Ich bin 1936 in Zoppot geboren, in welchem Krankenhaus weiß ich leider nicht. Getauft worden bin ich in der Erlöserkirche.
Ich wuchs in den ersten Jahren in der Alexanderstraße 9 auf, im Haus meiner Großeltern, wo meine Eltern die obere Etage bewohnten. Zum Haus gehörte ein Garten mit Obstbäumen, Beeten, Ställen für Hühner, Gänse und Kaninchen - und auch eine Spielwiese und einen Sandkasten gab es. Meistens wurde aber der größere Sandkasten, der Strand, genutzt. Am Garten floß ein kleiner Bach vorbei. Eigentlich war es verboten, dort zu spielen. Ob es die Angst war, dass wir (1941 wurde meine Schwester geboren) dort ertrinken könnten oder ob es ein Abwässerbach war, weiß ich nicht mehr. Wir haben natürlich heimlich oft dort gespielt.
Im Garten stand auch eine Art Baracke, sie war eingerichtet und manchmal wohnten dort Sommergäste, die ihre Ferien im Ostseebad Zoppot verbringen wollten. Ansonsten nutzte ich sie gern zum Spielen.
Meine Eltern waren sehr unternehmungslustig, hatten viele Freunde und oft wurde in Haus und Garten gefeiert. Auch Verwandte, die aus Arbeitsgründen ins Ruhrgebiet gezogen waren, kamen im Sommer gern, um ihr Zoppot wiederzusehen und das Strandleben zu genießen.
Auch mit uns Kindern unternahmen unsere Eltern viel: zum Strand zu gehen war selbstverständlich.In manchen Jahren hatten wir einen Strandkorb für die Saison. Gern saß unsere Mutter aber auch mit uns im Cafe' auf der Seestraße oder vor dem Kurhaus, zeigte uns, dass der Opa im Kasino arbeitete, ging mit uns über den Seesteg, machte mit uns Waldspaziergänge( bis zur polnischen Grenze) oder wir besuchten das "Waldschlößchen". Gern erinnere ich mich an Ausflüge nach Heubude, Brösen oder Glettkau. Auch nach Danzig wurden wir mitgenommen. Dort habe ich meinen ersten Film "Der kleine Häwelmann" und in Zoppot im Theatersaal des Kurhauses das Weihnachtsmärchen gesehen. Auf unseren Balkon hörte man bei bestimmtem Wind Klänge von der Waldoper.
An Kindergarten und erste Schuljahre habe ich nur wenige Erinnerungen (einige wurden durch Forumsmitglieder erfreulicherweise aufgefrischt).
Leider wurde mein Vater mit einer Gruppe der Schichau-Werft Anfang 1944 nach Elbing versetzt und wir mußten Zoppot verlassen. Es ist mir sehr schwer gefallen, nicht nur von Großeltern und lieben Verwandten getrennt zu sein, sondern auch vom schönen Zoppot.
Dorthin kehrten wir Ende Januar 1945 kurz zurück, um gemeinsam mit den Großeltern die Flucht zu planen. Am 1.Februar 1945 verließen wir mit dem Schiff "Tanga" unsere Heimat mit dem Endziel Bremerhaven (damals Wesermünde), wo ein Teil der Schichau-Werft wieder errichtet werden sollte.
Helga