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Thema: Ein Anachronismus: Eine Stadtführung durch Danzig heute

  1. #1
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard Ein Anachronismus: Eine Stadtführung durch Danzig heute

    Schönen guten Abend,

    schreiben wir das Jahr 2016? Oder 1966? Gut, ich kann nicht sagen wie eine Stadtführung vor 50 Jahren aussah, aber vor ein paar Tagen hatte ich Gelegenheit, an einer im Jahr 2016 teilzunehmen.

    - In der Frauengasse: "Wir befinden uns hier in der Marienstraße. Waren Sie schon mal in Amsterdam? Ja? Dann werden Sie feststellen, dass die Straßen in Danzig wie in Amsterdam aussehen. Kein Wunder, denn Danzig wurde ja von den Mennoniten aufgebaut die aus dieser Stadt kamen."

    - Ein kleiner Geschichtsexkurs: "Vor dem Krieg hatten die meisten Bewohner Danzigs slawische Namen. Und dann kam der Forster, der das viel geschickter machte als der Frank in Krakau. Der hat Bücher gelesen und dann den Polen gesagt, sie müssten deutsch werden. Und dann hat er Druck ausgeübt. Wer seinen Namen nicht ändern ließ, den hat er ins KZ nach Stutthof geschickt. Mit dem Resultat, dass Danzig deutscher wurde als Berlin, hahaha!" (Man beachte: Bereits VOR DEM KRIEG wurden Polen ins erst mit Kriegsbeginn gegründete und später zum KZ umfunktionierte Zivilgefangenenlager Stutthof gesteckt).

    - Mit der Geschichte war es aber noch nicht zu Ende: "Zuerst gehörte das hier pomerellischen Fürsten, dann den deutschen Ordensrittern und dann kamen Polen und die Mennoniten die Danzig aufbauten".

    Und so weiter und so fort. Das ging ohne Ende so weiter. Die Führung wurde vor einer gut 20-köpfigen deutschen Gruppe gehalten. Meiner Frau, der ich das übersetzte, stieß mich immer wieder mit dem Ellenbogen in die Seite und meinte "sag doch was, sag doch was!" Ich entgegnete ihr, das habe keinen Sinn, denn wer so etwas sagt, ist entweder strohdumm oder er betreibt bewusst Propaganda. In beiden Fällen ist Hopfen und Malz verloren.

    Es war eine ältere Danzigerin in der Gruppe, eine Dame, die im Krieg in Danzig geboren wurde. Ich fragte sie, was sie von der Führung hielte. Sie sah meine Skepsis und fragte "ja, stimmt da irgendwas nicht?"

    Ohne weitere Kommentare...

    Schöne Grüße aus dem herbststürmischen Werder
    Wolfgang

    P.S.: Ich WEISS, dass es auch sehr gute und geschichtlich nicht zu beanstandende Führungen gibt. Ich habe hier nur einen anachronistischen Ausreißer geschildert.
    -----
    Das ist die höchste aller Gaben: Geborgen sein und eine Heimat haben (Carl Lange)
    Zertifizierter Führer im Museum "Deutsches Konzentrationslager Stutthof" in Sztutowo (deutsch/englisch)
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  2. #2
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    Standard AW: Ein Anachronismus: Eine Stadtführung durch Danzig heute

    Ganz sicher hätte ich da so reagiert wie deine Frau, Wolfgang! Schweigen und sich ärgern ist nicht die Lösung.
    Touristen wissen nicht,ob Stadtführer strohdumm sind oder wieder Geschichtsfälschung betrieben wird wie zu kommunistischer Zeit.Ob ein Hinweis, dass in der Gruppe nicht nur ahnungslose Touristen mitlaufen, die Fremdenführerin oder den Fremdenführer beeinflusst hätte, glaube ich nicht, aber vielleicht beim nächsten Mal.
    Es ist doch eiganartig, dass solche Fälschungen in anderen Ländern nicht vorkommen.
    Schöne Grüße, Christa
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  3. #3
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    Standard AW: Ein Anachronismus: Eine Stadtführung durch Danzig heute

    Schade, daß Polen noch nicht gelernt hat, daß die Wahrheit doch immer wieder zum Vorschein kommt und wie steht man denn da, wenn man ertappt wird bei Geschichtsklitterung. Es ärgert mich immer noch sehr, wenn ich das lese, Sonntägliche Grüße von Ada
    Was ist Geld? Geld ist rund und rollt weg, aber Bildung bleibt. (H. Heine)

  4. #4
    Forum-Teilnehmer Avatar von joachimalfred
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    Standard AW: Ein Anachronismus: Eine Stadtführung durch Danzig heute

    Hallo, lieber Wolfgang,
    auch Du müsstest es doch am Besten Wissen, das die Polen mit ihrer
    Geschichtsschreibung schon immer auf dem Kriegsfuß standen.
    Würde ich mir heute noch ein Buch über die preußische, besonders aber
    danziger Geschichte kaufen, würde ich zuerst die Autoren überprüfen.
    Aber tröste Dich, auch ich bin schon voll drauf reingefallen.
    Bei einer privaten Führung auf der Marienburg, durch eine angebliche
    Studienrätin, erlebte ich mein blaues Wunder. Ich glaube ganz nebenbei
    hat auch irgendwann der Ritterorden an der Burg mit gearbeitet.
    Am Ende der Führung schaffte ich es nur noch zu fragen woher sie
    dieses Wissen her hat. Die Antwort gab ich mir selbst.
    Herzliche Grüße

    vom Heubuder joachimalfred aus Lübeck an der Ostsee

  5. #5
    Forumbetreiber Avatar von Wolfgang
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    Standard AW: Ein Anachronismus: Eine Stadtführung durch Danzig heute

    Schönen guten Abend,

    nur ganz kurz eine kleine Rückmeldung aus dem schwäbischen Kraichgau in dem ich mich momentan aufhalte: Zur Ehrenrettung der Danziger Stadtführer/innen möchte ich betonen, dass der beschriebene Fall ein absoluter Ausreißer ist. Ich kenne mehrere Stadtführer, die Besucher Danzigs hervorragend durch die Stadt führen. Da gibt es absolut nichts zu beanstanden. Einer von ihnen ist z.B. Aleksander Maslowski (früher hier im Forum unter dem Namen "Pomuchel" aktiv).

    Schöne Grüße
    Wolfgang
    -----
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  6. #6
    Forum-Teilnehmer Avatar von Peter von Groddeck
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    Standard AW: Ein Anachronismus: Eine Stadtführung durch Danzig heute

    Guten Morgen,
    auch ich kann einen hervorragenden Stadtführer empfehlen, lizensiert Nr. 768:
    Jakub Nowak
    Tel.: +48 503 369 502
    E-Mail: nowakjakub@wp.pl
    www.przewodnik.gdansk.pl
    Gruß Peter
    Tue recht und scheue niemand.

  7. #7
    Forum-Teilnehmer
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    Standard AW: Ein Anachronismus: Eine Stadtführung durch Danzig heute

    Christkind #2 Hallo und guten Abend. Gerhard Jeske meint, dass Fälschungen im weiten Europa vorkommen. ja sogar im Schulunterricht von Staats wegen gefördert werden. So hörte ich einen Bericht über die Hugenotten im Radio, und der Autor wies daraufhin, dass in dem bekanntesten Geschichtsbuch über Paris, der Mord an die Hugenotten nicht erwähnt ist. In Danzig, in der Schule wurde das Verhältnis Danzigs zum König von Polen weitgehend ignoriert, es verschwanden auch alle Gemälde, die den König zeigten. Der goldene Kerl auf der Rathaus Spitze wurde uns als als Ritter vom deutschen Orden verkauft. Schriftsteller , die in Danzig lebten, haben zu verschiedenen Anlässen den König in Gedichten verehrt. Davon hatte die Bremer Gesellschaft einige veröffentlicht. Davon erfuhren die literarisch interessierten, eigentlich, bis heute nichts.

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