Schönen guten Nachmittag,
"Spiegel" bzw. "Spiegel online" thematisieren gerade den Punkt "TÄTERKINDER". In der neuesten gedruckten Ausgabe, aber auch online: http://www.spiegel.de/einestages/naz...-a-964506.html
Meine persönlichen Gedanken dazu: Das ist keine Anklage, es ist eine Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte.
Almut Siebel, die in "Spiegel online" die Suche nach der Geschichte ihres Vaters schildert, war von ihren Eltern nie aufgeklärt worden. Aufgeklärt im Sinne von Verstrickungen möglicher von ihm begangener Verbrechen. Auch unser Forum-Mitglied Birke Rühle / Grießhammer, die in ihrem Buch "Der Entnazifizierte" (ISBN 978-3-8301-1540-3) versucht, Verstrickungen ihres Vaters in der NS-Zeit nachzugehen. Wir haben weitere Teilnehmerinnen (Delia / MeinEichwalde und Petra Pauls / Malani sowie andere) deren direkte Angehörige unabdingbare Stützen des Regimes oder auch an Verbrechen beteiligt waren. Wir haben Forum-Teilnehmer/innen deren Väter/Großväter dafür hingerichtet wurden.
Nicht Jeder bringt die Kraft auf, darüber zu sprechen. Nicht immer lässt sich beweisen was war. Oft wurde verschwiegen. Den Kindern und Enkeln, mittlerweile auch Großenkeln gegenüber. Aber manchmal fingen diese an, sich mit erhaltenen Antworten nicht mehr zufrieden zu geben. Oft, meist sogar, ist es nicht mehr möglich, zufriedenstellende Antworten zu erhalten. Unsicherheit bleibt, beschäftigt Kinder, Enkel, Großenkel.
In meiner weitläufigen Familie gab es Mitläufer und Opfer, - ob Täter?, ich weiß es nicht. Eine Großtante war in Stutthof interniert, einer ihrer Brüder zeitgleich dort Wachmann, von Schießstange versetzt oder abkommandiert. Und in ganz weit entfernter Verwandtschaft zeichnet sich mehr ab.
Ist das heute noch ein Thema? Muss nicht irgend wann mal Schluss sein? Was veranlasst Almut Siebel, aber auch unsere Forum-Teilnehmerinnen Birke Rühle, Delia Güssefeld und Petra Pauls darüber zu sprechen? Ich frage das zuspitzend als "agent provocateur", als jemand der auch mit solchen Fragen versucht, Antworten zu erhalten.
Wie kann es sein, dass wir, zumindest einige von uns, noch unterschwellig Schuld empfinden? Ist die Motivation sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen überhaupt ein Schuldempfinden? Oder was ist es? Reine, pure Neugierde? Warum?
Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang