Bilderrätsel: Wo stehen diese Ruinen?

Schönen guten Nachmittag,

damit Ihr nicht aus der Übung kommt, gleich das nächste Rätsel. Es handelt sich um zwei unter Denkmalschutz stehende Ruinen, die Jahrzehnte lang halbwegs -als Ruinen- überdauerten. Soweit ich weiß gab es in den 90er Jahren in einem der beiden Gebäude zwei Großfeuer, die das Innere total zerstörten und nur die Außenmauern übrig ließen.

Die Gebäude mit ihren extrem dicken Außenmauern stehen in Danzig (also in keinem Vorort) und waren in früheren Zeiten sehr bekannt. Heute kommt da niemand mehr hin und ich glaube, dass sie auch vielen der heutigen Danziger unbekannt sind (meine Frau kannte sie nicht).

Wo stehen die Gebäude und was waren sie früher?

Hallo Wolfgang
Nur ganz wage... werden doch nicht Reste der Speicherstadt sein ???
Viele Grüße
Hans-Jörg

Hallo Wolfgang!

Ich war ja vor drei Wochen in Danzig und da bin ich entlang der alten Mottlau auf der Speicherinsel gelaufen. Und ich glaube da in der Nähe kurz vor Bahnhof Leege Tor solche Ruinen gesehen zu haben. Aber was da früher drin war weiß ich nicht.

Viele Grüße von
Eberhard

Das vermute ich auch Hans-Joerg, die Speicherinsel. :)

Das waren die einzigen Ruinen, die jahrzehntelang nach dem Krieg stehengeblieben sind.

Schönen guten Nachmittag,

wüßte ich nicht wo diese Ruinen stehen, käme von mir ebenfalls spontan die Antwort "SPEICHERINSEL".

Aber dort stehen sie nicht...

Schade .... das war meiner erste Idee !!
Viele Grüße
Hans-Jörg

Hallo, mich mal etwas vortasten, stehen diese Ruinen in unmittelbarer Nähe der Speicherinsel ?
Gruß Mariolla alias Marion

ups, zu spät gesehen v. Hans-Jörg - dann weiter, unmittelbar an der Mottlau ??

Hallo Marion,

verstehst Du unter "unmittelbar an der Mottlau" direkt an der Mottlau? Die Mottlau ist nicht sehr weit weg - aber was ist auch schon weit weg von der Mottlau wenn man in der Stadt ist?:)

Im Internet kursieren viele Photos von den Ruinen.

... sieht mir nach einer ehemaligen Kaserne oder einem Speicherhaus aus. Die vielen Fenster, ich denke da
so an die Richtung Brabank.
Gruß Mariolla alias Marion

Acha, doch noch mehr Ruinen in der Stadtmitte. :surprised: Scheint aber abseits zu stehen.

Ich tippe auch auf eine Kaserne oder Gefängnis.

Schönen guten Nachmittag,

es steht nicht auf Brabank, ist kein Gefängnis und auch keine Kaserne. Es ist nicht auf der Speicherinsel, liegt nicht unmittelbar an der Mottlau, ist aber trotzdem sehr stadtnah. Es verirrt sich heute kaum jemand mehr dorthin, aber die Zukunft scheint laut aktueller Pläne und Vorhaben sehr rosig zu sein (meine persönliche Meinung: vielleicht in 50 Jahren, dann bin ich aber schon längst tot)

Es kommt aber noch dicker: ALLE Beschreibungen (und zwar sowohl deutsche als auch polnische) in Internet und in Büchern, geben für diese Gebäude eine Vorkriegsnutzung an, die ich nicht nachvollziehen kann. Wenn ich alte Pläne zu Rate ziehe (und kompetente Unterlagen über die benachbarten Gebäude die tatsächlich so genutzt wurden wie es den Ruinen zugeschrieben wird), dann wurden diese Ruinen früher so genutzt wie sie gemäß ihres Aussehens vermuten lassen.

Wenn überhaupt, dann werden nur sehr wenige unserer jüngeren Forum-Teilnehmer einmal dort gewesen sein. Schade, denn auch dort kann das alte Danzig entdeckt werden.

Jetzt sind auch unsere polnischen Freunde gefragt: Wahrscheinlich findet sich jemand unter Euch, der sagen kann wo die Ruinen liegen. Und vielleicht können wir auch klären wie die Gebäude bis Kriegsende genutzt wurden.

Jetzt habe ich es gefunden und bin total überrascht. :surprised: Ein Fleischerbetrieb.

Lieber Wolfgang!

Dieses Forum hat mich vor ein paar Wochen dazu gebracht ganz spontan Danzig zu besuchen. Für mich war das Kapitel Danzig eigentlich abgeschlossen nach dem Motto "dort geboren, als Kleinkind ohne Erinnerung Danzig verlassen und heimisch geworden in Westdeutschland".

Ich bin nicht enttäuscht, dass ich mit meinem Tip daneben gelegen bin. Ich weiß ja auch nichts über Danzig. Aber es macht Spaß. Es ist meine Stadt die ich als alter Knochen langsam entdecke. Und da will ich den Aktiven hier im Forum großen Dank aussprechen. Alleine würde ich nicht weiterkommen.

Lieber Wolfgang! Ich war auch schon bei der TH Danzig ganz nah, hab es aber nicht geschrieben. Du bringst viele Hinweise und Du sagst auch was zwischen den Zeilen. Wenn die Ruinen stadtnah waren und sich niemand mehr dorthin verirrt und es nicht auf der Speicherinsel ist, dann müssen Barrieren da sein die einen Besuch erschweren. Mein Tipp ist, dass es doch irgendwo weiter Richtung Brabank ist dort wo das abgeschottete Werftgelände liegt. Oder die Mottlau ist eine Barriere und dann liegt es auf dem Bleihof oder in der Niederstadt. Aber ist der Bleihof nicht mittlerweile komplett genutzt?

Es sieht aus wie ein Speicher sonst hat man solche Wände nicht gebraucht. Wenn es ein Speicher war dann muss es verkehrsgünstig gelegen haben, also mit Bahnanschluss oder Wasseranschluss. Und dann sind wir bei der Weichsel, aber die ist nicht stadtnah. Also muss es doch nah an Leege Tor sein oder ganz direkt am beschiffbaren Wasser. Aber da haben wir nur Mottlau und Weichsel. Und dann sind wir wieder bei der Mottlau.

Auch wenn ich wieder schief liege freue ich mich doch darüber diskutieren zu können. Hätte nie gedacht, dass mich meine Heimatstadt noch einmal so interessieren kann. Wenn ich jetzt dort wäre, dann würde ich Tag und Nacht laufen bis ich die Ruinen entdeckt habe.

Viele Grüße von
Eberhard

Hallo Wolfgang,
man plant ja sehr viel für das Werftgelände, wo zukünftig eine "Junge Stadt" entstehen soll.
Sollten diese Ruinen im Werftgelände liegen ?
Gruß Mariolla alias Marion

Hallo Marion
Genau -das wäre auch eine Möglichkeit : " Alte Werftanlagen " ???
Viele Grüße
Hans-Jörg

:D
Hallo Eberhard,

über deinen letzten Satz musste ich lachen......ja, so eine Art "Schnitzeljagd" durch die Stadt. :)

Du hast recht, es liegt in der Nähe des Wassers (Mottlauwasser). ;) Wirklich sehr nah am Zentrum. Ich selber war aber noch nie in dieser Gegend.

Gruß
Magdalena

Lieber Eberhard,

Dein detektivischer Spürsinn in Ehren, das Rätsel hat jedoch nun (teilweise) Magdalena gelöst.

Zuerst, Eberhard, Deine Schlussfolgerungen sind phaszinierend logisch und hätten auch Dich zum Ziel geführt.

Magdalena, Du untertreibst ein bisschen!:) Es war nicht nur ein banaler Fleischerbetrieb, sondern die Nutzung die man den Ruinen zuschreibt war die des Schlacht- und Viehhofes. 1893 wurde der neue Schlacht- und Viehhof auf den "Klapperwiesen" genehmigt. In "Danzig und seine Bauten" heißt es "Die rd. 50.000 qm große und an günstiger Stelle innerhalb der Stadt gelegene Klapperwiese ist durch ihre Verbindung mit den Gleisen der Staatseisenbahn und durch ihre Lage an den schiffbaren Wasser der Mottlau in gleicher Weise geeignet, die Ein- und Ausfuhr von Schlacht- und Marktvieh per Bahn und Schiff zu ermöglichen,"

Nur: Diese zwei Ruinen sind auf KEINEM einzigen Stadtplan als zum Schlachthof zugehörig zu erkennen. Sie befinden sich am "Kielgraben" (heute "Kanal na stepce"). Auch im neuen "Literarischen Reiseführer Danzig von Dr. Peter Loew ist zu lesen, dass es sich um den alten Schlachthof handelt. Aber nach ALLEN Unterlagen die ich habe, waren es mehrstöckige Speichergebäude in denen u.a. Korn gelagert wurde. Alten Stadtplänen ist zu entnehmen, dass sie zu den "Königlichen Magazinen", und zwar zu den Kormagazinen gehörten. Natürlich kann es sein, dass diese Gebäude irgendwann zum östlich gelegenen Schlachthof zugeschlagen wurden. Nur finde ich keine Informationen darüber. Und es scheint mir auch nicht sonderlich praktisch, einen Schlachthof in einem mehrstöckigen Kornspeicher einzurichten.

Nun sind die wahren "Wissenden" gefragt: Was befand sich in diesen Speichern, denen nachgesagt wird, dass sie zum Schlachthof gehörten?

Auf dem beigefügten Ausschnitt eines Stadtplans von 1904 sind die beiden Ruinen als "Kornmagazin" bezeichnet.

Hallo Magdalena,

diese Gebäude befanden sich "Am Kielgraben" (na stepce) und zwar unmittelbar an dem Gewässer "Kiel- / Zimmergraben". Auch wenn dieser Graben einen direkten Zugang zur Mottlau hatte, waren diese Gebäude dennoch nicht unmittelbar an der Mottlau gelegen.

Ich habe ein Bild aus intakten Tagen gefunden. :)

http://www.forum.eksploracja.pl/view...50bb3e86e954b6
Bitte runterscrollen bis fast am Ende der Seite.

In den polnischen Foren schreiben sie auch nur vom "Fleischerbetrieb".

Gruß
Magdalena

Hallo Wolfgang,
Das sind die drei Speicher am Kielgraben, oder?
Gruß Alflan

• Zitat Wolfgang: ...Natürlich kann es sein, dass diese Gebäude irgendwann zum östlich gelegenen Schlachthof zugeschlagen wurden. Nur finde ich keine Informationen darüber. Und es scheint mir auch nicht sonderlich praktisch, einen Schlachthof in einem mehrstöckigen Kornspeicher einzurichten.

Hallo Wolfgang,

denke es mir so:

Nach meinem Kafemann-Plan von 1914 war der letzte Teil des Kielgrabens bis zum Wall insgesamt "Kgl.", nämlich Proviantamt, Kornmagazin, Bäckerei, wieder Proviantamt. Es handelte sich um das Proviantamt der Garnison, also preussischer Militärfiskus. Die offizielle Anschrift des Proviantamtes der Garnison war dann auch Kielgraben 3. Diese sozusagen königlich-preussische Militärnutzung endete 1920 mit dem Übergang jeden staatlich preussischen (Grund-)Eigentums auf die Freie Stadt Danzig, die sich neue Nutzungen für die Militärbauten ausdenken musste. Im 38- bzw. 42iger EWB sind dann die beiden letzten Grundstücke des Kielgrabens, Nr. 4 und 5, auch dem Vieh- und Schlachthof zuzuordnen. Nr. 4 könnten die ehem. Kornmagazine sein. Es wäre also die Hausnummer zu klären.

Dem folgenden Ausschnitt der deutsch-engl. Informationsbroschüre "Wer kennt Danzig" ist zu entnehmen, dass sich ab den zwanziger Jahren der Vieh- und Schlachthof keinesfalls nur mit dem Viehschlachten mehr beschäftigte:

http://img52.imageshack.us/img52/7940/img0326qz.jpg

Zugleich übrigens ein interessanter wirtschaftsgeschichtlicher Hinweis auf die aus heutiger Sicht fast schon verzweifelt anmutenden Bemühungen, in der Freistaatszeit die strukturell schwache Danziger Wirtschaft zu verbreitern. Ob Danziger "bacons" nach England wohl zu Exportschlagern wurden ?