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Thema: Auswanderung aus Tiegenhof nach Rußland

  1. #1
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    Standard Auswanderung aus Tiegenhof nach Rußland

    Hallo in die Runde,

    aus Tiegenhof sind (wie ein Eintrag im Taufregister von T. von 1844 beweist) mindestens 1, eher mehrere Mitglieder der Familie Rieß um 1860/1870 nach Rußland ausgewandert. Also so spät, dass es keine Kolonistenprivilegien mehr gab und sie die deutsche Staatsangehörigkeit beibehalten durften. Es handelt sich vermutlich nicht um Mennoniten.

    Gibt es außer dem "Stump" noch andere Literatur dazu ?
    Oder wurden von der Obrigkeit Listen für die Auswanderer geführt ? (Der Prediger wusste jedenfalls Bescheid ...)

    Falls jemand eine Idee hat, danke im voraus !

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von sarpei
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    Standard AW: Auswanderung aus Tiegenhof nach Rußland

    Hallo Hedwig-Pauline,

    auch von meinen Vorfahren wanderte etwa 1865/1867 einer von Krebsfelde/Tiegenhof aus nach Südrussland aus.
    Bei den Mormonen finden sich digitalisierte Kirchenbuch-Zweitschriften mehrerer Kirchspiele in SÜdrussland. leider sind diese nicht öffentlich zugänglich.
    Der Zugang müsste aber über einen Berechtigten in einer Genealogie-Forschungsstelle möglich sein.
    Wenn es um das Kirchspiel Josephsthal gehen sollte, kann ich direkt helfen.

    Literatur findet sich im Internet verteilt immer wieder. Allerdings ist diese extrem Mennoniten-lastig. Mir ist noch eine Dokumentation bzgl. der katholischen Siedlungen bekannt. Bei Interesse kann cih dir gerne meinen 'Bestand' an digitalem Buchmaterial überlassen. Es besteht aber eindeutig die Gefahr des 'Information-overkill'. Vielleicht weißt du ja noch etwas über das Auswanderungsziel oder sogar über eine mögliche Rückwanderung .....

    Eine direkte Untersuchung zur Auswanderung evangelischer Bürger aus dem Werder nach Südrussland ist mir bei meienr Suche nicht begegnet.
    Ach ja, die Hilfe über die verschiedenen zentralen Russlanddeutschen-Organisationen zucken auch nur mit den Schultern. Sie haben offenbar genug mit dem 20. Jahrhundert zu tun.


    Viele Grüße

    Peter

  3. #3
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    Standard AW: Auswanderung aus Tiegenhof nach Rußland

    Hallo Peter,

    Deine Erfahrungen sind also dieselben wie unsere. Wir haben uns auch schon über nicht-mennonitische Auswanderung einen Wolf gesucht. Es handelt sich um die Familie meiner im letzten März verstorbenen Schwiegermutter, die immer ein großes Geheimnis um ihre Familie gemacht hat und ziemlich zugeknöpft war. Aber durch den Todesfall fing eine Enkelin an nachzubohren, was auch das Interesse meines Mannes geweckt hat, der bislang mein langjähriges Hobby nicht so recht teilen mochte.

    Letzte Woche haben wir zufällig ihre Schwester besucht, aber die ist nach der Rückwanderung der Familie erst 1929 in Berlin geboren. Viel konnte sie uns nicht erzählen, nur eben dass Uropa Peter Reiss in Tiegenhof geboren wurde und mit mindestens 3 Kindern (ein Sohn - unser Vorfahr - geboren NeuRosengart 1896, also in der südlichen Ukraine) ab ca. 1920/21 nach Deutschland zurückkehren durfte, vermutlich aus zwischenzeitlicher Verbannung in Sibirien. Ein oder zwei Söhne sind dort verblieben. Die Rückwanderer fanden ihren ersten Aufenthalt in Zeithain/Sachsen, welches zwar das größte aber nur eines von vielen Rückwandererlagern war. Zu allem Überfluß gibt es im Tiegenhofer KB keine Reis(s), dafür aber jede Menge Riess(ß). Die Namensänderung ist bestimmt auf den Aufenthalt in Rußland zurückzuführen - da hat sich wohl jemand verschrieben.

    Durch Zufall erfuhr ich gerade dieser Tage, dass auch bei uns im Kreis ein ehemaliger TUP ab Sommer 1920 in ein Lager für zurückgewanderte Baltendeutsche umgewandelt wurde. Um dieselbe Zeit muss auch der TUP Zeithain eingerichtet worden sein. Meine Schwiegermutter ist dort 12.1923 geboren und die älteste Schwester im Frühjahr 1922.

    Deren Vater hat seine Frau erst im Lager geheiratet (das war die größte Neuigkeit, die die Tante präsentieren konnte). Jene war Witwe Roloff und kam mit einem Sohn, der in Filatowka (vermutlich Rayon Saporoshe) geboren wurde. Roloff gibt's auch ne Menge im KB von Tiegenhof, aber ein Zusammenhang kann nicht hergestellt werden, solange keine Personenstandsurkunden auftauchen, und das ist wohl schwierig. Ausgewandert sich aber auch viele Roloffs nach Bessarabien. Wir tappen also mächtig im Dunkeln.

    Über die Rußlanddeutschen kann ich bislang nichts nachteiliges sagen. Willi Vogt hat mir prompt geholfen, aber mir gleich den Zahn mit Mennoniten gezogen. Die AGoFF-Forschungsstelle (ich bin seit Jahren Mitglied in dem Verein) schickte mir interessante Informationen über die Umsiedlung während des 1. Weltkrieges Richtung Sibirien.

    Forscht ausser Dir noch jemand in dieser Runde nach Auswanderen aus dem Kreis Marienburg ?

    Beste Grüsse

  4. #4
    Forum-Teilnehmer Avatar von sarpei
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    Standard AW: Auswanderung aus Tiegenhof nach Rußland

    Hallo Hedwig-Pauline,

    nun, das ähnelt doch alles sehr dem Ablauf in meiner Familie, nur dass deren Rücksiedlung noch vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs erfolgte. Dafür siedelten sie dummerweise südlich von Löbau, das dann zum polnischen Korridor gehörte. Und da Großvater nicht für Polen votieren wollte, lebte die Familie ab 1922 für 1,5 Jahre in einem Heinkehrlager in Preußisch-Holland/Ostpreußen, bevor er 1924 Arbeit an der niederländischen Grenze fand.

    Das mit den Dorfnamen in Südland hat mich schon zur Weißglut gebracht. Zwölf Alexanderdorf gab es dort wohl und es dauerte 1,5 Jahre bis ich über eine zufällig gefundene Karte den Weg der Familie in Südrussland rekonstruieren konnte. Neu-Rosengart habe ich dreimal gefunden: einmal mit Gründungsdatum 1878/1880 etwa 20 km südwestlich von Alexandrowsk, einmal mit Gründungsdatum 'nach 1919' in Chortiza und einmal als 'Neu-Rosengard' mit der sinnigen Ortsbezeichnung 'Russland'.

    Hast du zu dem Rückwanderungslage Zeithain in Sachsen Informationen? Würde mich interessieren, da ich über Preussisch-Holland nichts gefunden habe.
    Ach, hilf mir doch bitte auch noch mit der Abkürzung TUP weiter, da will es trotz wikipedia bei mir nicht klingeln .....

    Wie hast du übrigens Einblick in das Kirchenbuch von Tiegenhof genommen - über einen Mikrofilm der Mormonen?

    Die Geschichte mit Willi Vogt finde ich lustig: genau so lief es auch bei mir ab. Er wies mir minutiös nach, dass meine Vorfahren keine Menniniten waren. Das hatte ich aber auch nie behauptet! Ich kann nunmehr beweisen, dass mein Großvater im mennonitischen Bethaus von Einlage in Chortiza vom evangelischen Pastor Kaufmann getauft wurde.

    Mir ist bisher hier im Forum kein anderer Teilnehmer begegnet, dessen Vorfahren aus dem Marienburger Werder ausgewandert wären.


    Viele Grüße

    Peter

  5. #5
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    Standard AW: Auswanderung aus Tiegenhof nach Rußland

    Lieber Peter,

    da sind wir aber froh, dass wir noch einen Leidensgenossen aus dem Kreis Marienburg gefunden haben.

    Neu-Rosengart habe ich nur zweimal in den einschlägigen Webseiten gefunden (bestätigt auch Willi V.), und zwar "Rosengart", Grunauer Kolonien bei Mariupol, und " Neu-Rosengart" in den Choritza-Kolonien sein. Unsere Tante beharrt auf "Neu-Rosengart", doch ohne Urkunden ist es schwierig zu beweisen. Das Gründungsjahr von Neu-Rosengart (Chortitza) passt sehr gut zu der späten Auswanderung unserer Familie. Willi V. schrieb, für Neu-Rosengart gäbe es nicht einmal mennonitische Ortsverzeichnisse und Nicht-Mennoniten wären da sowieso nicht verzeichnet worden. Ob das Neu-Rosengart zum Einzugsgebiet der KB bei den Mormonen gehört, konnte mir bislang niemand sagen.

    Das mit den Mennoniten stammt übrigens aus unserer Familie, weil der Uropa Peter Reiss sich nur mit seiner Bibel und dem Gebetbuch in der guten Stube verschanzt hatte, und ansonsten bedient bzw. in Ruhe gelassen werden wollte. Es war - das sagt man von mehreren Seiten - tief religiös.

    TUP = Truppenübungsplatz (auch bei uns im Kreis ist ein Ausbildungslager des Kaisers im Sommer 1920 umgewidmet worden). Zeithain in Sachsen war ja ein Riesenlager seit König Augusts Zeiten. Da gibt es zwei nette Links:

    http://www.elbe-roeder.de/index.php?id=193 (Militärhistorie Zeithain)
    und auch:
    http://www.militärhistorik-zeithain....weltkrieg.html

    Und in Preußisch Holland muss es ähnlich gewesen sein. Da wurde bestimmt nach dem Versailler Vertrag die militärische Nutzung eingeschränkt oder untersagt. Bist Du sicher, dass Deine Leute im Lager waren ? Denn im Heimatkreis meiner beiden Großeltern mütterlicherseits in der Prov. Posen im Kreis Kolmar sind weit vor dem 1. Weltkrieg auch schon Rückwanderer (ich glaube hauptsächlich aus Wolhynien) als Neusiedler auf kleinen Bauernstellen angesiedelt worden.

    Und das evKB Tiegenhof habe ich vor wenigen Tagen bei Archion gefunden.

    Viele Grüsse

  6. #6
    Forum-Teilnehmer Avatar von sarpei
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    Standard AW: Auswanderung aus Tiegenhof nach Rußland

    Liebe Hedwig-Pauline,

    leider kann ich den Geburtseintrag für den Vorfahr aus Neu-Rosengart bzgl. Josephsthaler-Kirchenbuchzweitschriften nicht verifizieren, da diese - mit drei Ausnahmen - nur für die Zeit von 1833 bis 1885 vorliegen.

    Danke für die Links und die Erklärung - da verstehe ich die Hintergründe ein wenig besser. Die Tatsache, dass Großvater mit Familie im Heimkehrlager Preußisch-Holland war, kann ich mit einer hinterlassenen Bescheinigung des Lagers nachweisen. Außerdem gab es grobe Kindheitserinnerungen meines Vaters über die primitiven Lebensumstände und einen eingetretenen Nagel, der 'mit Lehmwickeln' behandelt wurde.


    Viele Grüße

    Peter

  7. #7
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    Standard AW: Auswanderung aus Tiegenhof nach Rußland

    Lieber Peter,

    wie lautet denn der Eintrag im Katalog bei den Mormonen ?
    Bist Du sicher, dass die Dörfer um Chortitza in Josephstal registriert wurden ? Oder gäbe es noch etwas anderes im Katalog ?

    Ich spekuliere mal, dass der Peter Riess, von dem der Pastor im KB Tiegenhof anlässlich seiner (unehelichen) Geburt im Jahr 1844 schrieb er wäre nach Russland gegangen, sicherlich nicht allein unterwegs war. Außerdem liegen 46 Jahre (also eine ganze Generation) zwischen der Geburt des Peter Riess im Jahr 1844 in Tiegenhof und der seines mutmaßlichen Sohnes Gottfried 1890 (in einer vorigen Mail habe ich mich vertippt !). Da könnte es sich um den gleichnamigen Großvater gehandelt haben, und der ist vielleicht in den Sterbebüchern dort verzeichnet ? Oder er war 2x verheiratet, und das zweite Mal in Rußland mit einer jüngeren Frau im gebärfähigen Alter. Aber dann muss die erste im Sterbebuch verzeichnet sein.

    Du siehst - wir haben Blut geleckt ....

    LG Jutta

  8. #8
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    Standard AW: Auswanderung aus Tiegenhof nach Rußland

    Liebe Jutta,

    die Mormonen haben die digitalisierten Kirchenbuch-Zweitschriften unter

    https://familysearch.org/search/imag...9151/waypoints

    gehostet. Die Josephsthaler Ausgaben finden sich unter 'Ekaterinoslav' und danach 'Novomoskovsk'. Grunau wäre unter 'Alexandrovsk' im Angebot.
    Aber wie gesagt: du wirst keinen Zugriff haben!


    Viele Grüße

    Peter

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