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Thema: Pfifferlinge und Heimatgefühl

  1. #1
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    Standard Pfifferlinge und Heimatgefühl

    Ich schlendere durch die sommerliche Straßen meines Wohnortes. So wie viele meiner Artgenossen, die am Vormittag nichts anderes zu tun haben.Schließlich scheint die Sonne,es ist nicht zu warm und nicht zu kalt.Da eine Eisdiele, da ein Modegeschäft,dort ein Bücherladen.Kein bekanntes Gesicht? Na, macht nichts. Kaufe ich mir eine Wassermelone? Nicht schlecht, aber schwer.Da ein Korb mit ...ah.... mein liebstes Gemüse:Pfifferlinge! Goldgelb im Spankörbchen ziehen sie meinen Blick auf sich.
    Da hilft nichts, ich muss welche mitnehmen.Wo sind sie gewachsen, na, diese sind aus Polen.
    Nun darf ich mir vorstellen, aus meiner Heimat sind sie. Ganz genau von dort, wo meine Brüder in jedem Sommer Pfifferlinge sammelten, und Waldbeeren. Mit dem Körbchen in der Hand gehe ich nach Hause. In meinen Gedanken sehe ich meine Geschwister durch die Wälder Rennebergs streifen, sehe den Sandboden, diesen herrliche Sandboden in den Danziger Wäldern.Kiefernnadeln zwischen den Zehen,denn wir liefen ja viel barfuß. Kruschken jeder Art auf dem Boden, würziger Kiefernduft um uns herum, so durchstreiften wir die Natur. Und wie mein Bruder erzählte, wenn ihn die Müdigkeit übermannte, dann war auch immer ein Plätzchen für eine Ruhepause auf weichem Waldboden oder im Heu da. Ich war noch klein und brauchte den Rockzipfel meiner Mutter in greifbarer Nähe, so wie Gretel.Sie war ohne ihren Hänsel auch aufgeschmissen. Die Großen, die stromerten allein herum.
    Als wir dann nach vielen Jahren in Zoppot Urlaub machten, war es so wie früher. Sommerzeit, Pfifferlinge.Wunderschöne Stunden mit unseren Freunden in der Küche beim Bruzzeln,beim Genießen, beim Begießen.Einmal dann die furchtbare Geschichte mit Tschernobyl. Aus mit dem sorgenfreien Pilzgenuss.
    Nun also ans Mittagessen, man kann nicht immer nur von früher träumen.Die Pilze vorsichtig putzen,das kann ich nicht, bei mir gibt es eine kurze Dusche unterm Wasserhahn.Öl in die Pfanne, viel Zwiebeln anbraten,dann die Pilze dazu. Pfeffer, Salz, nichts weiter.Höchstens noch Speckwürfel.
    Kartoffeln... ja, da liegt das Hauptproblem. Wo gibt es diese wunderbaren Kartoffeln von früher? Mehlig von außen, innen trocken und weich. Und wenn das zusammentrifft, dann brauche ich nichts weiter für einen wunderbaren Mittagsschmaus mit Heimatgefühlen.
    Schöne Grüße von Christa
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  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl

    Liebe Christa, das hast Du wunderschön geschrieben. Vielen Dank dafür! - Und mir würde beim Anblick Deiner Bilder auch das Wasser im Mund zusammenlaufen, wie sicher vielen hier im Forum, - hätte ich die gleiche Vorliebe für Pfifferlinge wie Du. Doch Pilze sind sind nicht meine Leibspeise. Ich esse sie zwar auch (wie fast alles Genießbare; denn die Vergangenheit hat mich nicht verwöhnt), doch nicht mit dem von Dir beschriebenen Genuss und nicht in gleicher Erinnerung wie Du. Bei mir wecken ähnliche Gefühle allenfalls Steinpilze, die es in der Heimat meiner Ahnen, Niederschlesien, in großen Mengen gab und die man auch jetzt schon auf der Fahrt dorthin am Straßenrand vielfach angeboten bekommt.

    Viele Grüße von Ulrich

  3. #3
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    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl

    liebe Christa,zwar geht es in deinem Beitrag um Pilze,aber es geht ja auch um Erinnerungen.Diese Art von Erinnerung war für mich ,der von dir verwendete Begriff "Kruschken".Ich bin mir sicher,daß damit Zapfen gemeint sind.Meine Familie meint ja,daß ich mir diesen Begriff selbst ausgedacht hätte,da "Kruschke"im ostpreußischen Wörterbuch als "Äpfel" angegeben wird.So bin ich froh,daß meine Erinnerung mich nicht täuscht.
    Viele Grüße von Brigitt

  4. #4
    tannseer, +2014

    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl

    moin brigitt,
    ich glaube, wir wissen, was christkind mit dem begriff "kruschken" meint. sie meint die kienäppel, die man auch bei uns "schischken" nannte. kruschken sind kleine, unreife birnen.
    besten gruß, tannseer.

  5. #5
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    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl

    Kruschken- es sind in meinem Bericht die Kiefernzapfen (Kienäppel) gemeint.
    Aber es werden auch kleine (wilde) Birnen (Holzbirnen)so genannt.
    Da habe ich jetzt mal bei Jürgen Pinnow nachgelesen:
    Kleine Jungen sind auch Kruschken.Also:alles, was klein und wild ist.
    Schöne Grüße, Christa
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  6. #6
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    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl

    Danke Christkind und tanseer.Für euch war es ein Wort,das ihr seiner Herkunft nach kennt,ich wußte nicht genau,woher dieser Begriff in meinen Wortschatz gelangt ist.Jetzt weiß ich woher das Wort stammt.
    Viel Grüße Brigitt

  7. #7
    Forum-Teilnehmer Avatar von Heinzhst
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    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl

    Christa, vielen Dank für die Pilze.
    Beim lesen deiner Geschichte kammen bei mir Kindheitserinnerungen auf.
    Mein Vater und einige Bekannte gingen ab und zu mal Pilze sammeln.
    Da hieß es früh aufstehen, wer zu spät kam fand keine Pilze mehr.
    Meistens haben wir mehr Pilze gefunden als wir essen konnten.
    Mutter hat dann die Pilze in Essig eingelegt und Vater hat welche um einen Faden zum trocknen aufgezogen. Die wurden dann im Winter verspeist.

    Schönen Gruß Heinz
    Ich glaube nur das,was ich gesehen und erlebt habe.
    A.G.

  8. #8
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    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl

    Ich mag Pfifferlinge, aber Gemüse ist das keins

  9. #9
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl


  10. #10
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    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl

    Hallo Christa,
    Deine Birnen waren aber keine " Grauchens"?
    Dies fragt Dich
    Geigersohn

  11. #11
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    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl

    Mein "liebstes Gemüse",Vodelp, damit bezeichne ich alles, was ich besonders mag.
    Können auch mal olle Pomuchelsköppe sein.
    Pilze sind eben eine Gattung für sich, so wie die Pomuchelsköppe!

    Da gab es einen Mordprozess (in Danzig?)
    Richter zum Angeklagten:" Drei Ihrer Ehefrauen sind nach einer Pilzmahlzeit gestorben.Von der ersten haben Sie das Haus geerbt. Die zweite hat Ihnen das teure Auto hinterlassen.Die dritte die Ferienwohnung in Spanien.
    Warum haben Sie denn Ihre vierte Frau erschlagen?"
    "Herr Richter, die wollte die Pilze nicht essen."
    Also,Pilze können gefährlich sein.
    ____________
    Schöne Grüße, Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  12. #12
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    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl

    "Grauchen", die Bezeichnung für Birnen kenne ich nicht, Geigersohn.
    Kruschken sind für mich nur die Kiefernzapfen. Ich weiß nicht, ob alle Zapfen so genannt wurden.Oder nur die kleinen, und dann eben auch die kleinen wilden Holzbirnen.
    Kiefernzapfen sind wie kleine Bäume zum Spielen. Man kann sie im Sand zu einem kleinen Wald zusammenstellen, man kann sie mit kleinen Bernsteinchen schmücken.Den fand man am Heubuder Strand ohne viel zu suchen, erzählte meine Schwester immer. Kruschken eignen sich auch für kleines Peeserchen. Das haben doch die kleinen Prenter gern mal getan,nicht?
    Peeserchen ist ein Feuer.
    _____________
    Schöne Grüße, Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  13. #13
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl

    . . . und wem der Wikipedia-Artikel über Pilze zu lang ist, hier noch Sensationelles daraus zu diesen LEBEWESEN:

    "Der größte bekannte Pilz der Welt ist ein Hallimasch. Er befindet sich in Oregon und wird mit einer Ausdehnung von über 880 Hektar als das größte bekannte Lebewesen der Erde betrachtet. Sein Gewicht wird von Fachleuten auf 600 Tonnen geschätzt."

  14. #14
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl

    Schönen guten Nachmittag,

    gestern fuhr ich spontan in die Kaschubei, nach Schönberg/Szymbark wo es ein Treffen polnischer Sibirienverschleppter gab (ich werde darüber noch separat berichten). Auf dem Rückweg hielt ich mitten im Wald an einem kleinen Pilzverkaufsstand an. Ein ganzer Korb wunderbarer frischer Pfifferlinge für 25,00 Zloty (6 Euro)! Da musste ich zuschlagen!

    Zu Hause angekommen, reinigte ich die Pilze erst von etwas gröberem Schmutz (Nadeln, Erde) und tauchte sie in einem weitlochigen Sieb mehrfach in Wasser. Nach Abtropfen kamen sie in ausgelassene heiße Butter -ohne Zwiebeln, da meine Frau diese nicht mag-, Salz, Pfeffer, zwei große Esslöffel Schmand, reichlich frisch gehackte Petersilie untergerührt. Phantastisch! Kein Vergleich mit den alten gummiartigen Supermarkt-Pfifferlingen!

    Viele Grüße aus dem Werder
    Wolfgang
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
    Certyfikowany przewodnik po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  15. #15
    Forum-Teilnehmer Avatar von mottlau1
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    Standard AW: Pfifferlinge und Heimatgefühl

    Hallo Wolfgang,

    ich war schon mehrmals in Schönberg. Da ist ja auch ein gr. Komplex wo die Holzhäuser gefertigt werden. Zudem gibt es dort das bekannte
    Haus das auf dem Kopf steht. Ich habe in meinem Album rund um Danzig ein paar Fotos aus Schönberg eingestellt.
    Am Straßenrand auf dem Weg Richtung Berent stehen ja die Pilzsammler mit ihren Schätzen. Aber auch wenn die Heidelbeeren reif sind .
    Ich bevorzuge eher die Steinpilze. -Aber die Pfifferlinge sind auch super lecker, getrocknete sehr gut für Soßen.

    Jutta
    Es kann keiner gerecht sein, der nicht menschlich ist.
    (Maurice Cove de Murville) Französischer Politiker

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