster werden durch neue ersetzt, einbau einer elktro-pneumatischen Spieltraktur und eines freistehenden Spieltisches, Umstrukturierung der Orgel von vier auf sechs Orgelwerke. Die seit 1917 fehlenden Pfeifen der Chororgel werden durch neue ersetzt, die Chororgel bekommt ebenfalls eine elektro-pneumatische Traktur und wird mittles eines 65-Metern langen Kabels an den Spieltisch der Hauptorgel angeschlossen. Beide Orgeln werden auf die 1899 vorgestellte gleichstufige Stimmung gestimmt. Nach dem Umbau besitzt die Orgel mit Anbindung der Chororgel nun 101 Register und rund 6800, womit sie zur größten Orgel im Ostseeraum wird (bis zum Umbau der Marienorgel durch Kemper 1938, womit die Marienorgel dann auf stolze 120 Register wachsen wird).
1945: Der ehmalige Gehilfe von Josef Goebel, Friedrich Schwarz, setzt die ausgelagerten Prospektpfeifen in Orgel ein und macht die Orgel bis Weihnachten 1945 wieder teilweise spielbar.
1955: Wacław Biernacki ersetzt etliche fehlende Register und bringt die Orgel in einen Allgemeinzustand der das Konzertieren an der Orgel möglichen machen soll. 1958 startet das sommerliche Konzertfestival wieder.
1966-1968: Zygmunt Kamiński führt eine grundlegende Renovierung der Orgel durch. Einbau eines neuen elektrischen Spieltischs (der Spieltisch von Josef Goebel steht heute als Austellungsstück in der Marienkiche), erneuter Anschluss der Chororgel an die Hauptorgel, Umstruturierung der Orgelwerke in die heute bekannte Werksanordnung, und Einbau eines neuen Positifs im dritten Arkadenbogen. Nach Vollendung dieser Arbeiten besitzt die kombinierte Orgel 110 Register und 7876 Pfeifen.
2000-2002: Die Orgelbauwerkstatt von Zdzisław Mollin führt eine Sanierung aller 445 Prospektpfeiffen durch. Ein neuer eletkrische Spieltisch mit Setzeranlage wird installiert.
2003: Jerzy Kukla ersetzt die Chororgel durch eine ungenutzte Orgel von Emanuel Kemper aus den 1960er Jahren. Die Chororgel hat nun 17 anstatt 14 Register.
Um 2010: Jerzy Kukla führt kleinere änderungen an der Disposition und Intonation der Orgel durch.
In den nachfolgenden Jahren wurde dann wieder ein neuer Spieltisch eingebaut, der meines Wissens nach bis heute Verwendung findet.
Liebe Grüße,
Marek