Wie habt Ihr Euch heute des 70.Jahrestages des Kriegsanfangs erinnert?

Schönen guten Abend,

heute, vor 70 Jahren, begann DER Krieg.

Heute, und damit meine ich HEUTE, waren wir uns dieses 70. Jahrestages bewusst und erlebten ihn zumeist nicht nur sehr bewusst, sondern waren auch eingebunden in Reaktionen unserer Umwelt.

Ich wurde heute gefragt: "DANZIG? Fährst Du nicht immer nach Danzig? Was war da?". Aber auch, als ich Danzig ansprach: "Was ist heute? Irgendein Jahrestag?"

Wie habt IHR -und damit meine ich nicht nur Euch alte Danziger sondern auch alle anderen Nachkriegsgeborenen den heutigen Tag wahrgenommen?

Was war? Habt Ihr mit irgend Jemandem darüber gesprochen? Welche Gefühle, Eindrücke, Erinnerungen habt Ihr? Oder verlief der heutige Tag "im Sande", war nichts?

Hallo Wolfgang,

da ich heute arbeitsmäßig sehr eingespannt war, verlief dieser Tag für mich/uns Nachkriegsgeborene tatsächlich "im Sande"... Ich für mich brauche jedoch auch keinen Gedenktag, beschäftige ich mich doch eigentlich täglich mit gerader diesem Teil unserer Geschichte.

Aber: Heute abend kam wie selbstverständlich der (polnische) Klassenkamerad meines Sohnes zu uns, bat in einer Angelegenheit im Namen seiner Eltern um Hilfe und bekam sie ebenso wie selbstverständlich von uns. Erst auf Deine Frage hin habe ich darüber nachgedacht, wie schön normal das doch ist... Oder vielleicht doch etwas "Besonderes"..? Dieser Gedanke wird mich sicher noch ein paar Tage beschäftigen...

Einen nachdenklichen Abend wünscht

Michael

Hallo Wolfgang, liebe Danziger und Freunde---

eigentlich hätte ich heute früh um 6 Uhr schon schreiben sollen. Das konnte ich nicht. 1. war ich noch nicht wach und 2. malade durch die Fahrt am Vortag aus Niederbayern mit der Deutschen Bundesbahn nach Bietigheim und 3. weil ich Zeit brauchte um mich zurück zu erinnern. Es ist fast so als würde keine Zeit dazwischen liegen..... Ich wa 9 Jahre alt und kurz vor meinem 10 Geburtstag.

In der früh zum 1. September fiel ich ungefähr um 6 Uhr aus dem Schlaf und dem Bett. Draußen krachte es und kein Mensch wußte warum. Halb angezogen rannte ich, ich weiss nicht mit wem, auf den Grünen Berg, bei der Abbeggasse. Und dann----------------- sah ich die Stukas---die warfen die Bomben auf die Westerplatte. Es war etwas unbeschreibliches-einmaliges--das ich nie vergessen kann. -----------------

Der Anfang eines Krieges der unbeschreibliches Leid für alle Menschen bedeutete. Diese Bomben, und das wußte ich als kleines Mädchen nicht---- waren der Anfang vom Ende einer Zeitrechnung die in meinem Gedächtnis nicht gelöscht werden kann. Und egal was Politiker mir weismachen wollen. Krieg heißt töten... Morden... Und es werden nur junge unschuldige Menschen umgebracht die an irgend etwas glauben das man ihnen erzählt hat. Und so war es damals---

Ich sehe noch die Zeitungsinserate

unser gelieter Vater,
Auf dem Felde der Ehre starb für Führer Volk und Vaterland
fiel unser geliebter Sohn, Vater Bruder usw....
Es war schrecklich und die <Zeitungen waren voll von diesen Anzeigen.
Und das waren die Folgen diese Angriffes auf die Westerplatte.

Danzig wurde "Deutsch" und ich auch ????

Ruth aus dem schwäbischen Freudental

Hallo Wolfgang
1.Septemer 2009
Was hab ich gemacht…..nun ja….da mir bekannt war das heute die Gedenkfeier auf der Westerplatte war habe ich bei allen Tv- Programmen mir die Infos angesehen……und entdeckt das bei PHOENIX die Feier übertragen wird.
Habe natürlich sofort diese Meldung hier ins Forum gesetzt und dann den ganzen Tag mir diese Übertragung und andere andere Sendungen angeschaut…!
Wie meine “Nicht-Danziger” Bekannte / Freunde diesen Tag verlebt haben kann ich noch nicht sagen.
Und sonst war es allerdings ein “Sommertag” wie jeder andere…..
Viele Grüße
Hans-Jörg

Hallo Wolfgang, hallo liebe Forum-Mitglieder.

Ich möchte Euch meine heutige Erfahrung mit diesem besonderen Tag in der Geschichte Deutschlands und Europas mitteilen.

Ich wollte mich eigentlich noch einmal schlau machen. Schlau machen über Gründe und Hintergründe dieser Wahnsinns-Taten die zig Millionen Menschenleben gekostet haben und vielen Menschen die Wurzeln raubten.
Ich muss gestehen, ich habe es nicht geschafft, mir diese Sendungen anzuschauen. Weder in dem einen, noch in den anderen Programmen.

Sofern ich diese Bilder sah, empfand ich eine gewisse Beklemmung und die Beiträge waren für mich nicht zu ertragen.

Das war eine neue Erfahrung für mich. Ich glaube einfach, dass man mit zunehmendem Alter sensibler wird. Bei mir geht es so weit, dass ich den Fernseher ausgeschaltet habe und mir eine beruhigende CD angehört habe.

Hallo Ihr Lieben,

ich kann mich leider kaum erinnern obwohl ich 10 Jahre alt war. Ich schlief und habe die ersten Stunden nicht miterlebt. Spaeter erfuhr ich ,dass wir wieder deutsch sind und ich weiß dass meine Eltern froh waren dsss das so war. Viele Jahre spaeter sagten sie mir,dass sie immer Angst davor hatten dass die Polen in Danzig einmarschieren.

Mich hat heute niemand auf den Kriegsanfang angesprochen. Ich habe an ihn im Stillen gedacht und getrauert wegen der unvorstelbar vielen Opfer die der Krieg forderdete.

Liebe Grüße von den Balearen
Helga Claassen

Liebe Landsleute!
Ich habe gestern viel an den 1. September 1939 gedacht.Damals stand ich kurz vor der Vollendung meines 12. Lebensjahres.
Meine Mutter weckte mich gegen 7,00 Uhr mit den Worten:" Herbert, Danzig ist deutsch". Von Krieg sagte sie nichts.
Ich bin dann aufgestanden, und mit mehreren Jungens rannten wir in den Wald, wo unterhalb des Hafens ein Signalmast stand. Ich hatte ein Fernglas mit und auf einem Querbalken sitzend haben wir die Abschüsse und Einschläge der Granaten und auch das Anfliegen der Stukas beobachten können. Dort haben wir uns an den anderen Tagen noch oft aufgehalten.
Wir bekamen auch noch Einquartierung aus Neufahrwasser, ein Lotsenkapitän mit Frau und Hausmädchen. Es mußten wohl in Neufahrwasser einige Häuser geräumt werden, die im Gefahrenbereich lagen.
Ich glaube, dass die meisten Menschen an diesem 1. September garnicht begriffen haben, was wirklich Realität war.
Schönen Tag noch!
Herbert

Hallo liebe Forumer,
1939 im September war ich gerade mal 4 Jahre alt, kann mich aber kaum an etwas erinnern, was an dem Tag geschah, nur, daß wir in Glettkau waren und die Sonne schien, denn man konnte ein Flugzeug sehen, das in der Sonne silbern glitzerte. Krieg und Frieden sind normalerweise für 4jährige abstrakte Begriffe. Und gestern ? Ich habe im Fernsehen 2-3 Bilder gesehen und habe es so gemacht wie der Erhart vom Schüsseldamm, nämlich den Fernseher aus-geschaltet. Zwei Gründe gibt es dafür: Einmal habe ich so viel gerade über den Angriff auf Polen und das ganze Umfeld gelesen, ich muß das nicht alles zum xten Mal sehen und zweitens ergreift mich eine große Wut über unsere Väter und Mütter, daß sie dem ganzen fast alle tatenlos zugesehen haben und z.T. auch unterstützt haben. Ich begreife das bis heute nicht. Viele Grüße von Ada (deren PC unter tragischen Umständen seinen Geist ausgehaucht hat mit einem kleinen Rauchwölkchen, aber jetzt wieder aus der Versenkung auftaucht)

Liebe Landsleute.
Da ich fast 14 Jahre alt war, kann ich mich noch gut an diesen Tag erinnern.Um 6Uhr 45 bin ich durch die Artillerie der Schleswig Holstein geweckt Meine Schwester rief mich von Deutschland an und wollte wissen ob ich weiß was heute für ein Tag ist.
Viele Grüße aus Vancouver
Rudi.

Heute haben wir den 3. September also komme ich mit meinem Erlebnisbericht zwei Tage zu spät. Ich konnte mich nicht entschliessen ob ich den Bericht ins Forum einsetzen sollte oder nicht, denn ich hatte ihn auf Schwedisch geschrieben und fand es wäre zu schwierig ihn zu übersetzen. Schwedisch schreibe ich unbehindert, aber auf Deutsch ohne Fehler zu schreiben fällt mir doch etwas schwer. Leider habe ich die deutsche Schule nur zwischen Ende 1939 – bis Ende 1944 besucht. Bis 1948 lebte ich in Danzig/Gdansk und wohne seitdem in Schweden.
Gruss //Elfi
1. September 1939 heute vor 70 Jahren begann der 2. Weltkrieg

Ich wurde von einen ungeheuren Lärm und Radau geweckt. Ich lief von meinem Zimmer ins Wohnzimmer dort standen meine Eltern völlig verängstigt und scheuten durch Fenster. Wir sahen Bombenflugzeuge über unser Haus auf den Weg zur Westerplatte fliegen wo der Krieg schon begonnen hatte. Die Schleswig-Holstein die schon seit Tagen im Hafen von Danzig-Neufahrwasser der gegenüber der winzigen Insel Westerplatte liegt, lag bereit die Westerplatte die den Polen als Munitionsdepot anerkannt wurde, zu beschießen. Ungefähr 180 tapferer polnische Männer verteidigten sich sieben Tage lang gegen die starken deutschen Anfälle mit einer Truppe von ungefähr 3800 deutschen Soldaten.
Trotzdem Danzig 1919 durch den Versailler Vertrag als Freie Stadt erklärt wurde hatte Polen trotzdem einen gewissen Einfluss über Danzig und Umgebung. Zum Beispiel war hierzu war die Danziger Eisenbahn die unter polnischer Verwaltung lag. Mein Vater wurde als Kaschube in Wejherowo geboren. Als Erwachsener zog er später nach Danzig und studierte an der Handelshochschule danach bekam er eine Anstellung als Beamter an der Eisenbahn. Hier war er bis zum Kriegsanfang zusammen mit anderen Kollegen beschäftigt, dessen Herzen für die wenigen Danziger Polen die in Danzig lebten, schlug. Ziemlich früh hatte er jedoch schon eingesehen was in Deutschland mit Hitler an der Macht geschah. Leider hatte er trotzdem nicht die Einsicht vorauszusehen was die Konsequenzen mit sich haben werden. Hätte er verstanden was in Hitlers Gedanken vor sich ging dass er Danzig zurück ins Deutsche Reich einverleiben wollte, hätte er vielleicht seine Einstellung geändert und hätte dann sogar sein lieben verschiedenen Vereine in denen er Mitglied war verlassen und hätte uns Kinder, meinen Bruder und mich nicht zum polnischen Kindergarten und mich auch später zur polnischen Schule geschickt. (?)
So traf das unglaubliche, schreckliche und furchtbare ein das Hitler am 1. September 1939 den 2. Weltkrieg anstiftete. Ein für mich für ewig unvergesslicher Tag. Wir sahen nicht nur die Flugzeuge die über unser Haus flogen wir sahen wie die plötzlich aus dem Erdboden geschossenen Nazis Leute aus ihrem Schlaf geholt hatten und sie nun verprügelten. Mehrere von diesen Leuten erkannte mein Vater als seine Kollegen und Freunde. Den „Fehler“ den sie angeblich gemacht hatten war das deren Herz für Polen schlug. Meine Eltern sahen sehr schnell die Gefahr ein die auch uns erwartete. Es dauerte nicht allzu lange so hörten wir schon Stiefelgetrampel die auf dem Weg zu uns nach oben waren. Unsere Herzen klopften vor Angst was im ganzen Zimmer zu hören war. Mein Bruder hatte seinen fünfjährigen Geburtstag am Tag darauf und fiel aus Angst ohnmächtig um. Selbst wurde ich drei Tage davor acht Jahre alt und sollte nun den ersten Tag von vielen von Chaos und Schreck erleben. Das Stiefelgetrampel hörte, wie erwartet vor unserer Haustüre auf und rein stürzten eine Anzahl schwarz uniformierte Männer. Diese Männer verprügelten zuerst meinen Vater und nahmen ihn danach mit um ihn in ein Lager zu setzen wo er drei Jahre unter schweren Leiden sitzen m musste. Uns, meine Mutter, meinen Bruder und mich setzte man auf die Straße und jagte uns raus aus Langfuhr. Der einzige Zufluchtort war nach Brösen zu meinem Großvater. Wohl nahm er uns auf aber er zitterte am ganzen Körper aus Angst dass man nun auch ihn verhaftet weil er seine „polnische Tochter“ und ihre Kinder bei sich wohnen hat. Zum Glück war seine Angst grundlos wir bekamen die Erlaubnis vom Ortsgruppenleiter in einem Zimmer wohnen zu dürfen.
Man schikanierte uns bis 1942 mit unter anderem Drohungen uns zu deportieren so bekamen wir nur die Hälfte Lebensmittelkarten zugeteilt. 1942 bekam mein Vater zusammen mit anderen Leuten die sich in den verschiedenen Lagern befanden die Wahl sich der deutschen Wehrmacht anzuschließen, deutscher Soldat um an der Front zu kämpfen oder in ein noch schlimmeres Lager zu kommen. Es war nicht allzu schwer sich für eine richtige „Wahl“ zu entscheiden. Nun wurden wir eingedeutscht und in die Volksgruppe III auf Widerruf eingegliedert. Bei jedem kleinsten Versehen wollte man uns diese „Gunst“ deutsch zu sein wieder fortnehmen. Nun bekamen wir vollwertige Lebensmittelkarten. Aber zu einer eigenen Wohnung waren wir, trotzdem mein Vater nun an der russischen Front kämpfte, waren wir nicht berechtigt. Es war mir auch verboten mit in der Hitlerjugend zu sein. Alle meine Mitschüler wurden automatisch als sie zehn Jahre alt wurden in diesen Verein eingegliedert. Der Lehrer teilte stolz die Ausweise aus nur an mir ging er vorbei. Ich fühlte mich diskriminiert, minderwertig und beschämt weil ich nicht dabei sein durfte.
Es gab jedoch eine Ausnahme. Anscheinend konnte ich mir unbewusst sehr schnell laufen. Dieses hatte wohl eine Lehrerin bemerkt und es der örtlichen Hitlerjugend mitgeteilt. Bald darauf holte man mich zu einem „Probelaufen“ und so stellte man meinen außerordentliches Talent fest. Nun musste ich bei jeden Wettkämpfen dabei sein, wenn ich weigerte wurde ich von Hause geholt. Bei der Sammlung informierte den anderen Teilnehmern, dass ein „Ausländer“ sich zwischen ihnen befindet und dass sie auf ihre Sachen aufpassen müssen, denn es könnte sein das dieser „Ausländer“ sie bestiehlt.
Ein Mädchen zwischen diesen Hitlerjugend Leiterin, sie war drei Jahre älter als ich suchte später Kontakt mit mir und bat um Verzeihung. Ihr Vater war ein großer Nazi-Bonze aber sie selbst hatte trotz ihres ringen Alters und der strengen deutschen Erziehung eingesehen was die Nazis anstellten. Wir wurden die allerbesten Freundinnen aber konnten uns nur heimlich treffen. Sie hatte Angst vor ihrem Vater und den anderen Hitlerjugend-Führerin dass man sie zusammen mit mir entdecken würde. Ein wirklich tapferes Mädchen, leider Weiß ich nicht ob sie den Krieg überlebt hat.

Liebe Elfi,

ganz herzlichen Dank für Deinen erschütternden Bericht. Ich glaube, Du hast uns Allen etwas mitgeteilt, wovon viele von uns wenig oder nichts wussten. Ich habe beim Lesen Deiner Zeilen schlucken müssen, er hat mich tief betroffen gemacht.

Es ist ein großer Unterschied ob man irgendwo aus irgendeiner nicht bekannten Quelle etwas hört oder ob man von Jemandem den man kennt einen persönlicher Erlebnis- bzw. Leidensbericht erhält.

Nochmals herzlichen Dank für Deinen Bericht und für die Mühe die Du Dir beim Schreiben in deutscher Sprache gemacht hast.

Hallo Elfi,
wenn ich so gut schwedisch schreiben könnte, wie Du deutsch, Respekt!
Besonders die "kleine Führerin", die dich um Verzeihung bat gibt mir zu denken.
Leider ist das schlechte Gewissen auf allen Seiten nicht besonders groß.

Viele Grüße von Korsholm nach Skurup Michael

Lieber Wolfgang
Vielen Dank für Deine nette Antwort auf meinen Bericht. Es gibt viel von der Kriegs- und Nachkriegszeit zu erzählen. Vielleicht gebe ich mir bei Gelegenheit wieder einmal die Mühe und übersetze was ich in meinem PC habe.
Schöne Grüsse aus Südschweden
//Elfi

Elfi, ich habe schon viele Lebens-und Leidensberichte deutscher Danziger gelesen.
Und wie eindringlich wird einem beim Lesen deines Berichtes bewusst,was es bedeutete,einer Minderheit anzugehören, die seit Machtübernahme der Nazis verfolgt wurde.
Angst, ja,die Angst, die man als Kind erlebt, die vergisst man nicht.
Wenn doch ganz viele Menschen deinen Bericht lesen könnten.
Vor dem Leid der Vertreibungen gab es das Leid der Verfolgungen durch die Nazis.Auch das gehört zur Aufarbeitung der Vergangenheit.
______
Christkind grüßt.

Angst, ja,die Angst, die man als Kind erlebt, die vergisst man nicht.
Wenn doch ganz viele Menschen deinen Bericht lesen könnten.
Vor dem Leid der Vertreibungen gab es das Leid der Verfolgungen durch die Nazis.Auch das gehört zur Aufarbeitung der Vergangenheit.

So ist es Christa, die Angst verfolgt einem und man vergisst sie nie. Leider ändert die Menschheit sich nicht, man braucht sich nur in der Welt herumschauen und so sieht man wie immer noch Völker verfolgt und verjagt werden.

Gruss //Elfi

Liebe Elfi,
danke für deinen Bericht. Endlich, endlich habe ich einmal weinen können ....
Es tut mir leid, dass es dir so ergangen ist, dir, deiner Familie, deinem Vater, deinem Großvater, all diese Jahre voller Angst!

Nein, dass habe ich nie geglaubt, dass die Polen verschont geblieben wären, wie es von Deutschen manchmal gesagt wird, dass "nur" die Juden verfolgt gewesen wären. Wenn man ein bisschen logisch darüber nachdenkt, kann es nicht so gewesen sein, dass man die Polen in Ruhe ließ (die polnischen Juden sowieso nicht). Und wenn man die Einwohnerlisten von 1937/38 mit denen von 1942 vergleicht, dann fällt es doch auf, dass polnisch klingende Namen verschwanden.
Polen mussten doch auch Armbinden tragen mit einem P darauf?

Danke dir, waldkind.

Hallo in die Runde,

was sind 70 Jahre im Gedächtnis der Menschheit, aber 70 im Gedächtnis eines Menschen viel. Für alle Berichte und Erinnerungen, die aus eigenem Erleben rühren, möchte auch ich hier danken, hab einiges zwei Mal gelesen und obwohl ich vieles wusste, doch immer wieder an das Schicksal der vielen Menschen denken müssen, egal welcher Religion oder Nationalität sie angehörten, die den Krieg, die Verfolgungen, die Vertreibungen erleben mussten.
Wir sind heute aufgerufen, solches zu verhindern, denn wie man weiß, heißt Krieg immer Unheil, Unrecht, Morden, sinnloses Sterben, und vieles mehr, was noch kaum jemals den einfachen Menschen half, sie mussten unter den Bedingungen leiden. Unrecht bleibt Unrecht, und der Rassenwahn der nationalsozialistischen Führung im damaligen Deutschland ein Verbrechen an der Menschheit. Aber auch Stalins willkürliche Verfolgungen und die Beseitigung Unliebsamer und auch die Einverleibung Ostpolens fallen in die Rubrik Unrecht.

Aber eines dürfen wir nicht vergessen, es hat auch Gründe für den Kriegsbeginn gegeben, die nicht nur bei den Deutschen zu suchen sind. Ich würde an Wolfgang die Bitte richten, hierfür einen Traed zu eröffnen, denn auch darüber sollte man diskutieren. Erinnerungen sind das eine, Aufarbeitung der erlebten Geschichte das andere. Wir Nachgeborenen müssen uns stark mühen, nach all den auch gefärbten Berichten, die "Wahrheit" herauszuhören, herauszulesen, wie auch immer. Ob uns das gelingen wird, wage ich zu bezweifeln, aber versuchen müssen wir es.
Ich glaube, wir sind es den Opfern schuldig.

Auf dass nie mehr eine Mutter ihren Sohn beweinen muss und keine Ehefrau ihren Mann und kein Kind den Vater oder die Schwester den Bruder.

Gruß
Werner

Hallo in die Runde
Als Pole blieb ich diesem Thema, aus für mich klaren Gründen, fern. Jetzt möchte ich aber auf die "Gründe" zum Adrians Beitrag einen Gedanken, eines großen polnischen, obgleich für viele unbekannten Denker Antoni Golubiew anfügen. "Kriege gib es, weil sich die Männer langweilen". Es gibt und es gab für mich NIE! plausible Erklärung für einen Krieg. Es ist mir klar, dass man jetzt, in einem neuen Link, so, wie ich Adrian verstanden habe, gerne die politische Lage nach 1918 bis ins Letzte analysieren könnte. Dennoch glaube ich kaum dabei, bereits im Voraus eine Erklärung (provokativ gemeint, steht für mich hinter einer Erklärung immer eine Art Ausrede dahinter) zu finden.
Viele Grüße
Marek aus Praust

Lieber Marek,
den Gedanken des unbekannten Philosophen "Kriege gibt es, weil Männer sich langweilen", hatte ich schon oft in meinem Leben. Und diese gelangweilten Männer finden dann auch leider in den jungen, kaum der Schule entwachsenen Männern hirnlose Helden, die glauben mit ihrem sinnlosen Tod Ruhm und Ehre zu erhalten (wovon sie ja doch nichts haben). Ich habe mich schon immer gefragt, warum 100 000de bereitwillig ohne zu mucken in Kriege ziehen. Wären sie solidarisch miteinander und würden alle nein sagen, was sollten die "gelangweilten Kriegstreiber" dann ohne sie machen. Aber im allgemeinen wird man als Frau für verrückt erklärt, wenn man solche Gedanken laut äußert. Einen schönen Abend wünscht Ada

Lieber Marek, liebe Ada,

da hab ich ja etwas angerichtet. Ich wollte mit dem, was ich schrieb, nur ausdrücken,
dass mir z.B. kein Urteil zusteht, da ich die Zeit nicht erlebte. Ich weiß nur aus Erzählungen der
Kriegsteilnehmer, dass sich viele freiwillig zur Wehrmacht meldeten, weil sie von den Plänen der
Kriegstreiber überzeugt waren und der erst siegreichen Armee Deutschlands angehören wollten.
Im Nachhinein lässt sich immer einiges viel viel logischer erklären. Aber das war nicht die entscheidende Zeit.
Ich habe mit Menschen dieser Generation gesprochen, die mir mitteilten, dass sie beispielsweise während der
Regierungszeit der Natinalsozialisten, also vor dem Krieg viel mehr Sicherheit auf den Straßen verspürten als heute.
Und heute haben wir die Freiheit und die Demokratie, die wir in wenigen Tagen wieder bestätigen sollen. Manchmal ist es
schwer, die richtigen oder besser passenden Worte zu finden.
Dennoch danke für Euere Antworten.

Gruß
Werner