Ergebnis 1 bis 4 von 4

Thema: Ein kleiner 'Exkurs' zur Ahnenforschung

  1. #1
    Administratorin Avatar von Beate
    Registriert seit
    11.02.2008
    Beiträge
    4,642

    Standard Ein kleiner 'Exkurs' zur Ahnenforschung

    Du interessierst dich dafür, wer deine Vorfahren waren, woher sie kamen und in welchem Umfeld sie lebten? Nun, dann musst dich hier erst einmal ein wenig einlesen, um Hilfestellungen für deine ersten ‚Erfolgserlebnisse‘ zu bekommen.

    Ausgehend von der aktuellen Generation - also dir - werden die Basisdaten (Name, Vorname(n), Geburts-/Heirats-/Sterbedaten, Religion) für die Elterngeneration durch Auszüge aus den entsprechenden Standesamtsregistern belegt. Wenn dies für eine Generation erfolgt ist, kommt die nächste dran. Liegen also alle diese Dokumente bis zur ‚Uroma‘ vor, hast du eine durchgehende Dokumentenlage.


    Es gibt sehr viele anzapfbare Quellen - manche erfolgversprechend, manche nicht. Natürlich kann auch die Methode des 'auf-den-Busch-klopfens' wie in einem Forum zu einem Ergebnis führen, das steht außer Frage. Allerdings lässt sich am Ehesten aus den verfügbaren Dokumenten der Weg in die Vergangenheit gehen.

    An erster Stelle stehen die angesprochenen Dokumente aus der Familie - Wegwerfen empfinde ich schon als Sünde, findet aber leider viel zu häufig statt.
    Bei fehlenden Urkunden empfiehlt sich das Anschreiben der zuständigen Standesämter. Als direkter Abkömmling erhält man eigentlich problemlos Kopien aus den Standesamtsregistern. In der Regel werden die Standesamtsregister nach festgelegten Fristen an die zuständigen Archive abgegeben. Dort kommt man dann auch als Nicht-Abkömmling an Unterlagen heran. Mit den Registern geben die Standesämter auch die sog. Sammelakten an das Archiv ab. In diesen Sammelakten werden alle Antragsunterlagen erfasst, die zu einem Registereintrag führen.
    Falls in einer Familie Heiraten zwischen 1958 und 2009 erfolgten, lohnt sich immer die explizite Frage nach dem vom Standesamt angelegten Familien(stamm)buch.

    o Familienbuch:
    Dies enthält die umfangreichsten Informationen für Familienforscher und sollte auf jeden Fall nachgefragt werden (wenn denn eine Heirat in dem Zeitraum stattgefunden hat). Standesämter im Westen (über das Vorgehen im Osten weiß ich leider nichts) legen für jeden registerrelevanten Vorgang eine sog. Sammelakte mit den Antrags- bzw. Nachweisunterlagen an. In ihr lassen sich jede Menge Zusatzinformation finden. Es lohnt immer, nach so einer Akte zu fragen, wenn man sowieso schon eine Anfrage stellt.


    Generell gilt: Standesämter halten die Register vor, die jünger sind als

    110 Jahre bei Geburten
    80 Jahre bei Heiraten
    30 Jahre bei Sterbefällen.


    Sind diese Fristen verstrichen, wandern die Unterlagen in die Archive.

    Und wenn du den Einstieg in Zeitregionen erreicht hast, der vor den festgelegten Datenschutzfristen liegt, kannst du auch viele, viele Daten in diversen Ahnenforschungsportalen finden - manchmal sogar jüngere.

    o Meldeämter
    Eine weitere Quelle sind die Meldeämter der Gemeinden, in denen die betreffenden Personen früher wohnten. Hier ist nach 1945 das jeweilige Meldeamt der Gemeinde zuständig (vorher: die Polizei). Vom Meldeamt bekommt man komplette Listen über das 'Wohnverhalten' seiner Vorfahren in der jeweiligen Stadt. Das mag zwar für Umzüge innerhalb einer Stadt nicht so interessant erscheinen, bietet aber meistens auch Informationen zum 'woher kommt er?' bzw. 'wohin ist er verzogen?'!
    Es lohnt sich meist, um eine sog. 'erweiterte Meldeauskunft' zu bitten. Auf diesem Weg besteht die Chance, einen Zuzug dokumentiert zu bekommen.
    Alle Anfragen sind kostenpflichtig. Die Gemeinden legen ihre Gebühren eigenständig fest. Man sollte durchschnittlich pro 'Fall' zwischen 8 und 15 Euro kalkulieren.

    Vielfach sind die früher bei den Polizeidienststellen angelegten ‚Meldekarten‘ auch in den Archiven zu finden. Ihr besonderer Wert liegt darin, dass hier a l l e unter einer Anschrift wohnenden Personen aufgeführt sind.
    Wenn du Recherchearbeit von den Beamten möchtest, dann musst du deren Aufwand noch separat bezahlen (dafür gibt es eine umfangreiche Gebührenordnung).



    Und immer daran denken: Standesämter sind nicht verpflichtet Auskünfte zur Unterstützung privater Ahnenforschung zu erteilen! Bisher habe ich immer nur freundliche Hilfestellung erfahren. Man sollte aber auch freundlich und verständnisvoll anfragen! Dann kann es einem auch passieren, dass man zu Hause angerufen wird! Also ruhig die Telefonnummer bei Anfragen mit angeben. So bin ich auch an Angaben gekommen, die ich eigentlich nicht hätte bekommen dürfen ...

    Und dann gilt es zu wissen, dass Standesämter erst ab dem 01.10.1874 in Preußen existierten. Davor ist man auf Kirchenbücher angewiesen. Aber das wäre dann ein eigenes Kapitel. Auch in heutigen Zeiten können die Kirchenbucheinträge weiterhelfen, aber auch das wäre ein neues Thema.

    Noch etwas zum Thema 'Selbst suchen'. In Standesamtsunterlagen darf i.d.R. nicht selbst gesucht werden. In Archivbeständen wäre das nach Absprache mit der Archivleitung - natürlich angeleitet - schon möglich und auch empfehlenswert.

    Und eine Erfahrung muss ich auch noch weitergeben: bei allen Anfragen wird nur auf das geantwortet, was auch nachgefragt wurde! Also keine Zusatzinformationen, Querbezüge und Hinweise, wenn nicht ausdrücklich darum 'gebettelt' wurde! Ich führe das deswegen an, weil ich ohne diese Kenntnis am Beginn meiner Suche um viele wertvolle Informationen gekommen bin. Und es gibt nun mal Niemanden, der sich im Amt/Archiv so gut auskennt wie die dort Arbeitenden.


    Bei meinen Anfragen verlange ich immer ausdrücklich unbeglaubigte Fotokopien/Ablichtungen der Originaleinträge, keine Abschriften (sog. 'Urkunden'). Zum Einen ist dies eine weitere Fehlerquelle (bei mir wurden schon Namen falsch abgeschrieben, Geburtsdaten verfälscht und Stempelungen des Originals 'unterschlagen'), zum Anderen können weiterführende Stempelungen/Einträge Hinweise auf weitere Ereignisse geben.



    Ahnenforschung Danzig:
    Quellen:
    - Adressbücher von Danzig und Umgebung, z.T. ab 1741
    - PTG, das Indizierungsprojekt mit Suchseite im Web des Polnischen Genealogievereins
    - die online gestellten Kirchenbuch-Zweitschriften 1814 bis 1874 und Standesamtsregister von 1874 bis 1900 des Staatsarchivs Danzig
    - familiysearch.org, die Web-Seite der Mormonen, auf der man auch ohne Anmeldung kostenfrei suchen kann
    - ab und an liefert auch das kostenpflichtige ancestry.com Ansätze, auch wenn man dort nicht angemeldet ist
    - die teilweise online gestellte Polizei-Meldekartei des Staatsarchivs Danzig (Buchstaben A - H)
    - die Web-Seite des Archivs Allenstein und der Index des VFFOW
    - die vier Bände des Westpreussischen Geschlechterbuchs
    - das Buch 'Nach Flucht und Vertreibung' mit der Auflistung der über Ostholsteiner Lager Geflohenen
    - Kontakte zu Ahnenforschern in Dänemark, Schweden, USA und Canada
    - viele Einzeldokumentationen von Erlebnisschilderungen bis Familienchroniken
    - und natürlich alles, was das Internet sonst noch hergibt.

    Auch hier gilt: der Text ist nicht in Stein gemeißelt- Ergänzungen werden gern entgegen genommen...

    Fröhliche Grüße Beate (Einsetzer)


    ..wirklich? Taktgefühl ist nicht nur ein Begriff in der Musikwelt?

  2. #2
    Forum-Teilnehmer Avatar von waldling +6.8.2023
    Registriert seit
    04.09.2011
    Beiträge
    2,286

    Standard AW: Ein kleiner 'Exkurs' zur Ahnenforschung

    Hallo, Beate,

    sehr schön, danke für deine Arbeit!

    Herzliche Grüße
    Uwe

  3. #3
    Forum-Teilnehmer
    Registriert seit
    25.04.2015
    Beiträge
    138

    Standard AW: Ein kleiner 'Exkurs' zur Ahnenforschung

    Liebe Beate,
    danke für deine ausführlichen Hinweise.
    Ich habe mütterlicherseits bisher nur mit Kirchenbüchern gearbeitet.
    Väterlicherseits bin ich zum hiesigen Archiv gegangen, die Dame dort war sehr freundlich.
    Da nun die Kirchenbücher weitestgehend nicht mehr online sind (zum Glück habe ich viele abgespeichert),
    werde ich wohl "das Ende der Fahnenstange" erreicht haben.
    Archion kann ich mir finanziell nicht erlauben.
    Nutze Grandma und vergleiche mit meinen abgespeicherten Kirchenbüchern.

    Zum Glück findet man oft liebe und hilfreiche Mitglieder, die manchmal helfen.
    Dafür bin ich immer sehr dankbar.

    Wünsche noch eine schöne Restwoche
    Herzlichst
    Gerlind

  4. #4
    Administratorin Avatar von Beate
    Registriert seit
    11.02.2008
    Beiträge
    4,642

    Themenstarter

    Standard AW: Ein kleiner 'Exkurs' zur Ahnenforschung

    Moin zusammen,

    nee, die Hinweise gibt's/gab's schon im Forum- ich hab nur gebündelt...

    Schöne Grüße Beate
    ..wirklich? Taktgefühl ist nicht nur ein Begriff in der Musikwelt?

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •