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Thema: Staatsanzeiger Danzig: Lebensretter in Sperlingsdorf

  1. #1
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard Staatsanzeiger Danzig: Lebensretter in Sperlingsdorf

    Auszug aus dem Staatsanzeiger für die Freie Stadt Danzig, Nr.97, 08.09.1937:

    371 / Öffentliche Belobigung
    Das BDM.-Mitglied Brunhild Sprunck aus Sperlingsdorf hat am 8. Juni 1937 das BDM.-Mitglied Elfriede Schmidt aus Mönchengrebin vom Tode des Ertrinkens in der Mottlau in der Nähe der Schule von Sperlingsdorf mit Mut und Entschlossenheit gerettet.
    Wir bringen diese wackere Tat mit dem Ausdruck unserer Anerkennung hierdurch zur öffentlichen Kenntnis.
    Danzig, den 24. August 1937
    Der Senat der Freien Stadt Danzig
    Greiser / Dr. Hoppenrath
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer (deutsch/englisch) und Volontär in der Gedenkstätte und Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo
    Certyfikowany przewodnik i wolontariusz po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von sinus
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    Standard AW: Staatsanzeiger Danzig: Lebensretter in Sperlingsdorf

    Hallo Wolfgang,

    die Bekanntmachung solcher öffentlichen Belobigungen war damals üblich im Staatsanzeiger der Freien Stadt Danzig. Ich habe mich schon durch die Jahrgänge gewühlt. Nach 1933 wurde aber gezielt ausgewählt. Dies ist ein typisches Beispiel. Ein Vierteljahr nach der Rettung wird diese wackere Tat bekannt gemacht. Die Retterin ist die Tochter des 1933 von der NSDAP-Regierung Danzigs eingesetzten Sperlingsdorfer Gemeindevorstehers Heinrich Sprunck. Bis dahin war Richard Nickel gewählter Gemeindevorsteher. Der wollte jedoch nicht Mitglied der NSDAP werden. Deshalb wurde Heinrich Sprunck zunächst als Staatskommissar, dann als Gemeindevorsteher eingesetzt. Seinen Vorgänger Nickel hatte er daraufhin massiv unter Druck gesetzt, heute würde man dies als Mobbing bezeichnen. Eines Tages waren Losungen an seinen Zaun gemalt, mit denen darauf aufmerksam gemacht wurde, dass R. Nickel sich nicht der deutschen Sache verschreiben würde.
    Im März 1945 war Sprunck jedoch der Erste, der mit seiner Familie aus Danzig per Schiff fliehen wollte. Der NSDAP-Kreisleiter des Kreises Danziger Niederung, Erwin Johst aus Grebinerfeld, holte ihn persönlich wieder vom Schiff und schickte ihn zurück auf seinen Posten in Sperlingsdorf. Richard Nickel dagegen blieb in Sperlingsdorf, kümmerte sich noch um die Altarbilder der Sperlingsdorfer Kirche und versteckte sie auf seinem Dachboden und hatte in seinem Haus Flüchtlinge aus dem gefluteten Landauer Bruch aufgenommen.
    Die Gerettete Elfriede Schmidt war die Tochter des Hofbesitzers Arthur Schmidt, ebenfalls aktives NSDAP-Mitglied. Er hatte um 1923 den Mönchengrebiner Hof der Wittwe Maaß durch Heirat der Tochter Emma Maaß erworben. Nach dem Sieg über Polen wurde er 1939 als Treuhänder auf einem polnischen Gut eingesetzt und verpachtete seinen Hof weiter.
    Soviel zu den Hintergründen einer "wackeren Tat".

    Herzliche Grüße aus Mecklenburg
    sinus

  3. #3
    Forum-Teilnehmer
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    Standard AW: Staatsanzeiger Danzig: Lebensretter in Sperlingsdorf

    Klasse, Sinus!

    Einen schönen Gruß

    Ulrich

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