Einwöchiger Danzigbesuch war toll

Bei meinem Danzigbesuch vom 01.06-08.06 2010 konnte ich Vorurteile revidieren.
Ich bin überglücklich über diesen Umstand. Bei einem ersten Kurzbesuch mit nur zwei Übernachtungen in Zoppot und schlechter persönlicher Vorbereitung wurden diese durch unglückliche Umstände aufgebaut.
Diesmal hatte ich eine Begleitung, die bereits 3 mal die Stadt bereist hatte und 1940
in Langfuhr geboren wurde.
Bei meinem Besuch habe ich erfahren, welche ernorme Aufbauleistung von Polen nach
dem 2. Weltkrieg geleistet wurde. Dies bezieht sich ganz besonders auf die Stadt Danzig und auch der Marienburg,die ich besuchte.
Dafür bin ich dankbar.
Es war eine wunderbare Woche mit viele positiven Eindrücken und Erlebnissen .
Kleinere Wiedersprüche und Fragen werde ich demnächst mit Hilfe unseres Forums und Eurer Unterstützung abklären können.
Ich wünsche vielen Besuchern ähnlich positive Erfahrungen.
Schöne Grüße von
Geigersohn

Hallo, Geigersohn,

mir ging es bei meinem kürzlichen Besuch genauso, besonders mein Sohn (35), der mich begleitete, konnte sich nicht vorstellen, dass Danzig 1945 so stark zerstört war. Wir haben uns dann im Rathaus Bilder angesehen, die die Katastrophe verdeutlichen. Man kann nur größten Respekt haben vor dem Umgang der Polen mit der alten Bausubstanz. Da kenne ich aus der ehemaligen DDR ganz andere Strategien. Auf dem Wege zur sozialistischen Gesellschaft (der ja auch den Polen vorgegeben war) wurden hier Schlösser, Kirchen und Bürgerhäuser gesprengt und Platz geschaffen für gesichtslose Einheitsbauten.
Wir haben auch festgestellt, dass bei den Polen das Interesse erwacht an der Geschichte vor 1945.
Das macht Hoffnung für Verständigung. Gegenseitiges Interesse ist dafür einige wichtige Voraussetzung.

Herzliche Grüße aus Mecklenburg
sinus

Hallo Geigersohn, hallo Sinus,

das Interessen an der wahren Geschichte war bei vielen schon lange vorhanden, nur durfte man es nicht offen aussprechen. Viele schalteten im Geschichtsunterricht auf "Druchzug". So auch ich (dabei liebe ich Geschichte sehr). :) Das spiegelte sich natürlich in der schlechen Note wider. :(

Heute ist es anders, man kann frei darüber reden und das Interesse ist sehr groß. Das zeigt sich in den vielen polnischen Foren: "Das alte Danzig", "Das alte Praust" usw.
Es gibt dort aber auch solche, die den Teilnehmern vorwerfen, sie sehnen die alte Zeit wohl wieder herbei.
Wie in jedem Land der Welt gibt es Pro- und Kontra-Stimmen.
Umso mehr freut es mich, dass Geigersohn solchen Menschen begegnet ist, die dazu beitrugen seine Vorurteile zu revidieren und wünsche ihm, dass es in Zukunft so bleibt.
Ich selber habe die Erfahrung gemacht (nicht nur in Polen): "Wie du in den Wald hineinrufst, so schallt es heraus". Da unterscheiden sich die Polen nicht von anderen. ;)

Auch mein Sohn konnte es nicht glauben, als er die Bilder von 1945 sah. Er stellte sich Ruinen anders vor. "Hier aber", meinte er, "war alles pulverisiert".

Als Kind war es für mich irgendwo selbstverständlich, dass weite Teile dieser Stadt so waren, wie zur Zeiten meiner Eltern oder Großeltern (trotz zwischenzeitlicher Zerstörung). Erst später wurde mir klar, welch eine Leistung die Menschen vollbracht haben, die sich dafür eingesetzt haben und ich bin ihnen dankbar dafür. Wenn ich mich so umhöre, bin ich nicht die einzige. Sowohl die alten wie auch die neuen Danziger freuen sich darüber und sind froh, dass aus den Ruinen nicht eine "moderne Trabantenstadt" entstanden ist, was natürlich auch hätte kommen können.

Viele Grüße
Magdalena

Hallo Magdalena, Sinus und Geigersohn,

auch ich sehe das so wie ihr, wenn man die Bilder von 1945 sieht ist das schon eine großartige Leistung eine Altstadt wenigsten annähernd wieder so aufzubauen wie sie mal vor der Zerstörung war. Wer nicht weiß, was anders aufgebaut wurde, wird es wohl kaum bemerken. Wenn ich höre dass einzelne meinen, die das Danzig früher kennen, es wäre doch nur eine Märchenkulisse finde ich das schade. Dieses wird dem Wiederaufbau nicht gerecht und mir ist eine Altstadt die annähernd nur so aussieht wie vor der Zerstörung zehnmal lieber, als eine die nach dem sozialistischen oder 50/60 Jahre Stil aufgebaut wurde.

Herzliche Grüße
Uwe