vermisster Soldat im 2. Weltkrieg Johann-Matthias Rauen,*1907 +04/1945

[traube]

Guten Tag zusammen,
ich suche nach weiteren Informationen zu einem vermissten Soldaten im 2. Weltkrieg.
Sein Werdegang liegt mir bis März 1945 vor. Vermutlich kam er dann auf die Halbinsel
Hela (Danziger Bucht).
Aus dem Pfarrbrief Lutzerath v. 17.09.1971
Johann Rauen aus Lutzerath, *05.07.1907 in Lutzerath/Eifel, vermisst seit den Kämpfen
auf der Halbinsel Hela (Danziger Bucht), im April 1945
Folgendes wurde mir bislang vom DRK München und der WASt Berlin überliefert:
Johann Rauen, Gefreiter in der Abteilung 629 Marine-Artillerie/Verbände der 2. Armee
(Feldpostnummer: 25770), vermisst seit Ende März 1945
Dienstzeit: 05.12.1941-05.01.1943 Stammrollennummer: O.34632/41 E (Erkennungsmarke)
05.12.1941-01.03.1942 Marine-Flak-Abteilung 271, Kiel-Jägersberg
02.03.1942-24.04.1942 1. Ausbildungsabteilung für Kriegsschiffneubauten, Flensburg
25.04.1942-31.07.1942 Hafenkommandant Noworossijsk (16), Russland
01.08.1942-04.01.1943 4. Kompanie, 1. Schiffsstammabteilung, Kiel
Entlassung: 05.01.1943
Wiedereinberufung in die Kriegsmarine: 18.12.1943
18.12.1943-30.12.1943 4. Kompanie Marine-Stabs-Abteilung
31.12.1943 4. Kompanie 1. Schiffsstammabteilung, Kiel
01.01.1944-16.01.1944 4. Kompanie 1. Marineersatzabteilung, Kiel
17.01.1944-21.03.1944 1. Marine-Bau-Bereitschafts-Abteilung Ost, Kiel-Jägersberg
22.03.1944-21.01.1945 1. Kompanie 2. Marine-Bau-Bereitschafts-Abteilung, Bremen-
Blumendal
22.01.1945-24.01.1945 Truppenlager Oksbjoel, Dänemark
25.01.1945-25.02.1945 Marine-Flak-Stammkompanie Rieseby, Schleswig-Holstein
26.02.1945-nicht vermerkt 1. Kompanie Marineartillerieabteilung 629 Gotenhafen
(Fronttruppenteil, Polen)
letzter Dienstgrad: Marineartilleriegefreiter d. R. Orden- u. Ehrenzeichen: nicht vermerkt
Kriegsgefangenschaft: keine Aufzeichnungen ermittelt
Es liegt weder eine Vermisst- noch Todesmeldung vor. Seine letzte Nachricht gab Johann Rauen im Februar 1945 aus Danzig. Nach Aussage seiner Tochter wurde er gefunden und
hatte beide Beine verloren. Das hatte wohl ein Kriegskamerad berichtet.
Wer kann mir im Hinblick auf Hel/Hela noch weiterhelfen ?
Vielen Dank für jede Hilfe.

Freundliche Grüße
Dieter

[sarpei]

Hallo Dieter,

willkommen hier im Forum und ein herzliches Dankeschön für die ausführliche Schliderung des Hintergrundes deiner Frage.

Bei der Gräbersuche Online des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. findet sich folgender Eintrag:

Johann Rauen, Dienstgrad Gefreiter, Geburtsdatum 04.07.1907 (nicht wie bei dir der 05.07.1907), Todes-/Vermisstendatum 02.1945.

Weiterhin der Text:

Johann Rauen ist als gefallener Angehöriger der Marine namentlich entweder in dem U-Boot-Ehrenmal Möltenort bei Kiel an einer der Wandtafeln oder im Marineehrenmal in Laboe in einem dort ausliegenden Gedenkbuch verzeichnet. Nur in wenigen Einzelfällen konnten die Gebeine der auf See gefallenen Soldaten geborgen und auf einem Friedhof bestattet werden.

.....

Name und die persönlichen Daten des Obengenannten sind auch im Gedenkbuch der Kriegsgräberstätte verzeichnet.

.....

Du könntest also ggfls. noch eine separate Anfrage an den Volksbund stellen, wobei ich persönlich nicht mit mehr Informationen rechnen würde.

Die Ereignisse auf Hel selbst (Stichwort Oxhöfter Kämpe) sind in vielen erschütternden Erlebnisberichten dokumentiert.


Viele Grüße

Peter

[Gerlind]

Hallo Peter,
ich bin immer wieder aufs Neue erstaunt, was du alles weißt.
Respekt!!!
Ich hoffe, du konntest Dieter mit deinen Infos helfen.
Herzlichst
Gerlind

[Helga +, Ehrenmitglied]

Ich habe meinen Onkel dort auch gefunden. Er liegt in einem Grab in Kaliningrad und ich konnte mir Fots vorab schicken lassen und auch über die Kriegsgräberfürsorge dort mehrfach einen Blumenstrauss hinlegen lassen. Für meinen Vater war es damals eine ganz große Freude wenigstens zu wissenm wo er sich seinen Bruder denken konnte. Seitdem bin auch Mitglied im Bund, weil ich diese Arbeit großartig finde.

[U.Holthausen]

Hallo

in der Vermisstenbildliste MA Seite 588 wird der Gesuchte ohne Bild geführt.
Die Vermisstenbildlisten sind seit einiger Zeit auch online einsehbar.
http://193.159.223.62:8081/vbl/Feldpostnummer/FPN.aspx
hier dann in der Zeile Band: MA und Seite 588 eingeben und auf Bildliste finden klicken
Auf der gewünschten Seite ist ein graue Feld zu sehen, welches mittels mit gedrückter linker Maustaste
verschiebbar ist. Der Gesuchte ist auf Seite 2 zu finden

[U.Holthausen]

würde gerne den Beitrag bearbeiten geht aber nicht. Mods bitte das eingefügte Bild raus nehmen...

[Gerlind]

Hallo

Ich finde es wirklich Klasse, wie alle versuchen, Dieter zu helfen.
Das möchte ich mal loswerden.
Ist eben ein tolles Forum hier.

Ich kann Dieter gut nachfühlen, denn ich selber hatte bei der Suche nach meinem Onkel Ewald Wiens,
der ebenfalls seit 1945 als vermisst gilt, leider bisher keinen Erfolg.
Hatte gehofft, dass ich irgendwann mal meiner 86 jährigen Mutter mitteilen könnte,
wo ihr Bruder damals gefallen bzw.umgekommen ist.

Viel Glück allen, die sich auf so eine beschwerliche Suche begeben.

Mit einem lieben Gruss
Gerlind

[sarpei]

Hallo Gerlind,

willst du hier im Forum oder über eine PN mal darüber berichten, welche Quellen du bereits auf der Suche bzgl. des Schicksals von Ewald Wiens abgegrast hast? Vielleicht ergibt sich daraus ja noch ein weiterer Rechercheansatz ...


Viele Grüße

Peter

[Gerlind]

Hallo

Peter, ich habe ja deine Emailadresse.
Heute schaffe ich es nicht mehr, aber ich schicke dir mal zu, was ich bereits habe.

Weiß nicht so recht, ob es in Wolfgangs Forum-Sinn ist, wenn ich es hier im Danziger Forum einstelle.

Gerade habe ich beim Mittagessen noch mit meiner Mutter über deine Hilfsbereitschaft
gesprochen.
Sie erwähnt fast jeden Tag (und das ist NICHT gelogen), wie sehr sie sich darüber gefreut hat,
als du die Zeitungsanzeige gepostet hattest, als der Hof ihrer Eltern abgebrannt ist und ihr kleiner
Bruder dabei umkam.

Noch ein schönes Wochenende für dich und alle anderen Forumsmitglieder
Gerlind

[traube]

Hallo Peter,
vielen Dank für Deine Antwort.
Ja, der beim Volksbund registrierte Johann Rauen ist der Richtige. Nur ist das angegebene Geburtsdatum falsch.
Es ist definitiv der 05.07.1907 in Lutzerath (seine Geburtsurkunde liegt mir vor). Vermutlich gelang es ihm noch
auf die Halbinsel Hela zu flüchten. Deshalb stimmt auch das genannte Sterbedatum (+ im April 1945) aus dem
Pfarrbrief Lutzerath, Kr. Cochem-Zell v. 17.09.1971
Kannst Du mir sagen, welche Möglichkeiten ich noch habe weiterzuforschen bzgl. Hela ?

Vielen Dank.

Freundlicher Gruß
Dieter

[sarpei]

Hallo Dieter,

es fällt mir schwer, auf deine unspezifische Frage 'welche Möglichkeiten ich noch habe weiterzuforschen bzgl. Hela' hoffentlich zielgerichtet zu antworten. Es ist möglich, hierauf unterschiedliche Antworten zu geben, ich habe mich für folgende entschieden.

Zur Aufklärung des Schicksals von Johann Rauen in den letzten Tagen - wenn es sich denn überhaupt aufklären lässt! - ist m.E. die Kenntnis der Vorgänge in dem Zeitraum Januar bis April 1945 unabdingbar. Ich würde mit einer Internet-Recherche zu den Begriffen 'Marineartillerieabteilung 629 Gotenhafen' beginnen und die entsprechenden 'Kameradschaftsseiten' und Wehrmachtsprotokolle beginnen. Es ist damit zu rechnen, dass die letzten Wochen kaum noch dokumentiert wurden - es gab verständlicherweise andere Prioritäten.

Ich tue mich schwer hierbei zu helfen, da mir schon die Schilderungen im Buch 'Sie kamen übers Meer' sehr an die Nieren gegangen sind. Der Schwerpunkt der hier interessierenden Kämpfe betrifft sicher die zweite Märzhälfte:
Frontverlauf am 19.03.: Oxhöfter Kämpe um Gotenhafen und Danzig herum bis zum Frischen Haff.
22.03.: Sowjetischer Durchbruch im Raum Zoppot; die deutsche Front ist in drei Brückenköpfe aufgespalten: Hela, Gotenhafen, Danzig/Weichselmündung.
28.03.: Gotenhafen verloren. Oxhöft hält sich bis 05.04.
30.03.: Danzig verloren; bis zur Kapitulation laufen verzweifelte Flüchtlingsevakuierungen, die von der Wehrmacht und Marineeinheiten so gut es geht geschützt werden. Aus diesem Grund glaube ich auch nicht an ein 'auf die Halbinsel Hela ... flüchten'.

Ich denke, dass ein individuelles Schicksal in diesen Tagen nicht mehr rekonstruierbar sein wird ...

Folgende zusätzlichen Anmerkungen hätte ich als Leser ohne weiteren Hintergrund noch zu deinen Ausführungen:

1.) Ist die von dir erwähnte Geburtsurkunde die Kopie eines Geburtsregisters oder eine standesamtliche Abschrift? Du ahnst ja nicht, welche Fehler ich im letzteren Fall schon erleben musste .....
2.) Was ist dieser von dir erwähnte 'Pfarrbrief Lutzerath' eigentlich, dass in ihm offenbar Angaben zu Johann Rauen zu finden sind?
3.) Ist die folgende Reihenfolge der Ereignisse richtig?
.....26.02.1945 Johann Rauen wird der 1. Kompanie Marineartillerieabteilung 629 Gotenhafen zugeteilt
.....nach dem 26.02.: Johann Rauen gibt eine Nachricht aus Danzig auf (was für eine Nachricht ist das? in welcher Form?)
.....wahrscheinlich im März: Johann Rauen wird schwer verwundet gefunden (wo?)
.....was ist aus dem Kriegskameraden geworden? wie hat er berichtet?

Das ist Alles, was ich mir aktuell von der Seele schreiben konnte ...


Viele Grüße

Peter

[traube]

Hallo Uli,
wegen meiner Anfrage bzgl. Betr.: Johann-Matthias Rauen, *1907 + 04/1945
ist kein Soldatenfoto vorhanden !

Gruß
Dieter

[traube]

Hallo Peter,
zu 1) es ist eine Kopie seiner Geburtsurkunde. Auch die Kopie seiner Heiratsurkunde liegt mir vor. Da ich Familienforschung
betreibe, kann ich sagen, dass die Daten stimmen. In der Heiratsurkunde sind auch seine Eltern genannt.
zu 2) dieser Pfarrbrief von 1971 aus seiner Heimatgemeinde Lutzerath, Kr. Cochem-Zell/Rheinland-Pfalz beinhaltet
Schicksale von Soldaten des 2. Weltkrieges. Ich weiß nicht woher die Information stammte, dass er im April 1945
seit den schweren Kämpfen auf der Halbinsel Hela/Danziger Bucht als vermisst gilt. Das DRK vermutet, dass er
seit Ende März im Raum Danzig als vermisst gilt.
zu 3) Schreiben des DRK München: Die letzte eigene Nachricht von Johann Rauen erhielt die Familie am 15. Februar 1945,
wonach er sich auf dem Weg nach Danzig befand. Laut Meldung seiner Einheit gilt Johann Rauen seit Ende März 1945
im Raum Danzig als vermisst.
Schreiben der WASt: 26.02.1945 - nicht vermerkt 1. Kompanie Marineartillerieabteilung 629, Gotenhafen
Es muss ein persönlicher Brief an seine Familie in Lutzerath gewesen sein. Hier liegt mir aber nichts Weiteres vor.
Johann Rauen wurde von einem Kriegskameraden gefunden (er hatte beide Beine ab). Ich vermute, dass sich der
Bericht im Pfarrbrief auf seine Aussage bezieht. Dass er von einem Kriegskameraden gefunden wurde; diese
Aussage stammt von der Tochter des vermissten Soldaten Rauen. Außerdem wusste sie lediglich, dass er bei der
Marine stationiert war und von Danzig wusste sie noch. Ihr war nicht bekannt, wo er aufgefunden wurde.
Weiteres über den Kriegskameraden ist nicht bekannt.

Schöne Grüße
Dieter

[sarpei]

Hallo miteinander,

in meinen Kartenbeständen befindet sich auch eine Sammlung offizieller Lagekarten der Kriegssituation. Die letzte Ausgabe der Heeresgruppe Nord betrifft den 11. März 1945. Dort ist die verzweifelte Lage kurz vor den im Beitrag #11 geschilderten Ereignissen bereits ersichtlich.




Viele Grüße

Peter

[traube]

Hallo zusammen,
zu meiner Suchanfrage: Johann-Matthias Rauen, *05.07.1907 in Lutzerath, Kr. Cochem-Zell
hat mir die WASt heute eine Kopie der Karteikarte (vom DRK) zugeschickt. Vielleicht findet jemand aufgrund der nachfolgend
aufgeführten Angaben weitere Informationen ?
Kriegsgefangenen- und Vermisstenregistrierung vom 13.03.1950
Letzte Feldpostnummer: M 10108 Offene Truppenanschrift: RMPA Hamburg
zuletzt verwendet als: Marineart. 2
Letzte eigene Nachricht des Abwesenden: 15.02.1945, auf der Fahrt nach Danzig
Letzte Nachricht durch Dritte: im Mai 1948, angeblich beinamputiert bei der Kasematte in Danzig-Neufahrwasser
(diese Angabe stimmt, da die Tochter des vermissten Soldaten ebenfalls von der Beinamputation erzählte)
sachdienliche Hinweise: schwer verwundet im April 1945 in die Kasematte in Danzig-Neufahrwasser untergebracht
Somit stütze ich mich eher auf die Angaben aus dem Pfarrbrief Lutzerath:
Kath. Pfarrgemeinde St. Stefan, Lutzerath, 17.09.1971
Johann Rauen aus Lutzerath, Ehemann von Katharina geb. Zirwes
*05.07.1907, vermisst seit den Kämpfen auf der Halbinsel Hela (Danziger Bucht), im April 1945

Das DRK München schreibt, dass er seit Ende März als vermisst gilt. Hier habe ich wohl die Bestätigung, dass er erst im April
1945 gefallen ist. Dann der Hinweis aus dem Pfarrbrief bzgl. Hela: Kann es sein, dass er im April noch auf dem Schiff von
Neufahrwasser nach Hela gebracht wurde ?
Vielen Dank für jede Hilfe.

Schöne Grüße
Dieter

[Bartels]

Hallo Dieter,

es kann sein, dass er im April 1945 noch auf dem Schiff von der Danziger Nehrung (nicht Neufahrwasser) nach Hela gebracht wurde.

[traube]

Hallo Rudolf,
vielen Dank für Deine Antwort.
Welchen Grund hat es möglicherweise für den Anlass gegeben, ihn überhaupt nach Hela zu bringen ?

Freundlicher Gruß
Dieter

[Bartels]

Hallo Dieter

nur über Hela konnte noch evakuiert werden.

Beste Grüsse
Rudolf H. Böttcher

[traube]

Hallo Rudolf,

ich bedanke mich.

Freundlicher Gruß
Dieter

[Bartels]

Hallo Dieter,

noch etwas deutlicher als bei Peter:

Die Verteidiger von Oxhöft werden am 05.04. nach Hela evakuiert. -
Zwischen Danzig & Oxhöft, Oxhöft & Hela stand seit 23. März die Rote Armee.

[traube]

vielen Dank Rudolf,
es spricht doch einiges für These, dass er im Laufe des April 1945 auf Hela verstorben ist.

Schöne Grüße
Dieter