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Thema: Arbeitshaus Danzig 1871

  1. #1
    Forum-Teilnehmer
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    Standard Arbeitshaus Danzig 1871

    Liebe Mitforscher,

    wie habe ich mir das denn vorzustellen, wenn ein knapp 2jähriges Mädchen 1871 im Arbeitshaus an Pocken verstorben ist. Im Kirchenbuch St. Katharinen ist nur der Vater angegeben, Mutter unbekannt, obwohl sie noch lebte und vier weitere Kinder hatte und mit dem Vater verheiratet war. War es damals üblich, dass ein Vater zusammen mit seinem Kind im Arbeitshaus war?? Mich macht das etwas ratlos - wer hat eine Idee?

    Herzlichen Dank im voraus und viele Grüße
    Vorfahr

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von sarpei
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    Standard AW: Arbeitshaus Danzig 1871

    Hallo Vorfahr,

    ein wenig allgemien gehalten deine Anfrage ...

    Arbeitshäuser waren der Begrifflichkeit nach 'alternative Haftstellen' oder aber 'Nachhaftstellen'. Auf die jeweiligen Straftaten, für die das preussische Recht die Verbringung in solche Anstalten vorsah, will ich hier nicht eingehen. Das Danziger Arbeitshaus wurde bereits im Jahr 1629 gegründet. Um das Jahr 1905 befand sich ein 'Städtisches Arbeitshaus' gegenüber von der Elisabeth-Kirche. Ob es sich dort auch bereits um 1870 befand, bedarf getrennter Recherche.

    Aus deinem Beitrag entnehme ich, dass der Vater im Arbeitshaus 'einsaß'. Außerdem befand sich dort dann seine Tochter, die dann dort verstarb.

    So diese Feststellung richtig sein sollte, ergibt sich das Bild der Familie wie folgt. Der übliche Ernährer saß ein. Seine Frau war dann vermutlich die Einzige, die als Ernährerin in Frage kam. Wenn dies der Fall war, kann sie aber nicht das Kind beaufsichtigen. Vielleicht war dies einfach eine Absprache, von der alle profitieren konnten, da so der Vater auch eine Beschäftigung bzw. Sozialisierung erfuhr.

    Ob dies damals üblich war, kann ich nicht sagen. Möglicherweise sollte man sich nur mal vorstellen, wie so ein Leben ohne die heutigen Sozialgesetze aussehen könnte .....


    Viele Grüße

    Peter

  3. #3
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    Themenstarter

    Standard AW: Arbeitshaus Danzig 1871

    Hallo Peter,

    danke für die Ausführungen. Ich hatte mir so was fast schon gedacht, finde es aber trotzdem gruselig nach heutigen Maßstäben. Der Vater rückt mit einem 2jährigen Kind in die Haft ein (das Mädchen verstirbt dort im September 1871 an Pocken). Die Mutter hatte übrigens im März 1871 ein weiteres Kind geboren und die anderen drei waren die Jahrgänge 1862,1866 und 1868. Kann mir nicht vorstellen, dass sie da einer Arbeit nachgehen konnte. Aber irgendwie muss es ja gegangen sein. Jetzt bin ich natürlich neugierig geworden und werde versuchen, ob ich nicht ein Buch über "Arbeitshäuser" finden kann. Würde mich schon interessieren, wie es dort so zugegangen ist. Und was hat der Vorfahr, ein Schuhmachergeselle, wohl verbrochen? - Du hast natürlich recht: wir sollten sehr dankbar sein für unsere heutigen Sozialgesetze.

    Viele Grüße
    Vorfahr

  4. #4
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    Standard AW: Arbeitshaus Danzig 1871

    Guten Tag!

    Ich kannte solch Einrichtung bisher nicht und habe mit viel Interesse im Netz danach gestöbert. Als Einstieg finde ich dieses Dokument lesenswert: https://kobra.bibliothek.uni-kassel....-2007013016948

    Beste Grüße,

    melmar

  5. #5
    Forum-Teilnehmer Avatar von sarpei
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    Standard AW: Arbeitshaus Danzig 1871

    Hallo miteinander,

    anliegend eine Schilderung aus dem Jahr 1910, entnommen einer 'Festgabe zum 30. Deutschen Juristentage':

    Name:  Aus dem Danziger Rechtsleben 1.jpg
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Größe:  366.5 KB

    Name:  Aus dem Danziger Rechtsleben 2.jpg
Hits: 243
Größe:  369.0 KB


    Darüber hinaus gibt es noch eine Information im Dokument ' Zum Ersten westpreussischen Städtetag in Danzig' aus dem Jahr 1910:
    "Die Belegung des städtischen Arbeits-Siechenhauses betrug durchschnittlich 393 Köpfe, von denen auf die Irrenstation 134, auf das Arbeitshaus 259 Personen fielen, ..... ."


    Viele Grüße

    Peter

  6. #6
    Forum-Teilnehmer Avatar von Bartels
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    Standard AW: Arbeitshaus Danzig 1871

    Hallo,

    seit 1555 in London, seit 1609 in Bremen: https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitshaus

    Besonders in England ist das ein Riesenthema der Familienforschung - es war vor allem soziale Not die die kleinen Leute zu Kleindiebstahl (Brennholz, Mundraub), Wilderei etc. trieb.

    Die Arbeitshäuser waren vermutlich eine Institution, die den Aufschwung Englands zur Zeit des Merkantilismus und der Frühindustrialisierung mittrugen. - Und die schweren Fälle bauten die Kolonie Australien auf ...
    Beste Grüsse
    Rudolf H. Böttcher

    Max Böttcher, Ing. bei Schichau (aus Beesenlaublingen & Mukrena);
    Franz Bartels & Co., Danzig Breitgasse 64 (aus Wolgast);
    Familie Zoll, Bohnsack;
    Behrendt, Detlaff / Detloff, Katt, Lissau, Schönhoff & Wölke aus dem Werder.
    Verwandt mit den Familien: Elsner, Adrian, Falk.

    http://bartels-zoll.blogspot.de/2012/07/ahnentafeln-zoll.html

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