Dreh- und Hebebrücken im Weichselwerder

Schönen guten Nachmittag,

das Weichselwerder ist durchzogen von Kanälen und Flüssen wie die Stromweichsel, die Elbinger Weichsel, die Königsberger Weichsel, der Tiege, Schwente, Lienau, Nogat usw.

Auch heute noch kommen teils Fähren zum Einsatz. Pontonbrücken wie in Bohnsack sind außer Mode. Aber Dreh- und Hebebrücken kommen noch immer zum Einsatz. Teils sind sie schon über hundert Jahre alt und wurden erst jetzt renoviert, teils wurden sie auch ganz neu gebaut.

Diese Brücken sind etwas Besonderes, etwas landschaftsspezifisches. In den nächsten Beiträgen zeige ich Euch einige Brücken und ich denke, nicht viele von Euch kennen bereits alle.

Die erste Aufnahme zeigt die geschlossene Brücke über den Schleusenkanal am Danziger Haupt (südlich von Schönbaum/Drewnica).

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Dieses Bild zeigt die Schleusenkammer am Danziger Haupt mit der zur Seite gedrehten Drehbrücke. Das Schleusentor wird gerade geöffnet. Dahinter ist eine weitere Schleusenklappe zu sehen, die vom Schleusengrund nach oben bewegt wurde. Dadurch wurde die Schleusenkammer verlängert sodass nun auch größere Schiffe (wie die 82 Meter lange Johannes Brahms) zwischen Stromweichsel und Elbinger Weichsel (Szkarpawa) verkehren können.

Die folgende Brücke ist ganz neu gebaut. Erst in diesem Jahr wurde sie fertig gestellt. Es gab ein Weilchen ein Problem weil die Brücke zwar fertig war, aber das erforderliche Brücken-/Schleusenpersonal nicht eingestellt war. Aber nun funktioniert alles.

Es ist die Brücke, die bei Einlage (Przegalina) die Schleuse Stromweichsel - Tote Weichsel überquert. Über sie führt die Straße von Schiewenhorst (Swibno) über Schmerblock (Blotnik) nach Groß Zünder (Cedry Wielkie). Über die alte Brücke und einem Teil der Straße führten noch die Gleise der Kleinbahn von Danzig nach Stutthof. Diese gibt es nun nicht mehr.

Diese Hebebrücke ist eine "moderne" Brücke, die alleine per Hydraulik ohne Gegengewichte nach oben geklappt wird. Ehrlich gesagt, mir gefallen die Brücken Gegengewicht viel besser... - diese sind nämlich etwas Besonderes und immer schon von Weitem erkennbar. Das kann man von der neuen Einlager Brücke nicht sagen.

Und nun kommt eine Brücke, die gerade einmal ein paar hundert Meter von mir entfernt steht. Sie überquert die Elbinger Weichsel (Szkarpawa) zwischen Fürstenwerder (Zulawki) und Schönbaum (Drewnica). Sie ist erst drei, vier Jahre alt. Davor musste auch dort der Fluss über eine Pontonbrücke passiert werden.

Vor rund 20 Jahren, als ich erstmals mit meinem Vater auf der östlichen Seite der Stromweichsel war, fuhren auch wir mit einem Volkswagen rumpelnd über die Schwimmpontons. Links und rechts der Fluss gerahmt von üppig grün wuchernder Natur. Ein phantastisches Bild. Und trotzdem: Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich heute hier sitze, ich hätte es nicht geglaubt :)

Dieses Foto zeigt die "Johannes Brahms" wie sie unter der geöffneten Brücke Richtung Haff fährt.

Und hier die "Johannes Brahms" von meinem Grundstück aus. Im Hintergrund die gerade passierte und noch geöffnete Hebebrücke in Schönbaum.

Für mich ein Wunderwerk der Technik ist die Eisenbahndrehbrücke zwischen Fischerbabke (Rybina) und Groschkenkämpe (Groszkowo). Wenn Eisenbahnverkehr ansteht wird sie über die Elbinger Weichsel gedreht. Zu allen anderen Zeiten liegt sie parallel zum Flußbett und ermöglicht ungehinderten Schiffs- und Segeljachtverkehr.

Nun muss ich noch erklären, wodurch diese Brücke zum "Wunderwerk der Technik" wird. Sie wird ausschließlich durch Muskelkraft bewegt. Zwei kräftige Bahnarbeiter, ein riesiger T-Schlüssel und dann setzt sich diese lange und wahnsinnig schwere Brücke in Bewegung. Gut, wer kennt nicht den Spruch "gebt mir den richtigen Hebel und ich hebe die Welt aus den Angeln". Schön, hier wird mit der richtigen Übersetzung gearbeitet und auch da können dann gigantische Massen bewegt werden.

Und hier das Bild von den zwei Jungs wie sie die Brücke drehen. DAS ist eine Attraktion für Besucher des Werders! Das muss man gesehen haben um es zu glauben!

Lieber Wolfgang,herzlichen Dank für den Bericht und die Fotos der Brücken und Schleusen in deiner Nähe.

Willy Gerdel

Wer auf dem Wasserweg von Danzig ins Haff will, fährt über Tote Weichsel, Stromweichsel und Elbinger Weichsel bis Fischerbabke. Dort muss die Entscheidung getroffen werden ob der nördliche Weg über die Königsberger Weichsel (Wisla Krolewiecka) genommen werden soll oder ob man weiter der Elbinger Weichsel folgen will. Beide Wege führen durch zauberhafte Landschaften.

In Fischerbabke und dem benachbarten Groschkenkampe gibt es gleich mehrere Sehenswürdigkeiten: Eisenbahndrehbrücke, gleich zwei Hebebrücken und dann noch eine der größten Wasserpumpstationen Europas. Und natürlich ist auch "Helgoland" interessant, das Dreieck zwischen den Flüssen und der über die Hebebrücken führenden Straße zwischen Tiegenhof (Nowy Dwor Gdanski) und Steegen (Stegna).

Hier zuerst das Bild der Hebebrücke über die Elbinger Weichsel Richtung Haff.

Die zweite Fischerbabker Hebebrücke führt über die etwas schmalere und stärker verkrautete Königsberger Weichsel die nach Stutthof (Sztutowo) und Kobbelkampe (Kobyla Kepa) ins Frische Haff mündet. Übrigens ist auch auf diesem Bild das Gegengewicht zu sehen wie sie bei allen alten Hebebrücken vorhanden waren. In früheren Zeiten war das anfangs keine Stahl- sondern eine Holzkonstruktion.

Für jeden Werder-Besucher empfehle ich immer Fischerbabke. Ein toller kleiner Ort, ruhig, und es gibt viel dort zu entdecken.

Hier jetzt die Hebebrücke in Stutthof. Dort gibt es auch eine kleine Jachtanlegestelle, eine "Marina", mit einem kleinen Restaurant in dem es zu gut gekühltem Bier schöne frisch gebratene Flunderchens gibt :)

Noch ein zweites Bild von der Hebebrücke in Stutthof. Wir hatten -nach Flunderchen essen- die Brücke auf dem Wasserweg durchfahren und nun ging's direkt ab in's Frische Haff.

Im Werder gibt es natürlich noch andere Hebebrücken. Eine weitere Brücke ist die alte "Galgenbrücke" über die Tiege (Tuga) zwischen Tiegenhof und Platenhof. Momentan steht sie einfach nur da, der Hebemechanismus ist demontiert. Ob da wieder größere Boote, Kähne und Jachten auf der Tiege wären wenn die Brücke hochgeklappt werden könnte? Auf jeden Fall gibt es Pläne, die Brücke wieder in ihre alte Funktion zu setzen.

Hier ein Straßenbild der Brücke.

Und das folgende Bild von der Flussseite. Auch dies hier ist ein kleines Idyll.

Noch eine kleine Anmerkung zu den vorangegangenen Fotos. In wenigen Tagen werden sie "dicht gemacht". Ab Mitte September gibt es keinen nennenswerten Schiffsverkehr mehr. Erst Mitte Mai nächsten Jahres werden sie sich wieder heben. Und dann wieder für vier Monate phaszinierende Momente bieten wenn sie langsam aufgehen, Schiffe passieren, und sich dann ebenso langsam wieder schließen.

Das waren nun vorerst alle meine Dreh- und Hebebrückenphotos. Wenn ich weitere habe, werde ich sie hier zeigen.

Schöne Brücken können genauso verzücken wie schöne Gebäude. Finde ich jedenfalls. Sehr schöne Bildreihe!

Vielen Dank Wolfgang für diesen Bildbericht:-)
Da könnte ich mir gut vorstellen einfach ein paar Wochen per Boot überall durchzufahren.
Gibt es eigentlich ein aktuelle Wasserstraßenkarte über das Gebiet?
Grüße Insel

Schönen guten Abend,

ja, es gibt sowohl den 80-seitigen Reiseführer für Wassertouristen "Der Weichsel-Werder-Ring" als auch eine hervorragende Faltkarte unserer Gegend, beides deutschsprachig. Sie sind in Danzig vom Marschallamt der Wojwodschaft herausgegeben.

Viele Grüße aus dem Weichsel-Werder
Wolfgang

Vielen Dank Wolfgang für die Info und schönes Wochenende beim Treff, Insel2008

Schönen guten Abend,

endlich war ich heute mal nicht in Eile und konnte an der über die Tiege führenden Tiegenhöfer Hebebrücke anhalten und ein paar Fotos schießen. Die Hebebrücke ist nicht mehr in Betrieb, kein Kahn, keine Lomme, kein Dampfer fährt hier mehr. Das Mittelteil der Brücke ist aber nach wie vor in Holz, und rein theoretisch könnte der Rest der Technik mit gar nicht mal so großem Aufwand wieder in Stand gesetzt werde. Aber: Kein Kahn, keine Lomme, kein Dampfer fährt hier mehr.

Anhang 18054Anhang 18055Anhang 18056

Übrigens, wer von Tiegenhof kommt, findet jenseits der Brücke Stobbendorf / Stobiec.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Schönen guten Nachmittag,

Elbing liegt am Rande des Weichsel-Werders, und deswegen möchte ich hier zwei wiedererstandene Hebebrücken zeigen deren Architektur eng am historischen Vorbild angelehnt ist.

Hier die neue Leege Brücke (Most Niski), im Mittelalter "Koggenbrücke" genannt. Seit genau vierhundert Jahren (1614) verbindet hier eine Brücke die Altstadt mit der Speicherstadt.

Anhang 18331

Die etwas mehr als 200 Meter südlich gelegenen Hohe Brücke (Most Wysoki) führt ebenfalls über den Elbing-Fluss in die Speicherstadt.

Anhang 18332

Die beiden Hebebrücken stellen interessante Sehenswürdigkeiten dar. Nachdem Elbing touristisch lange Zeit einen etwas stiefmütterlichen Eindruck vermittelte, mauserte sich nun die Stadt entlang des Elbing-Flusses und ist einen Besuch wert.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Schönen guten Abend,

hier mal ein Bild einer geöffneten Hebebrücke von der Straßenseite aus. Es ist die über die Elbinger Weichsel führende Hebebrücke nach Fischerbabke (Rybina). Links hinter der Brücke liegt der zu "Helgoland" gehörende Park, der gestern -ähnlich wie in früheren Zeiten- als Vergnügungspark diente. Es fand dort die schon am Nachmittag beginnende Johannisfeier statt zu der auch alle umliegenden Nachbardörfer eingeladen waren.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Schönen guten Abend,

ergänzend zu meinen Fotos vom 03.09.2012 hier noch ein weiteres Foto von der Hebebrücke in Tiegenhof, aufgenommen gestern.

Anhang 19607

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang