Schönen guten Abend,
folgende Abschrift aus der der "Deutschen Zeitung Chicago" vom 14. März 1987 war Heubude gewidmet:
Erinnerungen an Heubude
Es gibt sicher viele alte und ältere Danziger, die sich noch an das schöne Ostseebad Heubude vor dem Ersten Weltkrieg erinnern. Das war die Zeit, als es noch keine Straßenbahnverbindung zwischen Danzig und Heubude gab. Als der Wald noch urwüchsig und nicht zu einem Teil abgeholzt war, um dem Schienenweg Platz zu schaffen. Damals kam man nur mit dem Dampfer oder mit Kind und Kegel über die Breitenbachbrücke zu Fuß nach Heubude. Die Straßen oder besser Wege von Heubude bedeckte eine Schicht von Kohlenschlacke und Staub.
Und doch setzte an schönen Sommersonntagen eine wahre Völkerwanderung in dieses schöne, naturverbundene Ostseebad ein. Hatte man die staubigen Dorfwege hinter sich gebracht, entweder am Cafe Kroll vorbei oder durch den Kurgarten hindurch, dann empfing einen der herrliche Wald. Zuerst wurde gewöhnlich noch ein Abstecher zum Heidsee gemacht. Damals ahnte noch niemand, was der Heubuder Wald einmal an Schrecklichem und Grauenvollem erleben sollte. An der Bootsanlegestelle schaukelten weiße Boote und ein Wasserrad, das jedoch nur seltener einen Unternehmungslustigen fand, der damit über den See strampelte. Im Schilf versteckt stand die für alle Kinder von Romantik umwobene Burg. Sie bestand zwar nur aus Holz, aber wir Kinder sahen sie trotzdem mit bewundernden Augen an, wurde sie doch bei jedem Feuerwerk, in der Mitte des Sees verankert, "abgebrannt". Wenigstens erschien es uns so wenn sie im Schein der bengalischen Feuer in Rauch und Flammen "aufging". Wir konnten es nie fassen, daß sie am nächsten Tag wieder unversehrt dastand.
Wer erinnert sich noch an den damals alljährlich stattfindenden Blumenkorso auf dem Heidsee mit den blumen- und mummelgeschmückten Booten? Alljährlich fanden dort die Kurkonzerte mit Musikmeister Schukpig statt.
Als Höhepunkte für die Jugend fand einmal im Kurgarten am Beginn des Heidsees ein Biwak der -wenn ich mich recht erinnere- Artilleristen statt, wobei es aus dampfenden Kesseln Erbsensuppe gab. Obwohl man diese als Kind nicht besonders schätzte, war man doch stets darauf erpicht, bei dem Biwakieren etwas davon zu erwischen. Anschließend gab es dann für die Kinder noch einen Fackelzug durch den Kurgarten, wobei die Jungen Fackeln und die kleinen Mädchen Lampions trugen.
Gern ging man zum Strand, an dem es noch keine Kurpromenade, aber dafür herrliche große Dünen gab, in denen man sich so richtig aalen konnte. Zuerst mußte man aber im Wald an den Fischfrauen. vorbei, die dort standen und geräucherte Aale und Flundern verkauften. Wunderbar vermischte sich der Duft dieser mit Kienäpfeln oder - wie wir sagten - mit "Kruschkes" geräucherten Fische mit dem würzigen Duft des Nadelwaldes.
Wie lange liegt dies nun alles schon zurück, und doch steht es so nahe in meiner Erinnerung. Und sicher wird es so manchem von uns gehen, der sich dieser wirklich guten alten Zeit nur zu gern erinnert.
