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Thema: St. Trinitatis-Kirche

  1. #1
    Forum-Teilnehmer Avatar von sarpei
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    Standard St. Trinitatis-Kirche

    aus: Preussische Provinzial-Blätter 1859

    Hinweis: Diese Transkription leidet ein wenig an der schlechten Druckqualität der Vorlage. Bei dem deutschen Text fällt es mir ja relativ leicht 'Blödsinn' zu eliminieren, bei den Latein-Anteilen musste ich allerdings passen. Diverse Fußnoten und der viollständige Text des Epitaphs fielen diesem Unvermögen zum Opfer.


    Zur Lebensgeschichte des Marchese Giovanni Bonifacis d'Oris
    von Ernst Strehlke, Berlin
    --------------------------------------------------------------

    Im Chore der St. Trinitatiskirche zu Danzig gedenkt eine unter dem marmornen Reliefporträt eines alten Mannes in Hofcostüm mit großem Kragen angebrachte Inschrift der merkwürdigen Schicksale desselben, der an den Ufern des Golfs von Neapel geboren, dort seine letzte Ruhestätte fand, des Marchese Giovanni Bernardino Bonifacio d' Oria, (geb. 1517, + 1597). Die Inschrift lautet nach dem Abdruck bei Reinhold Curike, Historische Beschreibung der Stadt Danzig (Amsterdam und Danzig 1688) S. 335:

    [Einschub Anfang ...

    ... da die Vorlage in einem sehr schlechten Zustand ist, erlaube ich mir den rezitierten lateinischen Text zu überspringen ...

    Ein kleiner 'Ersatz' aus: 'Danzigs Inschriften' von Dr. Hugo Reinhold:

    "Auf dem Epitaphium des Marquis d’ Oriay geb. 1517 in Neapel, gest. 1597 in Danzig, eines viel durch Länder und Meere verschlagenen Mannes, der sein Leben in dieser Stadt beschloss, und 1592 seine Bibliothek der Stadt vermachte:

    oben:
    Destruat effigiem mox ut solet omnia tempus,
    Immortalem animum destruere haud poterit.

    ..........Mag auch die Zeit, wie sie alles pflegt, dies Bildnis zerstören,
    ..........Doch den unsterblichen Geist sicher zertöret sie nicht.

    unten:
    Ossa diu iactata nimis terraque marique,
    Hic requiem errorum denique reperiunt.

    ..........Diese Gebeine, die allzulang zu Wasser und Lande
    ..........Wurden geworfen umher, finden hier endliche Ruh.

    Einschub Ende ...]

    Die in der Inschrift erwähnte, durch einen Vertrag 1592 der Stadt Danzig überlassene Bibliothek bildete eine Hauptgrundlage der ehemals im Gymnasiumsgebäude, dem Kloster neben jener Kirche, aufgestellten Stadtbibliothek.

    Die schon im XIV. Jahrhunderte angesehene Familie der Bonifacii gehörte der Abtheilung (seggio, lat. sedile) des neapolitanischen Adels an, welche di Portanova heißt, und zwar darunter zu den hervorragenden Geschlechtern. 1488 kommt ein Bonifacio als Vertreter seines Seggio bei einem feierlichen Leichenbegängnisse vor. Eine besondere Beziehung hatte die Familie zu der mit einem Benedictinerstifte verbundenen Kirche des in Neapel begrabenen berühmten Apostels von Noricum, S. Severinus. In derselben befindet sich das von dem gefeierten Bildhauer Giovanni da Nola gefertigte schöne Grabmal des in einem Alter von sechs Jahren verstorbenen Bruders des Johann Bernardin, Andrea Bonifacio, Sohnes des Robert Bonifacio und der Laucretia Cicara, abgebildet in: La Galerie agréable du Monde. A Leide. Van der Aa. fol. Tome XXX Vll. auf Tafel 11, bedeutend besser mit Details bei Francesco de Cesare, I monumenti di architettura greci, romani e del secoIo XV. nel regno di Napoli. NapoIi 1834. tav. XIV. An letzterem Orte läßt sich auch das Wappen der Bonifacii erkennen mit dem der Cicara verbunden: ein gespaltener Schild; in der rechten Hälfte ein geschachter rechter Schrägbalken, begleitet oben und unten je von einem wachsenden Löwen; in der Linken des der Cicara, in der oberen Hälfte des quergetheilten Feldes ein nach rechts gewandter stehender Vogel, in der unteren zwei Sparren übereinander.

    [... einen optischen Eindruck liefert http://www.nobili-napoletani.it/Bonifacio.htm ]

    Ein auf Johann Bernardin's Anfänge bezügliches Actenstück findet sich in den nachgelassenen Papieren des königl. sächsischen Geh. Hofrathes Dr. Heinrich Schulz, welcher dasselbe wohl in den bei der Kirche aufbewahrten Dokumenten entdeckte und, weil es ein kunsthistorisch wichtiges Factum beleuchtet, excerpirte. Einen der Kreuzgänge
    des Klosters ziert nämlich der Cyclus von Darstellungen aus der Lebensgeschichte des heil. Benedict von Antonio Solario, genannt lo Zigaro (der Zigeuner), al fresco gemalt. Die darin vorkommenden die Renaissance verrathenden Architecturformen schienen den Künstler einer weit späteren Zeit zuzuweisen, als in welche die neapolitanischen Kunstschriftsteller ihn zu versetzen pflegten. Die Urkunde, das Testament von Johannes Vater, Robert, erwähnt einen Neubau, welcher nach andern auch von Schulz entdeckten Urkunden seit 1494 geschah, vor dem also jene Gemälde nicht gemalt sein können. Das italienisch abgefaßte Testament, geschlossen 1534 den 16. Januar, zu Neapel, wurde nach dem Tode des Marchese am 2. November 1536 gleichfalls zu Neapel eröffnet. Roberto Bonifacio, Marchese d' Oyra setzt darin seinen Sohn Giovanni Bonifacio zum Universalerben ein, jedoch mit der Bestimmung, daß, falls auch dieser (d. h. jedenfalls vor ihm) stürbe, ohne Kinder zu hinterlassen, von dem Vermögen ein Benedictinerkloster bei Neapel erbaut werden solle, worin der Marchese und seine in S. Severino ruhenden Kinder beigesetzt werden sollten. Sonst sei er in S. Severino zu begraben. In dieser seit mehreren Jahren begonnenen neuen Kirche solle Johann Bonifacio, auf welcher Seite und an welcher Stelle der Kirche es der Gemahlin des Erblassers, Lucretia Cicara, gutscheinen werde, eine Kapelle errichten, für die 2.000 Ducati angewiesen werden, 1.700 zum Baue und zur Ausschmückung, 300 zur Gründung einer stehenden Rente. Auf dem Altarbilde solle die Jungfrau Maria mit S. Franciscus de Paula (dem 1518 canonisirten Stifter des Ordens der Minimi) dargestellt werden.


    Sollte jemand die im Text erwähnten Bildnisse finden, wäre ich erfreut, diese als Beitrag hier im Forum zu sehen!


    Viele Grüße

    Peter

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von sarpei
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    Themenstarter

    Standard AW: St. Trinitatis-Kirche

    ... jetzt wurde ich doch noch an einem anderen Ort fündig und zwar im Buch 'Der Stadt Dantzig historische Beschreibung' aus dem Jahr 1687 von Reinhold Curicke. Dort findet sich eine Abschrift, die ich mit ein wenig Trickserei in folgende Form bringen konnte:

    Name:  Bonifacio-ppt2.jpg
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Größe:  93.2 KB


    Viele Grüße

    Peter

  3. #3
    Forum-Teilnehmer Avatar von Peter von Groddeck
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    Standard AW: St. Trinitatis-Kirche

    Hallo,
    auch in St. Trinitatis gab es Grabplatten. Stein 204 Gottfried Meyer (1663-1720)
    Gruß Peter
    Tue recht und scheue niemand.

  4. #4
    Forum-Teilnehmer Avatar von Ulrich 31
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    Standard AW: St. Trinitatis-Kirche

    Hallo Peter (sarpei) und hallo an andere, die sich für diese Kirche interessieren,

    mit den von Dir, Peter, am Ende Deines Beitrags in #1 erwähnten Bildnissen kann ich leider nicht dienen. Dafür habe ich den als Link folgenden trojmiasto.pl-Artikel vom 27.08.2014 (gestern vor 9 Jahren) gefunden mit der deutsch mod. übersetzten Überschrift "Einzigartige Funde in der Trinitatiskirche":

    https://www-trojmiasto-pl.translate...._x_tr_pto=wapp (deutsch).

    Das (funktionierende) Video zu diesem Artikel (3.54') zeigt kurz besondere Krippen sowie ausführlich mit polnischem Kommentar Innen- und Außenansichten dieser Kirche. Nach Ablauf dieses Videos wird auf 4 andere Videos hingewiesen, wovon 3 den beweglichen Krippen in dieser Kirche gelten, während das vierte Video (1.59') ohne Kommentar interessante Drohnenaufnahmen dieser Kirche von außen und innen zeigt. Hier ist es: ► https://tv.trojmiasto.pl/Kosciol-Sw-...ideo-9541.html.

    Zum Abschluss noch die Wikipedia-Seite "St.-Trinitatis-Kirche (Danzig)": ► https://de.wikipedia.org/wiki/St.-Tr...irche_(Danzig).

    Diese Kirche interessert mich besonders, weil ich im daneben liegenden ehemaligen Franziskanerkloster (jetzt Nationalmuseum) im ersten Stock des damaligen Städtischen Museums kriegsbedingt nur 3 Jahre das Realgymnasium zu St. Johann besucht habe.

    Viele Grüße
    Ulrich

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