Recherche im Stadtarchiv Soest von G. Scharnowski
1010 km liegen zwischen den Hansestädten Soest und Danzig und doch war ein Soester Bürger Herr, D. theol. h.c. Dr. jur. utr. Hubertus Schwartz für 15 Jahre ein Bürger der stolzen Ostseehafenstadt Danzig.
Er war 1883 in Soest geboren, studierte in Heidelberg, Münster und Tübingen.
Über das pommersche Stargard wo Dr. Schwartz als Kämmerer tätig war, kam er im Jahre 1917 nach Danzig zunächst als Stadtrat.
Was hat Dr. Schwartz in Danzig vorgefunden? Wir erinnern uns. Im 1. Weltkrieg herrschte Lebensmittelknappheit, die durch eine Seeblockade der Engländer verschärft wurde. Die schlechte Gesamtversorgung mit führte in der Folge zu Hungerprotesten und Streiks. Der Höhepunkt der Nahrungsmittelknappheit wurde der berüchtigte "Steckrüben- oder Hungerwinter" im Jahre 1916/1917. Wegen einer schlechten Kartoffelernte wurden im extrem kalten Winter Steckrüben an die hungernde Bevölkerung ausgegeben.
In dieser äußerst schwierigen Zeit kam Dr. Schwartz als besoldeter Stadtrat nach Danzig. Er übernahm das Amt eines Dezernenten für Kriegswirtschaft . Ihm oblag die Nahrungsmittel- und Kohlenversorgung der Bevölkerung.
Im November 1918, nach dem Zusammenbruch des deutschen Kaiserreiches drohte die Gefahr, dass die Stadt Danzig ihres deutschen Charakters beraubt wurde. Hubertus Schwartz fand in Dr. Sahm, der im Februar 1919 als Oberbürgermeister berufen wurde, einen kämpferischen Mitstreiter zur Erhaltung des deutschen Charakters der Stadt Danzig. Nach dem Zusammenbruch hatte man Stadtrat Dr. Schwartz das Dezernat für politische Fragen übertragen. Im April 1919 traf er mit den Präsidenten der USA, der Engländer und der Polen in Paris zusammen um den Wortlaut des Entwurfes des Versailler Friedensvertrages, welche Polens Forderungen betrafen, festzulegen. Als Dr. Schwartz bald darauf in der Zeitung las, welche Lösung der vorläufige Vertragsentwurf für Danzig vorsah, nämlich die vollständige und vorbehaltlose Einbindung der Stadt in das westpreußische Umland und damit in Polen, überlegte er wie er die Engländer, Franzosen und Amerikaner von dem deutschen Charakter Danzigs überzeugen konnte.
(Die Volkszählung am 1. November 1923 ergab 335 921 Personen,
davon waren 97,59 % Deutsche = 327 827 Personen)
Die Mitglieder des Magistrates gaben Dr. Schwartz für die Vorschläge seiner Pläne die Zustimmung. Der Bürgermeister Danzigs dankte ihm für seinen entwickelten Plan und sagte: "Sie scheinen sich die Sache ja gut und sorgfältig überlegt zu haben. Nehmen sie doch die Bearbeitung all dieser Fragen in die Hand."
Es war eine wahre Sisyphusarbeit, die er übertragen bekommen hatte, denn es gab immer wieder zwischen Danzigern und in Danzig arbeitenden Polen sowie polnischen Ämtern Streit. Die Bevölkerung versammelte sich in den nächsten Wochen zu immer neuen Protestkundgebungen, um ihr Deutschtum zu bezeugen. Bei all diesen Kundgebungen war Dr. Schwartz immer inmitten der Bevölkerung . All die Danziger Aktionen hatten den Erfolg, dass die ursprünglichen Entwürfe der Bestimmungen über die freie Stadt Danzig erfolgreich waren.
Am 28. Juni 1919 wurde der Versailler Vertrag unterschrieben und trat am
10. Januar 1920 in Kraft. Danzig wurde zur Freien Stadt und damit ein eigener Staat.
Dr. Schwartz übernahm das Amt des Senators für soziale, kirchliche und gesundheitliche Angelegenheiten. Der Völkerbundsrat stimmte der Verfassung in wesentlichen Punkten zu, welche Dr. Schwartz ausgearbeitet hatte.
In der zweiten Legislaturperiode des Danziger Volkstages von 1924 - 1928 bekleidete Dr. Schwartz das Amt eines Senators für Inneres, Kirche und Justiz.
Als sich bei der Neuwahl zum Danziger Volkstag 1928 die innenpolitischen Verhältnisse in der Freien Stadt verschoben, schied Dr. Schwartz aus seinem Amt aus.
Er blieb jedoch in Danzig wohnen und widmete sich seinen wissenschaftlichen Studien zur Soester Geschichte, der "Soester Reformationsgeschichte."
1931 nahm er eine Dozentur für öffentliches Recht in der Fakultät "allgemeine Wissenschaft" an der Technischen Hochschule Danzigs an.
1932 verließ er Danzig und eröffnete in Soest eine Anwaltspraxis.
Dr. Hubertus Schwartz ist am 7.11.1966 in Soest verstorben. Im Nachruf hat Friedrich Prüser berichtet, dass er Dr. Schwartz 1924 auf einem Hansetag in Danzig kennengelernt hatte. Die ursprüngliche Liebe galt seiner Heimatstadt Soest und so wurde er nach seiner Rückkehr nach Soest auch Mitglied des Vorstandes des Hansischen Geschichtsverein.
Er war Landrat und Bürgermeister von Soest und an seinem 70. Geburtstag wurde ihm das Ehrenbürgerrecht verliehen.
Der Wahlspruch von Danzig lautet: nec temere - nec timide (weder unbesonnen - noch furchtsam) Dieser Wahlspruch traf auf Dr. Schwartz zu. Er hatte für Danzig alles gegeben, war nie unbesonnen, er hat seine Meinung vertreten und war nicht furchtsam.
Hiermit will ich den Soester Bürgern die Person Dr. Schwartz wieder ins Bewußtsein bringen, denn es weiß heute kaum noch einer, wer er war.
Obwohl - es gibt einen Senator- Schwartz-Ring und ein Berufskolleg Dr. Schwartz