Staatliches Observatorium (1921-1939)

Liebe Forumteilnehmerinnen und Forumteilnehmer,

ich stelle euch der deutschsprachigen Version des Textes über ehem. Staatl. Observatorium (Heeresanger) zur Verfügung.

In der Zukunft dieses Text, wie auch alle andere, die jetzt nur auf polnisch an der Internetseite www.dolnywrzeszcz.pl präsentiert sind, wurden übersetzt. Bis dahin aber versuche ich mindestens einige Texte früher zugänglich zu machen.

Ich warte auch auf ihre Hinweise, Erinnerungen oder Fragen, die ehem. Staatl. Observatorium betreffen.

Jan Daniluk vel Hagelsberger (daniluk.jan@gmail.com)
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Staatliches Observatorium / Navigationschule
Institute für BiologieGeographie und Ozeanographie
der Danziger Universität

Das Gebäude, das in der Zeit der Freien Stadt Danzig vom Staatlichen Observatorium benutzt wurde, Anschrift Heeresanger 9 (heute al. Legionów), wurde in den Jahren 1912-1916 als Teil der Telegraphen-Kaserne gebaut. Wahrscheinlich war es Sitz der Funkerkompanie, welche zu der dort stationierenden Einheit gehörte. Erst ab dem 25. März 1921 hatte hier das Observatorium funktioniert; in den Jahren 1923-1924 gab es hier auch die Navigationsschule (oder Seefahrtschule), und eine kurze Zeit befand sich hier die Funkstation der Schutzpolizei (Schupo). Es soll hier vermerkt werden, dass es früher in Danzig auch ein aktives Observatorium gab - dieses befand sich aber in Neufahrwasser.

Das Staatliche Observatorium erfüllte eine Reihe von wichtigen Funktionen nicht nur für die Stadt, aber auch für die ganze Region. Hier wurden Klimauntersuchungen durchgeführt und Wettervorhersagen erstattet, welche zwei mal täglich aktualisiert wurden (vor acht Uhr morgens und gegen vierzehn Uhr). Wetterberichte wurden direkt zum Kontrollturm des Flughafens in Langfuhr, zum Hafen, zu der Danziger Rundfunk und zu den wichtigsten Tageszeitungen gesendet. Aus Ursache der besonderen Rolle dieser Berichte für die Seefahrt wurden diese jeden Tag um 11.15 an alle Schiffe im östlichen Teil der Ostsee und zu der Küstenfunkstelle Danzig per Radio ausgestrahlt. Die Meldungen bezogen sich auf den östlichen Teil der Ostsee, die durch die Linie Wisby-Libau nach Norden, Bornholm-Stettin nach Westen begrenzt war. Im Winter umfassten diese Berichte Angaben zu der Eisschicht, Schneemenge, usw. Außerdem strahlte das Observatorium Lichtsignale aus, die es ermöglichten, Uhren präzise einzustellen. Es ist bemerkenswert, dass sich diese neue Methode der Uhreinstellung folglich in ganz Deutschland verbreitet hat.

Der Aussichtsdienst zeichnete Luftdruck, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit und Sonnenscheindauer auf und maß auch die Erdbodentemperatur bis halb Meter tief. Vom Sturmwarndienst gingen die Meldungen an das Lotsenamt Neufahrwasser, Zoppot, Schiewenhorst, Vogelsang, Neue Welt und an die Küstenfunkstelle Danzig. Diese gaben die Warnungen sofort weiter. Nichtsdestoweniger spielte das Observatorium eine wichtige Rolle im Winter, wenn der Eisdienst besondere Bedeutung gewann. Dazu kamen auch die regelmäßige Höhenwindmessungen, die durch Flugwetterwarte bearbeitet wurden. Der Flugwetterdienst war für den Danziger Flughafen natürlich unentbehrlich.

Im Bereich des Meeresdienstes umfasste die Tätigkeit des Observatoriums die Prüfung von Instrumenten der Taucher, die Korrektur von Seekarten und Einstellung der Kompasse. Dem Staatlichen Observatorium war auch das Schiffsvermessungsamt angegliedert (zu seinen Aufgaben gehörte u. a. die Messung des Volumens und der Wasserverdrängung der Schiffe, usw.), das auch zur Ausstellung entsprechender Zeugnisse berechtigt war. Man soll auch die in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule in Danzig ausgeführte meteorologische Lehrtätigkeit, die von dem Direktor des Observatoriums ausgeübt wurde, nicht vergessen.

Während des Zweiten Weltkrieges (nicht früher als im 1941) wurde das Gebäude des Observatoriums, wie die benachbarten Bauten (Heeresanger 7 und 11), durch das Heer beschlagnahmt. In der ehemaligen Telegraphen-Kaserne (damals geteilt, als Telegraphen-Kaserne und Bölckekaserne bezeichnet) funktionierte die Fliegerhorstkommandantur, es stationierte hier die Fähnrichkompanie und das Luftbaubataillon der Luftwaffe.

Nach dem Krieg befand sich in diesem Gebäude u. a. das militärische Studium der Danziger Universität. Heute finden hier ihren Platz einige Einrichtungen der Fakultäten für Biologie, Geographie und Ozeanographie der Danziger Universität.

Ohhhh
Danke Jan für den Bericht über Wetterdienst in Danzig !!!
Gibt es dazu einen direkten Link ?

Wollte evtl. diesen Bericht verwenden für meine Ex- Dienststelle ( auch Wetter)..... oder kann ich
Deinen Bericht kopieren und weiterschicken ?
Wird dann vielleicht in einer " Wetterdienstzeitschrift" von heute veröffentlicht

Viele Grüße
Hans-Jörg

Hallo, Hans-Joerg,

natürlich, hab' ich nichts dagegen. Ich wollte nur darum bitten, meine Name (Jan Daniluk), E-Mail (daniluk.jan@gmail.com) und Datum (Gdansk, 2011) in der Überschrift der Seite zu geben, wenn Du das Text weiterschicken möchtest.

Das Text existiert schon seit knapp 5 Jahren an www.dolnywrzeszcz.pl (http://www.dolnywrzeszcz.pl/katalog/observatorium.htm), aber nur auf polnisch.

Ok Jan
Mal sehen was ich mache....
Gibt es sonst Berichte / Fotos über den Wetterdienst in Danzig vor 1945 ???
Speziell interessiert mich natuerlich der Flugwetterdienst am Flughafen.

Viele Gruesse
Hans-Joerg

Schönen guten Morgen,

hier ein Foto vom Observatorium das ich vor ein paar Wochen vom Neuen Markt aus über den Heeresanger hinweg aufnahm.

Viele Grüße aus Danzig
Wolfgang

Hallo Jan,

weisst Du vielleicht was das Luftbaubatailon gebaut hat.
Ich interessiere mich dafür da mein Urgrossvater zur Luftschutzpolizei 1943
oder 1944 vom Bauamt Danzig eingezogen wurde.

lg
Jens

Hallo, Eggberg

leider könnte ich in diesem Moment nichts eigentliches über die Tätigikeit des Danziger Luftbaubataillon sagen. Ich melde mich wieder, wenn ich etwas herausfinde.