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Thema: Danziger Singakademie

  1. #1
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    Standard Danziger Singakademie

    Danziger Singakademie
    Die Danziger Singakademie ist hier als Einzelthema noch nicht behandelt worden, deshalb würde ich gerne darauf mal zu sprechen kommen. Beim Thema 100 Jahre Zoppoter Waldoper habe ich schon von den Anfängen berichtet.

    Nachdem ersten gemeinsamen Treffen, bei Geheimrat von Gralath und später im Stobbeschen Saale, erfolgte das zweite öffentliche Auftreten am 28 April 1817, zu einer Aufführung von Hayden`s Schöpfung im russischen Haus, zum Besten der Armen stattfand.

    Das russische Haus lag in der Holzgasse, damals Nr. 29 und 30 an der Stelle der heutigen Viktoriaschule. Ursprünglich Gasthof, wurde es später von den Altlutheranern für ihre Versammlungen und später als Auktionsraum genutzt.
    Nachdem Auftritt im russischen Haus, fand am 10 November 1817 die „Gymnasialfeier des Reformationsfestes infolge eines Auftrages von einem hochedlen Rate“,verbunden mit der feierlichen Vereinigung der Marienschule mit dem Gymnasium statt.
    Die Marienschule lag am Pfarrhof, zwischen der Korkenmachergasse und der kleinen Krämergasse. 1817 wurde sie als Vorschule dem Gymnasium angegliedert und am 11. Mai 1827 in die Langgasse verlegt in das spätere Polizeigebäude in der Nähe der jetzigen Hauptpost. Von 1834-1837 war das Gymnasium in einem anderen Haus der Langgasse gegenüber der Beutlergasse untergebracht. Seine endgültige Unterkunft, das Gymnasium am Buttermarkt, dem heutigen Winterplatz, in dem Gebäude, dessen Grundstein der Kronprinz und späterer König Friedrich Wilhelm IV. am 13. Januar 1834 legte und das am 5. August 1837 eingeweiht wurde.
    Die oben erwähnte Feier fand im Stadtabgeordnetensaal des Rathauses statt, da das große Auditorium im künftigen Gymnasialgebäude, der ehemaligen Oberpfarrschule zu diesem Zweck noch genutzt werden konnte.
    Dr. Kniewel hatte hierfür einen Chor von 40 Stimmen und ein Orchester von 30 Mann bilden können und brachte eine von ihm selbst vertonte Kantate, nach einem Text vom Konsistorialrat Prof. Blech und ein Stück aus Händels Messias (im ganzen sieben Chöre) das Duett:“Der Tod ist verschlungen durch den Sieg und als Schlusschor das.“ Halleluja, denn Gott der Herr regierend allmächtig.“
    Die Chöre sangen so gut, dass der Wunsch geäußert den Zusammenschluss mit den „ Freunden der Singekunst“ enger zu gestalten und einen Verein zu bilden. (Kann fortgesetzt werden)

  2. #2
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Fortsetzung: Kniewel empfahl einen ständigen Direktor der Gesellschaft, zu wählen und ihm ein festes Jahresgehalt zu gewähren. Auch könnte man beim Rat beantragen den Gewählten als Stadtkapellmeister und Singlehrer beim Gymnasium und den höheren Stadtschulen anstellen. Daraus wurde aber nichts, weil Musikdirektor Friedrich schon seit mehreren Jahren, den größten Teil des Stadtkapellmeisters erhielt.
    Als Kniewel für den Posten des musikalischen Leiters nur Musikmeister Joseph Javorek vorschlug, wurde dieser Vorschlag abgelehnt, weil man meinte unter ihm nicht ordentlich singen zu können. Javorek aus Wien von Frantzius nach Danzig mitgebracht.
    In meinen Unterlagen ist vom „ älteren von Frantzius die Rede. Den kann ich aber nicht zuordnen. Bekannt ist mir nur Alexander von Frantzius, den am 10.Juni 1821 in Danzig wurde. Es muss sich bei „älteren“ vielleicht um den Vater von Alexander handeln, da Javorek seine Kinder des „älteren“ als unterrichtete. Von Frantzius ist polnischer Adel und ich habe darüber keine weiteren Unterlagen.
    Vielmehr bat man Kniewel, die Leitung selbst zu übernehmen. Er erklärte sich dazu bereit verzichtete aber auf ein Honorar. Ihm wurde allerdings zu seiner Unterstützung, ein dreiköpfiger Verwaltungsausschuss zur Verfügung gestellt, der aus folgenden Personen bestand: von Almonde, königlich niederländischer Konsul; Oberstleutnant von Braunschweig; und William von Ankum.
    Als Gründungstag der neuen Gesellschaft des „ Gesangsverein Danzig“ wurde der 1. Januar 1818 festgelegt. Dieser Tag ist somit der Geburtstag der späteren Danziger Singakademie.
    Hinweis: In verschieden anderen Quellen, beispielsweise bei Pawlowski, Hirsch oder Zernecke wird das Gründungsjahr mit 1810 oder 1811 angegeben. Diese Angaben kann ich nicht belegen und sie wiedersprechen auch den eigenen Angaben Kniewels, in dem vom ihm geführten „Tagebuch des Gesangsvereins zu Danzig“.
    Kniewel fertigte einen Satzungsentwurf, danach sollten die Mitglieder, ab Januar 1818 vierteljährlich einen Taler und 12 Silbergroschen und Neueintretende zwei Taler ohne Nachlass zahlen.
    Die Namen der gründenden Mitglieder außer Dr. Kniewel die drei obengenannten Herren des Verwaltungsausschusses, sowie weitere 18 Damen und 10 Herren. Diese waren Frau Stobbe, Krieger, Mutschel, Panzer, Brückner, Kniewel, Fräulein Brahl, Klemm, Dalmer, Baehr, Feierabend, Labes, von Almonde, Grünler, Schelwin, Fischer I und II und Ehrlich ( Ehrenmitglied). Herren: Götz, Holzwig, Heidefeld, Korn, A. Kniewel, Kölpin, Scheffler, A. von Frantzius, Gaeschke und Ehrlich (Ehrenmitglied)
    John Karl Ehrlich war Berufssänger und veranstaltete eigene Konzerte.

  3. #3
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Ich mache dann mal weiter:
    Nachdem die Mitglieder feststanden, ging es nun darum, entsprechende Noten zu beschaffen. Für 57 Taler erwarb der Verein beim Musikalienhändler Reichel ein umfangreiches Notenwerk. C.A. Reichel, war Besitzer einer Kunst- Musikalienhandlung in der heiligen Geistgasse Nr. 759. Reichel war auch Organist in der Trinitatiskirche. Er veranstaltete Konzerte und wurde als Klavier- Harfenspieler sehr gelobt.
    Eine weitere, bedeutende Vermehrung des Notenbestandes, geschah bei einer Musikauktion, wofür 67 Taler 28 klassische Werke ersteigert werden konnten.
    Bereits einen Monat nachdem Notenerwerb, begann man die B-Dur Messe von Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), österreichischer Pianist und Komponist und Schüler von Wolfgang Amadeus Mozart und das Requiem von Sigismund Ritter von Neukomm, zu üben. Man setzte jedoch die Komposition von Neukomm, bald wieder ab “ da diese ungeistliche Musik nicht zu Herzen gehen würde.“Auch mit der Einstudierung ging es nicht richtig voran. Da Kniewel das Tenorsolo selbst singen musste, konnte er nichts nicht selbst dirigieren und Reichel als Dirigent am Klavier als Dirigent überfordert war.
    Trotzdem übte man mit großem Fleiß weiter, denn es sollte ein Bußtagkonzert, mit dem Stabat mater, („Es stand die Mutter schmerzerfüllt“) von Giovanni Battista Pergolesi und dem Requiem von Mozart durchgeführt werden. Ferner sollte in Oliva ein Frohleichnamskonzert mit der Messe von Hummel stattfinden. Beides fiel leider aus. Man hatte sich wohl zuviel vorgenommen und sich an Stücke hergewagt, die viel Erfahrung bedurften. Es wurde einiges angefangen, aber nicht zu Ende gebracht. Nun, ja aller Anfang ist schwer.
    An die breite Öffentlichkeit trat der „Gesangverein zu Danzig“, zum ersten Mal am 4. März 1819; er veranstaltete ein Wohltätigkeitskonzert unter der Leitung von Kniewel, der zugleich die Tenorpartie sang. Der erste und zweite Teil von Händels Messias wurde vorgetragen. Die Veranstaltung fand große Beachtung in der Danziger Öffentlichkeit.
    Doch Kniewel, der immer nicht ganz zufrieden war, lobte die Chöre war aber mit dem Orchester nicht ganz zufrieden.
    1820 musste der Verein seinen Übungsraum wechseln. Frau Stobbe erkrankte und konnte nicht mehr an den Übungen teilnehmen, der Verein siedelte daher „um die Güte der vortrefflichen Frau nicht zu missbrauchen“, in den Saal des Musikalienhändlers Reichel über. In dem Saal stand ein Klavier für die ständigen Übungen. Die Miete betrug 30 Taler.
    Bemerkenswert in der Vereinsgeschichte ist der Karfreitag 1820, an dem das erste Kirchenkonzert des Gesangvereins in der Johanniskirche stattfand. Es wurde die Passionskantate „Der Tod Jesu“, von Carl Heinrich Graun gesungen.
    Da Kniewel sich aufs Land zurückzog, konnte er alle Singstunden nicht mehr selber leiten. Als sein Vertreter wurde Musiklehrer Robert Boyd bestimmt, der nun die Leitung der Proben übernahm. Robert Boyd war Gesanglehrer am städtischen Gymsasium.

  4. #4
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Belcanto,

    vielen Dank - ich denke Deine Beiträge hier haben viele Mitleser, die wie ich aus Nichtsänger-Familien stammen.

    Das könnte sich ändern, wenn Du über Markull berichtest.

    Das schreibt wikipedia: Kirchenmusik in Danzig - 19._Jahrhundert.

    Und falls Dr. Kniewel der Vorfahr von Evel Knievel ist ...
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

    Max Böttcher, Ing. bei Schichau (aus Beesenlaublingen & Mukrena);
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    Verwandt mit den Familien: Elsner, Adrian, Falk.

    http://bartels-zoll.blogspot.de/2012/07/ahnentafeln-zoll.html

  5. #5
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  6. #6
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Das ist ja alles sehr spannend zu lesen, Belcanto. Ich bin gespannt, ob die Singakademie noch bis zum Kriegsende existierte !? Gab es damals nur diesen einen Chor... nein, das kann nicht sein...ich hoffe, du kannst noch mehr berichten....Schöne Grüße, Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  7. #7
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Gut, ich will chronologisch vorgehen, kann aber jetzt schon sagen, dass das letzte Konzert in der Zoppoter Waldoper am 19. Januar 1945 stattfand. Es dirigierte Generalmusikdirektor Karl Tutein. Das Gaukriegsorchester spielte die 5. Sinfonie von Beethoven im Roten Saal des Kurhaues in Zoppot.

  8. #8
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    Hallo Bartels, das ist sehr interessant. Ich meine hier :Theodor Friedrich Kniewel geb. am 24.Januar 1783 in Danzig gestorben am 26. juli 1859 in Stuttgart. Er besuchte von 1789-1796 die Katharinenschule . 1801 zog er an die Universität Halle, an der er Theologie,Philologie und Philosophie studierte.

  9. #9
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    Hallo Rudolf, schwerpunktmäßig geht es mir zunächst um die Danziger Singakademie und dann zum die Zoppoter Waldoper. Mit sicherheit werde ich auch noch auf den Komponisten Friedrich Wilhelm Markull,zu sprechen kommen.

  10. #10
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Joachim,

    Deine Berichte über die Danziger Singakademie lese ich sehr gern
    und bin beeindruckt, daß es sie und die Waldoper in der Qualität
    schon damals gegeben hat.
    In Hamburg haben wir auch eine Singakademie. In der hat mein
    verstorbener Mann, neben dem Opernchor, auch mitgesungen.
    'Die Konzerte habe ich immer besucht. Am Buß- und Bettag
    wurde jährlich das Brahmsrequiemin in der Michaeliskirche aufgeführt, unter anderem mit
    Hermann Prey. Es war immer sehr schön.

    Herzliche Grüße Vera

  11. #11
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Vera, ich bin ja in Otterndorf aufgewachsen und hatte eine helle Sopranstimme -wie ein Kastrat. Ich musste immer vorsingen. Leider habe ich oder meine Eltern es versäumt,mich ausbilden zu lassen. Ja, nach dem Krieg hatte man andere Prioritäten. Schade. Viele Grüße Joachim

  12. #12
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Nachdem ihr mir mitgeteilt habt, dass ihr die Berichte verfolgt, mache ich weiter. Wie gesagt, Dr. Kniewel hielt sich zeitweise, meistens Mittwoch auf dem Land auf und wollte eine zweite Übungsstunde am Donnerstag einführen. Dieses Vorhaben ist jedoch gescheitert. Es häuften sich auch nun weitere Schwierigkeiten. So bei der Totenfeier am 25. November 1821. Im letzten Augenblick sagte Opernsänger Adam, der die Tenorpartie singen sollte, ab. (Meinen Berichten liegt die Broschüre 150 Jahre Danziger Musikleben der Vereinigung Heimattreuer Danziger zugrunde. In bin auf dieser Grundlage dabei,dieses Grundwerk zu ergänzen und zu erweitern. Manchmal steht nur ein Name da, so wie Adam. Ich habe zu Adam, der um 1790 geboren sein müsste, sonst keine weiteren Quellen gefunden. In meinem Sängerlexikon ist er nicht aufgeführt. Wer etwas über diesen Tenor Adam weiß, sollte es mir bitte mitteilen). Kniewel musste einspringen und gab den Taktstock an Theaterkapellmeister von Weber weiter, der nach Kniewels Urteil alle „Tempi verfehlte“. Die Veranstaltung war ein geldlicher Misserfolg. Zur Erhöhung der Einnahmen, wurde am Tage zuvor, eine öffentliche Generalprobe abgehalten, die den geldlichen Misserfolg aber nicht abwenden konnte.

    Kniewel versuchte es jedoch immer wieder die Mitglieder, zu motivieren. So ließ er den Verein “Ermunterung der Mitglieder“ nach der sonntäglichen Predigt in der Petrikirche einzelne Stücke singen.
    Für das öffentliche Auftreten wurden in den Folgejahren ausschließlich wohltätige Veranstaltungen wahrgenommen. Kniewel jedoch trat seit seiner Berufung zum Diakon im Jahr 1825 nicht mehr hervor, sondern wirkte hinter den Kulissen.

    Als 1825 mit meisten solistisch begabten Mitglieder, durch Wegzug aus Danzig oder bedingt durch das Alter und Krankheiten, nicht mehr in der Lage waren an die Übungen und Proben, teilzunehmen, sodass auch nicht mehr Händels Messias zur Aufführung gebracht werden konnte.
    Die Mitglieder unterstützen in der Folgezeit, soweit sie dazu noch in der Lage waren, Wohltätigkeitskonzerte. Leider gab es kaum Nachwuchs und Zustrom an neuen Gesangtalenten. Kniewel kam deshalb auf die Idee „eine regelrechte Gesangschule auf Aktien“ , zu gründen. Dieser Vorschlag fand allgemeiner Zustimmung. Das war am 28.Dezember 1824
    Es sollten vier erwachsenen Mädchen und vier erwachsenen Jungen zu Solosänger von einem tüchtigen Gesanglehrer ausgebildet werden. Diese sollten fest angestellt werden und ein Entgelt erhalten. Neben der Ausbildung der Solosänger war die Ausbildung der Chorsängern und Übungen im gemischten Chor vorgesehen.
    Die Kosten des ersten Jahres sollten durch die Ausgaben von 150 Aktien zu 6 Talern aufgebracht werden. Später hoffte man, aus den laufenden Einnahmen, die Ausgaben decken, zu können.
    Leider hatte Kniewel mit seiner gut gemeinten Absicht kleinen Erfolg, zumal Musikhändler Reichel 1825 eine eigene Singschule eröffnete. Soweit für heute.

  13. #13
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Fortsetzung:
    Kniewel hatte keinen wirtschaftlichen Erfolg mit seiner Maßnahme, zumal der Musikalienhändler Reichel, seinerseits eine Musikschule eröffnete. Der schlechte Probenbesuch führte oft zur Verlegung der Übungsstunden. Um etwas Geld in die Kasse zu bekommen, beschloss der Vorstand, alle vier bis sechs Wochen, Vereinsaufführungen mit Instrumentalbegleitung zu veranstalten. Die Kosten waren jedoch zu hoch und die Räumlichleiten schlecht, sodass es bei diesen einem Versuch blieb. Das Ganze stagnierte. Um wieder etwas Leben in die Angelegenheit zu bringen, wollte man das Oratorium „ Die Sündflut“ (nicht die Sintflut) von einer Frau Schneider aufführen. Zu Sündflut von Schneider habe ich nichts gefunden. Zwar gibt es ein Werk „Sündflut“, von Ernst Barlach aber nicht von Schneider?
    Kniewel, der geschäftstüchtige, brauchte einen Gehilfen zur Führung des Vereins und fand ihn in Musiklehrer Karl Friedrich Illgner. Illgner wurde 1801 in Elbing geboren. Er hatte eine musikalische Ausbildung bei Stadtrat Urban in Elbing, bei Kniewel in Danzig und bei Zelter in Berlin erhalten. Illgner eröffnete am 16. Februar 1824 eine Musikschule in Danzig und gründete 1825 mit dem Oberlehrer Nagel einen Instrumentalverein.
    Das erste Konzert des Jahres 1825 wurde in Illgners Saal aufgeführt. Er hatte auch die Leitung und die Instrumente sichergestellt. Kniewel, war bedingt durch die ständigen Schwierigkeiten verbittet und sein Gesundheitszustand war nicht der beste, sodass er nun immer häufiger, Illgner die Leitung der Aufführungen überließ.
    Im Mai 1828 wollte er daher den Verein auflösen. Dem Verein schien das Ende zu drohen. Aber Kniewel konnte nicht vom Verein lassen, er raffte sich immer wieder auf, denn im Oktober, stellte er sich auf vielfältigen Wunsch, unter zwei Bedingungen wieder zur Verfügung.
    Bedienung eins war:“ Dass ihm ein tüchtiger Gehilfe als Dirigent zur Seite gegeben werde, als welchen er nun wieder Musiklehrer Robert Boyd vor schlug. Die zweite Bedingung war:“ Dass die nicht brauchbaren Mitglieder aus dem Verein ausscheiden sollten.“
    Die Erfüllung beiden Bedingen wurde zugesagt, obwohl dadurch eine Schwächung de Chorleistungen zu befürchten war. Für Boyd war es auch nicht leicht, denn Kwiewel verfolgte seine Aufführungen mit gespitztem Ohr.
    Das Danziger Musikbedürfnis wurde anscheinend durch den Gesangverein nicht voll abgedeckt. Es fehlte, wie es in einer Anzeige des Danziger Intelligenzblatt vom 18. Oktober 1829 zu lesen war“ an einem bestimmten, feststehenden Winterkonzert in Danzig.“ Das öffentliche Musikbedürfnis, war also etwas anders geartet, als es der Verein anbot.
    Man wollte darauf hin mehr Abonnementskonzerte und Oratorien aufführen und beschloss u.a.1830 alljährlich „ zwei kirchliche Musiken“ zugunsten des Besserungsvereins, des Provinzialvereins für die Besserung der entlassenen Strafgefangenen und verwahrlosten Kinder zu geben.
    Unter dem Datum vom 21. April 1831 erhielt der Verein vom Kulturminister, die Erlaubnis, alle drei Jahre, ohne weitere Anfrage, jährlich zwei Kirchenkonzerte zu milden Zwecken zu veranstalten. So viel für heute.

  14. #14
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Von dieser Erlaubnis wurde jedoch nur einmal Gebrauch gemacht, und zwar 1832. Man versuchte wieder etwas anderes. Am 28. November wurden die Mitglieder aufgefordert, vier Konzerte für die Verwandten und Mitglieder und „einige bewährte Musik-Liebhaber gegen einen geringen Betrag“ zu veranstalten. Auch dieser Plan wurde nicht weiter durchgeführt, nach dem zweiten Konzert schon, fand er ein Ende.
    Man führte wieder ein Oratorium, in drei Teilen diesmal Händels „Josua“ Händel-Werke-Verzeichnis 64 auf. Hier trat Fräulein Emilie Goroncy als Konzertsängerin auf . Emilie Goroncy, die mithilfe der Friedensgesellschaft, bei Zelter in Berlin studiert hatte, war nach den Stimmen der Kritiker, weit über Durchschnitt begabt. Nach ihrem ersten Konzert in Danzig am 24. Oktober 1827, wurde sie als wahrhaft deutsche Sängerin. (Der Gesprächige). Nach der oben angeführten Josua- Aufführung, wurde sie als „ Königin des Gesangs“ (Danziger Dampfboot) bezeichnet. Goroncy war als Gesanglehrerin außerordentlich beliebt. Sie starb am 7. November 1868 in Danzig.
    Die Versuche in die Arbeit des Vereins ein System, in die Unordnung der Aufführungen eine Ordnung hinzubringen, durch Festlegung auf eine bestimmete Anzahl von Veranstaltungen, bleib stecken. Der Verein nahm weiterhin, Gelegenheiten wahr, um Konzerte abzuhalten. Die Übungsstunden waren schlecht besucht und vielen nach und nach aus.
    Kniewel versuchte es indes immer wieder und wollte mit seinem kleinen verbliebenen Häuflein, auch die Matthäuspassion aufführen. Erst 40 Jahre später erscholl, dieses großartige Chorwerk von Bach in Danzig.
    Kniewel machte den Vorschlag, in jeder Stimme einen Sänger oder Sängerin anzustellen, z.B Fräulein Goroncy. Darüber kam es zu Zwistigkeiten mit Boyd, der mit der Niederlegung seines Amtes drohte. Die Männer legten ihren Streit bald bei. Fräulein Goroncy war jedoch verletzt und besuchte keine Proben mehr.
    Kniewel war durch einen“ gewissen Mangel an Teilnahme“ bei den Mitgliedern so verstimmt, dass er am 21. April 1835 sein Amt niederlegte. Dr. Hingelberg der Sekretär der Gesellschaft, wurde beauftragt, Kniewel zu bewegen, seinen Rücktritt zurückzunehmen. Dies gelang auch und Kniewel erschien bereits am 24. April wieder zur Probe. Allerdings änderte an der Probenbereitschaft wenig. Die Proben zu Beethovens „Missa solemnis“ D-Dur op 123, verliefen so schlecht, dass auch dieser Plan scheiterte. Kniewel wollte ein großes Konzert zum Besten der Errichtung eines Beethoven- Denkmals in Bonn geben. Gekränkt und verletzt lege er am 19. September, zum zweiten mal sein Amt nieder, trat aus dem Verein aus, und ließ sich auch nicht umstimmen.
    Man versuchte, Kniewel doch noch umzustimmen, und versprach, das Werk „Misse solemnis“ doch aufzuführen.




  15. #15
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Joachim,

    gemessen an den "Hits" ist das Interesse an diesem Thema gross.

    Eine Ergänzung: Fr. Schneider ist keine Frau Schneider, sondern FriedrichSchneider (Komponist). Zum besseren Finden habe ich "Die Sündflut, 1823 Dessau" gleich hier verlinkt: Die Sündflut Einen Download gibt es bei der BSB in München: OPAC (Die Sündflut : Oratorium in drei Abtheilungen
    Schneider, Friedrich Libretto - [Deßau] : [Heybruch], [ca. 1825]. - 16 S.)
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

    Max Böttcher, Ing. bei Schichau (aus Beesenlaublingen & Mukrena);
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    Verwandt mit den Familien: Elsner, Adrian, Falk.

    http://bartels-zoll.blogspot.de/2012/07/ahnentafeln-zoll.html

  16. #16
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    Vielen Dank Rudolf. Darauf hätte ich auch kommen können. Das wäre ich entsprechend ergänzen. Jetzt gibt das Ganze eien Sinn.Danke

  17. #17
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    Fortsetzung
    Kniewels Austritt stellte den Fortbestand des Vereins ernsthaft infrage. Es fehlte der treibende, dynamische Kraft. Man dachte bereits an die Auflösung des Vereins, man nahm aber dann doch zunächst davon Abstand und wählte in einer Vorstandssitzung am 6. November 1836 Boyd zum Direktor. Der Probenbesuch wurde dennoch geringer und fiel schließlich aus, weil nur ein Sänger anwesend war.
    Auf Vorschlag von Dr. Hingelbergs wurde der Entwurf einer neuen Satzung an alle Mitglieder verschickt mit der Bitte sich schriftlich, zu äußern. Die Befragung brachte auch nicht viel und Kniewel machte Dr. Hingelbergs die Mitteilung, dass er bereit sein würde, unter gewissen Bedingungen die Leitung erneut zu übernehmen. Das wurde allgemein begrüßt und Kniewel übernahm am 18. Dezember wieder die Leitung.
    Nachdem der Satzungsentwurf geändert worden war, wurde das Statut den Mitgliedern zugeschickt (1838). Diese neuen Statuten des Gesangsvereins zu Danzig und der damit verbundenen, vorbereitenden Gesangschule sind erhalten geblieben.
    Man veröffentlichte sie und wollte dadurch „eine festere Begründung und eine breitere Wirksamkeit“, des Vereins herbeiführen. Als Vereinszweck wurde die „gemeinsame Übung in der kunstgerechten Ausführung großartiger Werke der höheren Tonkunst, als Choräle, Motten, Messen, Oratorien, und dergleichen von älteren und neuen Meistern.“
    Es waren also weiterhin öffentliche Auftritte geplant. Neu war die Aufnahme „bloß zuhörender, außerordentlicher Mitglieder und es wurde zwischen ordentlichen Mitgliedern und Ehrenmitgliedern unterschieden, von denen kein Beitrag erhoben wurde. Allen Mitgliedern wurde das Recht zuerkannt,“ einen fremden Musiker oder Musikliebhaber, als Gast einzuführen. Man legte somit allmählich die starren Regeln ab und öffnete sich.
    Der erste Vorsteher oder Direktor des Musikvereins musste ebenso wie die anderen beiden Vorsteher aus der Mitte, der ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder gewählt werden, wobei auch entschieden werden musste, ob ein Honorar gezahlt würde.
    Infolge Kniewels Rückkehr an der Spitze des Vereins wurde Boyd, von dem Posten des ersten Direktors verdrängt. Boyd zog sich ganz zurück und wollte nicht Kniewels Gehilfe sein. Dieser mochte aber nicht ohne Gehilfen agieren und zog den jungen Organisten von St. Martin F. W. Markull dazu heran.
    Friedrich Wilhelm Markull, wurde am 17. Februar 1816 in Reichbach bei Elbing geboren. Er starb am 30. April 1887. Markull besuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt und erhielt durch den Organisten Kloß Klavierunterricht. Er ging für zwei Jahre nach Dessau zu Friedrich Schneider und wurde 1863 Organist an der Marienkirche in Danzig.
    Von 1838-1842 war er stellvertretender Direktor und von 1843-1858 Direktor des Gesangsvereins. Ende 1843 ging seine Oper „Maja und Alpino“ über die Danziger Bühne. Hierzu ist zu bemerken, dass bereits 1826 Joseph Maria Wolfram in Prag seine Oper „Maja und Alpino“ mit gleichem Namen herausbrachte, die den Untertitel “die bezauberte Rose“ trägt. Markull verwendete den gleichen Namen und Untertitel. Das ist doch zu mindestens sehr seltsam?
    Ich kann leider nicht beuteilen, ob es sich inhaltlich um die gleichen Stücke handelt, denn ich kenne die Opern nicht. Vielleicht kann hier jemand helfen. Markull hat darüber hinaus weitere Opern und Musikstücke geschrieben.
    1847 wurde er königlicher Musikdirektor und wurde 1886 zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt zum fünfzigjährigen Dienstjubiläum als Organist der Marienkirche.

  18. #18
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    Wie können noch einen Moment bei Markull verweilen. Neben den Opern „Der König von Zion“(1848), und „ Das Walpurgisfest“ (1855) schrieb er auch zwei Oratorien: „Johannes der Täufer“ und das „Das Gedächtnis der Entschlafenen“,……“ich war tot, und siehe, ich lebe.“(Offenbarung 1, 17-18). Dieses letztgenante Oratorium, fand bei Louis Spohr Anerkennung und Johannes Brahms- das haben Musikforschungen ergeben-, lehnte sich bei der Versgestaltung seines Requiems, auch an das im Jahr 1861 entstandene Requiem von Markull an. Zur damaligen Zeit gab es noch keinen Urheberschutz. Es spricht aber für Markull, dass sich Louis Spohr und Johannes Brahms für sein Werk interessierten.
    Nachdem Markull am 17. März eine kleinere Aufführung, anlässlich der 25 jährigen Jubelfeier der Landwehrstiftung „ gut und ohne erhebliche Fehler“ durchgeführt hatte, wurde er am 2. April zum stellvertretenden Direktor gewählt. In den nächsten 15 Jahren war er überwiegend der Aufführungsleiter.
    Markull versuchte, in die Veranstaltungen Ordnung, zu bringen und richtete drei Abonnementskonzerte, jährlich aus. Es wurden dabei überwiegend Instrumentalmusik und Sologesänge angeboten. Der Publikumsbesuch blieb indes schwach, weil wohl musikalisch mehr erwartet wurde.
    Die Kritik bemängelte in Erster Linie, die „verhältnismäßig etwas schwache Besetzung des Chores“ und bemängelte die „Zersplitterung der hiesigen Gesangskräfte und auch die fehlende Organisation“.
    Trotz dieser massiven Schwierigkeiten und Kritik, hielt Markull die Übungen aufrecht, die seit Ende 1841 nicht mehr im Haus Dr. Hingelberg, sondern in der Aula des Städtischen Gymnasium stattfanden. Markull ließ sich nicht verdrießen und wagte sich auch an die Aufführungen, einstudierter großer Werke, wie der Oratorien „Paulus“ „Elias“ heran.
    Ebenso an „Die letzten Dinge“, von Louis Spohr und an seine eigene Komposition „ Das Gedächtnis der Entschlafenen“, der der schon die Rede war. Manche Konzerte gelangen vortrefflich und das Danziger Dampfboot schriebt am 21 Oktober in seiner Kritik, unter dem Kürzel „Gr “ (Granzin): „Jede neue öffentliche Aufführung, in welcher unser Gesangverein mitwirkt, zeigt, dass er Fortschritte in seinem lobenswerten Streben macht“.
    Endlich mal ein Lob, das tat gut. Obwohl es relativiert werden muss, denn es bezog sich nicht auf die Gesamtaufführung, von der es heißt: „ aber ein Oratorium wie dieses (Die letzten Dinge von Spohr), in einem Raume wie dem Artushof und das Ende der Dinge überhaupt, ohne Posaunenschall ist kläglicher, als das Ende selbst“. Damit ist gemeint, dass Spohrs Werk nicht so gespielt wurde, wie es das Original verlangt.
    Markull war nämlich mit dem Notenmaterial im Stich gelassen worden und muste sich mit Klavierbegleitung begnügen. Dennoch fanden die Chorleistungen unter Markull eine sehr beifällige Beurteilung. So schrieb das Danziger Dampfboot, am 27. März 1845, dass „die Chöre fest einstudiert, exakt und eindrucksvoll gesungen hätten und das sich der Gesangverein, sich in immer schönerer Blüte entfaltet.“
    Der Andrang der etwa 400 Zuhörer bei diesem geistigen Konzert war so hoch, dass viele im Saal des städtischen Gymnasiums und in der danebenliegenden fast dunklen Aula sitzen mussten, weil nicht erlaubt wurde diese zu beleuchten.
    In der Folge fielen die Beurteilungen für Markull, nicht immer günstig aus; es machten sich daher starke Widerstände bemerkbar, die zur Folge hatten, dass am 1. Oktober Übungen eingestellt wurden und der Verein, sich auf ein Jahr vertagte.
    Die Noten, mit 800 Talern gegen Feuerschaden versichert und der Kassenbestand in Höhe von 84 Talern, 11 Silbergroschen und 4 Pfennige wurde dem Direktor des Städtischen Gymnasium zur Aufbewahrung übergeben.
    Eine große Anzahl der Mitglieder hatte aber den Wunsch, weiter im gewohnten Kreis singen, zu können, denn nur wenn eine solche feste Meinung vorherrschen würde, könnte Markull die Fortführung des Gesangvereins auf eigene Rechnung wagen.
    Diese Absicht, fand er vonseiten des bisherigen Vorstands alle Unterstützungen, die erforderlich waren, um den Gesangbetrieb aufrecht, zu erhalten. Die Benutzung der der Aula, der Geräte und Noten wurde ihm zugestanden. Nun führte Markull alljährlich einige große Werke auf.

  19. #19
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Belcanto, du beschreibst die Geschichte der Singakademie wie einen historischen Krimi.So lebendig, dass man die Spannungen und Kämpfe direkt nachvollziehen kann. Mal ist es das liebe Geld, mal sind es persönliche Befindlichkeiten, die das Auf und Ab bringen.
    Ich bedanke mich für diesen Lesestoff.
    Schöne Grüße, Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  20. #20
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    hallo Christa, kam gerade aus dem Urlaub und finde deine anerkennenden Worte, vielen Dank. Ich werde die Geschichte, wenn ich meine Urlaubsrückstände erledigt habe fortsetzten und wünsche noch einen schönen Sonntag.

  21. #21
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Fortsetzung
    Der Chor wurde auch in dieser neuen behelfsmäßigen Verfassung nach wir vor als “ unser wackerer Gesangverein“ der der öffentlichen Meinung bezeichnet. Der Faden, an dem das Ganze hing war noch nicht gerissen und Hoffnung war immer noch vorhanden..
    Der 3. Februar 1855 und der 27. November 1858 sind die beiden letzten Daten, unten den Markulls Name in Verbindung mit dem Gesangverein erscheint. 1858 wurde sein Oratorium „Das Gedächtnis der Entschlafenen“ wiederholt, das 1848 in Danzig seine Uraufführung hatte.
    Das Tonwerk wurde überschwänglich gelobt über alle ähnliche Kompositionen der damaligen Zeit gestellt.
    Inzwischen war, wie durch eine Anzeige im Danziger Intelligenzblatt vom 10 März 1855 zu erfahren war, Gesanglehrer Wilhelm Rehfeldt, mit der Leitung der Proben beauftragt. Musikleher Wilhelm Rehfeldt hatte sich im Herbst 1855 als „Lehrer für Gesang“ in Danzig niedergelassen. (Intelligenzblatt vom 14.11.1853). Nachdem er die Leitung der Proben übernommen hatte, wurde er 1859 zum Direktor gewählt. Er hatte dies Amt inne, bis er 1866 nach Konstanz ging.
    Die Übungen unter seiner Leitung fanden vermutlich im Saal des Instrumentenmachers Wisznewski statt. Dieser Saal war im Karthäuser Hof, Heilige Geistgasse 1023, jetzige Nummer 126.
    Nachdem 1856 und 1857 augenscheinlich keine Aufführungen waren, wurde in einer auf den 27. Dezember einberufenen Hauptversammlung, die Auflösung des Vereins beschlossen.
    Die Vereinsbücherei, der Kassenbestand und die Geräte wurden dem Gymnasium, unter folgenden Bedingungen zum Eigentum übergeben.
    1. Das Bargeld, vermehrt um den Erlös aus dem Verkauf der Geräte, sollte ein unantastbares Kapital bilden, dessen Zinsen nur zum Besten der musikalischen Bücherei verwendet werden durften.
    2. Die Benutzung der musikalschen Bücherei sollte jedem Musiker in Danzig zum Studium oder zur Veranstaltung öffentlicher Aufführungen gestattet sein.
    Mit der Durchführung dieses Beschlusses wurden drei Mitglieder:
    Kommerzienrat C.R. von Frantzius,
    Albert Norden und
    L. Kuhl
    beauftragt. Sie übergaben die Verhandlungsniederschrift übe die Schenkung am 26. November 1859 dem Sparkassen- Aktienverein zur Aufbewahrung.
    Trotz dieser förmlichen Beerdigung lebte der Verein dennoch weiter. Rehfeldt leitete den Verein auf eigene Rechnung weiter.
    Die letzten Proben im Jahr 1857 waren der Walpurgisnacht von Felix Mendelssohn- Bartholdy gewidmet. Bei diesem Stück handelt es sich um „Die erste Walpurgisnacht, op 60 für Soli, Chor und Orchester von Felix Mendelssohn – Bartholdy.
    Wann das Stück aufgeführt wurde, ist nicht bekannt.
    Erst 1859 in einer Versammlung im Saal des Hinterhauses der Ressource Concordia (leider ist mir über Ressource Concordia nichts Weiter bekannt?) wurde Rehfeldt, den „ ein Konsortium im Kreise der Kaufmannschaft auf den Schild“ gehoben hatte, als Leiter als Leiter eines starken Vereins anerkannt.
    Rehfeldt veranstaltete mit „gefälliger Unterstützung des unter seiner Leitung stehenden Gesangsvereins“, bis ins Jahr 1865 regelmäßig drei Abonnementskonzerte auf eigene Rechnung. Aber das Geld floss nicht so wie erhofft, was ihn zu bestimmten Einschränkungen zwang.

  22. #22
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    Nachdem Rehfeld im Winter 1865/66 noch drei Kirchenkonzerte gegeben hatte, zog er nach einem herzlichen und freundlichen Abschied von Danzig fort. Wenn sein großer Eifer auch nicht immer im Einklang mit den musikalischen Leistungen seines Chores stand, so müssen doch seine intensiven Bemühungen rückhaltlos anerkannt werden; denn ihm allein ist es zu danken, dass der Verein nicht schon 1855 sein Wirken einstellte.
    Nach Rehfels Fortgang war die Sängerschaft führerlos geworden. Das Bedürfnis nach Bestätigung und Anerkennung, war aber weiter vorhanden. Wie schon bei der Gründung trat auch diesmal ein Geistlicher hervor, der die Männer und Frauen um sich scharrte.
    Es war der Königl. Divisionspfarrer Heinrich Collin. Ein musikalisch ungewöhnlich begabter Mann, der sich als hervorragender Chorleiter erwies.
    Heinrich Collin wurde am 14.Juni 1838 in Tilsit geboren und starb am 1. Juli 1906 in Bad- Kissingen. Er war Königl. Divisionspfarrer in Danzig, seit 1891Pfarrer in Güttland, Kreis Dirschau. Er leitete den Verein von 1867- 1875 war von 1877-1880 zweiter Vorsitzender und wurde im Oktober 1877 zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
    Schon am 5. Mai 1867 wurde ein Versuch gewagt ein Wohltätigkeitskonzert in der Petrikirche unter seiner Leitung zu geben die Veranstalter blieben zunächst unbenannt, weil man erst abwarten wollte, wie die Resonanz ausfallen würde.
    Die Leistungen befriedigten wohl vollkommen, sodass der Gründung eines Gesangsvereins nähergetreten werden konnte. Collin stellte sich an die Spitze und ergriff mit großer Tatkraft das Steuer.
    Die Form und die Satzung, sowie die Leitung, des Vereins hatte sich geändert, der Mitgliederbestand war fast unverändert geblieben. Die Satzung wurde erst 1874 in Papierform gebracht. Die Übungen waren am Montag von 1900-2100 Uhr in der Aula des Städt. Gymnasium festgesetzt. In der Regel sollten zwei Aufführungen im Vereinsjahr, das am 1. Oktober begann, stattfinden. Durch diese Regelung kam es allmählich ein bestimmter Plan und eine gewisse Kontinuität in die Vereinsarbeit.
    Ausübende und zuhörende Mitglieder zahlten denselben Beitrag, und zwar zu Beginn des Winterhalbjahres zwei Taler jährlich.
    Der Vorstand bestand aus dem Dirigenten, den vier Stimmvorstehern und dem Kassierer. Das Schriftführeramt wurde von einem Stimmvorsteher mit ausgeführt. Der Vorstand wurde am 14.Oktober 1867 zur ersten Probe zu Samson, einem Oratorium in drei Akten von Georg Friedrich Händel gewählt.
    Wie man früher vom ehemaligen Verein, vom „Kniewelschen“ oder „Markullschen“ beziehungsweise vom „Rehfeldschen“gesprochen hatte so wurde nun der Verein, der „Collinsche Gesangverein“ genannt.
    Unter Collin hatte der Verein große Erfolge und am 10. April 1870 gelang es zum ersten Mal, die Matthäuspassion aufzuführen.

  23. #23
    Forum-Teilnehmer Avatar von Zugvogel
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Belcanto,

    vielen Dank für deine Mühe und den interessanten Lesestoff den ich gerade genießen durfte.
    Du hast mit dem Text wirklich informatives Material geschaffen. Warum fasst du es nicht
    zusammen und gibts es in Papierform heraus? Nicht, dass es für das Forum "zu schade" wäre,
    aber die klassische Variante und sei es nur ein Infoheft, begeistert sicher auch viele.
    Gruß!
    Zugvogel
    "Zufriedenheit mit seiner Lage
    ist der größte und sicherste Reichtum."
    (Marcus Tullius Cicero)

  24. #24
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Das ist lieb Zugvogel. Es gibt dazu schon etwas in Papierform, von der Vereinigung Heimattreuer Danziger. Hierauf beziehe ich mich und füge Ergänzungen , zum Beispiel die Musik betreffend hinzu. Deswegen dauert es auch immer ein wenig bis ich fortfahren kann, weil ich recherchieren muss. Ich freue mich aber, wenn Interesse besteht.Viele Grüße

  25. #25
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    hallo belcanto,

    meine oma erna grunwald war auch in einer singakademie, sie ging auch in die viktoriaschule. gibt es denn noch alte unterlagen aus der zeit von 1930- 1945 ?unterlagen mit den namen der schüler ?

    viele grüße
    jana

  26. #26
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Jana, entschuldige, wenn ich erst jetzt antworte, ich bin nicht jeden Tag im Forum. Muss mal aschauen , ob ich etwas finde.
    Viele Grüße

  27. #27
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    Fortsetzung: Professor Brandstäter bereitete die Bevölkerung, auf dieses epochemachendes musikalisches Ereignis, durch eine liebevolle Einführung in das Tonwerk in der Danziger Zeitung vor.
    Professor Dr. Franz Brandstäter, wurde am 12. August 1815 geboren und starb am 31. Januar1883. Er war fast 45Jahre lang am städtischen Gymnasium als Lehrer für alte Sprachen und Gesanglehrer tätig. Wegen seiner fundierten Kenntnisse der Poesie und der Tonkunst spielte er eine bedeutende Rolle im Danziger Musikleben. Lange Jahre dirigierte er die Danziger Liedertafel. Er schrieb Musikberichte für das Dampfboot und unterstützte Collin tatkräftig in der musikalischen Leitung und war lange Jahre Stimmvorsteher im Bass. Von seinem umfassenden Wissen gibt es eine große Anzahl, philosophischer und geschichtliche Bücher.
    Der Zustrom der Zuschauer zu dieser Veranstaltung, war schon tags zuvor bei der Generalprobe zu ermäßigten Preisen gewaltig.
    Der große Saal des Schützenhauses, die Logen, die Nebenräume, selbst die Treppen und Gänge waren an beiden Abende bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele hatte keine Eintrittskarten mehr erhalten.
    Collin hatte das Werk mit außerordentlicher Sorgfalt vorbereitet und hatte für den Chor und das Orchester besondere Erläuterungen drucken lassen. Die glühende Begeisterung und die Freude des Dirigenten, sprangen auf die Zuschauer über, sodass durch Spenden die Hauptrollen, erstrangig besetzt werden konnten.
    Die sehr gelungene und würdige Aufführung hatte durchgreifenden Erfolg, sie wurde als“ ehrender Denkstein ist der Musikgeschichte Danzigs gepriesen.
    Der Ausbruch des deutsch-französischen Krieges, führte vorübergehend dazu das Collin die Leitung ruhen lassen musste, weil er ins Feld ziehen musste. Während seiner Abwesenheit hielt der Gesanglehrer Franz Joetze die Mitglieder mit zwei Konzerten zusammen, von denen eins“ zum Besten hiesiger verwundeter Krieger“ stattfand.
    Franz Joetze wurde am 9. Dezember 1839 in Marienwerder geboren. Er starb am 7. Januar 1914 in Halle. Er genoss eine musikalische Ausbildung in Berlin und ließ sich 1869 in Danzig als Gesanglehrer nieder.
    Nachdem er 1871 Collin vertreten hatte wurde er 1881 als musikalischer Leiter des Vereins gewählt, an dessen Spitze er bis1890 stand. Aus dem Gesangverein, bildete sich unter seiner Leitung, ein wohlgeschulter und angesehener a Kapella- Chor heraus für den Joetze, wertvolle Kompositionen schuf, die heute noch gerne gesungen werden.
    Er leitete lange Zeit die Liedertafel des kaufmännischen Vereins; später auch die Melodia und gründete den Langfuhrer Männergesangverein.
    In dieser Zeit schuf er einige reizvolle Männerquartette. Auch Freimauerkantaten entstanden und entstammen seiner Feder. (Dazu konnte ich leider bisher nichts finden).
    Seit Bestehen des königlichen Gymnasium (1876) wirkte er dort als Gesanglehrer, ebenso an der Scherlerschen Mädchenschule und hatte zehn Jahre lang die Stelle eines Musikdirektors an der Johanneskirche inne.
    1904 sein Alter zur Aufgabe seiner Tätigkeit. Die letzten Jahre seines Lebens brachte er abwechselt in Insterburg und Halle bei seinen Kindern zu.



  28. #28
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Fortsetzung ( hatte wenig Zeit und war im Krankenhaus)
    Auch Freimaurerkantaten und entstanden und entstammen der Feder von Franz Joetze. Seit bestehen des Königl. Gymnasium (1876) wirkte er dort als Gesanglehrer ebenso an der Scherlerschen Mädchenschule und hatte auch zehn Jahre lang die Stelle des Musikdirektors an der Johanniskirche inne.1904 zwang ihn seine Gesundheit zur Aufgabe seiner Tätigkeit.
    Collin kehrte im August1871 wieder heim und führte sogleich einen Beschluss herbei: „ Die Übungen baldigst wieder aufzunehmen und den Magistrat, um die Bereitstellung der Aula im Gymnasium, zu ersuchen. Der Überschuss aus der Aufführung der Matthäuspassion, wurde als eiserne Reserve angelegt, um in Notzeiten gewappnet zu sein.
    Die erste Veranstaltung bei der Collin wieder zum Taktstock griff, war ein Konzert im Schützenhaus am Totensonntag 1871. In ihm wirkte zum ersten Mal Ferdinand Reutener solistisch mit , der über eine wunderbare Tenorstimme verfügte.
    Ferdinand Reutener wurde am 29 Oktober 1846 in Danzig als Sohn des Bürstenfabrikanten C. Reutener geboren. 53 mal hatte er insgesamt die Tenorpartien in den Aufführungen des Gesangvereins übernommen. 1884 wurde er zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.
    Obwohl er große Erfolge im ganzen Osten gehabt haben soll, finde ich weder einen Eintrag im Internet, noch eine Erwähnung im Sängerlexikon. Lange Jahre hierdurch war in Danzig eine Aufführung ohne Reutener scheinbar nicht denkbar.
    Zu den Übungen siedelte der Verein am 15. Januar 1782 aus der Ressource Concordia wieder in die vom Magistrat zur Verfügung gestellte Aula über.
    Das Jahr 1872 brachte dem Verein eine höchst ehrenhafte Auszeichnung. Der Magistrat hatte vom Oberhofmarschallamt den Auftrag erhalten, den ersten Gesangsvereins Danzigs zur Mitwirkung bei der Jahrhundertfeier des Zugehörigkeit Westpreußens zum preußischen Staat aufzufordern. Die Feier sollte in der Marienburg statfinden.
    Der Magistrat wandte sich an Collin der ein Ensemble , bestehend aus 17 Damen und 10 Herren und mit ihnen den Chor aus „Judas Makkabäus“ „Seht er kommt, mit Sieg gekrönt.“(Judas Makkabäus ist ein Oratorium in drei Akten von Georg Friedrich Händel.
    Die Proben hierfür, fanden im Landhaus von Fräulein Emilie Hoene in Ohra statt. Die Choraufführung, gelang in Anwesenheit des Kaisers und des Kronprinzen vorzüglich und fand bei den Majestäten große Befriedigung.
    Das Oberhofmarschallamt sorgte für die Unterbringung in Marienburg. Alle Teilnehmer durften an der Hoftafel teilnehmen und auch an der Polonaise, die der Kaiser anführte. Nach Angaben von Frau Reutener, wurde sie und ihr Mann, sowie Frau Münsterberg und Frau Hauptmann Hertel dem Kaiser vorgestellt. Von Collin nicht wurde nichts berichtet?

  29. #29
    Administratorin Avatar von Beate
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Belcanto,

    ich hoffe, es geht Dir wieder gut- und danke schön, dass Du hier weiter schreibst, ich hatte die Geschichte der Singakademie schon vermisst! Ich lese hier doch so gern mit.

    Schöne Grüße Beate
    ..wirklich? Taktgefühl ist nicht nur ein Begriff in der Musikwelt?

  30. #30
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    Hallo Beate, musste mich das zweitemal am Herz operieren lassen, aber geht nun wieder. Auch mein neues Buchprojekt, nimmt viel Zeit in Anspruch und dann gibt es noch die Familie. Viele Grüße

  31. #31
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Fortsetzung:
    Zur Einweihung des Konzertsaales im Franziskanerkloster, am 27. Februar 1873 brachte der Verein einige Chöre zu Gehör und trug zum guten Gelingen der Veranstaltung bei.
    In dem ehemaligen Franziskanerkloster in der Fleischergasse wurden am 13. Juli 1848, die Sammlungen des Danziger Bildhauers Rudolf Freitag untergebracht, die den kulturellen Grundstock des Stadtmuseums bildeten. Freitag ist die Anregung zur Wiederherstellung, des baufälligen gewordenen Gebäudes und zur Einrichtung als Museum zu danken.
    Nach der Wiederherstellung konnte am 1. März 1873 das Stadtmuseum eröffnet werden, das mit den Mitteln einer Stiftung ausgestattet worden war. Es befindet sich noch heute, gemeinsam mit Provinzial-Kunstgewerbe- Museum, in dem Klostergebäude.
    Im „Danziger Dampfboot“, konnte man dem Zeitgeist der damaligen Zeit folgend, folgende Kritik lesen:“Richards Wagner wirre und fast bis zum Entsetzlichen lärmende Einleitung, zu den Meistersingern jedenfalls bewies, dass der Bau mit seinen Gewölben fest genug steht, um noch manches Jahrhundert überdauern zu können.“
    Wagner konnte somit nicht an die Grundfesten des Gebäudes nicht erschüttern.
    Collin, musste im Herbst 1785 das Amt des musikalischen Leiters niederlegen. Die Fülle seiner privaten und geschäftlichen Verpflichtungen zwang ihn zu diesem Schritt. Die Mitglider bedauerten diesen Schritt außerordentlich; dies um so mehr, als es sich um den nun etablierten „ Collinschen Gesangvereine“ handelte.
    Die Hautversammlung wählte am 27. September, einen elfköpfigen vorläufigen Ausschuss, in dem Dr. Martens den Vorsitz übernahm. Er sagte auch die Übungen am Klavier zu und fuhr mit dem einstudieren dort fort, wo Collin geendet hatte.
    Dr. Wilhelm Martens war Doktor der Theologie und der Rechtswissenschaften. Er wurde am 30. Januar 1831 in Danzig geboren und starb 1903. Von 1855-1857 lebte er als Privatdozent der Rechte in Berlin, wurde 1860 Professor. Trat zum kath. Glauben über und wurde Direktor des Priesterseminars in Pelplin. Später lebte er im I. Hof (?) in Pelonken bei Oliva.
    Während seines dortigen Aufenthalts musizierte er oft mit der Prinzessin Marie von Hohenzollern, die im Schloss zu Oliva wohnte. Martens übernahm mit viel Elan, dass was Collin aufgebaut hatte und wurde 1881 zum Ehrenmitglied gewählt.
    Obwohl Martens die Aufgaben gut meisterte, wünsche sich der Verein doch einen „gediegenen Musiker vom Fach“ der Erfahrung im Dirigieren und in der Orchesterführung hatte. Die Bezahlung eines solchen Fachmanns, wurde durch freiwillige Spenden sichergestellt.
    Auf Ersuchen des Vorstandes übernahm der Musikdirektor des 33. Infanterie- Regiments Heinrich Laudenbach die Leitung.

  32. #32
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Belcanto,

    für Deine heutigen Angaben zum Franziskanerkloster in der Fleischergasse danke ich Dir besonders, zumal mir die dazu geschilderten Einzelheiten bisher nicht bekannt waren.

    Dieses Gebäude, dessen heutige Adresse als Danziger Nationalmuseum ul. Toruńska 1 lautet (das liegt an der nach 1945 veränderten Führung des früheren Thornschen Weges), hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Hier habe ich von 1941 bis 1944 das Realgymnasium zu St. Johann besucht, das dort in den Räumen des ersten Stockes untergebracht war. (Zur Erinnerung: Leiter dieser Schule war von 1926 bis 1936 Willi Jentzsch, der Großvater mütterlicherseits von Angela Merkel.)

    Der von Dir erwähnte, am 27. Februar 1873 eingeweihte Konzertsaal war das ehemalige Refektorium (Remter) des Franziskanerklosters. Diese schöne Säulenhalle diente dem Realgymnasium zu St. Johann als Aula und auch als Raum für den Musikunterricht sowie für Theateraufführungen und Chorgesang.

    Viele Grüße in Verbindung mit guten Erinnerungen,
    Ulrich

  33. #33
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Ulrich das freut mich. Du bist der gleiche Jahrgang wie mein Bruder Wolfgang Schroetter, der leider schon verstorben ist. Wir wohnten in Langfuhr im Eschenweg

  34. #34
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Belcanto,

    danke für Deine Antwort. Auch ich habe den Tod eines meiner beiden jüngeren Brüder zu beklagen (Jg. 1936). Übrigens wohnten auch die Großeltern Willi und Gertrud Jentzsch von Angela Merkel in Langfuhr, im Steffensweg 47.

    Außerdem muss ich noch meine Angabe in #32 zum Beginn Willi Jentzsch' Leitung des Realgymnasiums zu St. Johann korrigieren: Sie erfolgte am 1.11.1927. (Siehe dazu den Leser-Kommentar zum Artikel "Polen in Merkel-Aufregung" in der Sächsischen Zeitung vom 16.03.2013 > http://www.sz-online.de/nachrichten/...g-2532568.html sowie die englische Wikipedia-Seite "Willi Jentzsch" > http://en.wikipedia.org/wiki/Willi_Jentzsch und die polnische Encyklopeida-Gdańska-Seite "JENTZSCH WILLI" > http://www.encyklopediagdanska.pl/in...JENTZSCH_WILLI .) - Sorry!

    Viele Grüße
    Ulrich

  35. #35
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Schreibfehler in #34: Korrekt > Encyklopedia Gdańska. - Sorry !

  36. #36
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    Fortsetzung 15.10 8 (oben bei Collin muss es 1875 heißen).
    Musikdirektor Laudenbach hatte mit „großer Sorgfalt“, und „wärmsten Eifer“ die zahlreichen Proben zu diesem Oratorium seines Jugendfreundes Max Bruch geleitet. (Max Bruch war deutscher Komponist und Dirigent 1838-1920). Die glanzvolle Aufführung verursachte aber auch hohe Kosten, die die Einnahmen überschritten und durch Geschenke ausgeglichen werden mussten.
    Die hohen Ausgaben waren Gesprächsstoff in Danzig und wurden lebhaft diskutiert. Das Danziger Dampfboot schrieb jedoch „:… das wohl nicht so bald eine so kostspielige Aufführung stattfinden und dass sich bei der nächstfolgenden voraussichtlich das Budget sich in engeren Grenzen halten wird.“
    Laudenbach erklärte sich bereit, auch in Zukunft „aus Liebe zur Sache“, sich dem Verein widmen zu wollen. Im zur Seite stand Professor Martens der bei den Übungen und Einstudierungen am Klavier saß, da Laudenbach nicht Klavier spielen konnte.
    Der vorläufige Ausschuss übernahm nun als Vorstand die Geschäfte des Vereins. Der am 23. April auch eine neue Satzung erhielt.
    Der Verein etablierte sich immer mehr und die Anerkennung und der Zuspruch in der Bevölkerung wuchs an, sodass für die Zukunft mit gesicherten und ausreichenden Einnahmen gerechnet werden konnte.
    Im Herbst 1880 legte Laudenbach sein Amt nieder, da ihn sein Beruf und die Veranstaltung und Durchführung seiner eigenen Sinfoniekonzerte, keine Zeit mehr übrig ließ, um die Leitung eines Vereins , zur Zufriedenheit aller zu führen.
    Der Verein suchte einen Nachfolger, der sowohl die Proben als auch die Klavierbegleitung übernehmen konnte und beides in einer Hand lag.Nachdem auch Martens zurückgetreten war und der Klavierlehrer Konrad Weyer zwischenzeitlich als zweiter Dirigent tätig war. An die Stelle von Dr. Martens trat Dr. Gustav Tornwaldt. Unter seiner Führung entwickelte sich die Mitgliederzahl von 114 auf 414.
    Dr. med. Gustav Tornwaldt war königlicher Sanitätsrat und wurde am 15. Mai 1843 geboren. Er stab am 20. November 1910. Am 29. Oktober wurde er zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.

  37. #37
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Liebe Leserschaft,
    da Gustav Tornwaldt zu meiner entfernten Verwandtschaft gehört, möchte ich an dieser Stelle einiges zu seiner Person ergänzen. Eine meine Urahnin Helene Lubitz schrieb in ihren Erinnerungen:
    "Der Vater meines Vaters Julius Eduard Dahms (der Herr hier links...A.d.V.)wurde am 27. Juli 1814 in Danzig geboren und seine Frau Elise - Marie (andere Quellen nennen Marie Elisabeth) wurde am 3 Mai 1814 als Pfarrestochter in Danzig geboren (gestorben am 5.7.1889 in Zoppot A.d.V.) . Sie hatte einen Bruder, der Superintendent von St. Barbara und dessen Sohn Geheimrat Gustav Tornwaldt - Spezialarzt für Hals-Ohren und Nase in Danzig Neugarten war".
    Tatsächlich wurde Gustav Tornwaldt am 14.5.1843 in Danzig geboren, studierte in Halle, Greifswald und später in Wien und promovierte 1866, um sich als Arzt in seiner Heimatstadt niederzulassen. Er war der Erstbeschreiber der lt. Bursa pharyngen(lis), einer gutartigen, flüssigkeitsgefüllten Zyste im hinteren Nasen-Rachenraum. Sie wird später und entsprechend seiner erschienenen Monografie 1885 auch "Tornwaldt - Zyste" genannt.
    Im Einwohnerbuch der Stadt Danzig wird er als "Dr. med., Sanitätsrat und Stadtverordn., E, Arzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Neugarten 7, Sprechstunden an jedem Wochentage von 9 - 12.Vorm." geführt.
    Das Gustav Tornwaldt die Danziger Singakademie leitete war mir neu. Schön wäre es ja, wenn man ein Foto von ihm hätte.
    Freundliche Grüße Frank Dahms

  38. #38
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Fortsetzung 28.11.
    Zunächst möchte ich Frank Dahms für seine Ergänzungen danken und fahre dann fort:
    Der bisherige Brauch, die Vereinsarbeit im Herbst zu beginnen, wurde dahingehend geändert, dass das Vereinsjahr am 2. Oktober beginnt und am 30. September endet. Den Vorstand sollten 12 Mitglieder bilden. Aufgrund dieser neuen Satzung wählte die Versammlung Dr. Carl Fuchs zum musikalischen Leiter.
    Carl Fuchs wurde 1838 in Potsdam als Sohn eines Organisten und Musiklehrer geboren. Er studierte Theologie und wurde Privatlehrer von Hans von Bülow (Hans von Bülow war der Schwiegersohn von Franz Liszt, der seine Tochter Cosima heiratete.) Fuchs entschied sich dann aber doch Musik, zu studieren, und übernahm 1869 eine Organistenstelle in Strahlsund. 1870 promovierte der zum Doktor der Philosophie. 1879 kam er nach Danzig, trat hier mit Konzerten auf, leitete 1880/81 den Gesangverein und wurde 1886 Organist in der Petrikirche und 1887 auch an der Neuen Synagoge bis 1907.
    Er gab zahlreiche Kirchenkonzerte und führte in Danzig. Er liebte den gepflegten Orgelklang der Orgeln von Max August Terletzi. Die Firma von August Terletzki aus Elbing führte 1891 einen großen Umbau der Anthoni- Dalitz (Orgelbauerfamilie Dalitz) Orgel aus.Terletzki baute ein komplett neues Instrument mit pneumatischer Traktur ( Ein –und ausschalten der Register) in den bestehenden Prospekt. Dabei wurden die Prospektpfeifen des Rückpositivs stumm gelegt, das Pfeifenwerk des Rückpositivs und Brustwerks wurde komplett entfernt und beide Werke wurden leer gelassen.Terletzkis neue Orgel verfügte über 56 Register und war von der Intonation her mit mehr Grund- und weniger Obertönen deutlich für das Romantische Klangbild ausgelegt.
    In den 1880er Jahren wurde August Terletzki (Elbing) unter anderem mit dem Neubau der großen Orgel in der St. Marienkirche zu Danzig betraut, die dann ein halbes Jahrhundert ihren Dienst getan hat.

    Seit 1887 schrieb er in der Danziger Zeitung, geistreiche Fachaufsätze, zu Opern und Konzerten. 1904 wurde er zum königlich preußischen Professor ernannt. Er veranstaltete ein Konzert bei Johann Uphagen (1731-1802), im Uphagenhaus in der Langgasse und vermittelte durch seine „Hörstunden“ und den Erläuterungen zu den Klavierkompositionen, eine musikgeschichtliche Bildung.
    Sein Orchesteramt beflügelte ihn ein Buch über „Takt und Rhythmus im Choral“ zu schreiben und eine Sammlung eines Choralmelodienbuches.
    Im ersten, von Fuchs geleiteten Konzert wurde das Orchester von der Kapelle des Grenadierregiments Nr. 5 gestellt

  39. #39
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    4.3
    Schon lange nicht mehr hier gewesen mache heute mit Karl Thiel weiter. Karl Thiel wurde am 13. April 1853 geboren und starb am 27. August 1900 03. Bereits 1872 trat er als Militärmusiker im Hessischen - Füsilier - Regiment Nummer ein, und kam im Oktober 1877 als Musikleiter des Grenadier- Regiments Nummer 5 nach Danzig, wo er, seit September 1881 volkstümliche Symphoniekonzerte veranstaltete. 1890 wurde er königlicher Musikdirektor. 1898 übernahm er die Leitung der Kapelle des ebenfalls in Danzig stationierten 2. Fußartillerieregiment. Bei den Aufführungen des Gesangvereins spielte er oft im Orchester die erste Violine. Er war der geborene Dirigent und erwarb sich um die Pflege der guten Musik in Danzig außerordentliche Verdienste.
    Das zweite Konzert unter Fuchs Führung gelang vortrefflich und war ein voller Erfolg. Auch die Kritiker lobten seine Ausführungen. Nur die Kritik des Berichterstatters der Danziger Zeitung, Musikdirektor Markull veranlasste Fuchs jedoch sein Amt noch vor dem Ablauf des Vereinsjahres nieder, zu legen. An seine Stelle wünschte man sich Collin, zu stellen der, seit Oktober 1839 wieder dem Vorstand angehörte. Dies lehnte er aber entschieden ab. So einigte man sich auf den Musiklehrer Franz Joetze der schon 1870 vertretungsweise den Chor eingeleitet hatte. Neun Jahre lang stand Joetze dann den Gesangverein als Dirigent mit großen Erfolg vor. Franz-Josef Joetze wurde am 9. Dezember 1839 in Marienwerder geboren. Er starb am 7. Januar 1914 in Halle. Er besuchte die Schulen in seiner Vaterstadt.
    Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitglieder wurde durch die Veranstaltung von Sommerfesten zu beleben versucht. Um deren Festveranstaltung machte sich der langjährige Ordner des Vereins Rentner Albert Weiß sehr verdient. Seine organisatorische Begabung bewährte sich hierbei ebenfalls glänzend wie bei den Vorbereitungen der großen Aufführungen, denen er sich mit liebevollen Eifer widmete. Der musikalische Teil der Sommerfeste bestand in der Vorführung einiger Chöre ohne Begleitung. Auch diese Einrichtung verlor nach einigen Jahren ihren Reiz und fand so geringe Beteiligung, dass sie bald danach einschlief.
    In diesen Jahren hatte der Verein wieder manche wirtschaftliche Schwierigkeiten zu überwinden. Obwohl in einer neuen Fassung der Satzung von 1883 der Betrag von zwölf Mark jährlich erhöht worden war, kam es doch immer wieder zu finanziellen Engpässen.
    Wer im Konzert mit singen wollte, musste wenigstens zwei Drittel der Übungen und sämtliche Proben im Orchester mitgemacht haben. In einem besonderen Zusatz zu der Satzung wurden außer den zwei Vereinsveranstaltungen ausdrücklich weitere Aufführungen zu „Benefizen“ wohltätigen Zwecken oder in Verbindung mit anderen Musikgruppen vorgesehen und ausgesprochen, dass die Mitglieder dazu freien Eintritt nicht zu beanspruchen hätten.
    Von außerordentlichen Erfolg war die Aufführung zur 400 jährigen Luther Feier in der
    Marienkirche die unter Joetzens Leitung`, am 9. November 1883 zusammen mit den meisten
    Mitgliedern des Männervereins stattfand. Es wurde “ Luther in Worms“ von Meinardus
    gesungen Mit einem großem Chor 330 Stimmen erschollen in der Marienkirche. Ludwig
    Meinardus (1827-1896) war ein deutscher Komponist und Musikschriftsteller. Das Oratorium
    „Luther in Worms“ entstand 1874.
    Für den Chor war ein Podium gebaut worden, das von der großen Orgel herab bis auf die Taufe reichte. die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt die Einnahmen waren so bedeutend, dass alle Solisten das anderthalbfache des vereinbarten Honorar erhielten. Anstelle der ausgefallenen Sommerfeste veranstaltete Joetze am 5. März 1890 eine Liedertafel die große Beteiligung fand. Bald danach am 25. März legte er sein Amt nieder. In einer außerordentlichen Generalversammlung wählte der Verein Georg Schumann zu seinem Nachfolger. Bei der Wahl ergaben sich Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung der Paragrafen der Satzung, die daher geändert und 1891 neu gedruckt wurde. In ihr wurde festgelegt, dass der Dirigent nicht dem Vorstand angehört. Bemerkenswert ist auch die Bestimmung, nach der die Mitglieder zu jeder Aufführung des Vereins je zwei Eintrittskarten erhalten sollten.
    Georg Schumann wurde am 25. Oktober 1866 geboren er erfuhr seine musikalische Ausbildung in Dresden und Leipzig. Er war schon 1890-1896 als Dirigent des Danziger Gesangsverein tätig und ging dann nach Bremen, wo er die Leitung der Philharmonie bis 1899 innehatte. 1900 wurde er zum königlichen Professor ernannt und an die Spitze der Berliner Singakademie berufen.

  40. #40
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Wollte heute ein wenig weiterschreiben, doch plötzlich ist die ganze Datei weg. Ich finde sie nicht mehr auf meinen Computer. Bleibt mir wohl nichts übrig meine Beiträge, zu kopieren.

  41. #41
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Die Erwartungen, die sich an Schumanns Berufung knüpften, wurden voll übertroffen. Die Zahl der aktiven und passiven Mitglieder nahm erfreulicherweise zu. Die Kassenverhältnisse gestalteten sich erfreulich. Am 6.und 10. Dezember 1892, beging der Verein unter Führung von Schumann, sein 75 jähriges Jubelfest. Im zielorientierten Zusammenwirken mit Schuhmann, hatte sich um die Ausgestaltung und Ausrichtung der Feier, der Geheime Justizrat Birnbaum, äußerst verdient gemacht.

    Landesgerichtsdirektor Geheimer Justizrat Birnbaum, wurde 1890 als Beigeordneter in den Vorstand gewählt, deren Vorsitz er 1891 übernahm. Als er 1896 schwer erkrankte und das Amt niederlegen musste, hielt man die Stelle frei, und hoffte Schumann würde zurückkehren. Aber schon am 26. November 1896 verstarb Schumann. Er wurde tief betrauert. Der Verein danke ihm, weil er“ mit großer Umsicht und nie ermüdenden Eifer“, den Verein geführt hatte.

    Der erste Abend des Festes brachte einen von Dr. Johann Scherler, Direktor der Mädchenschule, verfassten und von Fräulein Louise Fewson, gesprochenen Prolog, zu Händels Oratorium“ Judas Makkadäus“. Die Aufführung war ein großer Erfolg.

    Ferdinand Reutener war die tragende Säule der Gesellschaft und sang auch in diesem Oratorium. Insgesamt sang er zum 29. Mal für die Gesellschaft. Am zweiten Abend stand ein Konzert mit Chor-und Orchesterwerken auf dem Programm. Zu Beginn wurde von der Kapelle des Grenadierregiments Nr.5, unter Leitung von Schumann, das Vorspiel zu Wagners Oper „Die Meistersinger“, und zum Schluss, das e-Moll Konzert von Chopin gespielt, indem Schumann, seine hervorragenden Kenntnisse am Klavier erneut unter beweis stellen konnte.
    Der Saal war ausverkauft und das Publikum, spendete einen langandauernden Beifall.

    Zum Jubelfest erschien eine „Chronik des Danziger Gesangvereins“, die aus der Feder von Oberlehrer Dr. Richard Medem stammte, der Schriftführer der Gesellschaft war. Sie ist der erste umfassende Bericht über den Verein und stellt heute eine wichtige historische und authentische Quelle dar. (Vielleicht besitzt sie jemand?).
    Nach achtjähriger Pause erklang unter Schumanns Leitung auch wieder die Matthäuspassion, BWV 244, von Johann Sebastian Bach in Danzig. Trotz einiger Schwierigkeiten kam es am 25.April 1893 zur Aufführung. In den folgenden drei Jahren führte Schuhmann, regelmäßig am Karfreitag das Werk auf.

    Auf seine Anregung hin wurden kleinere Konzerte, sog. Abendunterhaltungen, im Apollosaal am Langenmarkt des „ Hotels du Nord 39“ veranstaltet, um den Mitgliedern, weitere Veranstaltungen bieten, zu können. Mitglieder mussten lediglich 50 Pfennig, Nichtmitglieder eine Mark zahlen.

    Nach den großen Erfolgen die Schuhmann hatte, löste es großes Bedauern aus, als er mitteilte, dass er nach Bremen gehen würde. Im Jahresbericht 1895/96 wurde Schumann gewürdigt, da er das „ musikalische Leben unserer Stadt neu gestaltet, insbesondere unseren Verein auf eine glänzende Höhe seiner Leistungsfähigkeit geführt hat, dafür danken wir ihm.“



  42. #42
    Forum-Teilnehmer Avatar von sarpei
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Belcanto,

    die angesprochene Chronik ist in der Sächsischen Landesbibliothek zu finden. Vielleicht kannst du über Fernleihe an das Exemplar kommen ...

    http://katalog.slub-dresden.de/primo...fromLogin=true


    Viele Grüße

    Peter

  43. #43
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Klasse Peter, das hätte ich nicht gedacht. Vielen Dank für den Hinweis.

  44. #44
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo liebe Landsleute, ioch bin noch da. Hatte ein paar gesundheitliche Probleme und wenig Zeit, werde demnächst wieder weiter machen

  45. #45
    Administratorin Avatar von Beate
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Belcanto,

    schön, wieder von Dir zu hören! Gute Besserung weiterhin, gute Erholung; lass Dir Zeit, wir warten dafür gerne!

    Herzliche Grüße Beate
    ..wirklich? Taktgefühl ist nicht nur ein Begriff in der Musikwelt?

  46. #46
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Fortsetzung 20.7.
    Schuhmanns Nachfolger trat am 3. Oktober 1896 sein an. Es war der Königliche Musikdirektor Ludwig Heidingsfeld aus Liegnitz. Ludwig Heidingsfeld wurde am 24.März 1854 in Schlesien geboren. Er besuchte das Gymnasium. Er war Musiklehrer am Sternschen Konservatorium in Berlin, welches den großen und bedeutenden Konservatorien gehört. Danach war Heidingsfeld Dirigent verschiedener Chorvereinigungen an den Singakademien in Glogau und Liegnitz. Von 1896-1990 war er Direktor der Singakademie Danzig. 1892 wurde er zum Königlichen Musikdirektor und 1914 zum Professor ernannt. Er wohnte in Zoppot.
    Heidingsfels setzte Schumanns Tradition fort und veranstaltete weiterhin die Abendunterhaltungen verlegte sie aber Werktags und legte die Eintrittsgelder fest. Diese Maßnahmen erwiesen sich allerdings als unwirtschaftlich. Es wurden keine Überschüsse, sondern Fehlbeträge erwirtschaftet. Diese Misere wurde durch die Jahreberichte deutlich gemacht. Schließlich unterblieben die kleinen Konzerte ganz.
    Am 21. September 1899 stellte Heidingsfeld den schriftlichen Antrag den „ Danziger Gesangverein“, fortan in „Danziger Singakademie umzutaufen. Die Hauptversammlung, die am 25. September stattfand, erkannte die Gründe an, die für diese Umbenennung angeführt wurden und führte aus: „Die Verwechselung mit ähnlich klingenden Vereinsnamen würde verhindert, und da die ersten Gesangvereine sich auch anderswo“ Singakademien“ genannt hätten, wäre es nötig, dem Beispiel zu folgen, um schon von vorn herein als der führende Verein eingeschätzt zu werden.“
    Den heutigen Namen trägt der Verein also seit 25. September 1899. Am 1. Januar schied Heidingsfeld auf eigenem Wunsch aus dem Verein aus. Das zweite Vereinskonzert konnte nicht mehr unter seiner Leitung stattfinden.
    Kapellmeister Frank übernahm für diese Veranstaltung den Taktstock. Karl Frank erhielt seine musikalische Ausbildung durch Kapellmeister Dessoff in Wien. Frank war 25 Jahre als 1. Kapellmeister an verschiedenen Opernbühnen tätig. 1882-1886 war er ständiges Mitglied (musikalischer Assistent) unter Richard Wagner in Bayreuth. Seit 1899 lebte er nun in Danzig. Bis 1916 leitete er den Danziger Männer-Gesangverein und war als Musikkritiker der Danziger Neusten Nachrichten tätig.
    In der Zwischenzeit war Dr. Med.Scharffenorth zum Vorsitzenden gewählt worden und die Geschäfte des Vereins erfolgreich gestaltete.
    Dr. med.Ernst Scharffenorth, war Sanitätsrat. Er war 1860 als Sohn deutscher Eltern in Warschau geboren. Bald danach siedelte die Familie nach Danzig um, wo er von1868-1878 das Städtische Gymnasium besuchte. Nach dem Studium und der Approbation, zog er 1885 nach Danzig, die er als eine Vaterstadt bezeichnete ließ sich als Arzt nieder und übte auch bis 1888 die Tätigkeit eines Assistenten am Diakonissen- Krankenhaus aus. !885 trat er in den Danziger Gesangverein ein und wurde 1889 Stimmvorsteher(Stimmvorsteher hier wohl im Sinne von Leitstimme) im Bass, 1899 stellvertretender Vorsitzender. 1900 Wahl zum Vorsitzenden.
    Der durch Heidingsfeld Amtsniederlegung freigewordenen Posten des musikalischen Leiters wurde durch einstimmige Wahl Fritz Binder aus Zweibrücken anvertraut. Binder genoss einen hervorragenden Ruf und galt als tüchtiger Chorleiter und hervorragender Klavierspieler.
    Ich stelle ihn das Nächste mal vor.



  47. #47
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Belcanto ! Schon lange verfolge ich Deine Singakademie. Wollte immer fragen ob es da eine Liste der Mitglieder gibt. Meine Tante Martha Eckman, von der Hirschgasse, war bestimmt in den Jahren in denen ich aufwuchs, ein Member, an verschiedenen Tagen ging sie immer zu Proben. Liebe Gruesse von der Feli

  48. #48
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Hallo Feli. Die Namen stehen gewiss in der Chronik. Die müsste ich mir mal von der Bibliothek ausleihen. Ich habe eine Frau Ida Ekman aus Berlin gefunden?
    Viele Grüße

  49. #49
    Forum-Teilnehmer Avatar von Felicity
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    Standard AW: Danziger Singakademie

    Danke Belcanto ! Tante Martha war beinahe taeglich bei uns und eine wichtige Person in unserem Leben. Sie war nicht verheiratet, hatte ihre Eltern gepflegt und als die starben waren wir sehr wichtig fuer sie. Liebe Gruesse von der Feli.

  50. #50
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    Vielleicht finde ich sie noch. Welche Stimme hat sie gesungen, Feli?

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