Erinnerungen am Tannenbaum

Oh, Tannenbaum!
Nun ja, es muss sein, er wird mal wieder abgeschmückt, der Tannenbaum.
Alles wandert wieder in die Kiste.Wie alte Bekannte lachten mir Kugeln, Lametta, Kerzen aus dem Koffer entgegen, als ich den Deckel öffnete.Nun heißt es also wieder Abschied nehmen.
Vorsichtig nehme ich das Lametta ab.Es ist teilweise noch schön glatt, aber das alte,das etwas schwerere, es ist schon ziemlich krunschelig. Müsste mal geplättet werden.
Ich kann mich nicht davon trennen. Gibt es doch gar nicht mehr, dieses Lametta.Nur noch welches aus Plastik.Ist doch so wie mit den Kugeln.Es gibt da wunderschöne, jedes Jahr andere Farben.Und trotzdem nehme ich am liebsten die zur Hand, die nun schon an so vielen Bäumen hingen. Eine, die war mal silbern. Man kann es ahnen. Aber nun ist sie nur noch schäbig weiß. Innen mit einem Tuck Rot.Sie war eine der ersten Kugeln am Familien-Weihnachtsbaum.Eine gleichaltrige aus den 60iger Jahren, die hat noch zwei erkennbare Pilze als Dekoration.Und mit Wachs bekleckert ist die auch.Dann die mit dem zuckrigen Überzug.Oder hier - die war mal eine silberne Nuss. Nun ist sie ein durchsichtiges Gehäuse mit einem schönen Loch.Seltsam, dass die nur halb kaputt ist. Aber das war mal eine Glasnuss, ganz sicher.Die kam dazu, als die elektrische Beleuchtung die Kerzen verdrängte.Klar, die Kerzenhalter für die echten Kerzen habe ich auch noch, aber auf den flackernden Kerzenglanz verzichte ich seit langem.
Da ist noch eine, die liebte der kleine Sohni besonders. Wir kauften sie während eines Urlaubes in Schlesien.Eine ganze Kiste voll. Nun ist noch eine davon da. Diese bekommt immer einen besonders auffälligen Platz und ist der Star am Weihnachtsbaum.
Nun noch die Spitze.5,95 DM steht auf dem Karton. Es ist die zweite in 40 Jahren.Sieht auch schon bisschen blind aus.

Nun noch die kleinen herumschwirrenden Engelchen!Manche thronen auf einer Wolke. Manche gucken ein bisschen seltsam verklärt.Aber Engel müssen sein. Auch die gefalteten Sterne aus Goldpapier.Nun bin ich bei der Kerzenkette. Nächstes Jahr wird es sicher wieder eine Weile dauern, die Kabel zu entwirren.Irgendeiner muss im Sommer in der Kiste Verstecken spielen.Wie soll es denn sonst so ein Kuddelmuddel geben, wenn ich es so schön ordentlich reinpacke??
Ach ja, auch das nächstes Jahr wird es ein bunt geschmücktes Bäumchen geben.
Und dann wird sich auch wieder ein kleines Enkelkind über das Geglitzer und Gefunkel freuen.
Nun steht er da... ein leerer Baum … mit einem kleinen Lamettafaden.Der bleibt, sozusagen als Abschiedsgeschenk.

Morgen kommt die Müllabfuhr.
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Schöne Grüße von Christa

Christa, toll wie du von dem Weihnachtsbaum Abschied genommen hast.
Ich musste an meinen Weihnachtsbaum im Jahre 1945 denken.
Mutter war verzweifelt weil kein Baum da war. Ich weiß nicht, gab es kein Baum zu
kaufen oder war dafür kein Geld da.
Ich konnte meinen Vater überreden einen Baum zu stehlen.
Auf den Feldern zwischen Oliva und dem Langfuhrer Flugplatz war
eine Schonung mit Tannen, dort spielten wir Kinder immer gerne
Als es dunkel wurde packte mein Vater einen Kartoffelsack und einen Fuchsschwanz
ein und ich führte ihn zum Wäldchen. Wir suchten uns einen kleinen Baum aus,
sägten ihn ab und trugen ihn nach Hause. Weihnachten war gerettet.

Schöne Grüße vonHeinz

Liebe Christa,
bei uns hat der Tannenbaum aus "familientechnischen" Gründen Schonfrist bis zum 7.1. Dieses Jahr muss ich mich dann sputen , denn die Jugendfeuerwehr holt ihn am 8. morgens ab. Auch an meinem Tannenbaum hängen die vielen "Kleinigkeiten" aus längst vergangenen Jahren, der kleine Holzengel meiner Tochter, kleine silberne Kugeln aus den Kindheitagen meines Mannes , unsere selbstgebastelte Tannenbaumspitze, der selbgegossene Weihnachtsschmuck , Bärchen , Lok und Co von Kinderhand noch etwas unbeholfen angemalt, Kerzenhaltern aus den 50gern, die noch jedes Jahr zu Heiligabend ihren Dienst tun , neben der elektrischen Beleuchtung, so "lebt" unser Baum jedes Jahr unsere Familiengeschichten mit Erinnerungen, die anhand dieser kleinen Dinge jedes Jahr lebendig werden... sowas mag man doch nicht auf den Müll werfen...
Liebe Grüße
Jutta

Schönen guten Abend,
hallo Christa,

ich stimme Heinz zu: Es ist toll, wie Du den Abschied vom Weihnachtsbaum beschrieben hast!!!

Dieses Weihnachten gab es bei uns keinen Weihnachtsbaum. Nicht in Danzig, nicht hier in Deutschland. Wir waren immer unterwegs. Aber nächstes Weihnachten -wenn alles so klappt wie wir es uns vorstellen-, werde ich auf meinem Grundstück eine kleine Fichte schlagen und dann werden wir Weihnachten in unserem Werder-Häuschen feiern können.

Auch wenn es bis dahin noch sehr lange zu sein scheint... - die Zeit verrinnt wahnsinnig schnell und das heißt, dass es bis zum nächsten Weihnachtsfest gar nicht allzulange dauern wird.

Hallo Christa, danke für die Erinnerung Tannenbaum. Muß dazu was denkwürdiges erzählen. Also vor vielen Jahren Verwandte aus Posen nach Deutschland übersiedelten weil die Kinder es ja besser haben sollten geschah dies. Auf der Fahrt von dort kamen die Eltern mit ihren beiden kleinen Söhnen an die Grenze.
Der deutsche Zollbeamte fragte was sie denn alles so in den Kartons hätten. Ach nichts Besonderes sagte die Verwandte arglos nur Bombchen. Was...sagte der Zöllner, dann machen sie mal auf wo die sind. Sie öffnete den besagten Karton u. was sah der Mann? Im Karton waren Weihnachtskugeln die man wohl in Polen auch Bombchen nannte. -Darauf mußte er herzhaft lachen u. der Weiterfahrt lag nichts mehr im Wege. Noch heute hängen an jedem Weihnachtsfest die Bombchen am Tannenbaum.

LG Mottlau1

Wenn so ein Bombchen mal kaputt ging, dann staunte ich immer darüber, dass man innen auf dem Kopf steht.Auch heute ist es noch so.:D

Ja, und der Tannenbaum ist wie ein Stück lebendige Familiengeschichte.
Manchmal wurde auf die Zweige auch Watte gelegt. Aber ich nehme mal an, dass das eher in Schlesien üblich war als bei uns an der Ostsee....
Nun noch einige Erinnerungen, durch die Engelschar hervorgerufen:

Alle Engel haben Flügel


Erst daran erkennt man einen Engel.Als Figur.In Wirklichkeit gibt es auch Engel, aber die haben keine Flügel.Man muss ihnen in die Augen schauen, dann erkennt man sie.Als ich noch klein war, noch in Danzig, da wollte ich immer wissen, wie es im Himmel ist....Meine Tante Pauline, sie ist mir nur noch ganz ganz verschwommen in Erinnerung. Und vor allem deshalb, weil sie mir erklärt hat, wie ich am besten erfahre, wie es im Himmel ist. Sie empfahl mir, am Abend meinen Schutzengel zu bitten, dass er mich im Traum mit in den Himmel nimmt.Ich müsste nur ganz fest beim Einschlafen dran denken.Ja, und einmal, da träumte ich dann, wie ich mit dem Engel in den Himmel flog. Es war schön, mehr wusste ich am Morgen nicht mehr.Ach ja, die Tante Pauline.Einmal kam sie, als Mutter mal wieder bisschen nachhelfen musste fürs Töppchen. Da kannte sie nichts, die Mama. Auf den Schoß das Kind und ein Zäppchen aus Kernseife war die Lösung. Ich schrie wie immer, aber es half nichts, und in dem Moment klopfte es und Tante Pauline kam rein.War nun auch für mich noch peinlich dazu.;)

Unsere Wohnung in der Fleischergasse hatte den Eingang durch die Küche.Vom Hausflur in die Küche. Und Besuch anmelden musste man vorher auch nicht. Wir hatten kein Telefon.Da ging es dann einfach – klopf klopf- Herein!Ein kleines Schwätzchen,die Mutter nahm die Kaffemühle zwischen die Knie, und bald war ein Tässchen Kaffee aufgebrüht.Dann machte sich Tante Pauline wieder auf den Heimweg.Wo sie genau wohnte ? Vermutlich auf der Danziger Höhe, weil meine Großeltern da herkamen.
Nun heute also nehme ich die die Engel ganz vorsichtig von ihrem Platz. Sie sind zerbrechlich.Bisschen abgestaubt und in Watte gepackt. Nein, nicht alle.Einige bleiben, wo sie sind.
Bisschen Weihnachten für das ganze Jahr.Einer ist schon arg schmutzig, er hatte die Bäckchen zu dicht an der Kerzenflamme.Und der daneben, der aus einer japanischen Massenproduktion, der ist natürlich die liebste. Weil da viel Liebe dran hängt.Und nun mache ich Feierabend mit der Wegräumerei.:)
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Schöne Grüße von Christa