Schönen guten Abend,
vorgestern Abend klingelte ein mir bis dahin unbekannter Steegener an der Haustür. Er habe von mir im Forum gelesen. Teilnehmer bei uns sei er zwar noch nicht, wolle dies aber werden. Wir kamen ins Gespräch und er sagte mir, vor gut einem Jahr seien bei einer Hausrenovierung unter dem Dach zwei Kartons mit Dokumenten gefunden worden. Er sei darüber informiert worden und habe diese Kartons erworben. Mangels Zeit und teils auch aufgrund von Schwierigkeiten beim Lesen der alten Handschriften wollte er von mir wissen, ob ich bereit und willens sei, diese Dokumente auszuwerten. Er stelle mir die zwei Kartons leihweise zur Verfügung und ich möge ihm dann Transkriptionen, Auswertungen und nach Einscannen die Digitalisate zur Verfügung stellen.
Ein erster Blick in die Kartons ließen mir die Augen übergehen. Es sind überwiegend interne Parteiunterlagen. Mitgliedsanträge, Parteibücher, Parteiausschlussverfahren, Anwesenheitsprotokolle bei Parteiversammlungen, Mitgliederlisten, Protokoll- und Rechnungsbücher, Einwohnerlisten (Partei- und Nichtparteimitglieder aus Steegen, Junkeracker, Pasewark) mit teils recht detaillierten Angaben zu ihnen, Schriftverkehr, Schulungsunterlagen usw. usw.
Leider ist ein großer Teil der Unterlagen von Schimmel befallen. Sie sind zwar alle in trockenem Zustand, aber zuerst müssen sie vorsichtig (draußen im Freien) gereinigt werden, dann scanne ich sie ein oder fotografiere sie, und dann geht es ans Auswerten.
Ich habe vom Eigentümer die Erlaubnis erhalten, Auswertungsergebnisse hier im Forum zu veröffentlichen. Sicherlich werden in dem einen oder anderen Fall noch datenschutzrechtliche Aspekte zu berücksichtigen sein, aber dieses Konvolut von Dokumenten stellt eine Sensation dar. Höchstwahrscheinlich kann es dazu beitragen, ein bisschen mehr Licht in die Kriegsjahre zu bringen.
Eine erste Sichtung der Dokumente lässt vermuten, dass es Unterlagen und Aufzeichnungen des NSDAP-Ortsgruppenleiters Carl Dröfke sind. Auf dem Dachboden sind sie erst nach dem Krieg deponiert worden, denn unter allen Unterlagen ist eine kleine Mappe mit Nachkriegsaufzeichnungen. Ich weiß noch nicht, in welchem Haus die Dokumente gefunden wurden, aber ich hoffe, dass ich dies noch erfahren werde.
Bald werden die Abende wieder länger - und dann hoffe ich, mich intensiver an die Arbeit machen zu können.
Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang