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Thema: Geschichte des Danziger Hauptes

  1. #1
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard Geschichte des Danziger Hauptes

    Schönen guten Nachmittag,

    nur wenige Flecken Erde im Werder weisen eine so lange und interessante Geschichte auf wie das Gebiet an der Schleuse zwischen Danziger und Elbinger Weichsel. Nur wenige Gebiete waren über Jahrhunderte hinweg so heftig umkämpft, hatten eine so wichtige strategische Bedeutung für die Stadt Danzig.und deren Feinde.

    Dort am Danziger Haupt (Gdańska Głowa) befand sich eine Befestigungsanlage mit anfangs vier Bastionen, die 1626 erstmals von den Schweden eingenommen wurde. Die größten Erweiterungen wurden von den Schweden nach einer zweiten Besetzung zwischen 1656-1659 vorgenommen.

    Es gibt viel Literatur zu den dortigen Geschehnissen, zu den Belagerungen und Besetzungen durch Schweden, Russen, Franzosen, Preußen, aber bisher habe ich noch keine durchgängige Geschichte von den Anfängen bis zur Beseitigung der Reste Ende des 19. Jahrhunderts gefunden. Und es war für mich bisher auch sehr schwierig, Näheres zu erfahren, vor allen zu den Anfängen und zur Zerstörung dieses riesigen Befestigungsbauwerks. Ebenso schwierig ist es, anhand alter Karten die ich teils im Original vorliegen habe (Pufendorf, Hohmann, Merian, Bodenehr), das Fort in Deckung zu bringen mit der heutigen Landschaft. Natürlich kann man auf ein paar hundert Meter genau bestimmen was wo lag, aber ich denke, dies müsste noch viel genauer möglich sein. Ich werde deswegen auch im nächsten Monat im Staatsarchiv und in der Stadtbibliothek zu recherchieren beginnen.

    Hat evtl. jemand von Euch Hinweise, wann vor 1626 der Bau der Befestigungsanlagen in Angriff genommen wurde? Wie sahen die Anfänge aus? Gibt es davon evtl. Karten, Pläne, alte Stiche?

    Hier ein Stich aus dem Jahr 1626: http://www.vintage-maps.com/zoomify/...ge=10072_0.jpg

    Ich werde Euch in der nächsten Zeit mehr über meine Recherchen und die daraus folgenden Ergebnisse berichten.

    Viele Grüße aus dem Werder
    Wolfgang
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  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Geschichte des Danziger Hauptes

    Einen schönen guten Tag,

    falls die Franzosen am Anfang des 19. Jahrhunderts eine Karte erstellt haben, wäre das die richtige Basis zum Vergleich - die stimmen meist auf den Zentimeter.

    FF sollte man auch aus dem 19. Jh. suchen:
    - preussische Landesaufnahme (militärisch od. zivil)
    - Karten zum Urkataster
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

    Max Böttcher, Ing. bei Schichau (aus Beesenlaublingen & Mukrena);
    Franz Bartels & Co., Danzig Breitgasse 64 (aus Wolgast);
    Familie Zoll, Bohnsack;
    Behrendt, Detlaff / Detloff, Katt, Lissau, Schönhoff & Wölke aus dem Werder.
    Verwandt mit den Familien: Elsner, Adrian, Falk.

    http://bartels-zoll.blogspot.de/2012/07/ahnentafeln-zoll.html

  3. #3
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard AW: Geschichte des Danziger Hauptes

    Schönen guten Nachmittag,
    hallo Rudolf,

    die Festung wurde von den Franzosen 1807 besetzt. Aber auch darüber gibt es nur unklare Informationen. Bisher habe ich nicht erfahren können was von der Festungsanlage zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch bestand. Gekämpft wurde dort immer, aber es kann sein, dass große Teile der Anlage bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts niedergelegt wurden, da seiten Polens und Danzigs die Befürchtung bestand, dass das dortige Fort immer wieder dazu benutzt werden könnte, die Wassermassen aus der Danziger Weichsel in die Elbinger Weichsel umzuleiten um den Handelsverkehr auf der Danziger Weichsel zu kontrollieren oder zu unterbinden.

    Was tatsächlich geschah, also was und wie und wann über die Jahrhunderte hinweg chronologisch genau auf dem Gebiet des Danziger Hauptes geschah, das fand ich bisher noch nirgendwo geschrieben.

    Viele Grüße aus dem Werder
    Wolfgang
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  4. #4
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Geschichte des Danziger Hauptes

    Hallo,

    zumindest gibt es ein Buch von 1807, was allerdings auch nur 1807 zum Gegenstand hat:

    Die Belagerung von Danzig im Jahre 1807, verlegt 1909 Verlag Posen und Leipzig bei Johann Friedrich Kühn.


    Da geht es um solche Dinge. Habe das Buch aber nur zum Teil gelesen.

    Tschü.......

  5. #5
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard AW: Geschichte des Danziger Hauptes

    Schönen guten Nachmittag,
    hallo Arndt,

    danke für den Hinweis auf dieses hochinteressant zu lesende Buch, das einen hervorragenden Eindruck von der Belagerung Danzigs und den damit zusammenhängenden Kämpfen verschafft. In diesem Buch bzw. in dieser Sammlung von Schriftverkehr und Bulletins werden Kämpfe um das Danziger Haupt auch erwähnt, so heißt es im 7. Bulletin vom 22.03.1807, dass ein starkes französisches Korps mit 4.000 Mann ein Korps des Kapitäns von Lagerströhm (ein Schwede/schwedisches Korps?), der das Haupt besetzt hatte, zersprengte.

    Es ist aber nirgendwo eine Aussage zu finden was denn da nun noch auf dem Danziger Haupt stand. Gab es die Bastionen oder Reste von ihnen noch? Befestigungswälle, Mauern, sonstige Türme, Wassergräben?

    Die Franzosen (und nicht nur sie) waren überall in der Nehrung, in Nickelswalde, in Steegen, in Stutthof. Ich vermute, dass Vieles auf dem Haupt schon geschleift war, da es sonst die Franzosen selbst mit 4.000 Mann nicht im Vorbeigehen hätten nehmen können.

    Viele Grüße aus dem Werder
    Wolfgang
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  6. #6
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard AW: Geschichte des Danziger Hauptes

    Schönen guten Nachmittag,

    eine neue Karte konnte ich meiner Sammlung hinzufügen:

    Name:  1626 ASC03566For Danziger Haupt Merian.jpg
Hits: 792
Größe:  372.0 KB

    Es zeigt das Danziger Haupt im Jahre 1626. Die Karte stammt von dem berühmten Kupferstecher Matthäus Merian, der sie in seinem I.Band seines Geschichtswerkes "Theatrum Europaeum" 1635 veröffentlichte. Der Kupferstich muss also zwischen 1626 und 1635 entstanden sein.

    Dieser Stich ist die älteste mir bekannte Abbildung des Danziger Hauptes. Ein Vergleich der Schanze mit den Bauwerken auf späteren Stichen zeigt zahlreiche Abweichungen. Interessant ist insofern die grundsätzliche Frage inwieweit sich die damaligen Stecher von Fakten und/oder ihrer Phantasie leiten ließen.

    Viele Grüße aus dem Werder
    Wolfgang
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  7. #7
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    Standard AW: Geschichte des Danziger Hauptes

    Schönen guten Morgen,

    als ich im August dieses Thema startete, befürchtete ich mühevolle und zeitraubende Recherchen. Ich stellte jedoch sehr schnell fest, dass es zum Danziger Haupt nicht nur viele alte (teils bereits digitalisierte) Druckwerke sondern auch große Archivalienbestände gibt. Es macht mir viel Spaß und Freude, das mir bereits jetzt vorliegende Material auszuwerten (ergänzt natürlich um neu Erhaltenes) um die Ergebnisse vielleicht einmal zusammenzufassen und zu publizieren.

    Obwohl sich das Danziger Haupt im Laufe der Jahrhunderte durch Schleifungen, Deichbaumaßnahmen, Schleusen und sonstige Baumaßnahmen stark veränderte, ist es doch möglich, anhand exakten historischen Kartenmaterials teils bis auf wenige Meter genau zu sagen, wo sich was befand und wo sich was ereignete. Täglich finde ich Neues heraus, auch nachher werde ich mich wieder per Fahrrad zum Haupt aufmachen.

    Die beste bisher entdeckte Karte von der Belagerung des Hauptes 1659 stammt von dem Festungsbauingenieur und Hauptmann Georg von Strackwitz, der nicht nur an den Kämpfen teilnahm sondern die Geschehnisse als Zeitzeuge dokumentierte. Die Karte ist auch online zu finden unter http://www.deutschefotothek.de/docum.../df_dk_0010265 (zur Detailerkennung Lupenfunktion nutzen)

    Viele Grüße aus dem sonnigen Werder
    Wolfgang
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  8. #8
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    Standard AW: Geschichte des Danziger Hauptes

    Schönen guten Morgen,

    auf der von mir in meinem letzten Beitrag vom 13.10.2014 erwähnten Strackwitz-Karte ist die Geschichte der Befreiung des Danziger Hauptes von 1659 zu finden. Hier der Text:

    =====
    [Kartenbeschreibung bzw. Text unterhalb der Karte]
    Grundriß der Nahmhafften Vestung welche auf dem Weißel-Haupt der Stadt Dantzig zugehöriger Nehrung von Kön-Maj in Schweden CAROLO GUSTAVO 1656 Erbauet und von der Stadt Dantzig Kriegsvolk 1659 den 2. 8br Belagert auch noch d: 20. xbr selbigen Jahrs durch Accord Erobert worden
    =====

    [Rahmentext]
    Kurtzer Bericht / über diese im Grund-Riß abgebildete Belagerungs-Wercke / zu welcher Zeit dero Bau angefangen / und vollendet; nebenst weniger Beyfügung / was Denckwürdiges dabey fürgefallen.

    Demnach Ihre Majestät der König in Schweden / CAROL GUSTAV, das Königreich Pohlen unversehens mit einer Krieges-Macht überzogen / wie auch in Preussen / der meisten Örther sich bemächtiget: hat Er / unter andern / der Stadt Dantzig zugehöriges Nehrungs-Haupt (auf welchem / die Schweden im vorigen Kriege / eine feste Schantze/ erbauet die in Friedens-zeiten zum Theil wiederumb geschleiffet worden) abermalen / und viel stärcker als vor dem / befestiget / besetzet / auch mit allen nöthigen Zubehör / zur gnüge wol / und fast überflüßig versehen. Welches / ob es zwar die Stadt durch allerhand Anschläge / wiederumb in ihre Gewalt zu bringen versuchet / weil auß demselben dem Lande viel Schaden zugewachsen / hat sie doch solches nicht eher erhalten können / biß der Allergüttigste Gott aus besondern Gnaden / Ihr K. Maj. zu Pohlen und Schweden / JOHANNIS CASIMIRI, unsers Gnädigten Königs und Herrn abgenöthigte Krieges-Waffen / dergestalt gesegnet und befordert hat / daß die Königliche Polnische Armee, dabey etliche Keyserliche Völcker / unter des Krohn-Marchallen und Feld-Herrn Ihr. Fürstl. Excell. Herrn Georg Lubomiersky / General Commando, auch in Preussen die Überhand gewonnen / und daselbst nicht allein die Stadt Thoren glücklich erobert / sondern auch die Stadt Graudentz in kurtzer Zeit / mit gewaffneter Hand / Sieghafft bezwungen. Bey solchem Zustande nun / da diese Armee guten Fortgang hatte / der Feind aber / welcher zu allen Friedens-Handelungen sich hiebevor ungeneigt erwiesen / auch zu der Zeit / da dieselbe wiederumb auff die Bahn kommen / gnugsam spüren ließ / daß Er nicht anders / denn durch die hülffe der Waffen zum Frieden gebracht werden möchte: ward für gut befunden / weil an dem Nehrungs- Haupt den Schweden viel gelegen (massen Ihnen solches an stelle des See-Ports Pillau / gleichsam die Thür in das Land / und außdemselben war) daß selbiger Orth mit Gewalth angegriffen / der Feind aber zuforderst / weil Er seine meiste Macht in das Marienburgische Wärder gezogen / auch in demselben / über die Weichsel verfolget / und in der Stadt Marienburg nebenst andern befestigten Posten, eingesperret würde: wodurch alsdann mit gedachter Festung / desto leichter und gewisser etwas fürzunehmen. Welches alles nicht allein mit wolgefassetem Rat angefangen / sondern auch über vieler verhoffen / dafür GOtt Danck gesaget / nach Wunsch und Glücklich ist vollzogen worden. Nach dem nun die Löbl. Ordnungen der Stadt Dantzig die Resolution gefasset / und einen Schluß gemachet / das Nehrungs-Haupt mit allem Ernst anzugreifeen; ist solche Fortstellung dem Wolverordneten Kriegs-Rath commitiret: welcher / der Stadt Wohlbestelleten Kriegs-Obersten zu Roß und zu Fuß / Herrn Valentin von Winter / Ordre ertheilet / zu solchem Hochwichtigen Wercke / ohne verzug einen Anfang zu machen. Worauff Er

    den 25. Septemb. (nach dem alle Vorbereitung dazu angefertiget) Befehl gethan / mit einem Theil der Reuterey / und 12 Compagnien Musquetirer und Piquenirer, auch 200 commandirten Feur-Röhrern; wobey gewesen 3 Majors, als Alexander Thomesoune / Walter Sibers / Friederich Gerschow und drey Hauptleute / namentlich Andreas Steltzner / Johann Montgommery / Salomon Brandiß / (da dann zu mercken / daß jder Haupt-Mann / und höhere Officirer, 2 Comp. zu commandiren gehabt) nebenst 3 Canonen, und nöthiger Munition, als auch auff Wägen geführeten Fähr-Gefässen auß der Stadt / in das Dantziger Wärder bey Langen-Felde / an die Weichsel sich zu begeben. Allda Ihr. Königl. Majest. zu Pohlen und Schweden / Herr General Major Wilhelm Buttler / mit 600 zu Pferde / 500 zu Fuß /
    den 27. d.m. zu ihnen gestossen. Die zusammen bey Nacht / in der Stille / wie allbereits die Dantziger den Anfang gemachet / und ehe der Feind es inne geworden / über die Weichsel gesetzet daselbst im Aussen-Teich des Marienburger-Wärderschen Thammes / oberhalb Schönberg / ein Lager geschlagen / und sich verschantzet. Da dann folgendes Tages auch die Brandenburgische / unterm Commando des Hn. Johann Hill / am Haff beym Grentz-Kruge / in besagtes Wärder eingefallen / und sich da logiret. Vom wolgemeldten Herrn Obersten von Winter / ist auch zugleich

    Auff der Nehrungschen Seiten /
    folgende Anstalt gemachet; Daß
    den 26.Septemb. auß der Festung Weichsel-Münde 100 commandirte Feur-Röhrer und 50 Dragoner, auß der Stadt Dantzig 100 commandirte Feur-Röhrer / 2 Comp. Dragoner, und 3 Compag. Reuter / nach der Heubuden sich versamlet: Die /unter dem Commando des Major und Commendanten in der Festung Weichsel-Münde / Johann von Bobart / welcher mit Ihm hatte 1 Dragoner Haupt-Mann Peter Fuchs / bey der Reuterey / und 1 Haupt-Mann Georg von Strackwitz / bey den Feur-Röhrern / zusammen 300 zu Pferd / 200 zu Fuß / in die Nehrung nach dem Haupte gezogen / dasselbe zu berennen / und die Schweden in selbiger Festung einzuschliessen / damit das Außfallen / Plündern und Brennen im Lande / verwehret würde. Zu welchen

    den 1. Octob. 4 Städtische Compag. Fuß-Volck / unter dem Commando des Major und Commendanten in der Stadt Putzig / Georg Schuhr / bey dem der Haupt-Mann Matthias Hirsch und 4 Mündische Compag. Fußknechte mit Haupt-Mann Henrich von Vechelt / nacher Bonsack folgeten. Womit der H. Oberste v. Winter
    den 2. d.m. sampt vorbesagten Reutern und Feur-Röhrern / bey sich habende 3 Canons, mit nöhtiger Munition, rechtes weges von Bonsack und Rendezvous, nach dem Nehrungs-Haupt marchirete: schickende die obsagte Reuterey / unterm Commando des Dragoner Haupt-M. Fuchs; die Feur Röhrer aber / welche nebenst ihren Röhrern / auch halbe Lance und Schantzen-Werckzeug mit sich trugen / unter den Commando des Haupt-M. von Strackwitz vorauß / am Schmand-Berge hinter dem Alten Weichsel Thamme Posto zu fassen. Denen folgete das vorgemeldte Fuß-Volck / und formirete damit ein Lager hinter dem Thamm / vom Schmand-Berge an der Alten / biß an die Dantziger Weichsel: schnitt auch denselben Thamm zu einer Brust-Wehr ein. In welchem Lager der Major v. Bobart / wann vom Hr. Obr. v. Winter / die andere Quartiere sind ersuchet worden / commandirete
    Den 3. d.m. ward eine Batterie für 3 Canons am Schmand-Berge gebauet / von welcher man zu erst der Schweden ihre Schiffs-Brücke beschoß.
    Den 5. d.m. ist ausserhalb dem Weichsel-Thamm / die untere Brust-Wehr / mit ihren Aussen-Wercken angefertigt / und
    den 6. d.m. an der Dantziger Weichsel beym Gänse-Bruch / eine Redoute und Batterie in derselben / für 2 Canons gebauet. Auff welche / wie auch auff beystehende Reuter-Wache / die Schweden
    den 7. d.m. außgefallen: worden aber bald zurück geschlagen.
    Den 8. d.m. kam auß der Stadt Putzig Besatzung eine Compag. Fußvolck / und
    den 9. d.m. auß der Festung Weichsel-Münde eine Compag. Fuß-Knechte von Haupt-M. Vechelt / ins Haupt-Quartier. An dem Tage ward eine Batterie für 1 Falconet in den Alten Thamm bey No. 9 eingeschnitten / die Wache auffm Fürsten-Wärderschen Kirch-Thurm davon zu beängstigen / und das Eingucken ins Haupt Quartier zu verwehren.
    Den 10. d.m. sind auf dem Alten Thamm im Winckel bey No. 13 auf 3 Canons, wie auch im Schwedischen Vor-Schäntzlein am Gänse-Bruch zu 2 Canonen, Batterien angeleget.
    Am 14. d.m. worden allerhand Fähr-Gefässe zu Schönen-Baum angefertigt / und daselbst
    den 16. d.m. wie auch zu Prentzlaff / die Weichsels überfahrten in das Marien-Burgsche Wärder / mit Fähr-Leuten bestellet / und eine Wache dabey angeordnet.
    Den 17. d.m. machete am Abend die Soldatesque auß der Stadt an der Dantziger Weichsel / die von der Münde aber an der Alten Weichsel / den Anfang zu approchiren, und warff die zwo 1ste Redouten auff. So bald auch
    den 19. d.m. die Batterie für 2 Canonen neben der 1sten Mündischen Redout nur fertig worden / ist die obsagte Brücke / dieselbe desto besser zu ruiniren, Wasser-Paß davon beschossen. Diese gedachte Redouten, worden bey der Nacht mit einer Communication-Linie an einander gezogen / und in der Mitten eine gantze Redoute, neben solcher aber auff die Helffte / zwo halbe Redouten (die hernach geschlossen worden) aufgebauet.
    Den 20. d.m. kam Haupt-M. Brandiß auß dem Marien-Burgischen Wärder / mit 2 Compag. Dantziger Fuß-Volck ins Haupt-Quartier an.
    Den 22. d.m. ist ein Kessel auf 4 Mortier, innerhalb der Communication-Linie bey der Mündischen halben Redout außgegruffet.
    Den 23. d.m. kam auß dem Marienburgischen Wärder / 1 Compag. Dantziger Fuß-Volck von Haupt-M. Montgommery ins Haupt-Quartier an. Man hat ferner approchiret, und mit der Mündischen / wie auch Städtischen Soldatesque die 2te Redouten auffgeworfen. Bey der Städtischen Redoute ward am Ufer der Weichsel eine Batterie, zum gebrauch der 4 Canons, so wol die Schmehr-Blocker Schantze davon zu beschiessen / als den Entsatz in dieselbe zu verhindern / aufgeführet.
    Am 24. d.m. marchiret auß dem Marienburgischen Wärder in das Haupt-Quartier, Haupt-M Steltzner mit 1 Comp. Dantziger Fuß-Volck. In selbiger Nacht worden die Anlauffs-Schantzen mit einen Baur-Graben umbzogen / und für der Reuterey Anfall versichert.
    Den 25. d.m. sind die Hütten in der Communication-Linie gebauet / in welchen die Sodaten beharrlich logireten. Ein Schwedischer Außfall bey der Dantziger Weichsel ward zurück getrieben. Es ward auch auffm Alten Thamm bey No. 2 eine Batterie zu 4 Canonen gebauet.
    Den 26. d.m. worden die Communication-Linien von der 2ten Städtischen biß an dero halbe Redoute, und von der 2ten Mündischen biß auch an dero halbe Redoute gezogen: und folgende Nacht mit einem Baur-Graben versichert. Imgleichen sind dieselben hernach mit Soldaten-Hütten darin zu logiren, bebauet. In dieser Nacht geschahen vom Feinde zween Außfälle: Der Erste zu Roß und Fuß zwischen der Mittel und Mündischen 2ten Redoute, wichen aber nach hartem Gefechte zurück: der Zweyte zu Fuß allein an die Städtische Approche; mußten aber auch da / bey verspüreter Wachsamkeit / ohne Versuch bald nach Hause kehren.
    Am 28. d.m. ward ein kurtzweiliger Trummel-Schlager / in das Haupt an den Commendanten mit einem Schreiben abgeschicket; selbiger kam folgendes Tages mit einer Schertz- und Ernsthafften Antwort zurück. Zu beyden Seiten der Mittel Redoute, sind zwo Batterien hinter der Communication-Linie, jde von 3 Canonen, das Feld damit zu bestreichen / angeleget / welche man innerhalb dreyen Tagen verfertigte. Es worden auch anschleichende Schwedische Kundschafter / mit einer Salve gewillkommet / und zurück gewiesen.
    Den 30. d.m. ward von der Mündischen 2ten Redoute die Avancirende Linie mit einem Travers auffgeworffen / und folgenden Tages die 3te Redoute daran gehänget. Ebener massen ward von der Städtische 2ten Redoute approchiret, und der 3ten Redoute ihr Anfang gemachet. Auff welche Arbeiter / wie solche bey hellem Mondschein von den Belagerten vermercket und ersehen worden / ein starcker Außfall mit 3 Trouppen Fuß-Volck geschahe; worauf die Approchirer das Schantz-Werck verliessen / und zum bey sich habenden Gewehr griffen. Da sie dann einen harten Strauß bey einer Stundenlang miteinander zogen / biß die Anfallende zurücke getrieben / und an ihre Palissaten verfolget worden. Man begleitete aber die Dantziger dergestalt mit einem Canon- u. Kartetsch-Hagel zurück / daß nach geendigtem Gefechte / von denselben 11 Todte / und 19 Verwundete / weggebracht worden. Der Schwedischen Verlust / ist ihnen selbst am besten bekannt. Die / für solche Ersuch- und Begleitung / wiewol zu ihrer schlechten Vergnügung / auß Canonen und Mortieren gebührlichen Dank bekamen. Nachmals / nam die an Seit gestellete Schantzen-Arbeit / wiederumb ihren fortgang. Es worden auch Batterien in den Alten Thamm bey No. 12 und zwischen den Schwedischen Vor-Schäntzlein am Gänse-Bruch / jde für 2 Canons eingeschnitten.
    Den 31. d.m. worden durch eingeworffenen Feur-Kugeln in das Haupt / etliche Heuschober und Hütten in Brand gestecket.

    Am 2. Nov: uemzogen die Städtische u. Mündische 3te Redoute mit einen Baurgraben.
    Den 4. d.m. ward ein Kessel für 3 Mortier außerhalb der Mündischen Communication-linie, nebenst der Mittel Redoute angefertiget. Mit den herzunahenden Lauf-Graben / ward von der 3ten so wol Münd- als Städtischen Redoute, weiterverfahren.
    Den 6. d.m. kamen aus dem Marien-Burgischen Wärder Major Gerschow mit 2 Comp. und aus dem Dantziger Wärder Hauptm: Montgommery mit 1 Comp: Dantziger Fuß-Volck / ins Haupt-Quartier an.
    Am 7. d.m. worden die 4te so wol Münd- als Städtische Redouten Werckstellig gemachet / und diese in 4 / jene in 5 Tagen / zur Defension gebracht; auch beyde mit Palissaten umbher besetzet; und umb dieselbe ein Baur-Graben ausgeworffen.
    Den 8. d.m. ward die mittelste grosse Batterie für 6 Canons, und folgenden Tages die Mündische grosse Batterie in dero 3ten Redoute für 3 Canons, als auch die Städtische grosse Batterie für 4 Canons geschüttet / die Schieß-Scharten der Bolwercks Batterien davonzu ruiniren, wie auch die Schmehr-Blocker Schantze / von der Städtischen zu beschießen.
    Den 11. d.m. hat man von der 4ten Städtischen Redoute weiter fort gearbeitet.
    Den 14. d.m. sind abermalen Communication-linien von der mittelen grossen Batterie auff die 3te Mündische / und von der mittel Redoute auff die 3te Städtische Redoute gezogen; welche nachmals mit einem Baur-Graben versichert worden. Auch erbauete man auffm Alten Thamm beym Schwedischen Vorschäntzlein an der Dantziger Weichsel eine Batterie, 1 Canon darauff zu gebrauchen.
    Den 18. d.m. ist das Haupt-Quartier gegen die Winter-Logirung zusammen gezogen / ordentlich nach der Abstöckung mit Hütten bebauet / und vorlängst dem Gänse-Bruch befestiget.
    Am 19. d.m. ward von der 4ten Mündischen Redoute mit herzunahenden Lauff-Graben verfahren: und derselben 1 Mortier zugesellet. Da dann ungefehr bey 20 Schweden auff die Approchirer angeschlichen kamen / die aber / in angemerckter Wachsamkeit der Feur-Röhrer / ihr Fürnehmen unterliessen.
    Den 23. d.m. ward hinter die Städtische grosse Batterie 1 Mortier gebracht / aus welchem die Schmehr-Blocker Schantze geworffen worden.
    Den 24. d.m. erreicheten die Städtischen Sappirer die erste Reyhe Rahnen; derer 3 Reyhen hintereinander der Feind / zu verhinderung der Approchen, in die Erde gesencket hatte. Es worden auch Reuter-Wachen hinter die Städtische und Mündische grosse Batterien, schleunige Kundschafft ins Haupt-Quartier beyzubringen / angeordnet.
    Den 25. d.m. sappireten zugleich / so wol die Münd- als Städtische Völcker / eine neue geduppelte Communication-linie, nahe vor den Schwedischen Palissaten bey der Grabens-Borte / gegen einander. Die Städtische umbgruben daselbst ihr Corps-de-garde: die Mündische überdecketen solche mit einem Schirm-Dach. Bey welcher Arbeit das werffen der Granaten und Steine aus Händen angieng.
    Den 27. d.m. kamen die Mündischen Sappirer an die erste Reyhe; und dritten Tages hernach an die 2te Reyhe / der vorerwähnten Rahnen in der Erden.
    Am 29. d.m. ward abermahls ein Trummelschlager ins Haupt abgefertiget / und der Commmendant im Schreiben zum Accord ermahnet: der folgendes Tages denselben mit abschläglicher Antwort wieder heraus gelassen / vorgebende / daß er solches nicht verantworten könte u.d.g. Bath aber / für die mit heraus geschickte 40 Ducaten / Ihme / was er zur Trauer begehret / zukommen zu lassen.u.d.g.

    Den 1. Decemb. ist ein Kessel auff 3 Mortier außerhalb der Städtischen Communication-linie, nebenst der mittel Redoute ausgegraben.
    Den 2. d.m. gelangeten die Mündische Sappirer unter verdecktem Schirm-Dach an die 3te Reyhe Rahnen /so nahe an denen Schwedischen Palissaten, in der Erde vergraben lagen. Die Städtische Sappirer aber / erreicheten die 2te Reyhe Rahnen in der Erden.
    Am 3. d.m. ward ein Trummel-Schlager zum drittenmahl in das Haupt mit intercipirten Brieffen / und neuen Zeitungen aus unterschiedlichen Orthen / von der Schweden ihrem schlechten Zustande / abgeschicket; der am dritten Tage bey seiner Zurück-kunfft / diese Antwort mitbrachte: der Commendant könte das Nehrungs-Haupt / wo er sein Haupt behalten wolte / nicht aufgeben: bäthe aber um vergünstigung / die Leiche seines erschossenen Sohnes / in die Kirche zu Schönen-Baum beysetzen zu lassen / u.d.g. Es worden auch die grosse Batterien verlängert / daß auff der Städtischen 12 Canons, und auf der Mündischen 7 Canons stehen kondten. Auch gelangeten die Städtische Sappirer zur 3ten Reyhe Rahnen / an denen Schwedischen Palissaten liegende: woselbst sie nachmals mit einem Schirm-Dach sich verdecketen.
    Den 5. d.m. huben die Städtischen Sappirer etliche Palissaten aus / durch welches Loch / sie über den im Graben gelassenen Thamm / mit einem gar niedrigen und schmalen verdeckten Gang fortrücketen. Die Mündische Sappirer spickten
    den 6. d.m. einen Travers über die Schwedische Palissaten, bis an die äußere Abdachung des Thamm Ravelins L, welches die Schweden in wärender Belagerung mit dem Retrait-Ravelinchen M auffgebauet: da wann die Schweden die Erde wieder zurück warffen. Dieses zu verwehren / worden noch 2 andere Traverse übergespicket. Bey welcher kurttweiligen Arbeit / viel lustige Schertz-Reden und ernsthaffte Stösse vorfielen / in dem sie die Erde mit Hand-Steinen und Granaten vermenget / ohne aufhören einander zuschmissen.
    Den 7. d.m. marchirete Major Gerschow außm Haupt-Quartier mit 2 Comp. Fuß-Knechten nach Dantzig. Die Mündische sappireten noch eine neue Linie vorlängst an denen Schwedischen Palissaten, der Schweden Zugang in das Thamm-Ravelin L, dadurch zu verhindern. Es ward auch ein Trummelschlager zum viertenmahl in das Haupt gesendet / durch den / umb die Ubergabe / ernstlich angehalten worden; welcher den dritten Tag hernach vom Commendanten gelindere Antwort mitbrachte: Der unter andern sich beschwerete / daß wegen des hefftigen canonirens und Feur-werffens / Er mit seinen Officirern nicht eins zusammen kommen / und sich deßhalben bereden könte; bäthe demnach / man wolte gleichwol seine Reputation, als eines alten Caualliers, in acht nehmen u d.g. An diesem Tage worden auch das Proviant-Hauß und die Magazine zu erbauen angefangen. Die Mündische Sappirer huben mit fechtender Faust 3 Palissaten aus / und logireten sich zwischen dem Thamm-Ravelin L, wie auch vorgedachten Palissaten, und übergespickten Traversen. Darauff fingen die Belagerte an / ein Licht-Feur außer ihren Wercken / alle Nacht zu halten.
    Den 8. d.m. zündeten die Belagerten ihre zwey Spreng-Feur an / die sie in der Thamm-Ravelins Brust-wehr L gemachet hatten: thäten aber schlechte Wirckung.
    Am 9. d.m. ward besagtes Ravelin L, vor Mitter-Nacht mit 4 Rotten Feur-Röhrern / und 4 Rotten Musquetirern bestürmet; darauff die Belagerten / so bald die Brust-wehr erstiegen worden / in das Retrait-Ravelinchen M sich schleunigst begaben. Bey wärender Action, logireten sich die Mündische in die Brust-wehr des Ravelins L.
    Den 10. d.m. ward abermahl ein Trummel-schlager in das Haupt geschicket / die im Sturm hinterlassene 4 Cörper abzuholen. Es ward aber bald darauff von den Belagerten übergeruffen / daß man mit Feindseeligkeit einhalten möchte: da denn die Belagerer das Schiessen zwar einstelleten / die Arbeit aber aller Orthen fleißig fortsetzeten.
    Den 11. d.m. ist die Leiche des Commendanten Sohns / mit 3 Leichen der Belagerer heraus gebracht. Der hinein geschickte Trummel-schlager kam wieder / und brachte mit: daß der Commendant auff 3 Tage einen Still-stand zu machen begehre / in welcher Zeit er zum Accord schreiten wolte.
    Den 12. d.m. bestund die Weichsel / und worden folgendes Tages zu Abend / an stelle der / bey offenem Wasser gebraucheten Nacht-Wach-Boothen / Schild-Wachen auff das Eyß ausgesetzet.
    Am 14. d.m. worden die Geisel ausgewechselt: die Accords-Puncta übergeben / und dem Rath der Stadt Dantzig eingehändiget.
    Den 16. d.m. kam der Stadt Dantzig Kriegs-Rath ins Haupt-Quartier, und ward mit den Tractaten ferner verfahren. Zu mehrer beschleunigung aber derselben / ist
    den 18. d.m. eine Person aus Mittel des Kriegs-Raths gevollmächtiget / mit dem Commendanten allein zu tractieren.
    Den 19. d.m. kam Ihr. Königl. Majest: zu Pohlen und Schweden Leib-Compagnie Fuß-Knechte in das Haupt-Quartier marchiren. Es practicirete auch die Schwedische Generalität in Elbing / wie man im tractiren stund / daß durch einen Baur-knecht / ein offener Zettel mit Characteren geschrieben / in die Haupt-Festung gebracht würde / derselbe aber ward auffgefangen.
    Am 20. d.m. ist der Accord geschlossen / auch untergeschrieben. Und darauff die Posten L, G, I, den Dantzigern eingeräumet, die sie mit 150 Mann besetzeten.
    Den 21. d.m. ratificirete ein Rath der Stadt Dantzig die Accords-Puncta. Darauff
    am 22. d.m. der Auszug und über-gabe geschahe. Vor derselben / ist wärender Belagerung der Hauptfestung
    /
    Von Marien-Burgschen Wärders Seiten
    folgendes fürgenommen worden; als
    den 3. Octob. ward von der neu angefertigten Schwedischen Batterie c, auffm Weichsel-Thamm beym Garten oberhalb Fürsten-Wärder / aus 2 Canons den Haupt-Quartier hefftig in die Flanc gespielet / auch alle Schüsse aus der Haupt-Festung / im Haupt-quartier damit gekreutzet und dasselbe sehr unsicher gemachet. Welchen abzuhelffen / der Major Sibers vom Hn. Obr. v. Winter beordert worden / sich mit zween Haupt-Leuten / als Montgommery und Brandiß / und etlichen Dantziger Völckern / bestehende in 6 Comp. Fuß-Knechte etwa von 530 Mann / und 150 Feur-Röhrern / nebenst 16 Dragonern / aus dem Vor-Posto bey der Schönbergischen Fähre / als auch oberhalb derselben aus obgemachten Lager im Thammes Aussen-Teich / zu erheben / die Schweden vom Posto bey der Batterie c wegzuschlagen. Welcher zu Folge / er mit den Schützen vor anbrechendem Tage
    am 4. d.m. die Schweden daselbst überrumpelt / und 30 Gefangene mit 1 Lieutenant überkommen. Bey dieser Action kamen 2 Regimenter Schweden / stärcker dann 300 Pferde / von Marien-Burg / die Haupt-Festung zu entsetzen / anmarchiret; welche / der Commendant aus gedachter Festung / mit 4 Regiment-Stücklein / auch ungefehr 200 Fuß-Knechten verstärckete / auff die Dantziger des Orths damit loßzugehen. Wie diese aneinder gekommen / hat sich in gar hartes Treffen erhoben / welches (weil die Schweden über die Quellung und Thamm mit einer Brustwehr / die Dantziger aber mit zwo Brust-wehren / sich gegen einander verschantzeten) bey 8 Stunden lang gewähret. In dem aber die Schweden den Dantzigern nicht allein nach ihrer Flanc gezielet / sondern auch dieselbe umbringet / begaben sie sich in vorgemachten Garten und gebraucheten dessen Vortheils so tapffer / daß die Schweden mit verlust vieler Todten / als 26 Ober- und Unter-Officirer / unter welchen 1 Obr. Lieutenant 1 Major / 60 Gemeine Knechte / und 40 Beschädigte; auch mit hinterlassung eines Lieutenants / und 29 gefangener Knechte / (nachdem sie das Dorff Fürsten-Wärder in Brand gestecket) abziehen müsten. Von den Dantzigern sind in allem 20 Verwundete und Todte / mit 1 gequetschten Fähnderich gezehlet worden. Nach gehaltenem Gefechte / begaben sich die Dantziger den Weichsel-Thamm hinab nachm Kuckucks-Krug / welche sich
    den 5. d.m. über die Weichsel in die Nehrung setzeten / und daselbst logireten. Die Feur-Röhrer aber / verblieben mit Haupt-Mann Brandiß in der fertig gefundenen Schantze beym Kuckucks-Krug / und verwahreten der Weichsel über-fahrt daselbst.
    Den 6. d.m. resolvirete der Polnische Gen. Major Buttler / wie er aus dem Lager oberhalb Schön-Bergischen Fähre auffbrechen wollen / der Marien-Burgschen Schantze ein Frühstück zuzubringen. Nam also seinen March mit 1500 Mann zu Roß und Fuß den Weichsel-Thamm herab / und ließ in Reserve bey der Rothen Bude / den Major Gerschow und Hauptm Steltzner mit 4 Dantziger Comp. Fuß-Volck / drang und schlug mit den Pohlen gewaltsam durch alle Schwedische Vor-Posten hindurch / mit dem Fuß-Volck am Weichsel-Damm /mit der Reuterey im Felde / bis an ihre Batterie am Weichsels Vorschuß oberhalb gedachter Schantze / welches bey zwo Stunden lang ein hartes Gefecht verursachete; wobey ein Polnischer Capitain nebenst 40 Fuß-Knechten geblieben. Von Schwedischer Seiten worden 1 Rittmeister mit etlichen 40 Reutern (die Todten ungerechnet) in Neuteich / wohin sich vorgedachter Hr. Gen Maj. begab / gefänglich mitgeführet. Nach des Hr. Gen Maj. Buttlers Abzuge / setzeten bey Schön-Berg die itzt gemeldte 4 Danziger Comp: wiederumb über die Weichsel in das Dantziger Wärder.
    Am 13. d.m. ward die vor-Wache der Feur-Röhrer / von den Schweden / aus Janikendorff weggetrieben / die sich bis an den Kuckucks-Krug begaben. Wie nun
    den 16. d.m. von Ihr. Fürstl. Gn. dem Feld-Herrn Lubomiersky / auf ansuchen der Stadt Dantzig / die 600 zu hülff geschickte Reuter / unter dem Commando eines Keyserlichen Obr: und Frey-Herrn / Friedrich von Ratschin mit seinem Regiment / wobey ein Polnischer Obr. Lieutenant Johann Mundrim auch mit seinem Regiment / und I. Comp. Dragoner / im anzuge waren; und solcher Völcker annaherung (mit welchen / der Haupt-M: Nicolaus von der Linde aus dem Polnischen Lager auch angekommen) dem Hn. Obr. v. Winter nur kund gemachet worden: hat Er stracks darauff nachgesetzte Dantziger Völcker / unter dem Commando des Major Sibers beordert / aus der Nehrung beym Kukucks-Krug / mit dem Haupt-Mann Steltzner und Major Gerschow und Haupt-Mann Brandiß / 4 Comp. Fuß-Knechte starck / bey sich habende 3 Canons sampt dero Zubehör; wie auch Haupt-M. Fuchs / mit 2 Comp: Reuter / und 1 Comp: Dragoner / ungeseumet über die Weichsel in das Marien-Burgsche Wärder zu setzen / mit gedachter Keyserl. und Polnischer Cauallerie sich zu conjugieren, und auf die Marien-Burgische Schantze anzugehen. Welcher Major in folgender Nacht mit den Feur-Röhrern zu erst an den Thamm beym 2ten Travers oberhalb der vorgemeldten Batterie c; mit dem Musquetirern aber unterhalb der Baur-Trifft im Felde beym Garten / Posto gefasset. Die Reuterey gieng höher an übers Feld / die Schweden oberhalb einzusperren. Wie aber die Feur-Röhrer einen sprung förder biß an den nähesten Travers gethan / sind auch die Musquet. im Felde biß gegenüber der Feur-Röhrer erst gefasseten stand / fortgerücket.
    Den 17. d.m. avancirten in der Nacht so wol Schützen als Musquetirer, und fingen an / gegen einander über / die erste Redouten auffzuwerffen. Nach Mittage ward der Schweden ihre Cauallerie, die auffm Fürsten-Wärderschen und Berwolder Felde hielten / von der conjugirten Keyserl: auch Poln: und Dantziger Reuterey / in die Marien-Burgsche Schantze eingetrieben. Wärendes Schaarmützels / eroberten die Feur-Röhrer / der Schweden ihre Vor-Post am Thamm; und verbaueten sich daselbst mit einer halben / die Musquet: aber zu Abends gegen über im Felde / mit einer ganzen Redoute. Unterhalb dieser halben Redoute, ward im Thamm eine Batterie für 3 Canons eingeschnitten / das Thamm-Ravelin L davon zu beschiessen: und oberhalb ein Travers über den Thamm aufgeworfen; von dannen die Thamm-Approche angiengen. Unfern diesem Travers, ward nachmals oberhalb noch einne Batterie auf 3 Canons angeleget / aber keine Stücke darauf gebracht. Im Felde an der Quellung / ward unterhalb dieser gantzen Redoute das Lager für die Musquetirer und Piquenirer geschlagen.
    Den 18. d.m. gerieth abermals in der Morgen-Stunde bey Baren-Hoff / die conjugirte Cauallerie an die Schwedische der gestalt / daß diese die Flucht / in grosser Confusion, nach der Marien-Burgischen Schantze nehmen müsten / mit einbüssung etlicher Todten / und hinterlassung 1 Fähnderichs / auch 15 gefangener Reuter. Die Fuß-Völcker nahmen ihr Vortheil hiebey in acht / sowol Musquet: im Felde / als Feur-Röhrer am Thamm und setzeten auf die Schwedische Vor-Posten an / schlugen selbige heraus / verschantzeten sich in derer Wercke: und baueten sie Musquet: eine Batterie für 3 Canons, in Form einer halben Redoute im Felde; die Feur-Röhrer aber / vergruben sich im Schwedischen Travers über den Thamm. Von demselben ward eine Communication-linie über die Quellung auf der Trifft an die Musquet: gezogen. Die Schützen baueten auch daselbst am Thamm ihre Hütten und Läger. Und wie sie vorhin gethan / also verfuhren sie ferner mit sappiren im Weichsel-Thamm. Die Musquet: aber / fiengen am Abend
    den 19. d.m. aufm Felde eine Linie an zu approchiren. In dieser Nacht ward die über die Weichsel gelegte Schiffs-Brücke von den Schweden auffgehoben.
    Am 20. d.m. worden die Schweden an ihrem letzten Travers aufm Thamme / oberhalb am Weichsels-Anwachs / von den Feur-Röhrern überfallen / und nach dem solche in die Marien-Burgsche Schantze sich reteriret, ward von den Schützen solche Post besetzet; damit sie aber aus ihren Quartier an dieselbe verdeckt gelangen könten / müsten sie rück-werts einen Zugang sappiren. Dieser Travers ist / bey schliessung des Quartiers, zu einer Redoute gebrauchet worden.
    Den 22. d.m. ward nach einer Mitter-Nacht die Marien-Burgsche Schantze / von dem darinn liegenden Capitain mit bey sich habenden 6 Rotten / frühzeitiger als seine Ordre war / verlassen / weshalben er auch Fleisch / 2 Tonnen Bier / 5 Musqueten, u.d.gl. hinterließ / weil er solches / eile halber / nicht mit herüber nehmen können.
    Den 24. d.m. besetzeten zu erst die Dantziger solche leergelassene Schantze / weil / aus besorgung angelegter Minen / man solches nicht eher zu thun getrauet.
    Den 25. d.m. ward eine Batterie für 3 Canons aufm Thamm / oberhalb der Marien-Burgischen Schantze bey Berwolder Trifft angeleget. Und unterhalb dieser
    den 28. d.m. noch eine für 3 Canons in der Buchte des Thammes eingeschnitten.
    Am 30. d.m ist die formirung des Quartiers, zu beyden seiten gedachter Schantzen an dem Tamm / fürgenommen / und mit Hütten bebauet worden.

    Den 2. Novemb. ward ein Kessel im Thamm auff 2 Mortier unterhalb der Schantze angefertiget.
    Den 3. d.m. fieng man an / die Marien-Burgische Schantze auszufüllen / und über deroselben Brust-Wehr / eine Batterie für 4 Canons aufzuführen; von welcher die Haupt-Festung sehr überhöhet ward / und ihnen in die Carte gegucket werden konte: weshalben die Schweden / auff dero Walles Brust-Wehr / vorlängst der Alten Weichsel / sich blenden müsten. Diese Batterien Arbeit / ist den achten Tag hernach geendigt.
    Den 12. d.m. ist das Lager zu befestigen angefangen / und auff allen Nothfall mit Cauallerie darin zu logiern, angeleget worden.
    Und so viel von dieser Seiten. Nun ist noch übrig / was

    Im Dantziger Wärder /
    von Anfang bis Ende der Belagerung / die Dantziger fürgenommen; und

    I. Oberhalb der Schmehr-Blocker Schantze.
    Den 28. Septemb. marchirete Major Thomesoune mit 2 Comp. Fuß-Volck nach der Käse-Marcker Fähre / daselbst Posto zu fassen. Gegen welchem / die Schweden am Ende des Thammes beym Käse-Marcker Grossen Durch-Stich sich logireten.

    Den 4. Octob. avancirten die Dantziger bis an das Käse-Marcker Fähr-Hauß.
    Den 6. d.m. ist alles Fähr-Zeug nebenst 3 Canonen, Materialen, und was aus Dantzig an Gereitschafft mitgenommen / von Gemlitz / mit 2 Comp. Fuß-Volck vom Haupt-M: Steltzner / wie er aus dem Marien-Burgische Wärder kam / durch den Leczkower Durch-Stichs / ins Quartier bey Käse-Marcker Fähre herab geflösset. Die Überfahrt des Leczkower Durch-Stichs blieb vom Major Gerschow mit 2 Comp. Fuß-Volck besetzet und versichert. Es worden auch durch approchiren im Thamm / die Schweden aus obgedachten Logement, auff die andere seite des Grossen Käse-Marckischen Durch-Stichs versetzet; die Dantziger fasseten daselbst am Ende des Thammes ihre Posto; dessen gesicherter Zugang in 5 Tagen verfertiget ward. Sie macheten auch
    den 8. d.m. auff die Stelle des abgebrandten Fähr-Hauses eine Batterie, 3 Canons darauff zu gebrauchen / damit sie in 9 Tagen zu ende kamen.
    Den 12. d.m. marchirete Major Gerschow mit 2 Comp. und Haupt-M. Steltzner mit 1 Comp. Fußvolck / über die Dantziger Weichsel beym Eschen-Krug in die Nehrung / nach Schönen-Baum / Prentzlaff und Junkertroyl / welche daselbst so lange logireten, bis sie in das Marien-Burgsche Wärder übersetzeten.
    Den 17. d.m. ward eine Batterie für 2 Canons, am Ende des Thammes beym Grossen Käse-Marcker Durch-Stich eingeschnitten / welche Arbeit man in 12 Tagen vollführete.
    Am 20. d.m. ist bey der Rothen Bude gegen Käse-Marcker Fähre über eine Nacht-Wache auf Boothen angeordnet / wodurch auch die Correspondentz über die Weichsel gepflogen werden konte.
    Den 24. d.m. kamen aus dem Marien-Burgischen Wärder / diesen 4 Comp., noch 2 Comp. Dantziger Fuß-Volck / und 100 Feur-Röhrer / mit dem Haupt-M: Montgommery zu hülffe. Wovon 200 Mann auf 100 Pferden durch den Weichsels-Einlauff an den Thamm ritten / und die Schweden vom Käse-Marcker Aussen-Teich wegtrieben / also / daß sie in Boothen / nach der Haupt-Festung und Schmehr-Blocker Schantze / sich kaum salviren konnten: jdoch sind nicht mehr als 2 Gefangene von den 4 Rotten hinterblieben. Worauff in Boothen und zusammen gebrachten Fähr-Gefässen / 4 Comp. alsobald über den Grossen Käse-Marcker Durch-Stich übergeschiffet worden. Welche
    den 25. d.m. innerhalb Thammes ihr Lager schlugen / und dasselbe unterwerts an der Buchte traversirten. Sie approchireten auch von demselben Travers im Thamm; woselbst sie folgendes Tages etwas förder noch einen längeren Travers aufworffen. Sie beschlossen auch den Aussen-Teich
    den 28. d.m. mit einem Lauff-Graben / neben dem Ufer der Weichsel.
    Den 30. d.m. ist der Weichsel-Thamm bey dem ersten Travers durchschnitten. Von welchem

    am 2. Novemb. neben dem Thamm im Käse-Marcker Aussen-Teich / ein Lauff-Graben gemachet worden.
    Den 3. d.m. legte man im itzt gemeldten Aussen-Teich einen Kessel zu 1 Mortier an.
    Den 6. d.m. ward der Thamm noch einmahl zu Ende des itzt gedachten Lauff-Grabens / bey der rasirten Schantze durchgeschnitten / daß man verdeckt / aus dem ersten Durchschnitt / durch gemacheten Lauff-Graben / in diesen / und ferner in den geschmiegeten Travers, so
    den 8. d.m. auffgeführet / gelangen konte.
    Den 9. d.m. approchirete man von diesem zweyte Durchschnitt im Thamm / nach dem Kleinen Käsemarcker Durch-Stich / womit in 9 Tagen zu ende gekommen. Daselbst eine Batterie für 3 Canons ist eingesencket.
    Den 21. d.m. sind in der Nacht 12 Rotten Feur-Röhrer / durch den Weichsels-Einfluss bis an den Bauch im Wasser / zum Thamm / zwischen der Schmehr-Blocker Schantze und dem Schwedischen Schmalen Durch-Stich / oberhalb selbiger Schantze / gegangen / welche die Schwedische Vor-Wache im Kessel am Kleinen Käse-Marcker Durch-Stich überrumpelt / und ihnen die Retraicte abgeschnitten: daselbst 1 Capitain, 1 Fähnderich / 1 Feldwebel / 2 Sergeanten, 2 Corporals und 22 gemeine Knechte / gefangen bekommen. Und / nach dem sie daselbst Posto gefasset / haben sie ihre Approchen im Thamm / vom gedachten Schmalen Durch-Stich nach der Schmehr-Blocker Schantze geführet.
    Den 23. d.m. seyn sie nahe an die erste Reyhe der Palissaten gelanget / solche auch folgendes Tages ausgehoben / und ferner nach der zweyten Reyhe Palissaten sappiret. Wie sie sich
    am 26. d.m. an dieselbe gearbeitet / ruffeten gegen Abend die Gemeine Knechte aus der Schmehr-Blocker Schantze herüber; Wann sie könten gut Quartier erhalten / wolten sie sich ergeben. Welches ihnen / zusampt den Unter-Officirern versprochen / und mit ihrer Bagagie und Seit-Gewehr abzuziehen / gewilliget worden. Die Ober-Officirer hat man als Gefangene tractiret. Hierauff ward diese Schantze von den Dantzigern alsobald besetzet. Worinn überkomen 1 Capitain, 2 Lieutenants, 4 Sergeanten, 2 Corporals, 45 Gemeine Knechte / 1 Handlanger / 3 Eisene Geschütz / wie auch allerley Gewehr / Munition, und Proviant auff 3 Wochen u.d.g. Ein Büchsen-Meister und Feld-Scherer sind erleget / und darin begraben worden.
    Den 27. d.m. fertigte man in derselben gegen die Haupt-Festung eine Batterie an zu 3 Canonen.

    Den 1. Decemb. ist im Thamm / zwischen der Schmehr-Blocker Schantze und dem Schmale Durch-Stich / eine Batterie für 3 Canons, das Faussebray-Ravelinchen K, davon zu beschiessen, wie auch unterwerts neben solcher / 4 Tage hernach / ein Kessel zu 1 Mortier eingeschnitten worden.
    Den 7. d.m. hat man eine Redoute umb die Käse-Marcker Kirche gebauet / darin Munition, Proviant, u.d.g. zu verwahren; als auch eine Winter-Logis für die Völcker zu gebrauchen.

    II. Unterhalb der Schmehr-Blocker Schantze.
    Den 4. Octob. Hielten im Schmehr-Blocker Aussen-Teiche / und folgende Tage hernach / die Dantziger Dragoner eine starcke Wache / daß die Schweden den Thamm abwerts nicht auskunten.
    Den 18. d.m. marchirete außm Haupt-Quartier über die Weichsel beym Eschen-Krug 1 Comp. Dantziger Fuß-Volck von der Putziger Besatzung / nach gedachtem Außen-Teich / welche in der Buchte des Thammes mit auffwerffung einer Redoute Posto faßte / und oberhalb derselben zwerch übern Thamm einen Travers machte / zu welchen nachmals ein gesicherter Zugang verfertigt ward.
    Den 19. d.m. continuirte sie die Thamm-Approchen, und warff den zweyten Travers auff.
    Am 22. d.m. ward mit dem dritten Travers avanciret.
    Den 23. d.m. kam aus den Haupt-Quartier Major Schuhr / mit noch 1 Comp. Dantziger Fuß-Volck von Haupt-M: Montgommery / seiner Putziger Comp. zu hülffe / und schlug unterhalb der Redoute sein Lager.
    Den 25. d.m. ward eine Batterie für 2 Canons zu ende des Thammes am Schmehr-Blocker Durch-Stich angeleget / die Schmehr-Blocker Schantze zu beschiessen / und die Uberfahrt der Schweden über die Weichsel zu verhindern. Es sind auch die 5 Redouten nach einander / auf dem beflossenen Lande zu bauen angefangen / und nach 6 Tagen verfertiget worden.

    Am 28. d.m. ist dieses Quartier mit einem Trenchement versichert / und in 14 Tagen erbauet.
    Den 8. Novemb. ward eine Batterie für 2 Canons aufm Thamm beym mittelsten Travers, den Entsatz in die Schmehr-Blocker Schantze abzuwehren / eingeschnitten / und in 5 Tagen vollzogen.
    Am 24. d.m. giengen vor Tage aus den 5 Redouten, 6 Rotten Feur-Röhrer / durch den Weichsels Einfluß / zwischen der Schmehr-Blocker Schantze / und dem Schmehr-Blocker Durch-Stich / biß über den Gürtel im Wasser / an den Thamm: welches / so bald es die Schwedische Vor-Wache im Kessel gewahr worden / nam solche eilends die Flucht nach gedachter Schantze. Da ward geschwinde über den itzt gemeldte Durch-Stich / eine überzieh-Fähre angefestiget / Volck damit übergebracht / und Posto gefasset. Zugleich sind auch die Approchen mit einem Travers angefangen.
    Den 25. d.m. haben die Sappirer den zweyten Travers; den dritten aber Tages hernach auffgeworfen. Und so viel kürtzlich von der Belagerung. Folget mit wenigem eine


    Liste von Schwedischer Seiten:
    so viel man Nachricht haben können.

    I. Wie starck sich zu Anfang der Herr General Major und Commendant Niclas Dancuare Lillienströhm / in beschlossener Festung befunden: An
    CAVALLERIE, 7 Compag. als
    Herr Oberste Lettmat
    mit seinem Regiment von 5 Compag.
    Vom Güldenlauschen Regiment 2 Compag.
    Officirer bey der Reuterey.
    1 Oberster.
    4 Oberste Lieutenants
    1 Major
    3 Ritt-Meister
    2 Capitain-Lieutenants
    7 Lieutenants
    7 Cornets
    12 Quartiermeister
    INFANTERIE, 22 Compag. als
    Das Lilleheckische Regiment 8 Compag.
    Vom Skedings Regiment 4 Compag.
    Des General Maj Dancuarts Regiment 8 Compag.
    Der Dänische Esquadron 2 Compagn.
    Officirer bey dem Fuß-Volck.
    3 Oberste Lieutenants.
    3 Majors.
    16 Capitains.
    2 Capitain-Lieutenants.
    21 Lieutenants.
    10 Fähnderichs.
    112 Unter-Officirer.
    ARTILLERIE, dabey war 1 Major, 1 Fähnderich / mit noch anderen Officirern und Bedienten. Ist also mehr / denn 2000 Personen belagert worden: Wovon bewehrte Mannschaft ungefehr gewesen / über 300 Reuter / und bey die 1500 Fuß-Knechte.

    II. Davon ist an Bewehrter Mannschafft werender Belagerung abgangen; und sind
    1. Umbkommen / 1 Oberster Lieutenant zu Pferd / 2 Oberste Lieutenante zu Fuß / 1 Major zu Fuß / 2 Capitains / 1 Capitain-Lieutenant / u.a.m.
    2. Verwundet / 6 Capitain / u.a.m.
    3. Gefangen / 1 Ritt-M. 2 Capitains / 5 Lieutenants / 2 Fähnderichs / 12 Unter-Officirer, 190 gemeine Knechte
    4. Ubergelauffen / zu 13 mahlen 18 Mann; unter welchen 1 Sergeant, und 4 gebohrne Schweden waren. Von diesen ist viel Nachricht erhalten worden. Hergegen hat der Commendant nicht einen von den Dantzigern / von dem etwas zu erfahren gewest / wie viel Er auch darumb gethan / habhafft werden können.
    Wieviel noch so Ober- und Unter-Officirer, als Gemeine Knechte (außer den obgedachten / so den 4. Octobr. geblieben) erleget / oder natürlichen Todes gestorben / wie auch beschädiget worden / davon ist ungewisse meldung.

    III. Nach getroffenem Accord, sind auß dem Haupt marchiret: An
    1. Cauallerie, der Oberste Letmat / mit 4 Standarten / ungefehr stark 240 Reuter.
    2. Infanterie, das Lilleheckische / Skedings / und General Major Dancuarts Regiment / zu sampt dem Dänischen Esquadron, mit 13 Fähndeln / wobey etwa 440 Fuß-Knechte.
    3. Artillerie, 12 Regiments-Stücklein / 2 Quartier-Stücke / 2 halbe Cartaunen / 2 Mortiers / zusammt der Munition. Vermöge dem Accord: mit dero Artillerie-Bediente bey 46 Personen: und die / so zum Regiment-wesen gehören.
    4. Bagagie, u.d.g. Hiezu waren 130 auch mehr / Wagen und Schlitten verschaffet / worauff viel Krancke und Verwundete mit außgeführet worden: Zusampt 2 Carossen / 25 Stück Rind-Viehe / und über 60 Ziegen und Schaffe / u.d.g.m. Noch / die Diener / allerhand Gesindlein / Weiber-Volck / Krämer / und Frembde / so die Belagerung außhalten müssen.

    IV. Sind in der Haupt-Festung unter andern im Accord specificirte Personen geblieben; als:
    64 Knechte / mit 2 Unter-Officirer, welche Pohlen und Preussen waren; auch 72 Krancke und Beschädigte / so dem Commendanten nach der Ohr zugeschickt worden: mit noch 8 Juden / u.a.m.
    Daß also wol 1000 Personen zur Zeit des Accords noch darinnen gewesen.

    V. In der Festung ist von den Schweden hinterlassen.
    1. Auff den Wällen / an
    Metallene Stücke.
    2 die 3 Pfund schiessen.
    6 die 6 Pfund schiessen.
    6 die 12 Pfund schiessen.
    4 die 24 Pfund schiessen.
    Noch 1 grosser Metallener Mortier
    Eisene Stücke.
    11 die 3 Pfund schiessen.
    1 das 4 Pfund scheußt.
    2 die 6 Pfund schiessen.
    1 das 8 Pfund scheußt.
    1 kleiner Eiserner Mortier
    2. Im Zeug-Hause / an Munition und Armatur.
    50 Zentner Pulver.
    2300 Stück Kugeln.
    4 Zentner Bley-Kugeln
    690 Hand-Bund Lunten.
    400 Granaten groß u. klein.
    200 Musqueten.
    22 Dubbel-Haken.
    170 Piquen.
    35 Schlacht-Schwerdter. Und was sonst im Zeug-Hause erfordert wird.
    3. Im Proviant-Hause / an Vorrath /
    [?]9 Last Roggen / 49 Last Gerste / 5 Last Maltz / 13 Tonnen eingesaltzen Fleisch / 35 Achtheil Butter / etwas Hopfen / Mehl / Speck / Saltz / Erbsen / Grütze / und dergleichen Eß-Wahren mehr. Wovon dem Accord gemeß / die abgeführte Völcker biß an Orth und Stelle / sind erhalten worden.

    Liste von Dantziger Seiten.

    I. Wie starck dieselbe auß ihren Garnisonen gezogen.
    Zu Roß 6 Compagnien.
    3 Compag. Reuter / auß Dantzig / zu 60 Pferden / = 180 Pferde
    2 Compag. Dragoner, auß Dantzig / zu 60 Pferden / = 120 Pferde
    1 Compag. Dragoner, auß der Festung Weichsel-Münde / = 50 Pferde
    Summa der Reuterey / ohne Officirer / 350 Pferde
    Zu Fuß 22 Compagnien.
    Herrn Obr. Von Winters Regiment, auß Dantzig / 656 Mann
    Major Bobarts Regiment, auß der Festung Weichsel-Münde / 608 Mann
    Major Thomesoune Regiment, vom Neu-Garten / 500 Mann
    Major Sibers Regiment, vom Bischoffs-Berge / 501 Mann
    Major Schuhr auß der Stadt Putzig Esquadron mit einer Compag. / 105 Mann
    Major Gerschow Regiment, vom Holm / 499 Mann
    Summa des Fuß-Volcks / ohne die Officirer / 2869 Mann
    Mit dieser wenigen Mannschaft / ist nicht allein die Festung bestritten / sondern auch alle die Belagerungs grosse und schwere Schantzen-Arbeit / in so kurtzer Zeit verrichtet worden.

    II. Sind von denselben bey dieser Action
    Geblieben / 1 Fähnderich / 6 Unter-Officirer, 88 Gemeine Knechte / und 2 Artillerie-Bediente.
    Gequetschet / noch nicht anderthalb Hundert / darunter 3. Artillerie-Bedienete / und die Höhesten Officirer, 2 Lieutenants, und 1 Fähnderich gewesen.

    III. Auß der Festung sind die Schweden convoyiret, mit
    Reuterey / als / Ihr. Kön. Majest. zu Pohlen und Schweden Leib-Compag. 2 Dantziger Compag. Reuter / und 3 Dantziger Compag. Dragoner.
    Fuß-Volck / Ihr. Kön. Majest. zu Pohlen und Schweden Leib-Compag. 4 Dantziger Compag. auß der Stadt / 1 Dantziger Compag. auß der Festung Weichsel-Münde.

    IV. Obwol beyde Theile mit vielem Schiessen und Werffen einander hart zugesetzet / und zwar von den Belagerten insbesonderheit damit nicht gefeyert worden / so ist doch davon nicht gewisses zu setzen. Von den Belagerer / ist ungefehrlich wie beygefüget /
    Geschossen aus Räder-Geschütz / als:
    3-Pfündige / 6-Pfündige / 9- Pfündige / 12-Pfündige / 24 Pfündige / bey 5000 Kugeln
    Noch 18 Kartetschen; und 60 Granaten, aus Feur-Katzen verschossen
    Geworffen aus Mortieren / namentlich:
    30-Pfündige / 60-Pfündige / 70-Pfündige / 220-Pfündige / bey 800 Granaten und Feur-Kugeln.
    Noch aus kleinen Mortieren und Händen / an die 700 Granaten. Auch über 100 Stein-Würffe aus 220-pfündigen Mortiers.

    V. Die Haupt-Festung (in welcher der Ober. Lieutenant Siebers Commendant geworden) ward von den Dantzigern besetzet / mit
    Fuß-Volck / als 8 Comp. Musquetirer und Piquenirer, wobey 3 Hauptleute / namentlich / Steltzner / von Fechelt / und Hirsch: noch 3 Comp. Feur-Röhrer / auch mit ihren 3 Hauptleuten / namentlich / Johann Schidlitzky / Johann Riechenau / und Johann-Frantz Koch.
    Reuterey / 2 Comp. Reuter / 1 Comp. Dragoner, mit dem Hauptm: Fuchs / zusammen über 1500 Mann starck.

    Diesen kleinen Entwurf der Belagerung (so gut er hiesiges Orts für diese Zeit hat können gemachet werden) wolle der Kunst-liebende so lange verlieb nehmen / weil solcher auff vielfältiges Nachfragen und Ersuchen / für erst zum Vorschein gebracht / biß (geliebt es Gott) der vollkommene und bessere von 5 Rojal-Bogen groß / der ein mehrers in sich schleußt / und noch unterhänden / folgen wird. In welchem alle Actiones, Rencentres und Treffen / zu sampt der Haupt-Festung Quartiere, und Particulire Logemens oder Hütten / wie sie vor / und in der Belagerung gebauet waren / im Grund-Riß, wie auch die Profiele der Haupt-Festung / Vor-Schantzen / bedeckten Thammes-Gänge an selber Kesseln oder Vor-Wachen; imgleichen der Läger- und Approch-Wercke / so wol der Avancirenden als Communication-linien, in welchen letzt benenneten / man also wie im Lager logiret hat; ebener massen der Redouten, Batterien, Kessel zum gebrauch der Mortier / Corps-de-garden / überdeckten Sappen / und was auch demselben mehr angehöret / richtig nach der Masse / und Perspektivisch verzeichnet: benebenst die Thamm-Approchen auff die Schmehr-Blocker Schantze / weil solche in diesem kleinen Begriff zu prasentiren / nicht Raum gewesen / alles und ides / seinen nöthigen Bericht bey sich habende / werden zu ersehen seyn. Wobey abgebildet und angefüget werden sol / wie die Haupt-Festung von 4 Seiten vor der Belagerung ist anzuschauen gewesen: auch eine Land-Carte des Districts umb die Haupt-Festung: noch / das Schwedische Senck-Werck / der vermeineten Weichsels-Zuthämmung: mit einer Zugabe / der Geschmeidigen Fähre / so man bei übersetzung der Völcker und Canonen / über die Weichsel / gebrauchet hat / u.w.d.g.m.
    Wenn nun solcher versprochener Abriß / über fürgenommene Masse / nicht zu groß werden möchte / wäre bey demselben / wie das Haupt im vorigen Schwedischen Kriege / zu befestigen angefangen / und vergrössert / auch wie offt es hernachmahls / von zeit zu zeit verändert / und endlich / wie damals von den Dantzigern im Jahr 1635 dagegen gebauet worden / noch fürstellig zu machen.
    Was sonsten Merckwürdiges bey obgeschriebenen Angriffs-Wercken fürgelauffen / und bey dergleichen Fällen in Acht zu nehmen / soll (mit der Hülffe GOttes) ehest / dem Liebhaber der Kriegs-Bau-Kunst zum guten Nachricht dienende / besonders / wie man den Zwang-Bau / auf unterschiedene Arth hätte führen / und mit dem Wehr-Bau begegnen können / in etlichen Vorschlägen / und kurtzem Bericht / noch kund gethan werden / vom
    Georg von Strackwitz / Capitain und Ingenieur.
    =====

    Viele Grüße aus dem windigen Werder
    Wolfgang
    -----
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  9. #9
    Forum-Teilnehmer Avatar von Peter von Groddeck
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    Standard AW: Geschichte des Danziger Hauptes

    Hallo,
    wenn ich das richtig verstehe fanden diese Kämpfe gegen die Schweden 1659 statt. Von wann bis wann befanden sich Schweden in oder in der Gegend von Danzig?
    Gruß Peter
    Tue recht und scheue niemand.

  10. #10
    Administratorin Avatar von Beate
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    Standard AW: Geschichte des Danziger Hauptes

    Guten Abend, Peter,

    ich hab es jetzt nur kurz überflogen: wenn ich es recht verstehe, ließ schon Gustav II. Adolf 1623 Kriegsschiffe vor der Danziger Bucht aufkreuzen mit dem Ziel, die Danziger zur Neutralitätserklärung zu veranlassen...(Fischer: Danzig. Die zerbrochene Stadt, S. 144ff)

    Im Jahr 1655 marschierte dann Karl X über Pommern nach Polen ein....und erst am 20.12.1659 kapitulierte der schwedische General Dankwart von Lilienström: "Zwei Tage später waren die Schweden verschwunden!" (Fischer: Danzig.Die zerbrochene Stadt, S.152ff)


    Schöne Grüße Beate
    ..wirklich? Taktgefühl ist nicht nur ein Begriff in der Musikwelt?

  11. #11
    Forum-Teilnehmer Avatar von Peter von Groddeck
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    Standard AW: Geschichte des Danziger Hauptes

    Liebe Beate,
    herzlichen Dank für diese Info.
    Gruß Peter
    Tue recht und scheue niemand.

  12. #12
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard AW: Geschichte des Danziger Hauptes

    Schönen guten Abend,
    hallo Beate, hallo Peter,

    das, was Frank Fischer in seinem Buch mit "Zwei Tage später waren die Schweden verschwunden!" recht salopp umschrieb, also die Tage nach der "Kapitulation" am 20.12.1659 (de facto war es eine Kapitulation, aber im Vertrag wird von einem "Vergleich" gesprochen), stimmt so nicht. Die schwedischen Truppen "verschwanden" nicht einfach so -wie sollte das auch bei einer solchen Besatzungsmacht in so kurzer Zeit möglich sein?-, sondern sie zogen am 22.12.1659 mit ihren schweren Waffen, ihrem Lebendproviant (25 Rinder und 50-100 Schafe und Ziegen) sowie ihren Kranken und "Fraw und Kindern, Dienern, Reit- und Fuhrknechten, Jungen, Mägden und Marquetendern" ab und erreichten in einem gewaltigen Kraftakt über die winterliche Weichsel ab Nachmittag des gleichen Tages Heubude. Am Folgetag kamen sie in ihren vorgesehenen vorläufigen Unterkunftsorten Ohra und Guteherberge an wo sie bis zum 14.01.1660 blieben.

    Unter den kapitulierenden schwedischen Truppen (rund 1.000 Mann) hatten sich auch eine "gewisse Anzahl Polnischer Völcker", Preußen und Juden befunden, die laut Vertrag nicht mit abziehen mussten sondern auf dem Danziger Haupt verbleiben durften. Am 14.01.1660 wurden die schwedischen Truppen bei Schellmühl auf zwei Schiffe verladen und zusammengepfercht. Damit waren sie aber noch immer nicht in Luft aufgelöst, waren noch immer nicht "verschwunden". Denn auf Schiff bei Schellmühl wurden sie "wegen starcken Frostes und contrari Windes über 3 Wochen auffgehalten". Aber auch das war noch nicht Ende des Dramas. Peter Vogeten schreibt in seiner Chronik von 1661: "Wehrender welcher Zeit denn selbige Völcker durch Kranckheit sehr befallen, auch viele von ihnen gestorben sind". Kein Wunder, aberhunderte von Schweden auf engstem Raum zusammengepfercht, katastrophale hygienische und sanitäre Umstände, mangelhafte Verpflegung, eisige Kälte...

    Am 07.02.1660 legten dann die Schiffe bei leicht verbesserten Wetterbedingungen ab. Und erneut gab es Probleme. Ein Schiff geriet vor Reede auf Grund, und als es wieder frei war, hatte sich erneut der Wind gedreht und sie mussten im Putziger Wiek ankern. Erst am 01.03.1660 holten sie die Anker ein, ein paar Tage später waren sie bei gutem Südwind in Schonen und damit endgültig verschwunden.

    Nachdem die Schweden das Danziger Haupt aufgegeben hatten, war der Krieg praktisch beendet. Am 03. Mai 1660 kam es dann zum berühmten "Frieden von Oliva".

    Viele Grüße aus dem Werder
    Wolfgang

    P.S.: Quellen sind u.a. die bereits früher erwähnte Strackwitz-Karte sowie Peter Vogetens Chronik "Wahrhafftiger und gründlicher Bericht von Belager- und Eroberung der Haupt-Schantze in der Dantziger Nährung Anno 1659", 1661
    -----
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  13. #13
    Forum-Teilnehmer Avatar von Peter von Groddeck
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    Standard AW: Geschichte des Danziger Hauptes

    Hallo Wolfgang,
    vielen Dank für diese Ausführungen. Bleibt für mich die Frage, wann tauchten sie in der Region auf?
    Gruß Peter
    Tue recht und scheue niemand.

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