aus: Preussische Provinzial-Blätter 1861
Ein Bernsteinfund
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Wie uns brieflich mitgeteilt wird, hat ein Besitzer in Bohnsack, einem etwa 1 1/2 Meilen östlich von Danzig, nahe bei Neufähr, gelegenen Dorfe, auf seinem Lande nur wenige Fuß unter der Oberfläche bedeutende Bernsteinmassen gefunden, deren Werth auf 15.000 Thaler geschätzt wird. Zugleich wird die Frage aufgeworfen: wie wohl der Bernstein an jenen Ort gelangt sein mag?
Es wäre möglich, daß das mächtige Bernsteinlager, das an einem Theile der Nord- und West Küste Samlands im Niveau der See fortstreicht, sich aber südlich von Hubnicken bereits in die Tiefe senkt, bei Bohnsack wieder zu Tage trete. Doch muß diese Ansicht zurückgewiesen werden, da längs der frischen Nehrung und weiterhin bis über Danzig hinaus sonst an der Oberfläche als auch an den Abstürzen sich nur Neubildungen zeigen. Ebenso wenig ist die Ansicht haltbar, daß der Bernstein aus den Ufern der Weichsel, die von Thorn bis Neuenburg tertiären Boden durchfurcht, ausgespült und in der Gegend von Bohnsack auf einer alten Barre des Stromes abgesetzt worden. Denn jene tertiäre Schichten enthalten nur wenig Bernstein, da ihnen das Stratum der blauen Erde fehlt, die an unsrer samländischen Küste fast allein Bernstein liefert. Vielmehr sind jene Bernsteinmassen zu einer Zeit, die geologisch zwar noch zur Neuzeit gezählt werden muß, in der aber wohl unsre Nehrungen noch nicht gebildet wann, aus den tertiären Ufern des damaligen Meeres ausgewaschen und in Folge der Reaction der Wellen an der Stelle niedergelegt, wo man sie ohnlängst gefunden. In diese Zeit fällt ohne Frage auch die Ablagerung des Bernsteins, der südlich von Memel, in der Gegend von Prökuls, an verschiedenen Abhängen des Landes - der alten Seeküste - gegraben wird. Die Verfolgung dieser alten Küste des baltischen Meeres hätte somit nicht nur geologischen, sondern auch industriellen Werth.
Viele Grüße
Peter