Hallo miteinander!

Da ich zur Zeit mit der OCR-Erkennung von deutschem Fraktur-Druck in digitalen Dokumenten experimentiere, stelle ich meine 'Testergebnisse' hier gerne ein.

Im Danziger Hauskalender von 1925 fand ich folgende Geschichte.

Aus der ,,Chronik von Prangenau«. Von Pfarrer Bruno Lemke.

Friedrich der Große.

Von 1460 bis 1772, also 300 Jahre lang, gehörte Westpreußen, mithin auch Prangenau, zum polnischen Reich. Jn diesem Jahre wurde es wieder deutsch, indem es zu Preußen kam. Der preußische König, Friedrich der Große, war außerordentlich rührig bemüht, das neu gewonnene Land aus dem Verfall emporzuheben, in den es gesunken war. Auch in Prangenau hat es schlecht ausgesehen, armselige, elende Strohhütten waren die Wohnhäuser. Ein Überbleibsel aus jener Zeit ist noch vorhanden. Auf einem Abbau von O.-Prangenau steht ein Häuschen, das, an einem Anberg liegend, tief in die Erde hineingebaut ist. Von oben her kann man vom Erdboden gleich auf den Bodenraum gelangen. Ein ähnliches Haus stand früher in N.-Prangenau. Das war recht geräumig, hatte vier niedrige Stuben, alle in der Erde liegend, so daß es einer verzweigten Höhle nicht unähnlich war. Im Volksmunde hieß es das Kaffeehaus oder der Weinkeller oder auch, weil noch ein Querbau angeschlossen war, der Kreuzhof. Vor jenem vorher genannten Erdhaus war zu polnischer Zeit künstlich ein Fischteich angelegt worden, der noch heute vorhanden ist. Nur ist der Fischreichtum gering, weil sich niemand der Fischzucht annimmt.

Friedrich der Große erfuhr auch von der Not in Prangenau und half schnell. Gleich im Jahre 1773 ließ er in O.-Prangenau drei Häuser für je vier Familien bauen und schaffte so neue und gute Wohnungen. Leute, die jetzt noch leben, haben in solch einem Hause gewohnt. Weil man in dem armen Prangenau mit seinen kleinen Hütten so große Häuser nicht gewohnt war, nannte man sie Kasernen. Ein alter, jetzt verstorbener Mann aus Prangenau (Kaczynski) erzählte aus jener Zeit folgende Geschichte:

Einst kam der alte Fritz selbst nach Prangenau, um sich sein neues Werk anzuschauen. Da die Türen in den neuen Häusern groß und weit waren, ritt der König in eine Stube hinein. Er fand niemand darin als einen kleinen Knaben. »Bist du allein zu Hause?« fragte der König. »Nein, es ist noch ein Pferdekopf drin und ein halber Mensch«, erwiderte der Knabe. Mit dem halben Menschen meinte das Kind den auf dem Pferde sitzenden König. ,,Wo ist dein Vater«, fragte der König weiter. »Der gräbt sich Schaden«. ,,Gräbt sich Schaden, was heißt das?« »Ja, Vater macht einen Graben ins Feld, damit die Fuhrleute nicht darüber fahren, nun werden sie um den Graben herumfahren und noch mehr Schaden machen.« »Wo ist deine Mutter?« »Mutter backt das aufgegessene Brot« »Was bedeutet das?« »Ja, Mutter hat Brot geborgt, jetzt backt sie neues, damit sie es abgeben kann.« »Und wo sind deine Geschwister?« »Bruder habe ich keinen, und meine Schwester beweint das, worüber sie im vorigen Jahr gelacht hat« »Was ist das denn?« »Ihr Bräutigam, der ihr untreu geworden ist.«. Der König gab dem Jungen für seine klugen Antworten ein ansehnliches Geldgeschenk.


Viele Grüße

Peter