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Thema: Hybris und Gnade

  1. #1
    Forum-Teilnehmer
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    Standard Hybris und Gnade

    von Hans Bernhard Meyer

    Wie spielten wir Kinder
    im Staube der Straße
    mit Steinen und Scherben,
    mit Glimmer und Glas.

    Wir kannten den Wert nicht
    der dürftigen Dinge
    und fanden wir Blankes,
    so dünkt' es uns Gold.

    Doch suchten wir weiter
    und wuchs unser Wissen,
    wir lösten manch Rätsel
    mit Glück und Geschick.

    Geheimstes,erahnt erst,
    dann klüglich errechnet,
    ward endlich uns dienstbar
    zum Wohl wie zum Weh.

    In schnellerem Schwunge,
    so schien es,enteilten,
    wild wechselnd, die Zeiten
    Entscheidungen zu.

    Wir zwangen Gewalten,
    die kaum wir erkannten,
    und wähnten uns wirken
    am Wunder der Welt.

    Im Rausche des Machtwahns
    entschwanden die Maße;
    wir wagten verwegen
    den Einbruch ins All.

    Nun stehen voll Stolz wir
    und halten die Zündung
    zum Einsturz der Erde
    in zitternder Hand.

    Gott sieht uns am Kreuzweg
    von Innbrunst und Wahnwitz
    und öffnet uns Toren
    noch einmal sein Herz.
    ________________
    Aus:"Bernstein glühte im Sand"
    Ein Danziger Lesebuch

    Hans Bernhard Meyer wurde am 20. 8.1898 in Danzig geboren.Er starb am 21.4. 1982 in Reinbek bei Hamburg.

    Mit Grüßen von Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  2. #2
    Forum-Teilnehmer
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    Beiträge
    870

    Standard AW: Hybris und Gnade

    Das Gedicht paßt so sehr in unsere Zeit, daß es mich erschauert. Schon lange habe ich das Gefühl, daß wir an einem Scheideweg stehen, uns vielleicht sogar schon für die falsche Richtung entschieden haben. Ein Gedicht, daß man jedem ans Herz legen sollte, Grüße von Ada
    Was ist Geld? Geld ist rund und rollt weg, aber Bildung bleibt. (H. Heine)

  3. #3
    Forum-Teilnehmer
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    10.02.2008
    Ort
    Kibuz Cabri -Israel
    Beiträge
    74

    Standard AW: Hybris und Gnade

    Ja.das Gedicht passt in unsere Zeit.
    Leider habe ich den Eindruck ,dass die letzten Generationen den Inhalt nicht verstehen!
    Die Menschheit leidet an chronischem Vergessen.

    Danli

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