Nekrolog

Am 22. Januar d. J. [1833] starb, zu Groß-Lesewitz bei Marienburg, der dortige evangelische Pfarrer, Herr Johann Wilhelm Ludewig Stephani.

Zu Stramehl, in Pommern, im Jahre 1779 geboren, genoß er Anfangs den Unterricht seines Vaters, der an dem genannten Orte Pfarrer war, wurde dann, zu seiner weiteren Ausbildung, in die Realschule nach Stargardt und späterhin in das akademische Gymnasium zu Stettin geschickt, von wo aus er, Im Jahre 1799, die Universität Halle bezog, um Theologie zu studiren. Nösselt, Knapp und Niemeyer waren hier seine Lehrer und gaben dem Geiste des Jünglinges diejenige Richtung, welcher er, während seines ganzen Lebens, unveränderlich getreu blieb.

Nach beendeten akademischen Studien, wurde er Hauslehrer in Danzig. Von hier aus meldete er sich zu der erledigten Pfarrstelle in Schadewalde bei Marienburg und wurde einstimmig von der dortigen Gemeine gewählt, nachdem er zuvor in Marienwerder examinirt und ordinirt worden war. Obgleich er schon am 14. November 1806 sein Seelsorgeramt in Schadewalde antrat, so verzögerten doch die Kriegsunruhen der damaligen schwer verhängnißvollen Zeit, seine feierliche Einführung bis zum 22. Februar 1807. Ein Jahr darauf erwählte ihn die benachbarte Gemeine von Groß-Lesewitz, welche vielfache Gelegenheit gehabt hatte, den vortrefflichen Mann, als Seelsorger und Menschen, kennen zu lernen, aus freiem, Antriebe und ohne daß von seiner Seite eine Meldung vorhergegangen wäre, zu ihrem Prediger. Vom 27. Mai 1808 bis zu seinem Todestage, also beinahe 26 Jahre hindurch, wirkte er zum Segen dieser Gemeine und hat sich in ihren Herzen ein unvergeßliches Denkmal liebender Verehrung gestiftet.

Stephani's theologische Ansichten gründeten sich durchgängig auf eine vernunftgemäße Erklärung der heiligen Schrift. Täglich las er ein, oder mehre Kapitel der Bibel in der Ursprache und nur, was unbezweifelt und echt biblisch war, bestimmte seinen Glauden. Entfernt von allem pharisäischen Heuchelschein, sprach er gerne und offen seine Überzeugungen aus, und seine öffentlichen Vorträge waren durchaus wohl geordnet, lichtvoll, verständlich und in jeder Hinsicht shristlich. Mit Bedauern sah er, wie jeder Bessergesinnte, die traurigen Verirrungen, zu denen die Frömmelei unserer Tage so manchen verleitet, und suchte, durch ein wohlverstandenes Christenthum, die ihm anvertraute Gemeine, vor diesem Übel zu bewahren.

Im strengsten Sinne des Wortes bieder und redlich, war ihm Falschheit und Unwahrheit im höchsten Grade verhaßt. Seinen Freunden mit unerschütterlicher Treue ergeben, vermochte er es niemals, gegen jemanden Freundschaft zu heucheln, oder auch nur freundlich zu scheinen, den er nicht achten konnte. Dennoch machte es ihm sein wohlwollendes Herz leicht, Beleidigungen liebevoll zu verzeihen und selbst Unrecht mit Sanftmuth zu ertragen.

Gerne war er fröhlich unter Fröhlichen - und wie alle gute Menschen, konnte auch er herzlich froh sein - aber jeder Weinende und Trauernde, fand in ihm. auch ein tiefempfindendes, teilnehmendes Herz. - Keinem Nothleidenden und Hilfsbedürftigen versagte er Trost und Beistand und seine Wohlthaten wurden geräuschlos gespendet, so daß die linke Hand nicht wußte, was die rechte that. - Im höchsten Grade gastfrei, konnte er sich innig freuen, wenn ein Freund ihn besuchte. Er herbergte gern und trug auch in dieser Hinsicht das Gepräge eines altdeutschen Biedermannes an sich. - So war Stephani und so wird sein Bild ehrwürdig und freundlich, stets vor den Augen seiner Freunde und seiner Gemeine stehen.

Seine amtliche TlMgkeit umfaßte mit Liebe und Eifer, ja man konnte fast sagen, mit peinlicher Genauigseit, sowohl das Größte, als das Kleinste. Die höchste Ordnung und Pünktlichkeit waltete in allen seinen Geschäften und nichts behandelte er oberflächlich und leichtsinnig. Höchst ehrwürdig erschien er besonders auf seinem Krankenlager. „So sehr es ihm auch noch auf Gottes schöner Erde gefiel, und so gerne er auch noch bei uns geblieben wäre," wie er oft selbst äußerte; so war er doch täglich gefaßt, vor seinen Richter zu treten. Mit christlicher Ergebenheit trug er seine langwierigen Leiden und ergab sich voll liebender Überzeugung in Gottes Willen. Mit Thränen des Dankes in den Augen, rühmte er die Güte des himmlischen Vaters, der ihn von Jugend auf wunderbar geleitet und ihn oft aus der augenscheinlichsten Gefahr gerettet.

Sein Ende war sanft und schmerzlos.

Weder durch besondere Schicksale, noch durch hohe Ehrenstellen, oder durch ein Aufsehen erregendes Wirken, war sein Leben ausgezeichnet; desto mehr aber durch die stillen Tugenden, die dem Menschen seinen eigentlichen Werth geben und einen Geistlichen zum Vorbilde seiner Gemeine machen. Sein Gedächtniß bleibet im Segen!

Klicke auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	Groß-Lesewitz-Schadwalde.jpg 
Hits:	137 
Größe:	381.2 KB 
ID:	20588

..... Mein Familienzweig der Ueberson muss ihn aus einer Zeit in Schadwalde zumindest gekannt haben .....


Viele Grüße

Peter