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Thema: Nachruf Johann Michael Höpfner, Neuteich, + 5.3.1831 (Ueberson, Wiebe)

  1. #1
    Forum-Teilnehmer Avatar von sarpei
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    Standard Nachruf Johann Michael Höpfner, Neuteich, + 5.3.1831 (Ueberson, Wiebe)

    Nekrolog Johann Michael Höpfner
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    Am Sonnabend, den 5. März 1831, um 2 Uhr Nachmittags, starb zu Neuteich der Königl. Superintendent der vereinigten Marienburg-Neuteichschen Diöcese und treuverdiente Pfarrer der Evangel. Stadt- und Landgemeinde zu Neuteich, Herr Johann Michael Höpfner, in einem Alter von 67 Jahren, 5 Monaten und 12 Tagen an gänzlicher Entkräftung, die durch eine langwierige und von namenlosen Schmerzen begleitete Krankheit herbeigeführt war. Er war den 21. Septbr. 1763 zu Marienburg geboren, wo sein Vater, Johann Michael Höpfner - eines Bergmanns Sohn aus dem Erzgebirge - Großbürger und Kupferschmidt war. Dieser kam, als reisender Handwerksbursch, ohne Vermögen nach Marienburg und gefiel beim ersten Anblick dem damaligen Bürgermeister der Stadt (Eggert) so wohl, daß derselbe ihn nicht bloß zuredete, sich daselbst niederzulassen, sondern ihn auch mit Geldvorschüssen hierzu zu unterstützen versprach. Der Fremdling willigte ein, der Bürgermeister hielt sein Wort und Gott segnete das Unternehmen.

    Im J. 1758 heirathete er, als Wittwer, 51 Jahr alt, die jüngste Tochter eines Großbürgers und Bäckers zu Marienburg, Salomo Geovin, Maria Elisabeth, ein Mädchen von 38 Jahren, welche ihm im folgenden Jahr einen Sohn Adam gebar. Derselbe aber starb, 1 1/2 Jahre alt, zum größten Leidwesen beider Eltern, besonders des Vaters, der nun kein Kind mehr hoffte. Desto größer war seine Freude, als er im Anfange des Jahres 1763 seine Gattin wieder schwanger wußte, und er gelobte Gott, daß, wenn das nun zu erwartende Kind ein Sohn sein würde, er denselben dem Predigerstande widmen und zum Studieren desselben das Vermögen verwenden wolle, mit welchem Gott ihn segnen würde. Nun gerade verschaffte die Anwesenheit der Russen, welche während des 7jährigen Krieges in polnisch Preußen, und besonders zahlreich in Marienburg ihre Winterquartiere bezogen, guten Gewinn und viele erlaubte Vortheile seinem Gewerbe, u. er hatte doch, obgleich er schon den 22. Febr. 1765 starb, durch rege und vereinte Betriebsamkeit mit seiner Frau, ein solches Vermögen erworben und als heilig bewahrt, dass die Erziehung des Sohnes dem Gelübde gemäß erfolgen konnte.

    Seine Wittwe heirathete darauf im Juli 1766 den Kupferschmidt Johann Papke aus Rostok gebürtig, welcher seinen Pflegesohn herzlich liebte und aus Liebe zu seiner Gattin, mit der er in kinderloser Ehe lebte, auch Sinn für den frommen Wunsch ihres ersten Mannes hatte, und denselben auszuführen suchte. Dem jungen Höpfner fehlte es glücklicher Weise nicht an Luft und besondern Fähigkeiten zum Studieren, und er besuchte vom J. 1772 ab die lateinische Schule seiner Vaterstadt, welche sich aber damals in einem sehr elenden Zustande befand, bis er in Michael 1780 die Hochschule zu Königsberg bezog. Hier nun bemühete er sich durch eisernen Fleiß und seltne Ausdauer das Versäumte in seiner wissenschaftlichen Ausbildung zu ersetzen, weshalb er auch nur wenig von der sogenannten akademischen Freiheit genossen hat und durch die Vorlesungen der Professoren Reusch, Kant, Kraus, Hagen, Metzger, Reckard, Dr. Schulz, Joh. Schulz u. s. w. gelang es ihm, nach 3 ½ Jahren mit seltenem und gründlichem Wissen ausgestattet, unverdorbnen Herzens, in seine Vaterstadt heimzukehren. Er gab einen glänzenden Beweis in seiner vielumfassenden Gelehrsamkeit und durch sein umsichtiges Wirken, daß auch Preußen kraftvolle, talentreiche Männer erzeuge und die Hochschule zu Königsberg solche eben so gut anbilden und entwickeln könne, als die Universitäten Deutschlands.

    Zuerst: ward er in Marienburg Hülfslehrer an dem Unterrichts-Institute des Feldprediger Ueberson, und nach dessen Versetzung, Hauslehrer bei dem Bruder desselben, dem Großwerder-Vogtei-Gerichts-Direktor Ueberson. Zum Rektor der Kathedralschule in Marienwerder berufen, ward er den 5. Dec. 1786 von dem Hrn. Consistorialrath Zacha eingeführt und schloß den 5. Jun. 1787 in Marienburg, vor dem Hrn. Prediger Heinel, den ersten ehelichen Bund mit seiner vieljährigen Jugendfreundin, der Jungfrau Caroline Judith Wiebe, ältesten Tochter des daselbst verstorbenen Kaufmanns und Rathsherrn Jacob Wiebe, aus seiner zweiten Ehe mit der Frau Maria Elisabeth geborne Zander. Mit dieser an Geist und Herz edeln, an Tugend und Kenntniß reichen Frau hat er 31 Jahr weniger einen Tag in einer sehr glücklichen Ehe gelebt, welche den 4. Juni 1818 der Tod dieser Guten zerriß. Sie hat ihm 12 Kinder, 7 Söhne und 5 Töchter geboren, von welchen aber nur 4 Söhne und 2 Töchter leben, die, ohne Ausnahme, der Erziehung des Vaters Ehre, so wie sie ihm im Leben Freude machten.

    Zur Belohnung für sein beinahe 6jähriges Rektoramt in Marienwerder erhielt er die Königl. Pfarrstelle in Garnsee, zu welcher er am Sonntage Trinitatis, den 8. Juli 1792, von dem Hrn. Consistorialrath Zacha introducirt wurde. Viertehalb Jahre später, im Jan. 1796, ward er von der Gemeinde zu Groß Lesewitz, im großen Marienburgschen Werder belegen, an die Stelle ihres verstorbenen Predigers Plehwe berufen und seine Introduktion bewirkte den 6. März desselben Jahres, am Sonntage Lätare, der nachmalige Hr. Consistorialrarh Bobrick zu Neuteich. Die Stelle dieses ehrwürdigen Geistlichen, als Prediger in Neuteich, erhielt er 12 Jahre darauf nach dem Tode desselben und hielt seinen Einzug daselbst den 25. Jan. 1808. Am Sonntage Seragesimä, den 21. Febr. desselben Jahres, wurde er durch den damaligen Hrn. Inspektor Heinel aus Marienburg eingeführt, und nach dessen Tode wurde von E. Königl. Hochverordneten Regierung zu Marienwerder ihm die Superintendentur der vereinigten Diöcesen Marienburg und Neuteich im Febr. 1813 übertragen.

    Im J. 1819 trat er in die 2te Ehe mit der Jungfrau Julie Emilie Wiebe, jüngsten Tochter seines bisherigen Schwagers, des Hrn. Pfarrers Nathanael Wiebe zu Tiegenort, aus seiner Ehe mit der Frau Charlotte geb. Wächter, und wurde den 19ten Oct. in der dortigen Kirche von dem Pfarrer Stelter aus Fischau getraut. Sie hat ihm 8 Kinder, 2 Sohne und 6 Töchter, geboren, von welchen aber nur die 4 jüngsten Töchter am Leben sind.

    Von Herzen fromm, rein in seinen Sitten und unbefleckt im Leben, wie er es noch auf dem Krankenbette mit zitternder Zähre im männlichen Auge, der Wahrheit gemäß, versichern konnte, war er stets ein leuchtendes Vorbild, aufrichtig, redlich, gerecht, treu als Freund und beständig in seinen Gesinnungen. Er wandelte in christlicher Liebe und hat das reiche Maas seiner Gaben und ausgebreiteten Kenntnisse in seinem Wirkungskreise zum Segen rastlos verwendet. Groß in eignen Leiden, auch wenn es seine Person selbst betraf, liebreich und treu als Gatte, zärtlich und besorgt als Vater, gewissenhaft, unermüdet, sanft in seinem Amt als Superintendent und Prediger, ohne Stolz und Anmaßung gegen seine Synodalen und Amtsbrüder, für die er mit theilnehmender Liebe sorgte, hat er sich wahrlich die Bewunderung aller der, die ihn und seine Schicksale naher kannten, die Achtung seiner Vorgesetzten, die Liebe seiner Gemeinde, die Freundschaft seiner Amtsbrüder, das dankbare Andenken seiner Kinder, seiner Gattin, seiner Freunde in einem seltenen Maaße erworben und erhalten. Durch die Errichtung einer Wittwenanstalt für die Prediger dieses Kreises, deren Statuten er entworfen und aus gearbeitet hat, und durch viele andere zweckmäßige Einrichtungen hat er sich ein ehrendes Denkmal gegründet. Sein Andenken wird lange im Segen bleiben.

    Seine sterblichen Überreste wurden in Begleitung von 13 seiner Synodalen - die übrigen 9 waren durch Krankheiten und Geschäfte verhindert an dem Leichenbegängnisse Theil zu nehmen, und 3 Predigerstellen sind, mit Neuteich, gegenwärtig unbesetzt - den 11. März auf dem Neuteichschen Kirchhofe begraben, nachdem der Pfarrer Stephani aus Gr. Lesewitz, des Verstorbenen vieljähriger Freund und Beichtvater, über den von ihm selbst noch im Leben gewählten Leichentext (Phil. 1, 22-24) die Leichenpredigt, und der Pfarrer Dr. Heinel zu Tansee, über Joh. 9, 3. die Parentation in der Kirche gehalten hatte. Er selbst hat sich die Grabschrift gemacht:

    Jetzt gilts von dem einst kräftgen Mann, der hier begraben liegt,
    Es haben Arbeit, Gram und Schmerz, ihn endlich doch besiegt.


    Viele Grüße

    Peter

  2. #2
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    Standard AW: Nachruf Johann Michael Höpfner, Neuteich, + 5.3.1831 (Ueberson, Wiebe)

    Hallo Peter,
    vielen Dank für diesen interessanten Text:-))
    Grüße von Inselchen2008
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    http://forum.danzig.de/showthread.php?5465-Steinchen-für-Steinchen-zum-Mosaik

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