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Thema: Die heiligen Zwölfe

  1. #1
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    Buch Die heiligen Zwölfe

    Sie sind etwas Besonderes, die 12 Nächte zwischen den Jahren.Geheimnisvolle Dinge passieren, geheimnisvolle Wesen beobachten das Tun der Menschen.
    Und bekanntermaßen in unserer Heimat gab es in diesen Nächten viel zu beachten.
    Wäsche auf der Leine zu lassen bedeutete Tod in der Verwandtschaft.Der Tod war auch zu erwarten, wenn dicht am Wohnhaus ein Maulwurf "mollte".Kein "Mistwetter" konnte den Bauern bewegen, seinen Mist vom Gehöft zu bringen,damit das Glück auch im kommenden Jahr auf dem Hof blieb. Besen und Schrubber mussten versteckt werden, denn manchmal suchten Hexen nach solchen Geräten, um auf den Blocksberg zu reiten.
    Hülsenfrüchte durften nicht gekocht werden, sonst könnte der liebe Ehemann im kommenden Jahr so platzen wie die Erbsen. Und welche Hausfrau hätte schon so ein Ende ihrem Mannchen gewünscht!!!
    Und der Himmel wurde jeden Abend gründlich beobachtet. Regnet oder schneit es am 1.der "Zwölfe", dann tat es das auch den ganzen Januar.Ist der 5.oder der 6. Tag kalt und nass, dann ist's im Mai und Juni ebenso.
    Vielleicht ist aber der Brauch auch als Wetter-Orakel geeignet: 12 Salzhäufchen auf Zwiebelschalen,für jeden Monat eins, werden in der Neujahrsnacht aufgestellt,dann erkennt ma, welcher Monat besonders feucht wird.
    Dass das Vieh in der Silvesternacht sprechen kann, das ist doch auch bekannt.Nur kann das auch den Tod bedeuten, wenn die Tiere belauscht werden.Junge Mädchen gingen in der Silvesternacht an den Zaun, rüttelten an der Tür und aus welcher Richtung ein Hund bellte, von dort kam der Bräutigam.Zur Sicherheit streuten sie auch noch Körner unter ihr Kopfkissen und sagten den Spruch: "Ich säe Hafer und Lein - wer mein Liebster wird sein,komme im Traum und erschein." Aufmerksam wurde am Altjahresabend der eigene Schatten beobachtet, denn wenn man keinen Hatte, dann musste man im nächsten Jahr sterben.
    Mache glaubten auch, dass Verstorbene zu Besuch ins Haus kommen.Sonntagskinder hatten die Gabe , sie zu sehen und zu hören.
    Im Weichselgebiet begann an Silvester das Pummelchensingen.Als Lohn für das Singen gab es Pummelchen.Das war Schmalzgebackenes, das aus 4 Teile Weizenmehl und ein Teil Roggenmehl bestand.( 5 Teile, ein seltsames Maß).
    Sie waren kleiner als die Berliner, mit einem Löffel ins heiße Fett gelegt.Vom Geschmack durch das Roggenmehl wahrscheinlich etwas kräftiger als unsere Porzeln.
    Zur musikalischen Begleitung war der Brummtopf im Einsatz.
    Dabei gab es auch so manchen Schabernack.
    Ein Nachbar,dem gerade die Säänger vor der Tür erschienen, hatte hinter seinem Rücken keine Schüssel mit Pummelchen, sonden einen alten Armeerevolver und ballerte los.Alles stürmte davon mit Geschrei:"Hei schött- hei schött". Und das wurde dann ein Dorfgespräch: "Hei schött!"
    ____
    Nun habe ich also einige Jahrgänge von "Der Westpreuße" durchgeblättert, was ich so zu den Rauhnächten finden konnte.
    Es gäbe noch Vieles zu berichten, aber das soll genügen.
    Mit Schrecken fiel mir beim Lesen ein, dass ich heute Bettwäsche auf die Leine gehängt habe.Aber bisschen beruhigt bin ich doch, denn es ist keine weiße.
    Und nur die weiße nehmen die Geister für ein Leichentuch.
    ____
    Allen noch eine schöne Zeit zwischen den Jahren!
    Christkind
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von RRose
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    Standard AW: Die heiligen Zwölfe

    Hallo und guten Morgen,

    Ich kenne das auch von meiner Mutti und meiner Oma.
    Meine Mutti hat am 23. Dezember ihre Wäsche abgenommen und merkt sich, was sie täglich geträumt hat...
    Es gibt zu den sogenannten "Rauhnächten" auch zeitliche Abwandlungen (z. Bsp. 13 Nächte) und zu der Sitte, dass zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche aufgehängt werden soll, gibt es den anderen Glauben, dass sich sonst jemand aus der Verwandtschaft jemand erhängen wird.

    Ich habe mich auch lange an diesen Brauch gehalten (..und unsere Lieben haben uns dennoch verlassen
    ....) und im Zeitalter der Wäschetrockner, schmeiße ich jetzt unsere gesamte Wäsche einfach in den Trockner.... :-)
    Meine Träume Habe ich auch täglich aufgeschrieben ( sofern ich mich am folgenden Morgen noch daran erinnern konnte...)
    Nur einer der Träume meines Mannes ist einmal wahr geworden: er träumte für den April 2012, dass unser zugelaufener scheuer Streunerkater bei uns im Haus eine Nacht geschlafen hat... Und tatsächlich: seit April 2012 geht Kater Mikesch täglich ein- und aus...

    Mich würde es interessieren, wer sich von Euch an diese Bräuche hält?
    Herzliche Grüsse

    Christina

  3. #3
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    Themenstarter

    Standard AW: Die heiligen Zwölfe

    Liebe Christina, von all den Bräuchen ist wohl nicht mehr viel übriggeblieben.
    Keiner möchte mehr abergläubisch sein, denn wir sind ja so viel klüger als unsere Vorfahren.
    Wir haben Internet und Satellit, wir brauchen keine Salzhäufchen für die Wetterprognose. Wir haben Handy und können uns mit dem Schwarm verabreden, ohne dass Mama das mitkriegt. Besen und Schrubber hängen im Schrank, und die Hexen und Teufel haben Anderes zu tun als so ungemütlich auf den Blocksberg zu reisen.Die surfen blitzschnell auf den Internetwellen in jede Stube hinein.
    Welcher Bauer hat noch Mist auf dem Gehöft.Da sind Riesenställe, da dürfen die Kühe gar keinen Mist mehr produzieren: Laufställe mit Spaltenböden, da geht alles automatisch.Und um Mitternacht im Stall die Tiere belauschen, na, wer macht denn sowas! Und den Tieren sogar noch frischgebackene Plätzchen ins Futter mischen,mit einem Kreuz verziert, damit das Böse gebannt war... was den Menschen aber auch so alles eingefallen ist!Zu Silvester werden keine Pummelchen mehr gebacken, die gibt es im Supermarkt im Großformat und zu Sonderpreisen.10 Stück 1,20. Oder so.
    Wenn früher die jungen Leute noch in der Stube zusammensaßen,sich mit allerlei Späßen vergnügten,dann waren sie auch geistig anwesend. Heutzutage wird immer wieder zum Handy gegriffen und mit den Daumen im Affentempo bearbeitet, und dann mit Unschuldsmiene gefragt:"Was hast du gerade gesagt?"
    Am Neujahrstag gab es früher die Neujahrssuppe.Es mussten darin viele Körner sein.(Sago, Graupen, Grütze)Soviel Körner, soviel Taler.
    Heute haben die Banken die Taler in Verwahrung, und die gönnen sich den meisten Teil.

    Von all dem Volksleben und Denken, was gilt noch ?
    Das Glückwünschen... Ist es nicht auch ein bisschen Aberglaube, das Wünschen?
    Wie gut, dass es noch das Wünschen gibt.
    Somit wünsche ich allen einen guten Tag!
    Ob es eintrifft, weiß ich nicht, Aber-ich-glaube!
    Schöne Grüße von Christkind.

    Christina, wenn ich meinen heutigen Traum deute, dann bin ich verloren!( Ich hatte meine Tasche vergessen, am Stuhl hängen lassen, in der Zeit ist meine Gruppe zum Hafen gegangen, weil wir mit dem Schiff auf die Insel Föhr wollten.Die Gruppe war weg, ich fand den Hafen nicht, aber Menschen in Unmengen strömten vorbei.Und ich machte mir Sorgen, dass sich die Gruppe Sorgen machte.) Ha, was man wohl alles daraus schließen könnte! -
    Auge um Auge- und die ganze Welt wird blind sein.
    (M. Gandhi)

  4. #4
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Die heiligen Zwölfe

    Hallöle,

    wir sind klug wie nie zuvor. Aber die Wenigsten von uns könnten ohne die heutigen Errungenschaften allzu lang überleben, vielleicht noch nicht mal im Sommer. Ja wir kennen eben die wahren Gesetze und Regeln des Lebens nicht mehr, kann auch sein das wir eigentlich dumm sind. Eigentlich jede alte Regel, jedes alte Ritual, hat eine wichtige Botschaft; nur wir lachen oft darüber. Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Und wird immer unsere Erde sein!

    Tschü...

  5. #5
    Forum-Teilnehmer Avatar von RRose
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    Standard AW: Die heiligen Zwölfe

    Guten Morgen ,
    Liebes Christkind,
    Lieber Antennenschreck,

    Ihr habt vollkommen recht! Ja leider gehen diese schönen Sitten und Gebräuche in unserer hektischen Alltagswelt verloren. Die Rauhnächte waren ursprünglich heilige Nächte, in denen nicht gearbeitet werden durfte und nur gefeiert werden sollte. Aber in unserer Zeit müssen zBsp.für Freunde und Geschäftskunden wir 24 Stunden am Tag/7 Tage die Woche erreichbar sein. Emails kommen mit Lesebestätigung, onlinestatus und "gelesen" bei Whatsapp..."warum gehst Du nicht an dein Handy?", wenn man mal nicht telefonieren will... Es bleibt wenig Zeit zum Feiern oder auch nur ganz einfach zum Ausruhen und Entspannen "zwischen den. Jahren".

    Mir fällt noch ein Brauch ein: Mein Vati hat die Schuppen seines Sylvester-Karpfens immer in sein Portemonnaie getan. Das sollte das ganze Jahr über für Wohlstand sorgen. Das kennt leider auch keiner mehr.

    Stimmt, man sollte sich mal die Herkunft und Bedeutung dieser Weisheiten und Bräuche genauer anschauen. Da ist was wahres dran....

    Ich habe übrigens für meine Freunde und Bekannte zum Neuen Jahr Glücksklee- Töpfe mit einem Schornsteinfeger und einem Fliegenpilz gekauft. Meine Mutti bekommt zusätzlich noch ein Glücksschweinchen....
    Herzliche Grüsse

    Christina

  6. #6
    Forum-Teilnehmer Avatar von vklatt
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    Standard AW: Die heiligen Zwölfe

    Guten Morgen,

    im Kopf des Karpfens befindet sich an jeder Seite ein Knöchelchen (Gräte)?
    in Form eines Karpfens. Vom ersten Karpfen, den ich im Jahr esse, suche ich mir
    auch einen und nehme ihn in mein Portemonnaie. Mit Schuppen, kenne ich nicht.
    Und nach dem Genuß der ersten Erdbeere im Jahr - darf man sich etwas wünschen.

    Und ich wünsche Euch einen guten Rutsch und im neuen Jahr Glück und auch etwas
    mehr Muße.

    Herzliche Grüße,

    Vera.

  7. #7
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    Standard AW: Die heiligen Zwölfe

    Hallo zusammen,
    auch bei uns gab es in der Silvesternacht für jeden ein kleines Bündel Karpfenschuppen. Die Eltern achteten darauf, das wir Kinder sie auch ins Portemonnaie steckten. Anschließend wurden Krapfen gebacken, die um Mitternacht gegessen wurden. Hmm , die Wohnung roch so gut und vor allem, sie schmeckten so lecker. Wir Kinder durften vom 24. bis 7.1. nicht zanken, weil es sonst das ganze Jahr Streit gibt.
    Als meine Mutter vor 20 Jahren starb fand ich in ihrem Nachlass das alte blaue Portemonnaie, in das sie jedes Jahr ihre Karpfenschuppen legte. Es lagen mittlerweile viele kleine Bündelchen darin. Auch fand ich noch die kleinen Zettelchen für das Spargeld. Karpfen 20Pfg, Weihnachtsgans 20Pfg, Kartoffeln 30Pfg, so lagen für viele Dinge des täglichen Lebens kleine Zettel mit der Summe die gespart werden musste.
    Jedes Jahr in der Weihnachtszeit hole ich mir dieses alte Portemonnaie wieder aus der Schublade, sehe mir den Inhalt an und es fallen mir die vielen Dinge ein, die die uns Kindern mit auf den Weg gaben - unter anderem auch die alten Bräuche.
    Allen einen guten Rutsch ins Jahr 2015 (aber bitte ohne hinfallen)
    Helga Karin

  8. #8
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldkind
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    Standard AW: Die heiligen Zwölfe

    Danke Christkind, für deine Geschichten.
    Bei mir gibt es auch Bräuche in den Zwölfen:
    Was nicht gebraucht wird, muss schnellstens entsorgt werden.
    Zum Neujahr muss jeder Müll weg gebracht sein.
    Alle Schulden müssen beglichen und das Konto beim Rutsch im Plus sein.
    Beziehungen werden auf ihre Tauglichkeit geprüft und neu organisiert. Auch die mit den Toten und der Gesellschaft.
    Am letzten Vormittag im Jahr wird das Haus geputzt.
    Am Neujahrstag nicht arbeiten, vor allem keine Wäsche hängen. (Versteht sich aber von alleine, weil zum Neujahr bereits alles in Ordnung sein muss.)
    Struktur für das kommende Jahr festlegen.
    Neujahrswünsche gibt es nicht wirklich. Vielmehr werden die Vorsätze gefasst, die laut kosmischen Gesetzen sowieso dran sind. Daher habe ich nie Probleme mit deren Umsetzung. Aber Vorsicht! Ich verrate meine Vorsätze niemals, weil deren Umsetzung dann kaum mehr möglich sein wird.
    Es muss Geld im Portemonaie sein, aber nicht zu viel, für ein fließendes, auskommendes, übersichtliches und bescheidenes Leben.
    Zu Silvester Gebete für die Natur, die beim Böllerkrach schrecklich leidet.
    Vor allem alles weg, was man im nächsten Jahr nicht mehr will, ob materiell oder emotional, also alles, was einen behindert.
    Jahresrückblick: Habe ich alles erreicht, was ich mir für das vergangene Jahr vorgenommen hatte?

    Ich kann nicht sagen, dass mir das digitale Zeitalter die Muße nimmt. Ich mache den Stress einfach nicht mit, egal ob mich einer zwingen will. Ich kenne in den Zwölfen das Gefühl der Langeweile, in der ich mir gemütlich überlege, was ich gerade tun oder lassen möchte. Wenn ich in die U-Bahn steige und sehe wie die Menschen mit ihrem Digi rummachen, kommt mir diese Welt so oberflächlich vor. Da sitzen Menschen nebeneinander, die nicht mehr miteinander reden. Ich glaube, sie suchen im Netz Komplizen. Ich habe immer meine kleinen Gespräche mit fremden Menschen überall jederzeit. Was früher selbstverständlich war, ist heute ein echter Reichtum. Man muss das gut pflegen. Denn möglicher Weise vergessen die Menschen eines Tages, dass sie direkt von Mund zu Mund, von Herz zu Herz sprechen können. Man wird solche für verrückt halten, die es tun, so wie man jene oft für verrückt hält, die mit Steinen, Pflanzen, der Erde und den Tieren sprechen. Natürlich, man wird von manch einem nicht verstanden, wenn man, wie früher, schwer erreichbar ist, na und? Früher hat man sich oft genug auf seinen sechsten Sinn verlassen. Und das funktionierte auch gut. Jedenfalls mussten Menschen nicht allzeit bereit und ständig perfekt sein ...
    Der Ausstieg ist gar nicht so schwer ...

    Ich wünsche euch für das kommende Jahr etwas mehr Langeweile und dass ihr mit ihr etwas Sinnvolles anzufangen wisst. Wenn man sich in den Zwölfen die Muße nicht nimmt, wann denn dann? Es war schon immer Gesetz, dass hier Ruhe und Zurückgezogenheit herrscht, damit der Mensch zu sich selbst kommt. Denn tut er das nicht, wessen Leben lebt er dann im nächsten Jahr?

    Übrigens, es ist immer gut eine brennende Kerze ins Fenster zu stellen, das schreckt die "Hexen" ab ;-)
    Von Herzen waldkind.
    Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. (Karl Valentin)

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