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Thema: Störtebeker - ein Danziger?

  1. #51
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallöle,

    da die eigentlichen Landesherren (Markgrafen) in der Regel nicht vor Ort waren, setzten sie Amtswalter in den Gebieten ein. Sie selber erschienen nur sporadisch an unterschiedlichen Orten (vermutlich nicht in den Wintermonaten wegen der schlechten Straßenverhältnisse). In den Städten führten die Vogte das Hohe Gericht und die Schulzen die niederen Gerichte. Die Vogte waren direkte Untergebene der Markgrafen, und waren oft für mehrere Orte zuständig. Die Schulzen wiederum waren der jeweiligen Stadt unterstellt und auch in ihr wohnhaft. Durch die ständige Finanzknappheit der Markgrafen gelang es bis zum Ende des 14 Jahrhunderts allen größeren Städten das Amt des Vogten den Markgrafen abzukaufen, und mit auf ihren Schulzen zu übertragen. Sie hatten somit die gesamte Rechtssprechung in ihre eigene Verantwortung übernommen. Man sollte dabei nicht vergessen, dass es sich hierbei um eine recht gute Einnahmequelle handelte, denn einer war (in der Regel) immer schuldig und mußte die 30 - 60 Schilling bezahlen.

    Tschü....

  2. #52
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallöle,

    Dankeschön für die neuen Infos!

    Was war das königliche Reichsgericht? - Ich kenne das Reichskammergericht in Speyer (später in Wetzlar - in beiden Orten dauerten die Prozesse ewig) und das Kaiserliche Hofgericht Rottweil, - auch als das "jüngste Gericht" bezeichnet, weil dort Kinder aus dem Hochadel weit vor der Volljährigkeit als Richter ernannt wurden (Papas Geld machte es möglich).

    Im Linksrheinischen kannte man keinen "Schulze", sondern den Schultheiss. Dieser war immer ein ortsansässiger Vertreter des Landesherrn und wurde allein von diesem ernannt - er war entweder ein Orts- oder Regional-Gouverneur.

    In manchen (grösseren) Orten gab es Ratsbürgermeister (vom Stadtrat gewählt) UND Gemeindebürgermeister (von den Bürgern gewählt) als Gegengewicht zum Schultheissen-Amt.
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

    Max Böttcher, Ing. bei Schichau (aus Beesenlaublingen & Mukrena);
    Franz Bartels & Co., Danzig Breitgasse 64 (aus Wolgast);
    Familie Zoll, Bohnsack;
    Behrendt, Detlaff / Detloff, Katt, Lissau, Schönhoff & Wölke aus dem Werder.
    Verwandt mit den Familien: Elsner, Adrian, Falk.

    http://bartels-zoll.blogspot.de/2012/07/ahnentafeln-zoll.html

  3. #53
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallo Rudolf,

    die Gerichtsbarkeit im frühen Mittelalter war eine relativ verworrene Einrichtung, welche zudem in den verschiedenen Gebieten unterschiedlich geregelt war. Im Grundsatz befand sich das ganze System gerade im Übergang vom germanischen Dingrecht zum römischen Standesrecht (oder Kirchenrecht). Dieser Übergang vollzog sich über mehrere Jahrhunderte hinweg, mit unterschiedlicher Geschwindigkeit in den verschiedenen Gebieten. In den neu hinzu gekommenen Gebieten wurde im Prinzip gleich ein neueres Rechtswesen eingeführt. Da es sich bei den Gerichten um eine (fast die einzige) gute Geldquelle handelte, versuchte jede lokale Gemeinschaft (Instanz) möglichst viel Gerichtsbarkeit an sich zu ziehen. Entsprechend viele unterschiedliche Gerichte gab es dann eben auch, auf die Schnelle fällt mir ein:

    - Reichsgericht
    - Hofgericht
    - Kammergericht
    - klerikales Gericht
    - hohes Gericht
    - niederes Gericht
    - Schiedsgericht
    - Ordensgericht
    - ........

    Die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Gerichten sind oft unklar, und sie mußten eigentlich von allen Prozessbeteiligten anerkannt werden. Aber ob ein Gericht wirksame Urteile sprechen und durchsetzen konnte, zeigte sich dann immer erst im Einzelfall. Da wurde schon mal ein Fürst vom Reichsgericht in Abwesenheit schuldig gesprochen gesprochen und es passierte absolut gar nix. Umgekehrt wurde jemand von einem niederen Gericht (was eigentlich gar nicht zuständig war) für schuldig erkannt und bei der nächsten Gelegenheit aufgegriffen und hingerichtet. Der oberste Rechtsträger (König / Kaiser) war eben in der Regel weit weg, und erfuhr von solchen Geschichten oft erst nach Jahren wenn es eh schon zu spät war. Aber eigentlich wäre das Thema einen eigenen Unterpunkt im Menu wert (z.B. Danzigs historische Entwicklung, gestaffelt nach Epochen und Themen wie z.B. Geldsystem, Wirtschaftssystem, Rechtssystem,.....) und ist hier in dem Thread etwas unglücklich aufgehoben. Ich habe mich etwas mit den Themen Preussen, den Askaniern und dem Geschlecht von Hohenberg / Zollern (Burggrafen von Nürnberg) befasst, und da kommt recht viel Info gerade auch zu dem Thema Danzig vor. Ab ca. Mitte 13. Jahrhundert lässt sich schon eine Menge dazu finden.

    Tschü.......

  4. #54
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Hallöle,

    nach langer Zeit nun wieder mal was zu diesem Thema. Ich habe jetzt tatsächlich in einem sehr alten Buch einen Bezug zu dem Namen Störtebecker, als Seeräuber, gefunden. Allerdings wird es dadurch eher noch verworrener.
    Die ganze Störtebecker Geschichte verweist, in ein zeitliches Umfeld von ca. 1395 - 1405. Zu dieser Zeit entstanden die Vitalienbrüder (Lebensmittelversorgung für das belagerte Stockholm), gab es Wulf Wulflam und seinen Bruder, Königin Margarethe, die Friedenskoggen, den Sieg der Preussischen Flotte über die Vitalienbrüder auf Gothland, die gefangenen Ratsherren in Heringsfässern, die Besetzung Visbys...... und und und. All diese Ereignisse hat es tatsächlich so oder ähnlich (in dieser Zeit) gegeben, aber es gibt keinen Beleg für einen Klaus Störtebecker zu dieser Zeit! Urkundlich wird ein solcher erst für ca. 1432 erwähnt, also knappe 30 Jahre nach seiner Hinrichtung auf dem Hamburger Grasbook! Es sind da scheinbar mehrere historische Ereignisse zusammengekippt worden, welche so gar nichts miteinander zu tun hatten. Ansonsten ist der Verweis auf Klaus Störtebecker eher unspektakulär, er war ein Schiffskapitän von vielen (deren Namen teilweise auch genannt sind), von einer Flotte Kriegsschiffen, welche von den wendischen Städten gegen König Erich von Dänemark eingesetzt wurden. Sonst konnte ich nicht weiter über ihn erfahren. Allerdings erwarte ich inzwischen auch nicht mehr viel Neues dazu, da ich schon ca. 20 weiter in der Geschichte gekommen bin. Aber hingerichtet wurde er ganz bestimmt nicht, dafür wird sein Name viel zu beiläufig erwähnt.

    Tschü....

  5. #55
    Forum-Teilnehmer Avatar von Rahmenbauer14, + 1.11.2021
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    ... und in Ralswiek lebt er immer noch!!!

    Ahoi !

    Rainer
    "In einem freien Staat kann jederman denken,
    was er will, und sagen, was er denkt"
    (Spinoza)

  6. #56
    Forum-Teilnehmer Avatar von Fischersjung
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    ...das Störtebeker in Ralswiek lebhaft anzutreffen ist, kann ich persönlich bestätigen ;-)....hab ihn gesehen !

    Gruß ins Salzhaff !

    Joachim

  7. #57
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    #53 Was die Danziger Gerichtsbarkeit angeht habe ich mal eine Dissertation gelesen. Die neue Rechtsform wurde erst in Amstersam und in Danzig eingeführt. Also diverse Strafen wurden nach Gesetzen reguliert, und vor allem wurde auch an die Rehabilitation gedacht, also Straftäter wieder zu einem normalen Leben zurückzuführen. Interessant fand ich,daß in Danzig erst zum Tode Verurteilte executiert wurden, wenn sie sich zum christlichen Glauben bekannten. Also erst Taufe, dann Hinrichtung.

  8. #58
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Etwas zu Störtebeker/Störtebecker/Störtzebecher:

    Heirat am 07.04.1630 in Elbing hl. Leichnam
    Hans Heyduske, mit Dorothea, Christoph Störtzenbechers rel. vid.
    Viele Grüße,
    Cilian

  9. #59
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Schönen guten Abend,

    das Magazin "National Geographic" veröffentlichte online einen dem berühmten Seeräuber Klaus Störtebeker gewidmeten Artikel. Er zeigt zwar keine neuen bahnbrechenden Erkenntnisse auf, aber er ist trotzdem lesenswert. War Störtebeker Danziger? Wurde er in Hamburg hingerichtet? Oder war er mit dem noch 1413 in Danzig lebenden Johann Störtebeker identisch?

    Hier ein Auszug aus National Geographic:

    Störtebeker – ein ehrbarer Kaufmann?
    Es kann aber auch sein, dass Störtebeker überhaupt nicht hingerichtet wurde. Neuere Forschungen legen nahe, dass der Pirat eigentlich Kaufmann und Kapitän war und als Johann Stortebeker zumindest bis 1413 in Danzig lebte. Daneben könnte er ein gut laufendes Geschäft als knallharter Inkasso-Dienstleister betrieben haben. Demzufolge trieb er für andere Kaufleute gewaltsam Waren und Schiffe ein. Und das völlig legal.

    Denn damals gab es noch kein Gewaltmonopol auf See. Es gehörte offenbar zum üblichen Geschäft unter Kaufleuten aus verfeindeten Städten, sich gegenseitig auf See auszurauben. Der Kaufmann-Theorie zufolge war Störtebeker also kein Rebell, sondern ein ganz normaler Mensch seiner Zeit. Vermutlich ging er in der guten Gesellschaft ein und aus. Zum gesetzlosen Helden auf See hat ihn vermutlich erst die Legende gemacht – und unsere Faszination für Abenteuer und Mysterien."

    Schöne Grüße aus dem Werder
    Wolfgang
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
    Certyfikowany przewodnik po muzeum "Muzeum Stutthof w Sztutowie - Niemiecki nazistowski obóz koncentracyjny i zagłady"

  10. #60
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    Sehr interessant. Mit der Schreibweise ist so, dass es im 15.Jahrhundert noch keinen Umlaute, etwa ö gab. Stoertebeker, Stoertebaecker, Stoertebaeker und vielleicht noch andere Schreibweisen, müsste man erforschen. Zurzeit der Hanse, stellte der Landesherr (König) oder sonstiger Bevollmächtigter "Caperbriefe aus". Der Kapitän, der ein solches Recht besaß konnte kapern.

  11. #61
    Forum-Teilnehmer Avatar von Belcanto
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    Standard AW: Störtebeker - ein Danziger?

    In diesem Zusammenhang, sind auch die Vitalienbrüder- ein Zusammenschluss von Freibeutern von Interesse. Störtebeker war einer ihrer Anführer.

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