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Thema: Störtebeker - ein Danziger?

  1. #1
    Forum-Teilnehmer Avatar von Rahmenbauer14, + 1.11.2021
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    Standard Störtebeker - ein Danziger?

    Heute erschien in unserer "Ostsee-Zeitung" folgender Artikel:

    Link zum Artikel:

    http://www.ostsee-zeitung.de/Vorpomm...-Stoertebekers

    Wolfgang (Admin) könntest Du bitte nachsehen, ob Du einen Kaufmann namens Störtebeker findest?

    Danke und schöne Grüße aus Rerik

    Rainer
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  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von JuHo54
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Rainer,
    http://www.goldseiten.de/lexikon/per...%C3%B6rtebeker


    Liebe Grüße
    Jutta
    Jeder Tag ist ein kleines Leben für sich.

    Artur Schopenhauer* 1788 Danzig

  3. #3
    Forum-Teilnehmer Avatar von JuHo54
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Jeder Tag ist ein kleines Leben für sich.

    Artur Schopenhauer* 1788 Danzig

  4. #4
    Forum-Teilnehmer Avatar von Rahmenbauer14, + 1.11.2021
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    Themenstarter

    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Guten Abend Jutta,

    nach dem Auszug aus Danzig bin ich auf Rügen gelandet.
    Hier ging die Legende um, daß Klaus (Störtebeker) in Ruschwitz - liegt jetzt in dem Ort Glowe/Rg. - geboren sei.
    Sein Geburtsname ist nicht bekannt. Den Namen "Störtebeker" soll er dadurch erhalten haben, daß er den Becher auf ein Mal leer getrunken hat???. War wohl ein ziemlich großer Becher!
    Die "Störtebeker-Festspiele" fanden schon 1960 statt.
    Es könnte auch sein, daß Klaus (vielleicht mit zweitem VN -Johann), wie viele andere, nach Danzig ausgewandert ist.
    Leider noch nicht bewiesen.

    Schöne Grüße
    Rainer
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  5. #5
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard

    Hallo,

    soweit mir bekannt, wird Störtebecker in den Archiven mehrerer Hansestädte rund um die Nord- und Ostsee erwähnt. Ich denke also schon, dass es sich hier um eine reale Person der Zeitgeschichte handelt. Das nun jede einzelne Geschichte in diesem Zusammenhang auch stimmt, das würde ich nicht erwarten. Aber die beiden Freibeuter Störtebecker und Gödecke Michels wird es schon gegeben haben, bei der Aktenlage in den Archiven.

    Tschü......

    Hallo,

    hier ein möglicher früher Beleg:

    In dem Verfestungsbuch (Liber proscriptorum) der Stadt Wismar, einem Buch der Ächtungen, findet sich ein Eintrag aus dem Jahre
    1380. Festgehalten wurde, dass zwei Bürger von Wismar aus der Stadt verwiesen worden waren; Grund war eine Schlägerei, bei der
    ein anderer Bürger, benannt mit "nicolao stortebeker, mehrere Knochenbrüche davongetragen hatte. Wahrscheinlich ein Hinweis auf
    den späteren Seeräuber Klaus Störtebeker.

    Tschü......

  6. #6
    Forum-Teilnehmer Avatar von Rahmenbauer14, + 1.11.2021
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    Themenstarter

    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo

    dieses ist mir bekannt, wohne ich doch 35km entfernt von Wismar.

    Jeder möchte ihn haben!

    Schöne Grüße aus Rerik

    Rainer
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  7. #7
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Tja,

    das Dumme daran ist, dass ich hier nicht über die Nichtzugehörigkeit Störtebeckers zu Danzig schreiben kann, weil das eben keinen Danzigbezug hat.

    Tschü.....

  8. #8
    Forum-Teilnehmer Avatar von Rahmenbauer14, + 1.11.2021
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Mach' das bloß nicht

    Ahoi

    Rainer
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  9. #9
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Hallo,

    trotz fehlendem Danzigbezug mal ein Ausschnitt aus einem alten Dokument dazu:

    Keno then Broke, Landgebieter um Aurich und Marienhaven, sogar durch Heiratsbande dem gesuchten Klaus Stortebeker zugesellt, und Hisko, Probst zu Emden, waren die mmachstigsten Schutzherren der Räuber. Zwar als der Hansetag zu Lübeck, Anfang Februar 1400, einen vereinten Angriff beschlossen, knüpfte, solchem Sturm nicht gewachsen, der „Hovetlink im Brocke“ Unterhandlungen an und gelobte urkundlich mit mehren andern Frießenhauptlingen dem Rathe von Hamburg (24. Februar 1400), alle Gemeinschaft mit den „ Vitalienbrüdern“ zu meiden; aber die Trugkünste des „Schwiegervaters“ Stortebekers durchschauten die klugen Stadtherren; wohlbemannte „Friedekoggen“, von Hamburg, Lübeck und Bremen ausgeschickt und von Deventer, Kampen und Gröningen unterstützt, lieferten, nach hartem Treffen auf der Osterems, den Bütteln daheim erkleckliche Blutarbeit, und brachen mehr als ein Schloß. Bis Helgoland, ja bis nach Norwegen ausgewichen, kehrten jedoch, nachdem das Jahr 1401 hansische Auslieger besonders Frieslands Buchten überwacht, die kecken Gesellen bald zur gewohnten Lebensweise zurück; aber schon war zu Hamburg Simons von Utrecht orlogsmäßiger Kauffahrer, die „Bunte Kuh“, vom Stapel gelaufen, um mit dem Jahre 1402 die berühmtesten Helden des Seeräuber = Freistaates zu ihrem unvermeidlichen Ziele zu führen.


    Ich hoffe das interessiert jemand und belegt nochmal, dass Störtebecker in der Hauptsache im Bereich Emden Hamburg Lübeck Wismar Stralsund zu finden war. Solche Leute waren ja auch nicht immer und überall beliebt. Aus diesem Grund waren sie immer mal woanders zu finden. Ebenso waren sie manchmal aber auch irgendwo beliebt und erwünscht und dann auch öfter da zu finden. Die späteren Streitigkeiten mit den Seeräubern hatten ja (teilweise) ihre Ursachen auch in nicht korrekt beendeten früheren Geschäftsbeziehungen.

    Tschü........

    Hallo,

    im Zeitrahmen 1394 bis 1397 sammelten sich z.B. die Vitalienbrüder z.B. überwiegend im östlichen Teil der Ostsee, sicher auch bei Danzig. Nur wird zu diesem Zeitpunkt Störtebecker noch nicht im Zusammenhang mit den Vitalienbrüdern erwähnt.

    Tschü......

  10. #10
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Hallo Arndt,

    lt. familysearch und in den Danzig - AB 1898 und 1942 gibt es in Danzig keine Person, die auch nicht annähernd "Störtebeker heißt.

    Und: In der ganzen Welt, lt. familisearch, nur eine Person namens "Stortebeker" (nur O - kein Ö).

    Sie selbst:

    https://familysearch.org/ark:/61903/1:1:X59G-S6F

    Eine Oper in 2 Teilen wurde in Hamburg 1701 und 1709 aufgeführt: Komponist: Reinhard Keiser, Titel: "Störtebeker und Jögde Michaels". Gelesen im Buch "Klaus Störtebeker in Ralswiek" 1984 - Hinstorff-Verlag Rostock - S.107 - Bibliographie und Literaturverzeichnis.

    Und u.a:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Reinhard_Keiser

    runterscrollen bis "Bedeutung" - 2. Absatz

    Eigentlich könnten wir aufhören.
    Arndt, danke für Deine Beiträge.

    Schöne Grüße

    Rainer

    Hallo,

    ich denke hier: > wikipedia: Klaus Störtebeker < sind alle Fragen beantwortet. (Es war ein 4 l-Becher). ...

    Danke Arndt für #10.
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

    Max Böttcher, Ing. bei Schichau (aus Beesenlaublingen & Mukrena);
    Franz Bartels & Co., Danzig Breitgasse 64 (aus Wolgast);
    Familie Zoll, Bohnsack;
    Behrendt, Detlaff / Detloff, Katt, Lissau, Schönhoff & Wölke aus dem Werder.
    Verwandt mit den Familien: Elsner, Adrian, Falk.

    http://bartels-zoll.blogspot.de/2012/07/ahnentafeln-zoll.html

  11. #11
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Nun ja,

    nochmal gerettet! Dank Wikipedia hat er jetzt ja wieder Danzigbezug. Was war die Welt doch leer und arm, als es Wikipedia noch nicht gab. Tatsächlich fällt aber auf, dass Stortebeker in den Dokumenten von damals, im Zusammenhang mit Seeräubern (Vitalienbrüder) nicht auftaucht. Das geschieht erst nahe um seine (behauptete) Hinrichtung. Andere Anführer von der Seeräuber wiederum sind seit 1377 kontinuierlich zu finden, teils sogar in Verträgen. Bei der Quellenlage gäbe es also nur einen Kaufmann mit einem ähnlichen Namen in Danzig. Das allerdings dürfte nichts Besonderes sein und jede weitere Diskussion zur Person erübrigen. Höchstens wäre da noch zu fragen, wie und ob sich die besagte Familie Störtebeker in Danzig entwickelt hat, welche scheinbar Namensgeber zu der Störtebekerlegende war.

    Tschü......

    Hallo,

    hier nun ein weitereres Dokument zu Danzig und dessen wirtschaftlicher Entwicklung im 13. Jahrhundert:

    Die Linie der Herzoge von Danzig, welche während des 13. Jh. die Einführung deutscher Civilisation in ihrem Gebiete mit großem Eifer förderte, begünstigte auch diese Verbindung, indem sie den Lübeckern bedeutende Vorrechte zutheilte, sie namentlich gegen die Strandräuber in Schutz nahm, die Waarenzölle im Laufe der Zeit immer mehr ermässigte und die Lübecker seit 1272 in mehrmals erneuerten Privilegien nicht nur ganz und gar von Zöllen befreite, sondern auch zur Anlage einer bleibenden Faktorei in einem bei der Danziger Burg ihnen zum Eigenthum bewilligten Hause (pallacium) veranlasste, in welcher sie unter ähnlichen Verhältnissen, wie in Londo, Bergen, Brügge und Nowgorod theils ihre Waaren und Güter niederlegen, theils bei eigenen Richtern rechtliche Entscheidungen in ihren Streitigkeiten suchen und Jedem, der wegen eines Vergehens zu ihnen floh, Asylrechte angedeihen lassen durften. Neben den Lübeckern dürften auch wohl die im Ordensgebiete während des 13. Jahrhunderts neu angelegten deutschen Städte, namentlich Elbing und Kulm, die Befreiung von allen Weichselzöllen, welche der Orden allen seinen Unterthanen, inbesondere der Stadt Elbing (1293) im Pommerellischen Gebiet auswirkte, benutzt haben, um in Verkehr mit Danzig zu treten, wiewohl ein direktes Zeugniss über diese Benutzung nicht vorliegt.........


    Tschü.....

    Hallöle,
    hier ein weiteres Stück dazu:

    1263 bestanden in Danzig bereits deutsche Communaleinrichtungen; ein Schultz und mehrere Rathmanne leiteten das Gemeinwesen; in ihrer Gerichtsverfassung hatte dasselbe grössere Vorrechte als das kurz vor ihm gegründete Dirschau; die Stadt hatte mehrere Kirchen, unter denen die St. Catharinenkirche ausgedehnte Parochialrechte auch über ihre Umgegend übte; das Dasein einer St. Marienkirche begründet die Vermuthung, dass auch auf dem Raume der nachmaligen Rechtsstadt Ansiedlungen vorhanden waren; um 1295 wurde die Stadt mit hölzernen Befestigungengegen feindlichen Anfall geschützt; ebendamals nahm sie im Anschluss an die Ordensstädte an den Privilegien der Hanseaten in Nowgorod Theil; das einzige von dem Rathe dieser Danziger Stadt aufbehaltene Dokument, ein neulich in Lübeck aufgefundener Brief vom Jahre 1299, zeugt von dem lebhaften Interesse, den derselbe für die Förderung des deutschen Verkehrs in Pommerellen bewies, und giebt uns zugleich auch in dem ihm angehängten Siegel, welches ein Seeschiff darstellt, die Hauptthätigkeit der Gemeinde zu erkennen.



    Tschü.....

    Nach 1295 brach ein Krieg um das Erbe der nun ausgestorbenen pommerellischen Herzoge aus. Der (von Polen) zu Hilfe gerufene deutsche Orden besetzte die Danziger Burg und brannte ganz Danzig nieder, das sie (die Danziger) dem Orden feindlich gegenüber standen. Danzig bestand damals aus Holzhäusern, und somit blieb nichts übrig durch das Feuer, ganz besonders keinerlei Dokumente aus der Zeit.

    Hierauf folgte eine recht unfriedliche Zeit, da Polen nicht anerkannte, dass das Gebiet um Danzig nun dem deutschen Orden gehört, der dies im Nachgang von dem Brandenburgischen Markgrafen erworben hatte. Erst 1343 im Frieden zu Kalisch erkannte auch Polen die Rechtmäßigkeit der Ordensherrschaft über die Pommerellen an. Ein geordnetes Gemeinwesen entstand in dem Gebiet erst nach diesem Friedensschluß. Aus den verteilten Ansiedlungen entstanden mit der Zeit vier Städte im Gebiet Danzigs:

    - das polnische Hakelwerk
    - die deutsche Altstadt
    - die deutsche Jungstadt
    - die deutsche Rechtstadt

    1354 schaffte es die Rechtstadt, infolge ihres Übergewichtes und durch Machteinbuße des Ordens, sich die beiden anderen deutschen Orte einzuverleiben.

    und weiter zu den Vitalienbrüdern:

    Der Seeverkehr erlitt allerdings bedeutende Störungen. Während der flandrischen Bürgerkriege (1382-1386) wurde auch der preussische Kaufmann in Brügge zum öfteren von Häuptern der siegreichen Parteien oder von den zügellosen Söldnern geschatzt und beraubt und musste selbst nach wiederhergestellter Ruhe, bis die Flandrer sich zum Schadenerstz bequemten, einem allgemeinen Gebote der Hansa zu Folge, während der Jahre 1387-1392 wo das deutsche Kontor nach Dordrecht verlegt war, den Handel mit jenem wichtigen Lande gänzlich vermeiden. Mit den Enländernwar, bei ihrer entschiedenen Abneigung die Vorrechte der Hanseaten zu respectiren, wofern ihnen nicht namentlich in preussischen Städten entsprechende Vorteile zu Theil würden, auf dauernden Frieden nicht zu rechnen; selbst während der Jahre 1388-138, wo die Deutschen Städte mit der englischen Regierung in Frieden lebten, musste der preussische Kaufmann in England fortwährend gewaltsamer Beschlagnahme oder Beraubung seiner Güter durch die eifersüchtigen englischen Kaufleute gewärtig sein. Vor allem erlitt die Schifffahrt durch die zerrüt5teten Verhältnisse in Dänemark unsäglichen Schaden, nicht nur während des achtjährigen Krieges zwischen Albrecht v. Meklenburg und Margarethe v. Norwegen, der 1395 durch Vermittlung der Hansa beigelegt wurde, sondern noch lange nachher durch Raubanfälle der über die Nord- und Ostsee weit verbreiteten Vitalienbrüder, zu deren Aufkommen jener Krieg den äusseren Anlass gegeben hatte.

    Der Orden vertrat in dieser Zeit immer die Positionen seiner Kaufleute / Städte, nur wenn sich diese mit den Vorstellungen der Hanse und der anderen Städte / Länder deckten kam es zu gemeinsamen Vorgehen gegen solche Bedrohungen wie die Vitalienbrüder. Oft wurden deren Möglichkeiten ja auch für eigene Zwecke genutzt, wie im Krieg gegen Königin Margarethe v. Dänemark. Da war es ja äußerst praktisch nicht selber agieren zu müssen, und einfach mal einen Trupp ausgeflaggter Seeräuber hin zuschicken. Blöd nur, wenn dann mal nichts zu tun war für die Seeräuber wie nach dem Friedensschluß mit Dänemark. Die hatten ja auch ihre laufenden Ausgaben / Nebenkosten / Miete etc., und ein Monat ist schnell vorbei. Also blieb den Seeräubern, welche das als Haupterwerbsquelle hatten, nicht anderes übrig als sich nach neuen Einnahmequellen umzusehen. Irgend wie kommt einen das bekannt vor: Erst baut man eine Truppe, die „under cover“ eingesetzt wird und dann hat man keine Verwendung mehr dafür, aber dafür ein neues Problem am Hals.

    Tschü.......

    Hallöle,

    zum Schutz gegen die Vitalienbrüder mußte ein sogenannter Pfundzoll bezahlt werden. Davon wurden dann die entsrechenden Schiffe und Mannschaften bezahlt um die Seeräuber zu bekämpfen. Hieran (Pfundzoll) sieht man auch die Wirtschaftskraft Danzigs:

    von den 5 beteiligten Städten Braunsberg, Elbing, Königsberg, Thorn und Danzig; lieferte Danzig 1390 ca. 2/3 des gesamten Pfundszolls, und 1395 waren es schon 3/4 der Gesamtsumme.

    Tschü..

  12. #12
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Mal so zwischendurch, lieber fleißiger Antennenschreck: Ich finde es ganz super schön, dass du dir die Mühe machst, diese interessanten Teilchen aus der Geschichte hier einzubringen. So kann ich ab und an mal wieder etwas auffrischen, was ich sonst wohl nicht so einfach finden würde.
    Dankeschön!
    Und zu dem Seeräuber Störtebeker habe ich mir auch schon mal das Buch von Kalisch"Störtebeker der Seeräuber" hingelegt, um in einer Mußestunde darin zu lesen. Dichtung und Wahrheit,die Geschichte gibt die Grundlage für schöne Geschichten.
    Schönen Gruß, Christa
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  13. #13
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Hallo Christa,

    ich freue mich, dass dich das interessiert und auch ein wenig mit Danzig zu tun hat. Ich habe es mir schon seit langem zu Grundsatz gemacht, nur im Notfall bei Wikipedia nach Infos zu suchen, denn es gibt wohl nichts einfacheres als einen Suchbegriff bei google, mi wiki dahinter reinzuschreiben --- cool......

    Bücher lesen und verstehen ist wohl nicht mehr in heutzutage, eigentlich schade. Mit copy and paste kann man oft den Sinn der Dinge nicht erfassen. Wir mussten in der Schule noch dicke Bücher lesen und dann den Sinn des Buches aus unserer eigenen Sicht darlegen. Aber das dauert wohl heute alles zu lang. Und weil ich denke, dass man seine Vergangenheit kennen muß um eine Zukunft zu haben, lese ich viel in alten Dokumenten / Büchern.

    Tschü....

    Hallo,

    hier noch ein Hinweis darauf, dass sich die Vitalienbrüder (zumindest zeitweilig) inm Bereich der Nordsee aufhielten:

    Ebenso wirkte er (der Orden nach 1407) thätig für die Beseitigungeiner Fehde, in welche sich die preussischen Städte seit mehreren Jahren mit dem Grafen Otto von Delmenhorst, den sie als Beschützer der Vitalienbrüder feindselig behandelten, geraten waren.


    Übrigens war der sogenannte Pfundszoll im Vergleich zu heutigen Steueren und Abgaben recht bescheiden. Gerade im Zeitrahmen der höchsten Anstrengungen 1390 - 1400 betrug er ca. 1/144 des umgesetzten Warenwertes. Das konnte man recht gut an den Hafenunterlagen aus Danzig von damals ermitteln. Also noch nicht mal in der Nähe unserer heutigen Friedensabgaben.

    Tschü......

    Hallo,

    irgendwie betrieb der Orden in seinen preussischen Städten nebenbei noch so eine Art Freihandelszone, wahrscheinlich nur für Ordensritter. Diese Hänler ware komplett von allen Abgaben befreit und das führte zu viel bösen Blut in den Stätten. Irgend wann um 1400 sammelten die Städte dann auch keinen Pfundzoll mehr ein. Da sie aber trotzallem weiter ihre Abgaben, für die Schiffssicherung bezahlen mußten, borgten sie sich Geld beim Orden. Im dritten Jahr des Schuldenanhäufens der Städte, führte der Orden den Pfundzoll als Zwangsabgabe ein und formulierte die entspechende Vorschrift natürlich wieder so, dass seine eigenen Freihandelszonen aussen vor blieben. Nur jetzt konnten die Städte gar nichts mehr selber entscheiden und mußten eine bestimmte Summe abliefern. Das fanden die überhaupt nicht lustig.

    Tschü.....

    Hallo,

    solches rechtlich einseitiges Handeln des Ordens führte immer mehr dazu, dass die Städte Polen lieber als Schutzmacht angenommen hätten als weiter unter der Kontrolle des deutschen Ordens zu bleiben. Durch solch innere Streitereien sah Polen die Zeit gekommen den deutschen Orden anzugreifen, da die Polen vermuteten, dass der Orden recht leicht zu besiegen sei infolge seiner inneren Probleme. Das diese Vermutung wohl richtig war zeigte die Katastrophe von Tannenberg, wo die Polen am 15. Juli 1410 das Gebiet fast völlig überrannten ohne irgend welchen Widerstand vorzufinden.

    Tschü......

    Hallo,

    obwohl Heinrich von Plauen (Ordensmeister) durch seinen mutigen Einsatz das Blatt nochmals wenden konnte (Thorner Frieden 1.2.1411) und nahezu das gesamte Gebiet zurück bekam, war der letzte Funken Vertrauen zwischen den Städten und dem Orden verschwunden und eine positive Zukunft für die Städte unter dem Orden war unwahrscheinlich geworden. Der Frieden mit Polen stand mehr oder weniger nur auf dem Papier, und besonders das Umfeld der Städte hatte unter den ständigen Feindseligkeiten zu leiden. Mehr als 3 Jahre fanden überhaupt keine offiziellen Verbindungen in Richtung Polen statt auch der Handel mit Polen kam während dieser Zeit vollständig zum Erliegen.


    Tschü.....

    Wie es weiter ging:

    Zudem wurde das arme Land gerade in diesen Jahren von schweren Naturplagen heimgesucht; 1411 vernichtete Mäusefrass fast die gesamte Getreidesaat; 1412 missriethen die Feldfrüchte gänzlich und die Wiesen im Weichselgebiete standen unter Wasser, in beiden Jahren war der Heringsfang ohne Ertrag; 1416 stieg die Noth durch das Missrathen fast aller Landesprodukte in dem Maasse, dass viele Leute nur Gerstenbrod assen, ja die Armen in den Knospen der Bäume ihre Nahrung suchen mussten; das Verbot der Ausfuhr aller Landesprodukte und somit die Beschränkung des Seeverkehrs wurde zur Nothwendigkeit.

    Tschü......

    Hallöle,

    der Krieg mit Polen hatten dem Orden jede Menge Kosten erzeugt, sei Sold für die angeworbenen (oft sogar polnischen) Soldaten oder Abstandszahlungen an Polen, welche im Friedensvertrag festgelegt wurden. Die allermeisten davon hatte der Orden noch nicht bezahlt, und das versuchte er jetzt in den Städten zu bekommen. Er verlangte also 2 mal hintereinander Landessteuern, obwohl über dem ganzen Land schon große Not lastete. Da das allerdings immer noch nicht reichte und man sich nicht traute nochmalig Landessteuern zu verlangen, griff der Orden zu einem Mittel welches auch heute noch ganz gern beützt wird, der Münzverschlechterung. Also heute sind wir da etwas weiter, wir tippen eben größere Zahlen in den Computer. Aber damals senkte man kontinuirlich den Edelmetallgehalt der Umlaufwährung; man reduzierte auf diesem Weg den Kaufwert des Geldes. Ein solches Vorgehen ist fast genau so lang üblich, wie es Geld in Form von Münzen gibt. Wenn man das schleichend macht fällt es erst mal gar nicht immer auf und man bekommt (durch die große Menge der Betroffenen) ganz schön was zusammen.



    Tschü.......

    Hallöle,

    die schwierige wirtschaftliche und der allgemeine Unmut gegenüber dem Orden waren diesem nicht verborgen geblieben und führten im Januar 1414 zu einem Umdenken in Sachen ordenseigner Freihandelszonen:

    Es sollten fortan die Ordensbeamten in kaufmännischen Angelegenheiten gleich anderen Kaufleuten behandelt werden, die Waaren, die zu Wasser oder zu Land ankommen, werden vom Orden nicht mehr dem freien Marktverkehr entzogen, nur der eingebrachte Wein bleibt zwei Tage vor den Ordenshäusern und Pferde vier Stunden in denselben, weil in Bezug auf sie den Rittern, soweit es zur Versorgung der Ordensburgen nothwendig ist, ein Vorkaufsrecht zusteht; kein Schuldner erhält vom Orden Geleit; das Verbot der Getreideausfuhr trifft in gleichem Maasse den Orden wie die Städte; die Güter der verstorbenen oder ihres Amtes entsetzten Ordensritter gehen nicht eher in den Nutzen des Ordens über, als bis alle Gläubiger befriedigt sind; kein Gebietiger darf Getreide aus den Städten oder von den Landstrassen "treiben" lassen, um es für sich zu kaufen, sondern der Markt soll jedem frei sein.............

    Man sieht eine Menge Entgegenkommen vom Orden auf die Städte, nur leider ganz schön spät.

    Tschü......

    Hallöle,

    ab 1417 war, in Bezug auf Naturkatastrophen, das Schlimmste vorbei und die Natur versuchte sogar, mit besonders guten Ernten, die letzten Jahre wieder auszubügeln. So konnte auch das Getreideausfuhrverbot wieder aufgehoben werden. Allerdings war es inzwischen zu reichlich Differenzen mit der Hansa gekommen, nicht zuletzt wegen der Münzverschlechterung. Da diese Streitigkeiten nicht so einfach geklärt werden konnten, kam der Seehandel auch nicht so richtig in Gang. Also gab es zwar genug zum Exportieren aber die rechtlichen Grundlagen dafür waren nicht geklärt. Somit ging es den Menschen noch grundsätzlich besser.

    Tschü......

    Danzig theilte während dieser ganzen Periode nicht nur die Leiden des ganzen Landes, sondern hatte daneben ganz besondere Unglücksfälle zu bestehen. Nachdem es nach der Katastrophe bei Tannenberg am längsten unter den preussischen Städten in der Treue am Orden festgehalten, hatte es, einmal zu den Polen abgefallen, in republikanischer Hartnäckigkeit auch nach dem Abzuge derselben lange gezögert, ehe es in die alte Unterthänigkeit zum Orden zurückkehrte. Darüber zürnte der Hochmeister, und sein Bruder liess als Komthur von Danzig die Stadt seinen ganzen Unwillen fühlen; er sah in ihrer Forderung von dem ihr auferlegten Schoss die vom Kriege seitens des Ordens ihr schuldig gebliebene Summen abzuziehen einen sträflichen Ungehorsam und erlaubte es sich auf die Wahlfreiheit des in Danzig regierenden Rathes einen Recht und Gewohnheit verletzenden Angriff zu machen. Bei dem widersetzte sich die Stadt; man meinte im Orden, sie habe die Absicht, sich mit Hilfe der Lübecker ganz unabhängig zu machen, darauf schritt der HM gewaltsam ein, nachdem er der Stadt 1411 den Seeverkehr gesperrt und ihren Stapel nach Elbing verlegt hatte, sank der Muth der Bürgerschaft und sie bat um Gnade. Das genügte dem tyrannischen Komthure jedoch nicht, noch während der Verhandlung lockte er drei um das Land wohlverdiente Männer des Danziger Rathes aufs Ordenshaus und liess sie dort ohne Urtheil und Recht in der Charwoche 1411 aufs Jämmerlichste ermorden.

    Hallöle,

    Wenn man nun fragt was der deutsche Orden überhaupt in dieser Gegend wollte, so gab es dafür auch Gründe, wie aus einer Schenkungsurkunde von 1226 hervorgeht:

    Zu den bekanntesten Urkunden der älteren Preussischen Geschichte gehört das Privilegium Kaiser Friedrich II. vom März 1226, zu Rimini ausgestellt, durch welches er dem Hochmeister des Deutschen Ordens Herman von Salza die Erlaubniss ertheilte, das ihm von Herzog Conrad von Masovien angebotene Culmerland anzunehmen und ihm in demselben und den heidnischen Preussen abzunehmenden Gebiete die Rechte eines Reichsfürsten verlieh.

    Mit den Ordensrittern war des eben damals genau das gleiche Problem, als sie im nahen Osten nicht mehr von Nöten waren. Sie mussten bei Laune und Beschäftigung gehalten werden um nicht auf dumme Gedanken zu kommen.



    Tschü.......

    Hallöle,

    Nun zurück zu Danzig:

    trotz all dieser Widrigkeiten war Danzig über weite Strecken von allen preussischen Städten die wirtschaftlich stärkste und schaffte es auch immer am schnellsten mit Rückschlägen fertig zu werden. Das genau machte Danzig auch so suspekt aus Sicht des Ordens, man erwartete ständig eine vollkommene Abwendung der Stadt vom Orden . Wenn man aber nun denkt, dass ein schwacher Hochmeister im Orden unbedingt zu einem stärkeren Danzig führen müsse, so ist gerade das Gegenteil eingetreten mit dem Nachfolger von Michael Kuchmeister von Sternberg:

    Wenn man nicht auf Worte sondern auf Thaten achtet, so erscheint der Nachfolger Michael Kuchmeisters, Paul von Ruszdorf (10 März 1422 – 2. Januar 1441 als Hochmeister), als ein Mann von durchaus schwacher und schwankender Gesinnung, der durch seinen Eigensinn, wie durch seine Feigheit die Ordensregierung nach allen Seiten hin in Misskredit brachte. Sogleich bei seinem Regierungsantritte liess er sich durch die Aufforderung des römischen Königs(Juli 1422) zu einem Kriege gegen Polen verleiten. Als aber darauf die Polen plündernd und raubend die Thorner, Kulmer und Riesenburger Gegend durchzogen, wich er selbst scheu vor der Gefahr zurück und erkaufte sich um einen theuern Preis am See Melno einen schimpflichen Frieden.

    Inzwischen hatte er (Paul von Ruszdorf) nicht nur die Städte und Kaufleute gegen sich, sondern neben den Polen auch die Litthauer, welche er gegen Polen hetzte und dann aber im Stich lies. Also stand der Orden relativ allein auf weiter Flur und hatte nur seine (relativ sicheren Burgen) als Rückzugsgebiet. Das ganze Land inklusive der Städte stand den Hussiten recht schutzlos gegenüber, welche 1433 plündernd durchs Land zogen. Dabei wurde das ganze Gebiet westlich der Weichsel, bis an Danzig ran, der furchtbarsten Verheerung preisgegeben. Hätten nicht seine Stände im den Gehorsam verweigert, wäre der Friedensvertrag von Brzesc (1. Jan. 1435) nicht zustande gekommen, und das Morden und Plündern hätte immer noch kein Ende gefunden. Da der Orden inzwischen zur internationalen Lachnummer verkommen war, interessierte sich außerhalb Preussens auch niemand für Meinung des Ordens, und wenn jemand die Interessen der preussischen Händler / Städte in dieser Zeit vertreten konnte, so war es bestimmt nicht der deutsche Orden. Das war den anderen Mitspielern natürlich klar und führte international nicht unbedingt zur Stärkung der Positionen aller preussischen Städte / Kaufleute.

    Tschü.......

    Hallo Rainer,

    ich will mal sehen, ab wann man wo, in den alten Urkunden /Schriften auf den Namen Stortebecker stösst. Meine Meinung zu Wikipedia mag ich hier nicht noch mal posten.

    Bis jetzt taucht Störtebeker in meinen Dokumenten (ausser in einem einzigen Buch) so noch nicht auf, obwohl es da genug Wirbel um die Seeräuber gibt und verschiedenste Anführer auch benannt werden. Schaun wir mal, was sich da so findet.

    Tschü.....

    Hallo,

    das mit der Schreibweise ist bei der Suche ein großes Problem. Weil damals Personalausweise noch nicht üblich waren, musste jeder sich seinen Namen merken, auch wenn er selbst nicht schreiben konnte. So kam es dann regelmäßig zu Veränderungen in der Schreibweise, besonders menn jemand seinen üblichen Wohnort verließ und woanders seinen Namen nannte. Klar war es damals auch einfach seine Identität zu ändern.

    Tschü.....

  14. #14
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hier noch etwas über den "Johann" Stortebeker und anderen guten und schlechten Leuten zur Zeit der Hanse:

    http://de.prosopographie.wikia.com/wiki/Kategorie:Namen

    Gruß
    Rainer
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  15. #15
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Rainer (Rahmenbauer14),

    Du schreibst in Beitrag #12, dass es auf der ganzen Welt lt. familysearch nur eine Person namens Stortebeker gibt. Im Familienstammbaum bei familysearch gibt es noch eine weitere Person: Henning Stortebeker geb. um 1660, heiratete am 22. Mai 1682 Trinke Rode in Oldenburg (Kreis), Schleswig-Holstein. Die nächste Generation nannte sich dann aber schon Stortenbecker.

    Schönen Gruß,
    Uta

  16. #16
    Forum-Teilnehmer Avatar von Rahmenbauer14, + 1.11.2021
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Arndt,

    Du wirst schon etwas finden. Im gbv.de (Gemeinsamer Biliotheksverbund) habe ich leider nichts gefunden. Versuche Du es dort mal.

    Guten Tag Uta,
    habe mir den ganzen Stammbaum angesehen. Hennings Sohn hat ja viele Kinder gehabt. Er hat auf Fehmarn/SH geheiratet. Die Dörfer existieren noch - aber keiner namens Stortenbecker ist dort im Telefonbuch zu finden. Jeder trägt sich dort auch nicht ein.
    Ob die Wilhelmine Neeltje Stortebeker #12 noch lebt? Ist ja 1952 in Kanada gelandet.

    Schönen Gruß euch beiden aus Rerik

    Rainer
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  17. #17
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    hallo Rainer,

    die chancen das ich was finde, sind gar nicht so schlecht. Da es sich bei den meisten meiner Dokumente um Scans von alten Dokumenten handelt, es blos recht lang weil die Textsuche nur eingeschränkt funktioniert. Man muß eben immer lesen und abschreiben, wenn da was Wichtiges steht. Zur Zeit bin ich erst mal an 3 Quellen (von wenigstens 8) simultan am lesen. So bekommt aber einen recht guten Überblick über den betreffenden Zeitraum, da sich die Infos oft ergänzen und manchmal auch gegenseitig bestätigen.

    Tschü.......

  18. #18
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Guten Tag Rainer,

    die Wilhelmine Neeltje Stortebeker wird wohl geheiratet haben nachdem sie in Kanada angekommen ist und dadurch ihren Namen geändert haben. Außer J. Stortenbeeker in Newmarket, Ontario, habe ich noch viele Stortenbecker in den USA gefunden.

    Viele Grüße,
    Uta

  19. #19
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    Standard

    hallo,

    genau in dieser Zeit (ende 14. Jh. anfang 15. Jh.) entwickelte sich durch einen Zusammenschluß von Polen und Littauen eine politisch militärische Großmacht in der Region. Dieser hatte der deutsche Orden nicht wirklich etwas entgegen zu setzen. Zu Zeiten seiner (Littauen-Polen) größten Ausdehnung gehörte das gesamte Gebiet (bis an die heutigen Grenzen Russlands) hinunter bis zum schwarzen Meer dazu. Im Vergleich zum deutschen Reich (mit seinen vielen Einzelreichen) konnte man hier sicher von einer europäischen Großmacht sprechen. Die ständige Uneinigkeit zwischen Hansa, Freien Städten, Gebietsfürsten, Kaiser und Deutschem Orden führten über weite Strecken zu einer Unfähigkeit auf äussere Einflüsse, seien sie politischer oder militärischer Natur, zeitnah und sinnvoll zu reagieren. Es war oft noch nicht einmal möglich für Diplomaten, im Deutschen Reich einen kompetenten Verhandlungspartner zu finden. Da gab es eben die unterschiedlichsten Foren (Reichstage, Städtetage, Hansetage....), welche sich unregelmäßig trafen um Entscheidungen zu treffen. Es gab immer wieder Hansetage, auf denen über die Seeräuberplage gesprochen wurde, nur waren da zufällig nie Vertreter anwesend welche aktuell die Seeräuber deckten. Und wenn schon mal ein (involvierter) Fürst da erschien, so hatte er bestimmt seine Räthe nicht mitgebracht, ohne die er ja nichts entscheiden konnte. Also wurden die Entscheidungen mal wieder "ad referendum" genommen, will sagen da müssen wir nochmal drüber reden. Ich habe einige Urkunden von solchen Treffen, nur kaum eine in der wirklich mal etwas zu Ende entschieden wurde.

    Tschü......

    Hallöle,


    Sowie also die Macht von Polen / Litauen erstarkt (nach der Heirat von Hedwig mit dem litauischen Fürsten Jagiello am 14. Februar 1386) schwindet der Einfluß des deutschen Ordens in dem Gebiet stetig. Kein Gedanke mehr Anfangs des 15. Jh. an so eine Aktion des dt. Ordens, wie im folgenden beschrieben:

    Auch zur See hatte der Deutsche Orden um jene Zeit eine bis dahin nie gekannte Thätigkeit entwickelt, die ihm eine, freilich nur vorübergehende Herrschaft über Gothland verschaffte. Diese Insel war damals der Hauptsitz der baltischen Piraten geworden, welche besonders seit dem Jahre 1390 alle Gewässer der Ostsee mit Furcht und Schrecken erfüllten und dem Handel der norddeutschen Städte den empfindlichsten Schaden zufügten. Verschiedene Versuche, welche die Hansa angestellt hatte, um diesem Unwesen zu steuern, waren fruchtlos geblieben. Endlich rüstete Konrad von Jungingen auf den Wunsch der preussischen Seestädte im Jahre 1398 eine Flotte von mehr als achtzig großen und kleinen Schiffen aus, welche etwa vier- bis füntausend Krieger nach Gothland übersetzen sollten. Mitte März liefen die Geschwader von Danzig aus und langten glücklich im Hafen Garn drei Meilen von Wisby an. Nachdem ein Theil der Mannschaften ans Ufer gesetzt war, nahmen die Feindseligkeiten sofort ihren Anfang. Dert tiefe Schnee, welcher noch die ganze Insel bedeckte, verhinderte die Ritter freilich, von den mitgebrachten schweren Geschützen den gewünschten Gebrauch zu machen. Nichts destoweniger gelang es ihnen bald, drei Raubschlösser niederzubrechen und sich Wisbys zu bemächtigen. Der Fall der Hauptstadt entschied über das weitere Schicksal der Insel. Die Piraten, welche nicht durch die Flucht entkommen waren, wurden entweder niedergemacht, oder es ward ihnen eine Frist gesetzt, binnen welcher sie alle festen Plätze auf Gothland zu räumen hatten. In Wisby ward eine Besatzung von zweihundert Bewaffneten gelegt, welche der Herrschaft des Ordens über die ganze Insel Anerkennung verschaffen sollte. Seit jener Zeit mieden die Seeräuber das baltische Meer und verzogen sich allmahlig gen Westen in die Nordsee. Der Orden aber blieb zehn Jahre hindurch im Besitze Gothlands.



    Tschü....

    Hallöle,

    der vorhergehende Bericht zeigt, dass ab ca. 1400 in der Ostsee das Piratenunwesen beendet war, und wenn überhaupt, nur noch im Bereich der Nordsee zu finden war. Man braucht ja schließlich auch immer einen geeigneten Hafen für größere Schiffe (auch Seeräuber). Und einen größeren Hafen kann man nicht auf längere Zeit verbergen. Da auch die Piratenschiffe auf Werften gebaut wurden, konnte man auch nicht regelmäßig under cover in normalen Häfen vor Anker gehen ohne entdeckt zu werden. Also war vermutlich ab 1400 der Spuk in der Ostsee vorbei, da es hier ja nur eine wirkliche Ausfahrt in die Nordsee gab und die Seeräuber da irgend wann mal durch mußten. Das ist so ähnlich wie mit den U-Booten im Mittelmeer und der Meerenge vor Gibraltar.

    Tschü....

    Hallo,

    so veränderten sich im Danziger Raum während der Zeit von 1390 bis 1410 vollkommen. Aus dem schwachen und zerrissenen Polen wurde innerhalb von 20 Janren, durch den Zusammenschluß mit Litthauen, ein nach aussen hin, geeintes und starkes Land und aus dem ehemals starken deutschen Orden wurde eine korruptes und ineffektives Irgendwas. So kam es, wie es kommen musste, als der Orden eine Getreidelieferung von Polen nach Litthauen 1408 beschlagnahmte:

    Diese Gewaltthätigkeit forderte Rache. Ein Krieg war nicht mehr zu vermeiden. In Samogitien sollte zuerst der Orden angegriffen werden. Schon mit Beginn 1409 zeigten sich hier die bedenklichsten Bewegungen, die auf eine Gesamterhebung des Landes gegen die Deutschen hindeuteten. Aller Orte wurden Wege verhauen und vergraben. In großen Haufen rüstete sich das Volk zum Auszuge mit Speer und SChild. Geheime Boten des Königs (von Polen) und des Großfürsten wiegelten fortgesetzt zur Empörung auf. Im Juni brach der Aufstand los. Bereits warenauch in Polen und im Ordensgebiete die ansehnlichsten Vorkehrungen zum Kriege getroffen. Am 6. August endlich sandte der Mochmeister dem König den Fehdebrief. Zu einer größeren Schlacht zwischen den erbitterten Gegnern kam es im Jahre 1409 nicht mehr. Der Waffenstillstand, zu welchem sich Anfang October der König und der Hochmeister verstandigten, schob die Entscheidung des Kampfes noch um acht Monate hinaus. Während dieser Zeit versuchten der Königvon Böhmen und später der König Sigismund von Ungarn eine friedliche Ausgleichung anzubahnen. Jedoch umsonst. Der Gang der Verhandlungen zeigte nur zu deutlich, daß hier einzig und allein das Schwert zu einer Lösung führen könne.

    So nahte der Johannistag des Jahres 1410, mit welchem der Waffenstillstand zu Ende ging. Aus allen Nachbarlanden, aus Schlesien, Mahren und Böhmen hatte der Polenkönig inzwischen Streitkräfte an sich gezogen und diese mit den litthauischen und polnischen Heeresmassen vereinigt. Die böhmischen Hilfstruppen befehligte Ziska, der nachmals beruhmte Feldherr der Hussiten. Selbst von jenseits des Dnieper waren große Haufen von Russen und Tataren herbeigeeilt, um an dem Kampfe gegen den Westen Theil zu nehmen. Nicht minder thätig war der Orden gewesen. Seine Werbungen hatten sich fast über ganz Deutschland erstreckt; aus Meißen, Schlesien, Franken, Braunschweig, Westfalen und vom Rhein erfolgte der Hauptzugang von Söldnerschaaren;der Herzog von Stettin sandte seinen Sohn Kasimir mit sechshundert Rossen; die Livländer fuhrte ihr Landesmarschall herbei; im Ordenslande selbst gab es wohl keinen Ort, der nicht sein Fahnlein zu dem allgemeinen Aufgebote gestellthatte. Die Gesamtstärke des Ordensheeres wird wohl auf 83000 Man angegeben, während der Polenkönig etwa 163000 Mann vereint haben soll.

    Soweit erst mal.

    Tschü.....

    Hallo,

    Einer gemeinschaftlichen Übereinkunft gemäß war nachträglich noch die Waffenruhe bis zum sechsten Tage nach Mariä Heimsuchung ausgedehnt worden. Am 8. Juli aber begann König Wladislaw sofort die Feindseligkeiten und sieben Tage später standen bereits die beiden Heere einander schlagfertig gegenüber. Etwa drei Meilen südlich von Osterode im heutigen Ostpreussen liegt auf einer mäßigen Anhöhe das alte Dorf Tannenberg. Von dort zieht sich gen Süden, in der Richtung nach Gilgenburg hin, eine unterbrochene Ebene, die anfangs bebaut, dann in eine gras- und baumlose Wüste ausläuft, deren sudliches Ende durch einen Wald geschlossen ist. Auf diesem öden Blachfelde ward am 15. Juli 1410 die Volkerschlacht zwischen dem deutschen Orden und den polnisch-litthauischen Heeren geschlagen. Eine schreckliche Nacht ging jenem verhängnißvollen Tage voran. Unter unaufhörlichen Blitzen und Donnerschlagen floß der Regen in Stromen vom Himmel herab. Dabei tobte der Sturm mit solcher Gewalt, dass in den Lagern beider Heere fast alle Zelte niedergeworfen wurden, und die Krieger schlaflos die Nacht hinbringen mußten. Noch bei Anbruch des Tages hatte sich die Heftigkeit des Sturmes nicht gelegt.

    .......

    Tschü.....

    Hallo,

    hier also noch einmal genauer, die Ereignisse rund um die Schlacht von Tannenberg, wie ich sie in einem 4. Zeitdokument zur Region gefunden habe:

    Um die Mittagszeit eröffnete der Großfürst von Litthauen den Angriff. Die ein und fünfzig Banner des Ordensheeres hatte der Hochmeister in drei Treffen aufgestellt, von denen die beiden vorderen sofort in den Kampf gezogen wurden. Heftig entbrannte nun der Streit. Mit gleicher Tapferkeit ward von beiden Seiten gefochten. Lange wogte die Schlacht unentschieden hin und her. Plötzlich beginnen die Haufender Litthauer, Russen und Tataren zu weichen; die Böhmen und Mahren lösen sich in wilder Flucht auf; siegreich dringen die Ordensschaaren vor. Schon ist das polnische Hauptbanner niedergeworfren und längs der Schlachtlinie der Deutschen ertönt der Siegesgesang: Christ ist erstanden. Da ermannen sich mit einem Male die Polen. Durch das Eintreffen frischer Streitkräfte, die bisher im Rückhalt gelegen, wird ihr Muth von Neuem belebt. Bald flattert wieder der weiße Adler siegverkündend auf dem Reichspanier. Was von den Fliehenden noch nicht zu weit verstreut ist, wird wieder in den Kampf gezogen. So gelingt es den Polen, den Angriffen des Ordensheeres nicht nur Stand zu halten, sondern binnen Kurzem hier eine furchtbare Verwüstung anzurichten. Als der Abend über das Schlachtfeld einbrach, war das Schicksal des Kampfes entschieden. Mit dem größten Muthe hatten die vereinzelten Ordensbanner sich den wüthenden Angriffen der Polen entgegenzustemmen gesucht. Aber die Übermacht des Feindes war zu groß gewesen. Nirgends hatten die Deutschen, nachdem das Glück sie einmal verlassen, sich zu halten vermocht. Die Blüthe des Ordensheeres war gefallen, die Leichen der vornehmsten Führer deckten die Wahlstatt, den Hochmeister Ulrich von Jungingen selbst hatte inmitten des heftigen Kampfgewuhls ein tödliches Geschoß getroffen. Das große Ordensbanner so wie das reiche Lager der Deutschen kam in die Hände der Sieger, die ihrerseits, wenn man den späteren Berichterstattungen glauben darf, sechzigtausend Todte zählten.
    Deie Kunde von diesem namenlosen Unglück verbreitete im ganzen Ordensgebiete tiefe Trauer und Muthlosigkeit. Die beste Kraft des Landes war aufgeboten worden und nur wenige Stunden hatten hingereicht, um Alles zu vernichten. An neue Opfer war nicht zu denken; die letzten Widerstandsmittel waren erschöpft. Als daher der Polenkönig jetzt mit seinen Heeresmassen gen Norden Norden aufbrach, um sich Marienburgs, der Hauptfeste des Ordens zu bemächtigen,zeigte sich nirgends ein Feind, der ihn am Vorrücken gehindert hätte. Weit und breit zerstreuten sich die ihm verbündeten Hülfstruppen, um ungestraft zu rauben und zu plündern. Ohne Schwertstreich ergaben sich die vornehmsten Burgen und Festen des Landes. Gesetz und Gehorsam schienen aufgelöst im ganzen Ordensstaate. Von allen Seiten eilten die weltlichen und geistlichen Machthaber herbei, um dem fremden Sieger zu huldigen.


    Tschü.....

    Man könnte somit die Einnahme von Gothland durch den Orden, als die letzte größere Aktion desselben betrachten, welcher auch längerfristig Erfolg beschieden war. Die Schlacht bei Tannenberg stellt somit die endgültige Wende dar, ab diesem Zeitpunkt schwand der Einfluss des Ordens in dem ganzen Gebiet stetig. Daher ist es auch kein Wunder, wenn sich die Städte nach einer anderen Schutzmacht umsehen. Nach Lage der Dinge kam hierfür nur das polnische Königreich in Frage. Daran änderte auch nichts, dass der Orden immer noch in einigen kleinen Burgen und der Marienburg als Hauptfeste vertreten war. Die Marienburg wurde immerhin 8 Wochen ohne Erfolg belagert, von König Wladislaw. Auf die Dauer verringerte sich die finanzielle Basis des Ordens dramatisch, da er seine Ansprüche immer weniger durchsetzen konnte und die großen Städte lieber Polen als Schutzmacht gehabt hätten. Zu allem mussten ja auch die überlebenden Söldner (Ritter) vom Orden noch bezahlt werden, auch wenn der Krieg verloren war. Da dies nicht geschah, plünderten die versammelten Heerscharen nun immer näher an die Städte heran, um zu überleben:

    „Noch nie,“ schreibt ein Zeitgenosse, „ward in irgend einem Lande von großer Untreue und so schneller Wandelung gehört“

    Da der König von Polen, nach der erfolglosen Belagerung der Marienburg, nach Polen zurückging und das ganze Gebiet den plündernden Horden überließ, bestand gab es trotzdem keine andere Ordnungsmacht als den geschlagenen und geschwächten Orden. Das führte zu einer temporären Annäherung zwischen den Städten und dem Orden, welche dem herrschenden Chaos geschuldet war. In dem der Orden die seriösesten der herumziehenden Söldnerbanden wieder in seine Dienste nahm, gelang es ihm bis Anfang 1411 in dem größten Teil des Landes wieder eine gewisse Grundordnung herzustellen. Daher willigte im Februar 1411 Polen in eine Art Friedensvertrag ein, bei dem fast der Zustand von vor dem Krieg festgelegt wurde und der Orden Alles außer Schamaiten wieder unter seine Verwaltung bekam. Offenbar hatten beide Kontrahenten, der polnische König sowie der deutsche Orden, nach der Schlacht von Tannenberg die Kontrolle über ihre angemieteten Söldnerheere so weit verloren, dass keiner von beiden die Kontrolle übernehmen konnte. Hier waren auf Dauer die noch vorhandenen Reststrukturen des Ordens von entscheidender Bedeutung, um trotz des verlorenen Krieges am Ende doch der Sieger sein zu können. Die Wunden allerdings, welche dieser Krieg geschlagen hatte sollten bleibender Natur für den Orden sein.


    Tschü......

    Hallöle,


    Es geschahen Dinge, welche nur 5 Jahre zuvor undenkbar gewesen wären:

    Im Jahre 1411 verweigerte das reiche Danzig die von dem Hochmeister ausgeschriebene Schatzung und ließ sich zu offner Empörung gegen den Orden verleiten.......

    Jetzt aber, wo der Ordensbau in seinen innersten Fugen erschüttert, der Glanz seines Schlachtenruhms geschwunden und ein nie geahndeter Jammer über das Land hereingebrochen war, jetzt zeigte sich alsbald in grellster Weise die Unzulänglichkeit des alten mönchisch-kriegerischen Ordensregimentes, welches zwar dem erobernden Ritterstaate einen äußeren Halt hatte geben können, jedoch nicht volksthümlich und lebenskräftig genug gewesen war, um zwischen Landesherren und Unterthanen ein festes nationales Band zu gründen.

    Da half auch nicht, dass der Orden ab 1412 einen Landrat installierte, in dem zumindest Anfangs der Orden den Vertretern der Städte und des Adels sogar die Mehrheit überließ. Dieser Rat wurde aufgrund seiner Struktur zu einem Debattierklub. Um ihn entscheidungsfähig zu machen, änderte der Orden seine Zusammensetzung bis 1430 derart ab, dass im Prinzip die Ordensleute in der Mehrheit waren. Ab jetzt waren auch von diesem Gremium keine Entscheidungen mehr im Sinne der Städte zu erwarten. Somit war die letzte schwache Brücke, der Verständigung zwischen Orden und Bevölkerung, nach knapp 20 Jahren auch schon wieder abgebrochen worden.

    Tschü......

    Hallöle,

    Die Zerrüttung des Ordensstaates hatte inzwischen bedrohliche Verhältnisse angenommen:

    Im Jahre 1440 hatte die Spannung des Ordens mit dem Adel und den Städten der preussischen Landschaften einen solchen Grad erreicht, dass am 14. März die Ritter der Gebiete von Kulm, Osterode, Riesenburg, Christburg, Elbing, Dirschau und Mewe sichin Marienwerder mit neunzehn der vornehmsten Städte zum selbständigen Schutze ihrer Gerechtsame zu einem Bunde vereinigten, der bald der Mittelpunkt alles Widerstandes gegen den Orden ward. Daneben unaufhörliche Klagen der Zeitgenossen über Theuerung, Münzverschlechterung, über pestartige Seuchen und anderes Elend, das seinen hauptsächlichsten Grund in den andauernden Kriegen mit Polen und Litthauen hatte. Hier war trotz des Vergleichs zu Thorn vom Jahre 1411 kein Friede aufrecht zu erhalten. Vergebens hatten sich der Papst, der deutsche König und die Kirchenversammlung zu Constanz bemüht, diesen Feindseligkeiten ein Ende zu machen; vergeblich hatte der Orden sich zu den schmählichsten Opfern herabgelassen; schon war das Land Schamaiten durch den Melnoer Frieden vom Jahre 1422 für immer an Polen und Litthauen abgetreten, das Gebiet von Ressau, der Schlüssel zum preussischen Weichsellande ihnen preisgegeben, und noch immer ruhte der übermüthige Nachbar nicht mit seinen Forderungen. Der Orden stand allmählig da, wie ein vergessener Vorposten, auf dessen Hülferuf und Klagen Niemand achten wollte. Denn im deutschen Mutterlande war die Theilnahme für die baltische Ritterkolonie bereits mehr und mehr geschwunden...............



    Tschü.........

    Hallöle,

    Die zwischen dem Adel (teilweise sogar Ordensritter) und den Städten 1440 geschlossene Bund wurde immer mehr zur Bedrohung für den Orden, und so sah sich dieser genötigt 1453 den deutschen Kaiser, Friedrich III, um ein Verbot des Bundes nachzusuchen. Dieser Bitte kam Friedrich umgehend nach, wohl um zu retten was noch zu retten ist, und überließ dem Orden die praktische Umsetzung des Verbotes vor Ort. Wäre sich der Orden seiner Sache und Macht so sicher gewesen, so hätte er nicht erst beim Kaiser um ein Verbot nach gesucht, sondern hätte einfach entsprechende Maßnahmen ergriffen. Aber er hoffte wohl, dass der Kaiser selbst das Verbot auch irgendwie durchsetze. Dem Orden selbst blieb ja nur das Mittel der Gewalt, denn rein verwaltungstechnische Möglichkeiten gab es ja schon länger nicht mehr. Ein gewaltsamer Lösungsversuch aber musste die Städte und den Adel endgültig in die Arme von Polen treiben. Also sandten sie im Februar 1454 eine Gesandtschaft nach Krakau zum polnischen König. Diesem boten sie ihr gesamtes Land und sich zum Untertan an, wofür er sie nur gegen den Orden schützen sollte:

    Nach einigem Zögern nahm der König das Anerbieten an, bestatigte dem Adel und den Städten alle ihre Privilegien und sandte, da inzwischen bereits die Feindseligkeiten ihren Anfang genommen hatten, alsbald zum Schutze des Bundes eine ansehnliche Heeresmacht nach Preussen. So begann jener ungleiche Kampf, der dreizehn Jahre lang das Ordensland verheerte und endlich im Jahre 1466 den Hochmeister zwang, den schmachvollen Frieden zu Thorn mit Polen abzuschließen. In diesem Frieden entsagte der Orden zu Gunsten Polens seiner Herrschaft über die Gebiete von Kulm, Michelau und Pomerellen; ebenso wurden die Städte Danzig, Thorn, Elbing, Marienburg und die Bisthümer Kulm und Ermeland dem Sieger abgetreten. Für den noch übrigen Theil der preußischen Ordenslande mußte der Hochmeister dem Polenkönig den Vasalleneid leisten. Der baltische Staat hörte hiermit auf, als selbstständiges Gemeinwesen zu bestehen.......


    Tschü........

    Hallöle,

    diese Entwicklung kam einem Ende des Ordens des deutschen Ordens gleich, wie man ihn in den letzten 250 Jahren kannte. Aber auch an der Hansa konnte eine solche Entwicklung nicht spurlos vorbeigehen, verlor sie doch ihre Schutzmacht. Da die Hansa noch keine größere Konkurrenz vor Ort hatte, kam ihr Niedergang zeitversetzt zu dem des Ordens, zumal ja der Orden noch vor seinem Abgang ja noch alle Seeräuber aus der Ostsee vertrieben hatte. Trotzdem war Mitte des 15. Jahrhunderts schon das Ende der Hansa im Ordensgebiet abzusehen. Nach und nach würden sich die ganzen Strukturen immer mehr in Richtung Polen orientieren. Das alles nahm dem Orden auch die letzten seiner Einnahmequellen, und die Möglichkeit seine Abgaben an den polnischen König zu bezahlen. Für die Hansa wurde nach 1389 die Bedingungen im Allgemeinen stetig schlechter, da die Königin von Dänemark die beiden Nachbarreiche (Norwegen, Schweden) annektierte und in der Folge erheblich in die Handelsrechte der Hansa (in nördlicher Richtung) eingriff, und das nicht immer zum Vorteil der Hansa. Auch in England hatten die baltischen Händler einen um so schwereren Stand, je schwächer der deutsche Orden wurde. In der Hansa selber, gab es nur Gerechtigkeit für ebenbürtige Mitglieder, und davon konnte ab Beginn des 15. Jh. im Falle der baltischen Städte wohl nicht mehr die Rede sein. Alles in allem waren das ganz schlechte Bedingungen für den baltischen Teil der Hansa, und eine Besserung war nicht in Sicht......


    Tschü.......

    Hallöle,

    um einmal zum Ausgangspunkt, dem Seeräuberunwesen zurückzukehren; hier ist es wohl so wie in Goethes Faust beschrieben:

    Meister, oh Meister
    meine Not ist groß,
    die ich rief,
    die Geister,
    werd ich nun nicht los!

    Piraterie wird es wohl, in beschränktem Maß, schon länger gegeben haben. Nur brauchte man zum Überfall auf eine große Hansakogge zumindest ein ähnlich großes Schiff, ansonsten hätten sich die Angegriffenen bestenfalls totgelacht, nur das dauert recht lang. Solch große Schiffe gab es aber nur auf relativ offiziellem Weg und für recht viel Geld. Aus diesem Grund konnten nur gut betuchte Leute eine Seeräuberkarriere ins Auge fassen. Nur warum sollten gerade die ihren Lebensunterhalt so abenteuerlich bestreiten?

    Weil es damals eben ganz normal war, seinen wirtschaftlichen Konkurrenten auszurauben und alles was sich nicht einvernehmlich regeln ließ mit Gewalt zu klären:

    Die Städte Rostock und Wismar ließen also 1391 einen Aufruf ergehen, dass alle diejenigen, „welche auf eigene Kosten gegen Schweden, Dänemark und Norwegen freibeutern und dort rauben, plündern und brennen wollten,“ sich meldenmochten, um sogenannte „Stehlbriefe“ oder Kaperbriefe zu erhalten, der Wismarsche und Rostocker Hafen würden ihnen offen stehen, um ihren Raub zu bergen und ihn dort nach Belieben zu verkaufen. Zugleich machte Herzog Johann bekannt, dass seine Häfen Ribnitz und Golwitz ebenfalls diesenFreibeutern zum Zufluchtsort dienen sollten. So bildete sich rasch aus den von allen Seiten in Wismar und Rostock zusammenströmenden Abenteurern der Verein der Vitalienbrüder, jener ungestümen Raubgesellen, die zunachst keinen anderen Zweck hatten, als den (belagerten) Stockholmern Victualien zuzufuhren, die aber bald mit den übrigen baldischen Piraten gemeinsame Sache machten, sich Gothlands bemachtigten und von hier aus zur See und auf den benachbarten Kusten ihre Plünderungszüge unternahmen.

    Tschü.....

    Hallöle,

    ein solches Verhalten von ihren eigenen Mitgliedern (Rostock und Wismar) brachte die Hansa in eine schwierige Lage. Einerseits wollte sie nicht auf Gewalt gegenüber Margaretha setzen, andererseits war klar, dass nur durch eine Befreiung (des von Margaretha gefangenen) König Alberts, die alten (handelspolitisch) golden Zeiten wieder zu erreichen waren. Die Belagerung Stockholms (durch Margaretha) dauerte nun schon über 3 Jahre. Das es Margaretha nicht möglich war die Stadt einzunehmen, lag einzig und allein an deren Versorgung durch die Vitalienbrüder. Nur war den Seeräubern dieses auch klar und sie überfielen auf der Rückfahrt immer öfter voll geladene Hansakoggen um so nebenbei etwas in die Kasse zu bekommen. Hier nun wiederum waren es vor allem Koggen, welche aus dem baltischen Ordensgebiet kamen, da das bei der Hansa in Rostock, Wismar, Hamburg und Lübeck erst mal niemand störte. Endlich 1394 , nach langem Klagen aus Richtung Osten, rüstete sich die Hansa um wieder etwas Ruhe in die Ostsee zu bekommen:

    Zum allgemeinen Schrecken der Vitalier, die so eben erst Malmoe überfallen und in Brand gesteckt hatten, erschien eine stadtische Flotte im Sunde und da mittlerweile Margaretha selbst die Hand zu Friedensverhandlungen geboten, so gingen um Pfingsten des folgenden Jahres Abgeordnete der Hansa nach Schonen mit dem Auftrage, die Befreiung König Albert aufs Nachtrücklichste zu betreiben.

    So also wendete sich das Blatt für die Seeräuber, sie waren jetzt nicht länger von Nöten und konnten (mussten eigentlich sogar) entsorgt werden. Die Reicheren (also Wichtigeren) von ihnen, wurden rechtzeitig gewarnt, und waren zum Zeitpunkt des Angriffes auf Gothland schon länger dort verschwunden. Der ganze Rest der Seeräuber aber hatte gar keine Chance gegen die Ordensritter, zumal deren Anführer sich rechtzeitig abgesetzt hatten.

    Tschü.......

    Hallöle,

    dem eigentlichen Angriff auf Gothland scheint niemand von den dort vorhandenen Seeräubern entgangen zu sein. Es ist ja auch nicht so einfach mit einer großen Kogge unbemerkt an der gegnerischen Flotte vorbeizukommen. Aber es es ist denkbar, dass sich einige Piratenschiff gerade im Einsatz befanden und somit nicht vor Ort waren. Diese könnten auch die anrückende Streitmacht auf See bemerkt oder auf anderem Weg von dem Fall ihres Hauptstützpunktes erfahren haben. Das Dümmste was sie hätten nun tun können, wäre zu versuchen nun selbst auch noch in den Streit auf Gothland einzugreifen. Und das Klügste wäre gewesen, sofort die Ostsee zu verlassen und in internationalere Gewässer, wie die Nordsee, auszuweichen; und das werden sie vermutlich auch getan haben. Es gab nun wahrscheinlich ein paar Seeräuberschiffe in der Nordsee, welche sich von der Hansa verraten fühlten und auf Rache sannen. Auch galt der Frieden zwischen der Hansa und Königin Margaretha ausschließlich für die Ostsee, aber keineswegs für die Nordsee. Also waren die übriggebliebenen Kaperschiffe in den norwegischen Fjorden erst einmal relativ sicher, solang sie ihre Aktivitäten ausschließlich gegen die deutsche Hansa richteten. Das Gefühl, von der Hansa nur benutzt und dann auch noch verraten worden zu sein, führte zu einem deutlich brutaleren Vorgehen der Seeräuber. In der Regel wurden die Besatzungen der Handelsschiffe jetzt sofort getötet, und die Schiffe nach der Plünderung, auf offener See, verbrannt. Es sollten ja auch keine Zeugen zurückbleiben, weder stumme noch lebende. Die Sache mit den Kaperbriefen war also nun komplett aus dem Ruder gelaufen, es war ein Krieg auf Leben und Tod daraus entstanden. Auf diesem Weg könnte übrigens auch der Danzigbezug von einem Klaus Störtebecker entstanden sein, da die wenigen großen Kaperschiffe in der Nordsee damals überwiegend aus der Ostsee von Gothland (weit hinten Richtung Danzig) kamen, und sich möglicherweise auch selbst andere Namen gaben. Auch gab es selten überlebende Zeugen solcher Überfälle, welche später genaue Beschreibungen der Täter liefern konnten. Die Hansa hatte also nun das Problem aus der Ostsee (wo es sie weniger betroffen hatte) in die Nordsee verlagert, und hier schadete es ihr weit mehr; obwohl die Anzahl der Seeräuber jetzt sicher nicht mehr so hoch war. Da England die Angriffe auf die deutsche Hansa nicht wirklich schlecht fand, war von dieser Seite auch keine Hilfe zu erwarten. Die Piraten mussten also im heimischen Gewässer, am besten auf frischer Tat, gestellt werden. Keine leichte Aufgabe, denn genau dahin segelten die Piraten eigentlich nicht, weil sie die Hansakoggen ja immer in „internationalen“ Gewässern aufbrachten und ihren Heimathafen weit oben in norwegischen Fjorden hatten. Genau dieses Szenario macht es recht unwahrscheinlich, dass innerhalb von wenigen Wochen die zwei gefährlichsten Piratenschiffe der Nordsee, in heimischen Küstengewässern, durch ein einzelnes Schiff (die Bunte Kuh), aufgebracht worden sein sollen. Aber schauen wir mal weiter...........


    Tschü.......

  20. #20
    Forum-Teilnehmer Avatar von Peter von Groddeck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Antennenschreck,
    ein interessanter Ausflug in die Historie. Eine Frage: Du schreibst immer "Hansa". Mir war bisher nur "Hanse" geläufig. Wie kommst Du dazu?
    Gruß Peter
    Tue recht und scheue niemand.

  21. #21
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Peter,

    die Antwort ist recht einfach, größtenteils wird es in den älteren Dokumente als Hansa tituliert. Ursprünglich scheint die Herkunft des Wortes auf das hansische (kaufleute aus Hamburg) oder hanseatisch zurückzugehen. Als der Bund später weit über Hamburg hinausging, scheint man das e am Ende in ein a gewandelt zu haben, möglicherweise um sich etwas von Hamburg abzugrenzen.

    Tschü......

  22. #22
    Forum-Teilnehmer Avatar von Peter von Groddeck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Antennenschreck,
    danke.
    Gruß Peter
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  23. #23
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard

    Hallo,

    Nachdem im Laufe des Jahres 1398 klar wurde, das König Albert sein altes Reich nicht wieder würde zurückbekommen wurde die Besatzung von Stockholm (durch die Hansa) aufgehoben. Ab jetzt entwickelten sich die Verhältnisse zwischen der Hansa und Margaretha von Dänemark in eine für beide Seiten günstige Richtung. So kam es im Herbst 1399 sogar zu einer Versöhnung zwischen Margaretha und den beiden, ihr (wegen der Kaperbriefe) verfeindeten, Städte Rostock und Wismar. Der erreichte Friede war allerdings nicht allumfassend:

    Seit dem Jahre 1409 stand Dänemark mit Holstein in fast ununterbrochener Fehde. Den Gegenstand dieses Zwistes bildete das Herzogthum Schleswig. Schon im Jahre 1404 , wo Herzog Gerhard von Holstein im Kampfe gegen die Ditmarschen gefallen war, hatten die Streitigkeiten zwischen der Krone Dänemark und den holsteinschen Grafen um den Besitz des schleswigschen Herzogthums begonnen.

    Durch Vermittlung von Margaretha kam ein Waffenstillstand zustande, als diese aber 1412 starb war an eine endgültige Beilegung des Konfliktes nicht mehr zu denken. Im Jahre 1415 kam es dann endgültig wieder zu offenen kriegerischen Handlungen von Seiten König Erichs (Dänemark) gegen das Herzogtum Holstein, in dessen Verlauf einzig die gut befestigte Stadt Schleswig einer Besatzung entging. Und in diesem Zusammenhang tauchen nun auch wieder unsere Vitalienbrüder auf, welche doch spätestens 1402 komplett aufgerieben worden sein sollten:

    Jetzt griffen die Holsteiner durch die Noth gedrängt zu einem wirksamen Mittel: sie riefen die gefürchteten Vitalienbrüder, die schon lange die Ostsee aufgegeben und sich in die westlichen Meere verzogen hatten, zum Beistande auf. Kaperbriefe gegen die skandinavischen Reiche wurden ausgetheilt, alle Häfen Holsteins den kühnen Freibeutern geöffnet und bald durchschwammen diese nach alter Weise die südlichen Gewässer der Ostsee. So ward es den Holsteinern möglich, den Feind zur See und zu Lande aufs Erfolgreichste zu beschäftigen. Im Sommer des Jahres 1416 mußte König Erich sich wieder nach Dänemark zurückziehen, nachdem alle seine Versuche, die Stadt Schleswig den Holsteinern zu entreißen, gescheitert waren.......

    Siehe da, da haben sie wieder unsere Seeräuber, welche doch schon 1402 enthauptet worden waren. Sie hatten sich eben tatsächlich nur aus der Ostsee verzogen und waren in den Fjords von Dänemark untergekommen, nur dahin konnten sie jetzt nicht wieder zurück, als aktuelle Gegner des dänischen Königs. Also werden sie wohl ab jetzt keine Hansakoggen mehr aufgebracht haben, sondern ihr Interesse mehr auf dänische und englische Schiffe konzentriert haben. Bestraft wurden auch früher schon, in aller Regel, die kleinen Mitläufer und Deppen, aber sicher nicht die wichtigeren Figuren im Spiel; denn die könnte man ja selber noch mal brauchen. Wenn also 1401 oder 1402 (da gibt es unterschiedliche Angaben) überhaupt jemand in Hamburg hingerichtet wurde, so war es entweder nicht Störtebeker, oder es war tatsächlich jemand diesen Namens, aber dieser war kein großer Seeräuber sonder nur ein mediales Bauernopfer......


    Tschü......

    Hallo,

    dieser Streit, welcher ursprünglich zwischen Holstein und Dänemark begann, entzweite nun wieder die Hansestädte und mit ihnen auch die Hana selbst. Es kam, wie schon oft, zum Teil zu einem vollkommen Rollenwechsel der beteiligten Parteien. Hamburg ergriff die Partei von Schleswig / Holstein und öffnete seinen Hafen den Vitalienbrüdern, welche sie doch noch Jahre zuvor vernichten wollte. Die Ostseestädte Wismar und Rostock aber, welche ursprünglich die Vitalienbrüder mit Kaperbriefen gegen Dänemark schickten, ergriffen die Position des dänischen Königs und sandten ihm im Herbst 1416 sogar eine große Ladung Pulver und Kugeln nach Fehmarn. Ihre Häfen waren nun selbstverständlich für die Seeräuber gesperrt. Aber selbst die eingegangenen Bündnisse, waren nicht immer so ganz ehrlich gemeint. So hatte der dänische König den Hansestädten ihren Wirtschaftskrieg gegen Dänemark nicht vergessen, und versuchte davon noch einiges aufzuarbeiten, egal ob die Stadt im Moment auf seiner Seite stand oder nicht:

    Das Mittel, welches Erich anwandte, um sich zu rächen, bestand darin, dass er die zum Bunde (der Hansa) gehörigen holländischen Städte durch Begünstigungen aller Art an sich heranzog und sie endlich zum von der Hansa zu bewegen wußte.
    Ein großer Theil der niederländischen Städte, etwa zwanzig an der Zahl, stand mit der Hansa bereits seit dem vierzehnten Jahrhunderte in bald näherem, bald fernerem Zusammenhange. Während der bedeutungsvollen Jahre 1368 und 1369 hatten sie die Ostseestädte aufs Kräftigste gegen Danemark unterstützt, hatten die von ihnen verlangten Schiffe und Mannschaften gestellt und waren nirgends hinter den Leistungen der übrigen norddeutschen Bundesstädte zurückgeblieben. Diese Hingebung hatte die Hansa ihnen von Anfang an schlecht gedankt. Einzelnen jener Städte war es freilich schon früher durch eigene Anstrengungen gelungen, auf Schonen Niederlassungen zu grunden und sich an dem dortigen Handel, so wie an der Haringsfischerei zu betheiligen. Aber östlich vom Sunde in den Gewässern des baltischen Meeres wurden die holländischen Schiffe nur ungern geduldet: hier durften sie sich eben so wenig wie die Flanderer, Engländer und die übrigen Kauffahrer des Westens blicken lassen. Denn die Ostsee sollte nun einmal nach den Grundsätzen der Hansa ein deutsches Meer sein und, wenngleich Holland damals zum deutschen Reiche gehorte, so nahmen doch Lübeck und dessen Genossen hierauf keine weitere Rucksicht, da sie nur zu gut erkennen mochten, dass gerade die seekundigen Bewohner der Niederlande sich am leichtesten zu gefährlichen Nebenbuhlern ihres baltischen Geschafts erheben könnten.....


    In solchen Geschäftsgebaren dürfte wohl die eigentliche Ursache der Seeräuberrei zu suchen sein. Da werden eben normale Handelkoggen aus-geflaggt und mit Kanonen und bewaffneten Söldnern bestückt. Diese gehen dann, unter falscher Flagge, gegen unliebsame (wirtschaftliche) Konkurrenten vor. Klar, solche Aktionen kann man nicht offiziell durchführen, auch kann man den deutschen Holländern die Ostsee nicht offiziell verbieten. Da bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, eine kleine Privatarmee einzusetzen, bis alle (in der Ostsee) unerwünschten Handelspartner begreifen, dass die Ostsee für sie tabu ist. Offensichtlich hat sich die Hansa das Monster selbst erschaffen, welches ihr später oft große Schäden zufügte......


    Tschü.....

    Hallo,

    die Hinwendung der holländischen Küstenstädte zum dänischen König, weg von der Hansa, blieb dieser allerdings nicht lang verbogen und führte schon auf der Tagfahrt von 1417 zu einem Beschluß, welcher besagte, dass der gesamte Getreideverkehr (durch Sund , Belt , Elbe oder Weser) verboten sei, außer er finde im Auftrag einer Hansastadt statt. Bei Verstößen gegen diese Verordnung wurde die komplette Fracht beschlagnahmt. Das kam einer Hungerblockade gegen Holland sehr nahe, da die Niederlande selber kaum Getreideanbauflächen besitzen und große Mengen davon importieren müssen. Eine solche Maßnahme trieb die Niederländer nur noch weiter in die Arme des dänischen Königs, welcher sofort in die entstandene Lieferlücke ein sprang. Da sich die Hansa hiermit wieder einmal selbst ein Bein gestellt hatte, musste sie auf die Folgen nicht lange warten:

    Schon das Jahr 1423 zeigte den Hanseaten nur zu deutlich, dass die Bemühungen des Königs (Erich) nicht ohne Erfolg geblieben waren.Als gegen Ende September jenes Jahres die Flotten der Lübecker, Rostocker und Wismaraner nach Schonen ausliefen, schlossen die Holländer, welche sich dort zum Haringsfange eingefunden hatten, ein Bündniß mit König Erich, um gemeinschaftlich die hanseatischen Schiffe zu überfallen. Diese wurden noch rechtzeitig genug von dem Vorhaben unterrichtet und vereitelten den ganzen Plan, indem sie die großen holländischen Fahrzeuge, welche der König mit seinen Leuten bemannen und zu jenem Angriff hatte benutzen wollen, ihrer sämmtlichen Segel, Anker und Instrumente beraubten. Aber die Absicht Erichs und seiner Verbündeten war jetzt kein Geheimniß mehr: das Verhältniß der Holländer zur Hansa hatte sich gelöst, und ohne Rückhalt trat nun auch diese mit den feindseligsten Maßregeln gegen ihre ehemaligen Genossen hervor.........

    Tschü.....

    Hallo,

    So brachte nun jedes weitere Jahr ein Ansteigen der Feindseligkeiten und der Gewalt zwischen König Erich und der deutschen Hanse mit ihren jeweiligen Verbündeten. Schon Anfan des Jahres 1427 starteten die Hansestädte einen Großangriff mit weit über hundert Schiffen (ca. 6000 Mann) einen Großangriff auf das von Erich besetzte Flensburg. Das dieser scheiterte, lag wohl hauptsächlich daran, dass der Graf Heinrich von Holstein (ihr Anführer), bei der Erstürmung der Festungsmauern ums Leben kam, und dadurch großes Chaos unter der Truppe ausbrach. Nur das schreckte die Hansa nicht und sie zogen im Juli des selben Jahres erneut, mit einer noch größeren Flotte, in den Kampf. Diesmal war der Plan, sich zuerst aller wichtigen Inseln in der Ostsee zu bemächtigen und dann die dänische Flotte direkt anzugreifen. Allerdings hatte die Mission auch noch das offizielle und vernünftige Ziel, alle Schiffe der Hansa während ihrer Handelsfahrten in der Ostsee vor den Dänen zu schützen. Zu diesem Zweck bildeten die Handelsschiffe so eine Art Geleitzüge aus mehreren Schiffen, welche sich dann schon selber etwas besser verteidigen konnten. In diesem Jahr wurden auf beiden Seiten der Ostsee die Handelsschiffe solang zurückgehalten, bis sich die besagte hanseatische Streitmacht in ihrem Aufmarschgebiet befand. Als dann aber der Geleitzug aus Danzig im Kampfgebiet erschien, war ein Teil der hanseatischen Armada in Kämpfe verwickelt und der andere nicht mehr vor Ort, kurz, der gesamte Konvoi wurde, bis auf wenige Schiffe (von den Dänen) aufgerieben. Da die Anzahl der gefallenen See- / Kaufleute mit über 1300 angegeben wird, muss es schon um einen sehr großen Konvoi (> 50 Schiffe) gehandelt haben (Besatzung pro Kogge ca. 20 Mann). Der Anführer der Hansakriegsflotte, Tiedemann Steen, wurde gleich nach seiner Rückkehr nach Lübeck verhaftet und für ungefähr 6 Jahre im Marstall eingekerkert, ob dieses Debakels.
    Infolge der dauernden Handelshemmnisse und der fortgesetzten Feindseligkeiten dürften Anfang des 15. Jahrhunderts die Handelsbilanzen der Hansakaufleute längst nicht mehr so gut ausgesehen haben wie noch 30 Jahre zuvor. Inzwischen war nicht mehr sicher, ob man sein(e) Schiff(e) mitsamt der Besatzung jemals wieder sah, wenn es zum Hafen hinaus segelte, und alles was die Hansa unternahm, um die Lage zu verbessern, schlug ins Gegenteil um. Der Schaden, allein von Wismar im Jahr 1427, wird auf 32000 rheinische Gulden angegeben. Aus der ehemals reichen und bestimmenden Hansa, wurde langsam ein armer und hilfsbedürftiger Krämertrupp. Auch die Gewerke, welche Zuarbeit für die Hanse erbrachten, bekamen das immer mehr zu spüren. So schwand also den ehemals reichen Hansastädten ganz allmählich ihre wirtschaftliche Basis. Ein Gutes hatte die Entwicklung allerdings doch, mit dem Geld verschwand auch die Lust am Krieg führen.

    Tschü......

    Hallöle,

    im Frühjahr 1428 folgte zwar noch ein Versuch der Hansa, den Hafen von Kopenhagen, durch das Versenken von Schiffen, unbenutzbar zu machen, aber im Vergleich zu den vorangegangenen Schlachten, kann man hier allerdings nur von einem misslungenen PR-Gag sprechen. Also dauerte es keine drei Jahre, bis die ersten Städte (Rostock und Stralsund) für sich einen Separatfrieden mit dem dänischen König schossen. Diese beiden Städte erreichten nun auch einen Ausgleich zwischen König Erich mit den Holsteinern, wobei sogar Dänemark auf das Herzogtum Schleswig verzichtete. Auf diesem friedlichen Weg kam man innerhalb von 2 Jahren zu Erfolgen, welche mit all der Gewalt in der Vergangenheit nicht erreicht wurden. In der nun kommenden Zeit übte die Hansa einen durchweg friedlichen und aussöhnenden Einfluss auf alle Beteiligten aus, eine vollkommen neue, aber angemessene Rolle, angesichts ihrer wirtschaftlichen und militärischen Schwäche. In dieser, allgemein friedlicheren Epoche finden sich auch keinerlei Hinweise mehr, auf irgendwelche Seeräuber in diesem Gebiet. Scheinbar war die Auftragslage in diesem Gewerbe inzwischen sehr schlecht geworden, und die Mannschaften der Schiffe hatten sich längst nach anderen Verdienstmöglichkeiten umgesehen. Der Hansa war mit Holland inzwischen ein neuer und sehr mächtiger Feind erwachsen, welcher versuchte sie (die Hansa) komplett aus dem westlichen Teil der Welt zu entfernen. Da Holland selber seit 1433 zum burgundischen Reich gehörte, wurde es mit jeder Gebietserweiterung des letzteren, ebenfalls immer mächtiger und verfügte bald über ein Handelsnetz, demgegenüber das hanseatische nicht mehr von Bedeutung war:

    Die Verbindung, in welche hierdurch die holländischen Städte mit einem mächtigen Fürstenhause gebracht wurden, mußte nothwendiger Weise ihre ganze äußere Stellung verändern. Hatte schon früher die Mehrzahl, welche in Folge der Einflüsterungen des Dänenkönigs Erich aus der hansa geschieden waren, sich nicht gescheut, mit den deutschen Seestädten in offne Feindschaft zu treten, so gewannen jetzt diese Zwistigkeiten einen immer größeren Umfang und nachhaltigere Bedeutung. Von Jahr zu Jahr steigerte sich die gegenseitige Erbitterung, so daß die Feindseligkeiten zur See einen immer wilderen Charakter annahmen........

    Nach Verlauf von wenigen Jahren rüsteten die Ritterschaft und die Städte in Holland und Seeland eine Flotte von achtzig bis hundert Kriegsschiffen, um womöglich die Hanseaten ganz aus den westlichen Meeren zu vertreiben. Zugleich ertheilte Herzog Philipp Kaperbriefe an Alle, die gegen die deutschen Seestädte kämpfen wollten, und nur zu bald wurden diese nun gewahr, daß in den burgundischen Niederlanden ein Kriegsmuth und ein Unternehmungsgeist wach geworden, der mit gewöhnlichen Mitteln nicht zu bändigen war.

    Diese Feindseligkeiten dauerten bis in das Jahr 1441, als es dem dänischen König endlich gelang beide Parteien an einen Tisch zu bekommen. Man erreichte so etwas, wie ein Freihandelsabkommen, wonach keiner den anderen behindern sollte, bei seiner Tätigkeit. Wenn es allerdings niemand gibt, der die Einhaltung eines solchen Abkommens notfalls auch erzwingen kann, dann wird es mit der Zeit immer weniger beachtet:

    Schon im Jahre 1447 waren die nordischen Wasserstraßen wieder so unsicher geworden, dass die Hanseaten sich genothigt sahen, die Bestimmung zu treffen, jedes ihrer Schiffe, welches über hundert Last groß sei, solle bei Verlust einer Mark Goldes zwanzig „Mannsharnische“ an Bord haben.....

    Diese vergangenen ruhigeren Jahre hatten der Hansa genügt, um sich etwas zu erholen und ein wenig von dem alten Glanz zurück zu bekommen. Das allerdings gefiel nicht jedem, besonders nicht dem dänischen König Christoph, also fing er an die Holländer zu bevorzugen und ihnen Privilegien einzuräumen, welche er der Hansa im Gegenzug wegnahm. Da dies aber nicht schnell genug sichtbare Erfolge zeitigte, sann er auf effektivere Methoden, um den erneuten Aufstioeg der Hansa zu unterbinden:

    Ein Angriff auf Lübeck wurde vorbereitet; die erforderlichen Geldmittel waren schon im Geheimen zusammengebracht, verschiedene bairische und andere Fürsten für diesen Plan gewonnen; im Jahr 1448 sollte das Werk ausgeführt werden. Da plötzlich stirbt zu Anfang jenes Jahres.

    Diesem glücklichen Umstand hatte es Lübeck zu verdanken, der sicheren Zerstörung noch einmal entgangen zu sein.......

    Tschü.....

  24. #24
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Arndt,

    wolltest Du mit Deinem unvollendeten zweiten Satz im vorletzten Absatz von #62 prüfen, ob Deine Hansa-Beiträge gelesen werden? Darf ich ergänzen? > Am 5. Januar 1448 stirbt Christoph III., König von Schweden, Dänemark und Norwegen (siehe betr. Wikipedia-Seite > http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_III. ).

    Tschü . . .

  25. #25
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard

    Hallöle,

    ne Ulrich, das wollte ich sicher nicht. Aber beim Abschreiben und Kopieren und Einfügen, da geht manchmal was daneben. Das war wohl hier der Fall.


    ich habe hier übrigens einen chronologischen Abriss der frühen Danziger Geschichte, kann ja alles schon bekannt sein. Stelle es trotzdem mal hier rein, ist ja nicht allzu lang:

    997

    Als der heilige Adalbert im Jahre 997 die Bekehrung der Preussen begann, fand er an der unteren Weichsel bereits eine Ansiedlung ----- Gedanie -------

    1107

    wird Gdanzk als Hauptstadt Pommerellens (Ostpommerns, zwischen der Ostsee, Weichsel, Netze und Küddow gelegen) erwähnt.
    Die selbstständigen Herzöge Pommerellens residirten in Danzig; das schloß von König Waldemar I von Dänemark während seiner Occupation des Landes angeblich 1163 erbaut, lag in der Gegend der Burgstrasse, Burggrafengasse, Schlossgasse etc.. Hier lebte Herzog Sambor, welcher 1178 das Kloster Oliva gründete und 1207 starb. Mestwin I gründete 1208 das Kloster Zuckau.

    1220 – 1266

    Herzog Swantopolk. Er gründete unter Anderen das Dominikanerkloster 1227. Unter ihm wurde der erste Massivbau des Klosters Oliva ausgeführt.

    1230

    Betritt der Deutsche Orden den preussischen Boden rechts der Weichsel , den er sich bis 1283 völlig unterwirft. Er dringt auch in Kämpfen mit Swantopolk vorübergehend bis Danzig und Oliva vor.

    1266 – 1295

    Mestwin II, der letzte Pommerellenherzog. Er erklärt sich aus Furcht vor Polen zum Lehnsträger Brandenburgs. Daher gibt es nach seinem Tode Kämpfe zwischen diesem und Polen, wobei Danzig abwechselnd von beiden besetzt wird.

    1308

    erobert der Deutsche Orden Danzig, wobei der größte Teil der damaligen Stadt, der jetzigen Altstadt zerstört wurde. Der Wiederaufbau dieses ältesten Stadtteiles erfolgte nur sehr langsam und wurde erst ab 1326 kräftiger betrieben.

    1310

    tritt Brandenburg ganz Pommerellen an den Orden ab.

    1311

    gründet der Orden die Rechtsstadt, die jetzige Hundegasse, Langgasse nebst Langenmarkt, Jopengasse nebst Brodbänkengasse und Heiligegelstgasse (steht da so) umfassend.

    1343

    wurde die Rechtsstadt besfestigt und durch die Damme in Verbindung mit dem Schloss gebracht.

    1348

    wird die Radaune nach Danzig geleitet und die große Mühle erbaut.

    1351 – 1382

    Hochmeister Winrich von Kniprode. Höchste Blüte des Ordens. Danzig erhält mehrere neue Kirchen.

    Um 1380

    entsteht an der Weichsel, unterhalb der Altstadt, ein neuer Stadtteil, die Jungstadt (nach Curike 1391 von HM Wallenrodt) angelegt.

    1393 – 1407

    Hochmeister Ulrich von Jungingen. Durch Verlust der Schlacht von Tannenberg beginnt der Niedergang des Deutschen Ordens. Danzig aber, das bereits 1366 als Mitglied der Hansa genannt wird, bleibt während des ganzen 15. Jahrhunderts die bedeutendste Handelsstadt im nordöstlichen Europa.

    1433

    Einfall der Hussiten, dieselben verwüsten die Umgegend, auch Oliva.

    1454 - 1466

    wütet der sogenannte Städtekrieg, durch welchen sich mit Pommerellen und dem rechtsseitigen Weichsellande (Pomesanien) auch Danzig vom Orden losreißt und in Personalunion mit Polen tritt. Dieser Krieg verwüstete das ganze Land.

    1455

    wurde die Jungstadt durch die Danziger (Rechtsstädter) zerstört. Auch das Ordensschloß wurde 144 niedergerissen, hauptsächlich wohl, um zu verhindern, dass die Polen, oder andere Machthaber sich darin festsetzen möchten. Von jetzt an liegt Danzig, welches eine städtische Republik bildete, in häufigem Kampfe mit Polen um seine Reservatrechte. Trotzdem nimmt der Wohlstand zu, es werden viele Bauten ausgeführt.

    1522 – 1558

    Einführung der Reformation.

    1555

    sind die Franziskaner Mönche soweit ausgestorben, dass die letzten Kloster und Kirchen der Stadt zu Schulzwecken übergeben wurden.

    1569

    wird Westpreussen mit Polen, als Provinz desselben vereinigt, Danzig behält jedoch seine Selbständigkeit und verweigert dem 1575 gewählten König Stefan Bathori wegen Anfechtung der städtischen Rechte den Huldigungseid. Es kam zum Kriege und 1577 zur Belagerung Danzigs, welche jedoch am 3. September 1577 als erfolglos aufgehoben werden musste. Am 15 Februar 1577 verwüsteten die Danziger das Kloster Oliva.

    1599 – 1660

    war Westpreussen der Schauplatz des schwedisch-polnischen Krieges, worunter auch Danzig sehr zu leiden hatte. Zu Oliva wurde am 3. Mai 1660 dann ein Friede geschlossen.

    1700 – 1721

    wütete in Westpreussen nun der 3. schwedisch-polnische Krieg, der Danzig große Geldopfer auferlegte. Nicht minder war das der Fall in dem darauf folgenden polnischen Erbfolgekrieg von 1733 -1750. Danzig stand auf Seiten von Stanislaus Lescinski gegen August III, und musste deshalb 1734 eine Belagerung durch die Russen ertragen......

    Tschü....

    Hallöle,

    ab ca. 1435 meldete sich noch ein weiterer Mitbewerber der Hansa immer stärker zu Wort (auch zur Tat); das englische Königreich. Was zuerst recht friedlich begann mit der Beteiligung am Ostseehandel für die englischen Kauffahrer von 1437, führte doch recht bald zu Streitigkeiten, bei denen z.B. Danzig 1449 immerhin 16 große Schiffe verlor. So kam es dann 1469 zum Hansisch-Englische Krieg, der immerhin fünf Jahre dauern sollte........


    Tschü.....

    Hallöle,

    anbei mal ein kleiner Bericht, was die Hansa von wo nach wo transportierte:

    In diesem Wirtschaftskomplex hatten sich kleinere Wirtschaftsgebiete herausgebildet. Im Osten das polnisch-baltische mit seiner Abzweigung nach Rußland; im Norden das skandinavische, beide Gebiete mit ausschließlicher Naturalproduktion. Im Westen lag das flandrisch-englische Wirtschaftsgebiet mit seinen Ausläufern nach Frankreich und Spanien, das dem hansischen Handel Produkte industrieller und gewerblicher Art lieferte. Die Grenze zwischen den Gebieten der Naturalproduktion und denen mit gewerblicher Tätigkeit lag im westlichen Winkel der Ostsee, wodurch Lübeck zu einem großartigen Umlageplatz und Mittelpunkt des hansischen Zwischenhandels im nördlichen Europa wurde.
    Der hansische Handel des Ostens erstreckte sich auf folgende Gegenstände: Aus Rußland und Livland holten die Hansen Pelzwerk, Felle, Leder, Talg, Wachs, ferner Honig, Getreide, Hanf und Leinsaat; eingeführt wurden von ihnen Metalle, namentlich Kupfer, Eisen und Blei; ferner Leder, Handschuhe, Pergament, deutsche und flandrische Leinwand, endlich Salz, Met, Bier, Wein. Ein wichtiges Hauptausfuhrprodukt bildete das Getreide, das namentlich Esthland über preussische Häfen im Tausch gegen Salz lieferte. Die Grundlage des hansisch-skandinavischen Handels bildete der Hering, der unter der Leitung von Lübeck eine eigene hansische Niederlassung mit ausschließlichem Heringsfang und -handel hatte entstehen lassen. Lübeck hielt allgemein die Fäden des hansischen Handels nach Norwegen in der Hand; namentlich mit Bergen, das seinerseits zentraler Stapelplatz ganz Norwegens war, stand es in lebhafter Handelsbeziehung, so das der Handel zwischen den beiden Häfen als Maßstab des hansisch-norwegischen Handels gelten kann. Der hansische Import (von Bergen) umfasste deutsches Getreide, Bier, Salz, Leinwand, Werkzeuge; der Export Fische, Tran, Talg Federn, Schwefel, Bauholz und einheimische grobe Wolltücher. Nachdem alle diese Produkte des Nordens und Ostens den Lübecker Stapel passiert hatten, trafen sie auf den Märkten Flanderns auf die Erzeugnisse flandrischen Gewerbefleißes. Bereichert wurden die flandrischen Märkte durch den Zuzug englischer und französischer Waren. Da die Hansen in ihrer ersten Epoche den englischen Markt auf Grund ihrer Monopole und Verträge vollkommen beherrschten, so ging auch der englische Export, der in aller regel in Wolle, Fellen und Metallen bestand, ausschließlich durch ihre Hände. Sie führten dagegen ein: Fische, Rheinwein, Pelzwerk, später auch Getreide. Namentlich England lieferte nach Flandern die Wollwaren, die dort verarbeitet, in Gestalt der berühmten flandrischen Tuche und Leinwand, neben den Erzeugnissen der Schmiede- und Schlosserkunst von den Hansen in Verkehr gebracht wurden. Neben diesem Eigenhandel beherrschten die Hansen auch den ganzen flandrischen Zwischenhandel, der neben den nordischen Produkten aus Deutschland Wein, Getreide, Farbstoffe, Wollwaren, Flachs, Hanf und Fleisch umfasste.
    Eine eigentümliche Stellung nimmt Frankreich ein; sein Handel mit der Hansa beschränkt sich ausschließlich auf den Export von Salz und Wein und zwar in solcher Ausdehnung, das er dem modernen Großhandel beinahe ebenbürtig an die Seite gestellt werden kann........


    Tschü.......

    Hallöle,

    hier mal ein Abriss über die städtische Verwaltung Danzigs in der Zeit des 13 Jh. :

    Die oberste städtische Behörde war der Rat, dessen Mitglieder der Regel nach aus Schöffen gewählt wurden und ihr Amt meist lebenslänglich versahen. Die Wahl der Schöffen und Ratmannen stand dem Rate zu. Ein Bürgermeister (proconsul) und sein Kumpan oder socius bildeten mit zehn Ratmannen auf je ein Jahr den „sitzenden Rat“ , der die obersten Stadtämter, darunter die Ämter der beiden Kämmerer, unter seine Mitglieder verteilte. Dem „gemeinen Rat“, zu dem außer den jeweiligen „sitzenden“ Ratmannen auch die früheren Mitglieder des sitzenden Rates gehörten, standen die zeitigen und ehemaligen Bürgermeister vor; es waren in der Regel vier.
    Die Abgrenzung der Befugnisse zwischen dem sitzenden und dem gemeinen Rat wurde mehrfach geändert. Während ursprünglich der sitzende Rat die Leitung der städtischen Angelegenheiten besaß und dabei noch die Ordensregierung ihren Einfluß beträchtlich geltend machte, scheint in der Zeit von 1382 ab der gemeine Rat die wichtigsten Befugnisse an sich gebracht und behauptet zu haben, bis 1411 der Orden die früheren Zustände wieder herstellte, die dann im Jahre 1421 in mehreren Ordnungen schriftlich festgelegt wurden. Der gemeine Rat wußte jedoch, gestützt auf die wachsende Unzufriedenheit der Bürgerschaft mit dem Ordensregiment, bald seine Befugnisse aufs neue zu erweitern und die Macht der herrschenden Patrizierfamilien zu behaupten.
    Der Rat besaß die Verfügung über die städtischen Finanzen, obwohl er bei wichtigen Angelegenheiten sich der Zustimmung der Bürgerschaft zu versichern pflegte.......

    Hier mal die Bürgermeister (immer 2) welche aus der Zeit bekannt sind:

    1346 Hinrich der alde Burgermeister und Klaus v. Hurden
    1363 Hildebrand Munter und Johann Walrabe
    1375 Gottschalk Nase und Johann Walrabe
    1379 Gottschalk Nase und Johann Walrabe
    1380 Johann Walrabe und Paul Zan
    1381 Paul Zan und Klaus Gotisknecht
    1382 Klaus Gotisknecht und Peter v. Oppeln
    1386 Johann Wokan und Paul Zan
    1411 Konrad Letzkau und Arnold Hecht
    1412 Tidemann Huxer und Hermann Hitfeld
    1418 Johann Hamer und Klaus Rogge
    1419 Klaus Rogge und Johan Baisener
    1420 Johan Baisener und Gerd v. d. Beke



    Tschü......

  26. #26
    Forum-Teilnehmer Avatar von Peter von Groddeck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo,
    irgendwo habe ich gelesen, dass die Hanse von Danzig aus auch nach Südosten bis ans Schwarze Meer Handel getrieben hat.
    Gruß Peter
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  27. #27
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Peter,

    mal sehen ob wir da noch über Quellen stolpern, ich habe bestenfalls 5 % meiner Unterlagen bis jetzt überfliegen können; mit dem Fokus auf dem Zeitraum 1370 bis 1460. Da Störtebecker 1401 od. 1402 hingerichtet worden sein soll, wäre das wohl der infrage kommende Bereich.

    Tschü......

  28. #28
    Forum-Teilnehmer Avatar von Rahmenbauer14, + 1.11.2021
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Peter, hallo Arndt,

    hatte ich doch wo im Hinterstübchen, daß Nischni Nowgorod (ex. Gorki) eine Hansestadt an der Wolga war .

    Und siehe da: http://www.nizhny-novgorod.de/

    Es wird dann wohl weiter ins Kaspische Meer gegangen sein.

    Schöne Grüße

    Rainer
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    (Spinoza)

  29. #29
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo, liebe Hanse-Forscher,

    nach meiner bisherigen Google-Recherche setze ich mal hinter Nischni Nowgorod als Hansestadt ein vorsichtiges Fragezeichen und setze das andere russische Nowgorod, nämlich "Weliki Nowgorod", die älteste Stadt Russlands, dagegen > http://www.nowgorod.ru/ . Liegt bei Rainers Link-Artikel evtl. eine Verwechslung beider Städte vor?

    Wegen anderer, dringender Erledigungen kann ich weitere Hansa-Web-Funde erst heute Abend ergänzen. Vielleicht hat sich bis dahin schon mein Zweifel geklärt.

    Gespannte Grüße
    Ulrich

  30. #30
    Forum-Teilnehmer Avatar von Rahmenbauer14, + 1.11.2021
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Ulrich,

    Du könntest recht haben: http://www.hanse.org/de/hansestaedte/nowgorod.php

    Ein ruhiges Wochenende wünscht

    Rainer
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  31. #31
    Forum-Teilnehmer Avatar von Peter von Groddeck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo,
    das Nowgorod, das etwa 200 km südlich von St. Petersburg am Ilmensee liegt ist die Hansestadt. Ich war voriges Jahr dort. Bei einer Stadtführung sah ich an einer Hauswand eine große alte Landkarte, die alle Hansestädte zeigte. Verwundert fragte ich die Stadtführerin warum ausgerecnet Kalkar (Kreis Kleve) in rot dargestellt war. Antwort, dies war bei einem Hansetag der Neuzeit in Nowgorod das Gastgeschenk der Stadt Kalkar.
    Gruß Peter
    Tue recht und scheue niemand.

  32. #32
    Forum-Teilnehmer Avatar von radewe
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Guten Abend,
    das Thema der Hanse ist sehr umfangreich, im Museum zu Lübeck gibt es Erklärungen hierzu.

    Hängengeblieben sind bei mir, nach meinem Besuch dort, die Unterschiede zu den Hansestädten; Hansekontoren [dazu gehörte(n) z.B. Nowgorod (Petershof)]; hanseatische Niederlassungen / - Handelshöfe.
    Heute werden die unterschiedlichen o.g. Begriffe/Orte irrtümlich als Hansestädte bezeichnet.

    Grüße von Hans-Werner
    Ich suche Geburtsdaten Michael BERGMANN um *1808, WO??
    Im November 1835 heiratet er `katholisch´ Anna Elisabeth SCHULZ aus Zoppot.
    Er, seine Ehefrau & die Nachkommen lebten in Carlikau, Fischerkolonie (Fischerplatz).

  33. #33
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo in die Hanse-Runde,

    nun habe ich wieder Zeit fürs Forum. Ich freue mich, dass inzwischen mein Zweifel (siehe #71) bestätigt wurde, aber besonders freue ich mich darüber, dass durch solche Runde der Wissenshorizont erweitert wird. Wer von uns hat vorher schon gewusst, dass es zwei Nowgorods gibt? Vermutlich Peter.

    Das mir bisher nicht bekannte Weliki Nowgorod (im #72-Link auch "Welikij Nowgorod" geschrieben; korr.: "eine der ältesten Städte Russlands"), diese bedeutende Hansestadt, hat diese sehr umfangreiche, zuletzt am 3. Dezember 2014 geänderte Wikipedia-Seite > http://de.wikipedia.org/wiki/Weliki_Nowgorod , zu der es heißt: "Dieser Artikel wurde am 27. November 2010 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen."

    Aus diesem wirklich lesenswerten Artikel geht u.a. hervor, dass "Nowgorods architektonisches Erbe seit 1992 UNESCO-Weltkulturerbe" ist, und weiter: "Weliki Nowgorod ist Mitglied des Städtebundes der Neuen Hanse. Insgesamt unterhält Weliki Nowgorod Städtepartnerschaften mit sieben Orten:", darunter die deutsche Stadt Bielefeld. Zu dieser Städtepartnerschaft heißt es: "Bielefeld nahm als Folge eines Beschlusses des Bundestages zur militärischen Nachrüstung im Winter 1983/84 Kontakt zu Weliki Nowgorod auf. Aus dem anfänglichen Briefkontakt entwickelte sich bis 1987 eine Städtepartnerschaft. In den 1990er-Jahren unternahmen die Bielefelder viele Hilfstransporte in die russische Partnerstadt, und noch heute werden soziale Projekte in Weliki Nowgorod finanziell unterstützt."

    Zum Thema "Hanse" füge ich noch diese Informationen an:
    - Wikipedia-Seite "Hanse" > http://de.wikipedia.org/wiki/Hanse .
    - Website "Städtebund - Die Hanse" > http://www.hanse.org/de/ .
    - Wikipedia-Seite "Hansestadt" > http://de.wikipedia.org/wiki/Hansestadt .
    - Karte und Namen der Hansestädte > http://www.hanse.org/de/hansestaedte/nordseeraum/ .
    - Webseite "Entwicklung der Hanse", zusammengestellt von Martin Schlu > http://www.martinschlu.de/kulturgesc...ntwicklung.htm .

    Und dies noch zum geplanten Europäischen Hansemuseum in Lübeck:
    - Wikipedia-Seite "Europäisches Hansemuseum" > http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C...es_Hansemuseum
    - Website "Europäisches Hansemuseum" > http://hansemuseum.eu/ .
    - Website "LÜBECK Fenster" > http://www.luebeck.de/tourismus/kult...s-hansemuseum/ .

    Mit dieser Wissenserweiterung wünscht allen ein schönes zweites Adventswochenende mit besten Grüßen aus Berlin
    Ulrich


  34. #34
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard

    Hallo,

    da kein richtiger Danzig- und Störtebeckerbezug vorhanden ist, habe ich Nowgorod bis jetzt nicht beachtet bei meinen Recherchen. Es gibt aber recht viele Stellen, welche sich speziel hiermit befassen, und nicht nur bei Wikipedia:

    Wenn auch nicht ganz so günstig wie im Westen, verliefen doch auch im Norden und Osten die Dinge ohne schwerere Kriesen. Allerdings verlor Nowgorod zu Anfang des Jahres 1478 seine Selbsständigkeit; an die Stelle der Republik trat die Herrschaft des Grossfürsten von Moskau. Die deutschen Kaufleute wurden unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen; sie wurden gefangen genommen, ihre Waaren mit Beschlag belegt. Aber deutlich zeigte sich jetzt, wie gering das Interesse der gesamten Hanse an dem einst so blühenden und wichtigen Hofe geworden war. Nur die livländischen Städte, die in doppelter Weise geschädigt und bedroht waren, rührten sich.....


    Tschü.......

    Hallo,

    eigenmtlich haben wir das Thema Störtebeker / Danzig soweit durch. Man könnte (sollte eigentlich) einen extra Thread (oder auch mehrere) zum Thema: Danzig / Orden / Hanse / Mittelalter.... machen (bei hinreichendem Interesse). Aber mal noch was zu Nowgorod:

    Von großer Wichtigkeit war Danzig für den hansisch-russichen Handel, soweit er sich auf die heutigen russischen russischen Ostseeprovinzen erstreckt. Es kommen hier namentlich Reval und Riga in Betracht; von diesen Städten wurden dann die Waren auf den russischenh Markt gebracht. Das Hinterland zu Reval und Riga bildete Nowgorod, ein uralter Freistaat, der seit alters her die Rohprodukte des inneren Rußland mit Benutzung des Wolchow, des Ladogasees und der Newa nach Wisby brachte. Mit der Verbreitung hansischen Handels in Livland und Estland rissen die Hansen diesen Handel, der bis dahin von den Russen besorgt war, ebenfalls ganz an sich. Seit dieser Zeit beginnt die hansische Epoche in Nowgorod.

    Tschü....

    Hallöle,

    für alle die, welche sich nicht durch Wiki Links klicken mögen, hier noch mehr zum Thema aus alten Dokumenten:

    Von Riga aus stand dem Handel durch den Wasserlauf der Düna das ganze diesen Fluß umgrenzende Gebiet offen mit seinen damals wichtigen Handelsplätzen Dünaburg, Polozk und Witebsk. Im Anschluß an das Aufblühen der baltischen Städte hatte sich Nowgorod ebenfalls als Handelssitz ersten Ranges entwickelt; schon 1191 ist ein Verkehr Nowgorods mit deutschen Kaufleuten nachweisbar. Aus dem Jahre 1269 datiert das große Privileg, das den Handel zwischen Russen und Deutschen im einzelnen regelt. Auf dem dortigen Peterhof fand der Austausch zwischen den Erzeugnissen des ganzen russischen Reiches, unter denen Pelzwerk die bedeutendste Rolle spielte, mit den Erzeugnissen der westlichen Industrie und des westlichen Gewerbefleißes statt.....


    Tschü......

    Hallöle,

    hier mal noch eine Episode, welche direkt Danzig und Nowgorod betrifft und irgendwie bezeichnend ist für die damalige Zeit:

    Zu ihrer größten Blüthe hat sich ohne Zweifel diese Handelsthätigkeit unter Hochmeister Conrad von Jungingen erhoben. In seinen späteren Bedrängnissen sah der Orden (1444) mit Wehmuth auf eine Zeit zurück, wo der Ordensschäffer in Marienburg mit einem Betriebskapital von mehr als 100000 Mark Geschäfte machte und wo, wie im Jahre 1404, in den Speichern von Marienburg und sieben anderer Burgen allein an Roggen über 6000 Last aufgelagert waren. Es findet sich keine Spur, dass diese Betriebsamkeit vor 1382 mit der der Städte in Collision gekommen wäre. Auf der Tagfahrt zu Marienburg 2. April 1388 werden zum ersten Male Klagen der Städte gegen den Orden laut, welche seit dem in stärkerem oder schwächerem Tone während dieser ganzen Periode wiederholt von dem Vorhandensein wirklicher Missbräuche unzweideutiges Zeugniss ablegen. Die Ordensbeamten beanspruchen nämlich für ihre kaufmännischen Geschäfte Theilnahme an allen Handelsfreiheiten der Städte, namentlich auf den Hanseatischen Kontoren, halten sich aber nicht für verpflichtet, die auf diesen Kontoren herrschenden Hanseatischen Satzungen zu befolgen, wodurch nicht nur der Orden, sondern auch die Preussischen Städte mit den Hanseaten in widerwärtige Misshelligkeiten gerathen. So befrachtet z.B. 1391 der Grossschäffer von Marienburg ein Schiff nach Brügge, obgleich die Schifffahrt dorthin verboten ist und wird deshalb von den Aldermännern daselbst aus des Kaufmanns Rechte gewiesen. Selbst in der Zeit, wo Hanseaten und Preussen in die Entrichtung des Pfundgeldes eingewilligt haben, weigern sich die Handelsschiffe des Ordens 1401 dasselbe zu bezahlen. Da man in Nowgorod Preussisches „Herrengut“ nicht zulassen will, so erlaubt der HM 1392 seinen Städten nicht einem Vertrage der Hanseaten mit Nowgorod beizutreten. …

    Auf die Zerwürfnisse zwischen dem Orden einerseits und der Hansa und Danzig auf der anderen Seite hatte ich ja schon früher hingewiesen, diese scheinen ihren Ursprung Anfang des 15 Jh. zu haben und sind von da an immer schlimmer geworden.


    Tschü.....

    Hallöle,

    So etwa ab 1420 scheinen die Seeräuber, möglicherweise auf Betreiben Dänemarks, wieder verstärkt im Ostseeraum zu agieren. Sicher aber nicht Störtebecker, der damals recht alt und kopflos gewesen sein müsste. Da der Orden inzwischen keinerlei wirkliche Gewalt mehr darstellt, übernimmt Danzig weitestgehend den Schutz der Handelswege in Richtung Westen:

    Ebenso übernimmt sie (die Stadt Danzig) es hauptsächlich, den Handel Preussens in diesen unruhigen Zeiten mit Waffengewalt zu schützen. Da die wiederholten Raubüberfälle der Dänen, der Wendischen Städte (eigentlich die Hansa selbst mit Lübeck voran) und der Seeräuber die neutralen Schiffe in grosse Gefahr bringen, so lässt si zu öfteren Malen die in ihrem Hafen zu einer Flotte vereinten Handelsschiffe durch Kriegsschiffe geleiten......

    Inzwischen hat sich Danzig wohl von der Hansa und dem Orden abgewandt und macht seine Geschäfte mit Flandern und England:

    1427 zieht sich eine neue grosse Sundflotte zu Johannis in Danzig zusammen; ihr sind 6 „Admiralsschiffe“ zugeordnet, von denen 2 das Geleite nach Flandern, 2 nach England und 2 nach Holland geben sollen. Die Nachricht von dem Unglück, das damals die Lübecker Kriegsflotte und eine aus der Bretagne kommende Handelsflotte im Sunde betroffen hat, bestimmt den Danziger Rath, nur den Aussenhansischen Schiffen die Theilnahme an jener Fahrt zu gestatten.....

    Aber es dauert nicht lang und man schmiedet wieder neue Allianzen und verwirft die alten:

    1428 am 5. Juni übernimmt Danzig gegen die Wendischen Städte die Verpflichtung dafür zu sorgen, dass aus Preussen Niemand Salz nach Skandinavien bringe; in dem selben Jahr am 15. December fordert der Hochmeister die Stadt auf, ihn in der Bekämpfung der Seeräuber zu unterstützen; die Prisen sollte sie behalten dürfen; 1429 fährt aufs Neue eine Flotte von 61 und 1432 eine andere von 59 Preussischen Schiffen, letztere unter 4 Admiralen, von Danzig aus......

    So ändern sich ständig die Machtverhältnisse in und um Danzig, die Engländer waren 1427 noch Haupthandelspartner und schon Anfang 1429 nicht mehr erwünscht in der Ostsee, ja man mußte sich militärisch vor ihnen schützen....

    Tschü.......

    Hallöle,

    hier noch ein Ausschnitt aus einem Buch, über die Gerichtsverhältnisse im 11. u. 12 Jahrhundert im nördlichen Deutschen Reich:

    Wir finden Gaue, die in Unterabteilungen zerfallen, wie die fränkischen Hundertschaften, wenngleich der Name Hundertschaft hier fehlt. Wir finden Gaugerichte und Hundertschaftsgerichte und in beiden Richter und Urteilsfinder. In den Gaugerichten tritt der Graf; allerdings mehr ausnahmsweise, als Vorsitzender auf. Sonst und stets im Gerichte der Hundertschaft gebührt die Leitung und Vollstreckung einem Unterbeamten, dem Schulzen. Der Asega ist nicht Gesetzessprecher, sondern lediglich Urteilsfinder. Es ist nicht nur ein einziger Asega im Gau vorhanden, sondern jedem Gau gehören mehrere, anscheinend je 12 Asegen an. Sie treten zum Gerichte und beschränkter zum Hundertschaftsgerichte zusammen und entsprechen insofern den fränkischen Schöffen. Doch ist jeder Asega durch die Eingesessenen eines kleineren Unterbezirks bestellt und für diesen Bezirk in erster Linie zuständig. Neben dem Schulzen und den Asegen stehen in jedem 12 Dingzeugen. Sie werden ursprünglich für den Einzelfall aufgeboten (Königszeugen). Später sind sie ständige Beamte (tolva und atthen), die sich als Amtszeugen oder Gemeindegeschworene bezeichnen lassen, in den Marktorten aber Schöffen heissen. Nahezu deas gleiche Bild zeigen die Quellen bis ins 14. Jahrhundert. Die persönliche Mitwirkung des Grafen ist in späterer Zeit allerdings vollkommen beseitigt.


    Tschü......

    Hallöle,

    was sich manche hier im Forum fragen könnten: Wieso macht sich wer soviel Gedanken um Störtebecker. Gut denn, für meine Person ist das recht schnell und einfach zu erklären:

    Ich hatten als Schulkind eine minimale Leseunlustigkeit, und habe nur das gelesen was ich unbedingt musste oder das was mich wirklich interessierte. Unter der letzteren Literatur befanden sich 3 dicke Sagen und Märchenbücher aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und ein neueres Buch über Störtebecker. Wenn ich also mal was gelesen habe, so war meist eines dieser Bücher. Und das tragische Ende der Seeräuber ging mir irgendwie nie so richtig aus dem Sinn, da die Sagen und Märchen in der Regel einen positiven Ausgang hatten.

    Tschü......

  35. #35
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Also Antennenschreck,

    was Du bisher über Störtebeker, Danzig, den Deutschen Orden, Polen im Mittelalter etc. etc. geschrieben hast, hat mich ehrlich gesagt tief beeindruckt!
    Mach da bitte weiter. Ich lese da gerne mit!

    SC

  36. #36
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard

    Hallo,

    ein anderer denkbarer Weg sich dem Thema zu näher, kann über die verwendeten Schiffstypen führen. Denn eins gilt es zu benken: das Schiff mit dem man angreift sollte wenigstens so groß sein wie das angegriffene.

    Tschü....

    Hallöle,

    das bedeutet, dass sich der Seeräuber von Anfang an auf eine bestimmte Zielgruppe festlegen muss, er bestimmt also mit seinem ersten (oft auch einzigen) Schiff wen er zum Freund und wen zum Feind hat. Denn die Schiffsgröße bestimmt wiederum den Tiefgang desselben, und somit den Operationsbereich und auch die Operationsreichweite. In den wenigen alten Quellen (ich habe nur 2), welche man zu Störtebecker findet, wird immer von einer Mannschaft von mehr als 70 Leuten gesprochen. Das allerdings wäre schon ein recht großes und teures Schiff, welches nur in wenige große Häfen einlaufen konnte. Solch große Häfen gab es damals in der Regel nur in großen Küstenstädten, wie z.B. Hamburg, Schleswig, Wismar oder Stralsund. Sehr viele andere Häfen waren zu seicht, besonders während der Ebbe und für solch große Schiffe nicht verwendbar:

    Damals aber hielt man sich nahe an der Küste, so dass die im Nordseeverkehr beschäftigten Schiffe keinen großen Tiefgang haben konnten. Vielfach wurde der Verkehr nur durch Ewer, bis zu 8 Lasten groß, vermittelt, auf größere Entfernung durch Seeschiffe von 12 bis 30 Lasten.

    Um also sicher vor Piraten zu sein brauchte man nur mit kleineren Schiffen dicht unter Land zu segeln. Allerdings war man dadurch noch mehr auf eine günstige Windrichtung angewiesen, da man hier logischerweise nicht so gut vor dem Wind kreuzen konnte. Und wenn man sowieso dicht am Land segelte, lag der Gedanke nahe diese Transporte gleich auf dem Landweg zu befördern. Also hat sich das Seeräuberunwesen wohl fast ausschließlich gegen die großen Überseeschiffe der Hanse gerichtet, und wenn das Störtebeckerschiff tatsächlich in der Nähe der Küste aufgebracht wurde, dann sicher nur weil es auf Grund gelaufen ist. Aber für diese Tat käme dann kein so großes Schiff, wie die „Bunte Kuh“, in Frage, schon eher mehrere kleinere Schiffe mit weniger Tiefgang. Es muß sich da allerdings um eine größere Anzahl von kleinen Schiffen gehandelt haben, den wenn deren Anzahl zu gering ist, hätte sich das große manövrierunfähige Störtebeckerschiff, mit seinen höher liegenden Kanonen, sehr gut verteidigen können. Im Grundsatz könnte ich mir vorstellen, dass Störtebecker auf Grund gelaufen war und auf die nächste Flut warten musste um wieder frei zu kommen. Hierbei wurde er entdeckt und verraten. Es wurden aus den nächsten Häfen umgehend alle verfügbaren kleineren Schiffe an die Stelle geschickt, und schafften es ihn zu überwältigen. Oder was mir wahrscheinlicher erscheint, man versprach ihm einen fairen Prozess wenn er sich ergibt. In einer Quelle wird behauptet, dass ein Verräter die Ruderanlage mit Blei ausgegossen hätte und dadurch das Schiff manövrierunfähig wurde. Ich könnte mir da eher die Sandbankvariante (mit oder ohne Verrat) vorstellen, aber wie gesagt, das sind nur meine Spekulationen.

    Tschü.....

    Hallo,

    ich bin im Moment etwas verhindert in diesem Thread sehr umfangreich zu agieren, da anderweitig beschäftigt. Man kann aber an den Hits erkennen, dass er (der Thread) doch gelesen wird. Ich würde also einfach anregen hier mal mehr Diskussion reinzuwerfen. Wenn ich über die Feiertage etwas mehr Luft habe, werde ich mich auch wieder mehr einklinken. Wir könnten ja auch einfach mal einen Thread eröffnen, z.B. genannt Danzigs Ursprung. In diesem kann dann jeder Infos zu der wirklich alten Geschichte Danzigs beitragen. Manchmal finden sich da noch Sachen, welche so noch nicht bekannt waren - wie in dem Fall mit dem TV Programm von / in Danzig.

    Tschü......

  37. #37
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Arndt,

    Du kannst uns ja mal schon die Fundstellen nennen, aus denen Du Deine Beiträge schöpfst. Dann könnten wir uns inzwischen weiter einlesen und evtl. das eine oder andere dazu sagen. - Vielen Dank!

    Ich wünsche Dir und allen anderen im Forum frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr 2015, das die Forumer zu vielen interessanten Beiträgen anregen möge - vor allem solchen über das alte, aber auch solchen über das neue Danzig.

    Mit besten Grüßen aus Berlin
    Ulrich

  38. #38
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Ulrich,

    im Grunde sind die meisten meiner Quellen von forgottenbooks. Nur ist es hier wichtig wie man sucht (regular Expressions). Normal gesucht kommt da nicht viel bei rüber. Oft finde ich Sachen, welche ich im Moment so gar nicht gesucht habe. Auch hilft die Suche mit /ncr (not Country request) bei bei Google viel, nur geht dann filetype eben nicht mehr. So hangle ich mich immer weiter, und speichere erst einmal immer - denn gelöscht ist dann später schnell.

    Tschü...

  39. #39
    Forum-Teilnehmer Avatar von perepere
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Danke Antennenschreck für die interessanten Artikel über Störtebecker und die Einflüsse auf die Politik der Hanse. Ich lese bestimmt auch die zukünftigen Artikel darüber. Frohe Festtage wünscht Perepere

  40. #40
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Hallo,

    hier mal ein Stück zur Entstehung der Hanse:

    Im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts breitete sich das deutsche Volk erobernd und kolonisierend über die im Süden und Südosten die Ostsee begrenzenden Länder aus. Die Folge davon war, dass die Stellung des Ostseegebietes innerhalb des Weltverkehrs eine völlig andere wurde. Denn bisher war die Ostsee ein von den Skandinaviern und Slaven beherrschtes Meer gewesen. Deutsche Händler waren zwar schon seit dem 10. Jahrhundert in zunehmender Anzahl an ihren Küsten erschienen. Aber diese Verbindungen waren gleichwohl spärliche und bis ins 12. Jahrhundert waren die Ostseeländer vielmehr das Endgebiet byzantinischer und etwa auch arabischer Handelseinflüsse gewesen. Nun jedoch kamen sie politisch in ihren wichtigsten Teilen und wirtschaftlich bald sämtlich unter die Herrschaft der Deutschen. Erleichtert wurde der Umschwung in den wirtschaftlichen Verhältnissen dadurch, dass um dieselbe Zeit infolge der verheerenden Ausbreitung der Mongolen von Osten her nach Russland und infolge der ausgedehnten Festsetzung der überaus unternehmenden italienischen Händler im griechischen Reich und an der Küste des Schwarzen Meeres die Verkehrsbeziehungen und Handelswege des Südens zur Ostsee gestört, zum Teil durch die Italiener nach dem Nordrande des Schwarzen Meeres in ihre dortigen glänzenden Kolonialstädte abgelenkt wurden. So vollzog sich der für den Verlauf der Geschichte so folgenreiche Frontwechsel in der Stellung des Ostseegebietes. Unter der Einwirkung der deutschen Besiedelung entwickelten die südlichen und südöstlichen Ostseeländer eine rasch zunehmende wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Es wuchs die Erzeugung von Rohstoffen, die großenteils Massengüter waren, und die Aufnahmefähigkeit für die Gebrauchs- und Luxusartikel, die im Westen und Süden Europas oder im Orient hergestellt und gewonnen und an der Schwelle Deutschlands und der Nordsee auf niederländischem Boden zu Markte gebracht wurden. Es war natürlich, dass die Deutschen auch die Vermittler eines Austausches zwischen beiden so verschieden mit Produkten ausgestatteten Wirtschaftsgebieten wurden. Unlösbar fest gliederten sie durch ihre Kolonisation und ihre Handelstätigkeit das Ostseegebiet dem germanisch-romanischen Kulturkreis des mittleren und westlichen Europa an und verbanden insbesondere die Länder der Ostsee und Nordsee zu einem einheitlichen zusammenhängenden Kultur- und Handelsgebiet. Von England und den Niederlanden, später auch von den französischen spanischen und portugiesischen Küsten erstreckte sich dieses bis nach Nowgorod am Ilmensee und nach der oberen Düna, von den Karpathen und den mitteldeutschen Gebirgen bis hinauf über die skandinavischen Völker......


    Übrigens mal eine Brücke ins Heute, von mir:

    Man hört ja so oft, dass Fisch gesund ist und man viel davon essen soll. Ja, man trifft sogar Vegetarier welche Fisch essen, als ob Fische Pflanzen wären. Woher könnte das wohl kommen?

    Es soll wohl früher viel mehr kirchliche Feiertage als heute gegeben haben, und diese beschränkten sich oft nicht auf einen einzelnen Tag, sondern gleich mal auf eine Woche oder mehr. Nun war aber gerade an kirchlichen Feiertagen eine gewisse Zurückhaltung bei der Ernährung erwünscht, wenn nicht sogar vorgeschrieben. Das bedeutetet unter anderem kein Fleischverzehr an solchen Tagen. Um da eine gewisse Linderung ins angeordnete Fasten zu bekommen, legte die Kirche fest, dass Heringe eben keine richtigen Tiere sind. Also wurde der Hering zum Fleischersatz für die Feiertage erklärt. Da er (der Fisch) scheinbar (vielen Leuten) nebenbei auch noch schmeckte, wurde er mit der Zeit zum Hauptnahrungsmittel, und nicht nur während der Feiertage. Und diese Mengen an Hering kamen überwiegend von skandinavischen Fischern. Trinken durfte man übrigens auch an Feiertagen genug, insbesondere Wein (welcher in der Menge aus südwestlichen Regionen kam).

    Tschü.....

    Hallöle,

    nun mal weiter mit dem Anfang der Hanse, vor der Mitte des 14. Jahrhunderts:

    Die neue nachhaltige Ausbreitung und Steigerung der deutschen Handels- und Schifffahrtstätigkeit drängte nun aber den selbständigen Außenverkehr der den beiden nordischen Meeren an wohnenden Völker vollends zurück. Die Deutschen errangen über denselben und insbesondere im Wirtschaftsleben der skandinavischen Völkergruppe eine nahezu vollständige Herrschaft. Der Verkehr der Norweger nach den Niederlanden und namentlich nach England, der noch im Anfang des 14. Jahrhunderts lebhaft gewesen war, hört im Laufe der nächsten 50 Jahre ( bis ca. 1350) so gut wie völlig auf. Die dänische und schwedische Schifffahrt sank auf die Stufe dürftigster Küstenfahrt hinab und zeigte sich in nicht skandinavischen Häfen um die Mitte des Jahrhunderts kaum noch. Die russische Schifffahrt stellte in dieser Zeit den Verkehr über die Ostsee gänzlich ein, nur nach Reval setzte sie ihn mit ihren kleinen Fahrzeugen fort. Die englische nach Norwegen, die englische, flämische und friesische nach dem Osten, die gotländische nach dem Westen wurden teils in ihrer Entwicklung für längere Zeit gehemmt, teils unterdrückt. Und folgerichtig arbeiteten die gemeinsamen Niederlassungen der deutschen Kaufleute im Ausland darauf hin, innerhalb ihres Handelsbereiches dem Verkehr der Fremden möglichst enge Schranken zu ziehen. So untersagte schon die jüngere Ordnung für das deutsche Kontor zu Nowgorod, die Skra, im Jahre 1296 den Mitgliedern des Hofs unter anderem jederart Kompagnie- und Kommissionsgeschäfte mit Wallonen, Flämingern und Engländern. Ein Recht machten die deutschen Kaufleute und ihre Städte gegenüber andern meeranwohnenden Völkern geltend, die beiden Meere zu verteilen und zu verbieten. Für sich selbst aber beanspruchten sie das Vorrecht freien und ungehinderten Verkehrs auf beiden. Auch im Ausland selbst verbesserte die deutsche Kaufmannschaft ihre Stellung immer weiter. In Brabant erwarben 1315 die westdeutschen, besonders westfälischen Kaufleute einen großen und wichtigen Freibrief für ihren Handel. In Holland und Seeland erlangten die westfälischen und preußischen Kaufleute 1340 Vergünstigungen und außerdem die Lübecker. Vier Jahre später erwarb die deutsche Kaufmannschaft von König Philipp VI von Frankreich einen Freibrief, in dem ihr der Genuß aller alten Rechte und Vorzüge auf den Messen der Champagne und Brie erneuert wurde, der ihr durch die Franzosen und die anderen Fremden beeinträchtigt worden war. In England aber gerieten sowohl der Außenhandel wie auch die Finanzen des Landes und die Ausbeutung der Bergwerke während diese Zeitraumes in zum Teil große und länger dauernde Abhängigkeit von deutschen Kaufleuten, im besonderen von westfälischen und niederrheinischen Kapitalisten. Wohl in keiner Zeit der Geschichte der Hanse ragen wie in dieser letzten Periode ihrer Vorgeschichte innerhalb der hansischen Kaufmannschaft im Westen so viele einzelne, durch bedeutenden Unternehmungsgeist, Einfluß und Reichtum ausgezeichnete Persönlichkeiten und Kaufmannsfamilien hervor. In Antwerpen war es namentlich war es namentlich der reiche Dortmunder Heinrich Sudermann, der dort auch eine Reihe von Stiftungen zu geistlichen und Wohltätigkeitszwecken errichtete und dessen Name eine Straße der Stadt heute noch trägt. Die Bedeutung der Niederlassungen der niederdeutschen Kaufmannschaft im Ausland, -- es handelte sich in erster Linie um diejenigen in Nowgorod, in London und in Brügge -- , aber auch ihr Selbstwertgefühl wurde stark vermehrt durch die allgemeine Steigerung, die der deutsche Handel während dieses halben Jahrhunderts erfuhr, sowie auch durch die Bewegungsfreiheit, die ihr die heimischen Städte ließen.......


    Tschü......

  41. #41
    Forum-Teilnehmer Avatar von Peter von Groddeck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo,
    zur Bemerkung von Antennenschreck "Trinken durfte man übrigens auch an Feiertagen genug" habe ich eine Ergänzung.
    Um den Islam und seine Wirrungen besser zu verstehen, lese ich im Koran und da erlaubt dieses Buch auch Wein.
    Sure 16, Vers 67 "Und Wir geben euch von den Früchten der Palmen und der Rebstöcke zu trinken, woraus ihr euch Rauschgetränk und eine schöne Versorgung nehmt."
    Allerdings wir an anderer Stelle der Rausch verboten, daraus folgere ich, kleine Mengen von denen man nicht betrunken wird, sind erlaubt.
    Gruß Peter
    Tue recht und scheue niemand.

  42. #42
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard

    Hallo Peter,

    Wein wurde in den Klöstern früher den ganzen Tag getrunken, und das oft bis zum Abwinken. Irgend ein Papst hat dann mal die Menge und die Ausgabezeiten eingeschränkt, da die Leute selten nüchtern waren. So kam es dann zu durstigen Wandermönchen. Die kamen oft nur bis zur nächsten Kneipe zum predigen und drinken. Also gab es dann eine Bannmeile für Gasthäuser um Klöster. Die Mönche fingen nun mit dem Bierbrauen an, und der Papst verstand endlich, dass man nichts gegen Durst tun kann ausser drinken.

    Tschü..

    Hallöle,

    In den Vorzeiten der deutschen Hanse war Brügge in Flandern Europas größter Handelsplatz. Hier wurden die Waren aus allen 4 Himmelsrichtungen gestapelt und gemakelt. Die Kaufleute von damals würden wohl einer heutigen Im- und Exportfirma entsprechen. Diese durften normalerweise ihre Waren nicht direkt und auch nicht untereinander verkaufen. Dafür waren die Makler zuständig, jeder wiederum nur für bestimmte Produktgruppen. Dieses, an sich nutzlose, Gewerbe könnte man im weitesten Sinne den heutigen Börsenspekulanten gleichsetzen. Und wie zu erwarten, war diese Gruppe die finanziell und politisch tonangebende im damaligen Brügge. Allein die deutschen Kaufleute konnten, aufgrund ihrer Macht, Sonderverträge erzwingen. Sie mussten zwar weiterhin alle Waren über Brügge verschiffen, waren aber, seit 1309, nicht mehr an die Makler in Brügge gebunden. In diesem Sonderstatus liegt vermutlich die Wurzel der deutschen Hanse begründet. Seine geographische Lage und die Konzentration auf Handel und Tuchproduktion in Flandern, waren die Ursache für eine Importabhängigkeit bei Wolle und Nahrungsmitteln. Da die deutschen Kaufleute nahezu den gesamten Getreidehandel für Flandern (aus Preußen) realisierten, musste Brügge den deutschen Kaufleuten solche Sonderrechte einräumen. Bei dem Wollimport aus England sah es im Grunde auch nicht viel besser aus für Brügge, man war auf gegenseitiges Wohlwollen angewiesen. Schon kleinere politische Zwistigkeiten konnten zu schrecklichen wirtschaftlichen Folgen führen:

    So wiesen die wirtschaftlichen Erfordernisse des Landes auf Freundschaft mit England und dem deutschen Kaufmanne hin. Aber gerade der ersten Forderung wurde von Graf Ludwig I. (von Flandern), dem Herren des Landes, nicht entsprochen, als er Stellung nehmen musste in dem Riesenkampf zwischen England und Frankreich, der mit Unterbrechung von 1339 bis 1453 gedauert und auf die gesamten Verhältnisse in Westeuropa bestimmenden Einfluss ausgeübt hat. Er schloß sich Frankreich an und verbot den Handwerksverkehr mit England. Aber König Eduard III. (von England) antwortete mit einem doppelten Verbot, der Wollausfuhr nach Flandern, der Tucheinfuhr nach England und stürzte dadurch Flandern schnell in eine furchtbare wirtschaftliche Krisis, Arbeitslosigkeit und Hungersnot. Das war zuviel für die Bevölkerung der gewerbetreibenden Städte. Gent erhob die Waffen gegen den Grafen, und der allmächtige Leiter und Held der Bewegung, deren politisches Streben die Verbindung mit England war, wurde der reiche Jakobvan Artevelde, ein Mitglied der Tuchhändlergilde in Gent. Dem Beispiel Gents aber folgte bald ganz Flandern. Das Land wurde zum Schlachtfeld für die beiden großen Mächte.......

    Tschü.....

    Hallo,

    und genau hier kommt unser erster historischer Hinweis auf die Piraterie:

    Der Verkehrsfrieden litt unter den Kapereien der Westmächte, denen vor den flandrischen Küsten die reichste Beute winkte.

    Offensichtlich benutzten Frankreich und England, Kaperschiffe um der jeweils anderen Seite zu schaden. Da wurde eben jedes Schiff aufgebracht bis auf die eigenen, eine neutrale Position gab es nicht. So litten auch vollkommen unbeteiligte darunter, diese besonders, da sie in der Regel von beiden Seiten aufgebracht wurden. Niemand kümmerte sich mehr um irgendwelche Privilegien der neutralen Kaufleute, im Gegenteil sie mussten immer höhere Zölle entrichten um die Kriegskosten mit zu finanzieren. Offensichtlich gab es Piratenflotten in der Nordsee und vermindert auch in der Ostsee schon bevor die Hanse so richtig existierte. Der Punkt ist eben nur; was macht so eine Kapertruppe wenn gerade kein Krieg herrscht; vollkommen klar --- sie macht weiter! Das war früher so, und ist heute nicht anders.

    Tschü.......

    Hallöle,

    Die Situation wurde für die Kaufleute immer unerträglicher, zum Einen mussten sie ihre Ware über Brügge handeln, zum Anderen war das aber auch der gefährlichste und teuerste Weg. Sie drohten mehrfach mit einem kompletten Handelsboykott gegen Brügge, und erreichten so immer wieder zumindest vorübergehende Zollerleichterungen. Den in Flandern war inzwischen auch klar, dass es ohne deutsche Kaufleute bald nichts mehr zu Essen geben würde. Allerdings ist die leise Stimme der Vernunft in solchen Konflikten nur schwer zu hören, und die Situation in Flandern verschlechterte sich immer weiter:

    Schwankend und unsicher war die Stellung des deutschen Kaufmanns im Lande. Zudem erhob sich im Schoße des (vor-) hansischen Kontors selbst Zwietracht über die Behandlung der brennenden Fragen, über Vorsitz und Wortführung der Alterleute, wenn die Drittel gemeinsame Handlungen vorzunehmen hatten. Endlich entschlossen sich die Städte zu einem entscheidenden Schritte. Im Sommer 1356 erschien eine zahlreiche Gesandtschaft der drei Drittel der Hanse, Vertreter von Lübeck, Hamburg und Stralsund,von Dortmund, Soest, Thorn und Elbing, von Wisby und den livländischen Städten unter Führung des Vertreters von Lübeck Heinrich Pleskow in Brügge. Sie bestätigte die Beschlüsse des Kontors von 1347, ergänzte und erweiterte sie durch eine schärfere Abgrenzung der Befugnisse der Alterleute, durch Ausstattung dieser mit obrigkeitlichem Charakter, durch schärfere Hervorkehrung der Autorität der Städte und ihrer Sendboten. Mit anderen Worten: die Städte, deren Kaufleute die Genossenschaft zu Brügge bildeten, vereinigten sich und ordneten dieselbe ihrer Oberleitung für künftig unter. Die jähliche Aufzeichnung der Altermänner der Drittel war die Folge dieser Änderung im Verfassungsverhältnis des Kontors zu den Städten.
    Und nun, als die heimischen Städte selbst die Vertretung der Interessen ihrer Kaufleute in die Hand nahmen, gewann das Verhältnis der Hanse zu Flandern Energie und Nachdruck. Am 20. Januar 1358 tagten in Lübeck bevollmächtigte Boten des lübisch-sächsischen Drittels und der preußischen Städte. Auch der teilweisen Zustimmung des gotländischen Drittels waren sie versichert. Noch schwankten die Städte in ihren Erlasssen über die Bezeichnung ihrer Vereinigung; aber schon in der Ordonnanz, die sie auf diesem Städtetage erließen, gebrauchten sie zum ersten Male die kurze, nachmals allgemein übliche Wendung: „stede van der dudeschen hense“.........

    Man könnte also sagen, die Hanse wurde 1358 offiziell gegründet, als Reaktion auf den fortdauernden Krieg zwischen England und Frankreich. Sie sollte ihren Mitgliedern einen gewissen Schutz bieten, indem mehrere Städte und Stadtstaaten mit einheitlicher Stimme für sie sprachen.


    Tschü........

    Hallo,

    Trotz der jetzt konzentrierten Macht der Hanse, war keine dauerhafte Verbesserung für die Kaufleute in Flandern zu erreichen, all das Drohen und Klagen brachte höchstens vorübergehende Besserung. Also mussten nun Taten folgen, welche Flandern in die Knie zwingen sollten. Zuerst verlegte man das Kontor von Brügge nach Dordrecht in Nordholland. Mit diesem Ort hatte man schon 1340 Handelsprivilegien für Preußen und Westfalen ausgehandelt. Diese wurden jetzt auf die komplette Hanse bezogen, und im Nachgang noch beträchtlich erweitert. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, Brügge an seiner empfindlichsten Stelle anzugreifen, es einfach durch ein Nahrungsmittelembargo auszuhungern:

    Die Seele der energischen Angriffspolitik gegen Flandern war Lübeck, das überhaupt vom 13. bis 16. Jahrhundert jederzeit die Leiterin der hansischen Handelspolitik gegenüber Flandern gewesen. In Lübeck wurden die wirkungsvollen Beschlüsse gefasst, dort die Klagen der Städte gegen Flandern eingereicht. Groß war der Eindruck, den das Vorgehen der Städte machte, allgemein der Anschluss an ihre Verfügungen.....

    Nur das süderseeische Kampen, eine Stadt mit besonders weit und reich nach dem Westen und nach der Ostsee verzweigtem Handel, verständigte sich mit Flandern, erhielt die Privilegien, die zuvor die deutschen Kaufleute besessen hatten, und versprach dagegen, Flandern mit den nötigen Gütern aus dem Osten versorgen zu wollen.

    Verhandlungen dagegen, welche Flandern mit dem Orden in Preußen aufnahm, führten zu keinem Erfolg, da dieser schon zu sehr in direkten Geschäften mit England involviert war um jetzt Flandern beistehen zu können und sich mit der Hanse zu überwerfen.


    Tschü.......

    Hallo,

    Die Versprechen von Kampen halfen Flandern nicht wirklich, im Gegenteil ging man in Flandern davon aus, dass man schon irgendwie genug Getreide (aus Kampen) bekommen würde und versuchte erst einmal gar nicht mit der Hanse zu verhandeln. Es war aber für Kampen gar nicht möglich die große Hanseflotte zu ersetzen und Flandern zu versorgen. Vermutlich hatte man diese Versprechen nur gemacht, um in Brügge weitreichende Handelsprivilegien zu bekommen. Es kam nun, durch das Handelsembargo, tatsächlich zu Hungersnöten in ganz Flandern und man musste nachgeben:

    Unter solchen Umständen kam es am 14. Juni 1360 nach mehreren vergeblichen Verhandlungen zum Friedensschlusse.

    Die Hanse erreichte hierbei weit mehr, als in den ursprünglichen Privilegien festgeschrieben war, vor allem wurden die Rechte der Makler erheblich eingeschränkt. Diese Privilegien galten nun auch in ganz Flandern und nicht nur in Brügge, sie waren sozusagen staatlicher Natur und nicht mehr nur für Brügge gültig. Bei Schäden der Hanse, infolge von Missachtung der Privilegien, war jetzt primär die Stadt haftbar in der der Verstoß begangen wurde, im Zweifel musste die Grafschaft selbst die Schäden begleichen. Der geschädigte Kaufmann meldete den Vorfall einfach der Hanse und die regulierte den Schaden wie eine Art Versicherung. Späterhin klärte die Hanse, wer der eigentliche Schuldige war und wer demzufolge endgültig schadensersatzpflichtig ist. Das war eine Art Rechtssystem, welches für die Zeit absolut fortschrittlich war. Es führte aber auch dazu, dass die Räte der Hanse in den jeweiligen Städten bald mächtiger wurden als der eigentliche Stadtrat. Mit der Zeit fing der Schwanz an, mit dem Hund zu wedeln.

    Tschü......

    Hallo,

    hier mal wieder ein vereinzelter Hinweis auf Seeräuber in einem alten Buch. Konkret geht es da um Streitigkeiten im Zusammenhang mit der dänischen Thronfolge nach dem Tod Waldemars IV 1375. Hier gab es das Problem, dass der Thron einerseits erblich war, und andererseits der neue König gewählt werden musste. So gab es zum Einen die Tochter Waldemars, Margarethe, welche den Thron für ihren Sohn Olaf (noch minderjährig) beanspruchte. Andererseits wollten der Adel und die Hanse den schwedischen König Albrecht III auf diesen Thron sehen. Noch zu Zeiten Waldemars kam es schon zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Hansa und Albrecht, nun nach seinem Tod schien die Zeit gekommen mehr Einfluss in Dänemark durchzusetzen, und nun werden vor allem erst einmal die Seeräuber von dänischer Seite aus bemüht:

    Von offenem Kriege zwischen den Mecklenburgern (Hansa) und Dänemark hören wir jetzt nichts mehr, aber auch ein förmlicher Friede wurde nicht geschlossen, vielmehr scheint man versucht zu haben, den fortgehenden Verhandlungen durch einen verdeckten Kleinkrieg mehr Nachdruck zu geben und dazu benutzt man die Seeräuber, welche die Ostsee schon lange unsicher gemacht hatten. Bereits 1375 hören wir die Hanseaten über das Unwesen der Seeräuber, besonders an der schonischen Küste, bitter klagen und es wird die Befürchtung ausgesprochen, dass es im Sommer übel auf der See stehen werde, wenn die Verhältnisse in Dänemark sich nicht ruhig entwickelten. Wie berechtigt diese Befürchtungen waren zeigen uns die Verhandlungen der folgenden Hansetage. Im Januar 1376 mussten die zu Wismar versammelten Ratssendboten den Städten empfehlen, an durchgreifende Mittel gegen den Seeraub zu denken, und schon im Frühling desselben Jahres sandten Lübeck und Stralsund eine Anzahl Kriegsschiffe in See, um den Handel zu schützen. Im Juni 1376 wird dann beschlossen, vom Februar 1377 an Pfundgeld zu erheben, um die großen Kosten für die in See befindlichen Friedeschiffe zu decken. Die Kaufleute, welche nach Schonen zum Markt ziehen, sollen Waffen und Harnisch mit haben und die Schiffe, welche durch den Sund gehen, müśsen sich zu größeren Flotten zusammenschließen um ihn passieren zu können.......


    Tschü....

    Hallöle,

    meine obige Vermutung, dass vorwiegend die dänische Seite der Seeräuber bediente, können wir gleich wieder vergessen. Vielmehr sieht es so aus, als ob manche Hansestädte hier noch einen eigenen Plan mit den Seeräubern verfolgten:

    Trotzdem hatten die Bemühungen zur Sicherung der Seefahrt keinen rechten Erfolg, denn wie es scheint begnügten sich die Städte, aus Scheu vor den hohen Kosten, damit, nur 2 Kreuzer in See gehen zu lassen und diese genügten natürlich nicht, um überall einzugreifen; besonders die dänischen Inseln mussten den Seeräubern immer günstige Schlupfwinkel darbieten, zumal diese aller Wahrscheinlichkeit nach hier auf den Schlössern der mecklenburgischen Gesinnten von Anfang an Schutz gefunden haben. Hier finden wir daher Anfang 1377 die Seeräuber schon in größeren Scharen. Am 14. März sind bei Fünen 200 Seeräuber versammelt, keinen vollen Monat später sind es schon 400. Bald wurde die Sache aber noch schlimmer, denn die Mecklenburger fingen an, sich offen der Piraten gegen Dänemark zu bedienen. Wir erfahren nicht bestimmt, wann die Mecklenburger diesen verhängnisvollen Schritt taten; sicher hat die Verbindung derselben mit den Seeräubern aber schon vor Johanni 1377 stattgefunden, denn der Hansarecess von diesem Datum gestattet den Bürgern von Rostock und Wismar, sich von dem Kampf gegen die Seeräuber so lang fern zu halten, bis der Friede zwischen Mecklenburg und Dänemark hergestellt sei
    ; nur wenn das Seeräuberwesen nach einem eventuellen Frieden zwischen den um Dänemark Kämpfenden fortdauere, sollen auch die mecklenburgischen Städte gehalten sein, an der Befriedung der See teilzunehmen.......


    Tschü.....

    Hallo,

    für die Zeit um 1390 habe ich auch mal ein paar Namen von großen Seeräubern gefunden:

    - Ludecke Schinkel
    - Eler Rantzow
    - Hennecke von Oertzen
    - Kurt Hovenschild
    - Swarte Skaaning
    - Gebrüder Grubendahl

    Bei diesen Leuten handelte es sich durchweg um Anführer, welche in dem Vertrag von Wordingborg der Seeräuberei entsagten.

    Tschü.....

    Hallo,

    Ab ca. 1380 kam es, trotz aller Unstimmigkeiten, zu immer größeren Befriedungsaktionen gegen die Seeräuber. Da am Ende sogar die Skandinavier unter Königin Margaretha (und König Olav) daran teilnahmen, wurde es für die Seeräuber in der Ostsee immer gefährlicher; denn es gab auch keine größeren Häfen mehr in denen sie Schutz fanden. Als nun die Kreuzritter noch Gotland besetzten, blieb den Seeräubern nur noch die Kapitulation in der Ostsee:

    und mit ihren Resten wurde auf einem Tag in Wordingborg (September 1386) unter Vermittlung Margarethas und unter der Bürgschaft der angesehensten dänischen Großen ein Anstand auf 4 wöchentliche Kündigung geschlossen...

    Dieser Frieden scheint ungefähr 3 Jahre (von den Seeräubern) eingehalten worden zu sein, denn erst 1389, als es wieder Krieg zwischen Dänemark und Schweden gab, hört man auch wieder von Seeräubern in der Ostsee. Es ist auffällig, dass die Seeräuber immer nur dann erscheinen, wenn auch das politische Klima dazu passt; will sagen wenn jemand ihre Dienste nötig hat um seinen Gegnern indirekt Schaden zuzufügen. In den, zugegeben wenigen, friedlichen Zeiten gibt es auch kaum Ärger mit Seeräubern.

    Tschü.....

    Hallo,

    nur mal am Rand, ein Vergleich zu Heute:

    man rechnete damals die Aufwendungen für einen Gewappneten mit 25 Mark / Jahr (vermutlich Goldmark). Klingt trotzdem recht wenig; da bekommt heute bestimmt niemand hinterm Ofen hervor.

    Tschü.....

  43. #43
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallöle,

    ich habe in den letzten Tagen natürlich weiter recherchiert zum Thema "Störtebecker und Hansa". ES gibt da schon sehr viele alte Bücher dazu. Das erste Problem ist, dass die sich nun nicht ganz genau damit befassen, sondern das irgendwo im Text etwas dazu stehen könnte. Das kann man aber nicht vorher sagen, man muß viel lesen und nochmals lesen. Die Textsuche funktioniert bei solchen Scans nur eingeschränkt, mal abgesehen davon, dass viele Worte damals unterschiedlich und auch anders geschrieben wurden, z.B. waren ä, ö, ü, und ck nicht sehr gebräuchlich.
    Trotz all dieser Hindernisse habe ich inzwischen wenigstens 3 unterschiedliche Quellen (auch unterschiedlice Autoren) gefunden, welche für Ende 1401 oder 1402 von der Hinrichtung eines Seeräubers mit Namen Stortebecker berichten. Leider sind die Quellenangaben der Autoren dazu recht dünn. Allerdings wird immer wieder auf die Beschlüsse der Hanse verwiesen. Um endgültig Klarheit darüber zu bekommen, wäre es also gut die Hanserecesse von ca. 1398 bis 1403 zu bekommen. Diese habe ich für verschiedene Zeiten, aber für den Zeitraum eben nicht. Hier sollte definitiv etwas dazu zu finden sein. Denn, wenn Stortebeker in 3 verschiedenen Quellen auftaucht, dann besteht eben doch eine Wahrscheinlichkeit für dessen Existenz.

    Tschü.....

  44. #44
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo,

    hier einmal die Entstehung der Hanse aus einer etwas anderen Sicht, aber nicht uninteressant:

    Der Hansisch – Nowgoroder Handelsverkehr

    Bis in das frühe Mittelalter hinein lassen sich die Spuren der deutsch russischen Handelsbeziehungen zurück verfolgen. Vineta, die längst verschollene, sagenumwobene Stadt auf Usedom am Ausflusse der Oder war bereits um das Jahr 500 herum der Sammelpunkt kühner deutscher Kauffahrer, die auf gebrechlichen Fahrzeugen der russischen Ostseeküste ~ Ostragard hieß sie damals ~ zustrebten. Die erste Veranlassung zu diesen Fahrten gab der an der deutschen Küste vorkommende Bernstein, der damals sehr begehrt, in der mannigfaltigsten Weise verarbeitet, zu Geschmeide, Gefäßen, Waffenschmuck und dergleichen verwendet wurde. Allerdings waren es nicht die damaligen Bewohner Russlands, die diese Luxusbedürfnisse zeigten und entsprechende Gegenwerte im Tauschhandel bieten konnten. Vielmehr waren es die Griechen und Römer, die diese Vorliebe für den Bernstein hegten. Russland war damals das Durchgangsland, dessen gewaltige Ströme die Verbindungswege zwischen der Ostsee und dem schwarzen Meer bildeten. Der gewöhnliche Handelsweg ging im 3. Jahrhundert von der deutschen Bernsteinküste nach Schleswig und Vineta, wo sich die Kauffahrteiflotten sammelten und in 43 tägiger Fahrt nach Ostragard segelten. Von da aus ging es längs der Düna, der Weichsel, dem San, Bug, Dnjepr bis an das schwarze Meer, wo in Olbia die griechischen Kaufleute den Bernstein gegen indische und morgenländische Waren, insbesondere Gewürze, Seide und Baumwolle, umtauschten. Wie umfangreich dieser Levantehandel gewesen sein muss, beweist die große Zahl der an ihm beteiligten, im 8. und 9. Jahrhundert mächtig aufblühenden Städte, von denen an der Ostsee noch Asagard (Danzig), Kulm, Druso (Elbing), und Aldejoborg am Ausflusse der Newa aus dem Ladogasee, im Inneren Russlands Pskow, Polotsk und insbesondere Nowgorod und Kiew zu nennen sind, die die wichtigsten Stapelplätze für den Levantehandel bildeten. ~ Vineta blieb der Ausgangspunkt bis um die Mitte des 11. Jahrhunderts, da wurde es vom dänischen König Magnus erobert und geplündert und bald darauf durch ein Erdbeben ins Meer versenkt. Die Bürger Vinetas zogen größtenteils auf die Insel Gotland, wo Wisby sich bald zum wichtigsten Handelsplatze für den levantinischen Warenzug über Russland herausbildete. Seit dem Beginne des 12. Jahrhunderts verlor dieser aber mehr und mehr an Bedeutung, da zu der Zeit die Kreuzzeuge einsetzten, mit denen eine neue Epoche in der Geschichte des Welthandels beginnt. Denn den Spuren des Kreuzfahrers folgte bald der Kaufmann, der schnell begriff, dass der levantinische Handelsweg über Italien kürzer als über Rußland, und die Waren im Produktionslande aus erster Hand weit billiger zu erstehen seien als bisher. Damit büßte Russland allmählich seinen Transithandel nach dem Morgenlande ein, zu dessen Trägern sich Amalfi, Pisa, Genua und Venedig emporschwangen. Um die Bedeutung der deutschen Ostseestädte war es aber deshalb noch nicht geschehen. Denn inzwischen hatte der Austausch zwischen Erzeugnissen deutschen Gewerbefleißes und russischen Naturprodukten einen derartigen Umfang angenommen, dass er den absterbenden Levantehandel vollkommen ersetzte........

    Soviel erst mal für heute zu diesem Thema, ich möchte allen Forumern einen guten Start ins neue Jahr wünschen.

    Tschü....

  45. #45
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo,

    meine Recherchen über die Feiertage haben recht Eindeutiges zum Thema Störtebecker erbracht:

    - es gab ihn tatsächlich
    - er war ein Seeräuber
    - er wurde 1402 hingerichtet
    - und er war kein Danziger!

    So, und damit hat sich das Thema für das Danziger Forum erledigt, mangels Bezug.

    Tschü........

  46. #46
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Arndt,
    ich habe mir deine sehr interessanten Recherchen herauskopiert. Für alle Fälle, falls dieser Thread unter den Hammer gerät.
    Vielen ank für die viele Arbeit, die du dir hier gemacht hast.
    Beste Grüße vom waldkind.
    Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

  47. #47
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo,

    ich hatte ja schon länger mal angeregt, einen Thread nur zu Geschichte von Danzig zu erstellen, welcher z.B. in einzelne geschichtliche Epochen aufgeteilt wird. Ich weiss nicht ob hier z.B. schon mal Thema war das Danzig früher Asagard genannt wurde.

    Tschü....

  48. #48
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo,

    hier mal ein Abschnitt, welcher das Rechtssystem im 13. Jahrhundert im Danziger Bereich (die Gegend östlich der Oder) beschreibt.

    Die markgreve dinget bt sines selves hulden over ses weken, dar vint jewelk man ordel over den anderen, den man an sinem rehte nicht beschelden mach.

    In unserer Sprache:

    Der Markgraf hält Gericht alle 6 Wochen, und zwar kraft seiner eigenen obrigkeitlichen Gewalt; und in diesen Gerichtssitzungen finden Beisitzer das Urteil über ihresgleichen, von denen nichts weiter gefordert wird, als das sie unbescholtene Männer sind.

    Eine solche Rechtssprechung stand allerdings nur den neu angesiedelten Bewohnern zur Verfügung und nicht den alteingesessenen Slawen. Dieser Gerichtstag war der Nachfolger des germanischen Dingtages, aus dem sprachlich unser heutiger Dienstag geworden ist. Für die nichtdeutsche, alteingesessene Bevölkerung gab es noch eine Zeit lang (sich auflösenden) Reststrukturen aus ihrer eigenen
    Verwaltung. In den Städten selber (wie z.B. Danzig) hatten sich schon vorher (vor dem 12. Jahrhundert) eigene Rechts- und Verwaltungsstrukturen etabliert, welche scheinbar nur den deutschen Verhältnissen angepasst wurden, und mehr oder weniger allen Bewohnern weiterhin zur Verfügung standen.

    Tschü.....

  49. #49
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallöle,

    übrigens durften damals nur Gleiche über Gleiche richten, will sagen ein freier Bauer konnte kein Beisitzer sein, wenn ein Ritter prozessbeteiligt war. Dann waren die Beisitzer alle auch Ritter, auch wenn ein Bauer gegen einen Ritter klagte. Der Richter / Schulze / Markgraf leitete den Prozess nur, hatte aber nicht das Recht zu urteilen. Er durfte nur das Urteil der Schöffen / Beisitzer verkünden. Der Schuldige mußte den Geschädigten entschädigen und eine festgelegte Geldstrafe an das Gericht bezahlen, bei Bauern 30 Schillinge, bei Rittern 60 Schillinge. Eine Unterscheidung in Freie und Unfreie gab es in diesen Gebieten damals nicht, sondern es gab Bauern, Bürger und Ritter. Die Bürger hatten allerdings ihren eigenen Rechtskreis in den Städten, und nahmen somit eine Sonderposition ein. Vom 10. bis zum 12. Jahrhundert gab es auf dem Lande (an manchen Orten) allenfalls eine Art kirchliche Rechtsprechung für die zugewanderte Bevölkerung, welche allerdings von der weltlichen später verdrängt wurde.

    Tschü......

  50. #50
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallöle,

    während im 12. und 13. Jahrhundert im Deutschen Reich bei einem Rechtsstreit die Schwere der Tat darüber entschied, ob der Fall vom Hoch- oder Niedergericht ausgetragen wurde, war in den ostelbischen Gebieten entscheidend welchem Stand die Prozessbeteiligten angehörten. Hier kam also erstmalig eine Art Standesrecht zum Einsatz, und es konnte nicht mehr jeder vor jedem Gericht klagen. Beim germanischen Ding war das ein Grundsatz, das im Klagefall keiner Vor- oder Nachteile, abhängig von seinem Status, hat.
    Ein freier Bauer konnte also sicher nicht direkt (nicht mal theoretisch) vor das königliche Reichsgericht ziehen, und sich über seinen Markgrafen beschweren.

    Tschü.....

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