Liebe Forummitglieder,
nach reiflicher Überlegung bin ich nun doch zum Ergebnis gekommen, die Lebenserinnerungen meiner Vorfahrin Johanna Mathilde Scharmer, geborene Dahms hier und in mehreren Kapiteln zu veröffentlichen. Ein Bildanhang folgt im letzten Kapitel.
Johanna ist eine der Zwillingstöchter, die aus der Ehe von Prof. Dr. Paul Dahms und seiner Frau Hendrika Alida Dahms, geborene Skorka hervorgingen.
Ihr Lebensbericht und ihre Erinnerungen spiegeln in vorzüglicher Weise das Leben um die Jahrhundertwende wieder, auch die Weltkriegszeiten sowie die Flucht und Vertreibung aus Danzig / Zoppot und den Neubeginn im Westteil Deutschlands.
Ich hoffe sehr, dass die Schilderungen aus dem Leben von Johanna auf breites Interesse stoßen.
Gern mache ich mir die Arbeit der Abschrift auch, als Dank für viele Hinweise und Hilfen aus diesem Forum, Tipps für Recherchemöglichkeiten, Ergebnisse aus Recherchen von Forummitgliedern und Übersetzungshilfen.
Für Hinweise auf Personen, die in den folgenden Erinnerungen genannt werden, bin ich natürlich weiterhin interessiert.
Bekannte Lebensdaten zu den genannten Personen sind am Ende der jeweiligen Kapitel und zum besseren Verständnis angeführt.
Meine persönlichen Anmerkungen habe ich in Klammern gesetzt (a.d.V.).
Kapitel 1:
Johanna Scharmer
Mein Leben
Die Eltern meines Vaters
Mein Vater (Prof. Dr. Paul Dahms) war das einzige Kind aus zweiter Ehe. Die erste Frau (seines Vaters a.d.V.) war an Flecktypus gestorben (Johanne Ludowike Dahms, geborene Maladinska a.d.V.) . Meines Vaters Mutter war eine geborene Schuricht, sie stammte aus einer hoch musikalischen Familie (Orgelbauer). Großmutter war still und klug und versah das Hauswesen geschickt und verantwortungsvoll.
Meines Vaters Vater war Malermeister und Kunstmaler (Otto Herrmann Dahms a.d.V.), er hatte auf der Kunstakademie in Wien studiert, war eng befreundet mit Prof. Strewinszirg. Dieser war Porträtmaler und malte meine Großeltern und später noch einmal meinen Großvater mit weißen Locken (diese Gemälde sind durch die Flucht alle in der Heimat verblieben und sind nun im Besitz der Polen). Großvater hatte in Danzig die Kunst- und Gewerbeschule gegründet, in der er 25 Jahre umsonst in den Fächern Mal- und Bildauerkunst unterrichtete. Für seine Verdienste wurde ihm vom Kaiser der schwarze Adlerorden verliehen. Er war in Danzig eine bekannte Persönlichkeit, von Statur groß und breitschultrig, in seinem Wesen ein hilfsbereiter, freundlicher Mann. Seine Familie war sehr musikalisch, von seinen Geschwistern spielte jeder mehrere Instrumente. Ein Bruder war Porzellanmaler und Zeichner, ein anderer hatte im großen Werder bei Danzig ein Anwesen (Julius Eduard Dahms a.d.V. Bild von ihm rechts!).
Von meines Vaters Vater aus erster Ehe stammten zwei Töchter. Die eine Tochter hat das Konservatorium besucht und heiratete einen Musiker, der Organist an der Danziger Marienkirche war. Er machte auch Konzertreisen und wurde in Russland vom Zaren mit den schönsten Juwelen beschenkt (hier handelte es sich Gustav Jankewitz, wie Recherchen, auch über dieses Forum ergaben a.d.V.).
Die zweite Tochter Johanna war Lehrerin und sie war sehr geachtet und beliebt. Da sie sehr jung starb, haben ihre Eltern sehr um sie gelitten, weil sie ein so begabter Mensch war.
Die Eltern meiner Mutter
Der Vater stammte aus einer alten Patrizierfamilie (Skorka) aus Danzig. Einige von ihnen sind im Hauptschiff der Marienkirche beigesetzt. Ein Ahn Skorka wurde in der Schlacht gegen die Türken auf dem Kahlberg bei Wien ausgezeichnet und wurde in den Adelsstand erhoben.
Einführung zu meinem Lebenslauf
Beim nochmaligen Überlesen meiner Aufzeichnungen kommt mir der Gedanke, dass da eigentlich noch ein einführendes Wort fehlt, damit ihr hineinfindet in eine Welt, die ganz so anders ist als die heutige zeit.
Die sogenannte gute alte Zeit hatte, wie jede Zeit, auch ihre Schattenseiten. Doch in Erinnerung leuchtet das Gute und die trüben Dinge verlieren ihre Schärfe.
In jedem Menschenleben wechseln gute und schlechte Zeiten. Veranlagung und Umwelt tragen einen wesentlich Teil dazu bei, wie der Mensch das Leben meistert, nicht zuletzt der Wille, bei seinem Handel stets die Hochachtung vor sich selbst zu behalten. Die Erkenntnis und Kraft für eine solche Einstellung wünsche ich euch von ganzem Herzen.
So beginne ich auf euren Wusch mit meinen Aufzeichnungen, denn über manches lässt sich leichter schreiben als erzählen.
Mein Leben
Am 2. Juli 1897 kam ich in Danzig, Faulgraben 10, als Zwilling zur Welt. Meine Schwester Hendrika folgte mir zwanzig Minuten später. Man war recht unliebsam mit uns umgegangen, denn wir wurden gewaltsam früher, als uns zustand, zur Welt befördert. Meine Mutter hatte eine böse Nierenentzündung und alle bangten um ihr Leben.
Ende Kapitel 1
Kapitel 2 folgt (also Neugierig bleiben)...
Personenregister:
Prof. Dr. Paul Dahms (6.3.1866 in Danzig – 21.12.1922 in Zoppot)
Hendrika Alida Dahms, geborene Skorka ( 4.6.1869 in Danzig-2.1.1955 in Frankenberg / Eifel)
Anna Jankewitz, geborene Dahms (30.1.1855 in Danzig – 7.1.1933 in Danzig)
Gustav Jankewitz (20.4.1846 – 7.11.1897 in Danzig)
Johanna Dahms (Lehrerin) ???
Otto Hermann Dahms (1830 in Danzig – 31.10.1904 in Danzig)
Erste Ehe mit Johanne Ludowike Dahms, geborene Maladinska)
Zweite Ehe mit Henriette Amalie Dahms, geborene Schuricht (10.9.1834 in Danzig – 1.11.1907 in Danzig)
Julius Eduard Dahms (27.7.1814 in Danzig – 2.2.1897 in Steegen)
Richard Herman Reinhold Scharmer, Ehemann von Johanna (22.1.1882 in Klein Mendromierz – 18.4.1945 in Lauenburg)
Gretel Zülich, geborene Scharmer, Tochter von Johanna und Richard Scharmer (13.10.1931 in Tiegenhof September 1972)
Hans Scharmer, Sohn von Johanna und Richard Scharmer (4.5.1943 in Tiegenhof)
Dora Scharmer, Tochter von Johanna und Richard Scharmer (4.5.1934 in Tiegenhof - ?)