Wo findet die Seele die Heimat ?

Wolfgang hat dankenswerterweise auf einen Tagesspiegelartikel zum Begräbnis der Marienburger Toten hingewiesen:

http://forum.danzig.de/showpost.php?...&postcount=181

Im Artikel heißt es u.a.:
(...) Als alle schon gehen, treten fünf alte Frauen ganz nah an den Rand des riesigen offenen Grabes. Sie tragen ihre Rose noch in der Hand und singen ein Volkslied, ein einfaches trauriges Heimatlied mit sehr vielen Strophen. Der Refrain: „Nein, nein/ hier ist sie nicht/ Die Heimat der Seele/ ist droben im Licht (...)

Graf von Krockow hat das Lied in einem seiner Bücher überliefert. Es handelt sich um ein Kirchenlied von Ludwig Joergens (1792 - 1837), dass ein Sondergut der evangelischen Kirche Pommerns war. Heute steht es wohl in keinem Kirchengesangbuch mehr, ob es auch in der Danziger evangelischen Kirche gesungen wurde weiß ich leider nicht. Hier der Text der drei Strophen, die im brandenburgisch-pommerschen Gesangbuch von 1931 (Nr. 595) abgedruckt sind:

Wo findet die Seele die Heimat, die Ruh ?
Wer deckt sie mit schützenden Fittichen zu ?
Ach bietet die Welt keine Freistatt uns an,
wo Sünde nicht herrschen, nicht anfechten kann ?
Nein, nein, nein, nein, hier ist sie nicht;
die Heimat der Seele ist droben im Licht.

Verlasset die Erde, die Heimat zu sehn,
die Heimat der Seele, so herrlich, so schön!
Jerusalem droben, von Golde erbaut,
ist dieses die Heimat der Seele, der Braut ?
Ja, ja, ja, ja dieses allein
kann Ruhplatz und Heimat der Seele nur sein.

Wie selig die Ruhe bei Jesu im Licht !
Tod, Sünde und Schmerzen
die kennt man dort nicht;
das Rauschen der Harfen,
der liebliche Klang
bewillkommt die Seele
mit süßem Gesang.
Ruh, Ruh, Ruh, Ruh, himmlische Ruh
im Schoße des Mittlers, ich eile dir zu.