Ergebnis 1 bis 9 von 9

Thema: Die katholische Kirche in Danzig

  1. #1
    Forum-Teilnehmer Avatar von sarpei
    Registriert seit
    17.12.2013
    Beiträge
    5,683

    Standard Die katholische Kirche in Danzig

    Hallo miteinander,

    in meinem Bücherregal gibt es folgenden Neuzugang:

    Dr. Richard Stachnik: Die katholische Kirche in Danzig, 1959, Kirchliche Zentralstelle der Danziger Katholiken

    Ich zitiere mal aus dem Inhaltsverzeichnis:

    1. Die Anfänge des Christentums in Danzig
    2. Die Zeit des Herzogengeschlechts der Samboriden
    3. Die Kirche während der Herrschaft des Deutschen Ordens
    4. Die katholische Kirche in Danzig während der Zugehörigkeit der Stadt zur Krone Polens
    5. Die katholische Kirche in Danzig während der Zugehörigkeit der Stadt zum Königreich Polen
    6. Die katholische Kirche in der Freien Stadt Danzig
    7. Das Bistum Danzig in Bedrängnis und Not

    Im Buch sind folgende Fotos zu finden:

    St. Marienkirche in Danzig
    Alte Pfarrkirche in Praust
    Chor der Kathedralkirche in Danzig-Oliva
    St. Katharinenkirche in Danzig
    Königliche Kapelle in Danzig
    St. Josefskirche in Danzig
    Blick in die St. Nikolai-Basilika in Danzig
    Blick in die St. Brigittenkirche in Danzig
    St. Ignatiuskirche in Danzig-Alt-Schottland
    Herz-Jesu-Kirche in Danzig-Langfuhr
    Der erste Bischof von Danzig: Eduard Graf O'Rourke
    Der zweite Bischof von danzig: Dr. Carl Maria Splett


    Viele Grüße

    Peter

  2. #2
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    25.01.2021
    Beiträge
    223

    Standard AW: Die katholische Kirche in Danzig

    Hallo Peter,

    falls Du das Buch nach all den Jahren noch in Reichweite hast: Gibt es darin auch Listen bzw. Informationen über die katholischen Prediger? Ich würde mich speziell für die Kirche von St. Albrecht interessieren, sind deren Prediger auch aufgeführt?

    Einen schönen Abend

    Karsten

  3. #3
    Forum-Teilnehmer Avatar von sarpei
    Registriert seit
    17.12.2013
    Beiträge
    5,683

    Themenstarter

    Standard AW: Die katholische Kirche in Danzig

    Einen schönen guten Tag, Karsten!

    Das von dir genannte Buch ist noch in meinem Besitz - allerdings enthält es keine Angaben zu Pfarrern.

    Bzgl. St. Albrecht könnte ich die Vita des letzten Pfarrers aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg (Bruno Sarnowski) beibringen.


    Viele Grüße,

    Peter

  4. #4
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    25.01.2021
    Beiträge
    223

    Standard AW: Die katholische Kirche in Danzig

    Hallo Peter,

    seine Vita wäre durchaus interessant.
    Nach den von mir mal eingesehenen Mikrofilmen der St. Albrechter Kirchenbücher sind diese alle gestempelt und mit dem Namen des Pfarrers, Sarnowski versehen.

    Eventuell geschah dies im Rahmen der Auslagerung der Kirchenbücher nach Westen vor Kriegsende.
    Ursprünglich wollte ich nur sicherstellen, dass ich den Namen richtig gelesen hatte - und hatte daher einen Abend über ihn recherchiert, aber nur wenig gefunden.

    Unter https://gdansk.gedanopedia.pl/gdansk...2_do_Volkstagu (bzw. der Übersetzung) und https://www.gdanskstrefa.com/probosz...tym-wojciechu/ (bzw. der Übersetzung) stehen einige Informationen zu Bruno Lemke (ebenfalls Pfarrer in St. Albrecht), wobei sein Nachfolger Bruno Sarnowski nur kurz erwähnt wird ("ebenfalls auf dem örtlichen Friedhof begraben")

    Außerdem gibt es im 25. Jahresbericht des Königlichen Progymnasium zu Löbau einen Abiturienten Bruno Michael Franz Sarnowski (*29.9.1883 in Löbau; katholisch; Vater Stadtkämmerer in Löbau), welcher identisch mit dem späteren Pfarrer sein könnte (aber das konnte ich bisher nicht verifizieren).

    Viele Grüße

    Karsten

  5. #5
    Forum-Teilnehmer Avatar von Lavendelgirl
    Registriert seit
    11.01.2015
    Ort
    Weilerswist
    Beiträge
    3,923

    Standard AW: Die katholische Kirche in Danzig

    Hallo Karsten,

    hast du Zugriff auf das katholische Kirchenbuch von St. Albrecht?
    Wäre sehr interessant für mich…

    Viele Grüße Frank
    Ein kleines Dankeschön für eine gegebene Antwort sollte doch für jeden machbar sein.

  6. #6
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    25.01.2021
    Beiträge
    223

    Standard AW: Die katholische Kirche in Danzig

    Hallo Frank,

    versprechen kann ich zwar nichts aber bald ist ja schon wieder Weihnachten...
    Wen/ Wann suchst Du denn? Entweder hier im Thread oder auch per PN.

    Dir auch einen schönen Abend
    Karsten

  7. #7
    Forum-Teilnehmer Avatar von Lavendelgirl
    Registriert seit
    11.01.2015
    Ort
    Weilerswist
    Beiträge
    3,923

    Standard AW: Die katholische Kirche in Danzig

    Hallo Karsten,

    ich melde mich bei dir, ok!
    Muss erst die Daten heraussuchen…

    Wünsche dir auch einen schönen Abend 🌇
    Frank
    Ein kleines Dankeschön für eine gegebene Antwort sollte doch für jeden machbar sein.

  8. #8
    Forum-Teilnehmer Avatar von sarpei
    Registriert seit
    17.12.2013
    Beiträge
    5,683

    Themenstarter

    Standard AW: Die katholische Kirche in Danzig

    Hallo Karsten!

    ... aus 'Danziger Priesterbuch' (1965) von Richard Stachnik zitiert:

    "Sarnowski, Bruno, * 29.09.1883; ordiniert 17.03.1907; † 24.08.1944.

    Vikar im Bistum Kulm, zuletzt Lokalvikar in Lubichowo; seit dem 28.10.1919 Pfarrer in Gemlitz im Kreise Danziger Niederung und seit dem 11.04.1933 in Danzig-St. Albrecht.

    Bruno Sarnowski war ein geselliger, feinfühliger, hochgebildeter Mensch. Er spielte ausgezeichnet Klavier und verfügte über eine schöne sonore Stimme. Es wird erzählt, dass er als Student der Theologie im Priesterseminar in Pelplin einmal während der Zeit des Nachmittagsstudiums auf den weiten Gängen des Seminargebäudes laut und bedächtig den tiefen sonoren Bass des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Rosentreter nachahmte; die Theologen meinten allgemein, etwas beklemmten Herzens, der Bischof sei im Hause. Als der Streich bekannt wurde, erfuhr der Bischof selbst davon. Er schrnunzelte!
    Sarnowski war ein pflichtbewußter, eifriger Seelsorger. Er predigte gut und gern; in seinen kleinen Pfarreien kam diese Fähigkeit allerdings nicht recht zur Wirkung.

    In der nationalsozialistischen Zeit hatte Sarnowski viel unter Terror, besonders seitens des Ortsgruppenleiters in St. Albrecht zu leiden. Diesem ging es darum, die kirchlichen Vereine und Einrichtungen, vorzüglich den Kinderhort, zu zerschlagen, wogegen sich Sarnowski erfolgreich zur Wehr setzte. Recht massiv wurde gegen ihn in der Zeit der Volkstagswahl im Jahre 1935 gehetzt, desgleichen im Jahre 1938, als er bei dem Begräbnis eines Hitlerjungen auf dem Friedhof in St. Albrecht das Mitführen politischer (nationalsozialistischer) Fahnen nicht gestattet hatte. Seine Feinde entblödeten sich nicht, eine als Priester verkleidete Puppe auf der Straße vor seinem Pfarrhaus aufzuhängen. Schließlich ließ ihn im Kriege, im Mai 1940, der Leiter der Danziger Gestapo für einige Tage verhaften, angeblich, weil er von Polen Beichten in polnischer Sprache entgegengenommen hatte, was die Gestapo strengstens untersagt hatte, zugleich aber auch, um den Danziger Bischof Dr. Splett unter Druck zu setzen, damit er das von ihr verlangte Verbot der polnischen Sprache bei kirchlichen Amtshandlungen veröffentlichte.

    Traurig war Sarnowskis Tod. Er litt jahrelang an einer Herzkrankheit. Der Nationalsozialismus und der Krieg verschlimmerten seinen Zustand. Ein befreundeter Geistlicher, der Pfarrverwalter von Schwanau (Sianowo) in der Kaschubei, hatte ihn im Sommer 1944 zu sich zur Erholung eingeladen. Frohen Herzens war Sarnowski der Einladung gefolgt. Plötzlich erkrankte er dort. Das Herz versagte den Dienst und er starb sehr schnell. Seine Leiche wurde nach St. Albrecht überführt und unter größter Beteiligung seiner Pfarrangehörigen und vieler befreundeter Priester auf dem Friedhof seiner Gemeinde beigesetzt."

    Den Geburtsdaten nach zu urteilen, passt dein Fund im 25. Jahresbericht des Königlichen Progymnasiums zu Löbau.


    Viele Grüße,

    Peter

    - - - Aktualisiert - - -

    Hallo Karsten!

    ... aus 'Danziger Priesterbuch' (1965) von Richard Stachnik zitiert:

    "Lemke, Bruno, * 08.11.1880; ordiniert 29.04.1905; † 10.02.1933.

    Vikar in Preußisch Stargard, Dirschau und Danzig-St. Josef; hier kurze Zeit Pfarradministrator; seit dem 22.04.1915 Pfarrer in Prangenau und seit dem 30.10.1926 in Danzig St. Albrecht; als Vikar und Pfarradministrator in Danzig St. Josef Schriftleiter des Sonntagsblattes "Kreuz und Krone" und von 1925 bis 1930 des Verbandsblattes der katholischen Arbeitervereine des Bistums Danzig; seit 1918 politisch tätig, seit 1928 Vorsitzender der Zentrumspartei der Freien Stadt Danzig.

    Bruno Lemke, in Mewe geboren, entstammte einem im Weichselgebiet und in Danzig weit verbreiteten Geschlecht. Das Gymnasium besuchte er in Danzig; seine philosophischtheologischen Studien machte er am Priesterseminar des Bistums Kulm in Pelplin, vertiefte sie aber und erweiterte sie durch nationalökonomische Studien in Freiburg (Breisgau). Seinen priesterlichen und seelsorglichen Obliegenheiten ging Lemke mit großem Eifer und Pflichtbewußtsein nach. Seinen Predigten rühmte man nach, dass sie in klarer Darbietung zeitnahe und auf die religiös-kirchliche Praxis ausgerichtet waren. Gewissenhaft nutzte er jede Stunde des Tages und arbeitete oft bis tief in die Nacht hinein. Als er in seinen letzten Lebensjahren bereits kränkelte und Ärzte und Freunde ihn mahnten, sich zu schonen, antwortete er - er war 52 Jahre alt - : "Mir ist nur eine kurze Spanne des Lebens und Schaffens beschieden - ich muß sie nützen."

    Wie schon als Vikar war Lemke erst recht als Pfarrer darum bemühte, seinen Pfarrangehörigen auch in ihren irdischen Aufgaben, Sorgen und Nöten helfend zur Seite zu stehen. Besonders viel verdankten seinem Rat und seiner Hilfe die Bauern von Prangenau.

    In St. Albrecht gelang es ihm, die Verehrung des Danziger und preußischen Schutzpatrons St. Adalbert sehr zu beleben. Er konnte für seine Kirche eine Reliquie des Heiligen aus Prag erhalten. Und seiner Anregung waren die Wallfahrten zum Kapellenberg von St. Albrecht zu verdanken, zu der Stätte, an der die Leiche des Märtyrers bei ihrer überführung in seine Heimat eine Zeitlang geruht hatte. Unter den Wallfahrten ragten besonders die der Männer hervor. Männer aus fast allen Pfarreien beteiligten sich daran. Ihre Zahl ging in die Tausende.

    Ein besonderer Zug des Wirkens von Bruno Lemke war es, dass er bestrebt war, über den Rahmen der Seelsorge hinaus allgemein in der Öffentlichkeit zu schaffen. Seine redaktionelle Tätigkeit (Kreuz und Krone; Der katholische Arbeiter) haben wir oben erwähnt. Er arbeitete aber auch rege an der Danziger Landeszeitung und dem St. Adalbertuskalender mit und gehörte dem Verwaltungsrat des Westpreußischen Verlages an. Sehr eifrig wirkte er in den katholischen Vereinen jeglicher Art mit und wurde führend in der katholischen Arbeiterbewegung. Darüber hinaus war er im sozialen und kulturellen Bereich sehr aktiv. Starkes Interesse brachte er dem Laienspiel entgegen. Er war Mitbegründer des Danziger Bühnenvolksbundes. Sehr aufgeschlossen war er für Fragen der Landwirtschaft.

    "All diese Interessen führten ihn zwangsläufig zur Politik", schreibt sein lang jähriger Mitarbeiter Amtsrat Albert Posack im Heimatbrief der Danziger Katholiken (1962/8 , S. 2). Und er fährt fort: "Seit 1918 war er bereits in der Ortsgruppe der Zentrumspartei in Prangenau tätig. Im Oktober 1925 zog er (als Abgeordneter) in den Danziger Volkstag ein. Bald wurde er stellvertretender Vorsitzender der Gesamtpartei der Freien Stadt Danzig; und 1928 wählten ihn die Delegierten zum
    Vorsitzenden. Durch seine Reisen im ganzen Freistaatgebiet stand er in enger Verbindung mit den Mitarbeitern und Wählern der Partei. Mit ganzer Kraft förderte er die politische Jugendarbeit. Die Gründung des Danziger Windhorstbundes, der Organisation der Zentrumsjugend, war sein Werk."

    Die unermüdliche Arbeit, bei der er sich weder Ruhe noch Schonung gönnte, rieb Lemke verhältnismäßig schnell auf. In den Weihnachtstagen 1932 musste er das St. Marienkrankenhaus aufsuchen. Nach kurzen Besserungen trafen ihn Rückschläge, und Anfang Februar 1933 starb er dort.

    Herzlich war die allgemeine Anteilnahme der Danziger an seinem Tode, und sein Begräbnis wurde zu einer schönen Manifestation des Dankes für sein selbstloses Schaffen im Dienste des gesamten Danziger Volkes. Wir geben dazu noch einmal seinem Mitarbeiter Amtsrat Posack das Wort: "Zur Beerdigung", so schreibt er im oben angeführten Heimatbrief, "hatte sich eine gewaltige Menschenmenge auf dem Friedhof (in St. Albrecht) eingefunden. Eine große Zahl Fahnenabordnungen, 40 Geistliche, unter ihnen die Prälaten Sawatzki, Mackowski und Sierigk, der amtierende Senatspräsident Dr. Ziehm, die Zentrumssenatoren Dr. Althoff, Kurowski und Dr. Wiercinski-Kaiser waren mit vielen Angehörigen in der Kirche versammelt. Das Präsidium des Volkstages war durch seinen räsidenten Dipl.-Ing. Franz Potrykus vertreten. Neben allen Abgeordneten der Zentrumsfraktionen (des Volkstages und der Danziger Stadtbürgerschaft) waren auch viele Vertreter anderer politischer Parteien zugegen. ... Seine Ruhestätte fand er auf dem Kapellenberg, dort, wohin alljährlich die großen Männerwallfahrten ihren Weg nahmen. - Sehr eindrucksvoll war auch die kurze Trauerfeier, die der Volkstag zu Beginn seiner Sitzung am 15. Februar 1933 hielt. ... Präsident Potrykus fand warme Worte des Gedenkens. Er sprach von dem tiefen Pflichtbewußtsein des Verstorbenen, das seinem Drange entsprang, seiner Weltanschauung zu dienen. Selbstlos und begeistert habe er als Priester und Führer des Volkes gewirkt. Mit Bruno Lemke ging einer der eifrigsten und gewissenhaftesten Führer der Zentrumspartei der Freien Stadt Danzig von uns." "

    Name:  Pfarrer Bruno Lemke verstorben.jpg
Hits: 93
Größe:  486.7 KB

    aus Danziger Allgemeine Zeitung vom 11.02.1933.

    Die Einträge im Danziger Bürgerbuch (leider ohne Foto) und Handbuch für den Danziger Volkstag bieten keine Zusatzinformationen.


    Viele Grüße,

    Peter

  9. #9
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    25.01.2021
    Beiträge
    223

    Standard AW: Die katholische Kirche in Danzig

    Hallo Peter,

    ah, da sind ja interessante Informationen. Vielen Dank für beide Lebensläufe und Deine fleißige Tipparbeit!

    Ja, neben Namen und Religion nun auch mit dem identischen Geburtsdatum dürfte es sich nicht mehr um Zufall handeln.
    Außerdem passt sein Sterbedatum plausibel zur vermuteten Auslagerungszeit der Kirchenbücher.

    Viele Grüße und nochmals vielen Dank

    Karsten

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •