Wolfgang Federau, + 18.05.1950
Schönen guten Morgen,
heute vor 60 Jahren starb Wolfgang Federau in Lübeck.
Wolfgang Federau war in Danzig bei der Polizei verbeamtet, hat aber früh seine Neigung zu Schreiben entdeckt. Er war ein Lyriker, ein Schriftsteller, der die leisen nachdenklichen Worte liebte. Nach dem Krieg war er Redakteur in "Unser Danzig". Er hinterließ dort nach seinem frühen Tod eine große Lücke, die nicht mehr geschlossen werden konnte.
Zwei seiner Gedichte mag ich besonders:
Heimat
Du kannst sie tausendmal verlassen.
Und kehrst doch immer ihr zurück.
Sie ist mit Türmen, Kirchen, Gassen
dein unverlierbar letztes Glück.
Sie birgt der Jugend reinste Träume,
sie schließt dich ein wie Mutterschoß.
Sie dehnt sich über alle Räume.
Und nimmer kommst du von ihr los.
So weit kannst du ja gar nicht gehen,
daß du sie einmal ganz vergißt.
Ihr Bild wird dir vor Augen stehen,
wo du auch immer weilst und bist.
So sehr kannst du dir nicht entgleiten,
daß dieses letzte Band zerreißt.
Weil, wo auch immer du magst schreiten,
ein Pfeil steht, der... zur Heimat weist.
Wartende Heimat
Wohin entfloh, was wir so zärtlich hegten?
Das Haus, das warm und schirmend uns umgeben?
Die vielen Dinge, die wir so liebend pflegten?
Wohin das ganze, so vertraute Leben?
Wo blieb die Stadt, die wir so innig kannten,
in deren Gassen wir als Kinder spielten?
Und wo die Stätte, die wir Heimat nannten,
die wir einmal für ewig unser hielten?
Ist diese Stadt, mit Türmen, Giebeln, Toren,
verträumten Winkeln, alten Wirtshausschildern,
uns wirklich ganz entrissen und verloren?
Lebt sie nur noch in ein paar alten Bildern,
die wir zuweilen in die Hände nehmen,,
wenn Sorge und wenn Heimweh uns umnachten,
und – unsrer Rührung uns zu schämen –
sehr lange und sehr nachdenklich betrachten? …
Nein! Sie ist da, die Heimaterde,
Und wie viel sie des Leides auch erfahren,
sie harret still, dass jene Stunde werde,
da ihre Kinder zu der Mutter fahren.
Hier noch einige Adresshinweise auf weitere Artikel/Gedichte von Wolfgang Feder:
Seltsame Danziger Ortsnamen
Oliva
Wenn ich tot bin
Er ist das Wort
Ein Mensch ist erst dann tot, wenn sich niemand mehr an ihn erinnert. Wolfgang Federaus Prosa ist unvergessen und damit bleibt auch die Erinnerung an ihn.
Viele Grüße aus Wolfgang Federaus Heimatstadt Danzig
Wolfgang
AW: Wolfgang Federau, + 18.05.1950
Schönen guten Abend,
eben fragte mich Rüdiger per Privatmail ob Wolfgang Federau nicht bereits 1950 gestorben sei. Natürlich, Rüdiger hat recht, ich war beim Schreiben unkonzentriert und habe das Datum korrigiert.
Rüdiger, besten Dank für den Hinweis!
AW: Wolfgang Federau, + 18.05.1950
Kleine Randnotiz, Wolfgang Federau hat augenscheinlich künstlerische Begabung an seinen Sohn Bernt weitergegeben, der ein sehr guter Fotograf geworden ist. Das Hamburger Museum für Völkerkunde an der Rothenbaumchaussee widmet Bernt Federau zurzeit eine Retrospektive seiner Schwarzweißfotos. Hübsch dort die Erinnerung an seinen Vater, der auch im Katalog mit einem Gedicht vertreten ist. Ein wichtiges Thema seiner ausgestellten Fotos übrigens: "Von Büchern und ihren Lesern".
https://picasaweb.google.com/1025664...30103292005010
https://picasaweb.google.com/1025664...30268056825794
AW: Wolfgang Federau, + 18.05.1950
Hallo,
ich hole diesen alten Beitrag hervor, weil ich im „Gutenberg-Projekt“ das in Wolfgangs Bericht in #3 erwähnte Buch "Versunkene Gärten" gefunden habe. Vielleicht hat noch jemand Interesse, es zu lesen:
https://www.projekt-gutenberg.org/fe...e/chap001.html
Viele Grüße
Sonja
AW: Wolfgang Federau, + 18.05.1950
Hallo,
mir hat in diesem Link besonders die Passage "AHNENFORSCHUNG" gefallen.
Ja, sie birgt gar manche Überraschung.
Grüße
Christian
AW: Wolfgang Federau, + 18.05.1950
Vielen Dank, Sonja.
Ich habe zwar noch nicht alles gelesen. Mich interessierte vorab schon mal der Titel "Versunkene Gärten". Das kann ich gut nachvollziehen, wenn man in einem gepflegten Haus gewohnt hat und dann zusehen muss, wie alles dann verkommt, Haus und Garten. Vor mind. 30 Jahren kam ich auf dem Weg zur Arbeit immer an einem verlassenen größeren Holzhaus vorbei mit einem wilden Blumengarten, gelegen an einer großen Verkehrsstraße. Gerade im Sommer war dieses Stück Garten wunderschön. Eines Tages wurde es eine Baustelle. Heute ist dort ein Mehrfamilienhaus und nichts mehr ist vorhanden von der damaligen Blumenpracht. So ein Grundstück muss gar nicht im eigenen Besitz gewesen sein, traurig machte es mich trotzdem.
Lieben Gruß
Inge-Gisela
AW: Wolfgang Federau, + 18.05.1950
Hallo Christian, hallo Inge-Gisela,
vielen Dank für eure Rückmeldungen. Schön, dass jeder von euch etwas Interessantes in der Geschichte von Federau finden konnte.
Inge-Giesela, an einem solchen Garten, mitten in der Stadt, bin ich früher auch vorbei gekommen. Du als Landschaftsingenieurin und Künstlerin hast ja noch mal einen anderen, besonderen Blick auf Natur und Gärten.
Es war ein richtiger Bauerngarten, neben wunderschönen Blumen auch Gemüseanbau. Als die Eigentümerin verstarb, wurde er zu einer Art „Dornröschengarten“, die Blumen haben noch Jahre danach geblüht. Dann wurde das Grundstück verkauft, der Garten eingeebnet und es sollte ein Haus darauf gebaut werden. Zum Glück fand sich ein Investor, der auch die drum herum liegenden Grundstücke gekauft hat einschließlich einer historischen, verfallenen Gerberei. Nun wird behutsam im Bestand mit baulichen Ergänzungen saniert - ich bin mir sicher, das Gelände wird ein Schmuckstück, auch wenn es dort keinen Garten mehr geben wird.
Viele Grüße
Sonja
AW: Wolfgang Federau, + 18.05.1950
Liebe Sonja,
mit Landschaftsingenieurin hast Du mich allerdings verwechselt. Da meinst Du sicherlich das Waldkind. Da fehlt mir im Gegensatz zu ihr doch eine Menge Wissen :-). Ansonsten stimmt ja der Text mit dem Garten :-). Das wäre doch mal eine schöne Zukunft für einen früheren Garten. Dann drücke ich die Daumen. Die Chance besteht bei dem von mir beschriebenen Garten (zum Natur-Aufleben) nicht. :-(
Lieben Gruß
Inge-Gisela