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Thema: Eine Liebe in Königsberg

  1. #1
    Moderatorin Avatar von Helga +, Ehrenmitglied
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    Standard Eine Liebe in Königsberg

    Heute Wiederholung des Films Eine Liebe in Königsberg mit
    Wolfgang Stumph und Suzanne von Borsody mit wunderschönen
    Landschaftsaufnahmen (falls ich mich richtig erinnere)


    http://fernsehfilm.zdf.de/ZDFde/inha...226070,00.html
    Viele Grüße
    Helga

    "Zwei Dinge sind unendlich, die menschliche Dummheit und das Universum, beim Universum bin ich mir aber noch nicht sicher!" (Albert Einstein)

  2. #2
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Zitat Zitat von Helga Beitrag anzeigen
    Heute Wiederholung des Films Eine Liebe in Königsberg
    http://fernsehfilm.zdf.de/ZDFde/inha...226070,00.html
    Ich sah den Film heute das erste Mal. Ein wunderschöner, melancholisch stimmender und unter die Haut gehender Film.

    Die Mutter stirbt und verlangt, dass ihr Sohnemann Walter -auch bereits fast im Rentenalter-, ihre Asche nach Königsberg bringt. Er sagt nach ihrem Tod (sinngemäß): "Ostpreußen, was interessiert mich Ostpreußen, ich wollte kein Flüchtlingskind sein, sondern Dresdner".

    Der Junior soll in Ostpreußen die Asche hoch werfen, sie verwehen lassen. Und was macht er? Er "klaut" im Krematorium die Asche seiner Mutter, füllt die Urne (sie wäre übrigens in Realität viel voller) in eine Kaffeebüchse um und bringt sie nach Königsberg. Dort entnimmt er die in kleinen Plastikbeutelchen verpackte staubförmige Asche (in Wirklichkeit wäre sie granulatförmig) der Kaffeedose und bringt zuerst ein Päckchen nach Rossitten. Man weiß nicht, ob man befremdet sein soll oder ob man lachen darf oder ob man sich den Tränen hingeben kann. Auf jeden Fall gerät ihm im Vogelschutzreservat Rossitten die staubend hochgeworfene Asche in die Augen und irgendwie komisch klagt er "Mama..."

    Die Fahrt nach Königsberg gerät zu einer Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit, dem eigenen Ich. Er, dessen Vater -so glaubt er zumindest-, ein in Königsberg verschollener Arzt ist, tappt per Zufall Schritt für Schritt tiefer in die Familiengeschichte.

    Er ruft zu Hause an, sagt über seine Mutter betroffen machend "Ich hab sie nie gefragt, wie ihr Haus aussah, wie sie gelebt hat. Die Stadt ist so verwirrend, nicht schön, aber verwirrend".

    Ein weiteres Päckchen Asche will er im Garten des früheren Wohnhauses seiner Mutter verstreuen. Nichts ist mit Wohnhaus, dafür aber eine Betonwüste. Mit der Spitzhacke schlägt er ein Loch in den Beton, lässt Asche dort.

    Auf dem Wasser, vor einer Düne, hält er das dritte Beutelchen mit Asche, sagt "Langsam weiß ich was meine Mutter bezweckte". Seine Begleiterin antwortet "Dir die Augen öffnen für die Schönheiten dieser Welt... " Es sind banale Weisheiten, sentimental, aber wunderschön erzählt.

    Wolfgang Stumph spielt eine Paraderolle, vielleicht die Rolle seines Lebens. Großartig, glaubhaft verwirrt, irritiert, sich anfangs nicht zurecht findend.

    Und Suzanne von Borsody: eine russische Ornithologin, kantig, trotzdem "eine wunderbare Frau", wie er sagt. Er entwickelt Gefühle, merkt nicht, wie irritierend sie reagiert als er den Namen seines vermeintlichen Vaters nennt. Es stellt sich heraus, sein Vater, zumindest jenen den er dafür hielt, ist gar nicht sein Vater. Sein wirklicher Vater war russischer Kommandant, ein "Schutzengel" auch für die Deutschen. Es ist auch der Vater der Ornithologin und das Einzige was (meiner Ansicht nach) zu einem "perfekten" Filmende fehlt ist, dass er sich seinem noch lebenden Vater nicht als Sohn offenbaren darf.

    Im Film wunderbare Naturaufnahmen, gewaltige und doch einmalig fein ziselierte Wolken über Rossitten, wegrieselnder Sand an der Bruchkante einer Düne, Alleenstraßen über denen sich tiefes Grün wölbt.

    Ein Film der ans und ins Herz geht. Ein Film der aber auch Mut macht, vielleicht Gedanken weiterzuverfolgen, sich nach dem eigenen Tode in der alten Heimat beisetzen zu lassen, dort wo die familiären, die eigenen Wurzeln liegen.

    Keiner sage mir, der Film sei zu phantasievoll, sei zu daneben gegriffen. Das Leben spielt manchmal verrückt und auch solche Familiengeschichten können nicht in das Reich der Fabel verwiesen werden. Zuviel Unwahrscheinliches zeigt sich Tag für Tag, wenn wir nur in die Geheimnisse der eigenen Familiengeschichte eintauchen und sie zu durchdringen versuchen.
    -----
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  3. #3
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    Zitat Zitat von Wolfgang Beitrag anzeigen
    Ich sah den Film heute das erste Mal. Ein wunderschöner, melancholisch stimmender und unter die Haut gehender Film.
    Wolfgang, kleiner Scherzkeks, Du schreibst die Kritik um 19:44 Uhr, also zu einem Zeitpunkt als er noch nicht gesendet wurde und Du ihn auch noch nicht kanntest. Wie passt das zusammen?
    Liebe Grüße von den Balearen
    Helga

  4. #4
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    Zitat Zitat von Helga_Claassen Beitrag anzeigen
    Wolfgang, kleiner Scherzkeks, Du schreibst die Kritik um 19:44 Uhr, also zu einem Zeitpunkt als er noch nicht gesendet wurde
    Hallo Helga,

    ich weiß nicht, wie Du auf 19:44 Uhr kommst. Ich sehe als Uhrzeit 21:44 Uhr (eine Minute vor offiziellem Filmende). Das Ganze ist ganz einfach erklärt. Bereits vor Filmanfang sagte ich auf Helga Müllers Ankündigung "antworten". Bei einem solch emotionalen Film musst Du die Gefühle so wie sie kommen zu Papier bringen, das heißt, Du musst eine Kritik so schreiben, so wie sie sich Dir erschließt. Ich habe während des Films die Kritik geschrieben und bereits beim Abspann konnte ich "antworten" (bzw. "abschicken") drücken.

    Der Film war für mich etwas ganz Grossartiges und das sah mir meine Frau mit der ich gerade eben per "Video-Skype" sprach auch sofort an. Es gibt so manche Parallelen zu dem Film in meiner Familiengeschichte. Ich werde ihn nun auf DVD kaufen und Kinga simultan übersetzen.
    -----
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  5. #5
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    Zitat Zitat von Wolfgang Beitrag anzeigen
    Keiner sage mir, der Film sei zu phantasievoll, sei zu daneben gegriffen. Das Leben spielt manchmal verrückt und auch solche Familiengeschichten können nicht in das Reich der Fabel verwiesen werden. Zuviel Unwahrscheinliches zeigt sich Tag für Tag, wenn wir nur in die Geheimnisse der eigenen Familiengeschichte eintauchen und sie zu durchdringen versuchen.
    Übrigens, gerade las ich, diese Geschichte beruhe auf einer wahren Begebenheit!

    Es gibt also nichts was undenkbar ist. Und wenn es noch so verrückt ist...
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  6. #6
    Forum-Teilnehmer Avatar von Heibuder
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    Zitat Zitat von Wolfgang Beitrag anzeigen
    Hallo Helga,
    ich weiß nicht, wie Du auf 19:44 Uhr kommst. Ich sehe als Uhrzeit 21:44 Uhr ...
    ... ich auch!
    Tja, auf den Balearen gehen die Uhren eben anders.
    Gibt´s da überhaupt Sommer- oder Winterzeit??? oder nur Mittelmeerzeit?
    Es grüßt der Heibuder!

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  7. #7
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    Zitat Zitat von Heibuder Beitrag anzeigen
    Na klar, Hans Jörg, dat isset!
    Ich find's ja prima, dass Ihr über die Uhrzeit rätselt, aber hat denn Niemand von Euch den FILM gesehen?
    -----
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  8. #8
    Forum-Teilnehmer Avatar von Heibuder
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    Zitat Zitat von Wolfgang Beitrag anzeigen
    ...hat denn Niemand von Euch den FILM gesehen?
    Nein ... oder leider nicht(?); ich zog es vor, die Super-Pfingstfeiertage mit Gattin, lieben Freunden
    und leckeren Rotwein auf der Terrasse ausklingen zu lassen.
    Es grüßt der Heibuder!

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  9. #9
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    Zitat Zitat von Wolfgang Beitrag anzeigen
    Ich find's ja prima, dass Ihr über die Uhrzeit rätselt, aber hat denn Niemand von Euch den FILM gesehen?
    Hallo Wolfgang,

    doch,ich..... Er hat mir genau so gut gefallen wie vor 2 Jahren, wieder haben mir ganz besonders die fantastischen Landschaftsaufnahmen gefallen. Eigentlich fand ich die Geschichte ein bißchen umglaubwürdig, aber ich habe auch bei gelesen, daß sie auf einer wahren Begebenheit beruht.

    Und wie vor 2 Jahren stellt sich die Frage, an wen war dieser Film gerichtet. Ich würde mir wünschen, daß er viele nicht nur aus meiner, sondern auch der Generation nach mir anspricht - um noch einmal zu erinnern. Denn dieses Erinnern oder überhaupt Bewußtwerden geht nun mal am besten über solche Spielfilme.

    Fazit, mir hat er wieder gefallen.
    Viele Grüße
    Helga

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