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Thema: Die Zoppoter Waldoper als nationale Tat - Carl Lange

  1. #1
    Forum-Teilnehmer Avatar von sarpei
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    Standard Die Zoppoter Waldoper als nationale Tat - Carl Lange

    Hallo liebe Freunde der Zoppoter Waldoper!

    Aus dem Danziger Heimatkalender des Jahres 1927 möchte ich folgenden Artikel beitragen.
    Am Ende finden sich noch zwei Bilder aus Aufführungen.
    Zur Vita des Carl Lange gibt es dann einen separaten Artikel bei den Danziger Berühmtheiten.

    " Die Zoppoter Waldoper als nationale Tat.
    Von Carl Lange

    Mehr als in früherre Zeit müssen wir Deutsche bedacht sein, auf dem Wege der Kunst, abseits der Politik, die Einheit deutscher Kultur zu betonen. Das in viele Volksstämme geteilte Deutsche Reich hat die verschiedenen Charaktere ausgebildet, unter denen manche verwandtschaftliche Züge zu finden sind. Heimat und Muttererde beeinflussen die Entwicklung des Menschen. In unserer politischen Zerrissenheit und bei den Lasten und Bürden, die uns der verlorene Krieg auferlegt hat, ist es unsere Pflicht, das uns Einigende zu betonen und alles zu tun, um das gegenseitiger Verständnis zwischen Ost und West, Nord und Süd zu heben
    und zu vertiefen. Das gilt auch ganz besonders in der Zeit der Jahrtausendfeier für die Grenzlande, die durch Schicksalsgemeinschaft fester miteinander verschmolzen sind.

    Waffen und äußere Machtmittel können nichts mehr tun. Es kommt darauf an, die Seele des Menschen zu erfassen und aus der Vergangenheit heraus die Wege in die Zukunft zu weisen, wie es die Jahrtausendfeier am Rhein versuchte. Da sind nun die ersten Brücken nach dem Osten geschlagen. Nun gilt es, die Pfeiler zu stützen und zu verstärken und sich einzufühlen in die Wesensart der Anderen, die mit gleicher Liebe dem Ganzen dienen will. Die Kunst hat jetzt ihre besonders bedeutungsvolle Aufgabe zu erfüllen. Im Sommer, wo der Mensch sich heraussehnt aus der beengten Luft der großen Städte in die freie Natur, in Berg und Tal, an die See oder in den Wald, haben vielfach Festspiele im Freien stattgefunden. Auch die Jahrtausendfeier am Rhein bevorzugte Veranstaltungen dieser Art.

    In allen Teilen Deutschlands und im Ausland sind in besonders schön gelegenen Orten Naturbühnen geschaffen worden. Man kehrt auch hier wieder zurück zu den ältesten Anschauungen, als noch die Gottesfeiern, das Theaterspiel und der Wettkampf im Freien stattfanden. Der Tanz und die rhythmische Gymnastik, deren Bedeutung immer mehr anerkannt werden, sind vielfach in die freie Natur, in die Nähe der See oder in den Wald gelegt.

    Von den Naturbühnen, die einen Ruf weit über die Heimat hinaus sich erworben haben, gehört das von Dr. Ernst Wachter begründete Bergtheater in Thale am Harz zu den bedeutendsten. Zum 60. Geburtstag Friedrich Lienhards fanden im vergangenen Jahr zu Ehren des Dichters Lienhardfestspiele statt. Im Osten ist es neben der Naturbühne in Allenstein die Zoppoter Waldoper, die sich einen internationalen Ruf erworben hat.

    Bei der Zoppoter Waldoper handelt es sich nicht nur um eine herrlich gelegene Waldlichtung, die durch die Hand des Regisseurs grandiose Bilder hervorzaubert, sondern sie erfüllt auch bei der abgetrennten Lage des Freistaates eine wichtige kulturelle und nationale Aufgabe.

    Es sieht besonders ernst im Osten aus, wo fremde Einflüsse von allen Seiten gewaltsam eingreifen, um den Bewohnern das Gefühl der Ruhe und der ständigen Entwicklung zu nehmen. Doppelt wichtig sind alle kulturellen und geistigen.Bestrebungen, die dazu dienen, den Zusammenhang mit dem Mutterland zu fördern und neue wertvolle Verbindungen zu schaffen. Vorträge bekannter Künstler, Kongresse, Tagungen haben ihren Zweck in schöner Weise erfüllt und dienen dazu, dem West- und Süddeutschen und dem Deutschen Reich überhaupt die landschaftlichen Schönheiten des Ostens zu offenbaren.

    Von einfachen, bescheidenen Anfängen hat sich die Zoppoter Waldoper zu dem entwickelt, was sie heute geworden ist: ein Wallfahrtsort nicht nur für die Bewohner des Freistaates, sondern der Anziehungspunkt weit über die Grenzen hinaus, der Reichsdeutsche, Engländer, Polen, Russen, Schweden u. a. in Andacht vereinigt.

    Was vor 17 Jahren von wagemutigen Männern, unter denen der verstorbene Bürgermeister Woldmann und der gleichfalls verstorbene Oberregisseur Paul Walther-Schäffer genannt seien, versucht wurde, führte zu immer harmonischerem Gelingen, so daß von kleinen Opern der Aufstieg über ,,Nachtlager«, »Das goldene Kreuz«, »Die verkaufte Braut«, ,»Fidelio« zu Ausführungen von Richard Wagner führte (Sieqfried, Waküre, Tannhäuser, Lohengrin). Da die Stadt durch die Opferfreudigkeit der maßgebenden Persönlichkeiten des Magistrats - Oberbürgermeister Dr. Laue ist der Verantwortliche - keine Unkosten scheut, so konnte in den letzten Jahren bei hervorragender Besetzung das Beste geboten werden.

    Um den Gesamteindruck der letzten Ausführungen des »Tannhäuser« und des »Lohengrin« zu schildern, muß auch der Gegner der Waldoper an sich restlos anerkennen, daß der künstlerische Leiter Hermann Merz mit Hilfe seiner Gattin Etta Merz und des Stadtbaumeisters a. D. Puchmüller Bilder von großer Schönheit schuf. Es ist das Leidwesen der Kritik, daß sie oft an Kleinigkeiten herummäkelt und den großen, starken Eindruck zu beeinträchtigen sucht. Wenn man bedenkt, daß bei der letzten »Lohengrinaufführung mehr als achttausend Zuhörer andächtig lauschten, so sagt diese Tatsache mehr als viele Worte. "

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    Zoppoter Waldoper: Der Freischütz
    Von Carl Maria von Weber


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    Zoppoter Waldoper: Kammersänger Waldemar Henke als Mime in Richard Wagners »Siegsried« Kammersänger Heinrich Knote als Siegfried


    Viele Grüße

    Peter

  2. #2
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    Standard AW: Die Zoppoter Waldoper als nationale Tat - Carl Lange

    zu Sarpei +1
    Luisenburg
    Freiluftbühnen gab es schon zu Goethes Zeit. Zum Beispiel:
    Bei Wunsiedel und Marktredwitz
    im Naturpark Fichtelgebirge in Bayern
    Einen auf aufschlussreichen Artikel darüber finden wir in der Welt. Als Zitat setze ich den Anfang zur Orientierung hier ein. Frage: Was hatte uns die Zentralisierung der Kultur ab 1933 beschert? Und: Welchen Verlust an vielfältiger Kunst erlitt Deutschland, dadurch, dass die DDR als Staat abgeschafft wurde? Gerhard Jeske
    Zitat iese deutsche Kleinstaaterei war segensreich"
    • Aus 300 deutschen Staaten bestand das Heilige Römische Reich im 17. Jahrhundert. Doch die
    Von Ulli Kulke

    Foto: picture-alliance / akg-images Grafschaften, Fürstentümer, Herzogtümer: Das Heilige Römische Reich 1648 nach dem Westfälischen Frieden. Zwar gab es auch einen Kaiser, doch viel zu sagen hatte der gegenüber den 300 Landesherren wenig
    Reisen in der guten alten Zeit: Wer sich im frühen 19. Jahrhundert, sagen wir 1815, von Köln nach Königsberg aufmachte, musste Geduld mitnehmen. Nicht nur, weil Pferd und Kutsche die Gemächlichkeit liebten. Auf der Strecke standen 80 Zollstationen. Und dies, obwohl die Chaussee großenteils durch Preußen führte.
    Doch allein schon Preußen kannte viele Grafschaften, Fürstentümer, Herzogtümer. Ganz zu schweigen von den unzähligen souveränen Staaten im übrigen Deutschland, das ja 1806, im Zuge der napoleonischen Kriege , auch noch seine lose Hülle des Kaiserreiches verloren hatte. 80 Zollstationen, und an jeder kam ein Kleinstaatsdiener, nahm alles unter die Lupe, kassierte die eine oder andere Gebühr.
    16 Zollstationen an der Elbe
    Ps. Anschließend wird von der vielfältigen Kultur geschrieben, die in Deutschland entstand. Gerhard Jeske

  3. #3
    Forum-Teilnehmer
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    Standard AW: Die Zoppoter Waldoper als nationale Tat - Carl Lange


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