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Thema: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

  1. #1
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    Standard Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo Karin, bedenke es gibt heute nicht mehr viele Danziger, die noch aus
    der Zeit vor 1945 in Danzig berichten können. Ich gehöre mit meinem
    Jahrgang von 1928 zu den wenigen Leuten in Danzig, die aus der schlimmen
    Vorkriegszeit berichten können, wie es Hitler schaffte seine Huldigung bei
    der Danziger Bevölkerung zu erreichen.
    Im Jahr 1936 wurde ich in die Müggenhahler Grundschule eingeschult. Es
    ging zu der Zeit noch einigermaßen friedlich zu. Jeder Bürger der noch in
    einer großen Arbeitslosigkeit auch in Danzig eine Arbeit hatte ging seine
    Tätigkeit nach. Da kam Hitler, es gelang ihm die Arbeitslosigkeit von 6 Millionen
    zunächst im Deutschen Reich zu beseitigen. Es brachte ihm viel Huldigung ein.
    Es musste zugegeben werden,
    nach dem Kriegseinbruch - Deutschland gegen Polen - fanden auch die Danziger
    Bürger alle Arbeit.
    im Jahr 1940 hieß es im deutschen angeschlossenen Rundfunk der Führer
    besucht Danzig und wird heute die Bundes Straße Danzig - Praust passieren.
    Da mussten doch alle hin, auch unser Lehrer Landes mit der ganzen Schule.
    Wir kamen nach St. Albrecht und machten an der Radauen-Brücke Halt.
    Alle warteten auf den Führer mit seinem Geleit. Die Leute waren fanatisch
    nur einmal den Führer gesehen zu haben. Es muss zugegeben werden Danzig
    erhielt wirtschaftlich in dieser Zeit nach 1939 einen Aufschwung. Die Arbeitslosen
    Leute waren von der Straße, leider nur um welchen Preis. Hitler hatte den Aufschwung
    durch Überschuldung des Ganzen Reiches und durch die Ausplünderung des jüdischen
    Eigentums geschafft. Deutschland war pleite und es musste Geld gedruckt werden.
    Die Folge war unser Geld hatte keinen Auslandswert mehr. Es wurde alles rationiert,
    Lebens Mittel wurden nur auf Lebensmittelkarten verkauft. Es trat eine Notversorgung
    für die Bevölkerung ein, weil diverse Einkäufe nur auf Bezugs-Scheine möglich waren.
    Eine Unterversorgung war alltäglich. Geschäfte wurden geschlossen. Heimliche Lieder
    wurden gesungen. " Schleichhandel und Schwarzhandel marschieren durch alle Gassen
    Geschäfte fest geschlossen" usw. - Man durfte sich nur nicht bei solchen
    Gesangsvereinen erwischen lassen, weil sonst das KZ fette Beute machte.
    Es gingen auch Witze umher. "Warum die Wähler Hakenkreuz-Fahnen als Bettlaken
    verwendeten, die Antwort war, dass die Armlöcher wissen konnten, was sie gewählt hatten.
    Im Heimlichen wollten doch nur die Karriere-Macher das Hitler-System, der ehrliche Danziger
    Bürger hatte die Nase voll von dem Nazi-System.
    Einen schönen Gruß zum Wochen Anfang.
    Danach sangen sie andere Schlager "nach jedem Dezember folgt wieder ein Mai.

    Schöne Grüße
    kurt m.

  2. #2
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Lieber Kurt, danke für Deinen Bericht. Ich kann man mich auch noch gut an den Besuch von Hitler erinnern, obwohl ich knapp 5 Jahre alt war. Mein Vater hatte nach längerer Arbeitslosenzeit eine Anstellung im Städt. Hochbauamt gefunden und mußte an dem Vorbeimarsch in Uniform teilnehmen. Ich kann mich darum noch so gut erinnern, weil meine Mutter, als Hitler auf Augenhöhe an uns vorbeikam, alle Menschen den Arm zum Hitlergruß hoben, mein Vater ebenfalls den Arm hochriss zum Hitlergruß und meine Mutter meinte, warum machst du das. Mein Vater meinte, wenn ich das nicht getan hätte, wäre ich sofor t verhaftet worden. Das war etwas, was mich als Kleinkind schon zum Nachdenken angeregt hat. Nebenbei bemerkt, mein Vater war kein Nationalsozialist und meine Mutter auch nicht. Mein Vater war ein bescheidener , guter Mensch, der sofort nach Kriegsausbruch in den Krieg nach Rußland mußte und erst 1950 aus ruß. Kriegsgefangenenschaft zurückkehrte. Die Erinnerungen kommen immer wieder und das wird leider auch so bleiben.
    LG
    Gisela

  3. #3
    Forum-Teilnehmer Avatar von RRose
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo,

    Leider kann sich meine Mutti (geb. 1931) nicht mehr an die Vorkriegszeit erinnern... Ich frage sie oft, wie es damals war... Und meine Oma, die ich viel gefragt habe und die mir auch noch kurz vor ihrem Tod von Danzig erzählt hat lebt, leider seit September 1992 nicht mehr.. Schade, dass ich damals ihre Erzählungen nicht aufgeschrieben habe...
    Herzliche Grüsse

    Christina

  4. #4
    Forum-Teilnehmer Avatar von Heinzhst
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Jo Christina, ich Jahrgang 1934 kann mich auch nicht an die Vorkriegszeit in Danzig erinnern....

    Gruß Heinz
    Ich glaube nur das,was ich gesehen und erlebt habe.
    A.G.

  5. #5
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo Ihr Lieben, das mit den Erinnerungen ist eine besondere Sache. Ich kann mich darum an einige Dinge sehr gut erinnern, weil ich von meiner Mutter, die praktisch Alleinerziehende war, mit allen Problemen, die es in dieser Zeit gab, immer konfrontiert worden bin. Sie hatte ihre Tochter praktisch als "Gesprächspartnerin" . Das hat mich als Kind oft sehr belastet. Mir ist es auch zu verdanken, dass wir nicht auf die Gustloff gegangen sind. Es hört sich vielleicht "märchenhaft" an, aber es war so. Es gibt noch mehr Dinge, von denen man berichten könnte. Erinnerungen bleiben immer dann im Gedächtnis, wenn sie mit besonderen Ereignissen verbunden waren. Jedenfalls ist das so bei mir.
    Hoffentlich sind diese Worte für Euch nicht zu primitiv???
    LG Gisela

  6. #6
    Forum-Teilnehmer Avatar von Antennenschreck
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo Gisela,

    ich kann dir bestätigen, Erinnerungen sind sehr selektiv, und dieser Effekt verstärkt sich noch mit der Zeit. Du mußt nur mal nach längerer Zeit mit jemand anderem über ein gemeinsames Erlebnis sprechen, da wirst du dich wundern wie unterschiedlich doch das Erlebte in der Erinnerung geblieben ist.

    Tschü....

  7. #7
    Forum-Teilnehmer Avatar von Peter von Groddeck
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo Gisela,
    Deine Gedanken sind überhaupt nicht primitiv.
    Gruß Peter
    Tue recht und scheue niemand.

  8. #8
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Danke lb. Peter und ganz lb Grüße
    Gisela

  9. #9
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    Themenstarter

    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo Gisela Schwetje,
    Das wissen wir doch, die meisten älteren Leute haben mit ihrem Gedächtnis im hohen Alter schon Probleme.
    Wir unterscheiden das Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis. Ich selbst kann mich an alle Erfahrungen und
    Erlebnisse von Kindheit an erinnern, auch an solche, die ich lieber nicht mehr in Erinnerung haben möchte.
    Das ist mein Langzeitgedächtnis, wenn ich aber meine Brille auf den Tisch gelegt habe, dann muss ich sie suchen,
    weil ich die Stelle vergessen hatte, wo ich sie hingelegt hatte.
    Schöne Grüße
    kurt.

  10. #10
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo Kurt,

    ja, das ist ein Problem bei älteren Menschen:

    Ich habe seinerzeit einmal einen Vortrag von Herrn von Sch... darüber gehört...
    Die alten Erinnerungen funktionieren, aber neuere Sachen funktionieren nicht so gut.

    Kurt, mach Dir nichts draus, wir alle kommen einmal in ein fortgeschrittenes Alter!

    Wie der Engländer sagt:
    "Enjoy yourself - it`s later than You think!"

    Ich selber wäre heute beinahe als Fußgänger im Straßenverkehr "umgenietet" worden:
    Hat nicht viel gefehlt...

    SC

  11. #11
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo lieber Kurt vielleicht ist das das einzige Gerechte auf dieser Welt, dass alle Leute älter oder alt werden, wenn sie nicht vorher gestorben sind, aber bis dahin wollen wir das Leben genießen und dankbar sein, daß wir soviele Unwegsamkeiten mehr oder weniger gut überstanden haben. In diesem Sinne ein gutes Wochende.
    Gisela

  12. #12
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo Gisela,

    das ist richtig:

    Es ist eine gewisse Gerechtigkeit, daß wir alle dem Prozess des "Altwerdens" unterliegen.
    Da gibt es kein Erbarmen:
    Ein Freund von mir, der insgesamt gesünder als ich gelebt hat, hatte letztens einen starken Herzinfakt...
    Sportler, Nichtraucher und trotzdem...
    Immerhin hat sein durch Sport gestärkter Herzmuskel ihn vor Schlimmeren bewahrt...

    SC

  13. #13
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo Gisela und Kurt,
    man sagt ja immer, je älter man wird, um so mehr erinnert man sich an die Kinderzeit.Aber das hat auch seine Grenzen. Mein Erinnerungen an die Vorkriegszeit sind auch vage Bilder vom Strand und Glettkau, Spaziergängen mit Mutter, kleinem Bruder und Tante irgendwo in Oliva und damit hat es sich auch schon. Größer sind dann meine Erinnerungen an meine Schulzeit von 1941-44. Schade, daß man die Kleinkinderzeit nicht aus der Versenkung holen kann. Liebe Grüß von Ada
    Was ist Geld? Geld ist rund und rollt weg, aber Bildung bleibt. (H. Heine)

  14. #14
    Forum-Teilnehmer Avatar von Felicity
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Meine Lieben ! Wir sind hier in Australien 3 Schwestern, die Juengste, Jenny ist 80, ich bin 87 und Galina die Aelteste ist 93. Es ist wirklich kaum zu glauben, aber wir koennen uns alle drei an Danzig's Vorkriegszeit gut erinnern. So oft, wenn wir zusammen kommen und es losgeht "WEISST DU NOCH ?" koennen wir uns erinnern und schlabbern zu gern von den alten Zeiten. Wenn einer anfaengt dann koennen sich die anderen zwei auch gut erinnern, besonders Galina und ich. Liebe Gruesse von dem 'Drei Maedel Haus' und ganz besonders liebe, von der Feli.

  15. #15
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Ach, das ist so toll zu lesen: 1.) Schön, dass Ihr Euch noch habt. Das ist bei dem stolzen Alter wirklich wunderschön. (Meine Oma ist 95 Jahre.) 2.) Das alte Danzig erlebt zu haben, ist grandios. Uns jungen ist es vergönnt das junge Danzig mitzugestalten.

    Beste Grüße,
    Marcel

  16. #16
    Forum-Teilnehmer Avatar von Felicity
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Lieber Marcel ! Ja, wir haben das ALTE DANZIG erlebt und es nie vergessen. Dann aber lag unsere Heimat in Truemmern und in Schutt und Asche, das haben wir auch erlebt. Und ich bin nun schon dreimal im JUNGEN DANZIG gewesen, das aus den Truemmern wieder neu aufgebaut ist und das immer noch meine Heimat ist. Immer wieder, wenn ich nach Danzig komme, kann ich es kaum glauben dass es DANZIG wieder gibt. Ich bin Australierin geworden und meine Kinder und Grosskinder sind jetzt schon die dritte Generation Australier. Trotzdem waren sie mit mir in der Heimat und wissen dass dort ihre Wurzeln sind. Fuer viele 'alte Danziger' ist es schwer zu verstehen dass man eine neue Heimat finden kann und die durch Familie, Sitten und Gebraeuche eine grosse Bedeutung fuer uns hat. Australien ist ein ganz alter Kontinent aber ein junges Land, das sich von einer Strafkolonie zu einem der reichsten Laender der Erde entwickelt hat. Wir alle haben dazu mitgeholfen es zu einem Fleckchen Erde zu gestalten das fuer ueber 20 Millionen Heimat geworden ist, auf die wir stolz sind. Liebe Gruesse von der Feli von Down Under

  17. #17
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    Themenstarter

    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Liebe Felicity, obwohl ich 87 Jahre alt bin habe ich noch sehr gute Erinnerungen an Danzig.
    Gute Erlebnisse bleiben jeden lange erhalten. Nebenbei habe ich auch noch sehr lebensgefährliche
    Erlebnisse von Danzig in Erinnerung und würde sie gerne los werden. Das ist mir nicht gelungen.
    Ich lebe mit beiden Vergangenheiten. Gute Zeiten, schlechte Zeiten sind gravierende Einschnitte
    im menschlichen Leben und die vergißt man nicht.

    Viele liebe Grüße
    kurt m

  18. #18
    Forum-Teilnehmer Avatar von Felicity
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    So ist es Kurt ! Und auch in der Gegenwart. War gluecklich und umgeben von viel Liebe und Frohsinn bei meinem Sohn und meinen Enkelchen, waehrend in Paris andere ihre Leben verloren. Bin erschuettert ! Schreibe uns von Deinen Erlebnissen, dan wirst Du sie auch los. Liebe Gruesse von der 'aelteren' Feli.

  19. #19
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    Themenstarter

    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo Felicity und alle Vorumteilnehmer, inzwischen hat jeder Forumsteilnehmer Berichte geschrieben und das Ende vom Lied ist, dass
    man bei vielen kleinen und auch größeren Berichten gar nicht mehr weiß, ach habe ich nicht doch schon einmal darüber geschrieben?
    ...Es könnte gut sein, wenn es möglich wäre und nicht zu viel Aufwand erfordern würde alle geschriebenen Berichte cronologisch zu
    ordnen um sie nach Berichtsnummern aufrufen zu können. Du hast ja schon selbst erfahren, wie erschöpfte Themen in unserem
    Forum kritisiert werden. Bei mir muss es wohl vorgekommen sein, dass ich erschöpfte Themen geschrieben habe und andere Teilnehmer
    dadurch genervt habe. Ich habe mich selbstverständlich dafür entschuldig, denn keiner wird so etwas aus Bösartigkeit tun.
    Natürlich habe ich noch viele Danziger Erinnerungen von der Zeit Vor-u.-Nachkriegsende, weil ich seit meinem Geburtsjahr
    1928 in Danzig bzw. Umgebung bis 1947 dort gelebt habe. Wie Du ja auch selbst erfahren hast waren die politischen Wirren gerade
    in Danzig weltweit nicht mehr unerhörbar, jeder Danziger Bewohner war als Tages-Gespräch wie mit Themen, Korridor, Munitionsdepoo
    Danziger Grenzverletzungen und Kriegsgeschrei konfrontiert. Ich kann mich auch noch gut erinnern, wie 1939 eine Sondermeldung
    der anderen ablöste. Über unser Haus sah ich viele Flugeuge fliegen und ich rief meine Mutter auf den Hof, sie sagte jetzt brauchst
    du noch keine Angst zu haben. Es handelt sich überwiegend um Verkehrsflugzeuge mit jüdischen Bürgern sie verlassen die Stadt,
    weil sie vor der Diskriminierung Angst haben. Sie verkaufen ihre Geschäfte um ihr Vermögen zu retten und in anderen Ländern, die
    sie willkommen heißen einen neuen Anfang zu beginnen. Bei uns in der Gemeinde Müggenhahl gab es noch nicht viele Juden,
    aber eingeschleuste Verfolger meldeten sich schon zu Wort. Die Tageszeitungen wie zum Beispiel DIE DANZIGER NEUESTEN NACHRICHTEN
    und der DANZIGER VORPOSTEN, sie schrieben über die Lebensmittel-Hamsterer. Das war kurz vor dem Kriege vor dem September 1939
    strengstens verboten. Viele Leute haben das aufziehende Donner-Gewitter schon geahnt und haben sich reichlich davor mit
    Hamsterkäufen eingedeckt. Ein Onkel und eine Tante von mir sie verkauften ihr Haus in Schießstange an die Auto-Opel-Vertretung
    und erwarben das Grundstück in Guteherberge (Drei - Schweins - Köpfe Wappen des Grundstücks) mit dem ganzen Guteherberger
    Wald. Auch ein neues Auto, und dann haben sie noch durch Beziehungen einen ganzen Zentner 50 KG Rohkaffee hamstern können,
    da hatten sie erstmal was, sie meinten in dem Stadthaus hätten sie den Kaffee nicht rösten können, weil sie dann erwischt worden
    wären, dann wäre ihre Hamsterei aufgefallen und das Hamstern wurde schwer mit Gefängnis bestraft. In Danzig wohnten sie ja
    auch nicht weit vom Gefängnis entfernt, denn ihr Haus befand sich dort in Schießstange als Nachbarhaus. Sie hatten noch den
    richtigen Zeitpunkt für ihre Hamsterei erwischt, weil eine kurze Zeit nach Kriegsanfang ihr Auto für militärische Zwecke beschlagnahmt
    wurde und dann hätte sie ihre verpackten Kaffee-Säcke kaum noch in ihr neues Domizil schaffen können. Meine Eltern schlachteten
    schnell noch 2 Schweine, das wurde ohne Meldung auch verboten und mit Gefängnis bestraft. In den beiden Tageszeitungen wurden
    die Hamsterer immer öffentlich bekannt gegeben, was sie alles gehamstert und was alles beschlagnahmt. Die Zeit war vor dem Kriege
    in Danzig so kurios, ich könnte heute noch einen ganzen Roman darüber schreiben, was sich damals alles zugetragen hat.

    Meine Grüße richten sich nun an Alle an Felicity und alle Vorum-Teilnehmer.
    kurt m

  20. #20
    Forum-Teilnehmer Avatar von Felicity
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Lieber Kurt ! Danke fuer Deinen Bericht. Immer wieder, wenn ich Berichte von Forum-Teilnehmern lese, hoffe ich auf jemanden von der Niederstadt zu stossen. Aber das ist noch nie geschehen.

    Rudi ist gerade dabei mein Buch zu uebersetzen, also will ich da nicht hervorgreifen und werde nur kurz von den Vorkriegsjahren berichten.

    Ich bin am 4.8.1927 in Weidengasse 4, auf der Niederstadt geboren. Als die Familie groesser wurde, zogen wir um in die Weidengasse 48. Und im Juli 1945 habe ich Danzig verlassen.

    Mutti hatte eine Leibibliothek und Opa, nach dem Tod meiner Oma, lebte mit uns. Wir waren 4 Maedels und alle mussten, wenn noetig, im Laden aushelfen. Papa war ein russischer Offizier im Zaren Regiment und Emigrant.

    Die verschiedenen Religionen und Nationalitaeten erweckten in uns eine gewisse Tolarance, die wir wohl nie im
    Leben vergessen haben.

    Nachdem ich 4 Jahre in der Maedchenschule, Weidengasse war, schulte mich Mutti um, in die Marienschule der Ursulinen, ein katholisches Lyzeum. Nach Hitler's Einmarsch wurde die Schule geschlossen und als Staatliche Maedchen Oberschule, die Luisenschule, wieder eroeffnet.

    Als ich 12 Jahre alt war brach der Krieg aus und ich werde diesen Tag nie vergessen. Am 1. September 1939 hielt Hitler eine Rede, uebers Radio, in der er uns informierte, dass Danzig wieder an das Reich angeschlossen war. Im selben Augenblick und zu unserem Entsetzen hoerten wir die ersten Kanonenschuesse und Stukas bombardierten die Westerplatte. Wie passten die Worte der Freiheit und dieser Ausbruch totaler Gewalt zusammen ?

    Liebe Gruesse von der Feli, die, trotz ihrer 88 Jahre, sich noch sehr gut an alles erinnern kann.

  21. #21
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo Felicity. Mein Vater-geb.1921 in Danzig, sagte oft als Kind zu mir, Danzig ist eine Stadt mit vielen Kulturen und offenen Menschen.Wenn ich deine Berichte und Anekdoten lese, bin ich mir sicher, das es trotz dieser wirklich Schrecklichen Erlebnisse eine Heimat der Liebe war und ist. Mfg. Roman

  22. #22
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ute Marianne
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    HAllo Fely,

    Meine Urgroßmutter ist 1879 in der Weidengasse 8 geboren und dort aufgewachsen. Sie wohnte später Bartholomaikirchgasse,Eimermacherhof und Marineweg 20.

    Sie ist nur leider 1972 verstorben ,so dass sie mir leider nichts mehr von Danzig erzählen konnte ich war erst 3 Jahre alt.


    Gruß Ute

  23. #23
    Forum-Teilnehmer Avatar von Felicity
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Liebe Ute ! Das ist ja ulkig wenn man die Zahlen betrachtet. Deine Oma ist 1879 in Nummer 8 geboren......... Ich bin 1927 in Nummer 4 geboren.......48 Jahre spaeter.........dann lebte ich in Nummer 48.........? Liebe Gruesse von der Feli

  24. #24
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ute Marianne
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    HAllo Fely,

    Du hast das Tick Tack vergessen für die Uroma.Also noch eine Generation zurück.

    Mein Paps hat seine Oma innigst geliebt und sie haben fast den selben Sterbetag er 1.12. sie 2.12. auch sehr mackaber 28 JAhre Differenz.

    So nun bin ich auch wieder ein Jahr älter ich jungsches Kücken.


    Gruß und gute Nacht vom Rhein Ute

  25. #25
    Forum-Teilnehmer Avatar von Felicity
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Lieber Roman ! Unsere Heimat war einzigartig, durch den Platz den sie sich im Welthandel durch harte Arbeit, viel Geld grosser Toleranze und ihrer geographischen Position, erobert hatte. Dadurch offneten sich die Tueren zu der Kentniss von Fremdsprachen und damit auch Freundschaften zwischen Mitgliedern von allen Laendern der Welt. Wo Freundschaft ist, da gibt es auch Verstaendnis und Danzig bekam dadurch auch eine Stadt des Wissens und der Bildung. Das spiegelte sich wieder in den Buergern und deren Leben. Bitte, vergiss nicht, ich spreche da von der FREIEN STADT DANZIG, frei und nicht unter der Herrschaft von anderen Maechten. Wie Recht da Dein Vater hatte. Auch die schweren Zeiten kann man nicht so schnell vergessen und soll man auch nicht, sie haben unseren Charakter gebildet und uns stark gemacht. Liebe Gruesse von der Feli

  26. #26
    Forum-Teilnehmer Avatar von Heinzhst
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Ute alles Gute zum Geburtstag. Egal wie das Wetter ist mach das beste daraus.

    Zufälle: Mein Grossvater ist 1873 geboren, mein Sohn 1973.

    Mein Vater ist 1902 geboren, mein Enkel 2002.

    Hier im Nordschwarzwald schneit es.

    Schönen Wintersonntag allen, wünscht Heinz
    Ich glaube nur das,was ich gesehen und erlebt habe.
    A.G.

  27. #27
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ute Marianne
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo Heinz,

    Ja danke dir für die netten Wünsche ich werde mich heute hochleben lassen trotz Totensonntag.

    Ich werde heute mit einer weißen Rose im Geburtstagsstrauß meinem verstorbenen Vaters und alles anderen gedenken .

    Ja es ist schon lustig und skuril wie sich die Jahreszahlen wiederholen.

    Habe in der Verwandtschaft auch so ein Fall Vater Georg Wagenplatz geb. 8.3.1923 Sohn Georg Wagenplatz geb 8.3.1954.



    Gruß Ute MArianne

  28. #28
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Hallo,

    meine Ur-Ur-Grosseltern: Friedrich August Henning, 14.7.1800 - 1857, Buchbindermeister in Köthen; verh. 1833 mit Auguste Wilhelmine Wienecke, 14.7.1800 - 1846, ebenfalls geboren in Köthen. Beide stehen hintereinander im Taufbuch, allerdings an aufeinanderfolgenden Tagen, sonst hätten sie sich schon 1800 als Säuglinge am Taufbecken "getroffen".

    Ihre Enkelin, meine Grossmutter Elise verh. Böttcher, * 14.7.1870 in Köthen, genau 70 Jahre später. Sie erlebte ihren 75. Geburtstag noch in Danzig, wo sie 50 Jahre zu Hause war. Während der Vertreibung im August 1945 verlor sie ihren Mann an der Oder und starb wenig später in Berlin.

    In meiner und der kommenden Generation wurde der 14.7. um acht bzw. fünf Tage "verpasst".

    Zwei Geschwister meiner Mutter kamen früher bzw. später als berechnet und so feierten sie im September gemeinsam drei Tage lang Geburtstag, zuerst die Jüngste, dann meine Mutter und dann der ebenfalls zwei Jahre ältere Bruder.
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

    Max Böttcher, Ing. bei Schichau (aus Beesenlaublingen & Mukrena);
    Franz Bartels & Co., Danzig Breitgasse 64 (aus Wolgast);
    Familie Zoll, Bohnsack;
    Behrendt, Detlaff / Detloff, Katt, Lissau, Schönhoff & Wölke aus dem Werder.
    Verwandt mit den Familien: Elsner, Adrian, Falk.

    http://bartels-zoll.blogspot.de/2012/07/ahnentafeln-zoll.html

  29. #29
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    Standard AW: Erinnerungen an Danzigs Vorkriegszeit

    Liebe Felicity, Du hast schon richtig geschrieben und gefragt, wie passt Freiheit mit Kanonendonner zusammen. Es ist auch richtig,
    das durch den Anschluß von Danzig an Deutschland für die Danziger eine Hürde genommen war. Der Zoll fiel weg, sie konnten frei
    reisen, der Konsumeinkauf war für viele möglich geworden, aber leider war mit dieser Freiheit auch die Kriegserklärung von England
    und Frankreich verbunden. Danzig war nun eingeliedert und gehörte nun zum Dentschen Reich. Die Kriegserklärung richtete sich
    von nun an auch gegen die Danziger Bevölkerung. Ich war jetzt im November 2015 zu einer Trauerfeier im Deistertal/Hameln-Weser
    eingeladen und da kamen wir die Danziger-Trauergäste zusammen, selbst dort blieb das Thema von unsern Freistaat Danzig nicht aus.
    Immer wieder höre ich dasselbe Thema... Blos das mit den Juden und Russland hätte Hitler nicht machen sollen..
    Ja, was wäre dann gewesen? Es ging Hitler doch nicht um eine kleine Stadt Danzig, er wollte die Weltherrschaft. Wie paradox es
    auch klingt, ich denke mal, die westlichen freien Länder Europas, Amerika und auch zum Teil Asien schaffen es kaum paar
    Terror-Milizen zum Rezess zu bewegen, aber Hitler könnte es schaffen die ganze Welt zu germanisieren? Viele Menschen auch
    in unseren Kreisen brauchten politisch Nachhilfenstunden, was in der Welt überhaupt gespielt wird! Findest Du das nicht auch?

    Ich sende Dir und das ganze Forum viele liebe Grüsse

    kurt m

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